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Rosacea – Das hilft wirklich

Die erprobte 3-Raum-Methode gegen Rötungen, Pusteln und brennende Haut, Hautpflege, Ernährung, Lebensführung

von Franziska Ring (Autor:in)
160 Seiten

Zusammenfassung

Rosacea ist eine chronisch verlaufende, entzündliche Hauterkrankung. Typisch sind Rötungen, Papeln und Pusteln. Zwar gibt es Medikamente zur Behandlung der Krankheit, doch helfen diese nicht allen Patienten gleich gut. Franziska Ring ist selbst von Rosacea betroffen und hat auf ihrem langen Weg von der Diagnose zu einer beruhigten Haut die sogenannte „3-Raum-Methode“ entwickelt. Sie umfasst das gesamte Lebensumfeld: Auf was ist bei Rosacea zu achten – in der Küche (Ernährung), im Badezimmer (Pflege) und im Wohnzimmer (Leben allgemein)? Die „3-Raum-Methode“ hilft effektiv dabei, Schübe zu verringern, Symptome abzumildern und die Haut in einen beruhigten Zustand zurückzuführen. Ein Ratgeber, der die Angst vor der Krankheit nimmt und Mut macht zur Eigeninitiative!

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


GELEITWORT

Liebe Leserinnen und Leser,

Rosacea ist ein Krankheitsbild, das im mittleren Lebensalter als entzündliche Hauterkrankung auftritt und stigmatisiert. Es stigmatisiert deshalb, weil die Gesichtshaut betroffen ist und die Vergrößerung der Nasenform, das sogenannte Rhinophym, oftmals fälschlicherweise mit Alkoholismus in Zusammenhang gebracht wird.

Zwei Drittel der Rosacea-Betroffenen konsultieren keinen Arzt und wissen auch nicht, wie gut und erfolgreich das Krankheitsbild behandelt werden kann. Oftmals kommt es dann zu einer völlig ungeeigneten Eigentherapie, beispielsweise durch eine Kortisoncreme.

Die Forschungsergebnisse zu den möglichen Ursachen der Rosacea, etwa angeborene Immunität, mikrobielle Peptide, De-modex-Milben-Besiedlung oder Gefäßhyperreaktivität, haben zu therapeutischen Ansätzen geführt, die mit einer lokalen Behandlung starten und mitunter auch medikamentöse Therapien in Tablettenform notwendig machen. Die dermatologische Stufentherapie ist in den entsprechenden Leitlinien gut dokumentiert und nachzulesen. Diese Leitlinien sind wichtig für den behandelnden Arzt, aber für Betroffene schwer zu durchschauen. In diese Lücke springt Franziska Ring als selbst Betroffene. Mit ihrem Bericht über ihre eigene Rosacea-Erkrankung schafft sie ein „Wir”-Gefühl und vermittelt Zuversicht.

Das Buch ist aber mehr als ein Erfahrungsbericht. Es will Hilfestellungen geben: zu allgemeinen Maßnahmen, individuellen Provokationsfaktoren, UV-Strahlung, Ernährung, Umgebungstemperaturen, Hautpflege und vielem mehr. Franziska Ring startet damit, sich selbst die „Irrtümer” bei ihrer Rosacea-Odyssee einzugestehen, und entwickelt in der Folge ein einfühlsames Konzept. Sie nennt es einprägsam die „3-Raum-Methode”, denn sie umfasst das gesamte Lebensumfeld: Auf was ist bei Rosacea zu achten in der Küche (Ernährung), im Badezimmer (Pflege) und im Wohnzimmer (weiteres Leben)? Sie lässt den Betroffenen grundsätzlich alle Freiheiten und drängt ihre Erfahrungen und Empfehlungen niemandem als einzig mögliche Lösung auf. Im Gegenteil, sie empfiehlt, gezielt auszuwählen, was individuell flankierend zur medizinischen Behandlung passt.

Ich bin sicher, das Buch nimmt Ihnen als Rosacea-Betroffene die Angst vor der Krankheit und macht Ihnen Mut zu ärztlicher Behandlung und Eigeninitiative!

Prof. Dr. med. Christiane Bayerl

Klinik für Dermatologie und Allergologie,

Hauttumorzentrum Wiesbaden,

Helios Dr. Horst Schmidt Kliniken Wiesbaden

EIN PAAR WORTE VORWEG

In diesem Kapitel erfahren Sie, was es mit der 3-Raum-Methode auf sich hat und wie Sie am besten mit diesem Buch arbeiten. Außerdem schildere ich Ihnen meinen Krankheitsverlauf, weil ich gerade in der Entstehungszeit meiner Rosacea verschiedene Fehler gemacht habe, die Sie vermeiden bzw. aus denen Sie lernen können.

Das erwartet Sie in diesem Buch

Leiden Sie unter geröteter Haut sowie dauerhaftem oder schubweise auftretendem Jucken, Brennen sowie Hitzegefühlen im mittleren Drittel des Gesichts? Haben Sie sichtbare rote Äderchen an Nase und Wangen? Kämpfen Sie trotz weit zurückliegender Teenagerzeit noch immer mit Pusteln? Verschlimmern sich die genannten Symptome unter bestimmten Umständen, z. B. nach einem Glas Rotwein, scharfen Speisen oder einem längeren Aufenthalt in der Sonne?

Dann könnte es sein, dass Sie unter der chronisch-entzündlichen Erkrankung Rosacea (Betonung auf dem ersten „a”) leiden, die auch unter den Namen Rosazea, Kupferfinne, Kupferrose oder „Fluch der Kelten” bekannt ist. Mit dieser Diagnose sind Sie nicht allein: Rund zwölf Prozent der Deutschen sollen von der schubweise auftretenden Krankheit betroffen sein1, die Lebensqualität und Selbstwertgefühl stark beeinträchtigen kann.

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Dieses Buch hilft Ihnen dabei, langfristig Schübe zu verringern, Symptome abzumildern und Ihre Haut in einen beruhigten Zustand zurückzuführen.

Dieses Buch hilft Ihnen dabei, langfristig Schübe zu verringern, Symptome abzumildern und Ihre Haut in einen beruhigten Zustand zurückzuführen. Sie fragen sich sicher, ob Ihnen dieses Buch den Gang zum Arzt erspart. Die Antwort ist nicht ganz einfach und hängt von verschiedenen Faktoren ab. Grundsätzlich lässt sich die Frage jedoch mit „Nein” beantworten. Zunächst einmal ist der Besuch beim Dermatologen wichtig, um eine eindeutige Diagnose zu erhalten und damit andere Erkrankungen mit einem ähnlichen Erscheinungsbild auszuschließen. Kann Ihr Hautarzt eine Rosacea feststellen, wird er Ihnen je nach Schweregrad Salben oder Tabletten verschreiben. In schlimmeren Fällen der chronisch-entzündlichen Erkrankung bleibt Ihnen eine solche Therapie nicht erspart. Trotzdem können Sie die Tipps der Selbsthilfe-Methode, die ich Ihnen hier vorstelle, begleitend anwenden, um Ihre Symptome zu bessern. Leiden Sie unter einer leichteren Form der Rosacea, können Sie überlegen, ob Sie zunächst einmal testweise auf Medikamente verzichten und die Symptome Ihrer Rosacea nur mit der 3-Raum-Methode in den Griff bekommen möchten. Es ist auch möglich und kann sehr sinnvoll sein, dass Sie die Tipps begleitend zur dermatologischen Behandlung ausprobieren.

In diesem Buch werden Sie Wissenswertes über die Erkrankung Rosacea erfahren. Ebenso zeige ich Ihnen die Zusammenhänge zwischen Ihrer Lebensweise und dem Auftreten eines Rosacea-Schubs auf. Sie lernen, entspannt mit Ihrer Erkrankung zu leben. Im Praxisteil stelle ich Ihnen meine 3-Raum-Methode und verschiedene Tipps vor, die Ihnen zu einer besseren Haut verhelfen sollen. Keine Angst, Sie müssen bei Weitem nicht alle davon in die Tat umsetzen, um den gewünschten Erfolg zu erzielen. Verstehen Sie meine Empfehlungen eher als Vorschläge, deren Wirksamkeit Sie für sich persönlich austesten können. Auch wenn es für die Rosacea bislang keine Heilung geben mag – wohl auch, weil die Ursachen nicht endgültig geklärt sind –, haben Sie mit diesem Buch die nötige Ausrüstung an der Hand, um Ihre Erkrankung positiv zu beeinflussen.

Wie Sie Ihre Haut selbst verbessern können

Der Zustand Ihrer Haut belastet Sie. Ansonsten würden Sie sich wohl kaum für ein Buch interessieren, das Ihnen ein besseres Leben mit der Hautkrankheit Rosacea in Aussicht stellt. Rötungen, erweiterte Äderchen, Brennen und Pusteln braucht ja auch wirklich niemand.

Auch wenn die Symptome nicht lebensbedrohlich sind, stellen sie oftmals eine hohe psychische Belastung dar. Kein Wunder, tritt die Erkrankung vor allem im mittleren Gesichtsdrittel auf und ist somit nicht leicht zu verbergen. Bei einem solchen Leidensdruck verwundert die Tatsache, dass rund 30 Prozent aller diagnostizierten Betroffenen nichts unternehmen, um ihre akuten Schübe zu verringern.2 Über die Gründe kann letztlich nur spekuliert werden. Sicher ist aber, dass viele nur unzureichend über die zahlreichen Möglichkeiten der Selbsthilfe informiert sind und sich ihrer Krankheit auch deshalb hilflos ausgeliefert fühlen.

Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass Dermatologen ihren Patienten nur selten Tipps geben, die über grundlegende Empfehlungen wie die Verwendung eines Sonnenschutzes hinausgehen. Meist bleibt es bei einem kurzen, allgemeinen Gespräch über Faktoren, die eine Verschlechterung der Krankheitssymptome bewirken, und ein paar Hinweisen zur täglichen Pflege. Vor allem direkt nachdem die Erstdiagnose gestellt wurde, gehen diese Informationen oftmals im Strudel der Gefühle unter. Wer denkt in so einem Moment schon daran, sich Notizen zu machen oder hat einen Katalog von Fragen parat? Diese Informationslücke soll mein Buch schließen und Ihnen dabei als Quelle effektiver Selbsthilfemethoden dienen.

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Auch wenn die Rosacea-Symptome nicht lebensbedrohlich sind, stellen sie doch oft eine hohe psychische Belastung dar.

Sie würden am liebsten sofort eine bessere, ruhige Haut haben, habe ich recht? Mit einem Fingerschnippen von all den lästigen Symptomen befreit sein, das wäre schön. Aber müssen Sie dazu gleich ein ganzes Buch über Rosacea lesen? Ja, denn es gibt zahlreiche gute Gründe, sich genauer mit der Rosacea zu beschäftigen. Je besser Sie sich mit Ihrer Krankheit auskennen und die Ursachen eines möglicherweise auftretenden Schubes kennen, umso weniger wird Ihnen die Rosacea wie eine fremde, willkürlich auftretende Bedrohung erscheinen. Auf diese Weise sind Sie schon bald in der Lage, Zusammenhänge zwischen einer akuten Verschlechterung der Symptome und Ihrer Lebensweise herzustellen. Ob Sie Ihr Verhalten entsprechend ändern möchten, um weiteren entzündlichen Schüben vorzubeugen, liegt dann ganz in Ihrer Hand.

Wenn Sie die Tipps der 3-Raum-Methode anwenden, werden Sie merken, dass Sie sich der Rosacea schon bald nicht mehr ausgeliefert fühlen und die Kontrolle über die Krankheit wiedererlangen. Das setzt einen positiven Kreislauf in Gang. Denn durch die nun seltener auftretenden Symptome steigt Ihr mentales Wohlbefinden, während der Stresslevel und damit einer der Haupttrigger für Rötungen, Pusteln und Co. sinkt. Ganz klar: Bestimmte Trigger, z. B. aus dem Bereich der Ernährung, sind einfacher zu beeinflussen als mentaler Stress, aber alle sind letztendlich gut in den Griff zu bekommen.

Selbstverantwortung – eine große Chance

Leider ist die Rosacea eine Krankheit, die Ihre Mitwirkung wie in meiner 3-Raum-Methode beschrieben erfordert. Denn auch wenn die Medikamente auf dem Markt sehr wirksam sind, haben Sie keine hundertprozentige Garantie dafür, dass die Symptome nicht wieder auftreten, wenn Sie weiter ein eher „Rosacea-unfreundliches” Leben (z. B. mit ausgiebigen Sonnenbädern) führen. Dies mag zunächst einmal wie eine große Bürde anmuten, da der Behandlungserfolg Ihrer Hautprobleme auch von Ihnen und nicht ausschließlich vom Arzt oder der Wirksamkeit einer Pille abhängt. Verzweifeln Sie deswegen nicht, sondern versuchen Sie stattdessen die Selbstverantwortung als große Chance zu sehen und werden Sie zu Ihrem eigenen Heiler.

Vielleicht fühlen Sie sich bei der Aussicht, an verschiedenen Stellschrauben der Bereiche Ernährung, Pflege und dem alltäglichen Leben drehen zu müssen, um Ihre Rosacea zu lindern, Ihrer Lebensfreude beraubt. Vielleicht fragen Sie sich, wo der Spaß bleibt, wenn ich Ihnen empfehle, weniger Alkohol zu trinken oder auf ausgedehnte Sonnenbäder (ohne den nötigen Schutz) zu verzichten. Nun, zum einen müssen Sie bei Weitem nicht alle Empfehlungen des Buches umsetzen, um eine Verbesserung Ihres Hautzustandes zu erzielen. Zum anderen spielt der Leidensdruck eine große Rolle. Stören Sie Ihre Rötungen und Pusteln nur minimal, werden Sie vielleicht nur wenige Tipps des Buches anwenden und damit zufrieden sein. Leiden Sie sehr unter den Rosacea-Symptomen, sind Sie sicher gern bereit, meine Empfehlungen dafür zu nutzen, Ihre Rosacea unter Kontrolle zu bekommen. Und wir sind alle Menschen: Natürlich gibt es Dinge, auf die auch ich nie verzichten werde – wie z. B. ein schönes Vollbad oder ein Stück Schokolade –, auch wenn sie meine Rosacea potenziell verschlechtern können.

Ich möchte Sie so gut wie nur möglich auf Ihrem Weg zu ruhiger Haut unterstützen. Hierfür nutze ich neben diesem Buch auch meine Webseite www.rosacea-selbsthilfe.de. Dort finden Sie unter anderem stets aktuelle Produktempfehlungen samt Bezugsquellen, die Sie zur Umsetzung der einzelnen Tipps meiner 3-Raum-Methode benötigen, sowie einen Blog mit Infos und Tipps. Haben Sie ganz konkrete Fragen an mich? Schreiben Sie mir eine Mail an post@rosacea-selbsthilfe.de. Ich versuche Ihnen gerne weiterzuhelfen.

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Wir sind alle Menschen: Es gibt Dinge, auf die auch ich nie verzichten werde, auch wenn sie meine Rosacea potenziell verschlechtern können.

Mein langer Weg zur Diagnose

Meine Krankheitsgeschichte ist keine besondere. Sie gleicht in ihrem langwierigen Prozess bis zur letztendlichen Diagnose „Rosacea” vielen anderen. Erste Beschwerden traten bei mir mit Anfang 20 auf. Aber erst sechs Jahre sowie viele ärztliche Fehleinschätzungen und Fehlbehandlungen später sollte endlich ein Dermatologe erkennen, was das Brennen sowie die Rötungen und Pusteln in meinem Gesicht zu bedeuten hatten. Ich möchte Ihnen hier meinen Krankheitsverlauf schildern, weil ich gerade in der Entstehungszeit meiner Rosacea, also im Vorstadium, verschiedene Fehler gemacht habe, die Sie besser vermeiden sollten.

Die Rosacea tritt vor allem im mittleren Gesichtsdrittel auf und äußert sich, je nach Stadium, vorwiegend in erweiterten Äderchen, Rötungen oder auch Pusteln.

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1. Irrtum: Mehr ist mehr

Zu Beginn meiner Erkrankung plagte mich ein Brennen im Gesicht, das vor allem in warmen Räumen auftrat. Das Phänomen war mir unbekannt und ich mutmaßte, dass meine Haut einfach mehr Pflege brauchte. Deshalb trug ich folglich nicht nur morgens und abends reichlich, sondern auch zwischendurch immer mal wieder meine Gesichtscreme auf. Meine Haut reagierte prompt mit Pusteln, die ich dann mit dem großzügigen Einsatz von Make-up abzudecken versuchte. Auf diese Weise hätte ich mir fast eine periorale Dermatitis eingehandelt: Diese Krankheit ist auch als Stewardessen-Krankheit bekannt und kann bei übermäßiger und für den individuellen Hautzustand falscher Pflege auftreten.

2. Irrtum: Quietschsaubere Haut

Alle Menschen mit Hautproblemen kennen das Bedürfnis nach einer ordentlichen Reinigung ihrer Haut. Dass dies aber nicht immer zuträglich ist, musste auch ich am eigenen Leib erfahren. Im ersten Moment nach der morgendlichen und abendlichen Reinigung fühlte sich meine Haut toll an. Quietschsauber eben. Aber langfristig merkte ich, dass sie zunehmend gereizt und trocken wurde. Kein Wunder: Die Drogeriemarkt-Reiniger mit aggressiven Waschsubstanzen und Alkohol griffen meine sowieso schon geschädigte Hautbarriere an und entzogen ihr jegliches Fett. Wie elementar wichtig eine passende, milde Reinigung bei Rosacea ist, war mir damals noch nicht klar.

3. Irrtum: Kosmetikerinnen wissen alles

In der Hoffnung auf die Hilfe eines Profis vereinbarte ich einen Termin bei der Kosmetikerin im Nachbarort. Sie unterzog mein Gesicht allerlei Behandlungen und kam zum Schluss, dass meine zu diesem Zeitpunkt eher ölige Haut eine reichhaltige Pflege bräuchte, um ihr so zu signalisieren, dass sie nicht mehr so viel Fett produzieren müsse. Eigentlich gar nicht so verkehrt. Dieses Konzept findet heute vor allem in der Naturkosmetik Beachtung. Was es mir jedoch brachte? Nichts. Außer, dass meine Haut noch fettiger aussah als sonst und sich Pusteln immer mehr ausbreiteten. Heute weiß ich, dass die Rosacea-Haut höchst empfindlich auf fetthaltige Cremes reagiert. Einer der Pflegegrundsätze lautet deshalb: „Weniger ist mehr!”

Natürlich sollen meine Erfahrungen Sie nicht davon abhalten, ein Kosmetikstudio aufzusuchen. Sie sollten sich nur darüber im Klaren sein, dass die Mitarbeiterinnen dort nicht zwangsläufig Erfahrung im Umgang mit kranker, barrieregestörter Haut haben. Deshalb ist es ratsam, sich schon vor der Terminvereinbarung darüber zu informieren, ob sich die Angestellten mit dieser Erkrankung auskennen und ob sie bereits Menschen mit Rosacea zu ihren Kunden zählen.

4. Irrtum: Keine Pflege

Für mich schien es nach diesen Erfahrungen nun völlig logisch, alle Pflegeprodukte abzusetzen. Vielleicht würde ich meine Hautprobleme ja aushungern können. Keine gute Idee: Mein Gesicht fühlte sich schon bald staubtrocken an und schien noch gereizter als zuvor. Fazit: Keine Pflege ist auch keine Lösung. Was jedoch hilft, ist die richtige Pflege. Eine leichte Creme versorgt die Haut mit Feuchtigkeit und unterstützt so ihre Barrierefunktion gegenüber Reizen von außen.

5. Irrtum: Apotheken-Pflege ist immer gut

Wo konnte ich nun also eine Pflege für Menschen wie mich finden, Menschen, die nicht mit einer 08/15-Haut gesegnet waren? In der Apotheke! Als ich die Versprechen der Unternehmen las, die mit den neuesten Wirkstoffen für empfindliche Haut warben, war ich zunächst einmal glücklich und deckte mich mit der kompletten Produktlinie eines Anbieters ein. Damals wusste ich noch nicht, wie elementar wichtig und um wie viel schonender es für den Geldbeutel ist, zuerst die Inhaltsstoffe auf der Verpackung zu studieren, dann entsprechende Pröbchen anzufordern und die Pflege schließlich ausgiebig zu testen. Erst dann sollte man einen Kauf in Erwägung ziehen. Außerdem sollte man die neue Creme nicht gleich im ganzen Gesicht, sondern zunächst nur an einer kleinen Stelle auftragen, um feststellen zu können, wie die Haut reagiert. Unverträglichkeiten zeigen sich meist entweder direkt oder nach zwei bis drei Tagen.

In der Apotheke erhielt ich leider auch ein paar Mal den Ratschlag, Kortison auf die entzündlichen Pusteln zu geben. Hier ist jedoch besondere Vorsicht geboten: Kortison-Präparate in Tablettenform werden zwar oftmals bei Rosacea fulminans (einer ausgeprägten Form der Hautkrankheit) kurzfristig verschrieben, dürfen aber auf keinen Fall als Creme eingesetzt werden. Sie können sonst eine sogenannte Steroid-Rosacea auslösen. Zudem ist der Rebound-Effekt von Kortison – also die oft noch massivere Rückkehr der Symptome nach Absetzen dieses Wirkstoffs – ein bekanntes Phänomen.

6. Irrtum: Dann eben Naturkosmetik!

„Wenn mir schon keine Pflege aus der Apotheken helfen kann, dann probiere ich es eben mit Naturkosmetik”, beschloss ich damals. Immerhin ist hier ja alles bio – und das ist gut, oder? Ich will es kurz machen: So sehr mir das Konzept der Naturkosmetik auch heute noch am Herzen liegt, machen die Hersteller es uns Rosacea-Geplagten ganz schön schwer, ihre Produkte zu mögen. Der Grund: Die Naturkosmetik setzt zur Konservierung gerne Alkohol ein oder fügt den Rezepturen ätherische Öle bei. Beides reizt die Rosacea-Haut.

7. Irrtum: Internet statt Arzt

So langsam stieg ein gewisser Trotz in mir auf. Wenn mir niemand mit meiner schlechten Haut helfen konnte, dann würde ich die Sache eben in die Hand nehmen. Ich begann das Internet zu durchforsten und stieß schon bald auf den mir bis dato unbekannten Begriff „Rosacea”. Langsam ging mir ein Licht auf. Erleichtert darüber, dass das Kind nun endlich einen Namen hatte, meldete ich mich in verschiedenen Foren an und stellte fest, dass auch andere unter all den Problemen litten, mit denen ich zu kämpfen hatte. Ein heilsamer Moment, ganz sicher. Ich war dankbar, dass ich hier Fragen stellen konnte, die von erfahreneren Usern beantwortet wurden. Doch die Schilderungen jahrelanger Leidenswege, von denen ich hier unter anderem las, verunsicherten mich.

Bevor Sie in die Foren-Welt einsteigen, möchte ich Sie darauf hinweisen, dass die Rosacea eine sehr individuelle Erkrankung ist. Tipps, die Ihnen dort gegeben werden, können Ihnen möglicherweise helfen, aber auch das Gegenteil bewirken. Auch die manchmal beschriebenen Horrorszenarien einzelner User sollten Sie richtig einzuschätzen lernen. In Foren tummeln sich zum Teil hartnäckige Fälle oder Neulinge, die nach der Schockdiagnose Rosacea eine erste Orientierung suchen. Menschen, die ihre Erkrankung gut im Griff haben, sind dort eher nicht vertreten, da sie keine Notwendigkeit mehr verspüren, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen.

Wenn Sie sich über all dies im Klaren sind, können Sie die vielen Vorteile der Foren für sich nutzen und durch den Austausch mit Gleichgesinnten mitunter wertvolle Impulse erhalten, was den Umgang mit der Rosacea anbelangt.

Was ist die 3-Raum-Methode?

Trotz aller Schwierigkeiten und einiger Momente der Verzweiflung hatten diese Erfahrungen im Nachhinein auch etwas Gutes: Sie führten dazu, dass ich mich tiefergehend mit meiner kranken Haut und ihren Bedürfnissen befasste. Die 3-Raum-Methode entstand. Sie basiert auf der Tatsache, dass es – wie schon zuvor beschrieben – wichtig und sinnvoll ist, dass Sie selbst etwas für Ihre Hautgesundheit tun, auch wenn Sie bei einem Dermatologen in Behandlung sind. Denn die Anwendung einer therapeutischen Salbe beseitigt nicht zwangsläufig alle Symptome – vor allem nicht, wenn Sie weiterhin eine kontraproduktive Lebensweise pflegen. Hier hilft Ihnen meine 3-Raum-Methode. Vor allem Betroffene des Stadiums I und II – zu Letzteren zähle auch ich – profitieren von diesem Buch, da sie testen können, ob sie ihre Rosacea allein mit den hier beschriebenen Tipps in den Griff bekommen. Dieser Umgang mit der Krankheit wird all jenen zusagen, denen der Gedanke einer womöglich lebenslangen Behandlung mit Medikamenten widerstrebt. Natürlich spricht aber nichts dagegen, die 3-Raum-Methode in Kombination mit einer möglichen ärztlichen Therapie anzuwenden.

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Die 3-Raum-Methode stellt Ihnen hilfreiche Tipps aus den Bereichen Ernährung, Pflege und allgemeine Lebensführung vor.

Wie funktioniert meine Selbsthilfe-Methode, die 3-Raum-Methode? Sie basiert auf der Tatsache, dass man durch Änderungen in verschiedenen Lebensbereichen die Rosacea-Symptome und die Häufigkeit der Schübe deutlich verringern kann. Ganz konkret geht es um

eine vorteilhafte Ernährung,

die geeignete Pflege sowie

den Umgang mit der Erkrankung in allen anderen Situationen des alltäglichen Lebens.

Die detaillierten Tipps, mit denen Sie dieses theoretische Wissen in die Tat umsetzen können, habe ich sowohl zur Veranschaulichung, als auch zur besseren Übersicht auf das Bild einer Wohnung übertragen. So gibt es Empfehlungen, die das Badezimmer (Pflege), die Küche (Ernährung) und das Wohnzimmer (allgemeine Lebensbereiche) betreffen – daher der Name „3-Raum-Methode”. Meine Tipps habe ich über viele Jahre hinweg getestet, in zahlreichen Gesprächen mit Betroffenen gesammelt und in wissenschaftlichen Datenbanken sowie Selbsthilfe-Foren umfangreich recherchiert.

Meine Haut reagiert heute auch ohne den regelmäßigen Einsatz von Rosacea-Medikamenten, ob nun in Tabletten- oder Cremeform, gelassener auf Stress oder Faktoren, z. B. den Genuss eines heißen Kaffees. Schübe, in denen ich unter Rötungen und Pusteln leide, treten im Vergleich zu früher kaum noch auf und sind deutlich kürzer. Symptome bilden sich zudem schneller zurück. Außerdem – und das ist nicht zu unterschätzen – sind die aktiveren Krankheitsphasen berechenbarer, da ich weiß, was meine Haut mag und was nicht. Dadurch fühle ich mich der Rosacea nicht mehr ausgeliefert, sondern kenne die möglichen Konsequenzen eines ausgedehnten Sonnenbades oder zu vieler Süßigkeiten und kann für mich entscheiden, ob ich das „Risiko” eingehen möchte.

Bildlich gesprochen befindet sich meine Rosacea in einem Dornröschenschlaf, aus dem sie nur sehr schwer zu erwecken ist. Und wenn sie doch einmal aufwacht, blinzelt sie nur kurz, bevor sie wieder friedlich einschlummert.

Ich wünsche Ihnen von Herzen, dass auch Sie sich schon bald wieder in Ihrer Haut wohlfühlen!

DIE ROSACEA KENNENLERNEN

Dieses Kapitel hilft Ihnen dabei, besser zu verstehen, was die Rosacea genau ist. Sie erfahren etwas über ihre möglichen Auslöser, ihren Verlauf und ihre drei Stadien sowie über mögliche Ursachen. Darüber hinaus erhalten Sie Tipps für das konstruktive Gespräch mit Ihrem Arzt und den Ablauf der Behandlung und lernen die verschiedenen Arten der Therapie kennen, die der Schulmedizin heute zur Verfügung stehen.

Was ist Rosacea genau?

Die Rosacea ist eine nicht ansteckende Erkrankung, in deren aktiver Phase vermehrt Symptome wie Rötungen, Jucken, Brennen und Pusteln auftreten, die den Betroffenen über Tage oder auch Wochen belasten. Oft beginnt ein solcher Schub mit einem Kribbeln und Hitzeschüben im Gesicht, den sogenannten Flushs. Zu den Faktoren, die eine Verschlechterung des Krankheitszustandes bewirken, zählen beispielsweise UV-Licht, Stress oder scharfes Essen. Jeder Mensch reagiert dabei unterschiedlich stark auf diese sogenannten Trigger. Mit entsprechenden Maßnahmen kann man oft gegensteuern und einen Schub ganz verhindern oder ihn abmildern.

Auch die Verlaufsform der Rosacea ist sehr individuell. Meist ist von drei Stadien die Rede, die aber nicht zwangsläufig den Verlauf, sondern vielmehr die jeweils vorherrschenden Symptome und Schweregrade beschreiben. Während die Haut in Stadium I dauerhaft gerötet ist, herrschen in Stadium II zusätzlich entzündliche Papeln und Pusteln vor. Schließlich treten vor allem bei Männern in Stadium III der Krankheit Wucherungen auf, die zu einer roten Knollennase führen können.

Fast könnte der Begriff „Rosacea” einem Gärtnerfachbuch entstammen. Die Haut der Betroffenen „blüht” in den Phasen eines akuten Schubes im wahrsten Sinne des Wortes auf und bringt rote Wangen und Pusteln mit sich. Mit einer kontraproduktiven Lebensweise „düngen” Sie Ihre Rosacea, mit der richtigen Fürsorge halten Sie sie weitestgehend unter Kontrolle. Übrigens: Die Rosacea ist nicht ansteckend!

Das Leben mit der Rosacea ist gekennzeichnet von Zeiten, in denen Sie möglicherweise außer ein paar erweiterten Äderchen und leichten Rötungen kaum etwas von der Erkrankung bemerken, sowie mal länger, mal kürzer andauernden aktiveren Phasen des Krankheitsgeschehens, deren Auftreten durch Trigger wie UV-Strahlung, Hitze oder Stress begünstigt werden kann. Dann wird die Gesichtshaut verstärkt durchblutet, und im mittleren Gesichtsdrittel treten je nach persönlicher Erscheinungsform der Krankheit erweiterte Gefäße, entzündliche Papeln und Pusteln, Rötungen, Schwellungen oder andere Symptome auf.

Wie lange ein Rosacea-Schub anhält, ist sehr unterschiedlich. Theoretisch kann er von einigen Tagen bis hin zu mehreren Wochen andauern. Die Wahrscheinlichkeit eines Schubes und seine Dauer können durch das Befolgen einiger meiner Tipps deutlich reduziert werden.

Die Rosacea-Haut weist einige Besonderheiten auf: Der transepidermale Wasserverlust (TEWL) bei Rosacea ist im Vergleich zu normaler Haut erhöht.3,4 Der TEWL bezeichnet die natürliche kontinuierliche Abgabe von in der Haut gespeichertem Wasser nach außen. Geschieht dies in einem zu hohen Maße, trocknet die Haut aus und wird empfindlicher gegenüber äußeren Reizen. Unter anderem diese Tatsache sowie die erhöhte Empfindlichkeit legen eine sogenannte Barrierestörung der Haut nahe, die mit der Rosacea einhergeht und für einen Teil der Symptome mitverantwortlich ist.5

Zudem wurde auf der von Rosacea betroffenen Haut im Stadium II ein höherer pH-Wert beobachtet.6,7 Im Optimalfall ist der pH-Wert der Haut leicht sauer und befindet sich bei etwa 5,5. Dieser leicht saure pH-Wert entsteht durch den natürlichen Säure schutzmantel, der unter anderem aus Schweiß, Talg und Feuchthaltefaktoren besteht. Der pH-Wert der Haut variiert leicht und ist von Faktoren wie dem Geschlecht oder dem Alter abhängig. Durch den leicht sauren pH-Wert kann die Haut das Wachstum von Bakterien verhindern und sich gegen äußere Reize schützen – er dient also als Hautschutzbarriere. Ein zu hoher Wert stört das Gleichgewicht der Haut. Sie wird überempfindlich, kann sich schlechter regenerieren und trocknet aus.

Selbsttest: Leiden Sie unter Rosacea?

Falls Sie noch keine Diagnose durch einen Arzt erhalten haben, möchte ich Sie dazu einladen, den folgenden Selbsttest zu absolvieren. Jede Frage, die Sie mit einem „Ja” beantworten können, erhöht die Chance, dass Sie an der chronisch-entzündlichen Hauterkrankung leiden. Bitte bedenken Sie aber: Dieser Test ersetzt keine ärztliche Diagnose!

Sind Sie ein heller Hauttyp (mit oder ohne Sommersprossen) und haben blonde oder rötliche Haare?

Leiden Sie unter Hautrötungen im mittleren Gesichtsbereich, die unter bestimmten Bedingungen (Hitze oder Stress) auftreten und länger bestehen bleiben?

Leiden Sie unter erweiterten Äderchen im Bereich Wange, Stirn, Kinn, Nase?

Leiden Sie unter hartnäckigen und zum Teil auch juckenden Pusteln mit eitriger Füllung im Bereich Wange, Stirn, Kinn, Nase?

Leiden Sie öfter unter einem Brennen und Hitzegefühl der Haut?

Traten diese Symptome das erste Mal im Alter von etwa 30 bis 40 Jahren auf?

Verschlimmern sich Ihre Beschwerden bei Stress, Sonne, Alkohol, scharfen und heißen Gerichten oder Getränken und Sport?

Sind Sie lichtempfindlich und leiden unter geröteten, trockenen oder entzündeten Augen(lidern)?

Trigger – Das verschlimmert die Rosacea

Das Wort „Trigger” wird oft im selben Atemzug mit der Rosacea genannt. Dabei handelt es sich um Auslöser (engl. trigger), die rosaceatypische Symptome hervorrufen oder verstärken können. Dazu zählen z. B. Sonnenstrahlung, scharfe Gewürze, Stress oder Sport. Aber auch starke Gerüche oder Staubquellen (Baustelle oder Näharbeiten) sowie die Klimaanlage oder Heizungsluft können manchmal eine Verschlechterung der Krankheit bewirken.

Jeder Betroffene reagiert unterschiedlich stark auf diese Trigger. So kann der eine ohne Probleme Kaffee trinken, während der andere davon einen Flush (eine plötzlich auftretende, länger anhaltende Hautrötung) bekommt. Aus diesem Grund ist es besonders wichtig, dass Sie aufmerksam beobachten, auf welche Trigger Sie besonders stark ansprechen, um diese komplett zu meiden oder auszutesten, in welchem Maße Sie diese vertragen. Schon allein dadurch können Sie die Anzahl und Stärke Ihrer Rosacea-Schübe erheblich verringern.

Wenn Sie in einen Schub geraten, mag es zunächst vielleicht so erscheinen, als ob es keinen konkreten Auslöser hierfür gibt. Mit etwas Erfahrung und Routine lernen Sie jedoch sehr schnell, wie Sie die Faktoren identifizieren können, die dazu geführt haben, dass Symptome auftreten. Es ist immer leichter, dem aktiven Krankheitsgeschehen eines Schubes vorzubeugen, als eine solche Phase wieder zu beenden.

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Es ist immer leichter, dem aktiven Krankheitsgeschehen eines Schubes vorzubeugen, als eine solche Phase wieder zu beenden.

Welche Faktoren bei den meisten Betroffenen für eine Verschlechterung sorgen, fand die National Rosacea Society im Rahmen einer Umfrage heraus:8

Als häufigster Triggerfaktor wurde Sonnenstrahlung genannt. 81 Prozent der Befragten gaben an, dass sie bei ihnen Rötungen hervorrief.

Wind (57 Prozent), Feuchtigkeit (44 Prozent), Kälte (46 Prozent) und Hitze (auch heiße Bäder, Saunagänge und warme Räume) reizten die Haut der Betroffenen ebenfalls. Vor allem im Winter können überheizte Büros ein echtes Problem darstellen.

Bei vielen der Befragten wirkten sich zudem Stress (79 Prozent), scharf gewürztes Essen (45 Prozent), heiße Getränke (36 Prozent) und Alkohol (52 Prozent) negativ auf ihr Hautbild aus. Fast die Hälfte reagierte mit Rötungen und Pusteln auf bestimmte Hautpflegeprodukte, und rund ein Drittel auf bestimmte Kosmetika. Auch Sport kann für eine Verschlechterung des Krankheitsbildes sorgen. Dies liegt an der gesteigerten Durchblutung und dem (eingetrockneten) Schweiß, der die Haut reizen kann.

Typischerweise verschlechtert sich das Symptombild auch im Rahmen saisonaler Wetterumschwünge (z. B. im Frühjahr oder Herbst), bei hormonellen Schwankungen oder in Zeiten, in denen sich der normale Lebensrhythmus kurzzeitig verändert. Viele Menschen mit Rosacea erfahren beispielsweise während der Weihnachtsfeiertage eine Verschlechterung ihrer Beschwerden. Kein Wunder: viele Süßigkeiten, warme Räume und oft auch Stress können einen Schub begünstigen.

Umweltfaktoren

Die heutige Zeit ist von zahlreichen Widersprüchen geprägt – einerseits leben wir in einem mehr oder weniger hygienisch einwandfreien Umfeld, andererseits ist der menschliche Körper einer Vielzahl an Reizen, z. B. durch Pestizide und Medikamentenreste in der Nahrung oder durch Abgase im Straßenverkehr ausgesetzt.

Während die potenziell negativen Einflüsse durch Umweltfaktoren wie UV-Licht, Hitze, Kälte oder Wind auf die Rosacea belegt sind, fehlt es bislang an ausreichenden wissenschaftlichen Beweisen, die die Auswirkungen anderer äußerer Reize wie Luftverschmutzung (unter anderem durch Ruß und Feinstaub, Stickstoffoxid und Kohlenwasserstoffe aus Industrie und Verkehr) auf die Rosacea-Haut belegen. Dennoch gibt es Studien, die Hinweise darauf geben, dass eine hohe Schadstoffbelastung in der Luft sowohl die kranke als auch gesunde Haut negativ beeinflussen und ihr kurz- sowie langfristig erheblich schaden kann.9,10 So kann die Hautalterung beschleunigt und durch sogenannte Oxidationsprozesse, die zur Bildung von freien Radikalen führen, können Entzündungen begünstigt werden. Vor allem in der sommerlichen Großstadt, wenn die Schadstoffe in der Luft mit dem Sonnenlicht reagieren, ist die Belastung besonders hoch.

Wer bekommt Rosacea?

Ob die Rosacea genetisch bedingt ist, konnte bislang nicht endgültig nachgewiesen werden, auch wenn es Hinweise darauf gibt.11 In einer Studie der amerikanischen National Rosacea Society gaben jedoch über die Hälfte von 600 Befragten an, dass ihre Verwandten – hauptsächlich aus dem nächsten Umfeld – ebenfalls an der Hautkrankheit litten.12 Vor allem bei hellhäutigen Menschen mit blonden oder roten Haaren (Fitzpatrick-Typ I bis II) kommt die Rosacea häufiger vor, weshalb sie auch als „Fluch der Kelten” bezeichnet wird.

Über die Krankheitshäufigkeit liegen unterschiedliche Zahlen vor; es wird jedoch vermutet, dass über zwölf Prozent der Deutschen von der Krankheit betroffen sind.13 Die Diagnose erfolgt in den meisten Fällen im Alter von 30 Jahren oder später, wobei beide Geschlechter gleich häufig betroffen zu sein scheinen. Frauen erkranken etwa ab dem Alter von 35, Männer ab dem 50. Lebensjahr. Die höchste Krankheitshäufigkeit zeigt sich zwischen 61 und 65 Jahren beim weiblichen und zwischen 76 und 80 Jahren beim männlichen Geschlecht. Auch wenn die Rosacea sich meist erst später im Leben bemerkbar macht, leiden Betroffene doch oftmals schon während der Schulzeit an Gesichtsrötungen, die z. B. in Stresssituationen auftreten.

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Schwere Verläufe der Rosacea, insbesondere die zur „Knollennase” führenden Gewebs- und Talgdrüsenwucherungen, kommen meist bei Männern vor. In seltenen Fällen können auch Kinder eine Rosacea entwickeln.14

Nicht heilbar, aber positiv beeinflussbar

Wie Sie bereits wissen, ist die Rosacea nicht heilbar. Die Symptome und der Verlauf der Krankheit lassen sich jedoch durch eine ärztliche Therapie und/oder eine entsprechend angepasste Lebensweise positiv beeinflussen. Es gilt: Je früher Diagnose und Therapie erfolgen, desto besser! Denn ohne Behandlung kann sich die Krankheit kontinuierlich verschlimmern.

Der Krankheitsverlauf

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Papel oder Knötchen sind bis zu erbsengroße erhabene Verdickungen der Haut. Entzündlich bedingte Papeln sind gerötet und können sich zu Pusteln, eitrigen Pickeln, weiterentwickeln.

Bislang herrscht Unklarheit über die Zusammenhänge der Krankheitsentstehung und -entwicklung. Größtenteils bekannt ist jedoch, wie die Rosacea verläuft und wie es zur Entstehung der Symptome kommt. So finden sich bereits im Vorstadium der Krankheit vorübergehende Rötungen im Gesicht. Diesen liegen erweiterte Blutgefäße und ein damit verbundener erhöhter Blutfluss der betroffenen Haut zugrunde. Bisherige Studienergebnisse legen die Vermutung nahe, dass diese Veränderungen durch Entzündungen hervorgerufen werden, die durch eine beeinträchtigte Hautbarriere verstärkt werden und so für eine erhöhte Empfindlichkeit sorgen. Bei manchen Rosacea-Betroffenen bleibt es bei diesem Stadium; bei einigen kommt es durch verschiedene in der Haut ablaufende entzündliche Prozesse zusätzlich zu Pusteln und Papeln. Als Papel oder Knötchen bezeichnet man in der Medizin eine bis zu erbsengroße erhabene Verdickung der Haut. Entzündlich bedingte Papeln sind gerötet und können sich zu Pusteln, eitrigen Pickeln, weiterentwickeln.

Durch wiederholte Schübe im Verlauf der Krankheit kommt es schließlich zu strukturellen Änderungen der Haut, die sich unter anderem in einer nun dauerhaften Erweiterung oder der Neubildung von Blutgefäßen zeigen.

In der Vergangenheit war meist von drei, bzw. mit Vorstadium vier, Rosacea-Stadien die Rede. Diese Einteilung wird der Realität jedoch nur bedingt gerecht, da die Übergänge oft fließend sind und Symptome parallel auftreten können.

Zur Diagnostik und Therapie wurde deshalb eine Einteilung nach dem vorherrschenden Symptombild (Major- und Minor-Symptome, also Haupt- und Nebensymptome) vereinbart. Der sogenannte ROSCO (ROSacea COnsensus)-Behandlungsalgorithmus hat das Ziel, die Krankheit durch eine flexiblere, individuelle Therapie zu verbessern.

Da trotzdem in der Praxis oftmals noch die Einteilung in Stadien vorherrscht, habe ich diese nachfolgend aufgeführt. Die Symptome konzentrieren sich vorrangig auf die Mitte des Gesichts (Wangen, Nase, Kinn, Stirn).

Vorstadium: Hier dominieren die plötzlich auftretenden Hautrötungen, sogenannte Flushs, die durch Trigger wie UV-Licht, Hitze, Kälte, chemische Irritation durch Kosmetika, scharfes Essen, heiße Getränke und Stress hervorgerufen werden.

Stadium I: Im ersten Stadium der Erkrankung, die auch Rosacea erythematosa-teleangiectatica (Couperose) genannt wird, ist die Haut gerötet und durch erweiterte Gefäße, die meist auf Wangen und Nase erscheinen, gekennzeichnet. Zunächst sind diese Veränderungen nur vorübergehend sichtbar, manifestieren sich aber im Laufe der Zeit. Zudem kann die Haut mit Flushs sowie Brennen, Stechen, Jucken und Schwellungen auf Trigger reagieren. Manche Experten sehen die Couperose als eigene Erkrankung an, aus der sich nur in manchen Fällen eine Rosacea entwickeln kann.

Stadium II: Die Rosacea papulopustulosa ist das zweite Stadium der Erkrankung, in dem das Hautbild zusätzlich zu den Rötungen und Gefäßerweiterungen auch Papeln und Pusteln aufweist. Sie treten wie alle Symptome vor allem im mittleren Drittel des Gesichts auf und sind manchmal symmetrisch und um die erweiterten Äderchen herum angeordnet. Oft bleiben sie über Tage oder Wochen bestehen und können Brennen, Stechen und Jucken der Haut hervorrufen. In diesem Stadium wird die Krankheit vom Arzt oft mit Akne verwechselt.

Stadium III: Im dritten Stadium, der glandulär-hyperplastischen oder phymatösen Rosacea, die manchmal auch als eigener Subtyp der Krankheit behandelt wird, zeigen sich zusätzlich Wucherungen des Bindegewebes und der Talgdrüsen mit eitrigen Pusteln. Hauptsächlich bei Männern kann sich nun eine knotige Verdickung der Nase (Rhinophym) bilden. Solcherlei Hautveränderungen können aber auch an Ohr (Otophym), Kinn (Gnatophym), Nasenwurzel (Metophym) oder Augenlidern (Blepharophym) auftreten. Diese Symptomatik scheint sich ebenso wie der Rosacea-Subtyp, der die Augen betrifft, am ehesten bei Betroffenen zu entwickeln, die bereits das zweite Stadium erreicht haben.15

Am häufigsten stellen sich Personen beim Hautarzt vor, die unter Rötungen im mittleren Gesichtsdrittel mit oder ohne Pusteln leiden.16 Seltener ist dagegen die Rosacea, bei der es zu Gewebswucherungen kommt.

Sonderformen der Rosacea

Die Rosacea kann auch in anderen Formen auftreten.

Ophthalmo-Rosacea: Eine Augenbeteiligung wurde bei durchschnittlich 20 Prozent der von Rosacea Betroffenen beobachtet. Sie klagen über Rötungen, Jucken, Lichtempfindlichkeit, Entzündungen, Trockenheit und sogar verschwommenes Sehen. Sollten Sie solche Symptome bei sich bemerken, suchen Sie einen Arzt auf, denn unbehandelt kann diese Form der Rosacea im schlimmsten Fall zur Erblindung führen.

Bei einer Augenbeteiligung empfehlen sich neben einer Lidrandhygiene je nach Schweregrad auch Augentropfen mit Ciclosporin oder Azithromycin oder Tabletten mit Doxycyclin sowie eine IPL-Therapie.

Lupoide oder granulomatöse Rosacea: Bei der schwer zu behandelnden lupoiden oder granulomatösen Rosacea finden sich bräunlich-rote Papeln und Knötchen, die vor allem an den Oberlidern, Unterlidern, Jochbeinregion und um den Mund herum auftreten. Die restliche Gesichtshaut ist gerötet.

Rosacea conglobata: Durch schmerzhafte, entzündete Knoten ist die seltenere Rosacea conglobata charakterisiert, die hauptsächlich bei Frauen auftritt.

Rosacea fulminans: Die Rosacea fulminans bezeichnet eine schnell voranschreitende Sonderform mit großen, schmerzhaften Pusteln und Knoten. Meist sind Frauen zwischen 20 und 30 Jahren betroffen; Schwangerschaften können ein Auslöser für diese Form sein.

Morbus Morbihan: Wenn eine bleibende, derbe Gesichtsschwellung und -rötung das Bild der Rosacea beherrscht, spricht man auch von einem Morbus Morbihan. Hier sind neben den Blutauch die Lymphgefäße beteiligt, wodurch es zu Ödemen, vor allem an der Stirn, zwischen den Augenbrauen sowie an Nase und Wangen kommen kann.

Steroid-Rosacea: Die oft therapieresistente Steroid-Rosacea entwickelt sich, wenn die Rosacea über einen längeren Zeitraum mit Kortisonsalben und/oder Tabletten behandelt wurde, kann aber auch ohne vorbestehende Erkrankung auftreten. Die Haut ist dünner, zeigt erweiterte Blutgefäße, großflächige Hautrötungen sowie Papeln und Pusteln. Die spannende Haut ist zudem stark mit Demodex-Milben (Haarbalgmilben) befallen.

Gramnegative Rosacea: Gramnegative Rosacea entsteht durch eine monatelange Therapie der Rosacea mit Antibiotika (vor allem Tetracycline). Dadurch werden nur bestimmte Erreger getötet, andere, sogenannte gramnegative Bakterien, sind nicht betroffen, können sich deshalb übermäßig vermehren und führen zu weiteren Entzündungen. Charakteristisch sind tiefe Knoten und gelbe Pusteln auf geröteter Haut, vor allem um den Mund und die Nase.

Ursachen der Rosacea

Wodurch wird die Rosacea ausgelöst? Das fragen sich nicht nur die Experten, sondern auch zahlreiche Betroffene. Kein Wunder, würde das Wissen um die Ursachen der chronisch-entzündlichen Erkrankung doch höchstwahrscheinlich bedeuten, dass sie geheilt werden könnte. Aus diesen Gründen muss sich die klassische schulmedizinische Therapie derzeit hauptsächlich auf die Linderung der Symptome beschränken.

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Die klassische schulmedizinische Therapie muss sich derzeit hauptsächlich auf die Linderung der Symptome beschränken.

Dies bedeutet natürlich nicht, dass die Forschung schläft. Im Gegenteil: Immer wieder präsentieren Wissenschaftler neue Studien, in denen sie sich den Wurzeln der Krankheit annähern. Nach aktuellem Wissensstand scheinen an der Entstehung der Rosacea mehrere Faktoren beteiligt zu sein. Die Deutsche Dermatologische Gesellschaft hat sie in ihrer „Leitlinie Rosazea” zusammengefasst.

Störungen der angeborenen und adaptiven (erworbenen) Immunantwort

Triggerfaktoren, wie UV-Strahlung, Hitze, Kälte, Stress, Kosmetika, u. a. scharfe Speisen, Sport, Alkohol, Demodexmilben (und andere mikrobielle Organismen auf der Haut) oder auch Small intestinal bacterial overgrowth (SIBO-Syndom) werden für die Entstehung einer Rosacea verantwortlich gemacht.

Veränderungen der Gefäß- und möglicherweise Lymphgefäßregulation

Mechanismen, die Entzündungen des Nervengewebes hervorrufen18

Genetische Veranlagung (wenn auch bislang nicht einwandfrei nachgewiesen)

Inflammasomen („Entzündungskörper”), ein Eiweißkomplex, dem eine wichtige Rolle bei der Regulation von Entzündungsmechanismen zukommt

Dysregulation des Mikrobioms im Verdauungstrakt. Die Beteiligung von Helicobacter pylori-Bakterien bei Rosacea wird diskutiert, jedoch scheint sich ein Zusammenhang zwischen dem SIBO-Syndrom im Dünndarm und der Hauterkrankung heraus zu kristallisieren.

Theorien zur Entstehung

Im Folgenden werde ich näher auf die Theorien eingehen, die sich mit der Entstehung der Rosacea beschäftigen. Wenn Sie sich eher nicht für diese möglichen wissenschaftlichen Zusammenhänge interessieren, können Sie das Kapitel getrost überspringen.

Störungen im Immunsystem

Das Immunsystem hat die Aufgabe, uns vor potenziellen Gefahren von außen zu schützen. Rezeptoren in der Haut, die sogenannten Toll-Like-Rezeptoren (TLR), reagieren dabei auf UV-Strahlung, Kleinstlebewesen oder andere Reize, die die Funktionsweise des Körpers beeinträchtigen könnten. Ein bestimmter Rezeptor, der TLR2, scheint in der Rosacea-Haut besonders aktiv zu sein.19 In Folge werden vermehrt antimikrobiell sowie entzündungsfördernd wirkende Stoffe freigesetzt: Durch diese Reaktion versucht sich der Körper der „Gefahren” zu entledigen. Diese Stoffe sorgen unter anderem für die Bildung neuer Blutgefäße.20

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Das Immunsystem hat die Aufgabe, uns vor potenziellen Gefahren von außen zu schützen.

Der TLR2 reagiert auch auf die sogenannte Demodex-Milbe. Diese Haarbalgmilbe kommt bei einem Teil der Rosacea-Betroffenen vermehrt auf der Gesichtshaut vor.21 Die Demodex-Milbe gehört zu den natürlichen Bewohnern der Haut und besiedelt die Haarfollikel oberhalb der Talgdrüsen, vor allem im Gesicht. Ihre Zahl steigt mit dem Alter an, aber auch, wenn die Haut, z. B. durch zu starke Sonneneinstrahlung, geschädigt wird. Welche Rolle die Demodex-Milbe oder bestimmte in der Milbe lebende Bakterien bei der Rosacea spielen, ist noch nicht abschließend geklärt. Sie scheint jedoch ein entzündungsfördernder Co-Faktor zu sein.

Die genannten antimikrobiell wirkenden Stoffe haben aber noch weitere Funktionen, die mit den sogenannten Mastzellen verknüpft sind. So werden sie selbst in diesen für das Immunsystem bedeutenden Zellen gebildet22 und scheinen deren Ausschüttung von entzündungsfördernden Botenstoffen zu begünstigen; darunter auch das an allergischen Reaktionen beteiligte Histamin, das eine erhöhte Durchlässigkeit der Gefäße verursachen und zu Gesichtsrötungen führen kann.23 Aufgrund dieser Mechanismen scheinen die Mastzellen eine wichtige Rolle im Rahmen des Entzündungsgeschehens bei der Rosacea zu spielen. Deshalb schlugen Forscher vor, dass ihre Regulation eine mögliche Therapieoption darstellen könnte.24

Ultraviolette Strahlung

Die UV-Strahlung gilt nicht umsonst als der Haupttrigger für Rosacea-Schübe. So wird die Bildung der gerade genannten entzündungsfördernden antimikrobiellen Stoffe indirekt durch das bei Sonnenschein in der Haut gebildete Vitamin D angeregt.

Zusätzlich entstehen unter dem Einfluss von UV-Strahlung freie Radikale, die die Rosacea-Haut auf verschiedene Art und Weise schädigen. Unter anderem wird der Abbau von Elastin im Bindegewebe begünstigt. Dies kann Lymphschäden begünstigen und zu Bindegewebswucherungen führen.25 Weitere Folgen können Entzündungsreaktionen, Gefäßerweiterungen sowie dauerhafte Rötungen sein.26 Mögliche Quellen für UV-Strahlung sind aber nicht nur das Sonnenlicht, sondern auch Höhensonnen und Solarien. Insbesondere bei Schweißarbeiten kommt es zu einer hohen UV-Strahlenexposition.27

Rosacea durch oxidativen Stress?

Inwieweit der Schweregrad der Erkrankung durch oxidativen Stress hervorgerufen wird, z. B. durch UV-Strahlung, ist noch nicht abschließend geklärt. Es scheint jedoch, dass die antioxidativen Reserven bei der Rosacea schneller aufgebraucht werden als bei normaler Haut.28 In der Folge können entzündliche Prozesse in Gang gesetzt werden, die die Entwicklung der Rosacea begünstigen.

Oxidativer Stress bezeichnet einen Zustand, bei dem reaktive Sauerstoffverbindungen (freie Radikale) im Übermaß im Körper vorhanden sind und nicht mehr neutralisiert werden können, da die Reparatur- und Entgiftungsfunktion einer Zelle überfordert sind. Die Ursachen für die Entstehung freier Radikale sind vielfältig. So können Faktoren wie UV-Strahlung, die Belastung durch Schadstoffe, Ozonbelastung, aber auch Ernährungsgewohnheiten, Alkohol und Rauchen einen Anstieg bewirken.

Während hochgradiger oxidativer Stress letztlich zur Schädigung der DNA führt, kann die niedriggradige oder intermittierende (zeitweise) Exposition gegenüber oxidativem Stress sogar gesundheitsfördernd wirken.

Dr. Bodo Melnik, Forscher der Universität Osnabrück, veröffentlichte 2016 eine wissenschaftliche Arbeit, in der er die These vorstellte, dass die Rosacea ihre Ursache in einer genetischen Anpassung der Nordeuropäer hat: Die langen Wintermonate mit wenig Sonnenschein sorgten für eine unzureichende Versorgung des Körpers mit Vitamin D. Das Hormon bewirkt unter anderem, dass antimikrobiell wirkende Stoffe, die als wichtiger Teil des Immunsystems Schutz vor potenziellen Krankheitserregen bieten, in ausreichender Form gebildet werden. Melnik stellt die These auf, dass die Bildung dieser Stoffe durch eine genetische Mutation nicht mehr länger von Sonneneinstrahlung abhängig war, sondern nun auch durch andere Stressoren wie Hitze oder bestimmte Nahrungsmittel stimuliert werden konnte. Der Forscher spricht deshalb nicht von einem „Fluch der Kelten”, wie die Rosacea manchmal auch genannt wird, sondern von einem „Segen der Kelten”.29

Nerven- und Gefäßbeteiligung

Bei der Entstehung der Rosacea könnte auch die enge Verbindung zwischen sensorischen Nerven (sie leiten Erregungen weiter), Blutgefäßen und den für das Immunsystem bedeutsamen Mastzellen eine Rolle spielen. So setzen sensorische Nerven nach der Stimulation durch Reize wie Sonnenlicht, scharfes Essen oder Temperaturwechsel bestimmte Eiweiße im Nervengewebe, sogenannte Neuropeptide, frei. Sie können unter anderem über die Aktivierung von Mastzellen und deren Botenstoffen rosaceatypische Symptome wie Gefäßerweiterungen, die Steigerung der Durchlässigkeit von Gefäßwänden oder Entzündungen begünstigen.30

Mögliche Begleiterkrankungen

Es gibt eine Reihe von Erkrankungen, die bei Menschen mit Rosacea häufiger als bei nicht betroffenen Menschen auftreten, sogenannte Komorbiditäten. Warum das so ist und welche Rolle die Gene oder ähnliche Lebensumstände der Betroffenen spielen, muss noch näher erforscht werden. Bitte lassen Sie sich durch die folgende Aufzählung nicht verunsichern. Sie soll lediglich dazu dienen, Ihren Blick – und vor allem den Ihres Arztes – zu schärfen, falls Sie unter Beschwerden leiden sollten, die Sie bislang nicht zuordnen konnten. Sprechen Sie gegebenenfalls Ihren Hausarzt oder Dermatologen darauf an.

Autoimmunerkrankungen

Personen mit Rosacea – insbesondere Frauen – scheinen eine erhöhte Chance für Autoimmunerkrankungen zu haben. So fand man heraus, dass sie häufiger an Multipler Sklerose, Zöliakie (Unverträglichkeit gegenüber dem Klebereiweiß Gluten), rheumatischer Arthritis (dies vor allem bei Männern) und Diabetes Typ 1 leiden.31

Forscher untersuchten zudem die Möglichkeit, dass Menschen mit Rosacea ein höheres Risiko haben, an Parkinson und Alzheimer zu erkranken. Besonders bei schweren Fällen der Rosacea traten die neurologischen Erkrankungen vermehrt auf.32

Migräne

In einer Studie entdeckten Wissenschaftler ein bedeutend höheres Vorkommen und Risiko für Migräne, besonders bei Frauen mit Rosacea.33

Seborrheische Dermatitis

Die seborrheische Dermatitis tritt häufig gemeinsam mit der Rosacea auf. So fand die amerikanische National Rosacea Society im Rahmen einer Studie heraus, dass rund 30 Prozent der Betroffenen zusätzlich an einer seborrheischen Dermatitis im Gesicht oder der Kopfhaut litten. Symptome sind gerötete Hautbereiche, Juckreiz sowie gelbliche, fettige Schuppen.34 Zu den Einflussfaktoren dieser Hauterkrankung gehört auch das Wachstum von Malassezia-Hautpilzen.

Bei einer Unterart der Erkrankung, der Malassezia-(Pityrosporum-)Follikulitis, treten kleine Papeln und Papulopusteln auf, vor allem auf der Brust, dem oberen Rücken sowie im Gesicht, die stark jucken können.35

Die psychische Belastung

Menschen mit Rosacea kämpfen an zwei Fronten: Zum einen versuchen sie, ihre Hauterkrankung in Schach zu halten, zum anderen müssen sie lernen, mit den teils massiven Auswirkungen der Krankheit auf ihre Psyche umzugehen.

Die Verunsicherung beginnt schon bei der Diagnose, die viele Fragen aufwirft: Was kommt auf mich zu? Wie wirkt sich die Erkrankung auf mein Leben aus? Was kann ich tun, um die Symptome zu lindern? Auch der schubhafte Charakter der Erkrankung, die gerade zu Beginn vollkommen willkürlich erscheint, forciert Gefühle der Hilflosigkeit und Verunsicherung. Zusätzlich lassen Schwellungen, erweiterte Äderchen und Pusteln den Blick in den Spiegel zur Qual werden. Weitere Symptome wie Jucken, Brennen und Stechen sorgen dafür, dass man sich im wahrsten Sinne des Wortes nicht mehr wohl in seiner Haut fühlt.

So leiden Betroffene eher unter Scham, sozialer Angst, Depression und einer verminderten Lebensqualität als die restliche Bevölkerung.36 Eine Umfrage der National Rosacea Society mit mehr als 400 Teilnehmern ergab, dass 75 Prozent der Befragten ihr Selbstwertgefühl durch die Krankheit verringert sahen. Zusätzlich schämten sich rund 70 Prozent für ihre Rosacea; 69 Prozent waren frustriert. Über die Hälfte fühlte sich an Lebensfreude beraubt.37

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Rosacea-Betroffene leiden eher unter Scham, sozialer Angst, Depression und einer verminderten Lebensqualität als die restliche Bevölkerung.

Nicht selten bestimmt der Gedanke „so nicht unter Menschen gehen zu können” die Gefühlswelt. Deshalb ziehen sich viele Betroffene aus dem sozialen Leben zurück und meiden Treffen, bei denen sie sich den Blicken ihres Gegenübers allzu sehr ausgesetzt fühlen würden. Wenn das nicht möglich ist, beispielsweise im beruflichen Zusammenhang, kann dies zu einem wahren Problem werden. Die psychische Belastung nagt nicht nur an der Lebensqualität, sondern setzt auch einen negativen Kreislauf in Gang, da Stress einen der Haupt-Triggerfaktoren für die Rosacea darstellt.

Doch auch weitere negative Auswirkungen auf die Haut konnten in verschiedenen Studien nachgewiesen wurden. Unter anderem beobachteten Forscher bei Mäusen einen gesteigerten Wasserverlust der Haut und eine beeinträchtigte Barrierefunktion, wenn sie chronischem Stress ausgesetzt waren. Ähnliche Auswirkungen wurden auch bei Menschen beobachtet. So beeinträchtigte Prüfungsstress die Regeneration und Funktion der Hautbarriere bei Studenten.38

Aufgrund der psychischen Auswirkungen der Rosacea ist es unerlässlich, den mentalen Aspekt in die Behandlung miteinzubeziehen. Sollten Sie also unter Ihrer Krankheit leiden, sprechen Sie in jedem Fall Ihren Haus- oder Hautarzt an und ziehen Sie gegebenenfalls eine Psychotherapie in Erwägung. Gleichzeitig sollten Sie es der Krankheit aber nicht erlauben, zu Ihrem Lebensmittelpunkt zu werden.

Weitere Infos und Tipps zum Umgang mit den psychischen Belastungen, die die Rosacea mit sich bringt, finden Sie im Kapitel „Psyche und alternative Heilmethoden”.

Die ärztliche Behandlung

„Wegen ein paar Hautproblemen zum Arzt gehen? Vollkommen übertrieben!” So scheinen viele Rosacea-Betroffene zu denken und suchen aus diesen Gründen nie einen Dermatologen auf. Ein großer Fehler! Denn zum einen ist die Rosacea eine Krankheit und gehört deshalb in die Hände eines Experten, der je nach Schweregrad die passende Therapie verschreibt. Zum anderen sind Menschen mit einer eindeutigen Diagnose meist besser in der Lage, den Alltag mit der chronisch-entzündlichen Erkrankung zu bewältigen.

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Suchen Sie sich einen guten Arzt, der sich mit der Rosacea auskennt und zu dem Sie Vertrauen haben.

Suchen Sie sich also einen guten Arzt, der sich mit der Rosacea auskennt und zu dem Sie Vertrauen haben, einen, der Ihre Fragen geduldig beantwortet und die mögliche psychische Belastung durch diese Krankheit ernst nimmt. Und vor allem einen, der sich Zeit für Sie nimmt. Ich hebe gerade den letzten Punkt besonders hervor, da der Praxisalltag oftmals so straff getaktet ist, dass ein Gespräch nicht einmal fünf Minuten dauert – sicher auch zum Leidwesen vieler Mediziner, die mit der geringen Vergütung pro Kassenpatient wirtschaften müssen. So kann es passieren, dass die Diagnose über den Arzttisch hinweg gestellt und der Betroffene kaum befragt wird. Nicht selten kommt es so auch zur Verwechslung mit anderen Krankheiten, wie z. B. mit der Erwachsenen-Akne, und damit verbunden auch zu einer falschen Therapie.

Schauen Sie sich doch mal in einer Rosacea-Gruppe, zum Beispiel bei Facebook, um. Mitglieder tauschen sich hier oftmals über gute Ärzte aus. Vielleicht gibt es dort bereits Empfehlungen für Ihre Stadt.

Das Arztgespräch

Vor der Erstdiagnose, aber auch vor jedem Folgegespräch mit dem Hautarzt sollten Sie sich ein paar Minuten Zeit nehmen, um zu überlegen, was Sie von ihm wissen möchten und was Sie sich von dem Termin erhoffen. Sind Sie selbst gut über die Rosacea informiert, können Sie präzisere Fragen stellen und Ihrem Arzt über relevante Punkte, wie z. B. individuelle Triggerfaktoren, die Ihre Symptome verschlechtern, Auskunft geben.

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Überlegen Sie vor dem ersten Arztgespräch,

welche Lebensmittel Sie häufig zu sich nehmen und welche davon Ihre Krankheitssymptome verschlimmern,

ob Sie viel Stress haben und ob sich dieser auf Ihre Symptome auswirkt,

welche Hautpflegeprodukte Sie verwenden und wie Sie diese vertragen (bringen Sie diese zum Arzt mit),

wie lange Sie schon unter Hautbeschwerden leiden und ob sich die Beschwerden im Laufe der Zeit geändert haben,

ob es ähnliche Beschwerdebilder im Familienkreis gibt,

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783869100548
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2022 (Oktober)
Schlagworte
Hauterkrankungen Hautkrankheit Dermatologie Ratgeber Couperose Selbsthilfe Hautallergien Rosazea rote Haut rotes Gesicht Allergie

Autor

  • Franziska Ring (Autor:in)

Franziska Ring lebt als freie Texterin in Wiesbaden. Erste Beschwerden traten bei ihr mit Anfang 20 auf. Doch erst einige Jahre sowie viele ärztliche Fehleinschätzungen später sollte endlich ein Dermatologe erkennen, was das Brennen sowie die Rötungen und Pusteln in ihrem Gesicht wirklich zu bedeuten hatten. Da sie von Dermatologen keine Selbsthilfetipps zum allgemeinen Umgang mit der Rosacea bekam, begann sie selbst zu recherchieren und entwickelte die „3-Raum-Methode“. Heute treten Schübe, in denen sie unter Rötungen und Pusteln leidet, nur noch höchst selten auf und klingen sehr schnell wieder ab.
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Titel: Rosacea – Das hilft wirklich