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Alle Antennen auf Empfang

Der praktische Ratgeber für Eltern von hochsensiblen Kindern

von Mira Mondstein (Autor:in) Deva Wallow (Autor:in)
184 Seiten

Zusammenfassung

Zu laut, zu ungewohnt, zu viel: Hochsensible Kinder haben extrem feine Antennen für ihre Umgebung und erleben daher schnell eine Reiz-Überflutung. Das löst bei ihnen puren Stress aus – sie reagieren mit Angst, Wut oder Abschottung. Dieser Ratgeber hilft euch als Eltern dabei, mit den Herausforderungen souverän umzugehen: Was geht in meinem Kind vor? Wie helfe ich, Stress Situationen aufzulösen oder von vornherein zu vermeiden? Wie stärke ich mein Kind? Die hilfreichen Tipps und praktischen Ideen lassen sich direkt und unkompliziert im Alltag umsetzen.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Was ist Hochsensibilität?

Hochsensibilität ist ein Phänomen, das die Gesellschaft vor viele Fragen stellt. Fast wirkt sie wie eine Modekrankheit. Sie wird belächelt, gefeiert, beschimpft, nicht ernst genommen, und oft wird versucht, sie totzureden. Nur wenige Ärzte und Wissenschaftler setzen sich derzeit ernsthaft mit dem Phänomen Hochsensibilität auseinander.

In den letzten Jahren konnte man jedoch beobachten, dass die Hochsensibilität immer weniger suspekt wahrgenommen wird, was nicht zuletzt an den vielen wissenschaftlich fundierten Studien über das Phänomen liegt. Für Eltern hochsensibler Kinder ist das Durcheinander nicht gerade hilfreich. Schnell landet man bei der Suche im Internet in esoterischen Foren oder auf Seiten, die behaupten, Hochsensibilität existiere gar nicht und sei nur eine netter klingende Diagnose für verhaltensauffällige Kinder. Es erfordert daher viel Geduld, wirklich hilfreiche Informationen zu finden und vor allem ein starkes Selbstbewusstsein, denn nicht selten werden die Eltern als eine mögliche „Ursache für Hochsensibilität“ dargestellt.

Um euch die Hochsensibilität verständlich zu erklären und bewährte Tipps für den Alltag zu geben, schreiben wir dieses Buch. Wir möchten euch als Eltern stärken und euch die Angst davor nehmen, dass mit eurem Kind „etwas nicht stimmt“. Mit diesem Buch werdet ihr lernen, euer Kind zu verstehen und merken, dass ihr nicht alleine mit euren Fragen seid.

Wir schlüsseln typische Alltagssituationen auf und geben euch Einblicke, was im Kopf eures Kindes passiert. Und zum Schluss bekommt ihr Handwerkszeug an die Hand, mit dem ihr das Leben eures Kindes sowie euer eigenes wesentlich entstressen könnt.

Um nachvollziehen zu können, wie sich das Kind in vielen Situationen fühlt, versetzt euch einmal in folgende Lage:

Du stehst in deiner Stadt mitten auf dem Marktplatz. Um dich herum findet ein Wochenmarkt statt. Die Marktschreier bewerben lautstark ihre Produkte. Das könnten sie sich eigentlich sparen, da die Lebensmittel so intensiv duften, dass du das Gefühl hast, du würdest deine Nase abwechselnd in die verschiedensten Körbe tauchen.

Die Sorge einiger Standbesitzer, nicht genügend Geld einzunehmen, überträgt sich auf deine Gefühlswelt. Während dein Geruchssinn noch am Erdbeerstand hängenbleibt, rempelt dich versehentlich eine Frau mit ihrem Rollator an. Zu den Rufen der Marktschreier kommen nun auch noch die weinerlichen Entschuldigungen der alten Frau. Du spürst, dass sie sich an diesem Ort völlig überfordert fühlt, die Enge macht auch ihr zu schaffen. Ihre Angst, noch mehr Menschen über die Füße zu fahren, krabbelt langsam deinen Hals hinauf. Übrigens nimmt der blaue Fleck an deinem Oberschenkel, der vom Rollator stammt, einen gewaltigen Teil deiner Wahrnehmung ein. Du spürst, wie das Blut sich sammelt, es kribbelt und schmerzt an der Stelle.

So langsam spürst du, wie dir alle Eindrücke zu viel werden. Du beschließt, ohne deine Einkäufe erledigt zu haben, in deine Wohnung zu flüchten, um dem Lärm, den Gerüchen und den Emotionen der anderen Menschen zu entkommen.

Das Internet, eine Recherchequelle mit Schwachpunkten

Viele Eltern, die erstmals mit der Hochsensibilität ihres Kindes konfrontiert sind, beginnen ihre Suche zunächst im Internet. Dort wird man schnell fündig und trifft auf Foren, Facebook-Gruppen und Blogs. Es gibt darunter sehr empfehlenswerte Blogs, auf die wir im Anhang hinweisen. Das Schöne an Blogs ist, dass man dort Erfahrungsberichte anderer Eltern mit hochsensiblen Kindern findet. Diese vermitteln zum einen das angenehme Gefühl, nicht alleine zu sein mit den Problemen und Andersartigkeiten eines hochsensiblen Kindes, zum anderen bekommt man gerade durch Eltern, die ihre Erfahrungen teilen, wundervolle, praxiserprobte Tipps für den Alltag.

Was Foren und Facebook-Gruppen angeht, möchten wir euch jedoch gerne folgenden Ratschlag an die Hand geben, um eigene Verunsicherungen zu vermeiden:

Esoterikforen können einem helfen, indem sie plausibel klingende Erklärungen dafür geben, warum euer Kind hochsensibel ist. Oftmals trifft man dort auf Begriffe wie „Kristallkinder“.

Wir behaupten nicht, dass dies alles Quatsch ist. Aber wirklich helfen wird es euch im Umgang mit der Hochsensibilität eures Kindes nicht. Manche Aussagen und Erklärungen in den Foren können gegebenenfalls sogar schädlich sein – wir werden später noch etwas genauer darauf eingehen.

Facebook-Gruppen haben den Nachteil, dass sie selten von Experten moderiert werden. So manch eine Mutter wurde in solchen Gruppen regelrecht von anderen Müttern emotional zerpflückt, die eine Erziehungsmethode für nicht tragbar oder für eine Zumutung halten. Einerseits sind Tipps anderer Eltern hochsensibler Kinder oft sehr hilfreich, andererseits muss man sich selbst davor schützen, Beleidigungen zu nahe an sich heranzulassen.

Forschungsgebiet Hochsensibilität

Bis vor Kurzem war das Thema Hochsensibilität ein viel diskutiertes, aber wenig erforschtes Gebiet der Psychologie. Es gab sehr viele Menschen, die der Hochsensibilität die Existenz absprachen. Hinzu kam, dass die Hochsensibilität durch ihre Symptome oft mit Eigenschaften wie zum Beispiel der Hysterie gleichgestellt wurde. Es gab viele Diskussionen um die Fragen, was Hochsensibilität überhaupt ist und wie sie entsteht.

Inzwischen können wir auf viele Forschungsarbeiten zugreifen, die sowohl tatsächlich die physischen Merkmale der Hochsensibilität aufzeigen als auch die Streitereien um die Existenz minimieren.

Wir möchten euch jetzt nicht zu viel Theorie auftischen, deswegen haben wir hier erst einmal die wichtigsten Fakten zusammengestellt, kurz und knapp.

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Wozu hat die Natur Hochsensibilität „erfunden“?

Viele Eltern sowie hochsensible Menschen selbst fragen sich, wozu es überhaupt Hochsensibilität gibt. Dazu wird viel geforscht, und es gibt Vermutungen, die sich sehr plausibel anhören. Diese gehen davon aus, dass die Menschen ganz am Anfang der Evolution in Stämmen zusammenlebten. Um das Überleben der Mitglieder in solchen Gruppen zu sichern, haben die Menschen verschiedene Talente entwickelt, wie zum Beispiel besonders schnelle Beine, starke Arme, gute Augen zum Jagen und ein gutes Gehör, um nahende Gefahren frühzeitig wahrzunehmen.

Die Hochsensibilität diente der Sicherheit der Menschen. Hochsensible Menschen können beispielsweise erspüren, wenn Tiere in der Umgebung vor heftigen Wetterveränderungen oder Naturkatastrophen in Panik geraten.

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Was ist im Kopf eines hochsensiblen Menschen anders?

Wir haben eine wunderschöne, einleuchtende Erklärung gefunden, die es wirklich leicht verständlich macht, warum manche Menschen so unfassbar viele Reize ungefiltert aufnehmen. Es handelt sich dabei darum, dass eine sehr niedrige sensorische Wahrnehmungsschwelle vorliegt. Man kann sich das so vorstellen:

Wenn zwei Synapsen miteinander Reize austauschen, so muss ein Reiz eine wesentlich niedrigere Energie besitzen, um überzuspringen. Es reicht also schon eine kleine Stimulation, um Informationen an das Gehirn als „wichtigen Impuls“ weiterzuleiten, der nach Dringlichkeit beurteilt und eingeordnet werden muss. Das alles passiert gleichzeitig mit vielen verschiedenen anderen Reizen. Der Arbeitsspeicher im Kopf wird also extrem gefordert, er muss viel mehr Informationen verarbeiten, als er eigentlich kann. Und wenn der Arbeitsspeicher überlastet ist – das wissen wir alle aus langjähriger Erfahrung am Computer –, dann geht einfach nichts mehr.

Nun ist so ein menschliches Gehirn natürlich viel komplexer als ein Computer. Zudem hat jeder Mensch aber nur einen begrenzten Arbeitsspeicher. Wenn der überlastet wird, kommt es zu „Kurzschlusshandlungen“ wie Programmabstürzen oder schlichtweg zu einem „Herunterfahren“ des Systems.

Das erkennt man bei Kindern meist daran, dass sie plötzlich leicht apathisch wirken und mit starrem Blick regungslos stehen oder sitzen bleiben. Manche Erwachsene können mit diesem Verhalten absolut nicht umgehen und machen sich Sorgen um den Zustand des Kindes. Wir können euch beruhigen: Dies ist ein Verhalten, das für hochsensible Menschen sehr typisch ist.

Untersuchungen mit der Magnetresonanztherapie ergaben: Die Hirnareale, die für Aufmerksamkeit, Empathie und Selbstreflexion zuständig sind, weisen bei Hochsensiblen eine deutlich höhere Aktivität auf als bei Menschen, die nicht als hochsensibel gelten. Man kann dies auch wieder mit dem Arbeitsspeicher in Computern vergleichen. Aufgrund der gründlicheren Informationsverarbeitung erleben Hochsensible häufig Entscheidungsschwierigkeiten und brauchen länger, um Aufgaben zu lösen.

Ebenfalls zeigen die bisherigen Forschungen, dass sich die Zahl der extrovertierten sowie der introvertierten Hochsensiblen die Waage hält. Somit kann man nicht behaupten, alle Hochsensiblen wären sehr in sich gekehrt. Was man jedoch bei fast allen Hochsensiblen beobachtet, ist, dass sie sich häufiger als andere mental zurückziehen. Das dient ihnen dazu, sich den übermäßigen Reizen in der Umgebung zu entziehen beziehungsweise die aufgenommenen Informationen zu verarbeiten.

Arten von Hochsensibilität

Es gibt ganz unterschiedliche Ausprägungen von Hochsensibilität. Manche Kinder sind in einer Richtung extrem sensibel, manche in allen Richtungen ein bisschen.

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DIESE ARTEN VON HOCHSENSIBILITÄT WERDEN UNTERSCHIEDEN

Sensitive Hochsensibilität

Kognitive Hochsensibilität

Olfaktorische Hochsensibilität

Auditive Hochsensibilität

Emotionale Hochsensibilität

Die sensitive Hochsensibilität macht sich vor allem über die Haut bemerkbar. Kinder, die sensitiv hochsensibel sind, mögen viele Arten von Kleidung nicht, meiden Schmutz und Flüssigkeiten am Körper und mögen manchmal partout keine Creme auf ihrer Haut. Wir haben oft von Kindern gehört, die den Sand im Sandkasten absolut eklig finden oder auch keine Wachsmalstifte anfassen wollen.

Die kognitive Hochsensibilität ist durch ein enormes Auffassungsvermögen sowie einen sehr ausgeprägten Sinn für Logik gekennzeichnet. Die Kinder mit dieser Hochsensibilität erkennen blitzschnell Zusammenhänge. Man sagt ihnen nach, dass sie auch gut im Erkennen von Wahrheit und Unwahrheit sind und Situationen aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten können.

Die olfaktorische Hochsensibilität macht sich über den Riechnerv und den Geschmackssinn bemerkbar. Kinder mit dieser Hochsensibilität sind extrem wählerisch, was das Essen betrifft. Zudem sind sie extrem empfindlich gegenüber Gerüchen. Gerüche und Geschmackserlebnisse können sie sogar kognitiv außer Gefecht setzen.

Die auditive Hochsensibilität betrifft den Hörnerv. Kinder mit dieser Form der Hochsensibilität können kleinste Nuancen von Tönen unterscheiden und lassen sich von Musik und Umgebungslärm total vereinnahmen. Oft können sie Lieder auf einem Instrument nachspielen, wenn sie diese nur ein paar Mal gehört haben und erinnern sich an Melodien, die sie vor sehr langer Zeit nur ein Mal aufgeschnappt haben.

Die emotional hochsensiblen Kinder spüren jegliche Emotionen um sich herum. Dabei ist es übrigens egal, ob von Mensch oder Tier. Sogar Musik kann sie gefühlsmäßig völlig aus der Bahn werfen.

Wenn sie einen Raum betreten, wissen sie sofort, wie die Stimmung ist. Sie spüren die inneren Regungen anderer Menschen sogar dann, wenn sie diesen nicht ins Gesicht schauen. Das kann ganz klar als Vorteil gewertet werden, macht aber den meisten Kindern extrem zu schaffen, da sie sich nicht von den Emotionen der anderen Menschen abgrenzen können und deren Gefühlen „ausgeliefert“ sind.

Introvertierte und extrovertierte Kinder

Wenn wir auf den verschiedenen Webseiten und in Ratgebern über hochsensible Kinder stöbern, fällt uns auf, dass viele Eltern sehr überrascht sind, dass auch ihre extrovertierten Kinder zu den hochsensiblen Kindern gehören könnten. Die meisten Menschen glauben, dass hochsensible Kinder in sich zurückgezogen sind und einfach schneller weinen als andere Kinder. Man muss jedoch zwei Typen von hochsensiblen Kindern unterscheiden: intro- und extrovertierte.

Introvertierte hochsensible Kinder

Introvertierte hochsensible Kinder sind der Typ Kind, der viel mit sich selbst ausmacht, in sich gekehrt wirkt und dazu neigt, alles in sich hineinzufressen. Da diese Kinder so still sind, fallen sie in der Masse von Kindern selten auf. Sie stehen ungerne im Mittelpunkt und möchten nicht rund um die Uhr aktiv beschäftigt werden. Manche sind richtige Eigenbrötler. Oft bemühen sich Lehrer/Erzieher vergebens darum, diese Kinder zu mehr Aktivität zu animieren.

Regeln sind unumstößlich – Eine Erzieherin erzählt

„Seit einem Monat ist ein neues Kind bei uns in der Gruppe. Der Junge ist normalerweise sehr zurückhaltend und redet kaum. Doch es gibt Situationen, da wird er geradezu aufbrausend, sogar richtig laut, nämlich dann, wenn ein anderes Kind eine der im Kindergarten geltenden Regeln bricht. Auch vor uns Erzieherinnen macht er keine Ausnahme, wir müssen uns ständig belehren lassen, wenn wir beispielsweise in der Bastelstunde in einem vermeintlich unbeobachteten Moment mal schnell einen Schluck Kaffee trinken.

Die kleinen „Schulhofpolizisten“: Viele introvertierte hochsensible Kinder sind penible Verfechter von Strukturen und Regeln. Dieses Verhalten führt nicht selten zu Hänseleien und Verwirrung zwischen dem hochsensiblen Kind und seinem Umfeld.

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Regeln geben allen Kindern Halt, egal ob hochsensibel oder nicht, aber insbesondere hochsensible Kinder reagieren sehr schnell, wenn jemand diese Sicherheit zerschlägt.

Kennt ihr auch Situationen, in denen das Kind euch mit scheinbar sinnlosen, eher nervenden Fragen überhäuft? Diese können so lauten:

„Kommt der Ketchup immer auf die linke Seite vom Teller?“

oder:

„Muss man erst die Gummistiefel ausziehen oder erst die Jacke?“

Diese Fragen sind ein Zeichen dafür, dass euer Kind sich gerade darum sorgt, etwas falsch zu machen. Es will nicht selber aus Versehen gegen Regeln verstoßen, wo diese doch so wichtig für das Kind selbst sind. Diese Kinder sind mitnichten Besserwisser! Sie haben lediglich wahrhaft Angst davor, dass Chaos ausbricht und sie die Übersicht verlieren.

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Anstatt laut und energetisch auszuflippen, fressen diese Kinder ihre Sorgen und Gedanken in sich hinein. Sie verarbeiten eine Reizüberflutung nicht, indem sie Energie abgeben. Durch dieses Anstauen von negativer Energie im Körper zeigen hochsensible introvertierte Kinder öfter passive Ausbrüche, die sich anders zeigen, zum Beispiel durch Allergien, Hautirritationen, Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder Bauchschmerzen.

Extrovertierte hochsensible Kinder

Die extrovertierten hochsensiblen Kinder laufen gut und gerne Gefahr, als ADS-Kinder abgestempelt zu werden (Kapitel „Hochsensibilität und ADS/ADHS“). Sie sind meist nicht zu übersehen und oft laut. Sie stehen gerne im Mittelpunkt und sind sehr mitteilungsbedürftig. Auffällig ist zudem, dass ihre Stimmungen sehr schwanken. Sind sie in der einen Sekunde gerade entspannt und gut gelaunt, so können sie eine Sekunde später geradezu vor Wut explodieren. Oft passiert dies auch sehr unvorhergesehen.

Viele Eltern erzählen uns von Gefühlsausbrüchen, die ihren Kindern viel Energie rauben. Man sagt ihnen nach, dass sie extrem gut schauspielern können und sehr gerne die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Das ist ihre Art, die Reize, die sie aufsaugen, zu verarbeiten. Sie sind sehr aktiv und spiegeln ihren Mitmenschen, was diese gerade bewegt.

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EXTROVERTIERTE HOCHSENSIBLE KINDER

Extrovertierte hochsensible Kinder sind oft sehr mitteilungsbedürftig. Sie lassen die Emotionen aus sich heraussprudeln und verarbeiten Erlebnisse aktiv durch Äußerungen und körperliche Tätigkeiten. Sie wirken dadurch oft unberechenbar und impulsiv.

Das Phänomen „Klassenclown“

„Klassenclowns“ überspielen ständig ihr Inneres. Meist sind es eben gerade feinfühlige Kinder, die sich nicht erlauben, ihre Gefühle ehrlich nach außen zu zeigen, um sich vor möglichen Verletzungen zu schützen. Hier beißt sich die Katze in den Schwanz, denn gerade das Überspielen wirkt so albern, dass gerade das wieder den Klassenkameraden den besten Aufhänger dafür bietet, das Kind zu hänseln.

Es hat sich bewährt, einmal bei sich selber zu überprüfen: Kann es sein, dass wir Eltern – die wichtigsten Vorbilder unserer Kinder – selbst zu Hause ungern unsere Gefühle zeigen?

Eine weitere Strategie, um dem Kind die Last des Klassenclowns zu nehmen, ist, mit ihm zu üben, die eigenen Emotionen richtig zuzuordnen. Wir haben gemerkt, dass viele hochsensible Kinder zwar immer erklären können, wie sich ein Gefühl anfühlt, aber die Zuordnung, um welches Gefühl es sich handelt, fällt vielen von ihnen schwer.

Die Bedeutung von hochsensiblen Kindern für die Familie

Lernt, die Hochsensibilität als Chance für eure Familie zu sehen. Denn Familien mit hochsensiblen Kindern sind „aufgefordert“, viel Verständnis füreinander sowie für die „eigene Andersartigkeit“ zu entwickeln.

In den ersten Lebensjahren ist es vermutlich sehr schwer, die Andersartigkeit seines hochsensiblen Kindes zu erkennen, wenn man nicht schon vorab mit dem Thema in Kontakt kam.

Zu Beginn wird man als Mutter oder Vater wahrscheinlich immer wieder hilflos den unerwarteten und erschreckenden Reaktionen seines Kindes gegenüberstehen. Insbesondere, wenn man dieses Verhalten von den Geschwisterkindern her nicht kennt.

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Hochsensible Kinder könnte man im Vergleich zu anderen Kindern als besonders nachdrückliche, „den Finger in die Wunde legende“ Lehrer bezeichnen.

Dies bedeutet nicht, dass Eltern von hochsensiblen Kindern dies besonders nötig hätten oder es besonders stark wollen.

Der „alleingeborene Zwilling“ und Hochsensibilität

Eine weitere Theorie möchten wir euch nicht vorenthalten: Den Gedanken des „alleingeborenen Zwillings“. Da das Thema des „alleingeborenen bzw. verlorenen Zwillings“ noch nicht so lange erforscht wird, gibt es auch noch nicht sehr viel Literatur und aussagekräftige Forschungsergebnisse dazu.

In meiner Praxis habe ich vor allem mit alleingeborenen Zwillingen zu tun, die fast ausschließlich auf die eine oder andere Art hochsensibel sind. Daher ist mir der mögliche Zusammenhang schon früh aufgefallen.

Doch zu Beginn möchte ich beschreiben, was es mit dem Trauma des alleingeborenen bzw. verlorenen Zwillings auf sich hat.

Als alleingeborenen Zwilling bezeichnet man ein Baby, das im Mutterleib nicht allein war, sondern eine Schwester/einen Bruder oder auch mehrere Geschwister hatte, die meistens in den ersten Schwangerschaftswochen gingen.

Häufig weiß und erfährt die Mutter nichts davon, da der tote Fötus in der Regel noch im Stadium eines mehr oder weniger großen Zellhaufens über eine Zwischenblutung ausgeschwemmt wird oder mit der Plazenta verwächst.

Früher sagte man den betroffenen Müttern nichts davon, wenn dies im Ultraschall sichtbar wurde oder sich der tote Fötus mit dem Mutterkuchen verwuchs. Man wollte sie vor dem Schmerz schützen. Mittlerweile hat sich das Bewusstsein weiterentwickelt. Selbst wenn es für die betroffene Mutter vielleicht nicht so bedeutend ist, ist es für den alleingeborenen Zwilling wichtig zu wissen.

In manchen Fällen bestehen z. B. Alleingeborene später darauf, dass immer ein Gedeck für das tote Geschwisterchen auf dem Essenstisch steht. Einer der bekanntesten alleingeborenen Zwillinge ist übrigens Elvis Presley, der für seinen bei der Geburt gestorbenen Zwilling eine Hälfte seines „Schlosses“ Graceland genauso einrichten ließ wie seine eigene Hälfte.

Durch die Erfahrung der großen Nähe bzw. bedingungslosen Liebe mit ihrem Zwilling im Mutterleib und deren späteren Verlust entwickeln diese Kinder häufig eine sehr stark ausgeprägte Wahrnehmung der Gefühle ihnen nahestehender Menschen sowie eine sehr große Empathie und einen stark ausgeprägten Gerechtigkeitssinn.

Aus großen Schuldgefühlen heraus entsteht ein Zwang, „ja nichts mehr falsch zu machen bzw. besser aufzupassen“, damit sich so etwas wie der Verlust eines geliebten Menschen nie mehr wiederholt. Dieser Wunsch ist möglicherweise für die extreme Aufnahme von Reizen und Informationen verantwortlich.

Überzeugungen wie „Ich bin nicht liebenswert oder nicht okay“ (da ich für den Tod meines Zwillings verantwortlich bin) werden nicht hinterfragt. Sie sind eine Art feststehendes Wissen über die „Welt“. So wie die meisten der ersten Erfahrungen zu Überzeugungen werden. In der Regel wirken diese unbewusst.

Auch wenn sie dann durch den liebevollen Umgang ihrer Eltern neue Erfahrungen machen, die ihnen den Gedanken nahelegen, dass sie liebenswert sind, werden diese bei jeder abweichenden Erfahrung, die fast immer auf Missverständnissen beruht, wieder zurückgewiesen. Zum Beispiel wenn Mutter oder Vater mal nicht direkt kommen können, wenn sie schreien.

Wir vermuten, dass die Erfahrung des Verlustes eines Zwillings eine von vielen möglichen „Ursachen“ für Hochsensibilität ist. Neben der Ursache traumatischer Erfahrungen gibt es aber auch die Überzeugung, dass Hochsensibilität vererbbar ist.

Mehr zum Thema des verlorenen Zwillings findet ihr auf unserer Webseite http://hochsensibleskind.org.

Hochsensibilität und Hochbegabung

Hochsensibel, hochbegabt, die zwei Worte sind sich sehr ähnlich. In der Tat findet man unter den hochbegabten Kindern sehr viele Hochsensible. Welche Herausforderungen bringt diese Mischung der Eigenschaften mit sich?

Wenn man sich die Vorgänge im Kopf von hochsensiblen Menschen anschaut, so findet man dort ein extrem schnell arbeitendes Gehirn, welches geübt darin ist, Wahrgenommenes effektiv zu verarbeiten. Die Verknüpfungen zwischen bisher aufgebauten Erfahrungen und dem aktuell Erfassten werden sehr schnell abgerufen und umgesetzt.

Genau das ist der Weg vom sogenannten „Querdenken“, welches das Nutzen von Erfahrungen für Problemlösungen erfordert. Die meisten Menschen trainieren diese Fähigkeiten durch logisches und analytisches Denken. Hochsensible Menschen haben diese Fähigkeiten bereits durch ihre tägliche Reizverarbeitung trainiert. Die Folge: Die bereits vorhandenen Kanäle im Kopf von Hochsensiblen erlauben eine tiefgründige Auseinandersetzung mit Problemstellungen, was oft als analytische Hochbegabung bezeichnet wird.

Auch im musischen Bereich finden wir viele Hochsensible, die gleichzeitig hochbegabt sind. Das überrascht nicht, wenn man die Fähigkeiten auditiver Hochsensibler betrachtet. Diese können die kleinsten Nuancen von Tönen unterscheiden und Melodien erfühlen, statt stur vom Blatt zu spielen.

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Wir sehen generell keinen großen Unterschied zwischen Hochintelligenz und Hochbegabung. Wir möchten aber anmerken, dass viele Intelligenztests genau die Fähigkeiten testen, die hochsensible Menschen bereits durch ihre Hochsensibilität außerordentlich trainieren. Emotionale Intelligenz ist natürlich leichter zu finden, wenn ein Mensch die Gefühle von Mitmenschen sofort „auf der Antenne hat“, sobald er ihnen begegnet. Und auch analytische Tests fallen dadurch besser aus, da diese Verknüpfungen im Gehirn besser trainiert sind.

Ein Gespür für Übernatürliches

Viele Eltern landen nach wenigen Klicks im Internet auf Seiten, auf denen Begriffe wie „Kristallkind“, „Indigokind“ oder Ähnliches fallen. Da wir bestätigen können, dass viele hochsensible Kinder über außergewöhnliche Fähigkeiten verfügen, möchten wir euch hier nun bei diesen Themen an die Hand nehmen. Und das ganz ohne Räucherstäbchen und Kristallkugeln.

Mein Kind sieht Wesen, die es nicht gibt

Viele hochsensible Kinder sind sehr empfänglich für Übernatürliches. Und wir Erwachsenen sind schnell irritiert oder sogar erschrocken, wenn Kinder plötzlich beispielsweise Wesen sehen, die nicht wirklich da sind. Oder die es zumindest für uns Erwachsene nicht gibt. Der Frage, ob solche Wesen nun existieren oder nicht, werden wir nicht nachgehen (können).

Wir empfehlen aber, das Kind ernst zu nehmen und einfach „mitzuspielen“. Denn durch das Infragestellen dieser Dinge, die ein Kind sieht, fühlt sich das Kind automatisch selbst infrage gestellt.

Übrigens haben uns viele Eltern erzählt, dass auch Kinderärzte nicht besorgt reagieren, wenn ein Kind etwas wahrnimmt, was wir nicht erkennen. Gerade hochsensible Kinder haben ein riesiges Potenzial an Kreativität und dadurch eine ausgeprägte Fantasie.

Die Bezeichnung Kristallkinder

In vielen Esoterikforen kann man plausibel klingende Erklärungen dafür finden, warum ein Kind hochsensibel ist. Oftmals trifft man dort auf Begriffe wie „Kristallkinder“.

Wie schon weiter vorne beschrieben: Wir behaupten nicht, dass diese Informationen nicht interessant sein können. Aber wirklich helfen wird es euch im Umgang mit der Hochsensibilität eures Kindes nicht. Diese Aussagen können gegebenenfalls sogar schädlich sein, wenn ihr etwa glaubt, dass euer Kind eine „besondere“ Aufgabe in der Welt zu erfüllen hat.

Warum halten wir das für schädlich? Dieser Gedanke kann dazu führen, dass ihr euer Kind unbeabsichtigt auf einen „Thron setzt“, was für das Kind auch bedeutet, eine diffuse Verantwortung übertragen zu bekommen, der es nicht gewachsen ist.

Da hochsensible Kinder meistens sehr empathisch sind und ein großes und offenes Herz haben, extrem gut darin sind, sich zurückzunehmen und zu fühlen, was die Menschen in ihrer Umgebung fühlen, werden sie schnell mit einem engelhaften Wesen gleichgesetzt. Vielleicht auch deshalb, weil dieses Verhalten in unserer immer mehr von Konkurrenz, Egoismus und Rücksichtslosigkeit geprägten Zeit sehr außergewöhnlich erscheint.

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Typische körperliche Auffälligkeiten

Inzwischen gibt es dankenswerterweise einige Blogs, die vom Leben mit hochsensiblen Kindern berichten. Wir erstellen dazu eine Linksammlung für euch auf unserer Homepage, die wir immer wieder ergänzen. In diesen Blogs sowie in den Berichten der Eltern, die wir befragten, werden immer wieder körperliche Probleme thematisiert. Dabei tauchen ganz bestimmte Symptome besonders häufig auf.

Verspannungen

Hochsensible Kinder sind den ganzen Tag Reizen ausgesetzt, die sie nicht schnell genug verarbeiten können, was zu einem „mentalen Stau“ führt. Es sammelt sich die Energie der nicht aufgelösten Reize in den Nervenbahnen und belastet das Kind weiter. Verspannungen treten oft bei hochsensiblen Kindern auf, die in einer sehr lauten Schulklasse oder Kindergartengruppe sind. Oder beispielsweise, wenn an einem Tag sehr viele emotionale Reize auf das Kind einprasseln. Verspannungen machen sich meist durch Nackenschmerzen bemerkbar. Auch eine geduckte Haltung findet man bei vielen hochsensiblen Kindern. Diese ist in den meisten Fällen eine Folge von einer stark zusammengezogenen Haltungsmuskulatur.

Auch Kopfschmerzen sollten in diesem Zusammenhang erwähnt werden, da diese häufig eine Verspannung im Rücken oder im Nacken als Ursache haben.

Unruhe

Die immense Aufnahme von Informationen führt zu einem großen Datenverkehr im Gehirn. Diese Daten wollen alle nach und nach verarbeitet werden, was sich jedoch als schwierig erweist, weil ja bereits in dem Moment, in dem eigentlich die Datenverarbeitung beginnen sollte, wieder neue Daten im Kopf des Kindes ankommen. Diese vielen unverarbeiteten Daten kreisen im Kopf umher und sorgen so für extreme Aktivität im Hirn. Diese wiederum spiegelt sich in der körperlichen Unruhe.

Nach der Geburtstagsparty – Aus dem Familienalltag

Lea hat den Samstag auf einer sehr durchgeplanten Geburtstagsfeier ihrer besten Freundin verbracht. Es waren viele Kinder anwesend. Auch einige andere Eltern waren den Tag über bei den Kindern geblieben und waren durchgehend am Diskutieren über die letzten Geschehnisse im Kindergarten.

Abends im Bett kann Lea einfach nicht abschalten. Sie ist unruhig, zappelig und springt noch vier Mal wieder aus dem Bett, weil sie uns noch etwas Wichtiges erzählen muss.

Als Lea endlich schläft, geht das Wälzen weiter. Sie strampelt sich die Decke weg, redet im Schlaf, knirscht mit den Zähnen. Am nächsten Tag ist sie schlecht gelaunt, zieht sich viel in sich zurück und schläft den halben Nachmittag.

Eltern von Lea, 5 Jahre alt

Sensible Haut

Die sensible Haut der Kinder ist nicht nur anfällig für Reizungen. Die Haut ist genau wie zum Beispiel die Augen und die Ohren ein Sinnesorgan, das ständig Informationen aufnimmt. Bei hochsensiblen Kindern ist die Haut dadurch oft sehr temperaturempfindlich sowie wesentlich schneller im sogenannten „Alarmmodus“, wenn sie mit Stoffen, Cremes oder anderem in Berührung kommt.

Das Etikett – Aus dem Familienalltag

Jonas ist vier Jahre alt und hat im Kindergarten bei seinem Freund Tobias gesehen, dass es einen total tollen Dino-Pullover gibt. Den möchte er nun unbedingt auch haben. Da er in wenigen Tagen Geburtstag hat, haben wir den gewünschten Pullover organisiert und lassen Jonas sogar den Pullover an seinem Ehrentag im Kindergarten tragen.

Zunächst beginnt der Tag sehr schön. Jonas wird im Kindergarten gefeiert und ist sehr ausgelassen. Beim Abholen zuckt Jonas allerdings so seltsam: Er reißt alle paar Minuten seine rechte Schulter nach hinten und zieht dabei seinen Kiefer seltsam nach links. Diese skurrile Bewegung wird etwas später von Flüchen und Wutanfällen begleitet.

Zum Kaffee, als die Verwandtschaft am Tisch sitzt, flippt Jonas so aus, dass er seinen Kakao durch seine seltsamen Bewegungen umschüttet. Anschließend sitzt er heulend unter dem Tisch. Er sagt, dass ihn andauernd etwas im Nacken kneifen würde. Als ich unter den Pullover sehe, ist seine Haut ganz rot und wund. Offensichtlich hat das Etikett für das Unbehagen des Tages gesorgt.

Solche Probleme mit Etiketten habe ich bei Jonas schon ein paar Mal erlebt. In Zukunft entferne ich einfach alle Etiketten aus seiner Kleidung.

Mutter von Jonas, 4 Jahre alt

Ernährung

Viele Eltern von hochsensiblen Kindern können ganze Romane über das Essverhalten ihres Kindes schreiben. Eine Mutter erzählte von ihrem Sohn, der nur Marmeladenbrote aß, da er sämtliche andere Nahrungsmittel nicht vertrug. So schlimm ist es zum Glück meistens nicht, aber wenn das Kind bei einigen Nahrungsmitteln von Schmerzen im Mund oder einem Gefühl des „Umhauens“ spricht, sollte man dies unbedingt ernst nehmen.

Oft können die Kinder keine Zitrusfrüchte ertragen, da diese zu viel Säure enthalten. Oder Radieschen werden zum Beispiel als Geschmacksexplosion empfunden.

Auffällige Art der Bewegung

Läuft euer Kind oft in einer seltsam geduckten Haltung? Vor allem in Bereichen, in denen sich sehr viele Menschen befinden? Dann kann es sein, dass es sich vor den vielen Emotionen um sich herum duckt und diesen auszuweichen versucht.

Sollte das der Fall sein, achtet bitte drauf, dass sich diese Haltung nicht manifestiert und zur Standardhaltung wird, denn das würde unweigerlich zu Haltungsschäden führen. Wir führen im Kapitel „Ressourcen für hochsensible Kinder“ Möglichkeiten auf, wie euer Kind sich selbst im Alltag davor schützen kann, von äußeren Reizen überwältigt zu werden.

Das Baby- und Kleinkindalter

Wir haben sehr viele, also wirklich wahnsinnig viele Eltern kennengelernt, die ein hochsensibles Baby haben. Und generell kann man sagen: Ein Baby, das ohne ersichtlichen Grund (Hunger, nasse Windel, Bauchschmerzen) viele Stunden am Tag schreit, scheint einem besonders unangenehmen Reiz ausgeliefert zu sein, den es zu finden gilt.

Hilfe, ich habe ein Schreibaby!

Vielleicht habt ihr zu diesem Buch gegriffen, weil euer Baby sehr viel weint und jemand es euch empfohlen hat. Dann möchten wir euch zunächst einmal unsere Hochachtung mitteilen, denn ein Schreibaby ist eine Herausforderung, die gerne vom Umfeld übersehen wird.

UNSERE TIPPS FÜR SCHREIBABYS

Lasst unbedingt von eurem Kinderarzt abklären, ob vielleicht doch eine organische Erkrankung vorliegt, die man nicht auf den ersten Blick sieht.

Auch ein Besuch bei einem Osteopathen kann das Baby häufig von einer Störung im Körper befreien, die es sehr beschäftigt.

Ihr könnt die nachfolgenden Tipps schon einmal direkt anfangen umzusetzen.

Leider kann euer Baby euch nicht einfach sagen, was es gerade stört. So bleibt es an uns Eltern, dies durch ein Ausschlussverfahren herauszufinden:

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MÖGLICHE REIZE, DIE EUER BABY STRESSEN

Sensitive Reize – Fühlen:

Kratzige Stoffe an Kleidungsstücken

Socken (gegebenenfalls weglassen)

Schuhe (braucht ein Baby nicht)

Hosenbund nervt

Bund am Ärmel nervt

Windelmaterial zu hart

Olfaktorische Reize – Der Geruchssinn:

Duft einer Blume im Zimmer

Euer Parfum/Deo/Hautcreme

Der Duft der Babycreme

Duftkerzen/Duftlampen

Haarspray

Rasierwasser

Babypuder mit Duftstoffen

Duft von Waschmitteln/Waschpulver/Weichspüler

Visuelle Reize – Der Sehsinn:

Ist der Fernseher an?

Lichterketten im Raum oder am Fenster (Reklame vor dem Fenster?)

Zu grelles Licht im Zimmer/zu helle Lampe

Blinkendes Spielzeug

Das LED-Licht vom Handy

Zu viele Gegenstände in unmittelbarer Nähe des Babys

Zu viel Spielzeug

Zu viele Kuscheltiere

Grelle oder zu viele Farben (zum Beispiel die Bettwäsche im Babybett)

Zu viel Bewegung im Raum (zum Beispiel Mobiles)

Auditive Reize – Der Hörnerv:

Radio/Fernseher/Musik

Viel befahrene Straße vor der Tür

Wird in der Wohnung/im Haus viel telefoniert?

Klimpern von Windspielen

Unangenehme Frequenzen von technischen Geräten (Geschirrspüler beim Waschgang, Kühlschrankkühlung)

Emotionale Reize:

Streit

Ängste, Sorgen

Aufregung (etwa vor Feiern, Prüfungen)

Heftige Freude

Zu viele Menschen um das Baby herum (Tuch über dem Verdeck des Kinderwagens kann helfen)

Fernseher (das Baby kann nicht unterscheiden, warum die menschlichen Stimmen in so vielen Stimmungen schwingen)

Stress, den die Eltern aus verschiedensten Gründen haben können

Gerade in einem Alter, in dem Kinder noch nicht in der Lage sind, störende Faktoren sprachlich mitzuteilen, kann uns Eltern die Überforderung des Babys durch bestimmte Reize viele Nerven kosten. Babys haben nun einmal nur eine Möglichkeit, Unbehagen mitzuteilen: durch Schreien.

Sicher habt ihr auch schon öfter einmal ein schreiendes Baby im Arm gehalten und euch gefragt, was ihm fehlt oder was es stört. Bei hochsensiblen Babys kommen noch mehr Umgebungsfaktoren hinzu, die überprüft werden sollten. Da diese Babys sehr feinfühlig sind, können kleinste Nuancen von Reizen reichen, um die Stimmung zu kippen. Ein Beispiel dafür haben wir hier:

Horror Badewanne – Aus dem Familienalltag

Als meine Tochter Viktoria geboren wurde, malte ich mir das erste Bad bei uns zu Hause sehr romantisch aus: Die Maus würde tiefenentspannt in meinem Arm durchs angenehm temperierte Wasser gleiten, mich anlächeln und anschließend auf dem Bett mit mir gemütlich kuscheln.

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783869106601
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2018 (September)
Schlagworte
hochsensibel Eltern-Ratgeber Erziehung Selbsthilfe

Autoren

  • Mira Mondstein (Autor:in)

  • Deva Wallow (Autor:in)

Mira Mondstein ist mit ihrem gleichnamigen Blog zum heimlichen Star für Eltern von hochsensiblen Kindern geworden. Deva Wallow ist Familien- und Paartherapeut und weiß aufgrund seiner Beratungserfahrung mit sensiblen Kindern und Eltern, welche Erziehungstipps im Alltag besonders gut funktionieren. Zusammen gründeten sie 2015 das familymag.net – hier bloggen sie zu Themen, die Familien bewegen. Als Veranstalter der Bloggerkonferenz #westfam sorgen sie dafür, dass sich Blogger rund um die Themen Familien und Erziehung besser vernetzen.
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Titel: Alle Antennen auf Empfang