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Mit schwierigen Menschen klarkommen

Wirksame Strategien gegen Choleriker, Dauernörgler und andere Nervensägen

von Silke Weinig (Autor:in)
184 Seiten

Zusammenfassung

Jeder kennt sie: Menschen, mit denen fast jede Begegnung zum Hürdenlauf wird. Kollegen, die ständig etwas missverstehen, Familienmitglieder, die herumnörgeln oder beleidigen. Nach einem Zusammentreffen mit ihnen fühlt man sich ausgelaugt und aufgewühlt – ganz
einfach schlecht. Wie kann man mit diesen Menschen so umgehen, dass man dabei nicht auf der Strecke bleibt? Schlagfertigkeit? Ein dickes Fell? Mit diesem Buch gibt die erfahrene Trainerin Silke Weinig allen, die unter Cholerikern, Drama Queens und Dauernörglern leiden, einen gut gefüllten Werkzeugkoffer an die Hand, der ihnen zeigt, was sie konkret im Umgang mit schwierigen Menschen tun und wie sie sich selber dauerhaft stärken können.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Liebe Leserin, lieber Leser,

jeder kennt sie: Menschen, die fast jede Begegnung zum Hürdenlauf werden lassen. Personen, die ständig etwas missverstehen, herumnörgeln, beleidigt sind oder beleidigen. Nach einem Zusammentreffen mit ihnen fühlt man sich ausgelaugt und aufgewühlt – ganz einfach schlecht. Ständig auf der Hut zu sein und einen Eiertanz zu veranstalten, kostet viel Kraft. Immer in Alarmbereitschaft zu sein, weil jederzeit die nächste Attacke kommen kann, ist auf Dauer zermürbend. Schwierige Menschen rauben uns unsere Energie, sie machen uns wütend, hilflos, greifen unser Selbstbewusstsein an. Nach einem Zusammentreffen grübeln wir verärgert oder irritiert darüber nach, was denn hier gerade abgelaufen ist. Bestimmt hatten Sie auch schon einmal den Gedanken, wie schön das Leben ohne diese Nervenfresser wäre! Kraftraubende Menschen zu meiden ist sicher eine gute Lösung, aber oftmals nicht möglich. Was macht man mit Arbeitskollegen, Kunden oder Familienmitgliedern? Wie kann man mit diesen Menschen so umgehen, dass man dabei selbst nicht auf der Strecke bleibt?

Die einen versuchen es mit Vergeltung, wodurch die Situation nur noch schwieriger wird. Andere wollen mit Offenheit und Ehrlichkeit auf den schwierigen Menschen einwirken und ernten zuweilen nur Spott und Feindseligkeit. Wiederum andere halten Schweigen und Ausweichen für eine Lösung, was aber ebenfalls erschöpfend und unbefriedigend ist. In all diesen Fällen geht der Konflikt weiter – die toxische Kraft des Plagegeistes wird nicht gestoppt.

Was also hilft dauerhaft im Umgang mit schwierigen Menschen? Schlagfertigkeit? Ein dickes Fell? Ich denke, alles, was uns innerlich festigt, unterstützt uns. Wenn Sie mit sich im Reinen sind, kann Sie so schnell nichts umwerfen. In diesem Buch geht es daher zum einen darum, wie Sie einem nervigen Zeitgenossen am besten begegnen, wie Sie mit ihm umgehen, auf ihn reagieren. Und zum anderen geht es darum, was Sie darin unterstützt, ein Leben zu führen, das Sie zufrieden und glücklich macht. Denn Zufriedenheit mit sich selbst und seinem Leben ist das stabilste Schutzschild gegen jegliche Form von Attacken.

Ich bin davon überzeugt, dass jeder Mensch über die Werkzeuge und Mittel verfügt, um sich selbst zu helfen. Manchmal sind diese Instrumente aber durch Erziehung, Sozialisierung, verschiedenste Erfahrungen mit Lehrern, Eltern, Freunden und Partnern – kurzum mit der Zeit – verstaubt, verrostet oder wurden verlegt. Es gilt, diese Werkzeuge wiederzufinden und einsatzbereit zu machen! Dafür habe ich dieses Buch geschrieben. Ich möchte Ihnen einen gut gefüllten Werkzeugkoffer an die Hand geben, der Ihnen zum einen zeigt, was Sie konkret im Umgang mit schwierigen Menschen tun können, und zum anderen, wie Sie sich selbst dauerhaft stärken können.

Ich wünsche Ihnen viele Erfolgserlebnisse, viel kraftvolle Energie und gutes Gelingen beim souveränen Umgang mit Ihrem Plagegeist!

Ihre

Silke Weinig

Trainerin, Coach und Bloggerin für cleveres Selbstmanagement weinig@silkeweinig.com

SO ARBEITEN SIE MIT DIESEM BUCH

Schwierige Menschen und konfliktreiche Beziehungen sind zwar anstrengend, aber sie bergen auch die Chance, sich selbst besser kennenzulernen. Mit diesem Wissen um uns und unsere Bedürfnisse lassen sich Lösungswege fnden, die uns zu Stärke, Lebenszufriedenheit und heiterer Gelassenheit führen. Alles Faktoren, die uns nicht nur gegen Nervensägen gut wappnen.

Sie haben in Ihrem privaten Umfeld mit unangenehmen, anstrengenden Menschen zu tun und hatten mit Ihren bisherigen Strategien keinen Erfolg? Sie leiden unter einem vergifteten Betriebsklima, weil ein Kollege oder Ihr Chef schwierig oder unberechenbar ist? In diesem Buch bekommen Sie eine Vielzahl von Instrumenten und Werkzeugen an die Hand, die Ihnen dabei helfen, konfliktreiche Situationen zu entschärfen, Ihr Selbstbewusstsein zu stärken und sich im Kontakt mit schwierigen Menschen selbst zu schützen.

Beim Entwickeln von Lösungen ist es sehr hilfreich zu wissen, mit wem man es zu tun hat. Daher beginne ich dieses Buch mit einer kleinen Charakterkunde, gefolgt von einem Kapitel, in dem ich beschreibe, was die nervigen Personen antreibt und ab wann jemand als schwierig gilt.

Wenngleich es im Allgemeinen heißt, dass man in Konfliktsituationen ruhig bleiben soll, möchte ich im Kapitel „Die guten Seiten von Ärger und Wut“ eine Lanze für negative Gefühle brechen. Sie dürfen sich ärgern. Sie dürfen wütend sein und es gibt Momente, da sind Gefühle wie Empörung oder Wut berechtigt und sogar gewünscht!

Inwieweit kann man sich vor Streitigkeiten und Konflikten schützen? Wie kann man verhindern, dass eine Situation eskaliert? Ob in der Begegnung mit schwierigen Zeitgenossen wie auch mit allen anderen Mitmenschen? In machen Konstellationen können selbst die Liebenswürdigsten  unter  uns  kompliziert werden. Daher beschäftigt sich das vierte Kapitel mit Konfliktmanagement.

Je mehr Klarheit Sie über belastende Situationen und schwierige Personen gewinnen, desto besser können Sie Pläne entwickeln, wie Sie künftig reagieren möchten. Zunächst braucht es aber vielleicht einen Notfallkoffer für aktuelle Begegnungen – das ist der Sinn und Zweck des Kapitels „Erste Hilfe für ein Zusammentreffen mit schwierigen Menschen“. Alle Ideen, Vorschläge und Maßnahmen zielen darauf, Sie für ein Zusammentreffen mit einem schwierigen Zeitgenossen so zu stärken, dass der andere Sie nicht aus der Bahn werfen kann. Und sollte das doch geschehen, zeige ich Ihnen Wege auf, wie Sie sich schnell wieder erholen und sich aus dem Ärger oder Grübeln lösen können.

Dauerhaft ist es die beste Lösung, wenn Sie sich stärken: Ihr Selbstwertgefühl, Ihr Selbstbewusstsein, Ihre Selbstwirksamkeit! Was gibt es Schlimmeres für Ihren Widersacher, als Sie glücklich zu sehen? Und wie soll er Sie umwerfen, wenn Sie innerlich ausbalanciert sind und mit beiden Beinen fest auf der Erde stehen? Wenn Sie seine Schikanen gar nicht mehr wahrnehmen? Oder diese nur mit einem Achselzucken abtun? Darum geht es in Kapitel „Stärken Sie sich selbst“.

In Kapitel „Werkzeugkasten für die Selbststärkung“ zeige ich Ihnen verschiedenste Ansätze und Möglichkeiten auf, wie Sie sich selbst stärken und Ihre allgemeine Lebenszufriedenheit erhöhen können. Das Großartige an der Selbststärkung ist, dass Sie das im Grunde gar nicht für den Umgang mit Ihrem Quälgeist tun, sondern einzig und alleine für sich selbst! Indem Sie sich selbst stärken, profitieren Sie im doppelten Sinne: Sie erhöhen Ihre Souveränität und Ihre Lebensqualität!

Bei so vielen Ideen, Instrumenten und Methoden ist sicherlich für jeden etwas dabei. Die Frage ist nur, wie verankere ich das künftig in mein Leben? Das Zürcher Ressourcen Modell (ZRM®) und seine Instrumente können Sie darin unterstützen, genau die Eigenschaften und Verhaltensweisen anzunehmen, die Sie sich wünschen. Im Kapitel „Stärken Sie sich selbst“ stelle ich Ihnen die Methode und ausgewählte Instrumente daraus vor.

Das Gute bei der Selbststärkung ist, dass sie nicht nur Ihnen guttut. Ihre Zufriedenheit wirkt auch wohltuend auf Ihr Umfeld. Vielleicht können Sie damit sogar das anstrengende Verhalten einer nervigen Person in positive Bahnen umlenken? Jedenfalls werden sich alle freundlichen und herzlichen Menschen an Ihnen und Ihrer Zufriedenheit erfreuen. Mit großer Wahrscheinlich zieht das genau die Personen an, die Ihnen guttun!

WIE TICKEN SCHWIERIGE ZEITGENOSSEN?

Jedes menschliche Verhalten hat seine Ursachen. Wenn wir verstehen, was die Gründe für ein Verhalten sein könnten, wird es für uns überhaupt erst möglich, mit schwierigen Zeitgenossen zu leben. Zu wissen, mit wem wir es zu tun haben, kann eine große Hilfe sein, adäquat und souverän zu reagieren.

Eine kleine Charakterkunde

Selbst das Verhalten von irrationalen und schwierigen Menschen ist bis zu einem gewissen Grad vorhersehbar, wenn man ein bisschen über sie weiß. Es ist daher hilfreich herauszufinden, mit welchem Typus man es zu tun hat. Aufbauend auf diesem Wissen lassen sich Strategien entwickeln, was man künftig vor, in und nach dem Zusammentreffen mit einem komplizierten Menschen tun kann.

Im Folgenden stelle ich Ihnen daher einige der häufigsten Formen von schwierigen Verhaltensweisen vor. Zwar treten die Charakterzüge unserer unangenehmen Zeitgenossen selten in Reinform auf, meist treffen wir auf „Mischwesen“. Dennoch – wenn Sie das Grundmuster erkannt haben, sind Sie vorgewarnt und können damit beginnen, Strategien für den künftigen Umgang zu entwickeln. So haben Sie zudem die Möglichkeit, souverän emotionale Distanz zu bewahren, damit Sie sich nicht persönlich angegriffen, verletzt, übervorteilt oder ausgenutzt fühlen.

Bei der Einordnung der verschiedenen Typen orientiere ich mich an der „Internationalen statistischen Klassifikation der Krank heiten und verwandter Gesundheitsprobleme“ (ICD-10) und dem „Diagnostischen und statistischen Handbuch psychischer Störungen“ (DSM). Beide Systeme werden international zur Definition und Diagnose psychischer Erkrankungen angewandt und ermöglichen eine übergreifende Klassifizierung und Beschreibung von psychopathologischen Symptomen.

Warum dieses sehr formale Vorgehen? In diesem Buch geht es doch um schwierige Menschen und nicht um Menschen mit psychischen Erkrankungen.

Ich habe mich für diese Systeme entschieden, da die Auflistung einen guten Überblick darüber gibt, was im Allgemeinen als irritierend, störend oder schwierig empfunden wird. Sie zeigt auch, wie schmal der Grat zwischen schrulliger Macke und behandlungswürdiger Persönlichkeitsstörung manchmal sein kann. Bei schwierigen Menschen sind bestimmte Merkmale der Persönlichkeitsstruktur und des Verhaltens in besonderer Weise ausgeprägt. Selbstverständlich ist nicht jeder psychisch krank, der sich schwierig verhält, aber Schätzungen zufolge erkranken fünf bis zehn Prozent der Bevölkerung in ihrem Leben an einer Persönlichkeitsstörung und in vielen Fällen bleibt diese unbehandelt, weil sie nicht als solche erkannt oder ausreichend ernst genommen wird.

Die verschiedenen Persönlichkeitsstörungen werden in drei Gruppen eingeteilt. Im Folgenden beschreibe ich die typischen Verhaltensweisen im Einzelnen.

Menschen mit sonderbaren und exzentrischen Verhaltensweisen

Menschen mit dramatischem, emotionalem und launenhaftem Verhalten

Menschen mit ängstlichem und vermeidendem Verhalten

Sonderbare und exzentrische Persönlichkeiten

Menschen, die dieser Gruppe zugeordnet werden, wirken affektarm bis gefühlskalt und zeichnen sich durch großes Misstrauen aus. Ihre Stimmung kann schnell in Wut umschlagen, wenn sie sich bedroht oder gekränkt fühlen. Sie scheuen zwischenmenschliche Kontakte und leben eher für sich. Außenstehende erleben diese Menschen als sonderbar und exzentrisch.

Vertraue niemandem – das Böse lauert überall!

Zu dieser Gruppe gehören paranoide Persönlichkeiten, also Menschen, die stark selbstbezogen und überaus misstrauisch sind, die überall Verrat und Feindseligkeiten wittern. Selbst freundliche oder neutrale Verhaltensweisen interpretieren sie als übelwollend oder empfinden sie als gegen sich gerichtet. Solche Menschen reagieren zudem übertrieben empfindlich auf Zurückweisungen und Rückschläge. Dabei sind sie äußerst nachtragend und kaum fähig, ein Urteil, das sie einmal gefällt haben, zu ändern oder gar zu verzeihen. Ganz im Gegenteil: Streitsüchtig und ständig gereizt pochen sie vehement auf ihr Recht. Aufgrund ihrer argwöhnischen und fein seligen Art und da sie niemandem vertrauen, haben sie wenig soziale Kontakte.

Misserfolge können sie schlecht ertragen, die Gründe hierfür schieben sie gerne anderen in die Schuhe. Eines ihrer liebsten Hobbys ist die Beschäftigung mit Verschwörungstheorien, denn damit lässt sich ganz leicht die gesamte Misere ihrer Welt erklären.

Vielleicht haben Sie auch einen Kollegen, der sofort eine Verschwörung vermutet, wenn die anderen ohne ihn in die Kaffeepause gehen, und der seinen Computer auf „Bildschirmschoner“ stellt, sobald sich jemand seinem Arbeitsplatz nähert? Der selbst hinter einem achtlos dahingesagten Morgengruß böse Absichten vermutet – dass Sie ihn vielleicht für Ihre Zwecke ausnutzen wollen?

Eigenbrötler und Schweiger

Menschen, die sich ständig in einem Spannungsverhältnis befinden zwischen dem, was sie innerlich erleben, und dem, wie sie sich nach außen verhalten, werden den schizoiden Persönlichkeiten zuge ordnet. Am liebsten verbringen sie ihre gesamte Zeit in ihrer Phantasiewelt – sind aber durchaus fähig, die Realität zu erkennen.

In der Regel sind sie sehr introvertiert und vermeiden soziale Kontakte. Ihr begrenztes Vermögen, Gefühle auszudrücken und Freude zu zeigen, lässt sie eigenbrötlerisch und verschlossen wirken und macht Interaktionen schwierig. In Gesprächen oder unter Leuten sagen sie nur wenig oder murmeln ein paar Worte. Sie sind das genaue Gegenteil von Vielrednern. Wenn sie überhaupt mehrere Sätze am Stück sagen, äußern sie sich eher allgemein und gehen kaum in die Details.

Wenn Sie solche Menschen zu nehmen wissen, können Sie gut mit ihnen klarkommen. Haben Sie aber Nachsicht, wenn sie auf eine Einladung zum Feierabendbier mit dem Team sehr verhalten reagieren – Treffen mit mehr als drei Personen kommen schon Massenveranstaltungen gleich. Dass Sie einen Eigenbrötler eher nicht in einem Konzert oder beim Public Viewing treffen, ist selbstredend.

Die Diva unter den Exzentrikern

Manche Menschen nehmen wir als extrem exzentrisch und schrullig wahr. Auf der einen Seite sind sie unnahbar und zurückgezogen, auf der anderen Seite legen sie ein eigentümliches Verhalten an den Tag und haben oft bizarre Ideen. Diese haben ihren Ursprung in einer teils stark verzerrten Wahrnehmung ihrer Umwelt, was zu entsprechend verschrobenen Gedanken führt.

Sie grübeln zwanghaft, drücken sich vage und umständlich aus und sind unfähig zu engen persönlichen Beziehungen. Doch im Vergleich zu den vorher beschriebenen Eigenbrötlern sind sie deutlich exzentrischer, ihr Verhaltensdefizit ist tiefgreifender: Sie pendeln irgendwo zwischen aufdringlich und jeden sozialen Kontakt vermeidend hin und her.

Vielleicht kennen Sie jemanden, der auf der einen Seite überaus zurückgezogen arbeitet und vor allem lebt – ja, sich regelrecht verkriecht – und auf der anderen Seite irgendwie „übergeschnappt“ wirkt. Sei es, dass er sich skurril kleidet oder überaus laut mit sich selbst in einer eigenwilligen Sprache spricht.

Dramatisch-emotionale Persönlichkeiten

Das auffälligste Merkmal in dieser Gruppe ist, dass die Betroffenen wenig bis kaum ihre Impulse kontrollieren können. Ihr Verhalten ist geprägt von Launenhaftigkeit, von Wut und Jähzorn. Ihre Aggressivität richtet sich nicht nur gegen andere, sondern oft auch gegen sich selbst, was vor allem in ihrem geringen Selbstwertgefühl begründet ist. Auf Kritik oder Zurückweisung reagieren sie mit Wut, sie schämen sich oder fühlen sich gedemütigt.

In Beziehungen – ob freundschaftlich oder in der Liebe – pendeln sie ständig zwischen zwei Extremen: der Idealisierung und der Entwertung des anderen. Sie haben große Schwierigkeiten im Umgang mit Nähe und Distanz.

Die Drama-Queen

Ein theatralischer Mensch wird unabhängig von seinem Geschlecht auch als „Drama-Queen“ bezeichnet. Diese Personen nehmen sich sehr wichtig. Sie streben ständig nach Aufmerksamkeit und tun alles dafür, um diese zu bekommen. Sie sind leicht beeinflussbar, manipulieren aber auch sehr gerne. Mit Vorliebe stellen sie sich als Opfer dar, um Mitleid einzufordern.

Die Drama-Queen weiß sich gut zu inszenieren. Bleibt die Aufmerksamkeit aus, wird sie rücksichtslos.

Neben ihren bühnenreifen Shows und der Tendenz, jede Bagatelle zu dramatisieren, zeichnen sie sich auch durch große Selbstbezogenheit, Oberflächlichkeit, labile Stimmungslagen und einem übermäßigen Interesse an körperlicher Attraktivität aus. Sie sind ständig damit beschäftigt, sich zu inszenieren – manchmal mit dramatischen Folgen, wenn die gewünschte Aufmerksamkeit ausbleibt! Impulsiv und rücksichtlos wird um Lob, Bestätigung und Anerkennung gebuhlt.

Gibt es in Ihrem Freundeskreis nicht auch eine solche Diva? Sie steht bei jeder Party im Mittelpunkt, doch wehe, ein anderer stiehlt ihr die Show. Dann ist sie eingeschnappt und wird vielleicht sogar beleidigend. Ein „Nein, ich brauche keine Hilfe“ bedeutet das genaue Gegenteil. Wehe dem, der da nicht wie gewünscht reagiert! Mit geringer Frustrationstoleranz ausgestattet und leicht verletzbar, fühlt sich die Drama-Queen sofort auf den Fuß getreten, der sodann zum Tritt gegen Ihr Schienbein ausfährt, selbstverständlich nicht ohne eine große Prise Theatralik.

Ihr ist ihr feindseliges Verhalten jedoch nicht bewusst. Ebenso wenig ihr manchmal sexuell provokantes und unangemessen verführerisches Auftreten. Sie hat nie gelernt, wie sie ihre Wünsche und Bedürfnisse besser – sprich weniger übertrieben emotional und theatralisch – mitteilen könnte.

I am the greatest!

Menschen mit einer ausgeprägten Selbstüberschätzung, einem gesteigerten Verlangen nach Anerkennung, einer überheblichen Anspruchshaltung und einem Mangel an Empathie gehören zu den narzisstischen Persönlichkeiten. Sie lechzen nach Aufmerksamkeit und tun alles, um ihr grandioses Selbstbild zu stärken, weswegen Lügen, das Spinnen von Intrigen und Manipulation zu ihren Lieblingswerkzeugen im Umgang mit anderen gehören.

Narzissten sind außerordentlich interessante, weil ambivalente Persönlichkeiten. Sie können sehr leistungsstark und erfolgreich sein. Redegewandt und oftmals unterhaltsam punkten sie beim ersten Eindruck. Ihr toxisches Verhalten bleibt oft lange Zeit unbemerkt. Dennoch kommt bei jedem irgendwann der Moment, wenn sich der manipulative Nebel an selbstgefälliger Dauerbeweihräucherung lichtet und man feststellt, dass man in die Fänge eines Narzissten geraten ist.

Von einem Narzissten Wertschätzung oder Empathie zu erhoffen, ist sinnlos. Ein klein wenig Aufmerksamkeit in homöopathischer Dosierung bekommt nur derjenige ab, der ihnen huldigt – aber nicht zu viel, denn die volle Dröhnung an Bewunderung braucht der Narzisst für sich selbst.

Menschen, die Narzissten nahestehen, befinden sich in einem ständigen Wechselbad zwischen Charme-Offensive und herablas sender Kälte. Auf der einen Seite sind Narzissten besitzergreifend und eifersüchtig. Auf der anderen Seite verweigern sie jegliche Nähe. Erhalten sie nicht die gewünschte Aufmerksamkeit und Anerkennung, neigen sie zu einem nachtragenden bis rachsüchtigen Verhalten.

Vielleicht haben Sie schon einmal einen Menschen erlebt, der auf den ersten Blick sehr charmant und gesellschaftlich erfolgreich erschien, aber dessen charismatische Fassade beim genauen Hinschauen zu bröckeln begann? Der ganz offensichtlich seinen Charme nur einsetzte, um von Ihnen zu profitieren, und der schnell sehr unterkühlt und abweisend war, wenn Sie ihm nicht als nützlich erschienen? Der sich auf der einen Seite als der grandiose Strippenzieher betrachtete, aber auf der anderen Seite jegliche Verantwortung von sich wies, wenn etwas schieflief? Dann waren es immer die anderen – die Neider und Kleinkarierten, die ihm den Triumph nicht gönnten.

Obwohl sie von ihrer Sonderstellung und Wichtigkeit überzeugt sind, nehmen sie schon geringste Kritik als Bedrohung wahr. Hier zeigt sich ihr gestörtes Selbstwertgefühl und die fehlende echte Selbstliebe. Um sich vor weiterer Kritik zu schützen, werden um die als bedrohlich wahrgenommene Person Intrigen gesponnen, die den Narzissten in ein gutes Licht rücken und den anderen abwerten sollen.

Psychopathen – frei von Mitgefühl

Hartnäckig hält sich die Behauptung, dass Menschen mit einer psychopathischen oder dissozialen Persönlichkeit unfähig zur Empa-thie sind. Das sind sie keinesfalls – ganz im Gegenteil, sie wissen genau, was in anderen vorgeht und können sich sogar einfühlen, aber sie empfinden kein Mitgefühl. Ihr Wissen um die Gefühle der anderen nutzen sie eiskalt, um sie mit oberflächlichem Charme zu täuschen und auszunutzen.

Diese Menschen können sehr unterhaltsam, witzig und sympathisch sein. Es fällt ihnen leicht, Kontakte zu knüpfen, jedoch sind sie unfähig, dauerhafte Beziehungen zu führen. Sie sind geschickte Manipulatoren und zeichnen sich durch Verantwortungslosigkeit und Missachtung sozialer Normen, Regeln und Verpflichtungen aus.

Oft erleben sie ihre Umwelt als langweilig und öde, weswegen sie mit waghalsigen Aktionen einen Kick suchen. Dabei gefährden sie manchmal sowohl sich selbst wie auch andere. Furcht vor negativen Konsequenzen oder Bestrafung ist ihnen ebenso fremd wie Reue oder Schuldgefühle. Gibt es bei ihren Attacken Opfer, sind diese an ihrem Schicksal selbst schuld.

Kennen Sie auch solche Menschen, die sich nicht an Regeln halten? Sie sind häufig interessant und charismatisch und können andere auch mal zu waghalsigen Aktionen überreden, wie zum Beispiel Drogen auszuprobieren oder angetrunken Auto zu fahren. Wenn dann etwas schiefgeht, weisen sie allerdings alle Schuld von sich.

Ihr fehlendes Schuldbewusstsein, ihre geringe Frustrationstoleranz und ihre mangelnde Fähigkeit, aus negativen Erfahrungen zu lernen, geht einher mit einem oft aggressiven bis hin zu gewalttätigen Verhalten. Daher kommen Menschen dieses Persönlichkeitstyps häufiger mit dem Gesetz in Konflikt als der Durchschnitt.

Sie sind zudem sehr impulsiv. Ihre Bedürfnisse müssen unmittelbar befriedigt werden. Sie verschwenden weder Zeit noch wägen sie die Vor- und Nachteile ab. So können sie sehr heftig auf Kritik reagieren oder ungezügelt andere mit verbalen Attacken vor den Kopf stoßen.

Sprunghaft und impulsiv

Menschen mit einer emotional instabilen Persönlichkeit bei gleichzeitig mangelnder Impulskontrolle neigen zu explosiven und launischen Verhaltensweisen. Plötzlich und unerwartet wird aus dem Impuls heraus gehandelt, wobei keine Rücksicht auf Konsequenzen genommen wird – weder für sich, noch für andere. Der Mangel an Selbstkontrolle zeigt sich auch in der Unfähigkeit, Konflikte auszuhalten oder negative Gefühle wie Ärger, Wut oder Zorn in Schach zu halten. Streitsüchtig gehen sie jeden an, der an ihrer Impulsivität Kritik übt oder gar versucht, klare Grenzen zu setzen.

Eine andere Ausprägung dieser Persönlichkeit ist der BorderlineTypus. Im Gegensatz zum impulsiven Typus ist beim BorderlineTypus das Selbstbild gestört, die Betroffenen sind unsicher gegenüber ihren Zielen und Bedürfnissen (auch sexuellen). Sie spüren ein ständiges Gefühl von Leere, das sie durch intensive, aber unbeständige Beziehungen versuchen zu füllen. Ihre übertriebene Angst, verlassen zu werden, führt zu dramatischen Bemühungen um die andere Person. Beides führt zu großen emotionalen Krisen. Der Borderline-Typus neigt zudem zu einem körperlich selbstschädigenden Verhalten bis hin zu Suizidversuchen.

Möglicherweise haben Sie schon einmal eine Person kennengelernt, die dazu neigte, schnell sehr intensive Gefühle für jemanden zu entwickeln und viel von sich zu erzählen, auch sehr Intimes, sobald ihr Gegenüber das geringste Interesse zeigte. Die den anderen in den Himmel lobte und dann umso enttäuschter, ja nahezu verzweifelt reagierte, wenn derjenige sich nicht ähnlich begeistert ihr gegenüber verhielt – denn das ist ihre Erwartung an die Menschen. In einem solchen Fall wird der Bewunderte sofort extrem abgewertet und der Kontakt abrupt abgebrochen.

Ängstliche, abhängige und zwanghafte Persönlichkeiten

Das auffälligste Merkmal in dieser Gruppe ist, dass die Betroffenen sehr ängstlich, mutlos und übertrieben besorgt sind. Für sie ist alles angsteinflößend, weswegen sie ständig angespannt wirken. Hilflos und ohnmächtig fügen sie sich leicht in die Opferrolle und begeben sich in Abhängigkeiten, durch die sie hoffen, ihre Ängste zu mindern. Dabei leiden sie unter extremen Trennungs- und Verlustängsten. Kritik oder Ablehnung lässt ihre ohnehin unsichere Welt einstürzen.

Durch übertriebene Gewissenhaftigkeit versuchen sie ihre Angst zu kontrollieren. Darüber hinaus sind fehlende Flexibilität und ein passiv-aggressives Verhalten typisch.

Selbstunsicher bis in die haarspitzen

Wenn alles, was man tut, aus einer übertriebenen Angst heraus geschieht, abgelehnt zu werden, bezeichnet man dies als ängstlichvermeidendes Verhalten. Diese Menschen sind anderen gegenüber sehr gehemmt und zurückhaltend, da sie von einem ständigen Gefühl begleitet werden, unzulänglich, unbeholfen oder minderwertig zu sein. Selbstunsicher und von Selbstzweifeln geplagt, befinden sie sich in ständiger Alarmbereitschaft und Sorge. Auf Außenstehende wirken sie sehr angespannt.

Da die Betroffenen zum einen überempfindlich auf Zurückweisung und Kritik reagieren und zum anderen ein starkes Bedürfnis nach Sicherheit haben, schränken sie sich in ihrem Leben stark ein, indem sie alle vermeintlichen Gefahrenquellen weit umschiffen. Trotz ihrer Sehnsucht nach Akzeptanz und Zuneigung flüchten sie sich lieber in die soziale Isolation, als Risiken einzugehen. Sie haben nur dann den Mut, sich auf engere Beziehungen einzulassen, wenn sie sich sicher sind, dass der andere sie mag und akzeptiert. Im Gegensatz zu anderen Persönlichkeitsstörungen empfinden sich ängstlich-vermeidende Menschen als problematisch und leiden unter ihrem Verhalten.

Vielleicht haben Sie auch einen Kollegen, der zuverlässig seine Arbeit tut, aber am liebsten für sich bleibt. Sie spüren, dass er sich über Zuwendung freuen würde, aber jeder Annäherungsversuch wird abgeblockt. Obwohl seine Einsamkeit so deutlich ist, wird der Vorschlag, die Mittagspause gemeinsam zu verbringen, abgelehnt. Nur widerwillig und wortkarg lässt er sich auf Gespräche ein, die am besten geschäftlich sein sollten – auf keinen Fall privater Natur, sonst verstummt er vollkommen. Denn am Ende finden Sie noch heraus, wie langweilig und gewöhnlich er ist.

Klammerer und nicht-Entscheider

Menschen mit einer abhängigen Persönlichkeit sind unfähig, alleine zu sein und haben eine panische Angst davor, verlassen zu werden. Aufgrund ihrer Trennungs- und Verlustängste klammern sie sich an andere. Ihre eigenen Bedürfnisse ordnen sie denen der Personen, von denen sie sich – unbewusst oder bewusst – abhängig fühlen, unter.

Da sie ständig Angst haben, etwas falsch zu machen und dann Ablehnung, Kritik oder Zurückweisung zu ernten, meiden sie Verantwortung und sind nicht in der Lage, Entscheidungen zu treffen. Zudem mangelt es ihnen an Selbstbewusstsein, weswegen sie sich ständig um Bestätigung und Sicherheit bemühen, indem sie einerseits immerzu Hilfe einfordern und andererseits übermäßig nachgiebig sind.

Obwohl es ihnen an Initiative mangelt und sie in zwischenmenschlichen Beziehungen extrem passiv sind, sind Menschen mit diesen Persönlichkeitsmerkmalen im Familien- und Freundeskreis häufig beliebt, weil sie sehr zuverlässig sind. Dafür muss man allerdings mit der Abhängigkeit des anderen leben. Der Klammerer erwartet zum einen, dass man ihn nonstop bemuttert und bestätigt. Zum anderen wälzt er alle Entscheidungen auf sein Gegenüber ab und reagiert panisch, wenn man sich aus der Umklammerung lösen möchte. Bereits neutrales Verhalten verunsichert ihn, dann werden alle Schutzmechanismen hochgefahren und der abhängige Mensch klammert noch stärker, indem er sich noch unterwürfiger und hilfloser verhält.

Erkennen Sie hier eine Ihrer Freundinnen wieder? Sie macht alles mit, bietet ihre Hilfe immer zuverlässig an und bewegt sich am liebsten im Hintergrund. Fragt man sie nach ihrer Meinung oder nach ihren Wünschen, kann sie nichts dazu sagen. Am liebsten richtet sie sich nach der Meinung von anderen. In Beziehungen überlässt sie fast alle Entscheidungen ihrem Partner: wo sie den Urlaub verbringen wollen, wie die gemeinsame Wohnung einrichtet werden soll und was sie am Wochenende machen. Aus Angst verlassen zu werden, lässt sie sich oft viel von ihrem Partner gefallen – von abfälligen Bemerkungen in der Öffentlichkeit über Fremdgehen bis hin zu Schlägen.

Bürokraten, Erbsenzähler, Perfektionisten

Menschen mit einer zwanghaften Persönlichkeit sind extrem pedantisch und peinlich genau. Aus Angst vor Fehlern und weil sie ewig nach möglichen Fehler- und Gefahrenquellen Ausschau halten, sind sie übervorsichtig und sehr unflexibel. Typischerweise wollen sie ständig alles kontrollieren, können keine Entscheidungen treffen und befolgen stur Regeln, Normen und Prinzipien. Dabei erwarten sie, dass alle anderen das gefälligst auch zu tun haben.

Im Umgang mit anderen wirken sie kühl und rational. Es fällt ihnen schwer, Gefühle zu zeigen. Zudem haben sie große Schwierigkeiten, mit den Gewohnheiten und Eigenarten anderer Menschen umzugehen – es sein denn, diese befolgen akkurat das gleiche Regelwerk. In der Wirtschaft sind Menschen mit einer zwanghaften Persönlichkeitsstörung gerne gesehen, denn sie sind meist sehr leistungsorientiert, fleißig und gewissenhaft. Jedoch verhindert ihr exzessiver Perfektionismus und ihre unverhältnismäßig intensive Beschäftigung mit Details und Regeln mitunter, dass sie ihr Pensum erfüllen.

Kennen Sie vielleicht auch jemand, der alle Aufgaben pedantisch und überaus gewissenhaft erledigt, und zwar in einer Art und Weise, dass man denkt, dass bereits 80 Prozent seiner Leistungen mehr als genug wären? Der als Chef übervorsichtig alle Ihre Arbeiten kontrolliert und sich dabei mehr mit Komma- und Rechtschreibfehlern aufhält, als das große Ganze zu sehen? Oder Kollegen, die mit ihrer Arbeit selten pünktlich fertig werden, weil alles nochmals akribisch überprüft werden muss?

Alles ist schlecht!

Passiv-aggressive Persönlichkeiten haben typischerweise eine umfassende negative Sichtweise und Haltung. Ihre Welt ist nicht schwarz-weiß, sondern schwarz-tiefgrau, um nicht zu sagen schwarz-schwarz. Sie lehnen jegliche Anregungen, Empfehlungen oder Vorschläge für mögliche Verbesserungen ab – jedoch ist ihr Widerstand passiv. Statt etwas zu kritisieren oder zu rebellieren, wird einfach nichts gemacht. Das gilt auch für jegliche Anforderungen, sei es im Beruf oder im Privatleben. Häufig stimmen sie Anforderungen zunächst zu, tun dann aber nichts und verhindern so, dass die Aufgabe erfüllt wird. Sie fühlen sich dann schnell ungerecht behandelt und klagen darüber, unverhältnismäßig stark in die Pflicht genommen zu werden.

Bestimmt ist Ihnen schon mal jemand begegnet, der zwar zusagte, etwas zu machen, es aber dann nicht tat. Oder ein jugendlicher Schulschwänzer, der nach dem x-ten Verweis beteuert, wieder in die Schule zu gehen, um bei der nächsten Gelegenheit wieder dem Unterricht fernzubleiben. Wird dieser dann verwarnt oder muss bestimmte Auflagen, wie Sozialstunden, erfüllen, fühlt er sich unverhältnismäßig stark gemaßregelt.

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Wie gesagt, sind bei schwierigen Menschen bestimmte Merkmale der Persönlichkeitsstruktur und des Verhaltens in besonderer Weise ausgeprägt. Wenn wir ihnen im Alltag begegnen, haben wir für die verschiedenen Typen an Nervensägen griffige Bezeichnungen.

Querulanten und Dauernörgler, denen man nichts recht machen kann und die einem Gemeinheiten unterstellen, die hanebüchen sind

Choleriker, die bei kleinsten Lappalien explodieren und sich dabei gerne in Ton und Wort vergreifen

Paranoiker mit einem ausgeprägten Misstrauen und einem Hang zu Verschwörungstheorien

Eigenbrötler, die sich am liebsten in ihre Welt zurückzuziehen und nicht den geringsten zwischenmenschlichen Kontakt zu brauchen scheinen

Egozentriker und Egoisten, deren penetrante Selbstbezogenheit schwer zu ertragen ist, die keinen Kompromiss kennen und nach deren Pfeife man zu tanzen hat

Faulpelze, die wissen, wie man nicht an Überarbeitung stirbt, sondern andere geschickt auf Trab hält – am besten mit den Aufgaben, die eigentlich für sie selbst bestimmt waren

Narzissten, die sich immer in den Mittelpunkt drängen und sich für die genialste Person auf Erden halten, der man zu huldigen hat

Besserwisser und Prof. Dr. Oberschlau, die einen bei jeder Gelegenheit korrigieren und immer Recht haben wollen

Erbsenzähler, die gut für das Regeln von finanziellen Angelegenheiten sind, deren Paragrafenreiterei jedoch in den Wahnsinn treiben kann

Perfektionisten, denen nichts gut genug ist und die ständig auf der Suche nach Fehlern und Risiken sind

Psychopathen, die einen zunächst charmant ausnehmen wie eine Weihnachtsgans und dann lieblos in den Müll werfen, wenn sie genug haben; die auch gerne zu Lügen und unlauteren Mitteln greifen, um ihre Interessen durchzusetzen

Sturköpfe, die nur eine Sache kennen – die ihre! Und die hat jeder zu befolgen, denn sie ist die einzige wahre und richtige. Darauf beharren sie – wenn es sein muss, bis zum bitteren Ende

Jammerlappen, die vor lauter Leiden selbst in den schönsten Momenten nicht zu leben wissen und dann todtraurig ihre vielen „Hätte-ich-doch-nur“ bejammern.

Klammeraffen, die sich am liebsten an andern festsaugen würden und sich eine Verschmelzung wünschen, durch die der andere dann alles zu entscheiden und zu verantworten hat

Energieräuber, die anderen ihre Lebensenergie aussaugen, entweder indem sie andere kleinmachen, bis sie nicht mehr da sind, oder alles auf andere abwälzen

Diven, die durch schrulliges Verhalten, ein Höchstmaß an Exzentrik oder skurrile Verhaltensweisen die komplette Aufmerksamkeit einfordern

Drama-Queens, die im ständigen Wechselbad der Gefühle zwischen himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt die Nerven auf Probe stellen

Tratschtanten, vor denen kein Geheimnis sicher ist, das vielleicht auch noch gut ausgeschmückt wird, damit ihnen die Bühne und die Aufmerksamkeit ihrer Zuhörer sicher ist

Mimosen, die hypersensibel schnell zuschnappen – manchmal schon bevor man etwas gesagt hat; da kann schon ein Blick reichen

Langweilige Vielredner, die reden und reden und sich nur hin und wieder durch Schnappatmung unterbrechen – ob der andere zuhört oder schon vor Stunden geistig abgeschaltet hat, merken sie gar nicht

Pessimisten und Schwarzseher, die gerne ihre passiv-aggressive oder neurotische Haltung durch Zynismus, Ironie und vermeintlich schwarzen Humor tarnen

Neurotiker, oder Woody Allen lässt grüßen! Menschen, die unsicher bis in die Haarspitzen sind und oftmals vor lauter Unsicherheit die echt wichtigen Punkte im Leben zerreden

Grübler, deren Fahrt im Gedankenkarussell nie endet und die immer wieder mit einem „Ja, aber…“ ihr (Dauer-)Thema von Neuem beginnen, sobald eine Lösung in Sicht kommt

AB WANN IST JEMAND „SCHWIERIG“?

Gibt es schwierige Menschen? Oder gibt es nur schwieriges Verhalten? Ab wann empfinden wir einen anderen Menschen als anstrengend und schwierig? Und wie kommt es dazu, dass Menschen sich so verhalten? Damit befassen wir uns in diesem Kapitel.

Was heißt eigentlich „schwierig”?

„Die Hölle, das sind die anderen“, wusste schon Jean-Paul Sartre zu sagen. So verwundert das Ergebnis einer Studie des US-amerikanischen Psychologen Todd Kashdan wenig, der herausfand, dass in 63,3 Prozent aller Fälle andere Menschen die Hauptquelle für Ärger und Wut sind.

Im Wörterbuch wird „schwierig“ im Zusammenhang mit Menschen so erklärt, dass diese kompliziert und unangenehm sind. Das Gegenteil hierzu sind umgängliche Menschen, mit denen leicht aus – zukommen ist. Inwiefern kann man aber überhaupt von stabilen Charaktereigenschaften sprechen? Und wann verwässern subjektive Ansichten unsere Wahrnehmungen? Was macht Persönlichkeit aus?

Beschäftigt man sich mit der Frage, was Persönlichkeit ist und welche Merkmale einen Charakter ausmachen, zeigt sich schnell, wie komplex dieses Thema ist. Im Zentrum der Forschung steht zum einem, welche Persönlichkeitsmerkmale es überhaupt gibt und wie sich diese voneinander unterscheiden. Zum anderen, ab wann bestimmte Persönlichkeitseigenschaften nicht mehr als „normal“ gelten.

Allein schon die Definition, ab wann ein Verhalten als gestört eingestuft wird, bietet genügend Diskussionsstoff, so sucht die Wissenschaft nach objektiven Kriterien. Diese sind zum Beispiel, wie bestimmte Persönlichkeitsmerkmale in Beziehung zu anderen ausgelebt und wahrgenommen werden. Oder inwieweit das zukünftige Verhalten von einer Person eingeschätzt werden kann und welche Bedeutung das hat. Ein weiteres Forschungsfeld ist Stabilität oder Veränderung von Persönlichkeitseigenschaften.

Gelegentlich oder pathologisch schwierig?

Alle Wesenszüge, deren Ausprägung eine gewisse Stabilität aufzeigen, machen unsere Persönlichkeit aus. Sofern man nur hin und wieder mal morgens schlecht gelaunt ist, kann man nicht von Übellaunigkeit als feste Persönlichkeitseigenschaft sprechen, da es sich hier nicht um eine persönliche Grundstimmung handelt. Zudem kennen wir alle sicherlich Momente, in denen wir unpassend reagiert haben, was bei anderen zu Verwunderung und Irritation führte. Etwas ist uns misslungen und wir reagieren unangemessen traurig, wütend oder beschämt. Jemand kritisiert uns und wir flippen aus. Oder wir bleiben emotional vollkommen unberührt in einer Situation, in der Mitgefühl und Betroffenheit angebracht wären. Solche einzelnen Reaktionen sind jedoch kein Anzeichen von seelischer Instabilität, sie machen nicht den Charakter aus.

Schwieriges Verhalten hingegen zeichnet sich dadurch aus, dass die Gedanken, Wahrnehmungen, Gefühle und Verhaltensweisen deutlich von dem abweichen, was gesellschaftlich akzeptiert ist. Lässt sich ein irritierendes Verhalten nicht durch aktuelle Umstände, wie zum Beispiel eine Krise, erklären, sondern ist die Person konstant feindselig, verängstigt oder dramatisch-emotional, kann man von einer stabilen Charaktereigenschaft sprechen. Als pathologisch gelten emotionale Fehlreaktionen dann, wenn sie sich ständig wiederholen. Wenn man sich quasi ganz im Bann dieser Verhaltensweisen befindet und kein Raum mehr für andere Wahrnehmungen und Gefühle existiert. Das gilt umso mehr, wenn der Betroffene unfähig ist, diese Verhaltensweise zu ändern – selbst dann nicht, wenn er einsieht, dass sein Verhalten unpassend ist.

Warum sind diese Menschen so? Was treibt sie an? Können sie ihre Gefühle vielleicht nicht spüren oder wissen sie diese nicht einzuordnen?

Was treibt die schwierigen Zeitgenossen an?

Es gibt keine einheitliche Erklärung für die Ursachen oder die Entstehung von schwierigem Verhalten oder von Persönlichkeitsstörungen. Die Entwicklung unserer Persönlichkeit ist das Ergebnis komplexer Wechselwirkungen aus genetischer Veranlagung, Erziehung und Umwelteinflüssen. Neben einem angeborenen Grundmuster werden wir durch Erlebnisse und Erinnerungen geformt, die in unserem bewussten Verstand wie auch in unserem Unbewussten gespeichert werden. Der Input, den wir bekommen, kann zu positiven wie auch zu negativen Verstärkungen führen, was Auswirkungen auf unser Verhalten hat. So zeigen Studien, dass Menschen in stabilen Beziehungen weniger neurotisch sind und dass man unter Stress eher emotional instabil ist.

Genetische Ursachen

Schwieriges Verhalten und Persönlichkeitsstörungen können genetische Ursachen haben. Manche Menschen sind genetisch bedingt empfindlicher, ängstlicher oder reizbarer als andere. Studien lassen zum Beispiel die Vermutung zu, dass das Risiko für eine dissoziale Persönlichkeitsstörung teilweise vererbt wird. Unter einer solchen Störung leiden beispielsweise Psychopathen. In Untersuchungen mit eineiigen Zwillingspaaren stellten Wissenschaftler fest, dass bei diesen häufiger bei beiden Geschwistern eine dissoziale Persönlichkeitsstörung auftrat als bei zweieiigen Zwillingen.

Psychologen um Stefan Röpke von der Charité Berlin untersuchten die Dicke der Großhirnrinde von 34 Probanden, von denen die Hälfte unter einer diagnostizierten narzisstischen Persönlichkeitsstörung litt. In der Großhirnrinde werden verschiedenste Reize verarbeitet, auch Schmerzen. Sie ist zudem verantwortlich für Mitgefühl. Mithilfe eines Magnetresonanztomografen (MRT) konnten die Wissenschaftler feststellen, dass bei Narzissten diese Region deutlich dünner ist, was neurobiologisch deren Mangel an Empathie mitbegründet.

Alkohol und Drogen

Der Konsum von Alkohol und Drogen beeinflusst unser Verhalten maßgeblich. Zum einen haben wir unter einem solchen Einfluss unsere Impulse weniger bis gar nicht unter Kontrolle. Zum anderen ist Sucht eine der häufigsten Bewältigungsformen bei Angst, da damit ihre Symptome wie auch Gefühle von innerer Leere unterdrückt werden.

Unter dem Einfluss von Alkohol oder Drogen verhalten sich Menschen anders, als wenn sie nüchtern sind. Das muss nicht immer negativ oder gefährlich sein, doch bei Menschen mit einer sowieso schon niedrigen moralischen Identität wirken Drogen jeder Art meist negativ verstärkend. Kommt noch das schlechte Gewissen hinzu, der zuweilen existierende starke Selbsthass oder das schwer auszuhaltende Leiden beim Entzug, kann das zu schwierigen Verhaltensweisen führen.

Spurensuche in der Kindheit

Unsere Erfahrungen aus der Kindheit haben eine prägende Wirkung auf unsere spätere Gesundheit, unsere Beziehungsfähigkeit und unsere Stressresistenz. Störungen in der kindlichen Entwicklung, wie ein ungünstiges soziales Umfeld oder traumatische Er lebnisse, können die Ausbildung von Persönlichkeitsstörungen verursachen oder begünstigen.

Für unser gesamtes Leben ist es entscheidend, wie wir als Kleinkinder unsere Gefühle erlebt haben und vor allem, wie wir gelernt haben, mit unseren Gefühlen umzugehen. Haben wir gelernt, sie zu regulieren? Dabei kommt unseren frühesten Bezugspersonen, allen voran unseren Eltern, eine sehr wichtige Rolle zu. Diese Beziehung wirkt im günstigsten Fall auf unser Gefühlsleben stimulierend, beruhigend oder wohlwollend korrigierend. Ein enger, von Fürsorglichkeit geprägter Kontakt fördert eine stabile seelische Sicherheit.

Frühkindliche Erfahrungen Studien des US-amerikanischen Entwicklungspsychologen Allan Schore belegen, dass Kinder, die nicht beständig oder ausreichend geliebt wurden, lebenslang emotionale Probleme haben. Hingegen sind Heranwachsende, die genug liebende Fürsorge erhalten haben, später im Leben emotional stabiler und weniger ängstlich. In seinen Untersuchungen zeigten solche Kinder zudem in ihrer späteren Entwicklung ein ebenfalls sehr umsorgendes Verhalten, was vermuten lässt, dass positive Interaktionen dazu beitragen, optimistische und soziale Gehirne zu formen.

Minenfeld Pubertät Auch wenn ein Kind sowohl genetisch wie auch erziehungsbedingt störungsfrei durch eine ruhige Kindheit segelte, kann es im Sturm und Drang der Pubertät Schiffbruch erleiden. Für Jugendliche ist die Zugehörigkeit zu einer Peergroup – ob Clique oder Gang – von großer Wichtigkeit. Hier werden fernab des Elternhauses oder der Schule eigene, zum Teil neue Werte und Stile gelernt. Diese können förderlich sein, müssen es aber nicht. Nicht dazuzugehören oder bewusst ausgeschlossen zu werden, kann zu einer traumatischen und belastenden Erfahrung werden, die sehr am Selbstwertgefühl kratzen kann.

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Im Folgenden stelle ich Ihnen typische Prägungen aus der Kindheit und Jugend vor, die uns maßgeblich beeinflussen können.

Verlust, frühe Trennungen und Schicksalsschläge Diese dramatischen Erlebnisse bringen schon uns Erwachsene aus der Bahn. Wie soll es da Kindern gehen, die mitten in ihrer Entwicklung sind und auf einen geringeren Schatz an Erfahrungen zurückgreifen können? Längere Klinikaufenthalte oder die Trennung der Eltern können starke Ängste vor Verlust und Einsamkeit hervorrufen. Durch Krankheiten in der Familie oder Tod können sich Schuldgefühle entwickeln, die zu dem inneren Zwang führen, man müsse den Verlust ausgleichen oder wiedergutmachen.

Vernachlässigung und Ablehnung Wenn Eltern auf die Ängste und Nöte ihrer Kinder nicht reagieren, sie vielleicht noch nicht einmal wahrnehmen, dann erzeugt das im Kind einen erheblichen Stress. Die Folge kann sein, dass es sich von allen im Stich gelassen fühlt und nicht mehr zeigt, was es wirklich fühlt, um sich zu schützen. Vielleicht traut das Kind auch seinen Gefühlen nicht mehr? Immerhin hat es keine Resonanz darauf erhalten. Vielleicht sind sie ja falsch? Mit der Zeit kann sich so ein übersensibles Radar für Zurückweisungen oder Kritik entwickeln.

Missbrauch, Prügel und Willkür Kinder, die Prügel, Willkür oder Missbrauch ausgesetzt sind, lernen früh, geringste Vorzeichen für Zurückweisungen zu erkennen. Als Erwachsene reagieren sie dann übersensibel auf Kritik. Insbesondere sexueller oder emotionaler Missbrauch prägen das Gehirn und das Verhalten.

Beschimpfungen und fehlender Respekt Von Kindern wird ganz automatisch erwartet, dass sie Erwachsenen Respekt zollen. Umgedreht erfahren sie leider nicht immer Respekt von uns. Nicht selten sind Kinder Spott und Herabsetzungen durch die Erwachsenen ausgesetzt, worunter ihr Selbstwertgefühl leidet. Zum Beispiel durch vermeintlich lustige Frotzeleien wie „Da kommt ja unser Germany’s Next Top Moppel“ oder Beschimpfungen wie „Lass das, dafür bist du zu blöd.“ Ein Kind folgert daraus, dass es so, wie es ist, nicht richtig ist. Wer als Kind ständig Hänseleien, insbesondere durch die Eltern, erleiden musste, wird als Erwachsener zu negativen und selbstkritischen Gedanken neigen und ein geringes Selbstwertgefühl haben. Sehr wahrscheinlich wird er sich selbst ständig abwerten.

Überzogene Erwartung, Dauerkritik und fehlendes Zutrauen Nehmen Eltern Erfolge für selbstverständlich oder erhält das Kind nur bei Fehlern und Misserfolgen Aufmerksamkeit, dann wird es ihm schwerfallen, sich selbst als kompetent wahrzunehmen. Statt stolz auf die eigenen Fähigkeiten zu sein, wird es eher ständig an sich zweifeln. Statt neugierig und gelassen Dinge auszuprobieren, wird es Entscheidungen und Aufgaben nur zögerlich oder gar nicht angehen – zu tief ist die Angst vor Misserfolgen. Fehlendes Zutrauen unterwandert dann auch den Wunsch nach Selbständigkeit, man sucht Zuflucht in abhängigen Beziehungen, in denen andere wieder die Verantwortung übernehmen. Oder man hat ständig das Gefühl, etwas beweisen zu müssen. Das kann zu großen Erfolgen motivieren, aber auch zu Rechthaberei führen.

Alles wird gelobt Zu viel und vor allem unberechtigtes Lob kann genauso schädlich sein wie überzogene Kritik. Wird alles immer und überschwänglich gelobt, lernt ein Kind nicht, seine Fähigkeiten realistisch einzuschätzen. Mit der Zeit wird es misstrauisch, ob dem Lob zu trauen ist. Zum anderen kann es Kritik und Misserfolge kaum aushalten. Das hat zur Folge, dass das Selbstbewusstsein sinkt und gleichzeitig der innere Zwang, immer erfolgreich sein zu müssen, steigt.

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Die Einflüsse der Umwelt

Wir alle leben nicht in einem Vakuum, sondern in einer Umwelt, die uns beeinflusst und die wir beeinflussen. Ob physisch, sozial, psychisch, spirituell – sämtliche Umwelteinflüsse haben ihren Anteil daran, wie wir denken, fühlen und handeln. Mit den folgenden Beispielen möchte ich Ihnen verdeutlichen, wie diese äußeren Einflüsse auf uns wirken.

Vorbeugende Angriffe In fünf Studien mit rund 1300 Teilnehmern fand der Psychologe Nir Halevy von der Stanford University in Kalifornien heraus, dass wir aus einem vagen Gefühl der Bedrohung zu ,,Präventivschlägen“ („defensive aggressions“) neigen, wie zum Beispiel andere verbal anzugreifen oder Beziehungen vorsorglich abzubrechen. Er stellte ferner fest, dass dies vor allem dann passiert, wenn wir eine Situation als hoffnungslos empfinden. Dabei braucht es keinen direkten Anlass.

Schlecht zu lesen – keine Motivation Manchmal sind die Gründe für negative Gefühle äußerst subtil. Die Wissenschaftler Hyunjin Song und Norbert Schwarz von der University of Michigan (Ann Arbor) fanden heraus, dass unsere Motivation von Umständen beeinflusst werden kann, die auf den ersten Blick keinen Zusammenhang erkennen lassen. Sie zeigten in mehreren Experimenten, wie schnell man allein aufgrund der Lesbarkeit einer Schrift trügerische Rückschlüsse über den Schwierigkeitsgrad einer Aufgabe ziehen und damit schlechte Laune bekommen kann.

In einer dieser Studien baten sie Probanden, verschiedene Kochrezepte nachzukochen. Die eine Hälfte der Teilnehmer bekam den Text in der leicht lesbaren Schrift Tahoma. Die andere Gruppe erhielt den Text in einer sehr verschnörkelten und eher schwer entzifferbaren Schrift. Die Buchstabengröße war in beiden Fällen die gleiche, ebenso die Schriftfarbe. Probanden, die Rezepte in der schwer lesbaren Schrift lesen mussten, meinten frustriert, sie würden das Gericht eher nicht kochen, da es zu schwierig sei und zu viel Zeit in Anspruch nehme. Die Vergleichsgruppe war deutlich motivierter: Selbst Kochanfänger trauten sich schwierige Gerichte zu. Wenn ein äußerer Reiz derart stark auf unser Unbewusstes wirken kann, dass er unsere Reaktionen beeinflusst, lässt dies erahnen, wie mächtig manche Nebensächlichkeiten sein können.

DIE GUTEN SEITEN VON ÄRGER UND WUT

Ärger ist ein Gefühl, das alle Menschen gut kennen. Er kann übertrieben und destruktiv sein, aber auch angemessen und förderlich. Ärger ist eine Energie, die ebenso mobilisieren wie auch krank machen kann. Je besser wir diese Energie verstehen, desto leichter können wir sie überwinden oder für uns nutzen.

Anger is an energy!

„Anger is an energy“, sang der Punkrocker Johnny Rotten bereits in den 1970er-Jahren. Laut Statistik ärgern wir uns laufend und zweimal in der Woche heftig. Glücklicherweise verfliegt das Gefühl, das von Unbehagen oder Missmut bis hin zu Wut oder Zorn reichen kann, nach etwa einer Stunde.

Ärger gehört wie Freude, Überraschung, Ekel, Angst oder Traurigkeit zu unseren Grundgefühlen. Anders als Angst oder Traurigkeit wirkt Ärger jedoch nicht lähmend. Ganz im Gegenteil: Ärger mobilisiert in uns Energie, die aus der Frustration erwächst, dass etwas nicht so läuft, wie wir es erhofft haben oder gewohnt sind. Ärger kann somit Orientierung geben und wichtige Veränderungen in Gang setzen. Wenngleich Ärger dahin führen kann, wo man nie hinwollte, hat er auch das Potenzial für gute Wendungen.

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783869101132
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2019 (Januar)
Schlagworte
Konfliktmanagement Kommunikations-Ratgeber Narzisst Bossing Selbsthilfe Umgang schwieriger Chef Mobbing

Autor

  • Silke Weinig (Autor:in)

Silke Weinig ist Coach, Trainerin und Bloggerin. In ihrer Arbeit befähigt sie Menschen darin, ihre individuellen Stärken zu entwickeln, um das Leben zu führen, das sie sich wünschen. Bei der Beratung kommen ihr ihre mehrjährigen internationalen Erfahrungen in verschiedenen Positionen, ihre psychologische Ausbildung und ihr ausgeprägtes Einfühlungsvermögen zugute. Silke Weinig bloggt zu aktuellen Themen wie Motivation, Potentialentfaltung oder was zu einem guten Miteinander verhilft. Sie ist eine gefragte Interviewpartnerin und Rednerin.
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Titel: Mit schwierigen Menschen klarkommen