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Mama sein

Was Babys wirklich brauchen. Der entspannte Weg ins Familienleben. #realtalk

von Nele Hillebrandt (Autor:in)
224 Seiten

Zusammenfassung

Mama zu werden bedeutet absolutes Glück. Meistens. Aber es gibt auch Tage voller Verzweiflung und Unsicherheit: Der Körper muss sich umstellen und erholen, die Hormone spielen verrückt, im Kopf herrscht Chaos – das kann enorm belasten. Erzieherin und Bloggerin Nele Hillebrandt liefert mit diesem Ratgeber eine echte Starthilfe für Mamas – von der Geburt über die ersten Wochen zu Hause bis zum entspannten Familienleben: Sie hat alle wirklich wichtigen Infos zu den großen Themen Stillen, Säuglingsmilch, Beikost, Wickeln und Schlafen zusammengestellt. Ihre praktischen Tipps helfen, sich auf das Kommende einzustellen und bereits bestehende Probleme möglichst schnell zu meistern. Dabei nimmt sie kein Blatt vor den Mund: #realtalk ist angesagt!

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


ÜBER MICH

Ich bin Erzieherin und habe einen Bachelor of Science in Psychologie. Über ein Jahr lang dauerte unsere Kinderwunschzeit, und in dieser Zeit las ich unendlich viele Erziehungsratgeber. Ich dachte, dass ich gut vorbereitet wäre. Dass ich dieses „Mama sein” schon hinbekommen würde. Nein, ich habe es mir nicht leicht vorgestellt. Wenig Schlaf, viele Pflichten. Aber als dann mein Baby geboren war, da war es so anders, so überwältigend, so verunsichernd, dass ich oft nicht wusste, wie ich mich verhalten sollte.

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Die ersten Wochen nach der Geburt waren für mich – und für uns als Familie – extrem belastend. Ich hatte große Schwierigkeiten, in meine neue Rolle zu finden, und die körperlichen Nachwehen der Geburt erschwerten es mir zusätzlich. Ich war verletzt, unsicher und durcheinander. Meine Hormone spielten verrückt, und in mir herrschte ein einziges Chaos.

Ich habe über diese Zeit ausführlich auf meinem Mamablog Faminino berichtet und dort die Rückmeldung erhalten, dass ich mit diesen Gefühlen nicht alleine bin. Viele Frauen berichteten mir von ähnlichen Gefühlen, Gedanken und Erfahrungen.

Und eins war allen gemeinsam: das Gefühl, dass es falsch ist, sich so zu fühlen. Dass man zu schwach ist. Zu wenig belastbar. Das Gefühl, dass alle Frauen um einen herum mit ihren Babys im siebten Himmel schweben. Dass Babys eine Familie doch komplett und das Leben schöner machen sollen.

Stattdessen stellte dieses kleine Wesen bei uns alles auf den Kopf.

Es dauerte lange, bis sich hier alles einspielte und noch länger, bis ich es geschafft habe, dass ich mich selbst nicht für eine unfähige Mutter hielt.

Heute sind wir als Familie angekommen. Ich bin zwar immer noch oft übermüdet, aber die Überforderung ist zum Glück einem Gefühl von Sicherheit gewichen. Ich weiß mittlerweile, dass es okay ist, wenn es nicht perfekt ist. Dass es auch gut ist, wenn ich es anders mache als die anderen. Dass mein Weg für uns der richtige ist.

Ich habe gelernt, meinen Weg im Dschungel der verschiedenen Erziehungsansätze zu finden und wegzuhören, wenn jemand versucht, mir seine Sichtweise aufzudrängen. Ich bin dafür, dass wir endlich akzeptieren, dass Menschen, Familien, Mütter, Väter und Kinder verschieden sind. Dass jede Familie ihren eigenen Weg finden muss.

Ich habe mich viel mit Erziehungsstilen und Konzepten beschäftigt. Viel gelesen, das mir gefällt. Viel, das mir nicht gefällt. Ich tausche mich mit Müttern darüber aus, wie sie es machen, und lerne dabei immer wieder, wie wichtig Akzeptanz für die verschiedenen Herangehensweisen ist.

Ich selber erziehe nach keinem konkreten Erziehungsstil. Ich erlaube mir das anzuwenden, was mich anspricht, informiere mich und entscheide am Ende nach Bauchgefühl. Ich möchte informiert und bewusst entscheiden, weil ich dabei hinterfrage, und mein Vorwissen hilft mir, bestimmte Dinge einordnen zu können.

UND DANN IST MAN MAMA

Wenn man schwanger ist, dann hat man ganz klar ein Ziel vor Augen: den ET (errechneten Termin oder auch Entbindungstermin). Man zählt die Wochen, die Tage. Man fiebert diesem Tag in freudiger Erwartung entgegen, gepaart mit (mehr oder weniger großer) Angst. Schmerzhaft wird es werden. Das weiß man. So wird es einem ja immer erzählt. Wenn man Glück hat, dann geht es schnell, bei „Erstgebärenden” ist das aber eher unwahrscheinlich. Innerlich bereitet man sich also vor. Auf diesen Tag X.

Auf Schmerzen.

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Zumindest versucht man das. Denn so wirklich kann man sich gar nicht vorstellen, was da auf einen zukommt. Ich zumindest konnte es nicht.

Und dann?

Ja, dann ist man Mama. Dann hat man ein Baby. Wenn die Geburt erst mal geschafft ist, dann wird alles gut. Vielleicht ein bisschen anstrengend. Klar, Babys weinen, aber als Mama wird man schon wissen, was zu tun ist. Und wahrscheinlich schläft man erst mal nicht so viel. Aber das hat man ja auch nicht, wenn man die ganze Nacht in der Disco verbracht hat. So schlimm kann es also gar nicht sein, oder?!

So oder so ähnlich dachte ich. Wobei, eigentlich dachte ich nicht wirklich darüber nach. Meist dachte ich nur bis zu Tag X und nicht viel weiter. Worüber sollte ich auch groß nachdenken? Ich wusste nicht, wie es sein würde, ein Baby zu haben, und konnte es mir auch kaum vorstellen.

Man könnte nun sagen, dass das naiv sei.

Aber letztendlich ist doch die Frage, wie man sich etwas vorstellen soll, von dem man gar nicht weiß, wie es werden kann. Babys sind so verschieden wie ihre Eltern. Und niemand kann einem sagen, wie das eigene Baby werden wird.

Natürlich bereiteten wir uns, so gut es eben ging, vor. Wir kauften die Erstausstattung. Suchten den perfekten Kinderwagen. Machten uns Gedanken darüber, wie wir schlafen würden und kauften ein Babybay. Ich besorgte eine Packung Pre-Nahrung für den Notfall, nahm mir aber vor zu stillen und besorgte ein Stillkissen. Ich las Ratgeber über Ratgeber, nahm an Diskussionen im Social Web teil und hatte eine ziemlich genaue Vorstellung davon, was ich als Mutter tun würde und was nicht.

Aber wir rechneten nicht damit, dass unser Sohn die erste Zeit hauptsächlich schreien würde. Dass wir lernen müssten, einfach für ihn da zu sein und auszuhalten. Ich rechnete nicht damit, dass ich mein altes Leben vermissen würde. Dass ich einen Ausschlag bekäme und aufgrund dessen mein Kind kaum halten könnte. Verdauungsbeschwerden, Wachstumsschmerzen, Zahnen – auf all diese Dinge kann man sich kaum vorbereiten. Man kann auch kaum etwas dagegen tun, außer: aushalten. Das Kind halten. Sich selbst halten. Mehr geht manchmal gar nicht.

Und auch die Geburt ist, wenn das Kind erst einmal auf der Welt ist, in den meisten Fällen nicht direkt vergessen. Risse, Nähte, Hämorrhoiden, Nachwehen und manch anderes kann Schmerzen bereiten. Man ist schwach und erschöpft, denn der Körper hat gerade eine Höchstleistung vollbracht und braucht nun Ruhe.

Der Wochenfluss erinnert einen die ersten Tage regelmäßig daran, dass man gerade ein Kind geboren hat, und die Hormonumstellung tut ihr Übriges. Dass der Beckenboden nicht direkt wieder im Ursprungszustand ist, merkt man oft noch Tage, Wochen oder gar Monate später.

Und wenn man dann merkt, dass man ständig kurz davor ist, in Tränen auszubrechen, die neue Situation einen völlig überfordert und man sich Sorgen macht, wie das in Zukunft alles werden soll, dann lassen auch die Schuldgedanken nicht lange auf sich warten. Denn als frisch gebackene Mutter sollte man doch eigentlich rundherum glücklich sein.

Und ja, Mutter zu werden ist wunderschön. Es ist aber auch sehr anstrengend. Während der Schwangerschaft (oft auch schon vorher) träumen wir davon. Malen es uns in den schönsten Farben aus. Sehen überall nur glückliche Mamis, Papis und Kinder. Wir lieben unser Kind, noch bevor es auf der Welt ist.

Und dann ändert sich auf einmal unser ganzes Leben. Wir stehen da im Auge des Sturms und wissen oft einfach nicht weiter. Wir lieben unser Kind – aber gleichzeitig ist es uns fremd. Wir könnten oft weinen vor Glück – und genauso oft weinen wir vor Erschöpfung. Wir möchten alles richtig machen – und haben das Gefühl, dass das nie klappt.

Mutterschaft ist manchmal ein einziger Widerspruch. Nichts ist so, wie wir es uns vorgestellt haben. Es ist so viel schöner. So viel anstrengender. So viel erdrückender.

Dass andere nur davon berichten, wie toll es ist, ein Kind zu haben und wie glücklich sie sind, hilft nicht, diesen Widerspruch aufzulösen. Dazu kommen die Werbung und mittlerweile auch immer mehr soziale Netzwerke, die uns weismachen, dass Kinder immer nur lachend in weißer Kleidung durch den blühenden Garten laufen.

Was wir brauchen, ist ein ehrliches Bild von Elternschaft. Ein Bild, das zeigt, wie wunderschön es ist, Kinder zu haben und das gleichzeitig deutlich macht, dass das nicht heißt, dass immer alles perfekt ist und man immer gut gelaunt durch die Wiesen tobt.

Wir brauchen Menschen, die ehrlich davon berichten, wie sehr sie ihre Kinder lieben – und wie sehr sie von ihnen in den Wahnsinn getrieben werden. Kaum jemand hat wirklich Freude daran, den ganzen Tag Windeln zu wechseln, zu füttern und das Kind zu schaukeln. Wir tun es, weil wir unsere Kinder lieben. Weil sie uns brauchen.

Aber es ist okay, das nicht immer nur toll zu finden.

Hinzu kommen die Grabenkämpfe, die überall geführt werden. Wie sollte man sein Kind tragen, halten, füttern, kleiden? Schon kleine Fragen können in den Weiten der sozialen Medien wahre Shitstorms auslösen – von den großen Themen wie Impfen, Haustiere und Kinder, Kinderbetreuung und „Erziehung” ganz zu schweigen.

Oft steht man da als frisch gebackene Mutter und weiß kaum mehr, was man machen soll. Das Schwierige ist, dass in solchen Diskussionen meist diejenigen am lautesten schreien, die am intolerantesten sind. Andere Meinungen werden dann direkt verteufelt und Mütter als „Rabenmütter” hingestellt, die ihre Kinder nicht lieben.

Ich persönlich habe hingegen die Erfahrung gemacht, dass man selten zwei Familien den gleichen Ratschlag geben kann. Wer sagt, dass eine Lösung für alle gilt, der vergisst, wie verschieden wir sind. Dass wir zum Teil ganz unterschiedliche Bedürfnisse haben.

Natürlich gibt es Grundprinzipien, die auf uns alle zutreffen und Dinge, in denen die meisten Menschen sich ähneln – aber selbst da gibt es Abstufungen. Nuancen, in denen Unterschiede deutlich werden.

In diesem Buch versuche ich darum vor allem, verschiedene Wege aufzuzeigen. Wie kann man etwas machen? Was sollte man dabei beachten? Dabei haben fast alle Wege ihre Vor- und ihre Nachteile. Am Ende sollte jede Familie für sich entscheiden, welchen Weg sie gehen möchte.

Erfahrungsberichte verdeutlichen zudem, dass man auf jedem dieser Wege glücklich sein kann. Und das ist auch gleichzeitig die Essenz: Man wird nicht glücklich, weil man einen bestimmten Erziehungsstil durchzieht. Man wird auch nicht glücklich, nur weil man es so macht, wie alle es gerade machen.

Glücklich wird man, weil man in Einklang mit sich selbst ist.

Unsere Kinder brauchen neben Liebe und Geborgenheit auch Eltern, die sich selbst lieben, zufrieden mit sich sind und nicht unter dem Druck, „perfekt” zu sein, zerbrechen.

DIE GEBURT

Wenn der Entbindungstermin näher rückt, merkt man irgendwann, wie wenig dieser Tag eigentlich bedeutet: Selbst in unserer durchgetakteten Welt halten sich die Babys nicht an einen Termin. Es geht los, wenn das Baby so weit ist.

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Darauf muss man sich einlassen. Was nicht leicht ist. Darum fragen sich viele werdende Mamas, wie man die Geburt natürlich anstupsen kann. Wie man dafür sorgen kann, dass Wehen regelmäßiger oder stärker werden.

Wir sind nicht gut im Warten.

Und das medizinische Personal ist es oft auch nicht. Mit wehenfördernden Medikamenten, Wehencocktails oder einer Eipolllösung soll die Geburt angekurbelt werden.

Wie die Geburt an sich verläuft, lässt sich nicht vorhersagen.

Es gibt Frauen, die nur wenige Stunden in den Wehen liegen und bald unverletzt ihr Kind im Arm halten. Andere müssen die Wehen fast schon tagelang aushalten und haben danach schwere Geburtsverletzungen. Auf der anderen Seite ist es genauso gut andersherum möglich. Hinzu kommen die Geburten, bei denen früher oder später entschieden wird, dass ein Kaiserschnitt notwendig ist.

Geburten sind so verschieden, so unplanbar wie der Mensch selbst. Während wir das meiste bei einer Geburt nicht planen können, gibt es eine Sache, die geplant (und gepackt!) werden kann und um die Frauen sich meist akribisch kümmern: die Kliniktasche. Was genau hineingehört, da scheiden sich die Geister. Was für die eine essenziell war, war für die andere unnötig. Die folgende Checkliste hilft dir, nichts Wichtiges zu vergessen.

Der Geburtsplan

Wer sich dennoch etwas Sicherheit verschaffen möchte und zumindest theoretisch überlegt, wie die Geburt ablaufen sollte, der kann einen Geburtsplan schreiben. Ein Geburtsplan enthält Angaben darüber, was man sich unter der Geburt wünscht und was nicht. Welche Medikamente möchte man nehmen, welche Interventionen lehnt man ab?

Auch für Frauen, die zum ersten Mal Mutter werden, kann es sinnvoll sein, einen Geburtsplan zu schreiben. So kann man sich mit dieser Situation auseinandersetzen. Man schaut schon im Vorfeld, welche Möglichkeiten es gibt, und ist informiert. Allerdings sollte man sich auch darüber im Klaren sein, dass es am Ende ganz anders kommen kann.

Eine Geburt ist oft überraschend. Überraschend schnell. Überraschend langsam. Überraschend schmerzhaft. Geburtspläne sind keine Fahrpläne. Unter der Geburt kann es sein, dass doch ganz anders gehandelt wird. Dass Frau sich etwas anderes wünscht oder etwas anderes braucht. Ein Abweichen vom Geburtsplan ist kein Manko und keine Schwäche.

Wenn man einen Geburtsplan schreiben möchte, sollte man sich zuvor gut informieren: Welche Möglichkeiten gibt es? Was bietet das Krankenhaus oder das Geburtshaus an, in dem ich entbinden möchte? Wenn ich zu Hause entbinden möchte, sollte ich mit Frauen sprechen, die selber schon eine Hausgeburt hatten. Auch Gespräche mit Hebammen, Ärzten und anderen Fachpersonen sind wichtig, damit klar wird, was möglich ist und wo eventuelle Grenzen liegen.

Ein Geburtsplan sollte auch immer mit dem Partner be- und ab gesprochen werden. Im Zweifelsfall sollte er ebenfalls wissen, was darauf steht, damit er sich für seine Frau einsetzen kann. Unter der Geburt ist es nicht ungewöhnlich, dass Frauen nicht direkt alles mitbekommen. Der Partner hingegen kann oft besser darauf achten, was Hebammen und Ärzte besprechen und auf die Wünsche der Frau verweisen.

Ein Geburtsplan kann sehr ausführlich sein oder nur die (für die jeweilige Frau) wichtigsten Themen enthalten. Mögliche Themen sind:

Geburtsbegleiter

Wer soll mit im Kreißsaal sein? Soll der Partner mitkommen, die Mutter oder eine Freundin? Soll eine Doula mit zur Geburt kommen? Ist es in Ordnung, wenn auch Hebammenschülerinnen oder Assistenzärzte zur Geburt hinzukommen? Sollen diese Personen den Kreißsaal zu bestimmten Zeiten verlassen?

Gebärhilfen

Gibt es ein Gebärbecken und möchte die Frau dieses nutzen? Welche Voraussetzungen müssen dafür erfüllt sein? Ist ein Geburtshocker oder Pezziball erwünscht, wenn einer verfügbar ist?

Betreuung unter der Geburt

Ist es erwünscht, dass die Frau viel unterstützt wird, oder soll sie lieber in Ruhe gelassen werden? Möchte sie Anweisungen haben, wann sie pressen soll oder lieber auf ihr Gefühl vertrauen?

Medikamente

Welche Medikamente möchte die Frau gegen Schmerzen nehmen, welche nicht? Dabei sollte immer bedacht werden, dass nicht jedes Krankenhaus jede Art der Schmerztherapie unterstützt und durchführt. Es sollte also im Vorfeld abgeklärt werden, welche Möglichkeiten bestehen.

In vielen Krankenhäusern ist es heute üblich, dass die Patientinnen einige Zeit vor der Geburt über Risiken und Vorteile einer PDA (Peridualanästhesie) aufgeklärt werden. Dadurch entfällt unter der Geburt der Papierkram und man kann direkt handeln. Auch wenn man sich sicher ist, eine solche nicht zu wollen, ist es sinnvoll, die Aufklärung schon im Vorfeld zu machen. Sollte es zu einem Kaiserschnitt kommen oder man sich einfach umentscheiden, geht alles schneller. Eine Verpflichtung, die PDA zu nehmen, gibt es natürlich nicht.

Wünsche für den Kaiserschnitt

Ein Geburtsplan kann auch erstellt werden, wenn ein Kaiserschnitt gemacht werden muss. Und selbst wenn dieser nicht geplant ist, ist es sinnvoll, sich Gedanken darüber zu machen, was man sich wünscht, wenn ein solcher notwendig wird.

Fragen sollte man sich hier, wer mit in den OP soll, ob man das Baby direkt auf die Brust gelegt bekommen möchte und wer es nehmen soll, wenn dies nicht möglich ist.

Nach der Geburt

Auch direkt nach der Geburt gibt es Fragen, die aufkommen und die man schon im Vorfeld besprechen sollte. Ein großes Thema ist die Ernährung des Babys: Wünscht die Frau zu stillen? Ist es für sie okay, wenn das Baby eine Flasche Pre-Nahrung erhält? Oder einen Schnuller?

Mittlerweile gibt es immer mehr Krankenhäuser, die als stillfreundlich ausgezeichnet werden. In diesen Krankenhäusern werden Mütter darin unterstützt, ihr Baby zu stillen, und es werden keine Fläschchen oder Schnuller angeboten, um einer Saugverwirrung vorzubeugen. Dennoch ist es letztendlich die Entscheidung der Frau, ob sie stillt oder nicht.

Weiteres

Letztendlich gehört in einen Geburtsplan all das, worüber sich die werdende Mutter (und natürlich auch der werdende Vater) Gedanken macht. Bei der Geburtsanmeldung sollten die wichtigsten Punkte besprochen und der Geburtsplan in schriftlicher Form abgegeben werden.

Wege sein Kind zu gebären

Heute können wir uns entscheiden, wo und auf welche Weise wir unser Kind auf die Welt bringen möchten. Diese Wahlfreiheit ist neu, und es haben sie auch heute nur anteilmäßig wenige Frauen auf der Welt.

Hier in Deutschland bekommen die meisten Frauen ihre Kinder in einem Krankenhaus. Es gibt aber auch noch andere Möglichkeiten, die Schwangeren offen stehen. In Deutschland gibt es, anders als in Österreich, keine gesetzliche Pflicht, eine Hebamme zur Geburt hinzuzuziehen oder sein Kind in einer bestimmten Umgebung auf die Welt zu bringen.

Alleingeburt

Frauen in Deutschland haben somit grundsätzlich die Möglichkeit, ihr Kind alleine, an einem von ihnen ausgesuchten Ort, zur Welt zu bringen. Nur wenige Frauen machen jedoch von diesem Recht Gebrauch. Ein Baby ganz allein, ohne Unterstützung, auf die Welt zu bringen, ist für die meisten eher eine beängstigende Vorstellung.

Auch Hebammen und Ärzte raten davon ab, da nicht sicher ist, ob Frauen alleine wirklich einschätzen können, ob die Geburt gut verläuft und es dem Baby gut geht. Sollte ein Baby bei einer Alleingeburt zu Schaden kommen, könnte es sein, dass sich die Mutter der fahrlässigen Körperverletzung oder gar fahrlässigen Tötung schuldig macht (Paragraf 222 und Paragraf 229 StGB).

Trotzdem gibt es Frauen, die ihr Kind alleine, ohne Unterstützung durch eine Hebamme oder einen Arzt, auf die Welt bringen und von dieser Art der Geburt überzeugt sind. Für sie ist der Körper der Frau dafür geschaffen, eine Geburt zu meistern. Dass heutzutage viele unnötige Interventionen durchgeführt werden und Frauen unter der Geburt nicht immer so behandelt werden, wie es ihnen eigentlich zustände, sind oft Hauptgründe, sich für die Alleingeburt zu entscheiden.

Hausgeburt

Die Hausgeburt unterscheidet sich von der Alleingeburt darin, dass hier mindestens eine Hebamme anwesend ist. Sie wird von der Gebärenden gerufen, sobald diese merkt, dass der Geburtsvorgang beginnt.

Eigentlich hätte jede Frau das Recht auf eine Hausgeburt, aufgrund steigender Versicherungskosten und schlechter Bezahlung bieten viele Hebammen jedoch keine außerklinische Geburtshilfe mehr an. Wer mit dem Gedanken einer Haugeburt spielt, sollte sich somit schon sehr früh um eine Hebamme bemühen, die eine Hausgeburt begleitet.

Die Kosten einer Hausgeburt werden von den Krankenkassen getragen, allerdings nehmen viele Hebammen mittlerweile eine sogenannte „Bereitschaftsgebühr”, die nicht oder nur zum Teil von den Kassen gezahlt wird. Diese Gebühr kostet meist einige Hundert Euro und dient letztendlich dazu, diese Art der Geburtshilfe überhaupt finanziell möglich zu machen.

Die „Deutsche Gesellschaft für Qualität in der außerklinischen Geburtshilfe” erhebt regelmäßig Daten dazu, wie sicher außerklinische Geburten sind und kam 2016 zu dem Ergebnis, dass Hausgeburten (entgegen der landläufigen Meinung) sehr sicher sind. Nur wenige Frauen müssen während des Geburtsvorganges wegen Komplikationen in eine Klinik verlegt werden (16,3 Prozent) und 95,1 Prozent der Mütter haben keinerlei Probleme nach der Geburt. Bei 38,7 Prozent wird keinerlei Intervention während des Geburtsvorgangs durchgeführt, nur bei 3,9 Prozent ein Dammschnitt gemacht. Die Kaiserschnittrate liegt bei 5,6 Prozent, und 91,9 Prozent erleben eine Spontangeburt.

„Ich habe mein Kind spontan zu Hause geboren”

Nina, 34 Jahre

Nachdem die Geburt meines ersten Kindes in einer Klinik eine wahre Katastrophe war, war für mich klar, dass ich nie wieder ein Kind an diesem Ort zur Welt bringen würde.

Ich wollte mein Kind in einer vertrauten Umgebung auf die Welt bringen. Dort wo ich mich sicher fühle und ich ganz auf mich und meinen Körper vertrauen kann. Für mich war dabei klar, dass eine Hebamme dabei sein müsse. Ich erinnerte mich von der ersten Geburt nur allzu gut an die Schmerzen und das verlangsamte Denken. Allerdings wollte ich gerne eine Hebamme, die ich schon vorher kennenlernen konnte und die mich mit meinen Wünschen ernst nähme.

Als ich den positiven Schwangerschaftstest in der Hand hielt, rief ich somit verschiedene Hebammen an, die hier bei uns eine Hausgeburt begleiten würden. Schnell stellte sich heraus, dass dies nur eine Einzige zu dem errechneten Zeitpunkt machen würde. Doch ich hatte Glück: Schon beim ersten Treffen verstanden wir uns auf Anhieb und ich wusste, dass sie die richtige ist.

Unser Zuhause bereitete ich auf den großen Tag vor, indem ich Handtücher bereitlegte, extra Bettlaken kaufte und große Müllsäcke bereitstellte.

Als es dann so weit war, war ich völlig entspannt. Irgendwie konnte ich viel besser auf meinen Körper hören und die Wehen wirklich gut veratmen. Schon bei den ersten Wehen hatte ich meine Hebamme angerufen, und als die Wehen immer schneller hintereinander kamen, gab ich ihr Bescheid, dass es nun wirklich ernst würde.

Wenige Minuten später war sie da, hielt sich aber sehr zurück. Ich war ihr sehr dankbar dafür, denn ich war völlig in meiner Welt, die nur aus Wehen und Wehenpausen bestand. Die Schmerzen waren stark, aber dieses Mal hatte ich nicht das Gefühl, hilflos in ihnen zu ertrinken. Ich spürte, wie mich jede Wehe näher zu meinem Baby brachte und wie mein Baby und mein Körper zusammen arbeiteten.

In der Endphase war ich dann jedoch sehr dankbar, dass meine Hebamme dabei war. Sie half mir dabei, an den richtigen Stellen zu schieben und auch mal eine kurze Pause zu machen. Mein Baby erblickte hier bei uns zu hause das Licht der Welt, und ich hatte eine unglaubliche, selbstbestimmte Geburt. Ich hatte einen leichten Dammriss, den meine Hebamme gut versorgte, ansonsten waren wir aber beide wohlauf.

Die Schmerzen unterschieden sich in der Intensität nicht von denen, die ich bei der ersten Geburt erlebt habe. Aber ich konnte mich besser auf sie einlassen und empfand sie darum als erträglicher. Diese selbstbestimmte Geburt hat mir viel Vertrauen zurückgegeben und mich für meine ersten Geburtserfahrungen mehr als entschädigt.

Geburtshausgeburt

Die Geburtshausgeburt oder Geburt in einer hebammengeleiteten Einrichtung ist im Grunde eine Hausgeburt, bei der man jedoch nicht zu Hause bleibt, sondern ein Geburtshaus aufsucht. Dies sind Räume, die von Hebammen gemietet oder gekauft sind, und in denen Frauen ihre Kinder zur Welt bringen können.

Die Räume sind oft besonders ausgestattet, haben ein Bett, Pezzibälle, spezielle Gebärhocker, Seile zum Festhalten und/oder Ge burtsbecken. Der Vorteil gegenüber der Hausgeburt kann zudem darin liegen, dass diese Orte oft in der Nähe einer Klinik liegen, was viel ausmachen kann, wenn eine Verlegung notwendig ist.

Ansonsten wird auch diese Geburt von einer oder zwei Hebammen betreut, und auch hier sollte man sich rechtzeitig informieren, da die Plätze begrenzt sind. Eine Bereitschaftsgebühr wird auch hier meist erhoben.

Für die Geburtshausgeburt gelten die gleichen Kennzahlen wie für die Hausgeburt, sie ist also ebenfalls sehr sicher und hat zu Unrecht vielerorts einen schlechten Ruf.

Spontane Klinikgeburt

Die spontane Geburt in einer Klinik ist in Deutschland die häufigste Geburtsform. Etwa 95 Prozent der Frauen bringen ihre Kinder hier zur Welt. Bei 31,1 Prozent wird früher oder später ein Kaiserschnitt notwendig.

In der Klinik wird eine Geburt von einer oder mehreren Hebammen begleitet, zum Ende hin kommt oft ein Arzt dazu.

Schwierig ist, dass auch hier der Hebammenmangel teilweise deutlich zu spüren ist. So ist eine Hebamme meist für mehr als eine Gebärende verantwortlich und muss so regelmäßig die Räume wechseln. Kleinere Kreißsäle schließen und die, die bleiben, müssen mehr Frauen versorgen.

Wer sich eine durchgehende Betreuung über die gesamte Zeit hinweg wünscht, hat die Möglichkeit, eine Beleghebamme zu engagieren. Beleghebammen arbeiten mit einer Geburtsstation in einem Krankenhaus zusammen, werden aber von den einzelnen Schwangeren engagiert und kommen dann, wenn die Geburt „ihrer” Schwangeren losgeht. Eine Beleghebamme bleibt dann die gesamte Zeit über bei der werdenden Mutter und unterstützt diese. Da es auch immer weniger Beleghebammen gibt, muss man auch hier rechtzeitig planen.

Alternativ kann man auch in Begleitung einer Doula entbinden.

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Da spontane Geburten nicht geplant werden können, ist es oft so, dass Geburtsstationen zu manchen Zeiten über- und zu anderen unterlastet sind.

„Ich habe mein Kind spontan in der Klinik geboren”

Lisa, 28 Jahre

Als ich schwanger wurde, da war für mich klar, dass ich für die Geburt in ein Krankenhaus gehe. Ich habe zwar von Hausgeburten gehört, mir erschien das aber ehrlich gesagt als sehr unsicher und gefährlich. Ich wollte die Sicherheit eines Krankenhauses und habe mich auch für eines mit angeschlossener Kinderklinik und Neonatalogie entschieden.

Als es losging und ich die ersten Wehen spürte, zeichnete ich diese zunächst mit einer App auf. Wenn die Wehen in einem Abstand von drei Minuten kämen, wollte ich mit meinem Partner ins Krankenhaus.

Doch schnell merkte ich, dass mich die Heftigkeit der Schmerzen unsicher werden ließ. Somit fuhren wir also los, obwohl die Wehen noch sehr unregelmäßig kamen.

Im Krankenhaus wurde ich zunächst ans CTG und den Wehenschreiber angeschlossen. Unserem Baby ging es gut, die Wehen waren stark, aber leider nicht regelmäßig genug. Mir wurde ein Wehentropf angeboten, um die Geburt etwas zu beschleunigen.

Da ich mir ein schnelles Ende herbeisehnte, nahm ich dieses Angebot an. Die Wehen, die nun kamen, raubten mir buchstäblich den Atem. Obwohl ich eigentlich keine PDA wollte, bat ich einige Zeit später doch um eine. Der Zugang war zum Glück schnell gelegt, und bald wirkte das Schmerzmittel. Die Wehen waren nun nicht weg, aber doch deutlich besser zu ertragen.

Als die Hebamme zu mir sagte, dass ich jetzt pressen solle, war ich fast schon erleichtert. Die Austreibunsgphase war zwar wirklich schmerzhaft, endlich war aber ein Ende in Sicht.

Und dann hörte ich den Schrei. Mein Baby war geboren. Die Hebamme legte mir mein Baby sofort auf den Oberkörper und der Papa durfte die Nabelschnur durchschneiden. In dem Moment waren die Schmerzen zwar nicht vergessen, aber bedeutungslos. Es war einer der schönsten Momente meines Lebens.

Insgesamt dauerte die Geburt etwa zehn Stunden. Ich habe nie in meinem Leben solche Schmerzen erlebt und war sehr dankbar über die PDA. Im Krankenhaus habe ich mich die ganze Zeit über gut betreut gefühlt. Zwar musste ein Dammschnitt gemacht werden, mit dem ich noch einige Wochen später manchmal Probleme hatte, mittlerweile ist aber alles super verheilt.

Notfallkaiserschnitt

Wenn Hebammen oder Ärzte feststellen, dass die Vitalzeichen des Kindes drastisch schlechter werden oder andere Komplikationen bei der spontanen Geburt entstehen, kann ein Kaiserschnitt notwendig werden.

In diesem Fall muss es meist schnell gehen. Man kann sich kaum auf diese Situation vorbereiten, da sie für alle (mehr oder weniger) überraschend kommt. Sowohl werdende Mütter als auch ihre Partner empfinden diese Situation oft als beängstigend.

„Ich habe mein Kind per Notfallkaiserschnitt geboren”

Anne, 30 Jahre

Während der Schwangerschaft stellte ich mir immer eine spontane, komplikationsfreie Geburt in unserer Klinik vor. Ich nahm an der Kreißsaal-Besichtigung teil und stellte mir vor, wie ich mein Kind dort, in diesen Räumen, zum ersten Mal im Arm halten würde.

Als ich bei 37+4 aufwachte und Blut zwischen meinen Beinen entdeckte, dachte ich zunächst an den Schleimpfropf. Ich rief jedoch meine Frauenärztin an, und am Telefon wurde mir nahegelegt, sofort ins Krankenhaus zu gehen.

Als ich dort ankam, wurde zunächst ein EKG gemacht und plötzlich wurde alles sehr hektisch: Mein Baby würde nicht mehr versorgt und schwebe in Lebensgefahr. Es müsse sofort ein Kaiserschnitt gemacht werden.

Es gab keine Zeit, um nachzudenken. Keine Zeit, irgendwem Bescheid zu sagen (der werdende Papa war zum Glück da, er hat mich ins Krankenhaus gefahren). Alle nötigen Papiere musste ich hastig unterschreiben, während das Bett schon zum OP gefahren wurde.

Nur wenige Sekunden später bekam ich die Narkose.

Als ich wieder zu mir kam, lag ich in einem mir unbekannten Raum, mir war unglaublich kalt und mein Bauch war leer. Ich hatte keine Ahnung, wo mein Baby war, wo ich war oder was passiert war.

Eine Hebamme erzählte mir dann, dass es meinem Kind mittlerweile gut ging. Es sei alles sehr knapp gewesen aber wir wären gerade rechtzeitig ins Krankenhaus gekommen. Mein Baby sei nun schon beim Papa und ich würde die beiden gleich sehen können.

Etwas später war es dann endlich so weit: Ich wurde auf mein Zimmer geschoben, wo mein Partner mit unserem Baby im Arm auf mich wartete.

Schmerzen nach der Geburt hatte ich zum Glück kaum. Nachdem der Katheter entfernt wurde, bin ich aufgestanden und wollte nur noch nach Hause. Mehr zu kämpfen hatte ich hingegen mit dem Gefühl, dass ich mein Kind nicht selber auf die Welt gebracht habe. Ich kann nicht einmal sagen, wie sich Wehen anfühlen, ich hatte schließlich keine einzige. Diese Erfahrung wurde mir genommen, obwohl ich sie gerne gemacht hätte.

Natürlich bin ich dankbar dafür, dass mein Kind und ich gesund sind, dennoch war es nicht so leicht für mich, diese Geburtserfahrung zu verarbeiten.

Geplanter Kaiserschnitt

Bei einem geplanten Kaiserschnitt steht schon vor Geburtsbeginn fest, dass das Baby per Kaiserschnitt entbunden wird. Meist wird schon mehrere Wochen im Vorfeld ein Termin bestimmt, an dem das Baby geholt wird. Es wird versucht, diesen Termin möglichst nah an den errechneten Entbindungstermin zu legen, jedoch so weit davon entfernt, dass die Gefahr, dass die Geburt schon vorher einsetzt, möglichst gering ist.

Geplante Kaiserschnitte werden meist durchgeführt, weil

es sich um eine Mehrlingsschwangerschaft handelt.

die Mutter psychisch beeinträchtig ist (auch durch Angst).

körperliche Beeinträchtigungen von Mutter oder Kind eine spontane Geburt zu gefährlich machen.

Wunschkaiserschnitt

Bei einem Wunschkaiserschnitt gibt es keinerlei medizinische Gründe, die für einen Kaiserschnitt sprechen. Laut der Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe zählen hierzu nur Kaiserschnitte, die durchgeführt wurden, weil eine spontane Geburt aus beruflichen oder terminlichen Gründen nicht infrage kommt.

Viele Kaiserschnitte, die hier landläufig als Wunschkaiserschnitt bezeichnet werden, sind medizinisch gesehen eigentlich keine. Statistiken zu echten Wunschkaiserschnitten sind in Deutschland schwer zu erheben, da ein solcher Kaiserschnitt nicht von den Krankenkassen bezahlt werden würde. Somit geben viele Ärzte medizinische Gründe an, um die Kostenübernahme zu gewährleisten. Geschätzt wird, dass nur zwei bis drei Prozent der Kaiserschnitte allein auf Wunsch der Frau, ohne jegliche medizinische Notwendigkeit, durchgeführt werden.

„Ich habe mein Kind per Wunschkaiserschnitt geboren”

Larissa, 36 Jahre

Unser Kind war ein absolutes Wunschkind. Wir hatten mehr als zwei Jahre lang probiert, schwanger zu werden und hatten schon einen Termin in einer Kinderwunschklinik ausgemacht, als es ganz plötzlich doch noch spontan klappte.

Die Schwangerschaft war eine wunderschöne Zeit für mich, doch im Laufe der Schwangerschaft wurde mir klar, dass mein Kind nicht natürlich auf die Welt kommen würde.

Ich wollte einen festen Termin. Einen Tag, an dem ich genau planen kann, wann mein Baby auf die Welt kommt und ab wann ich Mama sein werde. Keine stundenlangen Schmerzen, keine Unsicherheit.

Ich wollte keine „natürliche” Geburt. Wir haben heutzutage die Freiheit zu wählen, warum soll ich das nicht tun?

Ich begann mich im Internet über den Kaiserschnitt zu informieren, und obwohl mir klar war, dass das nicht der „schmerzfreie Weg” sein würde, wusste ich, dass ich ihn will.

Als ich diese Entscheidung getroffen habe, war ich ungefähr in der 20. Schwangerschaftswoche. Ich hatte also noch viel Zeit, und viele Freunde und auch meine Ärztin und meine Hebamme sagten mir, dass ich meine Meinung sicherlich noch einmal ändern würde.

Nur meinem Mann war klar, dass ich es ernst meinte, und zum Glück unterstütze er mich aus vollstem Herzen.

Von nun an sprach ich meine Frauenärztin bei jedem Termin auf den Wunschkaiserschnitt an. Ich wusste, dass ich eine Überweisung von ihr bräuchte, damit ich mich im Krankenhaus vorstellen kann und die Krankenkasse die Kosten übernimmt. Ich sagte ihr dabei, dass ich sehr große Angst vor der Geburt hätte.

Anfangs wurde ich immer wieder vertröstet. Ich würde es mir doch sicherlich noch einmal überlegen wollen. Ich sei doch gesund und einer natürlichen Geburt stehe nichts im Wege.

Erst kurz vor dem ET (ich war schon total verzweifelt) erkannte meine Ärztin, dass ich meine Meinung nicht ändern würde. An dem Tag nahm sie sich besonders viel Zeit und erzählte mir von all den Risiken, die ein Kaiserschnitt mit sich bringen würde. All den Vorteilen einer natürlichen Geburt.

Ich wusste das alles und meine Entscheidung stand trotzdem fest.

Letztendlich bekam ich also meine Überweisung.

39+3 konnte ich dadurch erst zur Klinik, und ab da ging es dann schnell: Einen Tag später hatte ich den Termin für die Beratung und Aufklärung zu Narkose und Nebenwirkungen, und der Kaiserschnitt wurde auf den nächsten Tag gelegt.

In der Nacht war ich sehr aufgeregt und konnte kaum schlafen.

Bei 39+5 wurde morgens noch ein CTG gemacht, und dann ging es auch direkt los. Ich bekam die PDA, und schon wenig später spürte ich ab der Brust abwärts nichts mehr.

Die OP an sich dauerte nur einige Minuten, und dann sah ich das erste Mal mein Baby.

Während ich zugenäht wurde, durfte mein Baby schon auf meinem Oberkörper liegen, und ich konnte meinen Blick nicht abwenden. Noch nie habe ich etwas so Schönes und so Perfektes erlebt.

Die ersten Tage nach dem Kaiserschnitt hatte ich natürlich Schmerzen, diese wurden aber sehr schnell besser. Leider heilte meine Narbe nicht sehr gut, und der Schnitt war auch einige Monate nach der OP noch deutlich sichtbar und (in meinen Augen) nicht sehr schön.

Trotzdem würde ich mich auch beim nächsten Mal für diesen Weg entscheiden.

Geburtsverarbeitung

Egal wie sehr man sich im Vorfeld mit der Geburt beschäftigt hat, egal wie viel man geplant und sich informiert hat – am Ende kommt es in sehr vielen Fällen anders, als man denkt.

Die interventionsfreie Geburt

Viele Frauen wünschen sich eine spontane Geburt ohne medizinische Intervention. Wenn man sich jedoch Statistiken anschaut, dann sind diese Geburten die Minderheit. Clarissa M. Schwarz, Professorin für Hebammenkunde an der Hochschule für Gesundheit in Bochum, stellte schon 2004 die Frage, ob die Technisierung der Geburtshilfe zu weit gegangen ist. Damals wertete sie Daten von mehr als einer Million Geburten aus und kam zu dem Ergebnis, dass

ein CTG unter der Geburt Normalität geworden ist (98,8 Prozent, meist sogar als Dauer-CTG).

der spontane Wehenbeginn selten abgewartet wurde, in 23,4 Prozent der Fälle wurde mithilfe geburtseinleitender Maßnahmen beschleunigt.

die Geburt an sich in vielen Fällen medikamentös, mithilfe eines Wehentropfs, beschleunigt wurde (ca. 40 Prozent).

bei über der Hälfte der Frauen (52,1 Prozent) ein Dammschnitt gemacht wurde.

jede fünfte Frau ihr Kind per Kaiserschnitt auf die Welt brachte.

Die Daten wurden zudem mit Daten von früheren Jahren verglichen, um festzustellen, ob es einen Anstieg oder Rückgang zu verzeichnen gibt. Dabei wurde deutlich, dass die Interventionsrate stetig gestiegen ist.

Praktisch bedeutet das für Frauen, dass ihr Wunsch nach einer selbstbestimmten, interventionsfreien Geburt oft nicht in Erfüllung geht.

Diese Erfahrungen sorgen bei betroffenen Frauen nicht selten für Schuldgefühle und das Gefühl, versagt zu haben. Die „natürliche” Geburt ohne medikamentöse Eingriffe wird in unserer Gesellschaft als das Nonplusultra hochstilisiert, und gleichzeitig erlebt kaum eine Frau eine solche. Natürlich wäre es wünschenswert, dass Eingriffe nur dann durchgeführt würden, wenn sie wirklich notwendig wären; genauso wünschenswert wäre es jedoch, wenn Geburtserfahrungen nicht als Leistung bewertet werden würden.

Eine Geburt ist kein Wettbewerb

Man ist keine bessere Mutter, wenn man sein Kind ohne Schmerzmittel und Dammschnitt auf die Welt gebracht hat. Man ist auch keine schlechtere Mutter, wenn man einen Kaiserschnitt hatte.

Wenn man sich Statistiken und Zahlen anschaut, dann wird schnell deutlich, dass es nicht unbedingt von der Mutter oder den körperlichen Gegebenheiten abhängt, welche und wie viele Interventionen durchgeführt werden.

Aber die Mutter ist diejenige, die sich von ihren eigenen Ansprüchen, ihren Wünschen und Vorstellungen losmachen sollte, um sich selbst den Start ins „Mamasein” nicht zu erschweren.

Geburten sollten kein Wettbewerb sein.

Unser Gesundheitssystem und die Art, wie wir Geburten betrachten und begleiten, sollten überdacht werden, aber für Mütter sollte immer klar sein: Sie und ihr Körper leisten Großartiges. Egal ob dabei Ärzte oder Hebammen unterstützen oder nicht.

Jede Mutter, die ihr Kind auf die Welt bringt, hat das Recht, stolz auf sich und ihren Körper zu sein. Keine Geburt ist einfach.

In der Realität ist es jedoch oft so, dass Frauen nach der Geburt enttäuscht sind. Weil sie eben doch ein Schmerzmittel wollten. Weil doch ein Dammschnitt gemacht wurde. Weil es doch in einem Kaiserschnitt endete.

Stolz auf sich sein

Ich finde es extrem wichtig, dass wir als Frauen in dieser Situation sehen, was wir geleistet haben, und nicht nur das, was wir uns anders vorgestellt hätten. Wir haben ein Kind geboren.

Auch unser Umfeld sollte uns signalisieren, dass es keinen Unterschied macht, wie wir unser Kind geboren haben.

Wenn man dennoch unter starken negativen Gefühlen leidet und sich mit den Geburtserfahrungen nicht arrangieren kann, sollte man über diese Gefühle und Gedanken reden. Die eigene Hebamme kann ein guter Ansprechpartner sein, ebenso wie die behandelnde Ärztin oder auch der Partner oder eine Freundin.

Wer die gemachten Erfahrungen als traumatisch erlebt, der sollte sich unbedingt professionelle Hilfe suchen. Leider ist auch heute noch Gewalt unter der Geburt nicht komplett aus den Kreißsälen verschwunden.

Gewalt unter der Geburt

Ein Thema, das erschreckend viele Frauen betrifft und darum momentan sehr präsent in den Medien ist. Dabei geht es sowohl um verbale als auch um physische Gewalt. Aussagen wie „Jetzt stell dich nicht so an!” oder „Du hast es dir doch selber ausgesucht!” sollten in der Geburtshilfe nicht vorkommen, denn sie bewirken, dass man sich als Frau unwohl und unter Druck gesetzt fühlt.

Physische Gewalt wird dann angewandt, wenn Frauen zu Interventionen gedrängt werden, die sie eigentlich nicht wollen, oder wenn diese gar durchgeführt werden, ohne das Einverständnis der Frau einzuholen.

In Deutschland gilt auch unter der Geburt, dass Frauen mündig sind und selber entscheiden sollen und können, welche Interventionen (Schmerzmittel, Eingriffe) sie möchten und welche sie ablehnen.

Dennoch kommt es vor, dass Ärzte zu Mitteln greifen, ohne die Frau genügend aufzuklären und ihre Zustimmung zu erfragen. Natürlich gibt es Fälle, in denen ein rasches Eingreifen notwendig ist, und generell sollte man davon ausgehen, dass Ärzte, Pfleger und Hebammen im Interesse der Gesundheit von Mutter und Kind handeln.

Trotzdem muss anerkannt werden, dass eine Geburt ein sehr in timer Vorgang ist und Frauen sich in dieser Situation schnell ausgeliefert und hilflos fühlen können.

Eine negative Geburtserfahrung kann den Start in die Babyzeit erheblich beeinflussen, und betroffene Frauen sollten schnell und unkompliziert Hilfe erhalten. Dabei geht es nicht um eine objektive Einschätzung, ob wirklich Gewalt angewandt wurde, sondern darum, dass die subjektive Einschätzung der Frau ernst genommen wird und sie Hilfe erhält, diese zu verarbeiten.

Gewalt vorbeugen

Gewalt unter der Geburt können wir nur bedingt vorbeugen, da wir selten Einfluss darauf haben, welcher Arzt und welche Hebamme uns betreuen wird. Dies geht nur, wenn ich mich für eine Beleghebamme entscheide oder eine spezielle Versicherung abgeschlossen habe. Alternativ ist es natürlich möglich, sein Kind im Geburtshaus oder zu Hause zu gebären. In diesem Fall kennt man die Hebamme schon aus der Schwangerschaft.

Für Geburten in Kliniken ist es möglich, die Klinik zuvor zu besichtigen und sich mit anderen Müttern über Erfahrungen auszutauschen. Da wir frei wählen können, in welcher Klinik wir entbinden, kann man sich durchaus für die Klinik entscheiden, in der man sich einfach wohler fühlt. Wer einen Geburtsplan schreibt und diesen mit in die Klinik nimmt, kann zudem einige Punkte schon im Vorfeld abklären.

Mit Gewalterfahrungen umgehen

Frauen, die Gewalt unter der Geburt erlebt haben, sollten sich Hilfe suchen. Hilfreich kann es sein, wenn man über das Erlebte mit der eigenen Hebamme oder dem Gynäkologen sprechen kann. Unter Umständen kann es nötig sein, sich psychologische Unterstützung zu suchen.

Hilfe bekommen Betroffene auch beim Verein „Licht & Schatten”, einer Initiative, die sich mit Krisen rund um die Geburt befasst.

Auf jeden Fall sollte man solche Erfahrungen nicht einfach hinnehmen und totschweigen. Frauen haben auch unter der Geburt Rechte, und für diese sollten wir kämpfen.

Außerdem können unbearbeitete Gewalterfahrungen bei der Geburt Traumata bis hin zu posttraumatischen Belastungsstörungen auslösen oder dazu führen, dass Frauen sich gegen weitere Kinder entscheiden, weil sie Angst vor einer Geburt haben.

Die ersten Stunden danach

Direkt nach der Geburt ist man meist von Hormonen überlaufen. Der Körper ist erschöpft, das Herz voll. Wir sehen zum ersten Mal unser Baby. Halten es im Arm. Vielleicht können wir noch gar nicht fassen, dass die Schwangerschaft nun vorbei und das Baby auf der Welt ist.

Auch Babys sind nach der Geburt oft erschöpft und schlafen zu nächst lang und ausgiebig. Auch für sie ist die Umstellung enorm: War es eben noch warm, abgedunkelt, gedämpft und jedes Bedürfnis direkt gestillt, müssen sie sich nun an die laute, helle, kühle Welt gewöhnen, in der sie Nahrung über den Mund zu sich nehmen müssen und eine ganz andere Verdauung haben.

Die Sinnesorgane unseres Babys werden sich erst in den kommenden Tagen, Monaten und Jahren voll entwickeln, dennoch können schon Neugeborene außerordentlich viel wahrnehmen.

Ihre Mama erkennen Babys direkt nach der Geburt anhand der Stimme und des Geruchs. Ganz nah an ihrem Körper fühlen sie sich am wohlsten und schlafen sie am liebsten. Auch wenn es zunächst so wirken mag, als würde das Baby gar nicht unterscheiden, wer es gerade auf dem Arm hat, einige Unterschiede nimmt das Kind schon in diesem jungen Alter wahr.

Für alle beginnt nun ein neuer Abschnitt.

DAS WOCHENBETT

Als Wochenbett bezeichnet man die ersten Wochen nach der Geburt. Während des Wochenbetts sollten Mutter und Kind sich erholen, Geburtsverletzungen heilen und die Familie zusammenfinden. Praktisch ist dies jedoch oft schwierig.

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Oft müssen Partner schon bald nach der Geburt wieder arbeiten, und Mutter und Kind bleiben alleine oder mit älteren Geschwistern zu Hause. Für die Mutter ist es dann schwer bis unmöglich, viel Zeit im Bett zu bleiben und ganz in Ruhe anzukommen.

Hilfreich ist es, wenn man in solchen Fällen Unterstützung hat. Die eigene Mutter oder Schwiegermutter, eine gute Freundin oder auch eine bezahlte Putzhilfe. Es besteht auch die Möglichkeit einer Hilfe, die von der Krankenkasse bezahlt wird.

Es gibt auch ein bisschen was an Papierkram, das während des Wochenbetts erledigt werden sollte. Die Geburtsurkunden müssen beantragt werden (manchmal macht das die Klinik, in der entbunden wurde, automatisch, dann muss die Urkunde nur beim Standesamt abgeholt werden), der Elterngeldantrag muss eingereicht werden und das Kindergeld sollte beantragt werden. Zwar hat man sowohl für Elterngeld als auch für Kindergeld Zeit – solange aber nichts beantragt wird, erhält man auch kein Geld.

Zudem gibt es zwei wichtige Termine, die in die Zeit des Wochenbetts fallen: die U3 und die U4. Die U3 sollte zwischen dem 3. und 10. Lebenstag durchgeführt werden, die meisten Frauen sind in dieser Zeit noch im Krankenhaus. Dort kann die Untersuchung ohne Umstände durchgeführt werden. Wer allerdings ambulant, im Geburtshaus oder zu Hause entbindet, sollte daran denken, einen Termin beim Kinderarzt zu machen. Die U4 sollte zwischen der 4. und 6. Lebenswoche durchgeführt werden und fällt somit ans Ende der Wochenbettzeit.

Der Sinn des Wochenbetts

In der Zeit des Wochenbetts soll man sich von den Strapazen der Geburt erholen, und die Bindung zwischen Eltern und Kind soll aufgebaut und gefestigt werden. Die Zeit dient der Heilung, Regeneration und Ankunft. Das Baby muss langsam in dieser Welt ankommen, Frau und Mann werden zu Mutter und Vater.

Damit das Wochenbett auch wahrgenommen wird, haben Frauen die ersten acht Wochen nach der Geburt ein absolutes Beschäftigungsverbot. Selbst wenn sie wollten, dürften sie in dieser Zeit nicht arbeiten gehen. Geld erhält man (als Angestellte) während dieser Zeit von der Krankenkasse, für alle anderen Fälle gibt es Sonderregelungen.

Als Familie zusammenwachsen

Primär dient das Wochenbett dazu, Familien einen geschützten Rahmen zu bieten, in dem sie zueinanderfinden können. Jetzt, wo das Baby da ist, müssen Rollen neu verteilt und gefunden werden. Alles steht erst einmal auf dem Kopf und nichts ist, wie es war.

Als Familie zusammenzufinden, ist für die einen ganz leicht und für andere mit viel Mühe verbunden. Manchmal fügt sich alles wie von selbst, und der Alltag klappt einfach, oft gibt es aber auf einmal hier oder da Probleme. Frühere Routinen funktionieren nicht mehr und müssen ersetzt werden. Alte Gewohnheiten werden aufgebrochen.

Zu den alten Aufgaben, die ein Haushalt und eine Beziehung so mit sich bringen, kommen nun einige neue, die ebenfalls verteilt werden müssen. Füttern, Windeln wechseln, Ankleiden, Waschen, sich mit dem Kind beschäftigen und einiges mehr.

Anfangs schläft das Baby sehr viel – allerdings nicht unbedingt in der Nacht. Einen Tag-Nacht-Rhythmus hat es noch nicht, und zunächst gilt es, sich völlig auf den Rhythmus des Kindes einzulassen.

Wenn die Mutter sich entschließt zu stillen, dann wird sie die erste Zeit komplett für die Ernährung des Kindes zuständig sein. Dafür könnte man absprechen, dass der Vater im Gegenzug öfter die Windeln wechselt. Wie man dies löst, ist von Familie zu Familie unterschiedlich, wichtig ist jedoch, dass man Absprachen trifft, und vor allem während des Wochenbetts sollte die Frau viel Unterstützung erhalten.

Erholung für den Körper

Sportliche Aktivitäten sollten während des Wochenbetts stark eingeschränkt werden. Der Körper der Frau muss bei einer Geburt Höchstleistungen bringen: Bei einer vaginalen Geburt müssen sich nicht nur die Scheide, das Becken und der Gebärmutterhals öffnen und weiten, sondern auch die komplette Beckenbodenmuskulatur.

Nach der Geburt kann man diese Dehnung spüren: Wenn man zum ersten Mal aufsteht oder auf die Toilette geht, merkt man, dass das Gewebe geschwächt ist. Ein Druck nach unten, den man so nicht kennt. Beim Niesen oder Lachen Urin nicht halten können. All dies sind Zeichen dafür, dass die Beckenbodenmuskulatur nicht mehr in Form ist.

Im Rückbildungskurs, den man im Idealfall einige Wochen nach der Geburt besucht, lernt man, diese Muskeln bewusst anzuspannen und zu trainieren. Sie sind extrem wichtig, da sie dafür sorgen, alle unteren Körperöffnungen zu verschließen.

Betreuung im Wochenbett

In Deutschland wird man während des Wochenbetts in der Regel durch eine Hebamme betreut, was viele Frauen als extrem entlastend und hilfreich erleben. Sie übernimmt die Wundversorgung bei der Frau, kann viele Fragen beantworten und hat einen Blick auf die Entwicklung des Babys.

Da immer weniger Hebammen frei arbeiten, wird es jedoch für Frauen teilweise immer schwieriger, eine Hebamme für die Nachsorge zu finden. Besonders in Großstädten wird darum geraten, schon mit dem positiven Schwangerschaftstest eine Hebamme für die Betreuung während der Schwangerschaft und nach der Geburt zu suchen.

Was man im Wochenbett braucht

Im Wochenbett braucht man in erster Linie zwei Dinge: ganz viel Zeit und Ruhe.

„Die ersten Wochen waren schrecklich”

Julia, 29 Jahre

Ich hatte eine sehr unkomplizierte Schwangerschaft, und unser Kind war ein absolutes Wunschkind. Die Geburt dauerte nicht lang, war aber sehr schmerzhaft, und ich erlitt Verletzungen, die mir noch lange zu schaffen machten.

Unser Baby schrie die ersten Wochen sehr viel. Es gab Verdauungsprobleme, und es ließ sich absolut nicht ablegen. Mein Mann und ich verzweifelten regelmäßig in den Nächten und waren durchgehend übermüdet und erschöpft.

Zum Glück war mein Mann die ersten fünf Wochen zu Hause, ansonsten weiß ich nicht, wie ich diese Zeit hätte überstehen sollen.

Wenn ich rückblickend an das Wochenbett denke, dann bin ich froh, dass diese Zeit vorbei ist. Ich fühlte mich so oft unglaublich hilflos und unfähig. Ich konnte unser Kind nicht beruhigen und hatte das Gefühl, dass es völlig egal war, was ich tat.

Wenn ich mit anderen Müttern sprach, fühlte ich mich oft wie ein Alien. Natürlich schrien auch ihre Kinder, aber sie alle konnten ihre Kinder auf die eine oder andere Weise beruhigen.

Bei uns wurde es erst besser, als unser Baby älter wurde. Mit der Zeit schlief es besser, und auch die Verdauungsbeschwerden ließen nach. Ich gewann etwas Selbstvertrauen und merkte langsam, wie mein Kind auf mich reagierte, sich schneller beruhigte, wenn ich etwas vorsang und zufrieden war, wenn ich es im Arm hielt.

Trotzdem war ich lange Zeit sehr schnell verunsichert und brach in Schweiß aus, wenn unser Kind anfing zu weinen.

Heute sind wir zufrieden und glücklich, unser Kind wird aber – nicht nur, aber auch – aufgrund dieser Erfahrungen Einzelkind bleiben.

Zeit und Ruhe

Das Wochenbett ist ein Ausnahmezustand. Und als solchen sollte man es auch betrachten. Der Haushalt darf in diesen Wochen liegen bleiben. Es ist okay und ganz normal, wenn man während dieser Zeit die sonstige Routine nicht schafft.

Putzen, Kochen, Abwaschen, Wäsche machen – all das sind Tätigkeiten, die (wenn möglich) der Partner oder jemand anderes eine Zeit lang übernimmt. Und wenn das nicht geht und erst einmal einiges liegen bleibt, dann ist das auch nicht schlimm.

Einige Familien organisieren auch für die erste Zeit nach der Geburt eine Putz- oder Haushaltshilfe, so was ist klasse und kann Frauen deutlich entlasten.

Vollbäder sind in der Zeit während des Wochenflusses tabu, und Duschen fällt vielen Frauen zu Anfang schwer. Dass man es zunächst oft bei einer Katzenwäsche belässt, ist also nichts Ungewöhnliches.

Nahrung

Egal ob Frau stillt oder nicht, im Wochenbett ist es nicht nur wichtig, dass das Baby gut versorgt wird, auch die Frau sollte gut und nahrhaft essen.

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783869106540
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2019 (Januar)
Schlagworte
Eltern-Kind-Beziehung Elternratgeber Kinder-Erziehung Depression Geburt realtalk

Autor

  • Nele Hillebrandt (Autor:in)

Nele Hillebrandt ist Erzieherin und hat einen Bachelor of Science in Psychologie. In ihrem Blog faminino.de berichtet sie nicht nur über ihren Alltag als Mutter – sie liefert wertvolle Tipps rund um das Familienleben. Mit ihren ehrlichen und fundierten Ratschlägen hilft sie mittlerweile über 100.000 Müttern pro Monat dabei, gut informiert und entspannt zu sein.
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Titel: Mama sein