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Ich helfe mir selbst - Gicht

Schmerzen lindern und vorbeugen, Die besten Maßnahmen für zu Hause

von Dr. Andrea Flemmer (Autor:in)
128 Seiten

Zusammenfassung

Die bekannte Ratgeberautorin Dr. Andrea Flemmer hat diesmal die besten Gicht-Therapiemaßnahmen aus der konventionellen und der alternativen Medizin zusammengetragen: Die Leser erfahren, wie sie nach der Linderung der akuten Schmerzen ihre Harnsäurewerte ins Lot bringen, wie sie am besten Übergewicht abbauen und warum Bewegung so wichtig ist. Dazu gibt es viele Tipps, welche Hausmittel und Heilkräuter bei Gicht helfen können und Sie erfahren, welche die neuesten Erkenntnisse zu Gicht sind. Wer die Ratschläge dieses Buches umsetzt, hat eine sehr gute Chance, dass die Gicht verschwindet, seine gesamte Konstitution sich verbessert und seine Lebensqualität wieder so wird, als wäre er nie von Gicht betroffen gewesen.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


VORWORT

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Gicht ist eine Störung des Stoffwechsels, bei der sich zu viel Harnsäure im Blut ansammelt. Die Harnsäurekristalle lagern sich unter anderem in Gelenken ab, was zu zahlreichen Beschwerden führt. Typisch für die Erkrankung sind stark schmerzende, gerötete und geschwollene Gelenke – meist ist der große Zeh als erstes betroffen.

Zwar wird Gicht häufig als Wohlstandskrankheit bezeichnet, da sie durch Übergewicht, ungesunde Ernährung und Bewegungsmangel gefördert wird. Doch die Neigung zu einem erhöhten Harnsäurespiegel ist in den meisten Fällen angeboren.

Durch eine frühzeitige Therapie lässt sich Gicht meist gut behandeln. Und sie gehört zu den Krankheiten, bei denen Sie sich selbst sehr gut helfen können: Sie können die Harnsäure mit Hilfe einer einfachen Ernährungsumstellung senken und damit die Gichtanfälle lindern oder verhindern. Sie dabei zu unterstützen, ist das Ziel dieses Buches.

In diesem Ratgeber erfahren Sie alles, was Sie über den Gichtstoffwechsel und vor allem über die Behandlung von Gicht wissen müssen. Dazu habe ich für Sie die besten therapeutischen Maßnahmen aus der konventionellen und der alternativen Medizin zusammengetragen.

Wenn Sie die Ratschläge dieses Buches umsetzen, haben Sie eine sehr gute Chance, dass Ihre Gicht verschwindet, Ihre gesamte Konstitution sich verbessert und Ihre Lebensqualität wieder so wird, als wären Sie nie von Gicht betroffen gewesen. Noch nie war die Prognose für Gichtpatienten so gut wie heute. Nutzen Sie die Chance und helfen Sie sich selbst!

Viel Erfolg und gute Besserung wünscht Ihnen

GICHT – URSACHEN, SYMPTOME, THERAPIE

Die Gicht ist die häufi gste Form der Gelenkentzündung in Deutschland. In diesem Kapitel erfahren Sie, wie die Erkrankung entsteht, mit welchen typischen Symptomen sie einhergeht und wie sie konventionell behandelt wird.

Das sollten Sie über Gicht wissen

Eine Krankheit mit Geschichte

Bei der Gicht (Arthritis urica) handelt es sich um eine Stoffwechselerkrankung, die zum rheumatischen Formenkreis gerechnet wird. Die Zahl der betroffenen Erwachsenen in Deutschland, die erhöhte Harnsäurewerte haben, ist allein in den letzten Jahren drastisch angestiegen: von nur zwei auf 20 Prozent, wie der Fachzeitschrift „Der Internist” zu entnehmen ist. Über eine Millionen Menschen in Deutschland leiden unter einer ausgeprägten Gicht. Die gute Nachricht ist, dass Gicht zu den wenigen Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises gehört, die geheilt werden kann.

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Zum rheumatischen Formenkreis werden über 450 Erkrankungen gerechnet, die alle mit Bewegungseinschränkung und Schmerzen verbunden sind.

Schon im Altertum gab es die Gicht, damals wurde sie als Podagra bezeichnet, das ist das lateinische Wort für „Fußfessel”. Angesichts der Tatsache, dass die Krankheit mit heftigen Schmerzen im großen Zeh beginnt, die das Laufen erschweren oder gar unmöglich machen, ist das ein sehr treffender Name. Eine veraltete Bezeichnung für die Gicht ist „Zipperlein”, das vom mittelhochdeutschen Begriff zipfen für „trippeln” abgeleitet ist und sich auf den Gang des Erkrankten bezieht. Die deutsche Bezeichnung „Gicht” stammt von dem althochdeutschen Wort gi-giht, das „Besprechung, Behexung” bedeutet. Damit wurden alle Arten von Gliederschmerzen und Lähmungen bezeichnet, deren Ursache man nicht kannte und die man kurzerhand bösen Zaubersprüchen zuschrieb.

Lange herrschte die Meinung vor, nur die Reichen und Mächtigen würden Gicht bekommen, als Folge ihrer exzessiven Essund Trinkgewohnheiten. Gicht war die „Krankheit der Könige”: Alexander der Große, Karl der Große, Ludwig XIV. und Friedrich der Große hatten sie, aber auch Wallenstein, Goethe und Bismarck.

Tatsächlich gehört Gicht zu den klassischen Wohlstandskrankheiten, sie ist nach den Fettstoffwechselstörungen und Diabetes Typ 2 die dritthäufigste Stoffwechselerkrankung: In Deutschland sind 2,8 Prozent der Männer und 0,4 Prozent der Frauen im Alter zwischen 30 und 59 Jahren betroffen. Inzwischen sind erhöhte Harnsäurewerte und Gicht in allen Bevölkerungsschichten der Welt zu finden. Sogar in China und Indien stieg die Zahl der Gichtkranken in den letzten 20 Jahren an – dank des wachsenden Wohlstands.

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Heute können sich viele Menschen eine fleischlastige Ernährung leisten, und der hohe Fleischgenuss führt bei entsprechender Veranlagung zu einem Stoffwechselproblem. Fleisch enthält viele Purine und deren Abbauprodukt ist die sogenannte Harnsäure, die sich in Form von Harnsäurekristallen in Gelenken und Geweben ablagert, was die für Gicht typischen Schmerzen zur Folge hat. Doch auch Fruchtzucker spielt bei dieser Entwicklung eine wichtige Rolle. Dazu lesen Sie später mehr.

Gicht ist meist erblich bedingt

In den meisten Fällen ist Gicht erblich bedingt. Ein angeborener Enzymdefekt ist dabei sehr selten, die häufigste erbliche Ursache ist eine Stoffwechselstörung. Dabei wird die Bereitschaft vererbt, Harnsäure anzuhäufen. Dass Gicht erblich bedingt ist, sieht man auch an einer familiären Häufung: Wenn Sie betroffen sind, leiden meist auch Ihre Eltern, Großeltern und Ihre Geschwister an Gicht.

Sind Sie erblich vorbelastet, bedeutet das jedoch nicht zwangsläufig, dass Sie auch an Gicht erkranken. Entscheidend dafür, ob die Gicht ausbricht oder nicht, ist Ihre Lebensweise. Essen Sie leidenschaftlich gerne viel Fleisch, vor allem Innereien? Sind Sie übergewichtig und trinken gerne und viel Bier? Dann leisten Sie dem Ausbruch der Krankheit Vorschub. Denn ernährungsbedingte Ursachen für Gicht sind eine purinreiche Ernährung, ein hoher Alkoholkonsum, Überernährung und Übergewicht. Zudem erkranken mehr Männer als Frauen. Ein typischer Gichtpatient ist also ein Mann über vierzig mit einem stattlichen Bierbauch.

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Verschiedene Formen der Gicht

Primäre Gicht

Die erblich bedingte primäre Gicht betrifft 98 bis 99 Prozent der Patienten: Es ist also eine Veranlagung vorhanden und die Gicht wird dann meist durch eine falsche Ernährung ausgelöst. In 80 Prozent der Fälle ist eine gestörte Harnsäureausscheidung durch die Niere die Ursache dafür, dass die Harnsäurekonzentration im Blut allmählich ansteigt, bis der Wert eine kritische Grenze erreicht. Bei etwa 20 Prozent der Fälle geht dieser Anstieg auf eine vermehrte Harnsäurebildung aus Purinen infolge eines erblichen Enzymdefekts zurück.

Sekundäre Gicht

Die sehr viel seltenere sekundäre Gicht entsteht infolge anderer Erkrankungen oder durch Medikamente. Beispielsweise können Nierenerkrankungen oder Diabetes Typ 2 dazu führen, dass die Nieren weniger Harnsäure ausscheiden, sodass die Konzentration im Blut steigt. Eine sekundäre Gicht kann sich aber auch entwickeln, wenn viele körpereigene Zellen absterben – etwa bei Leukämie –, sodass sich im Körper viele Purine bilden.

So entsteht Gicht

Purine gelangen in das Blut

Jede Zelle in unserem Körper enthält einen Zellkern, in dem sich unsere Erbsubstanz, die DNA befindet. Bestandteil der DNA sind verschiedene chemische Verbindungen, die man Purine nennt und die bei der Gicht eine Hauptrolle spielen. Purine gelangen beim Abbau der Zellen ins Blut, sie werden aber auch mit der Nahrung aufgenommen. Besonders viele Purine sind enthalten in Innereien, Fleisch, Wurst, Fisch, Meeresfrüchten und Hefe. Etwa 60 Prozent der aufgenommenen Purine stammen aus Fleisch.

Aus welchem Grund auch immer die Zellen abgebaut werden, es werden immer Purine freigesetzt. So lebt eine Darmzelle nur ein bis zwei Tage, eine Hautzelle zwei bis vier Wochen und viele andere Körperzellen regenerieren sich innerhalb eines Jahres. Viele Körperzellen sterben zum Beispiel beim Fasten oder einer sehr raschen Gewichtsabnahme ab. Auch bei Bestrahlung oder Chemotherapie werden viele Zellen zerstört, deren Purine dann freigesetzt werden und in der Blutflüssigkeit landen.

Ganz gleich, ob Sie Purine mit der Nahrung zu sich nehmen oder ob sie durch Abbau von Körperzellen entstehen: Die Purine werden im Körper biochemisch umgebaut und über Zwischenstufen in Harnsäure umgewandelt. Die überschüssige Harnsäure wird zu 80 Prozent über die Nieren und den Harn ausgeschieden, zu etwa 20 Prozent über den Darm.

Die Harnsäurekonzentration steigt an

Wenn über die Nieren und den Darm dauerhaft weniger Harnsäure ausgeschieden wird, als im Körper produziert wird, steigt der Harnsäurewert im Blut an. Überschreitet der Wert eine bestimmte Grenze, bilden sich spitze Harnsäurekristalle, die über das Blut durch den ganzen Körper getragen werden und sich in Gelenken und Weichteilen ablagern. Die scharfkantigen Kristalle reizen das Gewebe in den Gelenken, es strömen Immunzellen ein und setzen Botenstoffe frei, die eine Entzündung hervorrufen.

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Mit der Zeit entstehen größere Ansammlungen an Harnsäurekristallen und wenn die Krankheit fortgeschritten ist, bilden sich Gichtknoten, auch Tophi genannt. Diese führen verstärkt zu schmerzhaften Entzündungen in den Gelenken – werden sie nicht behandelt, auch zu Gelenkschäden. Die Kristalle können sich auch in Organen, wie zum Beispiel in der Niere, ablagern und dort Funktionsstörungen verursachen.

Die Gichttophi können bis zu einem Zentimeter groß werden und man erkennt sie sogar im Röntgenbild. Die Knoten sind in der Regel nicht schmerzhaft, sie enthalten eine weiße Flüssigkeit bzw. Masse, die vor allem aus Harnsäureablagerungen besteht.

Meist entstehen sie in den Gelenken, sie können sich aber auch am äußeren Rand der Ohrmuschel oder auf dem Nasenrücken bilden.

Die vier Stadien der Gicht

Stadium 1: Asymptomatische Gicht

Zu Beginn verläuft die Gicht ohne irgendwelche Symptome oder Beschwerden. Diese Phase kann sich über Jahre oder Jahrzehnte hinziehen, bei manchen Patienten wird die Gicht nie akut. Die Harnsäurewerte sind in diesem asymptomatischen Stadium erhöht, entdeckt wird dies in der Regel aber eher zufällig im Rahmen einer Blutuntersuchung. Die meisten Betroffenen bemerken dieses Gichtstadium gar nicht.

Bei einer erhöhten Harnsäurekonzentration im Blut – einer Hyperurikämie – sind Sie eigentlich noch nicht krank. Es ist aber eine ernsthafte Vorstufe davon und Sie müssen dies behandeln lassen bzw. Ihre Ernährung umstellen. Wird die Hyperurikämie sorgfältig behandelt, kann das in den meisten Fällen den Ausbruch der Gichterkrankung verhindern. Wird hingegen nichts unternommen, um die erhöhten Harnsäurewerte zu senken, kommt es in vielen Fällen zum zweiten Stadium.

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Erhöhte Harnsäurewerte im Blut werden als Hyperurikämie bezeichnet.

Stadium 2: Der akute Gichtanfall

Wie gerade beschrieben, entstehen bei einem anhaltend überhöhten Harnsäurewert im Blut spitze, scharfkantige Harnsäurekristalle, die sich in Gelenken und Geweben ablagern. Die Harnsäurekristalle werden vom Immunsystem als Fremdkörper angesehen und nach Möglichkeit beseitigt. Im Zuge dessen werden zum einen Entzündungsstoffe gebildet, aber auch Milchsäure, wodurch das Gewebe noch saurer wird und noch mehr Harnsäurekristalle entstehen.

Schließlich kommt es zu einer akuten Entzündung meist nur eines Gelenks mit schmerzhafter Überwärmung und Schwellung. Diese Entzündung wird durch die Harnsäurekristalle ausgelöst. Da Harnsäurekristalle bei niedrigeren Temperaturen schneller entstehen, tritt der Gichtanfall am ehesten an Zehen, Fingern, Händen, Füßen, Ellenbogen sowie Ohren auf. In 60 Prozent aller Fälle ist das Großzehengrundgelenk betroffen.

Während eines Gichtanfalls leidet auch der Allgemeinzustand. Abgeschlagenheit, Fieber, ein beschleunigter Puls sowie Kopfschmerzen können hinzukommen. Ohne Behandlung kann dieser Zustand mehrere Stunden oder sogar Tage andauern. Hatte man schon viele akute Gichtanfälle und nähert sich allmählich der chronischen Gicht, hören die Schmerzen nach den Anfällen nicht mehr ganz auf.

Wenn Sie nichts unternehmen, kann ein akuter Gichtanfall bis zu zwei Wochen dauern. Beim ersten Mal ist in 90 Prozent der Fälle nur ein Gelenk betroffen, meistens das Großzehengrundgelenk. Bei älteren Patienten sind oft mehrere Gelenke in Mitleidenschaft gezogen.

Bei vielen Betroffenen beginnt die Gicht überraschend, ohne Vorwarnung und obwohl sie sich völlig gesund fühlen. Denn die erste Phase der Gicht verläuft in der Regel ohne Symptome. Der Harnsäurespiegel steigt an, die Harnsäurekristalle lagern sich unbemerkt ab, bis plötzlich die Entzündung da ist.

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Der erste Anfall tritt oft nachts im Grundgelenk des großen Zehs auf. Sie können sich das folgendermaßen vorstellen: Das Gelenk schwillt an, die Haut rötet sich und wird heiß. Sie bekommen starke Schmerzen, die tagelang anhalten und von leichtem Fieber begleitet sein können. Manchmal kommen Kopfschmerzen oder Erbrechen hinzu. Möglicherweise greift dies auch auf benachbarte Bereiche über. Bereits der Druck der Bettdecke oder das Zuschlagen einer Zimmertür kann zur Tortur werden. Spätestens dann sollten Sie einen Arzt aufsuchen.

Die Harnsäurekristalle können sich auch in der Niere absetzen, dann können sich Nierensteine bilden. Auch diese müssen Sie unbedingt behandeln lassen, um weitere Schäden zu verhindern.

Alternativ zu derart plötzlichen Gichtattacken kann die Erkrankung auch völlig uncharakteristisch beginnen: zum Beispiel mit Verdauungsstörungen, Übelkeit, Reizbarkeit, unklaren rheumatischen Beschwerden und Schmerzanfällen, die sich langsam steigern.

Mögliche Auslöser eines Gichtanfalls

Besteht bereits eine versteckte Neigung zu Gicht, können verschiedene äußere Faktoren die Entwicklung der Krankheit befördern oder einen Anfall auslösen.

Zu diesen Faktoren gehören vor allem der Genuss von purinreichen Lebensmitteln (siehe Seite 34) und von alkoholischen Getränken. Alkohol hemmt die Ausscheidung von Harnsäure, was den Harnsäurewert ansteigen lässt.

Auch Fasten oder strenge Diäten können zu einem Gichtanfall führen. Wenn in kurzer Zeit viel Muskelmasse abgebaut wird, sterben die Muskelzellen ab, die Zellkerne werden aufgebrochen und Purine freigesetzt. Als Folge steigt der Harnsäurespiegel im Blut an.

Nicht zuletzt kann körperlicher Stress – zum Beispiel durch Verletzungen, ungewöhnliche Anstrengung oder Infektionen – einen Gichtanfall auslösen. Denn bei massiver Überanstrengung entsteht Milchsäure im Körper, die von den Nieren ausgeschieden wird – und zwar bevor die Harnsäure an der Reihe ist. Die Harnsäure sammelt sich also im Blut an und bei einer entsprechenden Veranlagung kann es zu einem Gichtanfall kommen. Dies gilt in der Regel nur für eine massive Überanstrengung, nicht für körperliche Bewegung im Rahmen des empfohlenen Sports.

Stadium 3: Interkritische Phase

Die durch Gicht verursachten Schmerzen können nach einigen Tagen spontan wieder verschwinden. Anschließend tritt die Krankheit in eine interkritische Phase ein, das bezeichnet einen Zeitraum ohne Schmerzen. Es können Monate oder auch Jahre bis zum nächsten Gichtanfall vergehen. Jedoch wird dieser Zeitraum kürzer und die Anfälle dauern länger, je weiter die Krankheit voranschreitet. In diesem Zeitraum haben Gichtpatienten weiterhin zu hohe Harnsäurewerte, die zu einer vermehrten Ablagerung von Harnsäurekristallen im Gewebe führen können.

Die beschwerdefreien Phasen können Sie nutzen, um gegebenenfalls Ihr Gewicht langsam zu reduzieren. Außerdem sollten Sie auf Ihre Ernährung achten und sich ausreichend bewegen, also alles dafür tun, um einen gesunden Harnsäurespiegel zu erreichen und zu halten. Im besten Fall bleiben Sie von weiteren Anfällen verschont.

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Stadium 4: Das chronische Stadium

Chronisch wird Gicht dann, wenn sich die Gichtanfälle wiederholen. Dies ist der Fall, wenn der Patient seine Ernährung nicht ändert und wenn die Gicht unzureichend oder gar nicht behandelt wird. In dieser Phase sind die Gelenke dauerhaft entzündet, was Schmerzen in Ruhe und/oder bei Bewegung zur Folge hat. Es kommt in mehreren Gelenken zu Harnsäureablagerungen, entzündlichen Reaktionen sowie Knorpel- und Knochenzerstörungen. Beobachtet wird dies bei etwa 40 Prozent der Erkrankten, im Durchschnitt sind sieben Gelenke betroffen.

In diesem Stadium entwickeln sich die Harnsäurekristalle zu den bereits erwähnten Tophi. Diese Gichtknoten bleiben in der Regel zunächst unbemerkt und schmerzen nicht. Sehr häufige Tophi sind die Harnsteine in den Nieren, die bei 20 bis 40 Prozent der Gichtpatienten auftreten. Lagern sich Harnsäurekristalle im Darm ein, können sie zu heftigen Koliken führen.

Die rechtzeitige und richtige Behandlung der Gicht kann die Entstehung von Gichtknoten verhindern. Selbst wenn Sie bereits Tophi haben, auch über Jahre hinweg, können Sie sie reduzieren oder vollständig abbauen.

Wenn Sie hingegen die Krankheit nicht konsequent behandeln und Ihre Ernährung nicht umstellen, kann sie zu Deformierungen bis hin zur Unbeweglichkeit der betroffenen Gelenke führen. Auch die Schmerzen verschwinden dann nicht mehr vollständig. Zudem steigt die Gefahr, dass sich die Gicht auf Ihre inneren Organe, zum Beispiel die Niere, ausbreitet, und zwar in Form von Nierensteinen.

Die Harnsäurekristalle, die sich in der Niere sammeln, bilden zunächst winzige Steine, den sogenannten Nierengrieß. Klumpt dieser zusammen, entstehen Nierensteine, die das Abflusssystem der Niere verstopfen können. Dies kann zu Bluthochdruck und bis zum Nierenversagen führen.

So wird Gicht diagnostiziert

Sie haben die Symptome eines akuten Gichtanfalls und vermuten, an Gicht zu leiden? In der Regel stellt der Hausarzt die Diagnose. Er fragt Sie nach Ihren Beschwerden und nach dem Verlauf der Erkrankung. Dann werden der Harnsäuregehalt im Blut und mögliche Entzündungswerte festgestellt. Das ist nicht ganz unproblematisch, denn ein Drittel der Patienten mit einem akuten Gichtanfall haben ganz normale Harnsäurewerte im Blut. Daher wird empfohlen, die Harnsäure einige Wochen nach einem Anfall bestimmen zu lassen, um zu sehen, wie es sich mit dem Harnsäurespiegel verhält.

Sichtbare Veränderungen, die über Röntgen und ähnliche bildgebende Verfahren erfasst werden können, treten wie beschrieben erst im Spätstadium auf. Werden dann Tophi im Weichteilgewebe entdeckt, kann das jedoch zur Therapiekontrolle eingesetzt werden. Dabei hilft eine Ultraschalluntersuchung. Ergibt diese keine eindeutigen Ergebnisse, können Röntgenbilder gemacht werden. Damit ist es möglich, Harnsäurekristalle und im fortgeschrittenen Stadium Gelenkverformungen zu erkennen.

Die Symptome und Beschwerden des akuten Gichtanfalls sind oft sehr typisch, sodass ein Arzt in der Regel gleich den richtigen Verdacht haben wird. Hat zum Beispiel ein über 40-jähriger Mann nachts plötzlich eine extrem schmerzhafte Entzündung am Zehengrundgelenk, nachdem er am Abend zuvor ordentlich gefeiert, reichlich gegessen und Alkohol getrunken hat, liegt die Diagnose Gicht nahe.

Möglicherweise treten aber auch zunächst Fieber, Kopfschmerzen und Übelkeit auf und erst etwas später nicht ganz so heftige Gelenkschmerzen. Auch dies kann ein akuter Gichtanfall sein.

Sind die Symptome nicht eindeutig, wird der Arzt weitere Untersuchungen veranlassen.

Eine Möglichkeit, Gicht eindeutig zu diagnostizieren, ist die Entnahme von Gelenkflüssigkeit im Rahmen einer Gelenkpunktion. Befinden sich in der Gelenkflüssigkeit Harnsäurekristalle, ist die Diagnose Gicht zu 100 Prozent sicher. Der Arzt wird diese aufwendige und mit einem Infektionsrisiko verbundene Diagnostik nur dann durchführen, wenn der Verdacht auf Gicht besteht, weitere Symptome jedoch fehlen.

Deutlich unkomplizierter verläuft die Diagnose mit dem sogenannten Colchicintest. Dafür erhalten Sie an einem Tag über einen Zeitraum von sechs bis acht Stunden Colchicin (siehe auch Seite 25). Werden die Schmerzen rasch erträglich und verschwinden innerhalb von zwölf Stunden, haben Sie mit sehr großer Wahrscheinlichkeit tatsächlich Gicht. Bleibt die Wirkung aus, haben Sie keine Gicht.

Die Behandlung durch Ihren Arzt

So schmerzhaft Gicht auch ist, sie lässt sich in der Regel gut behandeln. Bei einem akuten Gichtanfall müssen Sie zuerst die Entzündungen beseitigen und die Schmerzen lindern, dafür wird Ihr Arzt Ihnen in der Regel Medikamente verordnen. Danach geht es daran, die Harnsäurewerte zu senken und nachhaltig zu regulieren, was meist durch eine Umstellung der Ernährungsgewohnheiten möglich ist.

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Fast immer ist es vermeidbar, dass Gicht chronisch wird und zu Komplikationen führt.

Bemerken Sie frühzeitig, dass Sie Gicht oder die Veranlagung dazu haben, und ergreifen Sie rechtzeitig die entsprechenden Maßnahmen, können Sie die Symptome auch ohne die Gabe von Medikamenten unter Kontrolle halten. Dabei heißt „rechtzeitig” bereits nach dem ersten akuten Anfall oder sogar früher.

Entzündung beseitigen und Harnsäurespiegel regulieren

Wenn Sie einen akuten Gichtanfall haben, möchten Sie sicher als erstes die Schmerzen loswerden. Dafür sollte innerhalb von zwölf bis 24 Stunden nach Beginn des akuten Gichtanfalls eine antientzündliche Therapie eingeleitet werden, die die Entzündung hemmt und die Schmerzen lindert. Ihr Arzt wird Ihnen dafür Medikamente verschreiben, aber auch ein paar Tipps zur Ernährung geben.

Das zweite wichtige Ziel der Therapie besteht darin, den Harnsäurespiegel auf einen Wert unter 6 mg/dl zu senken, in schweren Fällen auf unter 5 mg/dl. Das gelingt in der Regel, indem Sie Ihre Ernährung umstellen und vor allem in der ersten Zeit eine entsprechende Diät halten. Liegen die Harnsäurewerte über 8,5 mg/ dl oder bestehen Komplikationen, ist es sinnvoll, auch hier Medikamente einzusetzen. Diese hemmen entweder die Harnsäurebildung oder senken den Harnsäurespiegel im Blut, indem sie die Ausscheidung der Harnsäure anregen (siehe Seite 27).

Wenn keine Komplikationen bestehen und Sie die Ernährungsempfehlungen einhalten, haben Sie gute Chancen, auf Medikamente verzichten zu können.

Als erfolgreich gilt eine Behandlung, wenn alle Ablagerungen aufgelöst sind und Sie langfristig beschwerdefrei sind. Dafür ist es notwendig, die neue Ernährungsweise beizubehalten.

Gesunde Harnsäurewerte

Verschiedene Studien haben gezeigt, dass durch die Senkung der Harnsäure auf unter 6 mg/dl die Gefahr für weitere Gichtanfälle deutlich sinkt. Darüber hinaus werden eventuell vorhandene Gichtknoten kleiner. Hatte der Patient bereits mehrere Gichtanfälle und sind viele Tophi nachgewiesen, ist ein Harnsäurewert von unter 5 mg/dl anzustreben.

Medikamente bei Gicht

Die Schmerzen bei einem akuten Gichtanfall behandeln

Um die starken Schmerzen bei einem akuten Gichtanfall schnell zu lindern, gibt es verschiedene Medikamente:

Nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR)

Kortison

Colchicin

Antiphlogistika

Schmerzsalben

Nicht-steroidale Antirheumatika Nicht-steriodale Antirheumatika (NSAR) werden bei einem akuten Anfall von Gicht eingesetzt, da sie die Schmerzen effektiv lindern und die Entzündung im betroffenen Gelenk hemmen. Die Bezeichnung „nicht-steroidal” bedeutet, dass es sich nicht um Kortison oder ähnliche Mittel handelt. Wirkstoffe sind zum Beispiel Ibuprofen, Diclofenac oder Indometacin. Letzteres ist das Mittel der Wahl bei einem akuten Gichtanfall, es wirkt relativ zuverlässig gegen die Schmerzen und die Entzündung.

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Acetylsalicylsäure behindert die Ausscheidung der Harnsäure und sollte deshalb bei Gicht nicht genommen werden.

Kortisonpräparate Kortisonpräparate, wie zum Beispiel Prednisolon, werden auch als Glukokortikoide oder steriodale Antirheumatika bezeichnet. Sie wirken genau wie die nicht-steriodalen Antirheumatika bei einem akuten Gichtanfall, indem sie einerseits die Schmerzen lindern und andererseits die Entzündung hemmen. Diese Mittel können entweder oral als Tabletten eingenommen werden oder sie werden als Spritze direkt in das Gelenk injiziert, um die Wirkung zu beschleunigen. Kortison sollte nur zeitlich begrenzt verwendet werden. Als Dauertherapie ist es aufgrund von erheblichen Nebenwirkungen, wie zum Beispiel Muskelschwund und Osteoporose, nicht zu empfehlen.

Colchicin Das am längsten bekannte Medikament zur Linderung und auch zur Vorbeugung eines akuten Gichtanfalls ist Colchicin. Es wird aus der Heilpflanze Herbstzeitlose (siehe Seite 94) gewonnen, ist aber kein sanftes Pflanzenheilmittel, sondern muss sorgsam dosiert werden.

Colchicin überzeugt durch seine hohe Wirksamkeit in Bezug auf die Schmerzlinderung in den Gelenken, aufgrund seiner zahlreichen Nebenwirkungen wird es von Ärzten jedoch nur eingesetzt, wenn die anderen Medikamente nicht indiziert sind. Nach neuen Studien wird das Präparat inzwischen niedriger dosiert, dies reicht in der Regel, um einen akuten Gichtanfall erfolgreich zu behandeln. Bei diesen geringen Mengen treten Nebenwirkungen viel seltener und weniger intensiv auf.

Antiphlogistika Ergänzend zu den nicht-steroidalen Antirheumatika und Colchicin können Antiphlogistika eingesetzt werden, die gegen Entzündungen wirken. Sie lindern die Entzündungsprozesse im entzündeten Gelenk und reduzieren dadurch die Schmerzen, reichen jedoch als einziges Medikament bei einem akuten Gichtanfall meistens nicht aus. Wenn die Nebenwirkungen der anderen Mittel zu heftig sind, können diese dank der Antiphlogistika jedoch oft schwächer dosiert werden, was die Nebenwirkungen verringert.

Schmerzsalben Bei einem akuten Gichtanfall können Schmerzsalben eine gewisse Linderung verschaffen. Sie werden vorsichtig auf die entzündeten Gelenke aufgetragen. Am Anfang eines akuten Gichtanfalls oder wenn er allmählich nachlässt, können diese Salben sogar als einzige Behandlung ausreichen.

Ergänzende Maßnahmen bei einem akuten Gichtanfall

Bei einem akuten Gichtanfall wird Ihr Arzt Ihnen vermutlich Medikamente verschreiben, um die Schmerzen und die Entzündungen schnell zu lindern. Darüber hinaus sollten Sie einige allgemeine Maßnahmen ergreifen.

Stellen Sie das betroffene Gelenk ruhig und lagern Sie es hoch, damit weniger Körpergewicht darauf wirkt. In einer Studie konnte gezeigt werden, dass die korrekte Lagerung des Gelenks einen positiven Beitrag zur Therapie des akuten Gichtanfalls leisten kann.

Halten Sie gegebenenfalls Bettruhe. Dabei die Bettdecke vom empfindlichen Gelenk fernhalten.

Legen Sie mehrmals täglich kalte Umschläge auf, zum Beispiel Quarkwickel (siehe Seite 109) oder einen Eisbeutel. Haben Sie keine Attacke, werden dagegen meist warme Anwendungen als angenehm empfunden.

Eine leichte, purinarme Ernährung wird empfohlen. Am besten ist eine fettarme, basenreiche, vegetarische Kost (siehe Seite 31).

Trinken Sie mindestens 2 Liter Flüssigkeit am Tag – sofern aus medizinischer Sicht nichts dagegen spricht.

Vermeiden Sie sehr üppige Mahlzeiten und trinken Sie keinen Alkohol.

Wenn die Schmerzen weg sind, hilft Ihnen körperliche Aktivität, den Harnsäurespiegel zu senken. Extreme körperliche Anstrengung und Unterkühlung sollten Sie dabei vermeiden, da es dann erneut zu Anfällen kommen kann.

Medikamente für die Langzeittherapie zur Verhinderung neuer Gichtanfälle

Wenn die Schmerzen und die Entzündungen, die mit dem akuten Gichtanfall einhergehen, erfolgreich behandelt wurden, können Sie erst einmal aufatmen und sich über die Schmerzfreiheit freuen. Sie dürfen jedoch keinesfalls wieder in alte Gewohnheiten verfallen. Es ist nun unbedingt notwendig, den Harnsäurespiegel zu normalisieren und stabil zu halten. Damit können Sie in der Regel weitere Gichtanfälle und ein Fortschreiten der Krankheit verhindern.

Sie haben vermutlich schon damit angefangen, Ihre Ernährung umzustellen, vielleicht sind die Harnsäurewerte auch schon ein wenig niedriger geworden. Wenn sie jedoch immer noch zu hoch sind, stehen zwei Arten von Medikamenten zur Verfügung: Medikamente, die die Ausscheidung von Harnsäure fördern, sowie Medikamente, die die Bildung von Harnsäure blockieren. Urikosurika – Die „Harnsäure-Ausscheider” Diese Medikamente fördern die Harnsäureausscheidung. Die wichtigsten Wirkstoffe sind Probenecid und Benzbromaron. Beide hemmen den Abbau von Harnsäure im Körper und vermindern so deren Konzentration im Blut. Es wird verhindert, dass sich neue Gichtknoten bilden, vorhandene können sogar teilweise abgebaut werden.

Leider belasten Urikosurika die Nieren. Daher dürfen sie bei einem Nierenschaden nicht genommen werden. Urikostatika – Die „Harnsäure-Blocker” Hierbei handelt es sich um Medikamente, welche die Harnsäuresynthese hemmen, das heißt, sie verhindern, dass die mit der Nahrung aufgenommen Purine zu Harnsäure abgebaut werden.

Am häufigsten wird der Wirkstoff Allopurinol verordnet. Diese Medikamente sind zwar meistens gut verträglich, bei Daueranwendung können jedoch verschiedene Nebenwirkungen eintreten. Daher wird der Wirkstoff meistens nicht bei einer leichten Hyperurikämie eingesetzt, sondern erst, wenn der Harnsäurewert 8,5 mg/dl Blutflüssigkeit überschreitet. Für den akuten Gichtanfall ist Allopurinol nicht geeignet, denn das würde den Anfall verstärken. Zudem kann zu Beginn der Behandlung ein akuter Gichtanfall ausgelöst werden.

Ein neu entwickelter Wirkstoff dieser Kategorie ist Febuxostat. Mit seiner Hilfe erreichen prozentual mehr Patienten den Harnsäurezielwert von 6 mg/dl als unter Allopurinol.

Kombinationspräparate Für die Behandlung von Patienten, bei denen eine purinarme Ernährung nicht erfolgreich war, stehen auch Kombinationspräparate mit Benzbromaron und Allopurinol zur Verfügung. Dies betrifft erhöhte Harnsäurespiegel bei Gicht als Folge von Erkrankungen wie Nierenschäden, Blutarmut oder der Einnahme von Medikamenten wie Entwässerungsmitteln.

Sie haben aber den Nachteil, dass Benzbromaron die Ausscheidung von Allopurinol (bzw. Oxipurinol) beschleunigt, was die Wirksamkeit von Allopurinol beeinträchtigt.

Selbsthilfe bei Gicht

Haben Sie dieses Buch gekauft, weil Sie an Gicht leiden? Oder vielleicht weil Sie die begründete Sorge haben, die Veranlagung für Gicht geerbt zu haben? Was auch immer der Grund war, Sie werden viele Informationen und Ratschläge bekommen, wie Sie die Krankheit in den Griff bekommen und negative Auswirkungen verhindern.

Ob Sie nun eindeutige Symptome oder eine Veranlagung für Gicht haben: Das Ziel aller Maßnahmen ist, den Harnsäurespiegel in einem gesunden Bereich zu halten, um akute Gichtanfälle und ein Fortschreiten der Krankheit zu verhindern. Dies gelingt mit einer Ernährungsumstellung.

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Wenn Sie Ihre Ernährung umgestellt haben, sollten Sie nach etwa vier Wochen beim Hausarzt testen lassen, ob die Maßnahme gewirkt hat.

Sie haben einen Gichtanfall und entsprechende Schmerzen? Dann ist ein sofortiger Arztbesuch unvermeidbar, um die Schmerzen und Entzündungen zu behandeln. Wahrscheinlich wird sich die Einnahme von Medikamenten kaum umgehen lassen. Umschläge etc. können die Behandlung unterstützen (siehe Seite 106). Sobald die akuten Schmerzen gelindert und die Entzündungen reduziert sind, fangen Sie damit an, den Harnsäurespiegel ins Lot zu bringen.

In Ihrer Verwandtschaft kommt Gicht vor und Sie wollen wissen, ob Sie selbst betroffen sind? Auch dann besteht der erste Schritt zur Selbsthilfe darin, einen Arzt aufzusuchen. Er wird die Harnsäurewerte in Ihrem Blut und Ihre Urinwerte kontrollieren. Bei einer Ultraschalluntersuchung Ihrer Nieren kann er mögliche Nierensteine oder sonstige Veränderungen erkennen. Deuten die Ergebnisse auf eine erbliche Veranlagung für Gicht hin, sollten Sie Maßnahmen treffen, damit sie nicht ausbricht – also den Harnsäurespiegel regulieren.

Ein ausgeglichener Harnsäurespiegel ist das A und O bei der Behandlung von Gicht. Wie Sie Ihren Harnsäurespiegel mit der richtigen Ernährung positiv beeinflussen können, lesen Sie ab Seite 31. Besonders wichtig ist der Verzicht auf purinreiche Lebensmittel und die Vermeidung von Fruchtzucker.

Falls Sie Übergewicht haben, ist es nun an der Zeit, dieses zu reduzieren. Ab Seite 68 bekommen Sie viele Tipps dafür, wie Ihnen das gelingt.

Schließlich erfahren Sie ab Seite 81, wie Bewegung Sie beim Umstellen Ihrer Ernährung und beim Abnehmen unterstützen kann.

RICHTIG ESSEN HÄLT DIE GICHT IN SCHACH

Mit einer ausgewogenen, purinarmen Ernährung stehen Ihre Chancen sehr gut, dass Sie die Gicht in den Griff bekommen und einen erneuten Gichtanfall verhindern. Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Therapie ist, Übergewicht abzubauen. Wie Ihnen das gelingt, erfahren Sie in diesem Kapitel.

Grundlagen einer gesunden Ernährung bei Gicht

Krank zu sein ist natürlich nicht schön. Aber Sie haben zumindest eine Krankheit, die Sie mit Hilfe der Ernährung mit hoher Wahrscheinlichkeit gut in den Griff bekommen können. Dafür brauchen Sie keine extremen Diäten einzuhalten oder zum Vegetarier zu werden. Ihre Aufgabe als Gichtpatient ist es, auf eine ausgewogene Aufnahme der Nährstoffe zu achten – und den Puringehalt von Lebensmitteln zu kennen. So können Sie die Lebens mittel auswählen, die für Sie passen. Außerdem ist es wichtig, dass Sie Ihre Ernährung dauerhaft umstellen, in Zukunft Ernährungsfehler vermeiden und Ihr persönliches Idealgewicht erreichen und halten.

Die purinarme Ernährung

Gicht wird, das wissen Sie inzwischen, in den meisten Fällen durch eine falsche Ernährung ausgelöst. Stellen Sie Ihre Ernährung um, ist dies der wirksamste und ungefährlichste Weg, um sowohl akute Gichtanfälle als auch eine chronische Gicht zu vermeiden, aber auch mit chronischer Gicht deutlich besser zu leben. Das Ziel einer gesunden Ernährung ist, dass Sie Ihre Harnsäurewerte unter 6 mg/dl halten, damit die Harnsäure im Blut löslich bleibt. Das gelingt, wenn Sie pro Tag mit der Nahrung nicht mehr als 170 mg Purine aufnehmen. Daraus stellt der Körper etwa 400 mg Harnsäure her.

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170 mg Purine am Tag – dies sollte Ihr Zielwert sein.

Purinreich sind vor allem Innereien wie Bries, Nieren und Leber sowie Muskelfleisch und Wurst. Relativ viele Purine finden sich in der Haut von Geflügel und Fisch sowie in der Schwarte vom Schwein. Hering, Sprotten, Sardellen oder Lachs und Meerestiere wie Hummer und Miesmuscheln enthalten ebenfalls viele Purine. Um einen erhöhten Harnsäurespiegel zu senken, sollten Sie diese Lebensmittel konsequent meiden. Wenn Sie ganz allgemein auf Ihre Harnsäurewerte achten müssen, sind seltene Ausnahmen erlaubt. Auch einige pflanzliche Lebensmittel sind reich an Purinen, zum Beispiel Hülsenfrüchte wie Bohnen, Sojabohnen und Erbsen. Diese Lebensmittel und daraus hergestellte Produkte sollten Sie nicht zu häufig essen.

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783869100784
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2019 (Januar)
Schlagworte
Schmerz Ratgeber Heilkräuter Gicht Gesundheit Alternative Heilverfahren Alternative Heilmittel

Autor

  • Dr. Andrea Flemmer (Autor:in)

Dr. Andrea Flemmer ist Diplom-Biologin und Ernährungswissenschaftlerin und lebt in Taufkirchen in Bayern. Die Autorin hat zahlreiche Ratgeber zu den Themen Medizin, alternative Therapien und Ernährung veröffentlicht. Ihre Bücher wurden von Fernsehauftritten im ARD, ZDF, MDR, Bayerischen Fernsehen und bei TV München begleitet. Ihr besonderes Interesse gilt natürlichen Behandlungsmethoden, regelmäßig schreibt sie für verschiedene Gesundheitszeitschriften wie dem Kneipp-Journal.
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Titel: Ich helfe mir selbst - Gicht