Zusammenfassung
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
VORWORT
Ich freue mich, dass du dich für mein Buch entschieden hast! Anhand einer Schritt-für-Schritt-Anleitung möchte ich dir die Porträtfotografie näherbringen. Ich zeige dir, wie du ausdrucksstarke Porträts direkt praktisch umsetzen kannst.
Wir fangen mit einfachen klassischen Porträts an und steigern im Verlauf des Buches die Schwierigkeitsstufe. Du bekommst von mir zu jedem Bild die richtigen Licht- und Kameraeinstellungen mit auf den Weg. Du kannst die Fotos nachfotografieren, die dir gefallen. Dabei spielt es keine Rolle, ob du zu Beginn noch mit dem Automatikmodus deiner Kamera fotografierst und erst später mit den manuellen Einstellungen startest.
Zudem lernst du etwas darüber, wie du geeignete Models findest und wie du sie vor der Kamera posieren lässt, damit die Persönlichkeit im Porträt gut zur Geltung kommt.
Ich verrate dir wertvolle Tipps und Tricks für die Praxis. In diesem Buch findest du echte praktische Beispiele aus verschiedenen Bereichen der Porträtfotografie wie z. B. Baby-, Hochzeit-, Familien- oder Modelfotos. Mein Ratgeber „Der Start in die Porträtfotografie“ eignet sich für Hobbyfotografen, Blogger und Fotografie-Liebhaber.
Über mich
Mein Name ist Dirk Schiff, ich komme aus München. Erst spät, im Rahmen meines Journalistikstudiums, bin ich zum Fotografieren gekommen. Ich war direkt begeistert und brenne nach wie vor regelrecht fürs Fotografieren. Ich arbeite nicht nur als Fotograf, sondern auch als Internet-Experte und Buchautor.
Neben meiner Leidenschaft für die Kamera schwärme ich für den Film und das Theater. Ich habe mich auf die Fotografie von Menschen spezialisiert. Dabei spielt es für mich persönlich keine Rolle, ob ich einen Theaterstar oder den Jungen aus der Nachbarschaft ablichte. Hingabe und der feste Wille, das „perfekte Foto“ zu schießen, treiben mich tagtäglich an.
Wenn du Fragen zu den Bildern hast, kannst du mich jederzeit unter info@portraitiert.de kontaktieren.
Viel Spaß beim Fotografieren und Kreativsein wünscht dir
Dein
Dirk Schiff
AUSRÜSTUNG
Bei dem riesigen Angebot an Kameras und Zubehör fällt es nicht leicht, den Überblick zu behalten. Hier verrate ich dir, was du wirklich für die Porträtfotografie brauchst: Ein Profi-Equipment muss es nicht gleich sein, aber auf bestimmte Dinge wie ein gutes Objektiv oder eine Softbox kannst du nicht verzichten.
Die Kamera
Du brauchst nicht sofort die teuerste Kamera, aber in jedem Fall eine gute Kamera. Als ich mit der Fotografie begonnen habe, kaufte ich mir eine Canon EOS 100D mit dem Zoomobjektiv 18–55 mm und 18 Megapixel zum Preis von 299 Euro, dazu ein gebrauchtes Porträtobjektiv mit einer Festbrennweite von 85 mm für 89 Euro. Damit konnte ich bereits gute Ergebnisse erzielen und Auftragsarbeiten erledigen. Danach habe ich einige Kameramarken durchprobiert. Heute fotografiere ich mit der Sony Alpha 7R und der Sony Alpha 7II.
Du musst am Anfang also erst einmal nicht mehr als 300 Euro ausgeben. Es ist es schwierig, bei dem riesigen Angebot die Entscheidung zu treffen, mit welcher Kamera du dauerhaft arbeiten möchtest, denn eigentlich bieten die heutigen Modelle mehr oder weniger die gleichen Features. Daher achte bei der Wahl vor allem auch darauf, ob du mit der Bedienung der Kamera gut zurechtkommst.
Kameras wie die EOS-Modelle von Canon oder die Sony Alpha-Reihe eignen sich sehr gut für den Einstieg in die Porträtfotografie. Du kannst viele meiner Porträts mit dem Standardobjektiv einer Einsteigerkamera nachfotografieren. Auch für die Einsteigermodelle findest du zusätzliche Objektive mit Festbrennweite für wenig Geld.
Die meisten Fotografen arbeiten mit den Marken Canon, Sony, Nikon und Olympus. Wenn dir die Kaufentscheidung nicht leichtfällt, dann leih dir bei einem Kameraverleih verschiedene Kameras über einen gewissen Zeitraum aus, um verschiedene Modelle auszuprobieren.
Objektive
Wenn du mit einem Einsteigermodell startest und genau weißt, dass du hauptsächlich Porträts fotografieren möchtest, lege dir ein Objektiv mit einer Festbrennweite zu.
Du findest bei Anbietern wie calumetphoto.de, foto-video-sauter.de, foto-erhardt.de, foto-mundus.de, photospecialist.de oder auch amazon.de z. B. für die Sony-Kameras ein Porträtobjektiv mit 50 mm Brennweite schon ab 250 Euro. Gebrauchte Objektive sind sogar etwas günstiger über rebuy.de zu finden. Dort gibt es auch sehr gut erhaltene gebrauchte Kameras.
Festbrennweiten
Der Vorteil von Porträtobjektiven mit einer festen Brennweite liegt darin, dass du mit einer großen Blendenöffnung von f/1.4 arbeiten kannst. Das erleichtert das Fotografieren bei schwachen Lichtverhältnissen und sorgt für ein wunderschönes Bokeh, den Unschär-febereich im Hintergrund. Mit der offenen Blende lassen sich tolle Fotos zaubern: Du stellst damit relativ leicht das Gesicht des Models im Vordergrund scharf und den Hintergrund unscharf. Näheres dazu erfährst du im Abschnitt „Blende“.
Wenn du möglichst viele Bildideen für Porträts praktisch umsetzen möchtest, solltest du dir gleich zu Beginn ein Porträtobjektiv mit einer Brennweite von 50 mm oder 85 mm zulegen. Am Anfang erfordert es einige Übung, bis du dich an das Fotografieren mit einer Festbrennweite gewöhnt hast, weil du – scheinbar – weniger flexibel bist. Es lohnt sich aber, regelmäßig mit Festbrennweiten zu arbeiten, da die Ergebnisse im Bereich der Porträtfotografie weitaus besser sind als mit Zoomobjektiven.
Je nach Kameratyp gibt es verschiedene Sensorformate. Ich fotografiere ausschließlich mit Vollformatsensoren, worauf sich auch meine Brennweitenangaben beziehen. Ohne ins Detail gehen zu wollen: Ein Vollformatsensor bedeutet, dass der Bildausschnitt bei diesem Format am größten ist. Fotografierst du mit kleineren APS-C- oder MFT-Sensoren, wie sie bei System- und Kompaktkameras üblich sind, erhältst du bei der gleichen Brennweite einen kleineren Ausschnitt.
Lass dich beim Kamerakauf beraten oder google nach „Brennweite umrechnen“.
Das 50-mm-Objektiv
50 mm ist eine kleine Festbrennweite, die sich für Oberkörper- und Ganzkörperporträts eignet. Ihr Vorteil ist, dass du sie bei den meisten Kameraherstellern günstig bekommst. Wenn du wenig ausgeben möchtest und dir noch unsicher bist, ob du dir ein teures Objektiv kaufen sollst, ist das 50-mm-Objektiv genau das Richtige. Der Abstand zum Model ist im Vergleich zum 85-mm-Objektiv gering.
85-mm-Objektiv
Mit dem 85-mm-Objektiv und Blende 1.4 oder 1.8 zauberst du ein fabelhaftes Bokeh. Du brauchst hier einen relativ weiten Abstand zu deinem Model, was sich in geschlossenen Räumen etwas schwieriger umsetzen lässt. Das 85 mm eignet sich daher sehr gut für reine Gesichtsporträts oder Bewerbungsbilder. Der Anschaffungspreis liegt höher als beim 50-mm-Objektiv.
Zoomobjektive
Du kannst natürlich auch mit einem Zoomobjektiv tolle Bildergebnisse erzielen. Bestimmte Motive lassen sich aber einfacher mit der Festbrennweite handeln. Zoomobjektive geben nicht die Möglichkeiten einer Festbrennweite her, weil sie nicht so lichtstark sind. Zum einen lässt sich die Blende nicht so weit öffnen, zum andern ändert sich die Blende, wenn du die Brennweite veränderst: Je näher ich heranzoome, eine desto größere Brennweite brauche ich, was oft vielleicht gar nicht gewünscht ist. Die Bildqualität eines Porträtobjektivs ist bedeutend besser als beim Zoomobjektiv und es ist in der Regel auch etwas leichter.
Equipment
Welches Zubehör brauchst du, um mit der Studiofotografie zu starten? Da wären zu Anfang:
•Blitzgerät: Aufsteckblitz und/oder Studioblitz
•Stativ für das Blitzgerät
•Hintergrund
•Softbox
•Dauerlicht zur Umsetzung
Diese Ausrüstung findest du bei verschiedenen Anbietern, etwa fotowalser.de, rollei.de, photospecialist.de, walimex.biz oder amazon.de.
Studioblitz/Aufsteckblitz
Je nachdem welches Blitzgerät du dir zulegen möchtest, solltest du dir überlegen, gleich am Anfang ein kabelloses mit Funkauslöser zu kaufen. Die kabellosen bringen sehr viele Vorteile mit sich: Ich habe an diversen Orten fotografiert, wo es ohne Funkauslöser und mobilen Blitz nicht richtig funktioniert hätte: Das Kabel liegt dir nur zwischen den Füßen, und wenn du Pech hast, ist das Stromkabel nicht lang genug, sodass du mit dem Blitz nicht nahe genug an dein Model kommst.
Wichtig ist beim Kauf eines Aufsteckblitzes, dass er die Highspeed-Synchronisation (HSS) unterstützt. Er sollte Verschlusszeiten von bis zu 1/8000 Sekunden und Leitzahl 54 leisten. Die Leitzahl ist die Stärke des Blitzlichts, vergleichbar mit der Wattzahl. Ich habe mir einen günstigen und guten Aufsteckblitz der Marke Nissin für meine Sony-Kamera gekauft. Wenn du mit günstigen Geräten der Marken Jinbei oder Rollei startest, ist dein Studioset finanziell realisierbar.
Aufsteckblitz
Einen guten Aufsteckblitz für Porträts bekommt man schon ab 160 Euro. Achte trotzdem darauf, dass du einen qualitativ hochwertigen Blitz kaufst. Am Anfang habe ich mir einen Aufsteckblitz für 250 Euro angeschafft, der aber für meine Zwecke nicht geeignet war: Mit diesem Blitz konnte ich bei schlechtem Wetter oder Dunkelheit nicht die Bildschärfe erreichen, die ich mir vorgestellt hatte, denn er hatte nur eine Leitzahl von 32.
Der Nissin, den ich jetzt benutze, hat eine Leitzahl von 54. Ein solcher Blitz kostet gern um die 350 Euro, das sollte es dir aber wert sein, wenn du mit einem wirklich guten Aufsteckblitz arbeiten willst. Nicht jeder Blitz lässt sich gleich gut einstellen. Bei der Marke Nissin haben mich die einfachen Einstellmöglichkeiten über das Display und das praktische Einstellrad überzeugt.
AUFSTECKBLITZE: VOR- UND NACHTEILE
Pluspunkte für den Aufsteckblitz sind ein eingebauter Funkempfänger und die HSS-Blitzfunktion: Für die Praxis bedeutet das Verschlusszeiten von bis zu 1/8000 s. Nachteil: Aufsteckblitze bieten für bestimmte Zwecke einfach viel zu wenig Leistung und können das Licht nicht so weit streuen wie ein Studioblitz. Aber wenn du zuhause im Wohnzimmer mit Blende 2 bis 4 fotografierst, reicht der Aufsteckblitz völlig aus.
Ein Aufsteckblitz eignet sich z. B. für das Fotografieren direkt ins Sonnenlicht oder bei Veranstaltungen wie Taufen oder Hochzeiten, wo du dich viel bewegen musst.
Studioblitz
Von einem Studioblitz oder einem sogenannten Porty (mobiler Studioblitz mit Akku) kannst du eine fantastische Leistung erwarten. Im Verhältnis zum Aufstecksteckblitz kannst du hier für relativ wenig Geld ein gutes Blitzgerät bekommen. Wenn du in einem kleineren Raum fotografierst, reichen 250 Watt bereits aus. Für draußen oder in größeren Räumen empfehle ich dir, direkt mit 600 Watt Leistung zu starten. Sinnvoll ist auch hier ein mobiler Studioblitz mit Akku und Funkauslöser, damit du während der Arbeit keine Kabel zwischen den Füßen liegen hast.
Ich arbeite mit einem Porty der Marke Jinbei. Bei einem richtig guten mobilen Studioblitz mit 600 Watt musst du mit ca. 600 Euro inklusive Stativ und Softbox rechnen.
Der mobile Studioblitz eignet sich für fast alle möglichen Situationen, du kannst z. B. ein Model draußen bei Dunkelheit fotografieren. Mit dem mobilen Blitzgerät hast du auch zuhause die Möglichkeit, qualitativ hochwertige Porträts zu erstellen.
Ringlicht als günstige Alternative
Wenn dir der Studioblitz am Anfang zu teuer ist, kannst du dir für ca. 60 Euro ein Ringlicht zulegen. Für Porträts bietet es dir eine günstige Alternative zum Studioblitz, denn für einen Studioblitz gibst du in der Regel das Zehnfache aus.
Stativ
Ein Lampenstativ brauchst du, um das Blitz- oder Dauerlicht in die richtige Höhe zu positionieren. Ich verwende ein Jinbei-Stativ aus Stahl. Es handelt sich um ein Lampen- und Filterstativ, das ideal für die mobile Fotografie geeignet ist und sich überall einsetzen lässt. Es spielt dabei keine Rolle, ob du drinnen oder draußen fotografierst. Die Höhe des Stativs lässt sich stufenlos von 1–2,5 m einstellen. Es ist sehr robust und wiegt 3,7 kg, belasten lässt es sich bis 5 kg.
Hintergrund
Ich nutze Hintergründe der Marke Walimex, die im Handel zwischen 50 und 70 Euro kosten. Der Hintergrund ist eine transportable Lösung fürs Studio oder unterwegs. Er eignet sich nicht nur für die Porträtfotografie, sondern auch für Videoaufnahmen oder zur Freistellung von Gegenständen in der Produktfotografie. Du kannst den Hintergrund aber auch zur Abdunkelung oder Aufhellung nutzen. Ein Falthintergrund ist einfach und schnell zu transportieren und muss nicht befestigt werden: Du lehnst ihn einfach an der Wand an. Du findest Walimex- und viele vergleichbare Hintergründe bei Amazon unter „Falthintergrund“.
Softbox
Ich setzte die Softbox hauptsächlich für Innenaufnahmen mit Studioblitz oder Dauerlicht ein. Das Licht wird durch die Softbox weicher.
Meine Jinbei-Softbox lässt sich wie ein Regenschirm aufklappen und hat einen Durchmesser von 90 cm. Sie ist aus einem hochwertigen, reflektierenden Material hergestellt. Die Konstruktion der Softbox, die aussieht wie ein Lampenschirm, sorgt dafür, dass Lichteffekte natürlich und schön wiedergegeben werden.
Dauerlicht
Tageslichtlampen (Dauerlicht) findest du im Internet von diversen Herstellern. Auch hier habe ich mir eine von Jinbei zugelegt, da ich den Lampenkopf genauso wie einen Blitzkopf des Studioblitzes auf das Stativ stecken kann. Sie erzeugt sanftes, natürliches Licht für jede Art von Fotografie.
Studio
Wenn du draußen fotografierst, hast du es leicht, aber wenn du lieber indoor fotografierst und irgendwann keine Lust mehr hast, deine Models in deine Wohnung einzuladen oder zu ihnen zu kommen, brauchst du ein Studio.
In den meisten Städten bietet sich die Möglichkeit eines Miet studios. Am besten gehst du über Google auf die Suche nach „Mietstudio“ in Verbindung mit deinem Standort. Du kannst zudem Fotografen anfragen, die über ein eigenes Studio verfügen.
DAY-USE-RÄUME
Ich fotografiere häufig in Hotels und frage frühzeitig an, ob sie ein sogenanntes Day-use-Zimmer anbieten, das ich dann für die Dauer meines Fotoshootings anmiete. Auf der Website www.dayuse.de findest du entsprechende Angebote. Bei einem Hotelzimmer auf Day-use-Basis zahlst du manchmal nur 50 Euro, wenn du dir die Mühe machst, die Hotels selbst zu kontaktieren.
Ich bringe mein komplettes Equipment wie Licht, Stative und Hintergrund immer selbst mit. Es gibt aber auch viele Studios, wo du die Räumlichkeiten inklusive Equipment mieten kannst. Wenn du ein bisschen suchst, findest du in den meisten Städten Studios zu einem fairen Preis von 100 bis 150 Euro für einen halben Tag. Oft kannst du dort auch Hintergründe mitmieten.
Um ein gutes Porträt zu schießen, reicht es aus, wenn du den Blitzkopf auf dem Stativ richtig ausrichtest und den Hintergrund gezielt aufgebaut hast. Mit etwas Routine brauchst du für Aufbau maximal 15 Minuten.
GRUNDLAGEN
Wenn du noch nicht so vertraut bist mit den Einstellungen deiner Kamera, kannst du zunächst ruhig im Automatikmodus fotografieren. Um größere Spielräume bei der Gestaltung deiner Bilder zu haben, ist es jedoch sinnvoll, dich mit Parametern wie Blende, Verschlusszeit, ISO und Weißabgleich zu beschäftigen.
Blende
Mit der richtigen Blendeneinstellung deiner Kamera sorgst du für Schärfentiefe im Bild. Daher spielt die Blende eine entscheidende Rolle bei der Fotografie. Eine kleinere Blendenzahl bedeutet, dass die Blende weiter geöffnet ist und dadurch für mehr Licht am Sensor sorgt. Eine größere Blendenzahl bedeutet, dass die Blende mehr geschlossen ist und weniger Licht an den Sensor lässt.
Was bedeutet das nun für dein Foto? Man könnte ja denken, mehr Licht am Sensor bringt auch das bessere Bildergebnis. Das ist aber nicht der Fall, denn: Mit einer möglichst weit offenen Blende erzielst du eine geringere Schärfentiefe. Das heißt: Mit einer großen offenen Blende bekommst du einen schönen unscharfen Hintergrund hin.
Die Schärfe des gesamten Bildes wird also durch die Blende mitbestimmt. Umso kleiner und geschlossener die Blende gewählt wird, umso schärfer werden die Objekte deines Bildes. Dies gilt für Vorder-und Hintergrund, was sich bei der Porträtfotografie sehr gut praktisch nutzen lässt.
Kleinere Blendenzahl, z. B. f/2.8 = die Blende ist weiter geöffnet = weniger Schärfentiefe im Bild
Größere Blendenzahl, z. B. f/11 = die Blende ist mehr geschlossen = größere Schärfentiefe im Bild
Wenn sich beispielsweise im Vordergrund dein Model befindet und du im Hintergrund Berge oder das Wahrzeichen einer Stadt mitabbilden willst, muss die Schärfentiefe bei Vorder- und Hintergrund höher sein, du stellst also auch eine höhere Blendenzahl (= geschlossenere Blende) ein.
Fotografierst du eine Person und willst nicht, dass der Hintergrund stört bzw. scharf zu sehen ist, dann macht es Sinn, mit niedriger Blendenzahl (= offenere Blende) zu fotografieren: Du fokussierst die Person, aber der Hintergrund wird unscharf.
So kannst du, wenn du eine möglichst offene Blende verwendest, aus einem störenden Hintergrund schöne Effekte machen, beispielsweise Lampen und Lichter im Hintergrund verschwommen wirken lassen.
Belichtung
Ein gutes Foto hängt auch von der richtigen Belichtungszeit, auch Verschlusszeit genannt, ab. Sie regelt, wie lange der Kamerasensor dem Licht ausgesetzt ist. Ob du eine ganze Sekunde oder nur. 1/1000 Sekunde lang belichtest, macht einen großen Unterschied. Durch die Verschlusszeit können die unterschiedlichsten Fotos entstehen: Wenn die Belichtungszeit lang ist, verwischen Bewegungen leichter, wenn du sie kurz wählst, erhältst du eher „eingefrorene“ Momente. Probiere es mit deiner Kamera einfach mal aus!
DIE VERSCHLUSSZEIT
Kürzere Verschlusszeit = der Sensor wird kürzer belichtet, z. B. 1/500 s = gut für Bilder in Bewegung
Längere Verschlusszeit = der Sensor wird länger belichtet, z. B. 1/60 s = gut bei statischen Motiven
Der ISO-Wert
Die Lichtempfindlichkeit des Bildsensors deiner Kamera wird mit dem sogenannten ISO-Wert wiedergegeben. Je höher du diesen Wert einstellst, desto empfindlicher ist der Sensor. Diesen Parameter kannst du manuell oder automatisch einstellen. Sieh dafür ins Benutzerhandbuch deiner Kamera!
ISO bei Tageslicht
Bei Sonnenschein reicht ein ISO-Wert zwischen 100 und 200 völlig aus. Solltest du draußen wenig Licht zur Verfügung haben, kann ein ISO-Wert von 400 passend sein.
ISO bei künstlichem Licht
•Wenn es relativ dunkel ist, stellst du den ISO-Wert hoch und/oder fotografierst mit einem Aufsteckblitz (Beispiel 1: Von hinten wirkte Gegenlicht von der Barbeleuchtung ein, daher habe ich hier zusätzlich einen Aufsteckblitz verwendet).
•Hast du mehr Licht, reicht es, mit weit geöffneter Blende zu fotografieren. Du brauchst meist keinen zusätzlichen Blitz (Beispiel 2).
•Hast du gutes Licht, stellst du den ISO-Wert unter 400 ein (Beispiel 3).
Bildrauschen
Ein zu hoher ISO-Wert kann für das sogenannte Bildrauschen verantwortlich sein. Dies bedeutet, dass sich die Bildqualität verschlechtert: Das Bild wirkt körnig und unscharf (Beispiel 4).
Das bedeutet, dass du, wenn du ohne Blitz fotografierst, zuerst über die beiden anderen Parameter Blende und Belichtung die bestmögliche Bildqualität herausholen solltest, bevor du den ISO-Wert zu hoch setzt.
In Beispiel 4 habe ich einen ISO-Wert von 6400 eingestellt und komplett auf einen Blitz verzichtet. Das Bildrauschen habe ich mit Lightroom etwas reduziert, dennoch siehst du, dass das Bild beim Heranzoomen ein Bildrauschen zeigt.
Bevor du den ISO-Wert höher als 100 stellst, solltest du versuchen, ob du nicht die Blende weiter öffnen oder die Belichtungsdauer verändern kannst. In der Regel hast du dann bei der Bildbearbeitung mehr Spielraum, wenn du nicht zu viel Bildrauschen reduzieren musst. Ich erhöhe den ISO-Wert nur dann, wenn es anders nicht möglich ist, das Bild hell genug zu bekommen.
NACHBEARBEITUNG VERMEIDEN
Versuche alle Parameter, also Blende, Belichtung und ISO-Wert, vorher so gut wie möglich manuell einzustellen, damit du im Nachhinein nicht mehr so viel in der Bildbearbeitung verändern musst.
Hier hilft es, viel zu experimentieren, denn jede Lichtsituation ist anders. Im Lauf der Zeit sammelst du Erfahrung und weißt, was du mit deiner Kamera machen kannst und was nicht.
Der Weißabgleich
Mit dem richtigen Weißabgleich erreichst du, dass die Farben auf einem Bild so naturgetreu wie möglich rüberkommen. Deine Kamera kann nicht sehen, welche Farben du in Wirklichkeit wahrnimmst, daher kann es sein, dass manche deiner Bilder einen Blau- oder Gelbstich haben.
Das liegt daran, dass die Lichtquelle die in der Kamera eingestellte Farbtemperatur beeinflussen kann bzw. der automatische Weißabgleich nicht mehr klarkommt. Wenn eine Leuchtstoffröhre eingesetzt wird, bekommt dein Bild einen Blaustich, wohin gegen eine Glühbirne einen Gelbstich verursachen kann.
Zu manchen Lichtverhältnissen passen bestimmte Weißabgleicheinstellungen einfach besser. Es macht also Sinn, den Weißabgleich immer manuell anzupassen. Du stellst unter „Weißabgleich“ oder „Farbtemperatur“ einfach das Licht ein, dass du im Motiv vorfindest.
Von Kamera zu Kamera werden die Optionen beim Weißabgleich unterschiedlich benannt. Begriffe wie „warmweiß“ oder „kaltweiß“, die ich in den folgenden Beispielen verwende, stammen von der Sony Alpha 7R. Bei hochwertigen Digitalkameras kannst du den Weißabgleich ganz individuell einstellen, indem du die Wahl des Kelvin-Werts (er gibt die Farbtemperatur an) selbst bestimmst. Sieh in deinem Benutzerhandbuch nach, wie es sich mit den Einstellmöglichkeiten bei deiner Kamera verhält.
Die Weißabgleich-Einstellung kann sich erheblich auf deine Bilder auswirken. In den folgenden Beispielen siehst du, wie unterschiedlich die Ergebnisse ausfallen können. Die Bilder sind draußen aufgenommen, das Model wurde ganz leicht von der Sonne angestrahlt.
DER RICHTIGE WEISSABGLEICH
Du musst nicht immer den Weißabgleich wählen, der die tatsächlich vorhandene Farbtemperatur wiedergibt. Hier gilt wie beim ISO-Wert: Experimentiere mit deiner Kamera und probiere aus, welche Effekte sich ergeben können!
Übrigens: Wenn du deine Bilder im RAW-Format speicherst, ist es nicht so dramatisch, wenn du einen falschen Weißabgleich eingestellt hast, denn RAW-Dateien lassen sich relativ gut korrigieren. Hast du JPEG-Format eingestellt, wird eine spätere Anpassung des Weißabgleichs schwieriger.
BILDGESTALTUNG
Bildaufbau, Licht, Farben, der richtige Fokuspunkt sowie Planung und Nachbearbeitung sind wesentliche Faktoren für die Qualität eines Fotos. Hier erfährst du, was es für Möglichkeiten gibt und wie du sie so einsetzt, dass du das optimale Bild erzielst.
Bildaufbau
Indem du dich auf ein Hauptmotiv konzentrierst, verleihst du deinen Bildern eine gewisse Aussagekraft. Zu viele Motive auf einem Foto lenken von deinem eigentlichen Motiv ab. Beim Porträt ist das leicht umzusetzen, da meist schon vorher klar ist, was bzw. wer die Hauptrolle spielt, aber dennoch bleiben dir hier viele Gestaltungsmöglichkeiten. Lerne z. B. mit Schärfe und Unschärfe zu spielen. Insbesondere bei der Porträtfotografie entstehen tolle Bilder, wenn das Gesicht der Person scharfgestellt ist und der Hintergrund unscharf. Bildbeispiele findest du im Abschnitt „Blende“.
Hochformat oder Querformat?
Das Querformat ist für den Betrachter das übliche Format. Wir sehen die Welt einfach aufgrund der Anordnung unserer Augen in diesem Format. Das heißt aber nicht, dass du jedes Foto in diesem „gewöhnlichen Format“ erstellen sollst. Querformate können schnell langweilig wirken, denn automatisch sehen wir dieses Format als natürlich an.
Details
- Seiten
- ISBN (ePUB)
- 9783869103754
- Sprache
- Deutsch
- Erscheinungsdatum
- 2019 (Januar)
- Schlagworte
- Porträtfotografie Fotografie Menschen Kameraeinstellungen Grundlagen Fotografie