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Beziehungsstatus: Eifersüchtig

Vertrauen lernen – Die Liebe retten. Das effektive Selbsthilfe-Programm

von Jutta Dhara Blume (Autor:in)
216 Seiten

Zusammenfassung

Quälende Eifersucht ist Gift für die Liebe – ständiges Misstrauen hält keine Beziehung lange aus. Dieser Ratgeber hilft eifersüchtigen Menschen effektiv dabei, endlich den Teufelskreis aus Verzweiflung, Wut und Angst zu durchbrechen. Mit hoch wirksamen Techniken und Übungen fällt es künftig leichter, sich von den quälenden Gefühlen zu befreien. Der Lohn: Endlich wieder mehr Selbstvertrauen und eine glückliche, vertrauensvolle Partnerschaft!

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Liebe Leserin, lieber Leser,

ich möchte Sie ganz herzlich willkommen heißen – schön, dass Sie hier sind!

Sie haben dieses Buch gekauft, weil es eine Lücke gibt zwischen dem Zustand, in dem Sie heute sind, und dem, in dem Sie sein möchten. Sie möchten etwas Neues entwickeln, Ihr Verhalten und Ihre Gefühle neu gestalten, damit Sie sich wohler und selbstbewusster fühlen, mehr Lebensqualität haben. Denn am allermeisten leiden wir ja selbst unter unserer Eifersucht, dem Ärger, der Wut, der Angst oder der Verzweiflung, die damit verbunden sind. Es ist gut, dass Sie sich damit auseinandersetzen und beginnen, entgegenzusteuern. Denn es ist möglich!

Dieses Buch wird Ihnen helfen, die Kluft zwischen Ihren jetzigen Denk- und Verhaltensgewohnheiten und Ihrem gewünschten Zustand kleiner zu machen. Jedes Kapitel dient dazu, Ihr Verständnis zu erweitern, warum wir manchmal so hartnäckig von quälenden Gefühlen wie Eifersucht, Wut oder Angst geplagt werden, warum unser Selbstwertgefühl dabei meist ein Schatten seiner selbst ist und wie wir das ändern können. Sie bekommen hoch wirksame Techniken und Übungen an die Hand, mit denen Sie nicht nur mehr Bewusstsein und Klarheit schaffen können, sondern direkt Ihr Unterbewusstsein ansteuern und mit nur ein klein wenig Übung sehr schnell etwas bewirken können.

In jedem Kapitel finden Sie Aufgaben, Gedankenanregungen, Checklisten oder Fragebögen, die Sie dabei unterstützen, auf Entdeckungsreise in Ihr inneres Selbst zu gehen und auf eine tiefere Ebene vorzudringen. Sehen Sie sie als Einladung mitzumachen und nutzen Sie sie zu Ihrem ganz persönlichen Erfolgs-Coaching. Ich empfehle Ihnen von ganzem Herzen, diese Übungen tatsächlich durchzuführen, also die Fragen dort zu beantworten, die geistigen Anregungen zu durchdenken und sich Notizen – vielleicht in einem schönen, extra dafür gekauften Notizbuch oder einer Datei auf Ihrem Laptop oder Tablet – zu machen.

Denn je mehr Sie die Aufgabenstellungen dieses Buches mit Ihrem eigenen Empfinden und Erleben, Ihren eigenen Erfahrungen und Bildern verknüpfen, umso mehr erreichen Sie Ihr Unterbewusstsein. Und das brauchen Sie für die gewünschte Veränderungsarbeit unbedingt: Nur Lesen allein reicht nicht, denn Worte kommen nur in unserem Verstand an. Sie haben also die Wahl, ob Sie sich nur ein bisschen informieren möchten oder ob Sie schon ab der ersten Seite beginnen wollen, Ihr Leben zu verändern.

Der besseren Lesbarkeit halber finden Sie oft die Formulierung „der Partner” oder „Ihr Lieblingsmensch”. Damit sind selbstverständlich alle Menschen unabhängig ihrer Geschlechtszugehörigkeit oder sexuellen Orientierung gemeint.

In diesem Sinne: Packen Sie es an!

Ihre

Jutta D. Blume

EIFERSUCHT – EINE UNERWÜNSCHTE EMOTION

Niemand gibt sie gern zu, die Eifersucht. Nicht mal vor sich selbst. „Eifersüchtig? Nein, was für ein Unsinn, ich doch nicht! Höchstens ein ganz kleines bisschen. Eigentlich ärgere ich mich ja nur über den anderen, weil … Und das ist ja wohl völlig normal, so wie die Sachlage steht. Wenn hier einer nicht normal ist, dann mein Partner. Das würde jeder vernünftige Mensch sofort erkennen. So geht’s ja nun wirklich nicht …” – oder doch? Sehen wir uns einmal an, worum es bei der Eifersucht wirklich geht.

Eifersucht als Chance

Wir wollen sie weder haben noch wahrhaben, die Eifersucht, sie ist uns irgendwie peinlich. Sie fühlt sich an wie eine Schwäche, und wer will schon gern eine Schwäche zugeben? Viel lieber wollen wir cool und selbstbewusst wirken. So emotional zu sein und sich phasenweise kaum noch unter Kontrolle zu haben, ist uns unangenehm und kommt auch bei anderen möglicherweise nicht besonders reif und erwachsen rüber.

Die Eifersucht passt uns nicht wirklich ins Konzept – dabei ist sie auch nur eine Emotion aus der Palette der menschlichen Gefühle. Jeder kennt diese Emotion oder lernt sie im Laufe seines Lebens einmal kennen. Und doch schämen wir uns dafür. Haben wir sie oder hat sie nicht vielmehr uns? Es macht jedenfalls keinen Spaß, wenn sie auftaucht. Es ist scheußlich, und wir wollen sie so schnell wie möglich wieder loswerden.

Aber sie ist auch eine Chance, sich selbst mehr kennen- und hoffentlich auch lieben zu lernen. Eine Möglichkeit, uns mit uns selbst auseinanderzusetzen und über uns hinauszuwachsen, stärker denn je zu werden. Eine große Chance auf Heilung unseres inneren Kindes. Die Eifersucht ist eine Gelegenheit, sich selbst ganz innen drin „besser aufzustellen”, wenn man weiß, wie man damit umgeht und was dahintersteckt. Allerdings auch eine höchst unangenehme Chance, das gebe ich zu.

Bis zu einem gewissen Grad ist es ganz normal (im Sinne von weitverbreitet), dass es ab und zu mal ein bisschen „ziept” und das Gefühl dann auch wieder abebbt. Der ganz normale Wahnsinn sozusagen. Immerhin zeigt es uns, dass uns der Partner wichtig ist und wir uns wünschen, für ihn etwas Besonderes zu sein. Und: So ein kleiner Eifersuchts-Zieper kann auch ein ganz erfrischendes Kompliment an den Partner sein.

Es hat also auf der einen Seite etwas mit Liebe zu tun, auf der anderen mit einer Form von Angst. Zum Beispiel, dass wir Angst haben, den Partner oder seine Aufmerksamkeit zu verlieren. Wir wünschen uns, dass er uns bleibt und wir ihm genauso wichtig sind wie umgekehrt. Unsere Eifersucht zeigt, dass wir ihn attraktiv finden und uns vorstellen können, dass ihn auch andere Menschen für attraktiv halten. Im Grunde ist es sogar ein Kompliment an unseren Lieblingsmenschen und kann für die Beziehung ganz erfrischend sein. So empfindet der Partner unseren Hauch von Eifersucht vielleicht auch: als charmant und liebenswert, wie eine kleine Liebeserklärung. Die Eifersucht kann uns auch als heimliche, interne Mahnung dienen, uns wieder mehr um unseren Partner zu bemühen. So gesehen ist die Eifersucht eigentlich ein ganz konstruktives Gefühl.

Wenn wir uns jedoch in Emotionen und innere Szenarien bis hin zu Wutanfällen, Rachegedanken oder völliger Verzweiflung hineinsteigern und diese in unschönen Szenen mehr oder weniger unkontrolliert ausagieren, dann gefährden wir dadurch nicht nur unsere innere Balance, sondern langfristig auch unsere Beziehung und sollten uns schnellstmöglich Hilfe holen. Im Klartext: Wenn die belastenden Emotionen sehr häufig und intensiv auftreten, ist die Eifersucht ein Zeichen dafür, dass etwas geändert werden muss: entweder im Außen (z. B., wenn der Partner tatsächlich fremdgeht), oder (wenn er das nicht tut) in unserem Innenleben. Um dieses Innenleben geht es hier: darum, sich selbst besser kennenzulernen, sich annehmen zu können mit allen manchmal seltsamen Gefühlen, sich weiterzuentwickeln, um die übertriebene Eifersucht, unter der wir und unsere Partnerschaft extrem leiden, zu überwinden.

Es geht in diesem Buch also nicht um die Situation, wenn der Partner mit einem BH im Koffer von der Geschäftsreise zurückkommt, am Kragen Lippenstift hat und nach Parfum riecht, wenn die Sachlage also klar ist, sondern um dieses unbestimmte Gefühl, begründet oder nicht.

Was ist eigentlich Eifersucht?

Jeder Mensch hat seine eigene Definition davon, jeder spürt sie etwas anders. Eigentlich ist Eifersucht keine einheitliche Emotion, sondern eine Art Cocktail, in den jeder seine speziellen Zutaten in unterschiedlicher Dosierung hineinmixt.

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AUFGABE

Was bedeutet Eifersucht für Sie? Welche Gefühle spielen bei Ihnen mit hinein? Notieren Sie, was Ihnen dazu einfällt.

Wie können wir die Eifersucht beschreiben? Sie ist mit der Angst verwandt. Einer Angst, die sich mehr in Richtung Verzweiflung und Schmerz oder mehr in Richtung Wut bewegen kann, so dass jeweils überwiegend diese anderen Gefühle spürbar sind. So gesehen ist die Eifersucht eigentlich weniger ein Liebesbeweis als vielmehr ein „Angst-Beweis”, denn Liebe ist ein schönes Gefühl, während Eifersucht das ganz klar nicht ist.

Die Schwerpunkte sind bei jedem Menschen unterschiedlich. Mal steht die Verlustangst im Vordergrund, und das, obwohl wir genau wissen, dass wir den Partner nicht verlieren können, da wir ihn in Wahrheit auch nicht besitzen können. Ja, wir „haben” einander, aber ohne ein Besitz voneinander zu sein. Eine Partnerschaft ist ein Pakt, der auf einer freiwilligen Entscheidung beruht. Unsere Eifersucht basiert genau genommen auf einer Illusion, nämlich der, den Partner festhalten zu können, ja zu müssen, um seine Liebe nicht zu verlieren. Dabei geschieht leider im „Eifer unserer Sucht” genau das Gegenteil, denn eifersüchtiges Verhalten wirkt in den allermeisten Fällen abstoßend.

Mal steht auch eher die Angst vor dem Vergleich mit anderen im Fokus, bei dem wir schlechter abschneiden könnten, ja uns fast schon sicher sind, dass wir gegen den vermeintlichen oder tatsächlichen Konkurrenten förmlich abschmieren. Das macht es ja gerade so schrecklich, auch beschämend, und den vermeintlichen Konkurrenten so ungemein unsympathisch.

Wir vergleichen uns selbst mit jemand anderem und haben das Gefühl, dabei schlecht wegzukommen: Jemand ist vielleicht attraktiver, erfolgreicher, schöner, jünger oder was auch immer. Es fühlt sich ungerecht an, und wir sind das vermeintliche Opfer. Oder wir vergleichen das Verhalten unseres Lieblingsmenschen, das er uns gegenüber an den Tag legt, mit dem, das er jemand anderem gegenüber zeigt, und fühlen uns dabei schlecht behandelt: unverstanden, vernachlässigt oder sogar gedemütigt.

Auch unsere Angst, verletzt zu werden, spielt eine große Rolle. Wer schon öfter von diesem schrecklichen Zustand der Eifersucht gequält wurde oder schmerzhafte Erfahrungen in Beziehungen gemacht hat, weiß genau, was er nicht mehr will, und reagiert schon im Vorfeld äußerst sensibel. Manchmal hören wir dann vor lauter „Vor-Sicht” geradezu das Gras wachsen. Das ist eigentlich nicht nur verständlich, sondern auch logisch. Denn unser Verstand merkt sich Verletzungen jeglicher Art, um uns in Zukunft vor ähnlichen Erfahrungen zu warnen – ein Zeichen von intelligentem Verhalten übrigens. Dummerweise kann unser Verstand nicht unterscheiden, wann es wirklich kritisch ist und wann nicht, so dass es hier oftmals zu einem Fehlalarm kommt. Bei übertriebener oder krankhafter Eifersucht jagt ein Fehlalarm den nächsten. Das ist mit der Überreaktion unseres Immunsystems zu vergleichen, wie sie bei einer Allergie der Fall ist.

Oftmals geht es auch um die Angst, den Sonderstatus zu verlieren oder vom Partner nicht, nicht mehr oder nicht genug beachtet oder geliebt zu werden, jemand anderem gegenüber zurückstehen zu müssen, auf einmal nur noch „zweite Wahl” zu sein. Eine andere Facette ist die, dass jemand von unserem Partner etwas bekommt (Aufmerksamkeit, Anerkennung, ein warmes Lächeln, Zeit, Zuneigung), das unserer Ansicht nach nicht dieser Person in dieser Form, sondern ausschließlich uns zusteht, denn „das ist (gefühlt) unseres!” Und dem Partner gegenüber kann sehr schnell eine große Wut aufkommen, wenn er etwas verschenkt, das nicht ihm, sondern in Wahrheit vermeintlich uns zusteht. So jedenfalls kann es sich anfühlen.

Eigentlich ist es schon erstaunlich, oder? Wir denken, wir würden für den anderen sterben, aber wir halten es keine fünf Minuten aus, wenn er mit jemand anderem offenbar gerade eine gute Zeit verbringt. Unter Liebe verstehen wir im Zustand der Eifersucht eine Art „Monopol”, ein Recht, vielleicht sogar einen Besitzanspruch auf den Partner: auf ein bestimmtes Verhalten und auf bestimmte Gefühle. Liebe wird dann zu einer Forderung von uns an unseren Lieblingsmenschen, oft verbunden mit einer großen Empörung.

Der Fokus liegt bei der Eifersucht darauf, das einzufordern, was uns vermeintlich zusteht, und nicht darauf, dem anderen das zu schenken, was er gerade braucht, z. B. unser Vertrauen, ein Gefühl von Zusammengehörigkeit oder Toleranz.

Unsere Angst vor dem Morgen verdirbt uns das Heute, und das oft so gründlich, dass es dadurch zu Stress und Trennung kommt, obwohl wir gerade das doch vermeiden wollen. Wir haben vielleicht auch Angst, vor der Familie und vor Außenstehenden blöd dazustehen, und glauben, andere würden über uns lachen.

Spätestens an dieser Stelle merken wir, dass es sich bei der Eifersucht – auch wenn sie noch so verbreitet und damit „normal” ist – nicht unbedingt um das vernünftigste unserer Gefühle handelt. Denn natürlich wissen wir, dass wir niemandem vorschreiben können, wem er ein Lächeln oder einen Teil seiner Zeit, Zuneigung und Aufmerksamkeit schenkt. Doch dieser heftige, innere Aufruhr spricht eine andere Sprache und hat eine erstaunliche Tendenz, sich spontanen Ausdruck zu verleihen, oft noch bevor wir eine Chance haben, in Ruhe darüber nachzudenken und uns vernünftig zu verhalten.

Ist meine Eifersucht noch normal?

Wann ist nun Eifersucht begründet und damit „normal”, quasi gesellschaftsfähig, und wann unbegründet und damit „unnormal”? Darüber kann man sich streiten – und das tun wir ja auch oft genug, nicht wahr? Hierfür gibt es tatsächlich keine einheitliche Definition, denn das kommt stark darauf an, was für das jeweilige Paar in Ordnung ist.

Für die meisten gilt allerdings, dass sie beim Partner auf einen beobachteten oder unstrittigen Austausch von körperlichen Zärtlichkeiten jedweder Intensität mit mehr oder weniger großer Eifersucht reagieren. Was jedoch die Aufmerksamkeit, die Zuneigung, die ein oder andere kurze freundliche Berührung, eine freundschaftliche Umarmung, ein Küsschen oder die miteinander verbrachte Zeit, die Intensität von Gesprächen, das Teilen von intimeren Inhalten usw. angeht, so ist dies bereits eine individuelle Grauzone, über die keine eindeutige Einigkeit herrscht. Eifersucht ist jedenfalls immer eine schmerzhafte Verstimmung, entweder ein bisschen oder richtig massiv.

Um noch einmal darauf zurückzukommen: Es ist fraglich, ob es überhaupt so etwas wie eine „normale” und „unnormale” Eifersucht gibt. Gibt es normale oder krankhafte Magenschmerzen? So gesehen muss die Antwort eher lauten: Es gibt noch tolerierbare Magenschmerzen, und es gibt welche, die unerträglich sind – und dies ist hochgradig individuell. Eifersucht ist auf jeden Fall, unabhängig von der Intensität, immer ein Signal dafür, dass wir gerade in einer negativen Gedankenspirale feststecken und darunter leiden.

Von unbegründeter Eifersucht spricht man in der Regel, wenn es sich um eine übertriebene, zerstörerische Emotionalität handelt, die aufgrund von bestimmten Details wie eine Welle über uns hereinbricht und in eine unbezähmbare Wut oder zu einem unkontrollierbaren Zusammenbruch führt.

Wer die Frage nach der Normalität stellt, möchte meist hören, dass er völlig normal ist, denn „unnormal” zu sein, also nicht mehr zu der Gruppe der „meisten Menschen” zu gehören, macht uns Angst. Dann wären wir alleine, Außenseiter. Unnormal zu sein ist eine Art der Abwertung. Es klingt, als würden wir spinnen – und wer will das schon?

Eins ist sicher klar: Am liebsten wäre es uns natürlich, wenn wir überhaupt keinen Anlass zu Eifersucht hätten – weder begründet noch unbegründet. Und wenn sie gerade in uns tobt, sind wir sowieso absolut sicher, dass unsere Reaktion begründet und damit völlig normal ist, ja dass jeder Mensch auf der Welt in unserer Situation nun genauso empfinden würde.

Vielleicht haben wir den Drang, einer Freundin oder einem Freund unsere Version des Geschehens zu erzählen, und finden dort meist auch Verständnis. Das tut uns gut, denn Verständnis tut immer irgendwie gut. Weil wir uns „normal” fühlen können und nicht allein sind mit unserem Elend. Aber es ändert unseren scheußlichen Zustand nicht wirklich. Manche aus unserem Umfeld bekräftigen möglicherweise noch unser Verhalten, weil sie ja meist nur unsere Perspektive kennen, und dann werden wir nur noch rasender, was weder uns noch unserer Partnerschaft dienlich ist.

Wie Veränderung gelingen kann

Wir sind Gewohnheitstiere. Unser Unterbewusstsein spielt dabei eine nicht unmaßgebliche Rolle. Zeit unseres Lebens hat es nur eines im Sinn: unser Überleben zu gewährleisten. Es merkt sich jede Gefahr und jede unserer Verhaltensweisen. Wenn diese zum Überleben beigetragen hat, speichert unser Unterbewusstsein das als Erfolgsreaktion ab und spult sie bei ähnlichen Situationen einfach vollautomatisch wieder ab.

Vor allem, wenn wir in großer Aufregung sind, denkt das Unterbewusstsein, dass unser Überleben offenbar gerade gefährdet ist, und erlaubt daher keine höheren kreativen Denkvorgänge und Experimente. Schließlich könnte das zu lange dauern und ins Auge gehen. So läuft alles, wenn wir aufgeregt sind, immer extrem schnell und gewissermaßen wie von selbst ab. So schnell, dass wir den Eindruck gewinnen können, dass wir überhaupt keinen Einfluss auf den Ablauf haben.

Das Unterbewusstsein umprogrammieren

Doch das stimmt zum Glück nicht. Wir können solche Programme durchaus ändern. Wir müssen dazu die unangemessene Reaktion gezielt verlernen und eine neue Reaktion entwickeln und einüben, bis sie wieder Routine wird und unser Unterbewusstsein sie als ebenfalls dem Überleben dienlich akzeptiert. Dies dauert eine gewisse Zeit, doch dann hat unser Unterbewusstsein sie genauso gespeichert wie vorher die alte Reaktionsweise. Dies ist also unser Plan: eine Art von Umprogrammierung. Wie können wir diesen Prozess umsetzen?

Schritt 1: Sich selbst gegenüber verständnisvoll sein

Der erste Schritt für das schnelle Verlernen von unerwünschtem Verhalten und unangenehmen Emotionen ist es, dass wir versuchen, unseren internen, automatischen Abläufen gegenüber zunächst einmal eine möglichst wertfreie Haltung einzunehmen. Wir wollen sozusagen den Fuß in die Tür zum Unterbewusstsein bekommen, und das geht einfach viel besser, wenn wir dabei einigermaßen entspannt sind und uns keine Vorwürfe machen.

Es ist überhaupt nicht förderlich, wenn wir uns für unser unerwünschtes Verhalten verurteilen oder gar in die Pfanne hauen, denn dies erhöht den inneren Druck, und dieser wiederum hindert unser Gehirn daran, kreativ zu denken – und das führt erfahrungsgemäß zu noch mehr unerwünschtem Verhalten. All die unbeliebten Gefühle wie Angst, Wut, Eifersucht, Panik, Verzweiflung hängen mit einem erhöhten inneren Druck und Stresspegel zusammen. Wir können nicht entspannt und gleichzeitig panisch sein, das schließt sich gegenseitig aus. Mit anderen Worten: Je gestresster wir sind, umso wahrscheinlicher stellt sich ein unangenehmes Gefühl ein.

So ist es logisch, dass wir, wenn wir mehr von den angenehmen Gefühlen erzeugen wollen, auch weniger inneren Druck in Form von kontraproduktiven Vorwürfen aufbauen sollten. Akzeptieren Sie sich einfach zu Beginn des Prozesses mitsamt Ihrer Eifersucht und machen Sie sich bewusst, dass Sie sie umso besser lenken können, je weniger Sie sich selbst dafür verurteilen.

Um Ihnen diese Sichtweise zu erleichtern, sehen Sie es mal so: Jeder von uns hat seine wunden Punkte und seltsamen Eigenheiten, man könnte sie liebevoll „Macken” nennen. Es gibt niemanden auf der Welt, der sie nicht hat. Jeder spinnt hier und da auf seine Weise, und das ist in Ordnung so. Es steht uns also „dienstgradmäßig” von Geburt an zu, ebenfalls Ecken und Kanten zu haben. Wo ist das Problem dabei? Es stellt uns vor die eine oder andere Herausforderung, aber wir haben dadurch die Chance, daran zu wachsen und uns zu entwickeln. Leben heißt Entwicklung, die ganze Evolution ist darauf aufgebaut. Wir sind also mitsamt unserer Macken voll im Plan des großen Spiels!

Kampf kostet Kraft. Je liebevoller und verständnisvoller wir also mit uns selbst umgehen können, umso mehr Energie haben wir für Veränderungsprozesse. Wir üben also zuallererst, mit uns selbst in Frieden zu kommen, egal wie – scheinbar – blöd wir uns gerade aufführen.

Die Chance der Eifersucht für uns selbst liegt tatsächlich darin, uns selbst besser kennenzulernen, uns von der Negativität zu befreien und uns ein besserer innerer Freund zu werden – das bringt uns auf Dauer viel mehr als das ewige Hadern.

Schritt 2: Die inneren Abläufe neugierig beobachten

Der zweite Schritt ist, dass wir unseren inneren Prozess wirklich immer wieder neugierig und bewusst beobachten, um ihn zu verstehen und sozusagen der Spezialist für unseren eigenen, ganz normalen Wahnsinn werden. Wenn wir uns nicht mehr darüber ärgern, ist dies ein außerordentlich spannender Teil des Veränderungsprozesses. Nach dem Motto: Wie kommt es eigentlich dazu, dass ich bei dieser Situation völlig ausflippe? Beobachten Sie den ablaufenden Prozess wie einen höchst unterhaltsamen, spannenden Film.

Zunächst wird uns diese Frage immer erst im Nachhinein in den Sinn kommen, aber wir können rückwirkend daraus wertvolle Schlüsse ziehen, die uns weiterhelfen. Später können wir diese Beobachtung bereits während der fast automatisch ablaufenden Dynamik tun. Und noch einen Schritt später können wir dann eingreifen und die Automatik stoppen.

Das alles geht langsam und Schritt für Schritt. Jede Phase braucht die vorherige, also bringen Sie ein bisschen Mitgefühl für sich selbst, eine Portion Neugier sowie Geduld und Bereitschaft zum Üben mit. Autofahren haben Sie auch nicht an einem Tag gelernt, und ohne Übung geht es auch da nicht.

Schritt 3: Das Ziel im Auge behalten

Der dritte Schritt ist, dass Sie genau wissen, was Sie wollen, und sich auf das gewünschte Ziel konzentrieren und täglich damit befassen. Man hat herausgefunden, dass es für das Unterbewusstsein nicht reicht, zu wissen, was man nicht oder nicht mehr will. Viel effektiver erreichen wir unsere Ziele, wenn wir wissen, was genau wir stattdessen möchten.

Und nicht nur das, wir müssen uns auch regelmäßig damit befassen, es uns ausmalen, daran denken, uns vorstellen, wie es sich anfühlt, wenn wir es erreicht haben, und es mit unserer Freude und unseren positiven Emotionen aufladen. Unser Ziel muss den weitaus größeren Raum einnehmen als die Gedanken an das, was uns innere Qual bereitet, und an das, wir nicht mehr wollen. Denn durch diese mental-emotionale Vorstellungskraft wird unser Unterbewusstsein langsam, aber sicher umgepolt.

Man kann es folgendermaßen auf den Punkt bringen: Konzentrieren wir uns langfristig auf Probleme, Gefahren, unsere Schwächen oder unsere Eifersucht, werden diese „genährt” und erscheinen uns damit immer schwerwiegender und unabwendbarer. Konzentrieren wir uns aber auf unsere Stärken, unser Vertrauen in uns und unseren Partner, so werden diese Seiten genährt und damit immer stärker. Was wollen wir wieder vermehrt in unser Leben holen? Vertrauen, Selbstbewusstsein, Glauben, Lebensfreude, Liebe … Wir kämpfen also nicht gegen die Dunkelheit, sondern wir zünden ein Licht an.

In den nächsten Kapiteln geht es darum, sich selbst möglichst schnell selbständig aus dem Schlamassel zu ziehen, sobald die Eifersuchtsfalle zuschnappen will. Wir schauen uns gemeinsam an, was Sie tun können, um sich möglichst umgehend aus ihrem Würgegriff zu befreien und mit ein bisschen Übung auch gar nicht erst wieder hineinzugeraten. Denn: Mit Eifersucht vertreiben Sie den anderen, während Ihre Liebe ihn hält.

Was Eifersucht bezweckt

Stellen Sie sich einmal vor, die Eifersucht wäre eine Person in Ihrem Haushalt und Sie hätten die Macht, diese Person ein für alle Mal vor die Tür zu setzen, jetzt gleich. Bisher hat diese Person immer gut aufgepasst, ob in der Partnerschaft alles mit rechten Dingen zugeht. Sie hat gemeldet, wenn etwas verdächtig war, und kontrolliert, wenn etwas unglaubwürdig erschien. Sie hat den Partner zur Rede gestellt und herausgefunden, wie er unter Druck reagiert. Sie hat schlau kombiniert und recherchiert. Sie hat ihm notfalls Grenzen gesetzt, indem sie ihn auf eindeutige Weise darüber informiert hat, was Ihnen gefällt und was nicht. Sie hat auch Alarm geschlagen, wenn sich ein möglicherweise gefährlich werdender Mensch an Ihren Partner herangemacht hat, oder wenn Ihr Partner ein bisschen zu lange zu jemandem hingesehen hat. Diese Person hatte also einiges zu tun und das für Sie auch mit Bravour erledigt. Würden Sie sie vor die Tür setzen, wenn Sie könnten? Jetzt mal ganz ehrlich!

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AUFGABE

Wenn es einen Knopf gäbe, mit dessen Hilfe Sie Ihre Eifersucht jetzt sofort ausknipsen könnten, würden Sie ihn drücken? Überlegen Sie gut, lassen Sie sich einen Moment Zeit und spüren Sie genau hin.

Ich weiß nicht, wie Sie sich entschieden haben, aber die meisten sagen im allerersten, spontanen Moment: „Ja, unbedingt!” Und im nächsten Moment: „Naja, hm, ich weiß nicht … wäre es wirklich so gut, so ganz ohne Eifersucht?”

Was wir bei dieser Frage spüren können, ist, dass uns die Eifersucht das Gefühl gibt, wir wären wachsam, auf der Hut, auf das Schlimmste gefasst und könnten aufgrund dieser Gefahrenwarnung rechtzeitig eingreifen, um noch Schlimmeres zu verhindern. Eine Art Kontrollorgan also. Das fühlt sich durchaus nach einer wichtigen Funktion an, nicht wahr? Fiele sie weg, wer weiß, was alles passieren würde, ohne dass wir es merken?

Jedes Gefühl in uns hat eine Aufgabe, die für sich durchaus ihre Berechtigung hat und wichtig ist. Unser Unterbewusstsein meint es durchaus gut mit uns, wenn es dieses Gefühl produziert, selbst wenn es bedeutet, einmal in die Hölle und zurück zu reisen. Die Eifersucht gehört zu den uralten Emotionen, die mit unserem Instinkt zusammenhängen, wie etwa auch die Aggression und die Todesangst. Eifersucht war schon den frühesten Menschen in der Steinzeit bekannt. Damals waren die Menschen auf Gedeih und Verderb aufeinander angewiesen und die Eifersucht damit ein überlebensnotwendiges Warnsignal. Eine Theorie dazu lautet: Die Männer wachten über die sexuelle Treue der Frauen, denn nur so konnten sie einigermaßen sicher sein, dass der Nachwuchs, in den sie ihre Energie investierten, auch ihr eigener war. Und die Frauen wiederum hatten ein Interesse daran, dass sich ihr Partner nicht mit einer anderen vergnügte und sie mit den gemeinsamen Kindern sitzen lassen würde.

Unser Leben hat sich aber seit der Steinzeit erheblich verändert. So können wir heutzutage sehr gut ohne einen Partner überleben. Säbelzahntiger sind ausgestorben, und Beutestücke gibt’s in jedem Supermarkt. Wenn das Feuer ausgeht, schalten wir die Heizung an. Aber obwohl wir einander heutzutage nicht mehr zum nackten Überleben brauchen, scheint ein Teil in uns daher immer noch so zu reagieren, als ginge es um Leben und Tod.

Wir müssen nicht zurück bis in die Steinzeit schauen, es reicht bereits ein Blick in unsere Kindertage, um Eifersucht zu finden. Bereits als kleine Kinder sind wir eifersüchtig, etwa auf das Geschwisterchen oder auf jemanden, der zu viel von der Aufmerksamkeit bekommt, die doch aus unserer Sicht uns allein zusteht. Mit Weinen und Schreien versuchen wir dann, die Zuneigung und Fürsorge unserer Bezugsperson wieder auf uns zu lenken. Für ein kleines Kind ist es tatsächlich lebensbedrohlich, wenn es die Eltern irgendwo vergessen. Die in solchen Momenten gefühlte Angst vor dem Verlassenwerden ist für ein Kind real und existenziell bedrohlich.

Und selbst wenn es damals vermeintlich „nur” um den Verlust der Liebe ging, weil wir vielleicht als Kind in den Augen von Papa oder Mama nicht gut genug waren oder wir schmerzhaft mit anderen verglichen wurden („Nimm dir mal ein Beispiel an …!”), ist auch das ein realer Grund für ein Kind, um verzweifelt und panisch zu werden. Das Gefühl, nicht wirklich gewollt zu sein, frühe Verlusterfahrungen oder auch Erlebnisse von Vertrauensmissbrauch, wenn z. B. Versprechen nicht eingehalten wurden oder niemand da war für uns, wenn wir jemand gebraucht haben, all dies sitzt uns gewissermaßen heute noch in den Knochen und kann wie ein tiefes Trauma in uns warten – bis die Eifersucht es plötzlich zum Vorschein kommen lässt. Unser Unterbewusstsein ist wie ein Elefant: Es vergisst nichts.

Wir sind auch als Erwachsene mehr denn je Vergleichen und Druck ausgesetzt, egal, ob es um Leistung, Attraktivität, Geld, Job-Positionen, Coolness oder Einfluss geht. Die sozialen Medien und die digitale Transformation haben ein neues Leben geschaffen. Alles erscheint uns greifbar nah, die Möglichkeiten sind enorm. Wir können in Bezug auf unser Konsumverhalten per Mausklick Angebote aus der ganzen Welt miteinander vergleichen und bestellen. Auf Partnerbörsen scheint es ähnlich zuzugehen.

Allein unser Umgang mit Handy, Laptop & Co., mit deren Hilfe wir heute mit einem deutlich größeren Personenkreis als früher in Verbindung stehen können, von der lebhaften Kommunikation über Twitter, Facebook, Instagram usw. ganz abgesehen: Die Technik hat auch unser Beziehungsleben verändert, ohne Frage. Wir fürchten uns stärker als früher, unterlegen zu sein und dass jemand „Besseres” kommen und uns unseren Lieblingsmenschen aus den Armen reißen könnte.

Viele Menschen sind sogar der Meinung, ein bisschen Eifersucht gehöre zu einer echten Partnerschaft, sie sei ein Zeichen für die Ernsthaftigkeit, mit der wir uns für diesen Menschen entschieden haben, und damit eine Art Kompliment an den Partner. Sie sehen Eifersucht als eine konstruktive emotionale Reaktion, damit wir den Partner nicht als Selbstverständlichkeit betrachten. Und im Umkehrschluss: Wenn wir überhaupt keine Eifersucht empfinden würden, hieße das dann nicht, dass der Partner uns egal ist? Eine gute Frage, nicht wahr?

Das gut gemeinte Motiv, das also hinter der Eifersucht steckt, ist auf jeden Fall eindeutig erkennbar, meist auch spürbar. Es einfach auszuknipsen, würde daher nicht funktionieren. Denn solange unser Unterbewusstsein für diesen Schutzmechanismus keinen mindestens genauso guten Ersatz hat, wird es die Eifersucht nicht freiwillig aufgeben. So viel wissen wir inzwischen aus der Psychologie. In den nächsten Kapiteln erhalten Sie daher einige viel bessere Methoden als die Eifersucht, um Ihre Liebe zu beschützen.

WIE EIFERSUCHT (NICHT) FUNKTIONIERT

Im vorangegangenen Kapitel haben wir uns mit den positiven Aspekten und Motiven der Eifersucht beschäftigt. Jetzt sehen wir uns an, was sie auf Dauer anrichtet. Denn letztlich geht es nicht um die möglicherweise positive Absicht eines Verhaltens, sondern um das tatsächliche Ergebnis, das wir damit erzielen. Dieses Kapitel soll Ihnen Kraft geben, eine Entscheidung zu treffen: gegen die Eifersucht und für die Liebe!

Wie äußert sich Eifersucht?

Das heftige Empfinden von Eifersucht kann mit fließendem Übergang vom leichten „Zieper” bis ins Krankhafte, ja Wahnhafte gehen und quält uns bis über das aushaltbare Limit hinaus. Als eifersüchtiger Mensch haben wir es in einer akuten Eifersuchtsattacke mit spontan auftretenden, heftigen Reaktionen auf allen Ebenen zu tun und sind daher oft schlichtweg einfach überfordert.

Gedankliche Reaktionen: Wenn wir merken, dass ein unverhältnismäßig großer Teil der eigenen Gedanken sich nur noch darum dreht, was unser Partner jetzt vielleicht gerade treibt, uns die schlimmsten Vorstellungen quälen und wir unsere Gedanken davon kaum noch lösen können, dann haben wir es mit einer faustdicken Eifersucht zu tun.

Emotionale Reaktionen: Wenn der Partner sich nicht so verhält, wie wir es bräuchten, um uns seiner sicher zu fühlen, entgleisen wir in Wutanfälle, Angstzustände, Depressionen, Verzweiflung und dauerhaftes Misstrauen. Wir glauben unserem Partner nichts mehr, egal was er sagt und wie sehr er seine Unschuld beteuert. Wir glauben, dass wir wissen, was in ihm vorgeht und was die Wahrheit ist.

Körperliche Reaktionen: Wenn wir dazu starke körperliche Symptome wie Anspannung, Herzrasen, Zittern, Schweißausbrüche, Unruhe, Übelkeit oder Schlafstörungen bekommen, dann ist es ernst und wird höchste Zeit, etwas zu unternehmen.

Verhaltensreaktionen: Kontrollanrufe beim Partner, nachspionieren, Dritte ausfragen oder auf den Partner ansetzen, „zufälliges” Auftauchen, Übergriffe in seine Privatsphäre (wie seine Post, E-Mails, SMS oder WhatsApps lesen, seine Kleidung, sein Auto oder die Brieftasche durchsuchen usw.) und ihn in einem angriffslustigen „Verhör” dingfest zu machen, gehören ins Verhaltensrepertoire bei Eifersucht ebenso wie Beschuldigungen, Unterstellungen, Szenen, Beschimpfungen, Trotzreaktionen, Racheakte und Vorwürfe.

Andere Verhaltensreaktionen können sein: Jammern, Klammern, Dro hen, Betteln, Liebes- und/oder Sexentzug, Schmollen, Rückzug, den Partner in irgendeiner Form bestrafen, eifersüchtig machen (also den Spieß umdrehen), nicht mehr mit ihm sprechen, ihn vor anderen schlecht machen, emotional erpressen und manipulieren (z. B. dass man sich etwas antut) oder ihm Schuldgefühle machen und viele Varianten mehr.

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Oft begleitet ein immer stärker werdendes Vermeidungsverhalten diese Symptome. So möchten wir nicht mehr alleine ausgehen, aus Angst, der Partner könnte dann das Gleiche für sich beanspruchen. Aber auch zusammen ausgehen ist nicht mehr erstrebenswert, denn unser Lieblingsmensch könnte ja irgendwo jemand Begehrenswerten sehen. Je mehr wir jedoch derlei Situationen meiden, umso stärker wird im Lauf der Zeit unsere Eifersucht.

Diese extreme Form der Eifersucht stellt nicht nur für den beschuldigten Partner und die gesamte Beziehung eine enorme Belastung dar, sondern vor allem für denjenigen, der sie in sich fühlt und keinen Ausweg findet.

Eifersucht und ihre Folgen

Eifersucht hat einen Zweck, das wissen wir inzwischen – sie will bewahren, was wir haben, damit hat sie ihr Gutes. Dennoch basiert sie auf etwas Negativem, nämlich einer vorgestellten Gefahr. Aber wenn wir uns die Eifersucht einmal in ihren Extremen ansehen, wird deutlich, um was es sich eigentlich handelt und was sie alles anrichten kann. Je intensiver die Eifersucht, umso kritischer wird es. Laut Statistik der Kriminalpolizei geschehen über die Hälfte der Morde aus Eifersucht, dazu kommen Gewaltdelikte, die „nur” mit Körperverletzung enden.

Wenn man diese Resultate liest, klingt das nicht mehr wirklich nach Liebe, nicht wahr? Je größer die Eifersucht, umso kleiner scheint die Flamme der Liebe noch ein balancierendes Gegengewicht geben zu können. Liebe bedeutet im Grunde ein umfassendes Wohlwollen, Freiheit, die Freude am Glück und der Entfaltung des Partners. Eifersucht hingegen ist ein Zeichen von Misstrauen gegenüber dem anderen und seiner Liebe, es ist ein rabiates Einfordern von etwas, das nur im Rahmen der Freiwilligkeit entstehen und lebendig bleiben kann. Der Eifersüchtige denkt in dem Moment nur an sich selbst, hält sein Verhalten für rechtens und normal und das seines Lieblingsmenschen für rücksichtlos und unverschämt. Der andere hat aus seiner Sicht also die Schuld.

Somit ist die Eifersucht in Reinform tatsächlich eine destruktive, zerstörerische Emotion, der wir möglichst schon im Entstehen Einhalt gebieten sollten. Man kann sie, wenn sie dezent ist, noch ganz charmant finden, aber in ausgewachsener Form ist sie geradezu gefährlich und mit dem Hilfeschrei eines Ertrinkenden zu vergleichen, der in seiner Panik jeden, der sich nähert, mit in die Tiefe reißt.

Im folgenden Abschnitt geht es um die Folgen, die unsere Eifersucht mit den dazugehörenden Attacken auf unseren Partner hat. Es geht um die psychologische Sicht der anderen Seite. Es liest sich nicht schön, und doch ist es wahr und wirklich erschreckend, welche Auswirkungen eifersüchtiges Verhalten auf unseren Partner und die Beziehung hat. Wenn wir uns diese negativen Konsequenzen bewusst machen, erhöht das unsere Motivation und Veränderungsbereitschaft. Mit einem Rückenwind dieser Art fällt es leichter, den Veränderungsprozess durchzuziehen, auch wenn es schwerfällt.

Wie Eifersucht die Partnerschaft zerstört

Gleich zu Anfang etwas Statistik: Eine Trennung bzw. Scheidung aufgrund von Eifersucht und Kontrollzwang gehört laut einer Umfrage des Dating-Portals Elite Partner zu den Top 10 der Trennungsgründe. Die Befragten gaben an, sich getrennt zu haben, weil die Partnerschaft durch Misstrauen, Eifersucht und Kontrollzwang so belastet war, dass ein Bleiben keine Option mehr darstellte. Im Vergleich dazu kommt es deutlich seltener vor, dass Trennungen aufgrund von Fremdgehen stattfinden.

Die Geborgenheit kommt abhanden

Jeder Mensch hat den Wunsch, ja ein Grundrecht darauf, sich wohlzufühlen. Dadurch, dass wir beruflich heute mehr denn je gefordert werden und alles immer schneller und stressiger wird, ist das Bedürfnis nach einem harmonischen Zuhause, in dem wir uns erholen und neue Kraft tanken können, deutlich gestiegen. Wir brauchen dringend einen ruhigen Gegenpol zu unserem hektischen, kräftezehrenden Alltagsleben, um langfristig gesund, leistungsfähig und vor allem glücklich zu bleiben. Dafür ist normalerweise unsere Partnerschaft gedacht.

Wenn aufgrund von extremer Eifersucht die Partnerschaft jedoch mehr und mehr zum Minen- und Schlachtfeld wird, können Menschen damit nur einen gewissen Zeitraum umgehen. Wenn die Liebe sehr groß ist, ist der Puffer auch stark genug, um die Dramen eine ganze Weile abzufedern und zu relativieren, aber nicht ewig. Führen Gespräche und Versprechen nicht zur Harmonie, fühlt sich der Partner irgendwann hilflos.

Irgendwann beginnt er, der Partnerschaft mehr und mehr zu entfliehen, und bevorzugt dann andere Orte und Freizeitbeschäftigungen, die seinem Wunsch nach Ausgleich und Erholung eher entsprechen. Wenn sich die belastende Situation innerhalb der Partnerschaft jedoch dauerhaft nicht löst, ist die Gefahr sehr groß, dass er sich früher oder später dafür entscheidet zu gehen, weil ihm diese Konstellation zu anstrengend ist.

Nur wir kennen unseren Partner und seine berufliche und gesundheitliche Situation so gut, dass wir einschätzen können, wie viel Kapazität er für die Problematik in der Beziehung frei hat. Ganz abgesehen davon, dass es uns selbst richtiggehend krank macht – auch dem Partner geht diese Situation massiv an die Substanz.

Die Kommunikation wird vergiftet

Grundlose Eifersucht unterminiert massiv die Vertrauensbasis einer jeden Partnerschaft. So ist nachgewiesen, dass sie nicht nur das gegenseitige Gefühl, sondern auch die gemeinsame Kommunikation vergiftet, mit dem Effekt, dass sich der beschuldigte Partner kaum noch traut, einfach drauflos zu sprechen und irgendetwas zu erzählen. Stattdessen überlegt er sich jedes Wort und lässt Dinge weg, die wiederum zu Eifersuchtsanfällen Anlass geben könnten. Vielleicht berichtet er sogar sicherheitshalber kleine Unwahrheiten, um den Partner und sich zu schonen. Sobald etwas davon auffliegt, wird das Misstrauen des eifersüchtigen Partners natürlich bestärkt, und es entstehen erst recht Streitereien. Er hat auf diese Weise bald immer mehr weniger Lust auf Austausch. Wenn in der Beziehung jedoch nicht mehr über wesentliche Erlebnisse und Gedanken gesprochen werden kann, verlieren wir mehr und mehr die Innigkeit und gefühlte Verbindung zueinander.

Die Kommunikation vonseiten des eifersüchtigen Partners wird darüber hinaus im Laufe der Zeit erfahrungsgemäß immer aggressiver, einschränkender, fordernder und verletzender. So gibt es lautstarke Auseinandersetzungen und unschöne Szenen. Dementsprechend wird die Kommunikation immer weniger konstruktiv, wertschätzend und nährend für den Partner. Doch jeder Mensch braucht Wertschätzung und das Gefühl, vom Partner als positiv wahrgenommen zu werden. Der beschuldigte Partner gerät mehr und mehr unter Stress in der Beziehung und zieht sich folglich aus Selbstschutz immer mehr zurück. Das wollen wir natürlich nicht, und je mehr sich unser Partner von uns zurückzieht, umso größer wird die Angst, ihn zu verlieren. So entsteht ein Teufelskreis, den wir möglichst schnell beenden sollten.

Aus ihrer Sicht bringen unter Verdacht stehende Partner viele kleinere und größere Opfer, um es dem anderen recht zu machen. Der beschuldigte Partner versucht, die Eifersuchtsanfälle zu vermeiden, und findet sich in Bemühungen wieder, zu Ärger Anlass gebendes Verhalten abzustellen. Die Situation wird auch für ihn angespannt und anstrengend. Die natürliche Offenheit schmilzt langsam zugunsten einer kontrollierten Haltung, ja nicht das Falsche zu tun oder zu sagen, dahin.

Oft gehen Partner von Eifersüchtigen auch so weit, den Kontakt zu „kritischen” Personen abzubrechen, sie gehen kaum noch aus und benehmen sich im Sozialverhalten mit anderen kühler, als es eigentlich ihrem Naturell entspräche. Oder der sie ignorieren Menschen, mit denen sie normalerweise freundlichen Kontakt gepflegt hätten, und stellen Aktivitäten ein, die ihnen eigentlich immer Freude bereitet haben, oder Ähnliches. Sie zahlen also oft einen hohen Preis, ohne dafür belohnt zu werden.

Loyalität und Treue schwinden

Wenn ein Partner sich monatelang Vorwürfe und Anschuldigungen anhören muss, an anderen potenziellen Partnern interessiert zu sein, senkt das signifikant die Bereitschaft zu Loyalität und Treue. Das aber ist genau das Gegenteil von dem, was wir erreichen wollen! Zum einen, weil der Partner denkt: „Wenn ich eh schon immer das Theater zuhause habe, dann kann ich es wenigstens auch mal machen.” Zum anderen, weil die innige Verbindung aufgrund andauernder Unterstellungen immer mehr bröckelt und tatsächlich irgendwann andere Menschen einen Reiz bekommen, mit Hinblick auf die Hoffnung, dass es mit dem oder der Neuen vielleicht möglich ist, einfach eine harmonische, schöne Zeit zu verbringen.

Das, worauf wir unseren Fokus legen, wird früher oder später immer mehr unsere Partnerschaft bestimmen. Wenn wir misstrauischen Gedanken viel Raum geben, erzeugen wir damit eine Stimmung, die auch vor unserem Partner nicht Halt macht. Auch sein Vertrauen in uns wird dadurch beschädigt und sein Zusammengehörigkeitsgefühl mit uns zerstört, denn es verletzt den beschuldigten Partner, wenn wir ihm negative Gedanken oder gar Handlungen unterstellen. Und erst recht, wenn wir seinen Aussagen keinen Glauben schenken.

Unser Lieblingsmensch möchte von uns auf positive Weise gesehen und geachtet werden. Das ist sogar notwendig, damit er sich in unserer Nähe wohl und sicher fühlt und sich öffnen, erholen und die Zweisamkeit genießen kann. Nehmen die Vorwürfe überhand, zerstören wir in ihm mehr und mehr das Gefühl, von uns geliebt und gewollt zu sein.

Innere Bilder verändern sich

Haben Sie schon einmal gemerkt, wie das innere Bild innerhalb von Sekunden von „Freund” auf „Feind” umspringen kann? Das sollte uns immer eine Warnung sein, dass wir uns gerade in einem Ausnahmezustand befinden.

Die Eifersucht erzeugt nicht nur bei uns ein negatives, inneres Bild von unserem Partner, dem wir in diesem Zustand bereit sind, nahezu alles zu unterstellen. Das Gleiche geschieht auch umgekehrt. Wenn unser Partner an uns (also den eifersüchtigen Partner) denkt, weicht nach und nach das ehemals liebevolle, vertraute Bild einem unangenehmen Inhalt, was immer gefährlicher für unsere Verbindung wird.

Wenn die negativen gemeinsamen Erlebnisse intensiver oder häufiger vorkommen als die schönen, innigen, liebevollen, dann überlagert schließlich das negative innere Bild von uns das ehemals positive. Je häufiger wir dem Partner Szenen und Vorwürfe machen, umso schwieriger wird es schließlich für ihn, auf liebevolle Weise an uns zu denken und ein positives Bild von uns zu haben. Genau das zerstört auf die Dauer seine Fähigkeit, uns weiter zu lieben.

Das Vertrauen wird strapaziert

Wenn Eifersucht mit Kontrollzwang und der Neigung, dem anderen Vorschriften zu machen, zusammenkommt, stellt das für den Partner eine enorme Einengung und Überschreitung seiner Grenzen dar. Wenn in den eigenen Sachen herumspioniert wird, hat das nichts mehr mit einem respektvollen Umgang auf Augenhöhe zu tun. Es führt unweigerlich zu Ärger, Distanz und Verschlossenheit. Der so behandelte Partner zieht sich zurück und schützt seine Privat sphäre vor unserem rabiaten Zugriff. Wir halten das für einen weiteren Beweis – ein Teufelskreis beginnt!

Wir wissen ja eigentlich, dass unser Verhalten nicht korrekt ist, nicht wahr? Deswegen sind wir ja auch aufgeregt, wenn wir im Leben unseres Partners herumspionieren, haben Angst, dabei erwischt zu werden, empfinden so etwas wie Schuld- und Schamgefühle. Aber auf der anderen Seite ist da in uns auch der grimmige Ehrgeiz eines Kriminalinspektors, der auf der Suche nach dem Täter kein Erbarmen zulässt und uns ermuntert, es dennoch zu tun.

Im Grunde unseres Herzens wissen wir jedoch ganz genau, dass unser Verhalten nicht in Ordnung ist, und deswegen biegen wir es uns ein bisschen zurecht, nach dem Motto: „Wenn der Partner nicht dies und jenes tun würde, wäre es auch nicht nötig, zu solchen Mitteln zu greifen.” Wie auch immer: Wir verletzen damit etwas sehr Zartes zwischen uns, nämlich das Vertrauen. Es stellt die Basis für jegliche Art von Beziehung dar und ist ein ebenso kostbares wie sensibles Geschenk des anderen an uns. Wir können uns die Voraussetzungen dafür durch unser wohlwollendes und zuverlässiges Verhalten erarbeiten, aber letzten Endes kann es uns nur geschenkt werden – niemals eingefordert.

Nun werden Sie einräumen, dass dies ja auch umgekehrt gilt, und damit haben Sie absolut recht. Hat Sie Ihr Lieblingsmensch betrogen und leiden Sie seitdem so unter Eifersucht? Dann lade ich Sie von ganzem Herzen ein, eine Entscheidung zu treffen: Möchten Sie weiterhin mit ihm zusammenbleiben oder nicht? Falls ja, ist es unumgänglich, dass Sie das verlorene Vertrauen gemeinsam wieder aufbauen. Denn anders kann es nie mehr richtig schön werden für Sie beide. In einem späteren Kapitel gehe ich noch genauer auf diese Situation ein.

Oder hat Sie Ihr Partner noch nicht betrogen, aber Sie befürchten es? Dann hat diese Angst mehr mit Ihnen zu tun als mit ihm. Und es ist tatsächlich notwendig, dass Sie sich bemühen, ihm mehr und mehr zu vertrauen und zu unterscheiden lernen, wann es sich um beobachtbare Tatsachen und wann lediglich um Vermutungen handelt. Denn: Ohne ein gewisses Maß an Vertrauen in der Partnerschaft geht es nicht.

Besitzansprüche sind kontraproduktiv

Der unausgesprochene Gedanke, der Partner würde dem Eifersüchtigen „gehören” und „schulde” ihm ein bestimmtes Verhalten, zerstört unweigerlich mehr und mehr das Gefühl, freiwillig und aus Liebe bei ihm zu sein. Es stärkt hingegen den Wunsch, dem Klammergriff zu entkommen, um wieder durchatmen zu können. Der beschuldigte Partner fühlt sich vielleicht auf unangenehme Weise an seine Kindheit erinnert, als er von einem strengen Elternteil immer wieder zu Unrecht zur Rede gestellt und bestraft wurde. Gefühle der Ohnmacht, Hilflosigkeit, aber auch der Wut kommen bei ihm hoch und sind schwer auszuhalten. In der Partnerschaft entsteht dadurch eine Kluft, die beide mehr und mehr entzweit.

Es gibt einen schönen und wahren Satz: „Die Liebe ist ein Kind der Freiheit.” Es ist schwer, die Liebe zu bewahren, wenn wir unter Druck gebracht werden und sie jemand von uns einfordert. Im Zustand der Eifersucht degradieren wir den Partner zu einem Objekt, das uns gehört, weswegen wir Anspruch darauf haben, dass er so ist, wie wir uns das vorstellen. Wir benehmen uns wie ein Hundebesitzer und glauben, ihn erziehen, herumkommandieren, loben und bestrafen zu können, wie es uns passt. Und merken nicht, dass wir selbst dabei immer weniger der Person gleichen, die wir am Anfang unserer Beziehung waren und in die sich unser Partner verliebt hatte.

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Benehmen wir uns in unserer festen Beziehung wie ein Verführer, dem bewusst ist, dass wir uns täglich aufs Neue um unseren Partner bemühen und uns von unseren guten Seiten zeigen müssen, damit er Lust hat, sich uns gegenüber zu öffnen und bei uns zu bleiben, oder eher wie ein Besitzer, nach dem Motto: „Du gehörst mir, also halte dich an meine Regeln, sonst gibt’s Zunder”? Eine interessante Überlegung, nicht wahr?

Als eifersüchtiger Partner stehen wir natürlich unter großem Druck, nämlich den Qualen, die aus unseren inneren Worst-Case-Szenarien entstehen. Wir spüren ja selbst, dass es sich fast ausschließt, zarte Gefühle der Liebe zu empfinden, während wir total unter Druck sind. Aber genauso geht es unserem Lieblingsmenschen: Er liebt uns wahrscheinlich, doch wenn wir etwas von ihm einfordern und parallel dazu die Art und Weise, wie er uns gegenüber seine Liebe zum Ausdruck bringt, nicht wertschätzen, vergeht ihm höchstwahrscheinlich dieses sensible Gefühl der Liebe und irgendwann auch die Lust, bei uns zu bleiben.

Es ist also kontraproduktiv von uns, jemanden in die Enge zu treiben, wenn wir möchten, dass er uns aus freien Stücken heraus liebt und vermisst. Eigentlich logisch, oder?

Zärtlichkeiten und Sexualität leiden

Früher oder später hat eine solche Atmosphäre des Misstrauens auch destruktive Auswirkungen auf den Austausch von körperlichen Zärtlichkeiten und das gemeinsame Sexleben. Misstrauen stellt auf lange Sicht eine gefährlich große Distanz zwischen den Partnern her. Vielleicht haben Sie diese Auswirkung in Ihrer Beziehung auch schon wahrgenommen?

Wenn Sie ein Mann sind, wirkt sich das auf Sie vermutlich anders aus, als wenn Sie eine Frau sind. Als eifersüchtiger Mann möchten Sie vielleicht genauso oft Sex mit Ihrer Partnerin wie sonst, vielleicht sogar häufiger, quasi als eingeforderten Liebesbeweis und um zu spüren, dass die Partnerin „noch für mich da” ist. Als Frau ist es hingegen wahrscheinlicher, dass Sie sich zurückziehen und zu beleidigt und gekränkt sind, um sich für Sexualität zu öffnen. Vielleicht hat es auch ein wenig mit dem Bedürfnis nach Rache zu tun, wenn Sie als eifersüchtige Frau wenig Lust auf Sex mit dem vermeintlich untreuen Partner verspüren, oder eine Mischung aus beidem. Fakt ist jedenfalls, dass eine Beziehung durch eine schöne Sexualität stabilisiert wird, ohne jedoch destabilisiert wird.

Sex als Machtmittel einzusetzen ist daher mehr als kontraproduktiv, denn es führt genau zu dem, was wir nicht wollen: dass unser Partner möglicherweise, was Sexualität und Körperkontakt betrifft, in einen unausgeglichenen Zustand gerät, was ihn wiederum für andere Möglichkeiten offener machen könnte.

Die Liebe ist kein Tauschgeschäft

Im akuten Zustand der Eifersucht sind wir maximal auf uns selbst bezogen. Mit Liebe hat dieser Zustand relativ wenig zu tun, vielmehr mit Angst, Panik, Qual und Wut. Denn wären wir hundertprozentig in der Liebe, würden wir dem Partner von Herzen wünschen, dass es ihm gut geht.

Die Eifersucht ist ein Symptom dafür, dass gerade zu wenig Liebe da ist: entweder zu wenig Eigenliebe, indem wir uns runtermachen und völlig aus unserer Mitte geraten, oder zu wenig Liebe für unseren Partner, indem wir von ihm einfordern, dafür Sorge zu tragen, dass es uns gut geht, sofort und egal, was er gerade davon hält. Auf jeden Fall geht es in der Eifersucht ganz allein um uns und am allerwenigsten um unseren Lieblingsmenschen.

Wir fragen uns nicht, was wir dazu beitragen können, dass sich unser Partner wohl und sicher und geliebt fühlt, wir freuen uns nicht mit ihm, wenn er eine gute Zeit hat. Wir sind gewissermaßen gierig und geizig darauf bedacht, dass wir allein das bekommen, wovon wir glauben, dass es uns zusteht. Wir schätzen und sehen nicht, was wir eigentlich alles miteinander haben oder wie uns unser Lieblingsmensch auf seine spezielle Weise seine Zuneigung und Loya lität beweist, sondern wir fokussieren uns auf Momente, in denen wir glauben, zu wenig zu bekommen. Das ist im Grunde eine verzerrte Wahrnehmung.

Wir sind im Zustand der Eifersucht nicht darauf aus, den anderen einfach zu lieben und das wie einen unendlichen, warmen Strom aus unserem Herzen zu genießen, sondern wir rechnen innerlich auf, ob er das verdient, was wir ihm an Zuneigung schenkten, und degradieren die Liebe auf ein Tauschgeschäft. Wir geben der Angst, der Wut und dem Misstrauen mehr Raum in unserem Herzen als der Liebe. Wir signalisieren uns selbst damit, dass wir uns für austauschbar halten, und geben unserem Lieblingsmenschen zu verstehen, dass wir ihm misstrauen, ihn kontrollieren und einschränken wollen, dass wir ihm die Schuld für unsere negativen Emotionen geben. Und das macht uns – aus Sicht unseres Partners – nicht wirklich liebenswert.

Die größte Gefahr: die Eifersucht selbst

Nun fühlen Sie sich vermutlich schlecht, vielleicht verärgert und eventuell sogar ein bisschen trotzig, vielleicht auch einfach nur elend, ängstlich und voller Schuldgefühle, oder gar in Panik. Das tut mir von Herzen leid! Aber: Es ist leider notwendig, der tatsächlichen Gefahr ins Auge zu sehen: Nicht das eventuell denkbare Interesse unseres Partners an einem anderen Menschen ist die größte Gefahr für unsere Liebe, sondern die Eifersucht selbst!

Bitte achten Sie als Erstes darauf, dass Sie sich selbst für die aktuelle Situation nicht runtermachen. Darum geht es nicht, und es wäre auch vollkommen kontraproduktiv. Atmen Sie ein paar Mal tief durch. Alles wird gut.

Es gibt keine Sicherheit in der Liebe. Sie ist eins der größten Abenteuer unseres Lebens. Wir sind gewohnt, in Problemen zu denken, und glauben, wir überleben nur wegen unserer Vorsicht, unserer Kontrolle und dem Streben nach Sicherheit, aber wir überleben nicht wegen, sondern trotz unserer vielen irrationalen Ängste. Wir sind darin geübt, überall Gefahren zu sehen, und ungeübt, unsere Einzigartigkeit, unsere innere Kraft und die Schönheit des Abenteuers Leben zu sehen und die Gründe, die für Vertrauen sprechen, anzuerkennen.

Unsere Kontrolle macht die Liebe nicht sicherer, auch wenn wir uns das vorgaukeln. Wenn es sein soll, dass unser Lieblingsmensch sich in jemand anderen verliebt, dann können wir es sowieso nicht verhindern, egal, was wir tun würden. Tatsache ist jedoch, dass die Gefahr des Fremdgehens oder einer Trennung signifikant geringer ist, wenn wir die gemeinsame Vertrauensbasis pflegen und dafür sorgen, dass der Partner sich mit uns wohlfühlt und wir viele schöne Momente miteinander erleben. Unsere Eifersucht arbeitet daher leider in die falsche Richtung, und das mit Vollgas. Und deswegen werden wir ihr mit diesem Buch Einhalt gebieten.

Noch einmal möchte ich betonen, dass es niemals um Schuld geht. Machen Sie sich bitte keine Vorwürfe! Es geht nicht um die Frage, ob Ihr Partner an dieser Situation die Schuld trägt oder Sie. Es geht um das Bewusstmachen einer Dynamik, die wir aufgrund unserer Eifersucht erzeugen oder zumindest am Laufen halten. Das vorangegangene Kapitel sollte Ihnen als eindringliche Warnung dienen, Sie wachrütteln, Ihnen Rückenwind für den Veränderungsprozess geben und Sie so abschrecken, dass Sie nur eines wollen: damit aufhören!

Ein Wort zum Rechthaben

Eine innere Hürde kann sein, dass wir eine Art Gerechtigkeitsempfinden haben, nach dem Motto: „Aber ich habe doch recht, warum soll ich jetzt meine Vorstellungen loslassen und meinem Partner alles durchgehen lassen?”

Das ist tatsächlich ein wichtiger Punkt, das mit dem „Rechthaben”. Quasi jeder beansprucht für sich, recht zu haben. Aber nach jahrelangen und ausführlichen Studien im Bereich der Psychologie kann ich Ihnen ein Geheimnis verraten: So etwas wie ein allgemein gültiges „Rechthaben” gibt es auf der psychisch-emotionalen Ebene nicht. Stattdessen gibt es bei jedem Menschen einen hochgradig individuellen Zugang zu bestimmten Themen. Und wenn wir uns nur lange genug mit dem Lebenslauf eines Menschen, mit seinen schlimmen Erlebnissen, seinen seelischen Wunden, aber auch seinen Stärken, Wünschen und Hoffnungen und seiner daraus entstandenen Sichtweise und Bewertung der Dinge befassen, dann können wir irgendwann einfach jeden Menschen mit ganzem Herzen verstehen. Denn alles hat eine individuelle Logik. Mit anderen Worten: In Wahrheit hat jeder recht, wenn man „recht” im Sinne von „in sich schlüssig” meint. Auch das ist wieder ein harter Brocken, den Sie vielleicht nicht gern schlucken.

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BESTANDSAUFNAHME DER PARTNERSCHAFT

Sie wissen nun: Eifersüchtiges Verhalten belastet Beziehungen im Allgemeinen mehr, als sie zu retten. Dies ist in jeder Partnerschaft individuell und kann sich sehr unterschiedlich auswirken. In diesem Kapitel geht es daher um Ihre Partnerschaft: Wir verlassen die allgemeine Ebene und machen eine detaillierte Bestandsaufnahme der ganz persönlichen Entwicklung und Dynamik in Ihrer Beziehung. So können Sie besser einschätzen, wie es bei Ihnen zuhause in Zukunft weitergeht, wenn Sie der Eifersucht nicht Einhalt gebieten.

Schauen Sie sich in Gedanken die Entwicklung der letzten Monate an, ohne diese zu beschönigen oder zu dramatisieren, und machen sich wieder Notizen.

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AUFGABE

Wie lange ist die Eifersucht bereits ein Thema bei Ihnen? Und wie hat sich Ihre Liebe seitdem entwickelt?

Am besten funktioniert das, wenn Sie sich zunächst selbst Ihre Gedanken zu dieser und den folgenden Fragen beantworten. Das ist wirklich wichtig, denn nur dann gelangen diese in Ihr emotionales System und dadurch auch ins Unterbewusstsein. Und dort muss es ankommen, damit es Sie unterstützt. Nur das Buch zu lesen wäre zu oberflächlich, um von innen heraus die nötige Entscheidungsfähigkeit und Disziplin zu entwickeln, damit wir etwas verändern können. Also: Nehmen Sie die Übungen bitte nicht zu leicht, sondern machen Sie sie wirklich!

Die Magie des Anfangs

Zuerst erinnern wir uns an die Magie der ersten Zeit, wie wunderschön und prickelnd es war zwischen uns und unserem Partner. An die Zeit, als wir noch ganz offen füreinander waren und gegen seitiges Vertrauen hatten. Als wir noch umeinander geworben und uns Mühe um den anderen gegeben haben.

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AUFGABE

Erinnern Sie sich, wie Sie sich mit Ihrem Partner in der Anfangszeit gefühlt haben, aber auch, wie Sie sich selbst gefühlt haben, in Bezug auf Ihr Selbstwertgefühl, Ihr Vertrauen und Ihre Attraktivität für Ihren Lieblingsmenschen. Was war immer besonders schön? Schreiben Sie es auf.

Dorthin möchten Sie wieder zurückkehren, stimmt’s? Nun liegt es natürlich in der Natur der Sache, dass sich die Stimmung innerhalb einer Beziehung im Laufe der Zeit verändert, das ist auch nicht dramatisch. Niemand bleibt auf Dauer in der rosaroten Zone der ersten Monate. Es ist ja auch nicht immer Frühling. Es ist ganz normal, dass sich die erste Euphorie etwas legt und einer Vertrautheit weicht. Ebenfalls normal ist, dass wir im Laufe der Zeit des Miteinanders bemerken, was an unserer ersten Einschätzung des Partners Illusion und was Realität ist. Denn im Anfangsstadium unseres Verliebtseins idealisieren wir unseren Lieblingsmenschen, der doch im Grunde auch nur ein ganz normaler Mensch ist – wie wir selbst eben auch. Durch diese kleineren und größeren Enttäuschungen müssen wir also zwangsläufig in einer Partnerschaft durch.

Dennoch ist es sinnvoll, sich an diese anfängliche Offenheit, besondere Sensibilität und den gegenseitigen Vertrauensvorschuss zu erinnern, denn all dies hat maßgeblich zur Qualität Ihrer Beziehung während dieser Zeit beigetragen: wie Sie sich bemüht haben und wie achtsam und respektvoll Sie miteinander umgegangen sind. Und genau diese Qualität ist es auch, die im Laufe von Eifersuchtsszenarien auf beiden Seiten so leidet.

Daher ist es zu Beginn des „Anti-Eifersuchts-Prozesses” das Ziel, diese Anfangsqualität wieder in die Partnerschaft zu bringen, denn beide Seiten haben sie schon einmal erlebt und als sehr nährend empfunden. Und auch wenn es naturgemäß nicht mehr exakt so werden kann wie ganz am Anfang, so ist es doch möglich, Schritt für Schritt wieder eine stabile Vertrauensbasis aufzubauen und dann zu pflegen, indem wir uns darum bemühen und uns bewusst machen, dass nicht nur der andere, sondern auch wir selbst dafür die volle Verantwortung tragen.

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783869101101
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2019 (Januar)
Schlagworte
Partnerschafts-Ratgeber Ehe-Beratung Eifersucht Selbsthilfe-Ratgeber Vertrauen

Autor

  • Jutta Dhara Blume (Autor:in)

Die Dipl.-Psychologin Jutta D. Blume leitet eine Praxis für Psychotherapie, mit der sie sich auf Beziehungskonflikte und emotionale Krisen spezialisiert hat. Sie ist Hypnosetherapeutin, Gesprächspsychotherapeutin, NLP-Trainerin sowie akkreditierte Insights-Beraterin. Als erfolgreiche Ratgeberautorin hat sie bereits vielen Tausend Menschen mit Beziehungsproblemen zu einer erfüllten Partnerschaft verholfen.
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Titel: Beziehungsstatus: Eifersüchtig