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Was dein Baby dir sagen möchte

Hunger, Bauchweh, Windel voll - Babylaute, Mimik und Gesten richtig deuten. Versteh dein Baby

von Vivian König (Autor:in)
248 Seiten

Zusammenfassung

Als frischgebackene Eltern steht man vor so manchem Rätsel: Was versucht mir mein Baby zu sagen? Warum weint es gerade? Was bedeuten die Laute, die es von sich gibt? Ein kleines Baby hat es aber auch nicht einfach: Es versucht, sich so gut wie möglich mitzuteilen und ist schnell frustriert, wenn Mama oder Papa nicht wie gewünscht reagieren. Dieser wertvolle Ratgeber hilft Eltern dabei, die Zeichen ihres Babys zu verstehen und ermöglicht so den Kleinsten schon von Anfang an eine liebevolle und sichere Bindung aufzubauen.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


BABY-SIGNALE VERSTEHEN LERNEN

Babys können noch nicht sprechen, trotzdem bringen schon Neugeborene ihr Befinden und ihre Bedürfnisse zum Ausdruck – über ihr Verhalten. In diesem Kapitel lernst du, die Signale deines Babys richtig zu deuten.

Das Bedürfnis nach sozialem Kontakt und Austausch wurde jedem von uns in die Wiege gelegt. Zuwendung ist für uns Menschen vom ersten Lebenstag an genauso wichtig wie Essen, Schlaf und das Bedürfnis nach Geborgenheit.

Dein Baby weint, wenn es Hunger hat oder müde wird: So klein, wie es ist, findet es alleine noch nicht in den Schlaf. Auch bei Angst, Schmerzen, Wut oder wenn es sich krank fühlt, braucht es deine liebevolle Begleitung. Weinen ist, neben Mimik, Gestik und allgemeiner Körpersprache, seine Möglichkeit, dich um Hilfe zu rufen. Die Möglichkeiten des kindlichen Ausdrucksverhaltens wollen wir in diesem Kapitel näher beleuchten. So lernst du, auf die körpersprachlichen Botschaften deines Babys sinnvoll zu reagieren.

Das Gefühl, dein Kind zu verstehen und ihm nah zu sein, ist für dich als Elternteil nicht nur bereichernd. Du legst mit deiner gezielten Zuwendung auch die Grundlage dafür, dass dein Kind später als selbstbewusster Mensch seinen Weg ins Leben finden kann.

Was sagt die Körpersprache deines Babys?

Wenn du die Signale deuten kannst, die dein der Sprache noch nicht mächtiges Baby äußert, kann das den Alltag im ersten Lebensjahr erheblich vereinfachen. Durch aufmerksame Beobachtung lernst du dein Kind bald besser verstehen.

Das folgende Einmaleins der Körpersprache von Babys zeigt dir, worauf du achten solltest und was deinem Kind helfen kann.

Dein Baby nuckelt an Fingern, Faust oder Tuch: „Ich brauche Ruhe!“

Dieses Beruhigungssaugen signalisiert oft Müdigkeit oder dass dein Baby eine Verschnaufpause benötigt, wenn es durch viele Reize angespannt ist.

Dein Baby nuckelt schmatzend, macht Suchbewegungen mit dem Köpfchen, wird unruhiger und beginnt zu weinen: „Ich habe Hunger!“

Dein Baby sucht die Milchquelle. Lege es zum Stillen an oder gib das Fläschchen. Zum Testen, ob es hungrig oder müde ist, mit dem Finger sanft den Mundwinkel berühren. Saugt dein Kind fest, braucht es Nahrung. Saugt es nur leicht, braucht es Schlaf.

Überstreckter Rücken: „Mir tut etwas weh!“

Meist in Verbindung mit heftigem Weinen ist der überstreckte Rücken ein Anzeichen für Schmerzen. Häufig kommt das während oder nach dem Milchgeben vor, weil das Baby Bauchweh oder Sodbrennen hat. Das Überstrecken verschafft deinem Kind ein wenig Linderung. Wenn dies öfter auftritt, den Kinderarzt um Rat fragen.

Geballte Fäuste: „Ich habe Stress!“

Die Händchen zeigen die Anspannung, unter der der ganze kleine Körper steht, entweder vor Schmerz, Angst oder Überreizung. In Ruhe und Geborgenheit kann es wieder entspannen. Am besten trägst du dein Baby eine Weile. Allerdings mag nicht jedes Kind dabei kuscheln. Manche brauchen einfach nur eine Weile inneren Rückzug, anderen hilft ein Tapetenwechsel, indem man gemeinsam den Raum verlässt oder kurz frische Luft schnappt. Sorge generell für einen regelmäßigen Tagesablauf und genügend erholsame Schlafphasen.

Locker geöffnete Fäuste und wacher Blick: „Ich bin entspannt!“

Ich bin aufnahmefähig, ausgeruht und für etwas Ansprache oder Spielzeug bereit. Dein Baby freut sich und zeigt dies auch durch emsiges Strampeln mit Armen und Beinen. In diesem Moment tut ihm deine Zuwendung gut und es möchte Kontakt.

Zur Kugel gekrümmt: „Ich habe Bauchweh!“

Heftiges Bauchweh plagt den kleinen Menschen. Eine warme Hand auf dem Bauch und jemand an seiner Seite, der ihm beisteht und ihn durch den Schmerz hindurch begleitet, sind nun wichtig.

Steife und gestreckte und/oder angezogene Beinchen: „Ich habe Bauchweh!“

Koliken, Verstopfung oder Krämpfe im Bauch versucht dein Baby durch Strecken oder Anziehen der Beine (zum Teil im Wechsel) loszuwerden. Wenn du sanft seinen Bauch im Uhrzeigersinn massierst oder es im Fliegergriff trägst, linderst du seine Schmerzen.

Kopf wegdrehen: „Ich habe genug!“

Zeit für eine Pause vom Spiel. Dein Baby versucht Gegenständen, die ihm zu nahe kommen, aus dem Weg zu gehen oder Reize abzuschalten, die ihm zu viel werden. Gönn deinem Kind Ruhe zum Verarbeiten.

An den Ohren ziehen oder die Augen reiben: „Ich bin müde!“

Das sind Müdigkeitssignale, höchste Zeit fürs Bett. Leg dein Baby rasch hin, bevor es übermüdet und schwerer zu beruhigen sein wird.

Arme zur Seite werfen: „Ich habe mich erschreckt!“

Schreckreflex, der auch oft in Schlafphasen auftritt. Sorge tagsüber dafür, dass dein Baby nicht zu vielen unterschiedlichen Reizen – Geräuschen, Menschen, Unternehmungen – ausgesetzt ist. In den ersten Lebensmonaten kann das Baby sie nur schwer verarbeiten.

Zusammengekniffenes Gesicht, sodass Falten entstehen: „Ich bin krank!“

Oft zeigt es diesen Ausdruck bei Schmerzen oder in Verbindung mit einem blassen oder hochroten Gesicht, Schwitzen und anhaltendem schrillen Schreien. Manche Babys jammern auch nur schwach vor sich hin. Ist dein Kind anders als sonst oder unverhältnismäßig lange kaum zu beruhigen, solltest du sicherheitshalber zum Kinderarzt gehen.

Schläft mit nach oben abgewinkelten Armen und geöffneten Fäusten: „Ich schlafe fest!“

Nicht stören, dein Baby ist in der Tiefschlafphase.

Im Schlaf bewegen sich die Augen unter dem Lid und die Fäuste sind geschlossen: „Ich träume!“

Diese Schlafphase ist sehr leicht. Sorge deshalb für Ruhe, denn Geräusche oder Bewegungen wecken dein Baby nun unvermittelt auf.

Wie liest du die Mimik deines Kindes?

Mit deiner bisherigen Lebenserfahrung kannst du sicherlich ganz gut Gefühle und Stimmungen in den Gesichtern anderer Menschen lesen. In den ersten Wochen entwickelst du sensible Antennen für die Stimmungen und Regungen deines Babys. Es wird dir durch seine unverstellte Mimik zeigen, was es will. Die Fähigkeit dazu wird jedem Menschen von Natur aus mitgegeben. Wissenschaftler fanden sogar heraus, dass die Mimik Neugeborener über alle Kulturkreise hinweg gleich ist. Du könntest also genauso die Mimik eines Babys von Aborigines oder Chinesen lesen.

FREUDE, TRAUER, WUT, EKEL, ANGST, ÜBERRASCHUNG

Für diese sechs grundlegenden Emotionen ist uns die Mimik angeboren: Wir müssen diese Gesichtsausdrücke nicht erlernen, sondern zeigen sie ganz automatisch. Schon Babys tun dies innerhalb der ersten Lebensmonate.

Dein Baby reagiert ab dem Alter von zwei Monaten ganz subtil auf deine Emotionen und spiegelt sie. Es liest sie von deinen Augen und deiner Mundhaltung ab und erkennt, ob du traurig bist, ärgerlich, schläfrig, unaufmerksam oder ob du etwas ablehnst. Statische Gesichter, in denen so ein kleiner Wicht nur Leere und Teilnahmslosigkeit sehen kann, beunruhigen ihn – genauso wie interaktionsloses Verhalten.

Wenn es sprechen lernt, achtet dein Baby genau darauf, was deine Lippen machen. Schon drei Monate alte Babys stellen eine Verbindung her zwischen dem, was sie hören und dem, was sie als Sprechbewegungen bei dir sehen. Sie runzeln die Stirn, wenn man ihnen Videos von Menschen zeigt, bei denen die Lippenbewegungen nicht mit den gesprochenen Wörtern zusammenpassen. Schau dein Baby also frontal an, damit es deine Augen, deine Mimik und deinen Mund gut wahrnehmen kann. Das Abschauen von deinen Lippen hilft deinem Baby auch, Gesprochenes zu entschlüsseln, die Laute seiner Muttersprache herauszufiltern und sich später darauf zu spezialisieren.

Erst wenn Kinder größer werden, verfeinert sich ihre Mimik und sie passen ihr Mienenspiel mehr und mehr dem der Erwachsenen an – vorwurfsvolle Blicke, Augen verdrehen, ironisches Grinsen, Stirnrunzeln inklusive.

Mimik ist einerseits angeboren. Andererseits wird sie erlernt und dann absichtlich aufgesetzt. Der erlernte Teil der Mimik ist kulturell geprägt und entwickelt sich schrittweise ab dem sechsten Lebensmonat bis ins Grundschulalter.

Mimik-Quiz

Schau dir mal die Fotos der verschiedenen Gesichtsausdrücke an: Kannst du alle entschlüsseln?

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Ein Foto ist eine aus einem Kontext herausgelöste Momentaufnahme. Eltern können das Mienenspiel ihres Kindes durch die erlebte Situation, Routine und die Tageszeit natürlich viel besser und rascher einordnen. Du lernst dein Kind schrittweise kennen, auch wenn du dich jetzt vielleicht noch häufiger fragst: „Was will es gerade bloß?“

Ein gutes Team wird nicht über Nacht geboren, es wächst zusammen und wird durch gemeinsam Erlebtes vertrauter miteinander. Nimm dir bewusst Zeit, dein Kind zu beobachten und die Feinheiten seiner unterschiedlichen Gesichtsausdrücke wahrzunehmen. Es ist spannend, diese Vielfalt zu entdecken. Sei dabei bewusst im Hier und Jetzt – Handy, Fernseher, Musik oder To-do-Listen können warten. Zeit zum genießerischen „Baby Angucken“ ist immer gut investiert. Sie schafft Nähe und stärkt eure Bindung.

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Welche Rolle spielen Gesten?

Kinder beginnen meist mit einem halben Jahr, sich verstärkt für ihre Umwelt zu interessieren. Schon im Alter von 6–9 Monaten können sie häufig benutzte Wörter verstehen. Meist handelt es sich dabei um typische Begriffe aus dem Babyalltag, wie Milch, schlafen oder wickeln. In diesem Alter ist der Wunsch des Kindes groß, sich mitzuteilen – mit Lautsprache ist das allerdings noch nicht möglich. Die Reifung des sogenannten Sprechapparates braucht noch eine ganze Weile. Mundmotorik und bestimmte Hirnareale müssen so weit ausgereift sein, dass die Koordination von Lippen, Zungenstellung und Lautproduktion auch klappt. Bis zu ersten verständlichen Wörtern braucht es einfach noch Zeit. Deshalb kommen vorher die Hände als Helfer zum Einsatz.

Dem Kind Sprache in die Hand legen

Babys in diesem Alter können ihre Hände schon bewusst einsetzen: Da die Körperteile, die für die Motorik wichtig sind, früher reifen als der Mund und andere Artikulationsorgane, entwickelt sich die Handmotorik früher als die Sprechmotorik.

Die typischen handmotorischen Meilensteine im ersten Lebensjahr sind:

Kinder entdecken bereits vor ihrem ersten Geburtstag, dass sie mit ihren Gesten Einfluss auf unser Verhalten nehmen können, und nutzen diese dann auch immer bewusster.

Je häufiger kleine Kinder Gesten abschauen können, desto früher setzen sie diese auch ein. Ab neun Monaten können sie zum Abschied winken, die Arme ausstrecken, um hochgenommen oder begrüßt zu werden, die Hand hinters Ohr legen zum Lauschen, die Finger auf den Mund legen, damit es leise wird, und den Kopf schräg legen, wenn sie schlafen möchten – allerdings nur, wenn es ihnen auch vorgelebt wird.

Anfangs überwiegen Gesten, mit denen dein Kind versucht, deine Aufmerksamkeit zu steuern. Dein Kind tritt mit dir über eine greifende Geste oder durch ein Daraufzeigen oder Hinhalten von Dingen in Kontakt. Dazu gehört auch die Zeigegeste, die eine gemeinsame Aufmerksamkeit herstellt und der Benennung von Gegenständen meist vorausgeht.

Wichtiger Meilenstein: die Zeigegeste

Im Alter zwischen 9 und 12 Monaten macht dein Kind sie meist erstmals selbst: die Zeigegeste. Das Baby versucht damit, unsere Aufmerksamkeit auf ein Objekt zu lenken – „da!“ Dabei zeigt es auf Gegenstände oder streckt sie uns entgegen. Hier wird das Kommunikationsbedürfnis des Babys besonders deutlich: Es möchte etwas mit uns teilen. Dieses dem Kind innewohnende Mitteilungsbedürfnis ist der Antriebsmotor für den Spracherwerb.

Die Kinder auf diesen Fotos zeigen Gesten für Folgendes:

Gesten erfordern im Vergleich zu Wörtern weniger Gedächtnisleistung. Sie sind für kleine Kinder daher einfacher abrufbar, können flexibler und spontaner eingesetzt werden und ermöglichen es Babys schon früh, einem Gedanken Ausdruck zu verleihen.

Ein Meilenstein ist die Zeigegeste deshalb, weil dein Kind damit in eine absichtsvolle Kommunikation mit dir tritt. In diesem Entwicklungsschritt wandelt sich die gegenständliche Kommunikation, die auf Berühren und Erfahren beruht, hin zum abstrakteren Austausch mithilfe von Zeichen und Symbolen. Damit ebnet diese Geste schrittweise auch den Weg zur Lautsprache.

Zuerst lernt ein Kind Gesten und Wörter, um sich mit anderen austauschen zu können. Später werden die Begriffe im Geist zu Symbolen für seine Denkprozesse und bilden das Fundament für das Wachsen seines Denkvermögens. Denn ein Wort, das dein Kind noch nicht kennt, ist gleichzeitig auch immer ein Gedanke, den dein Kind noch nicht denken kann. Hat es schon Begriffe gesammelt, kann es sich darüber auch seine Gedanken machen. Die Verwendung von Gesten beziehungsweise Babyzeichen und Wörtern legt also die Grundlage für die Entwicklung des Denkens deines Kindes.

Bildhafte und symbolische Gesten

Ab etwa einem Jahr – wenn es Babyzeichen lernt, schon früher – nutzt dein Kind symbolische Gesten, die unabhängig vom aktuellen Kontext sind und für Dinge stehen können, die gerade nicht sichtbar oder abstrakt sind. Das bringt sie unserer situationsunabhängigen Lautsprache wieder einen großen Schritt näher.

Leichter zu erfassen sind in diesem Entwicklungsschritt die bildhaften Gesten, die das Bezeichnete sehr anschaulich nachahmen und die auch über Sprachbarrieren hinweg rasch verstanden werden. Durch Hecheln mit rausgestreckter Zunge ahmt das Kind beispielsweise einen Hund nach. Das würde man auch in China verstehen.

Symbolische Gesten wie Winken zum Abschied oder Kopfschütteln für Nein erfordern höhere geistige Fähigkeiten, um von deinem Kind beobachtet, verstanden und schließlich nachgeahmt und angewendet zu werden.

Die Sprachanfänge

Gestik ist für Kinder eine wesentliche Möglichkeit, Bedeutung zu verpacken, daher ist sie für die Sprachentwicklung enorm wichtig. Wissenschaftler gehen davon aus, dass unsere Vorfahren bis vor etwa 500000 Jahren hauptsächlich gestisch kommunizierten. Für diesen Zeitpunkt konnte erstmals der Einsatz unseres Stimmapparates zur Artikulation von Sprache nachgewiesen werden. Ab da wurden die Gesten allmählich von der Sprache verdrängt und die Hände frei für Werkzeuge und Waffen.

Bei Kindern läuft die Entwicklung ganz ähnlich ab: Gestik ist eine Vorstufe, die ihnen anfangs leichter fällt als das Sprechen. Die Kleinen entwickeln sich beständig weiter und merken irgendwann, dass Lautsprache effizienter ist als nur Gestik, denn man kann Mama einfach rufen und muss auch sein Spielzeug nicht aus der Hand legen.

Auch wenn dein Kind in den ersten Lebensjahren schrittweise in die Lautsprache findet, bleiben Gesten zeitlebens untrennbar mit der Sprache verbunden. Erwachsene verknüpfen bis zu 90 Prozent des Gesagten mit mindestens einer Geste – besonders wenn sie emotional stark engagiert sind oder wenn sie über schwierige Dinge sprechen. Mit den Händen lässt sich vieles einfach leichter erklären.

Gesten und Wortschatz

Von den Entwicklungspsychologinnen Linda Acredolo und Susan Goodwyn wissen wir, dass die Verwendung von Gesten in Verbindung mit gesprochenen Schlüsselwörtern nicht nur die Verständigung für das Kind verbessert, sondern auch den Prozess des Sprechenlernens beschleunigt. Die Psychologin Susan Goldin-Meadow fand heraus, dass kleine Kinder zuerst eine Geste machen und kurz darauf das zugehörige Wort aussprechen können. Die Geste ist wie ein Sprungbrett für erste Wortverbindungen. Gesten entlasten die Kinder, etwas ausdrücken zu müssen und schaffen somit Freiraum für das Üben der Aussprache.

Als nächste Phase kommt die Kombination von gezeigter Geste und gesprochenem Wort. So sagt das Kind zum Beispiel „Papa“ und zeigt auf ein Auto. Im darauffolgenden Schritt spricht das Kind dann „Papa Auto“. Das Sprach- und das Bewegungszentrum sind im Gehirn sehr eng miteinander verwoben. Gesten helfen den ersten Wörtern somit wirklich auf die Sprünge.

In Studien konnte belegt werden, dass ein deutlicher Zusammenhang zwischen häufigem Gestikulieren und größerem Wortschatz besteht: Wer früher gestikuliert, benennt Dinge auch eher.

Kinder nutzen in der Regel mit zwölf Monaten Gestik sehr intensiv, auch wenn dann erste Wörter ins Spiel kommen. Auch mit 16 Monaten sind Gesten den Wörtern zahlenmäßig noch weit überlegen. Erst danach werden Gesten schrittweise durch gesprochene Wörter ersetzt.

Mit etwa 14 Monaten nehmen die Gesten sogar noch einmal deutlich zu, wenn das Kind seine ersten Minisätze spricht und Äußerungen aus zwei Elementen zusammenbaut. Diese sind zuerst Geste-Wort-Kombinationen, bei denen die Geste ein ganz wesentlicher Bestandteil bleibt. Die Kinder nutzen dann eine Handbewegung zum Wort dazu, um entweder das Gesagte zu unterstreichen und zu verstärken (z. B. „Ja“ sagen und dazu mit dem Kopf nicken) oder um das Wort zu ergänzen (Kind zeigt auf das Auto und sagt „Papa“).

Ab etwa 16 Monaten kommen dann auch Wort-Wort-Äußerungen hinzu, wobei bis zum Alter von 20 Monaten Geste-Wort-Kombinationen am häufigsten sind. Erst danach gewinnen die Lautsprache und Zweiwortsätze langsam die Oberhand.

Was sagt dir der Blick deines Kindes?

Blickkontakt ist unser stärkstes Signal, um Kontakt mit unserer Umwelt aufzunehmen. Und er wirkt ungemein anregend auf uns Eltern! Wir lieben es, der Mittelpunkt im kleinen Universum unseres Babys zu sein. Umgekehrt ist auch für deinen Säugling nichts so anregend wie der Blickkontakt. Allerdings hält keiner von uns intensive Blicke ewig aus. Nach einer Weile steigt (mindestens) ein Gesprächspartner kurz aus, tankt ein bisschen Ruhe und Abstand und wendet sich dann wieder dem anderen zu. Lass dein Baby den Rhythmus in diesem Wechselspiel zwischen euch beiden vorgeben.

Ich suche einen Gesprächspartner

Auf diese Signale im Blickverhalten solltest du achten, um einzuschätzen, ob dein Kind gerade Kontakt wünscht oder sich zurückziehen möchte:

So signalisiert dir dein Baby, dass es wach und aufmerksam ist:

Es versucht, Blickkontakt mit dir aufzunehmen.

Es lächelt dich an.

Es gibt Laute von sich oder macht dem Sprechen ähnliche Mundbewegungen.

Es zeigt körperliche Aktivität oder ist im Gegenteil gelassen wachsam.

Es streckt dir seine Ärmchen entgegen.

Es spielt mit Gegenständen und untersucht sie mit Mund und Händen.

Wünscht sich dein Baby Kontakt, dann ist es schön, wenn du dir die Zeit für einen gemeinsamen Plausch nimmst. Sein Verhalten ist für uns Eltern ja eh meist unwiderstehlich, sodass wir uns intuitiv dem Kind zuwenden, mit ihm sprechen und es sanft berühren.

Aber nicht immer steht deinem Baby der Sinn danach, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen. In diesen Fällen ist dein Baby desinteressiert am Kontakt und hat genug:

Es wendet seinen Blick ab, schaut nach unten oder senkt die Augenlider.

Es nimmt keinen Blickkontakt auf.

Es gibt keinen Laut von sich.

Es hat wenig Körperspannung, weil es erschöpft ist.

Es ist sehr angespannt, oft begleitet von hektischeren Bewegungen, wenn es überlastet ist.

Seine Mimik sagt, dass es genug hat oder unzufrieden ist.

Es beginnt zu quengeln oder sogar zu schreien.

Wenn die Aufmerksamkeit des Babys nach einer Spiel- oder Unterhaltungsrunde nachlässt, dann reagiere angemessen auf seine kindlichen Signale. Gönne ihm eine Pause ohne Kontakt und ohne weitere Reize. Beobachte aus der Distanz, ob es etwas braucht und wie es sich weiter verhält. Bei Bedarf solltest du dein Baby natürlich beruhigen oder ihm in den Schlaf helfen.

Wenn dein Baby ruhesuchend seinen Blick abwendet, heißt das nicht, dass es Dich ablehnt. Manche Eltern halten dies nur schwer aus und tendieren dann dazu, noch stärkere Reize einzusetzen, um die Aufmerksamkeit des Kindes wiederzuerlangen. So eine aufgezwungene Bespaßung geht für gewöhnlich nach hinten los und wird mit lautstarkem Sichbeschweren quittiert.

Erwachsene können sich aus einer Situation, die ihnen zu viel wird, zurückziehen. Dein Baby ist aber noch nicht mobil und deshalb in besonderem Maße auf deine Sensibilität angewiesen.

Schau mir in die Augen!

Unter Erwachsenen wird der Blickwechsel meist als ein Zeichen von Zuwendung gedeutet, und wir kommunizieren auch ganz bewusst mit Blicken. Auch wenn dein Baby vom ersten Tag an von deinen Augen absolut fasziniert ist, so muss es die Regeln des Blickverhaltens, die häufig kulturell geprägt sind, doch erst erlernen. Selbst 2- bis 3-jährige Kinder können Blicke nur eingeschränkt interpretieren. Mit 3–4 Jahren verstehen sie dann langsam, dass die Großen Blicke bewusst zur Kommunikation einsetzen.

Säuglinge halten schon mit 2–3 Wochen Blickkontakt. Dieser Blickwechsel zwischen Baby und Bezugsperson ist wichtig für seine soziale und kognitive Entwicklung: Kinder ohne frühen Blickkontakt zeigen häufiger Entwicklungsverzögerungen und Verhaltensprobleme als Kinder, die ihn bekommen.

Nimm mich wahr!

Besonders problematisch wird es, wenn eine Mutter Schwierigkeiten beim Aufnehmen von Blickkontakt hat und dem Kind gegenüber eine ausdruckslose Mimik zeigt. Dies ist häufig bei Menschen mit Depressionen der Fall. In einer berührenden Videostudie der Uniklinik Heidelberg wurde deutlich beobachtet, wie junge Babys am Anfang intensiv versuchen, auf sich aufmerksam zu machen und Blickkontakt mit ihrer Mama herzustellen. Bleibt deren Gesicht ausdruckslos, ziehen sich die Kleinen völlig in sich selbst zurück.

Auch Eltern erleben den Blick ihres Babys als regelrechte Belohnung – man ist voll im „Babyrausch“. Und sie fühlen, dass in diesen Augenblicken auch eine geistige Begegnung mit ihrem Baby stattfindet. Schau deinem Baby in die Augen, und du erkennst: Es ist von klein auf ein Wesen mit Absichten und beeindruckendem Denkvermögen.

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Auch beim Spielen zeigt uns schon bald sein Blickverhalten, was es bereits versteht. Indem du darauf reagierst, vermittelst du deinem Baby, dass seine Signale kommunikativ wirken. So lernt es, dass es durch Kommunikation etwas bewirken kann.

Siehst du das auch?

Wenn ein anderer Mensch in eine bestimmte Richtung blickt, dann zieht es unseren Blick ebenfalls magisch und automatisch dorthin. Wir können nicht anders. Bei Affen ist das übrigens genauso – es könnte sich ja um eine spannende Futterquelle oder auch um eine Bedrohung handeln, die alle rasch wahrnehmen sollten.

Dazu ein Beispiel: Du schaust die Katze an. Dein Blick ist für dein Baby die natürliche und effiziente Weise, seine Aufmerksamkeit zu lenken, sodass es nun ebenfalls auf die Katze schaut. Und nun kannst du auf die Katze Bezug nehmen, indem du zum Beispiel sagst: „Da ist die Katze. Hörst du, wie sie schnurrt?“ Schaust du dabei fröhlich auf das Tier, spürt dein Baby dies genau. Ebenso geht es ihm, wenn dein Blick angeekelt oder erschreckt ist. In diesem Fall würde es in Zukunft eher negativ auf Katzen reagieren. In diesem Mechanismus liegt wohl auch der Ursprung vieler übertragener Spinnen- und anderer Phobien.

Das Herstellen einer gemeinsamen visuellen Orientierung ist ein echter Meilenstein in der geistigen Entwicklung deines Babys. Schon bei 3 Monate alten Babys hat man beobachtet, dass blickbezogene Hinweisreize, die vor allem von unserem Kopf, aber auch den Augen ausgehen, zu einer Verlagerung ihrer Aufmerksamkeit führen. Sobald Baby und Bezugsperson die gemeinsame Aufmerksamkeit auf eine Sache richten können, findet soziales Lernen statt. Ein 6 Monate altes Baby wird sich meist entweder nur mit einem Gegenstand beschäftigen oder sich einer Person zuwenden. Ein 8–9 Monate altes Kind hingegen bezieht diesen Gegenstand immer mehr in die Interaktion ein. In diesem Alter fängt dein Kind auch damit an, dich auf ein spannendes Objekt aufmerksam zu machen und vergewissert sich dabei durch Blicke, ob du auch wirklich schaust.

DAS BABY WEINT – WAS NUN?

Wenn dein Neugeborenes weint, dann ist das ein dringender Hilfeschrei – du kannst ihn körperlich spüren und leidest mit. Das Weinen weckt in uns den Fürsorgeinstinkt, wirkt alarmierend und beunruhigend. Wir möchten das Weinen am liebsten sofort stoppen. Warum ist das so? Und vor allem: Wie gelingt uns das?

Reflexlaute entschlüsseln

Die Natur hat es clever eingerichtet: Der Schrei eines Menschenbabys ist wie der eines hilflosen Jungtieres ein echter Schutzmechanismus. Das Baby ruft, die Mutter reagiert sofort darauf. Nur woher weiß sie, was jetzt für Ruhe sorgt? Die Schreie eines Jungen müssen spezifisch und unterschiedlich sein, damit jede Mutter – egal ob Mensch oder Tier – richtig darauf eingehen kann. Im Tierreich ist es besonders wichtig, dass das Kleine sich schnell beruhigt, da es sonst mit seinem Rufen Fressfeinde anlockt. Logisch, oder?

Das legt die Schlussfolgerung nahe, dass verschiedene Bedürfnisse der Kleinen auch zu unterschiedlichen Arten von Weinen führen. Tiermütter erkennen sie sehr schnell. Doch auch für uns Menschen ist das gar nicht so schwer, man muss nur wissen, worauf man lauschen muss und wodurch die Unterschiede im Weinen entstehen. Ich hätte mir dieses Wissen als frischgebackene Mama auch gewünscht – ganz besonders in den durchwachten Nächten – und ich frage mich, warum dieser geniale Erfahrungsschatz nicht in jedem Schwangerschaftskurs vermittelt wird. Dieses Kapitel soll Licht ins Dunkel bringen, damit du ab dem ersten Tag die Bedürfnisse deines Neugeborenen richtig interpretieren und befriedigen kannst und euch lange Schreiphasen erspart bleiben.

Weinen ist spezifisch

Lange Zeit galt Weinen als unspezifische Kommunikation. Untersuchungen beschäftigten sich zumeist mit der Zeitdauer, der Frequenz und Intensität des Schreiens. Jungen, verunsicherten Eltern riet man einfach, ihr Baby schrittweise kennenzulernen und sich einzuhören.

Heute wissen wir, dass kindliches Weinen eine hoch entwickelte Kommunikationsform ist, die auf den Bedürfnissen der Kleinsten basiert und die durchaus spezifisch ist. Laute, die ein Baby äußert, bevor (!) es ins Schreien verfällt, stehen für verschiedene Grundbedürfnisse. Du musst nur den Code knacken, um die Laute richtig zu identifizieren. Dadurch weißt du sofort, wie du korrekt auf die Signale deines Babys reagierst, damit es sich beruhigt, sich sicher und verstanden fühlen kann. Dann erlebst du dich als kompetenten Experten für die Versorgung deines Kindes. Ein gutes Gefühl für beide Seiten!

Weinen ist Kommunikation

Zunächst hört sich für ungeschulte Ohren jedes Babyweinen irgendwie gleich oder ähnlich an. Über seine angeborenen Reflexe führen unbefriedigte Bedürfnisse wie Hunger oder Müdigkeit dein Kind automatisch und unbewusst zum Weinen. Wenn dein Baby beispielsweise hungrig wird, setzt sein Saugreflex ein. Kommt zu diesem Körperreflex ein Ton dazu, wird ein spezifischer Hungerlaut daraus. Und wir können lernen, ihn von anderen Bedürfnislauten zu unterscheiden.

Die Australierin Priscilla Dunstan hat den Zusammenhang zwischen spezifischen Babylauten und biologischen Grundbedürfnissen 1998 entdeckt – quasi aus der eigenen Not heraus. Priscillas Sohn Tomas gehörte zu den vielen Babys, die unter Koliken leiden und lange Perioden unerklärlichen Weinens durchleiden. Sie fühlte sich wie viele junge Mütter oft isoliert und gestresst, weil sie nicht wusste, was sein Weinen bedeutete und was er brauchte. Tage und Nächte verbrachte sie damit, ihn durchs Haus zu tragen und alles Mögliche auszuprobieren, was ihn beruhigen sollte. Am Ende war sie total erschöpft und mit den Nerven am Ende.

Schon als kleines Mädchen konnte Priscilla Dunstan Musikstücke nach einmaligem Hören auf ihrer Geige nachspielen. Ihrer besonderen Begabung eines fotografischen Gedächtnisses für Klänge und ihrem Wissen als ausgebildete Opernsängerin, wie Töne von unserem Körper erzeugt werden, kam nach der Geburt ihres Sohnes nun eine ganz neue Bedeutung zu. Priscilla Dunstan beobachtete, dass Tom einige Laute äußerte, bevor er anfing zu schreien. Sie führte Tagebuch darüber, was er „sagte“ und was sie tat, um ihn zu beruhigen. Auf diese Weise entdeckte sie ein Muster in seinem Weinen. Das Tagebuch mit den Notizen zu den verschiedenen Lauten und körperlichen Signalen bildete die Basis für die heute als „Dunstan classification of infant cries“ (Dunstan Klassifizierung von kindlichem Weinen) bekannte Methode.

Inzwischen hat sich bestätigt, dass es tatsächlich universelle Laute gibt, die dem Schreien vorausgehen. Diese Laute sind bei allen Babys weltweit gleich, denn sie alle sind von Natur aus mit den gleichen körperlichen Grundreflexen ausgestattet.

Versteh dein Baby vom ersten Tag an

Jedes Neugeborene auf dieser Welt verwendet also unabhängig von seiner Muttersprache und seinem Kulturkreis die gleichen fünf Laute für seine allerersten und wichtigsten Grundbedürfnisse. Es äußert damit, ob es Hunger hat, müde ist, aufstoßen muss, Bauchweh hat oder sich unwohl fühlt, weil es ihm zum Beispiel zu warm oder kalt ist, es eine neue Windel braucht oder es woanders drückt.

Machen wir uns noch mal ganz bewusst: Das Weinen unseres Babys ist nicht unser Feind! Wir können ganz ruhig und gelassen bleiben. Versuchen wir das Weinen als Wegweiser oder Übersetzungshilfe für uns Eltern aufzufassen, und nicht als absichtsvolle Lärmbelästigung – die kommt erst im Teenageralter!

Fünf neue Wörter für die wichtigsten Bedürfnisse in dieser natürlichen Babysprache herauszuhören und zu unterscheiden, ist innerhalb kurzer Zeit machbar. Kein Vergleich zu schulischem Vokabelpauken. Mit den vielen täglichen Übungsmöglichkeiten, die der Babyalltag von früh bis spät ohnehin bietet, wirst du rasch erkennen, was dein Neugeborenes dir sagen will.

Die Dunstan-Babysprache zu kennen stärkt deine Familie, du fühlst dich dadurch sicherer in deiner Elternrolle und bist deinem Kind besonders nah. Habt ihr ein zufriedenes Baby, das weniger weint und auf dessen Bedürfnisse ihr rasch und richtig reagieren könnt, profitiert auch die Partnerschaft davon. Weniger Stress und mehr Schlaf für alle sind eine gute Basis für ein harmonisches Familienleben. Auch größere Geschwisterkinder können die Sprache und die Bedürfnisse des Babys auf diese Weise verstehen lernen.

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Die fünf Dunstan-Laute

Kommen wir nun zu den wichtigsten Lauten. Die Sound-Beispiele erleichtern dir das Einhören und das Erkennen der akustischen Unterschiede. Dazu einfach den QR-Code mit deinem Handy scannen (QR-Code-Reader können im App Store heruntergeladen werden und sind im Internet zum größten Teil gratis verfügbar).

Bitte denke daran, dass jedes Kind anders ist und sich individuell äußert. Wie der Ton herauskommt, hängt auch mit Lage und Körperhaltung des Babys zusammen. Am besten nimmst du es im wachen Zustand aufrecht auf den Arm, so kannst du den Laut am besten erfassen. Weint es schon heftig, kann eine Lageänderung beruhigend wirken, und du bekommst eine neue Chance zum Lauschen.

Die Laute werden undeutlicher und vermischen sich mit anderen Tönen, wenn das Baby von der Vor-Schrei-Phase ins Weinen kommt und danach sein Schreien eskaliert. Manche sehr sensiblen Kinder beginnen recht rasch, laut zu schreien. Bei ihnen ist es wichtig, schon auf die kleinsten Signale frühzeitig zu reagieren und eventuell einen Babymonitor zu nutzen, um die Vor-Schrei-Laute zu erwischen.

Wenn du dein Kind beruhigen möchtest, musst du selbst innerlich ruhig sein. Sonst schaukelt sich eure Aufregung gegenseitig hoch. Atme tief durch, lass die Schultern locker und halte dein Baby nah bei dir. Manchen Eltern hilft es, ihr Baby zu filmen, um sich in die Ausdrucksweise des eigenen Kindes besser einzuhören. Sie schauen sich die Aufnahmen in einer ruhigen und entspannten Minute an, um daraus zu lernen.

Erster Laut: Ich habe Hunger!

„Den Hungerschrei wirst du rasch erkennen“, das geben Hebammen jungen Müttern gern mit auf den Weg. Nur konnte bisher keiner so genau spezifizieren, wie sich dieser Hungerschrei nun anhört. Hier kommt des Rätsels Lösung:

image www.versteh-dein-baby.com/dbs.php?1

Der Laut, der uns anzeigt, dass ein Baby Hunger hat, ist „neh“. Bei manchen Babys klingt es eher wir „nuh“. Das deutlich hörbare „N“ von „neh“ ist das wichtige akustische Unterscheidungsmerkmal. Es entsteht durch den bei Hunger einsetzenden Saugreflex, bei dem dein Kind seine Zunge immer am Gaumen entlang nach hinten bewegt. Wenn du es selbst mal ausprobierst, merkst du rasch, dass diese Bewegung in Verbindung mit einem Laut nur zu „neh“ führen kann. So einfach ist das!

Meistens ist „neh“ der Laut, den Eltern als ersten heraushören können. Andere körpersprachliche Signale, die Hunger anzeigen, sind: an den Lippen lecken, am Fäustchen saugen oder den Kopf suchend hin- und herwenden.

„Neh“ kann tatsächlich den Milcheinschuss bei der Mutter auslösen. Ein Baby, das „neh“ sagt, lässt sich besser anlegen, weil es besser ansaugt und länger und effektiver trinkt. Auf diese Weise verringert sich auch oft das Problem der wunden Brustwarzen. Wenn eine Seite leer getrunken ist und das Baby noch Hunger hat, dockt es ab und sagt wiederum „neh“, damit es noch die andere Brust bekommt. Das unterstützt ein Stillen nach Bedarf, weil wir richtig reagieren und dem Kind Milch geben können, wenn es mit „neh“ danach verlangt. Besonders an heißen Tagen kann dies durchaus nach 30 Minuten wieder der Fall sein statt erst nach den oft üblichen drei bis vier Stunden. Du wirst den Trinkrhythmus deines Babys rasch kennenlernen und kannst so immer ganz flexibel die Milchbar öffnen.

Manche Babys, die extra Geborgenheit und viel Kuscheln benötigen, nutzen den „Neh“-Laut auch, um ihrem Bedürfnis nach Beruhigungssaugen Ausdruck zu verleihen. Du kannst ihm dann einen Schnuller oder deinen Finger anbieten, wenn du kein Dauernuckeln an der Brust möchtest. Sollte es tatsächlich hungrig sein, wird es den Schnuller ausspucken und weiterhin „neh“ kundtun.

Weint ein Baby, tippen wir oft vorschnell darauf, dass es Hunger hat, und stillen es. Ist das Kind gar nicht hungrig, lässt es sich nicht oder nur schlecht anlegen und die Situation verkrampft.

Sagt das Baby anstatt „Hunger“ in Wirklichkeit „Ich muss Bäuerchen machen“, und wir kennen den Unterschied der Laute nicht, würden wir Milch auf die in seinem Brustkorb festsitzende Luftblase geben und Blähungen auslösen. Das Baby würde schließlich noch mehr weinen und echte Schmerzen leiden – in vielen Familien die typische schwierige Phase ab 17 Uhr! Mit starken Bauchkrämpfen ist einem zum Weinen, dann mag man nicht gestillt werden. Würde uns Großen ähnlich gehen, oder?

Unterschiedliche Stillpositionen:

Zweiter Laut: Ich muss Bäuerchen machen!

Der Laut für „Ich muss Bäuerchen machen“ ist meiner Meinung nach der Wichtigste für eine gut funktionierende Babyversorgung und für sein ultimatives Wohlbefinden. Denn Luftblasen im Brustkorb oder Bauch beeinträchtigen einfach alle unsere Körperfunktionen. Damit geht es uns nicht gut.

Wenn wir den Laut kennen, mit dem unser Kind uns auf sein Bedürfnis, ein Bäuerchen zu machen, hinweist, werden wir merken: Während des ganzen Tages, auch zwischen den Mahlzeiten und sogar währenddessen, kann es immer wieder nötig sein, das Kind aufstoßen zu lassen.

Und so sagt es uns, dass eine Luftblase drückt und es Hilfe beim Aufstoßen braucht:

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„Eh“ ist oft als ganze Serie mehrerer kurzer „eh eh eh“ hintereinander zu hören. Jedes „eh“ klingt dabei kurz und spitz. Der „Eh-Laut“ entsteht bei deinem Kind, weil sein Körper versucht, die im Brustkorb sitzende Luftblase durch Zusammenziehen nach oben herauszupressen.

Weil die Luft drückt, wird dein Kind zappelig und unruhig, ganz besonders, wenn du versuchst, es nun hinzulegen. Es ist daher ratsam, ein Baby, das „eh“ sagt, erst Bäuerchen machen zu lassen, bevor du ihm (mehr) Milch gibst oder es schlafen legst. Das reduziert sein Bauchweh, verhindert, dass es gleich wieder aufwacht, und führt dazu, dass es weniger Milch spucken muss – so hast du auch weniger Wäsche zu waschen! Babysprache zu verstehen, ist in vielerlei Hinsicht praktisch.

Beachte außerdem noch, dass Aufstoßen auch lautlos erfolgen kann. Wenn dein Baby nicht mehr „eh“ sagt, ist es gut.

Indem du deinem Kind hilfst, die Luft nach oben herauszubringen, vermeidet ihr Bauchweh und somit allabendliche lange Schreiperioden, mit denen sich sonst leider sehr viele Familien plagen. Sicher hat dir deine Hebamme dazu schon ein paar gute Haltungen gezeigt: Du kannst dein Baby aufrecht an oder über die eigene Schulter legen und sanft seinen Rücken klopfen oder aufwärts reiben. Lageveränderungen bringen die Luft rasch heraus.

So hilfst du deinem Kind, die Luft nach oben zu bringen:

Dritter Laut: Ich bin so müde!

Wenn wir müde werden, fangen wir an zu gähnen. Meist sind wir dann allerdings schon sehr, sehr müde. Warten wir nun zu lange, ist das eben noch offene Schlaffenster schon wieder zu, und wir brauchen meist weitere 45 Minuten, bis wir erneut Bettschwere haben. Bei deinem Baby ist es genauso. Bevor es gähnt, sagt es dir schon, dass es Schlaf braucht, und zwar so:

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Der Gähnreflex veranlasst dein Neugeborenes zu einem Laut, der sich wie „auw“ anhört. Dabei macht es eine ovale Mundform. Andere Müdigkeitssignale, wie die Augen reiben, an den Ohren ziehen, den Rücken überstrecken oder sich winden, treten erst danach und leider meist dann erst auf, wenn dein Kind schon übermüdet oder überreizt ist und die Schwelle des komfortablen Einschlafens bereits überschritten hat. Ab da wird es also schwieriger und anstrengender für beide Seiten. Wenn es „auw“ sagt, kannst du dein Baby problemlos hinlegen, und es schläft rasch und ruhig ein.

Manche Kinder äußern „auw“ so zart, dass wir es im geschäftigen Alltag in der Regel glatt überhören und nicht ernst nehmen. Das sind dann hausgemachte Probleme. Lebt im Augenblick und nehmt dabei die Kinder und ihre Äußerungen, auch die zarten, bewusst wahr und ernst. Es erspart euch viele Stressmomente.

Gerade sehr junge Babys sind rasch überreizt und haben nur sehr kurze Aufmerksamkeitsspannen. Babys schlafen meist zwischen 17 und 19 Stunden am Tag – zumindest im Idealfall –, nur leider nicht am Stück, sondern in Häppchen, die entweder nur 10–15 Minuten Powernapping sind oder bestenfalls zwei bis drei Stunden am Stück dauern. Im ersten Fall lohnt sich Hausarbeit, im letzteren solltest du ganz eigennützig auch die Luken schließen, denn wer weiß, wie die Nacht wird. Oder der nächste Tag.

Neugeborene Babys kommen sehr häufig mit einem sogenannten Baby-Jetlag auf die Welt. Sie sind eher zu den Zeiten wach, zu denen man auf der anderen Seite der Erdkugel aufsteht, und machen bei uns dann die Nacht zum Tag. Dein Baby war besonders zum Ende deiner Schwangerschaft tagsüber, wenn du im Wiegeschritt unterwegs warst, meist ruhig, sobald du dich hingelegt hast, dafür im Action-Modus. Also gib deinem Kind Zeit, sich schrittweise ins Leben und in den Ruhe-Action-Rhythmus eurer Familie einzufinden.

 

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Klassische Problemsituationen rund ums Schlafen

Probiere aus, was für euch gut funktioniert und kreiere euer eigenes Gute-Nacht-Ritual. Das ist sehr wichtig, weil das Schlafverhalten von deinem Baby erst erlernt werden muss. Hier braucht es Geduld und jeden Abend ein neues Bausteinchen bis zum Ziel. Rückschritte im Schlafverhalten sind während Entwicklungsschüben ganz normal und lehren uns nur, dass immer alles im Fluss ist und nichts so bleibt, wie es heute ist. Also lebe die Veränderung und sei dabei die felsenfeste Konstante und der sichere Hafen für deinen Nachwuchs!

So kannst du Problemsituationen vermeiden:

Das ganze Haus aufwecken

Dein Kind sagt dir, was es braucht. Auch nachts. Damit du die Laute vor dem Schreien mitbekommst, schläft es am besten mit bei dir im Zimmer. So findet sich die Lösung schneller und ist vielleicht im Halbschlaf erledigt. Wenn das Baby „neh“ sagt und du stillst, darf dein Mann vielleicht weiterschlummern. Vermeide auf jeden Fall viel Licht und den direkten Blickkontakt, denn der ist für dein Baby ungemein anregend und dann würde eure Pyjamaparty weitergehen und du würdest nicht so schnell wieder ins Bett kommen.

Das gerade eingeschlafene Kind wacht nach wenigen Minuten wieder auf

Dann ist es wahrscheinlich, dass es „eh“ sagt, weil es beim Stillen eingeschlafen ist und nun die Luft doch noch raus muss. Lass es ohne viel Tamtam Bäuerchen machen und lege es sofort wieder hin. Es wird in der Regel weiterschlummern. Ist dies häufiger ein Problem, kann eine leicht schräge Liegeposition eventuell Abhilfe schaffen. Am einfachsten ist es, wenn du das Bettgestell auf der Kopfseite dazu mit Büchern unterlegst. Niemals nur die Matratze, denn dein Baby könnte dazwischen geraten und dann keine Luft mehr bekommen.

Das Kind schläft an der Brust ein, doch sobald es im Bett liegt, sind die Augen wieder offen

Wie würdest du dich fühlen, wenn du auf dem Sofa friedlich einschläfst und dich beim Aufwachen plötzlich ganz woanders wiederfindest? Das ist wie ein Filmriss, und der macht Angst. Auch wir würden brüllen und sehr beunruhigt sein. An Weiterschlafen ist erst mal nicht zu denken. Lege deshalb dein Baby noch halb wach in sein Bettchen. Bleibe bei ihm, es braucht deine körperliche Nähe, um zur Ruhe zu kommen und sich sicher zu fühlen.

Nach stundenlangem Händchenhalten und anschließendem Rausschleichen wird das Baby doch wieder wach

Das kenne ich vom ersten Kind nur zu gut! Die Frage ist, wer sich von wem nicht trennen kann … Dein Baby hat einfach noch keinen so tiefen Schlaf. Es wacht am Ende der REM-Schlafphasen meist ganz kurz auf, doch wenn du es lässt, schläft es auch ganz von alleine wieder ein. Wenn es dich rufen sollte, bist du ja nie weit oder hörst und siehst es über einen Babymonitor. Statt bei jedem dieser kurzen Aufwacher ins Zimmer zu rauschen, gib deinem Kind die Chance, selbst wieder in den Schlaf zu finden. Ich habe sechs Wochen alte Babys erlebt, die dies in einer Schlafphase mehrfach hintereinander von sich aus ganz gemütlich geschafft haben, ohne dass sie jemanden brauchten. Sie schauten ein bisschen in der Gegend herum und dann klappten die Äuglein von allein wieder zu. Ich glaube, uns Eltern fällt es enorm schwer, uns in dieser Situation zurückzunehmen.

Vierter Laut: Ich habe Bauchweh!

Wir Eltern reagieren meist viel zu spät, wenn unser Baby Bauchweh hat. Wir handeln erst, wenn es ganz eindeutige körperliche Symptome zeigt, sich krümmt und die Beinchen anzieht oder sich steif macht und sie streckt. Dabei weint es herzzerreißend und leidet bereits starke Schmerzen. Wehre bitte besser schon den Anfängen und reagiere, wenn du diesen heftigen Laut hörst:

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Der Bauchweh-Laut hört sich an wie „eärh“. Der erste Teil ist, wie das „eh“ für aufstoßen, auf die Luft zurückzuführen, die raus muss. Der zweite Teil „är“ kommt durch die sich zusammenziehenden, auf den Druck und die Schmerzen reagierenden Bauchmuskeln. Wie du selbst merkst, ist dieser Laut sehr eindringlich, kommt tief aus dem Bauch heraus und dein Baby ist dabei äußerst gestresst. Schau dir allein sein zusammengekniffenes Gesichtchen an. Dieser Schmerzenslaut ist für uns Eltern nur schwer auszuhalten.

Eine liebe Kollegin nannte den „Eärh-Laut“ deshalb treffend „die längere Rache des Eh“. Wenn man sein Baby bei „eh“ häufig Bäuerchen machen lässt, reduziert dieses Vorgehen auch das „Eärh“-Weinen ganz deutlich – wenn nicht, rächt es sich eben leider und das meistens am Abend, wenn auf allen Seiten ohnehin die Kräfte nachlassen. Anstatt lange und ausgiebig Babys Bauchweh wegzumassieren und in der 17-Uhr-Schreiphase gemeinsam verzweifelt durch die Wohnung zu wandern, könntet ihr euren Feierabend zukünftig auch anders, schmerzfreier und geräuscharmer gestalten.

Überprüfe eventuell auch, was du gegessen hast. Kohlarten, Zwiebeln und Hülsenfrüchte, manchmal auch Trauben, können Blähungen hervorrufen. Manchmal kommt es auch vor, dass ein Baby eine Laktoseunverträglichkeit hat. Das kann, muss aber nicht sein.

Einem Baby mit Bauchweh und Kolik beizustehen, ist nie besonders leicht, denn es braucht Zeit, die eingeklemmte Luft hinauszubefördern. Besonders bewährt haben sich dabei sanfte Bauch- oder Fußreflexzonen-Massagen oder das Tragen im Fliegergriff. Auch das Auflegen deiner warmen Hand tut gut und ist besser als ein Wärmekissen, bei dem man nie sicher sein kann, ob es deinem Baby nicht zu warm ist. Wichtig ist wirklich, dass du dem kleinen hilflosen Kerl kontinuierlich beistehst, solange er „eärh“ sagt.

Bauchweh-Weg-Griffe:

Fünfter Laut: Ich fühle mich nicht gut!

Wenn du diesen Laut hörst, sagt dir dein Baby, dass es sich gerade sehr unwohl fühlt – und das kann leider verschiedenste Gründe haben:

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Beim Laut „heh“ hörst du anders als bei „eh“ ein ganz deutlich gehauchtes „H“ am Anfang der Äußerung. Es kann fast wie ein Hecheln klingen, weil das Baby dabei ausatmet. Der „Heh-Laut“ basiert auf einem Reflex der Haut, und da dein Neugeborenes sich noch nicht kratzen oder dir die Stelle zeigen kann, wo es unangenehm ist, müssen wir Detektiv spielen, um dem Problem auf die Spur zu kommen.

Die folgende Übersicht gibt dir als Sherlock Holmes ein paar Hinweise, wo es sich in der Regel lohnt, Nachforschungen anzustellen, wenn du weißt, der gesuchte Übeltäter hat meist mit der „Haut“ zu tun. Hier eine Auswahl der möglichen Verdächtigen:

Typische „Ich fühle mich nicht wohl“-Anzeichen

image Zu warm: Ein feuchter Nacken, roter Kopf, warme Stirn zeigen an, dass mindestens eine Lage Kleidung runter muss.

image Zu kalt: Kalte Hände und Füße oder gar ein Bibbern und blaue Lippen zeigen deutlich: Hier muss jemand wärmer angezogen oder eingekuschelt werden.

image Nasse oder volle Windel: Auch wenn sie erst vor 30 Minuten gewechselt wurde, Babys schaffen es, bis zu zwölf Windeln am Tag zu füllen. Außerdem können die Windelverschlüsse zu eng geschlossen sein und dadurch drücken oder einschneiden.

image Windelausschlag und wunder Popo: Wenn Urin auf Hautwunden kommt, brennt es noch mehr – zum Heulen. Gönne dem kleinen Babyhintern häufige windelfreie „Frischluft-Strampel-Einheiten“ und versorge ihn mit einer heilsamen Creme, z. B. aus Ringelblumen oder einem hautberuhigenden und gleichzeitig desinfizierenden reinen ätherischen Öl wie Lavendel, Teebaum oder Weihrauch, das du mit einem Trägeröl vorher gut verdünnst (siehe auch Kapitel „Sanfte Hilfe von Mutter Natur: mit Düften entspannen und Beschwerden lindern“)

image Unverträglichkeit von Babylotion, Cremes, Shampoo, Feuchttüchern: Auch wenn „Baby“ draufsteht, ist leider in vielen Produkten ein erschreckender Chemiecocktail drin. Steige besser auf natürliche Produkte um!

image Kratzender Stoff oder Wolle, auch wenn Oma den Pullover extra fürs Kind gestrickt hat.

image Reaktion auf ein Waschmittel, das die zarte Haut reizt.

image Allergien äußern sich häufig über die Haut und Ausschlag. Überprüfe auch, was du gegessen hast und ob dein Kind eventuell auf bestimmte Lebensmittel reagiert. Oft beobachtet man dies bei histaminreichen Lebensmitteln wie reifem Käse, Rotwein oder Schokolade, die Kopfschmerzen beim Kind hervorrufen können. Beerenfrüchte, Tomaten, Pfirsiche oder starke ungewohnte Gewürze können auch Ausschlag hervorrufen.

image Zu kleine Kleidung kann reiben. Aber auch noch zu große oder zu weite Kleidung kann das Baby als störend empfinden.

image Gurte vom Autositz, die zu fest gezogen sind und drücken.

image Mückenstiche, die fürchterlich jucken.

image Positionsveränderung nötig, aber das Baby kann sich ja noch nicht alleine drehen.

image Überreizung durch zu viele Geräusche, Licht oder neue Eindrücke. Gönne dem Baby einen Tapetenwechsel und Ruhe.

Kombinationen von Lauten

Babys verwenden nicht nur die fünf Dunstan-Grundlaute, sondern können auch noch andere Töne produzieren. Das hast du sicher selbst schon bemerkt. Nicht jedes Tönchen hat gleich großen Bedeutungsinhalt. Gerade ab dem dritten Lebensmonat probieren Babys mit Begeisterung und Ausdauer ihre Stimmchen aus, experimentieren mit ersten Lauten in Verbindung mit der Atmung, verschiedenen Lippen- und Zungenstellungen. Das ist die sogenannte erste Lallphase, die alle Kinder durchlaufen und bei der sie viel Spaß am ausgiebigen Testen ihrer „Sprechspielzeuge“ haben.

Häufig kombiniert dein Baby auch zwei Grundlaute. Im Grunde logisch, weil auch bei uns Erwachsenen Bedürfnisse gleichzeitig auftreten können: Manchmal fühlst du dich müde und hungrig zugleich.

Was machen wir dann? Die Faustregel heißt: Reagiere immer auf den Laut, den dein Baby gerade am häufigsten sagt. Das ist sein dringlichstes Bedürfnis. Was es nur kurz erwähnt, kann erst einmal warten. Sagt es also „neh, neh, auw, neh“, dann reagierst du auf „neh“ zuerst. Wenn Zweitrangiges nach dem Stillen des Hauptwunsches weiterhin aktuell ist, wird das Baby dir das anschließend noch mal sagen. Verlass dich drauf! Dann kannst du dich um das nächste Bedürfnis kümmern – immer schön der Reihe nach.

Alles unter Kontrolle

Solange du einen der fünf Grundlaute von deinem Kind hörst und sein Bedürfnis erkennst und versorgst, weißt du, dass du das Richtige tust, um ihm zu helfen. Erkennen wir es nicht, probieren wir, wie Millionen Eltern vor uns, herum, was uns alles einfällt. Das Baby wird verständlicherweise unter Umständen immer ärgerlicher und das Schreien eskaliert. Am Ende können die Nerven dann schon mal blank liegen. Das muss nun nicht mehr sein.

An manchen Tagen ist der Himmel allerdings sehr grau. Unkalkulierbar wie das Wetter erscheint uns manchmal auch unser Nachwuchs. Wenn dein Baby sehr viel schreit und du nicht mehr kannst, lege dein Baby bitte immer an einem sicheren Ort ab, zum Beispiel in seinem Bettchen, und verlasse dann den Raum für eine Weile, um innerlich zur Ruhe zu kommen und neue Kraft zu schöpfen. Hast du öfter das Gefühl, eure Welt ist total aus den Fugen und deine Kräfte nähern sich einem bedrohlichen Tiefpunkt, dann springe über deinen Schatten, bevor Sicherungen unbeabsichtigt durchbrennen, und hole dir Hilfe. Du und dein Baby, ihr habt beide Unterstützung verdient! Niemand ist perfekt – egal in welchem Alter – und manche Tage sind echte Herausforderungen. Halte inne und überlege gut, was dich entlasten oder neue Kraft tanken lässt. Manchmal ist es die Eiscreme im Tiefkühlfach, die dir ganz allein gehört. Der Rest der Welt muss kurz warten, bis dein Akku wieder einen akzeptableren Ladestand erreicht hat. Ein Auto läuft ja auch nicht ohne Benzin.

Das Geheimnis einer entspannten Elternschaft liegt wahrhaftig in einer vorhersehbaren, altmodisch anmutenden, aber durch die Gewohnheitsmuster Ruhe vermittelnden Routine und einer geordneten kleinen Welt. Babys sind superkonservativ und echte Gewohnheitstiere in ihrem eigenen kleinen Schneckenland. Lass dich darauf ein, indem du dein Tempo und deine Erwartungen herunterschraubst und die kleinen Alltagsfreuden bewusst wahrzunehmen und dafür dankbar zu sein lernst. Dein Baby ist der Schlüssel zu dieser dicken Portion Lebensglück.

Den natürlichen Rhythmus deines Babys erkennst du über die geäußerten Bedürfnisse. Schreib sie doch einfach mal für ein paar Tage auf. Dann siehst du schwarz auf weiß, was dein Kind wann gesagt und was ihm jeweils geholfen hat. Das gibt dir Selbstsicherheit und vermittelt das Gefühl, Herr oder Herrin der Lage zu sein.

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Wie lange funktioniert das Ganze?

Die Grundlaute verwenden Babys meist bis zum vierten Lebensmonat. Gehen Mama und Papa in dieser Zeit verlässlich auf die Laute ein, wandelt sich ab dem vierten, fünften Monat Babys reflexbasierte Kommunikation in eine bewusste Anwendung der fünf spezifischen „Laute“. Es behält sie dann zum Teil bis zum ersten Geburtstag bei.

Wenn sich das Baby im ersten Lebensjahr weiterentwickelt und seine Umwelt immer mehr entdeckt, kommen schrittweise natürlich noch andere Bedürfnisse dazu und es möchte seine Entdeckungen mit uns teilen. Dieses bewusste Mitteilungsbedürfnis vom Kind können wir dann über die daran anknüpfende Babyzeichensprache erfüllen, die eine neue Welt der Interaktion mit unserem Nachwuchs eröffnet, solange dieser noch dabei ist, in die verständliche Lautsprache hineinzuwachsen. Mehr dazu liest du im Kapitel „Kommunikation mithilfe von Babyzeichen“.

DAS BABY MUSS BERUHIGT WERDEN – NUR WIE?

Es ist fast nicht möglich, ein kleines Kind zu beruhigen, wenn wir selbst aufgewühlt sind. Unruhe überträgt sich in Windeseile auf andere – selbst, wenn wir keinen direkten Körperkontakt haben. Willst du dein Baby beruhigen, musst du selbst erst runterkommen und deine eigene Mitte finden. Erst dann kannst du Ruhe ans Kind weitergeben.

Um ein Baby zu beruhigen, funktioniert meist all das gut, was das Baby an seine Zeit im Bauch erinnert. Das kann der Herzschlag der Mutter sein, den es jetzt in gleichmäßigen rhythmischen Geräuschen wieder wahrnimmt (Staubsauger, Fön, Waschmaschine) und den auch die altbekannten Wiegenlieder wieder aufgreifen. Die sanfte Schaukelbewegung und das Wiegen auf dem Arm vermitteln das Gefühl von früher, als der Schwangerschaftsbauch im etwas watscheligen Gang durch die Gegend geschaukelt wurde.

Auch die eigenen Grenzen durch Begrenzungen zu spüren, tut Babys oft gut. Das sogenannte Pucken – ein straffes Wickeln – oder das Benutzen von Schlafsäcken, die am Bauch enger anliegen, den Armen und Beinchen aber Bewegungsfreiheit geben, können dem Kind helfen. Ein enger Körperkontakt wie beim Tragen gibt dem Baby Sicherheit. Liebevolle Berührungen, wie durch sanfte Massagen, schenken ihm wohltuende Aufmerksamkeit. All das macht einen entspannten Start ins Leben leichter.

Rituale: der Autopilot für den Alltag

Wenn das Leben seinen gewohnten Gang geht, befinden wir uns leichter im Flow und im inneren Einklang. Das geht schon den Kleinsten so und überträgt sich auch auf sie. Feste Rituale bringen Ruhe in deinen Alltag. Das Gefühl von Sicherheit, das aus der Vorhersehbarkeit der Abläufe erwächst, lässt Energie frei werden, für die ungeplanten Herausforderungen des Tages. Und da es die mit Kleinstkindern zuhauf gibt, tut es unheimlich gut, zu festen, regelmäßigen Zeiten einfach nur auf Autopilot laufen zu können. Mit solchen vertrauten Zeitinseln kannst du dich durch den Tag hangeln, ohne viel nachzudenken und du hältst das Familienleben damit im gemächlichen, harmonischen Fluss.

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783869106588
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2022 (August)
Schlagworte
Eltern-Kind-Beziehung Babyratgeber Baby Kommunikation Eltern Babys verstehen Babysprache

Autor

  • Vivian König (Autor:in)

Vivian König hat maßgeblich dazu beigetragen, dass sich die Babyzeichensprache in Deutschland, Österreich und der Schweiz etabliert hat. Sie gründete die „Zwergensprache GmbH“ – ein Netzwerk aus mehr als 200 zertifizierten Kursleiterinnen, die in über 200 Städten Eltern-Kind-Kurse, Workshops und Fachseminare anbieten. Die Autorin leitet die Aus- und Weiterbildung der Kursleiterinnen, ist Referentin und Autorin von Elternratgebern und verlegt Lehrmaterialien für Profis in Erziehungsberufen.
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Titel: Was dein Baby dir sagen möchte