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Babys brauchen Musik

Die besten Kitzellieder, Fingerspiele und Kniereiter für zwischendurch. So fördern Sie die Entwicklung Ihres Kindes zwischen 0 und 2 Jahren. Mit Audio-CD

von Ulla Nedebock (Autor:in)
160 Seiten

Zusammenfassung

Rhythmus und Musik gehören für Ihr kleines Kind zur gesunden Entwicklung – schon im Bauch hat Ihr Baby Ihren Herzschlag als beruhigend wahrgenommen. Später sind Lieder und Reime hilfreiche Rituale im Alltag, die Geborgenheit und Nähe schenken: auf der Wickelkommode, beim Essen, zum Trösten, Toben und Einschlafen. Die wertvollen Tipps bieten Ihnen die Möglichkeit, Ihr Kind auf vielfältige Weise zu fördern.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Schon als Ihr Kind im Bauch heranwuchs, hat es Töne wahrgenommen. Der Herzschlag der Mutter war der erste Takt, den es gehört hat. Und auch noch nach der Geburt geht eine beruhigende Wirkung von diesem Geräusch aus – nicht zufällig nimmt man ein Baby meist so in den Arm, dass sein Kopf an der linken Brust ruht, wo es den Herzschlag gut hören und spüren kann.

Als Eltern tun Sie sicher alles, um Ihrem neuen Familienzuwachs ein angenehmes Zuhause zu bieten. Nach der ersten Zeit der großen Umstellung gibt es bestimmt immer noch Tage, an denen Sie an Ihre nervlichen Grenzen geraten, aber der Alltag hat sich doch eingespielt. Sie denken darüber nach, wie Sie Ihr Baby fördern können, damit es sich möglichst gut entwickelt. Das ist ganz einfach, denn Kinder lernen spielerisch. Spielen ist für sie Lernen. Diese angeborene Fähigkeit, Neues kennenlernen zu wollen, können Sie zu Hause wunderbar nutzen, um Ihrem Kind ein gutes Rhythmusgefühl und Spaß an Musik mitzugeben.

Wenn Sie mit Ihrem Baby Musik „spielen“, schulen Sie mit viel Spaß das musikalische Gehör. Bei Kniereiterliedern erspürt es den Rhythmus, bei Fingerspielen beginnt es seine Finger einzeln zu bewegen, bei Kitzelreimen lernt es seinen Körper kennen. Fingermärchen beflügeln seine Fantasie und Wiegenlieder schaffen Entspannung. Bei alldem fördern Sie nebenbei das Verständnis für Sprache und das Sprechen.

Zusammen spielen, singen und tanzen – eine hervorragende Basis, damit sich das Baby oder Kleinkind wohlfühlt. Krabbelverse und Kniereiter bringen Mutter und Kind (oder Vater, Großmutter usw. und Kind) ganz nah zusammen. Und am Ende schaut das Baby erwartungsvoll und das Kleinkind ruft: „Noch mal, noch mal!“, sodass vielleicht aus dem kurzen Moment ein langer wird. Als Erwachsener wird man dabei die Erfahrung machen, dass es sich überaus gelohnt hat, Waschmaschine oder Schreibtisch für einige Zeit warten zu lassen. Ein Kinderlachen ist tausendmal wertvoller und bringt so viel Nähe. Ihre persönlichen Lieblingsspiellieder und Lieblingsreime werden schon bald hilfreiche Rituale für den Alltag sein, die Halt und Geborgenheit geben und auch mal über Trotz oder Tränen hinweghelfen.

Betrachtet man die Zeitspanne, die man mit seinen Kindern verbringt, ist jene Phase doch sehr kurz, in der sie Mama und Papa so sehr brauchen, umwerben, bewundern und genießen. Genießen Sie es auch! Und viele Untersuchungen haben gezeigt: Wer in den ersten Jahren Geborgenheit und liebevolles Vertrauen schenkt, schafft eine tragfähige Basis für die lebenslange Beziehung.

Wenn Musik zum täglichen Allerlei des Kindes dazugehört, dann wird die Musik es in der Zeit des Reifens und im Erwachsenenleben begleiten. Ob Freude an Musik später bedeutet, einfach gerne Musik zu hören oder dazu zu tanzen oder selbst mit einem Instrument oder der eigenen Stimme zu musizieren – wertvoll ist alles und jeder kann Musik auf seine eigene Weise zu einem Teil seines Lebens machen. Legen Sie als Eltern den Grundstein dafür!

Ulla Nedebock

Man kann dieses Buch einfach irgendwo aufschlagen und einen Kitzelreim oder ein Gutenachtlied ausprobieren. Das ist problemlos möglich, denn zu jedem Lied gibt es eine genaue Spielanleitung und Ideen und Tipps, mit denen man direkt loslegen kann. Das erfordert keinerlei Vorbereitung und keine zusätzlichen Materialien, und wer möchte, legt dazu die mitgelieferte CD ein.

Alle Reime und Lieder, die im Buch vorkommen, sind auch auf der CD zu hören. Es ist eine Mischung aus neuen und aus überlieferten Melodien und Texten, die speziell für das Spielen mit Babys und Kleinkindern geeignet sind. Da Sie alles anhören können, wird Ihnen das Singen der Lieder leicht fallen. Es genügt vollkommen, auch nur die erste Strophe eines Liedes zu singen. Und wenn die mal „sitzt“, fällt die zweite Strophe schon viel leichter, weil die Melodie ja bereits vertraut ist. Vielleicht kommt Ihnen ja auch das eine oder andere Gutenachtlied bekannt vor, weil Ihre Mutter Sie ebenfalls damit in den Schlaf gesungen hat. Oder Sie erinnern sich an ein Fingerspiel, das Ihr Großvater Ihnen vorgemacht hat. Den vollständigen Text oder die Melodie haben Sie aber vielleicht nicht mehr parat. Dafür ist dies Kombination aus Buch und CD ideal. So haben Sie als Eltern die Möglichkeit, zu Hause mit Ihrem Baby oder Kleinkind Musik zu „spielen“, eine Menge Spaß miteinander zu haben und es ganz nebenbei auf vielfältige Weise zu fördern.

Einfach ausprobieren!

Was kann man mit Säuglingen spielen? Dafür hält der erste Teil des Ratgebers eine Fülle von Anregungen bereit. Erste Kitzelreime, beruhigende Wiegenlieder, Massagelieder gegen Bauchweh und Abendrituale finden schon im Alltag mit den Allerkleinsten ihren Platz. Das Kapitel „Spiellieder für den Tag“ bietet viele Vorschläge, wie man auf die neuen Entwicklungsschritte seines Babys eingehen kann. Mit ersten Instrumenten, Fingermärchen, Kuckuckliedern und lustigen Kniereitern fördert man das Körpergefühl, das Sprachverständnis und das musikalische Gehör. Auch für kleine Wehwehchen finden sich hier tröstende Kinderlieder.

Kleinkinder ab etwa einem Jahr beginnen zu laufen, können sich schon mitteilen und ihre Wünsche und Abneigungen deutlich zeigen. Ihren Bewegungsdrang können Sie mit kleinen Tänzen unterstützen. Mit den Wickelliedern und Badewannenreimen des Kapitels „Von morgens bis abends“ kommen Sie besser durch den Tag und begleiten Ihr Kind mit beruhigenden Abendliedern in den Schlaf. Hilfreiche Tipps, wie Sie in schwierigen Situationen, etwa bei Bauchschmerzen oder abendlichen Schreiattacken reagieren können, finden Sie hier ebenso wie Ideen, um mit einfachen Mitteln eine Fingerpuppe oder ein Schellenband zu basteln.

Einige Lieder und Reime gefallen Ihnen besonders gut? Wunderbar, denn wenn Sie zum Beispiel das Lied „Das Sternlein“ immer vor dem Zubettbringen singen, entwickeln Sie ein kleines Ritual, das nach einiger Zeit gar nicht mehr aus Ihrem Tagesablauf wegzudenken ist. Für Ihr Kind ist es das Signal: „Aha, Mama singt das Lied vom Sternlein, dann geht es jetzt ins Bett.“ Und Rituale sind wahre Wundermittel, um den Kindern Sicherheit und Vertrauen zu schenken.

Ein Fingermärchen, das Ihnen und Ihrem Baby besonders gut gefällt, kann es durch die ganze Kindheit begleiten. Solange es noch sehr klein ist, werden Sie es ihm vorspielen. Es wird versuchen, Ihre Finger zu greifen. Nach seinem ersten Geburtstag versucht es irgendwann, mit den eigenen Fingern mitzuspielen. Dann holen Sie vielleicht die Trommel heraus und spielen den Reim auf der Trommel mit. Wenn noch ein paar Monate vergangen sind, wird Ihr Kind unbändig stolz sein, dass ihm der Wechsel vom Trommeln zum Klatschen an der richtigen Stelle gelungen ist. Ein scheinbar schlichtes Fingerspiel schenkt also einem Kind in verschiedenen Altersstufen ganz unterschiedliche Erfolgserlebnisse. Ihr zu einem Kleinkind herangewachsenes Baby singt gerne mit, und wenn es selbst laufen kann, tanzt es voller Freude dazu.

Der Alltag mit einem Baby oder Kleinkind lässt Müttern und Vätern oft wenig Zeit, um sich in aller Ruhe mit ihm zu beschäftigen. Zwischen Wickeln, Stillen oder Füttern muss eingekauft, die Wäsche gemacht und noch der eine oder andere Schreibtischkram erledigt werden. Eltern stehen vor neuen, ungewohnten Anforderungen und wollen alles richtig machen. Es braucht Zeit, bis man den Säugling liebevoll und ohne Hektik versorgen und entspannt mit ihm spielen kann. Gelassenheit und mehr Sicherheit stellen sich erst nach einer Zeit der Gewöhnung ein.

Alles durcheinander

Der kleine Familienzuwachs bringt zunächst einmal das ganze Leben durcheinander. Auch wenn man nach ein paar Monaten einen halbwegs geregelten Tagesablauf geschaffen hat, so lässt sich doch wenig planen. An einem Tag hat das Baby vielleicht Bauchschmerzen und schreit bis tief in die Nacht und möchte herumgetragen werden. Ein andermal ist es ganz aufgedreht und mag nicht einschlafen. Und am nächsten Tag ist es wieder ein fröhlicher Sonnenschein, dessen Lachen für die anstrengenden Nachtstunden entschädigt. Mangelnder Schlaf und ein angegriffenes Nervenkostüm sind typisch für die ersten Monate mit einem Baby. Wo soll man da noch Zeit und Geduld hernehmen, um mit dem Baby zu singen und zu spielen?

Glücksmomente genießen

Doch es gibt diese Lücken. Kleine Momente im ausgefüllten Alltag, die man zum Schmusen, Singen und Spielen nutzen kann. Sei es beim Wickeln, beim Füttern, beim Zubettbringen, beim Autofahren oder im Wartezimmer.

Aber womit soll man diese Momente füllen? Dafür bieten sich kurze Fingerspiele, Reime und Kinderlieder an, wie sie in diesem Band zusammengestellt sind. Die Texte sind nicht lang, prägen sich gut ein und die Melodien sind häufig bekannt.

Probieren Sie es mal mit diesem kurzen Kitzelreim:

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MONDGESICHT

Punkt, Punkt, Komma, Strich,

ich male mir ein Mondgesicht.

Der Mond ist rund,

der Mond ist rund.

Er hat zwei Augen,

Nas’ und Mund.

Nehmen Sie die kleine Hand in Ihre Hand und streichen Sie mehrfach darüber, damit sich die Finger entspannen. Dann malen Sie mit Ihrer anderen Hand ein Gesicht in die kleine Hand. Am Schluss tippen Sie sanft auf Augen, Nase und Mund Ihres Babys.

Eine Viertelstunde nur für uns

Das Gefühl kennt jede Mutter und jeder Vater – man liegt abends im Bett, lässt den Tag vor seinem geistigen Auge vorbeiziehen und spürt die Enttäuschung darüber, dass sich keine ruhige Minute zum Spielen gefunden hat. Besonders in Familien mit mehreren Kindern ist der Tag ganz damit ausgefüllt, all das, was sein muss, „auf die Reihe zu kriegen“. Der Haushalt muss erledigt werden, nachmittags brauchen die älteren Geschwister Unterstützung bei den Hausaufgaben, man spielt Taxi für die Kinder und abends müssen alle rechtzeitig ins Bett bugsiert werden.

Wenn man derart im Hamsterrad rennt, wird sich der passende Moment für ein Fingerspiel oder einen Kniereiter nicht plötzlich einfach so ergeben. Und hat man überraschend etwas Luft, dann ist man froh um diese kleine Pause und möchte sie nicht gleich wieder mit neuem Programm füllen. Was also tun? Freie Zeit einplanen! Auch wenn es wie ein Widerspruch klingt: Reservieren Sie eine Viertelstunde nur zum Spielen. Das hört sich wenig an. Aber 15 Minuten, in denen es nur „du und ich“ gibt und die ganz dem Spiel gehören, sind viel Zeit.

Suchen Sie sich ein Lied oder einen Reim aus und beginnen Sie die Spielzeit immer damit. Das ist für Ihr Baby das Signal: Spielzeit! Vielleicht werden es nur zehn Minuten, vielleicht aber auch mehr, das hängt ganz davon ab, wie viel Spaß Sie beide heute dabei haben. Spielen Sie ohne Ehrgeiz. Ein andermal bleibt das Kind vielleicht länger dabei. Entscheidend ist nicht die Dauer des Spielens, sondern der besondere Moment von Nähe und Geborgenheit.

So eine Spielzeit braucht keine große Vorbereitung. Vielleicht liegt Ihr Baby gerade auf der Krabbeldecke – dann setzen Sie sich einfach dazu. Oder Sie machen es sich gemeinsam auf dem Sofa bequem und das Kleine liegt an Ihre Oberschenkel gelehnt auf Ihrem Bauch. So haben Sie beide Arme frei und können die Hände erzählen lassen. Bei dem folgenden Märchen ist eine Hand der flatternde Spatz oben am Himmel, die andere Hand die lauernde Katze am Boden. Der Spatz fliegt umher und landet auf dem Bauch oder dem Köpfchen Ihres Kindes und kitzelt es fröhlich.

Babys lieben das Handmärchen vom frechen Spatz, der sie am Schluss kitzelt:

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Spielen und nicht überfordern

Bei Kindern im ersten Lebensjahr wird aus der Viertelstunde allmählich mehr, weil sie im Laufe der Zeit längere Wachphasen haben und sich besser auf eine Sache konzentrieren können. Die Konzentrationsfähigkeit ist etwas, das Kinder lernen müssen: an etwas dran bleiben, noch mal und noch mal probieren, etwas fertig machen. Wer das nicht kann, hat spätestens in der Schule zu kämpfen. Eltern können diese Fähigkeit beim Kleinkind fördern, indem sie es ermutigen, den Turm aus Bauklötzchen nochmals aufzubauen oder erneut zu probieren, ob es die Trommel laut und leise spielen kann, oder ob es zum Fingerspiel mit dem Zeigefinger wackeln kann. Auch hier gilt: Fördern Sie ohne eigenen Ehrgeiz und erkennen Sie die momentanen Grenzen Ihres Kindes an. Wenn es ihm keinen Spaß mehr macht, spielen Sie ein anderes Mal miteinander weiter.

Beim folgenden Lied ist Konzentration gefragt. Kleinkinder mögen gerne längere und abwechslungsreichere Lieder. Immer wieder einen anderen Körperteil zu bewegen ist für ein Kleinkind ganz schön schwierig, fordert sie aber heraus. Solche Herausforderungen schulen das Zusammenspiel von Finger, Arm, Fuß usw. und lehren ein gutes Gefühl für den eigenen Körper.

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Dieses Lied kann man gut spielen, wenn Kind und Erwachsener auf dem Boden nebeneinander sitzen. So kann das Kleinkind gut nachmachen, was Mama oder Papa vormachen, ohne alles spiegelverkehrt zu sehen. Zunächst tippen die einzelnen Finger auf den Boden, dann trommelt die Faust, dann tippt der Ellbogen, dann trommelt der Fuß, dann nickt der Kopf und schließlich legt man den Kopf zum Schlafen auf die gefalteten Hände.

Als Mutter oder Vater wissen Sie selbst am besten, zu welcher Tageszeit Ihr Kind wach und aufnahmefähig ist. Und auch während des Spiels müssen Sie beurteilen, ob Ihr Kind noch Spaß hat oder ermüdet und unkonzentriert ist. Das Lied „Wir spielen, wir spielen“ kann man beliebig ausbauen oder auch abkürzen, je nachdem, ob Ihr Kind noch spielen mag.

Auf jeden Fall sorgen Momente, in denen Sie sich ganz intensiv mit dem Kind beschäftigen, dafür, dass Sie sich abends im Bett sagen können: „Zwischen all dem Alltagskram haben wir zwei viel Spaß miteinander gehabt!“

Vielleicht schreiben Sie sich in den Kalender „Spielzeit zwischen 9 und 10 einplanen“ oder heften einen Klebezettel an den Kühlschrank. Klingt absurd? Ist es aber nicht, denn Essens- und Schlafenszeiten versuchen Sie ja auch einzuhalten. Da ist es nur logisch, auch Zeiten für die Förderung der seelischen und geistigen Entwicklung Ihres Kindes einzuplanen.

Uns Menschen ist etwas sehr Praktisches angeboren: Sobald wir ein Baby vor uns haben, sprechen wir mit höherer Stimme und geraten in eine Art Singsang. Wir nicken übertrieben mit dem Kopf, strahlen das Kind mit breitem Lachen an und ziehen die Augenbrauen hoch. All das tun wir ganz automatisch und fesseln damit die Aufmerksamkeit des Babys.

Spaß miteinander

Genau das machen wir auch ohne viel Nachdenken, wenn wir mit dem Kind einen Fingerreim spielen oder es beim Kniereitervers auf den Beinen hopsen lassen. Beständig versuchen wir den Augenkontakt zu halten und signalisieren mit den hochgezogenen Augenbrauen und weit aufgerissenen Augen: Ich bin jetzt ganz für dich da, ich spiele nur mit dir und wir zwei haben eine Menge Spaß! Gibt es am Ende des Kniereiters einen „Sturz“, dann zögern wir das „Plumpsen“ mit Spannung hinaus und erfreuen uns an unserem Kind, das vor lauter Vorfreude strahlt und quietscht.

Das Gleiche passiert auch, wenn wir auf der Wickelkommode einen Kitzelreim spielen. Wenn das Kind den Spruch einige Male gehört hat und dabei gekitzelt wurde, ahnt es schon bald, wann die Kitzelei und Schmuserei kommen, und freut sich unbändig.

Zusammen Quatsch machen

Die zehn Monate alte Mia sitzt im Hochstuhl und lässt immer wieder den Löffel auf den Boden fallen. Sie amüsiert sich köstlich darüber, wenn Mama übertrieben theatralisch aufstöhnt und im Spaß mit dem Zeigefinger droht. Mia lernt hierbei etwas über Ursache und Wirkung – wenn ich den Löffel hinunterwerfe, klirrt es am Boden und Mama hebt ihn wieder auf. Diese neue Erfahrung wird im Gehirn eng mit der Freude darüber gekoppelt, dass Mama dabei so viel Quatsch macht. Das merkt sich Mia besonders gut. Denn, das zeigen die Ergebnisse der neuesten Lernforschung, was mit positiven Gefühlen gelernt wird, merkt man sich leicht.

Da wir uns also gar nicht vornehmen müssen, übertriebene Grimassen zu machen oder dramatisch mit den Armen zu rudern – das machen wir von ganz alleine –, unterstützen wir die Entwicklung unseres Kindes, ohne uns dafür anzustrengen, denn uns macht es ja auch Spaß. Je mehr Freude Sie als Mutter oder Vater daran haben, den Reim durch leises Sprechen, das langsam lauter wird, spannend zu erzählen oder langsam zu beginnen und dann schneller zu werden oder Ihre Stimme immer höher werden zu lassen, umso gefesselter wird Ihr Kind Ihnen lauschen. Und umso mehr Freude werden Sie gemeinsam an einem ansonsten anstrengenden Tag miteinander haben.

Ist es nicht noch zu klein?

Ab wann hat ein Baby etwas davon, dass man mit ihm spielt? Viele Eltern fragen sich das und rätseln, was ihr Kleines mit drei oder vier Monaten schon versteht. Schließlich sind die Möglichkeiten des Babys begrenzt, um uns Erwachsenen mitzuteilen, ob es ihm Spaß macht, wenn die Mutter das Lied von den Sonnenkäfern singt und dabei mit ihren Fingern von den Beinchen bis zu den Ärmchen hinaufkrabbelt. Aber es kann lächeln, wunderbar lächeln. So wunderbar, dass wir Erwachsenen diesem Lächeln nicht widerstehen können. Wir müssen einfach zurücklächeln. Und solange das Kind lächelt, geht es ihm gut und ihm gefällt, was geschieht.

Es macht bei Fingerspielen oder Kniereitern die Erfahrung, dass Berührungen fest oder sanft sein können, Bewegungen schnell oder langsam, Geräusche laut oder leise, Stimmen hoch oder tief. Und zwar ohne Schrecken in der sicheren Nähe von Vater oder Mutter.

Irgendwann im dritten oder vierten Monat entdeckt das Baby seine Finger und spielt versunken damit. Dann ist es bereit für die ersten kurzen Fingerspiele, zum Beispiel „Der ist in den Brunnen gefallen“.

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DER IST IN DEN BRUNNEN GEFALLEN

Der ist in den Brunnen gefallen,

der hat ihn wieder rausgeholt,

der hat ihn ins Bett gelegt,

der hat ihn schön zugedeckt,

und der kleine Schelm da,

der hat ihn wieder aufgeweckt.

Na, so was!

Nehmen Sie behutsam eine Hand Ihres Babys und beginnen Sie den Reim, indem Sie den Daumen der kleinen Hand mit Ihrem Daumen und Zeigefinger halten oder darauf tippen. Dann folgen die anderen Finger bis zum kleinen Finger. Das ist der „kleine Schelm“. Bei „Na, so was!“ klopfen Sie sich übertrieben entsetzt auf die Schenkel.

Da Babys die Finger nicht ausgestreckt halten, können Sie das Ausstrecken der Finger bei diesem Reim unterstützen, wenn Sie vom Handballen ausgehend sanft bis zu den Fingerspitzen streichen.

Kleinkinder werden versuchen, mit den Fingern der einen Hand die einzelnen Finger der anderen Hand zu greifen, während Sie den Reim aufsagen. Das ist eine wunderbare spielerische Übung für die Koordination von Hand und Auge. Und Sie werden sehen: Es kommt der Tag, da wird Ihr Kind Sie mit einem entrüsteten „Na, so was!“ überraschen.

Hand-Auge-Koordination

Paul ist frisch gewickelt, satt und zufrieden. Er liegt auf der Krabbeldecke und untersucht seine Finger. Hat er sie vor Kurzem oft in den Mund gesteckt und mit der Zunge betastet, führt er nun mit vier Monaten die Hände vor sein Gesicht, öffnet die Finger, bewegt sie langsam und betrachtet sie unentwegt. Manchmal bringt er auch beide Händchen über sich zusammen, betastet sie gegenseitig und faltet sie ineinander. Pauls Kinderarzt würde sagen, er hat die wichtige Entwicklung von der Hand-Mund-Koordination über die Hand-Auge-Koordination zur Hand-Hand-Koordination durchgemacht und ist nun bereit, einen weiteren Entwicklungsschritt zu machen, nämlich das Greifen zu lernen.

Sprachverständnis fördern

Fingermärchen beeinflussen auch das Sprechenlernen. Da im Gehirn der Bereich der Sprache und der Bereich der Fingerfertigkeit eng beieinander liegen, geben sie sich gegenseitig neue Impulse und beeinflussen sich positiv. Probieren Sie den Kitzelvers von der „Biene Sabine“ mit Ihrem Kind aus. Die einfachen Bewegungen mit den Fingern kann ein Kleinkind schon bald mit seiner Hand spielen, nachdem Sie es einige Male mit der kleinen Kinderhand vorgemacht haben. Lassen Sie Ihre Hand die schwirrende Biene sein, bevor sie in der Hand des Kindes landet, dem Blütenblatt. Dort kitzeln Sie mit den Fingern die Handinnenseite.

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BIENE SABINE

Die Biene Sabine fliegt durch die Luft.

Bsss, bsss, bsss, bsssss.

Sie setzt sich auf ein Blütenblatt,

isst sich am guten Honig satt.

Schmatz, schmatz, schmatz.

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Im Walzertakt

Singt man dem Säugling ein Wiegenlied vor – das Baby liegt sicher und geborgen in den Armen, es hat innigen Blickkontakt mit dem Erwachsenen –, dann wird es das genießen, unabhängig vom Alter. Selbst Kinder, die schon in den Kindergarten gehen, lieben solche Augenblicke, in denen Mama oder Papa ganz für sie da sind. Auch Erwachsene profitieren von solchen Pausen im Alltag. Für kurze Zeit steht das Leben drum herum still und es gibt nur „dich und mich“.

Wiegenlieder sind meist Gutenachtlieder, die man vor dem Zubettgehen singt. Jedoch gibt es viele Kinderlieder, die im Walzertakt geschrieben sind und sich wunderbar eignen, um das Baby tagsüber dazu hin und her zu „wiegen“. Eines davon ist das alte Volkslied „Es war eine Mutter“. Der Dreivierteltakt, den wir als Walzertakt kennen, wirkt harmonisierend und entspannend. Sich mit einem lieben Menschen dazu zu wiegen, schüttet eine Menge Glückshormone aus, die nicht nur das Kind, sondern auch gestresste Eltern gut gebrauchen können.

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Gehirnentwicklung und Konzentrationsfähigkeit

Etwa ab dem vierten Lebensmonat verändert sich die Wahrnehmungsfähigkeit des Babys grundlegend. Es zeigt vermehrt Interesse für das, was um es herum geschieht. Es wirkt wacher. Wenn ihm etwas gefällt, kann es das mit Lachen oder gurrenden und säuselnden Tönen zum Ausdruck bringen. Die meisten Babys schreien dann auch weniger und sind mehr an ihrer Umwelt interessiert. Der Grund dafür ist, dass sich das Gehirn des Babys weiterentwickelt hat. Weitere Bereiche des Gehirns sind jetzt funktionstüchtig. Das Baby ist nun in der Lage, Informationen besser zu sortieren.

Sich dem Baby anpassen

Grundsätzlich gilt: Je jünger das Kind, desto kürzer sollten das Lied oder der Reim sein. Die Konzentrationsfähigkeit ist bei Babys begrenzt und sie ermüden rasch. Aber Neugeborene und wenige Monate alte Babys können noch nicht aktiv wegschauen, sondern bleiben gewissermaßen mit ihrem Blick an einem Gesicht kleben. Erst wenn Babys vier oder fünf Monate alt sind, können sie zeigen, dass sie genug haben und nicht mehr spielen wollen. Sie drehen den Kopf weg und scheinen ins Leere zu blicken oder sie werden unruhig und verziehen das Gesicht so, dass man ihr Unwohlsein geradezu darin lesen kann. Klare Zeichen, abzubrechen und ein anderes Mal weiterzuspielen. Offensichtlich braucht das Kind dann etwas anderes. Vielleicht etwas zu trinken, eine frische Windel oder schlichtweg ein Schläfchen. Das herauszufinden ist allerdings eine der größten Herausforderungen im Alltag mit einem Baby, den Mütter und Väter aber mit jedem Tag besser meistern. Hier hilft die eigene Erfahrung weiter und oft auch der Austausch mit anderen Eltern.

Wache Babys fördern

Seien Sie also nicht enttäuscht, wenn Sie mit großem Elan einen Kitzelvers mit Ihrem Kind spielen, das Kleine aber in diesem Moment gar keinen Sinn dafür hat. Babys leben nur im Moment, und wenn sich genau jetzt der Hunger meldet, dann ist alles andere uninteressant. Da kann der Kitzelvers noch so lustig sein. Sind die Grundbedürfnisse gestillt und das Baby ausgeschlafen, wird Ihr Spiel gewiss mit begeistertem Gurren und Säuseln kommentiert.

Es lohnt sich, die wachen, aufmerksamen und zufriedenen Phasen zu nutzen, um mit dem Kind zu spielen und zu singen. Damit wird es vielseitig gefördert, weil ganz viele Sinne angesprochen werden. Dadurch wiederum entstehen im Babygehirn viele neue Nervenverbindungen, was nichts anderes bedeutet, als dass das Baby lernt.

Dies ist ein kurzer Fingerspaß für zwischendurch:

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SCHNICK UND SCHNACK

Zwei Zappelmänner aus dem Sack!

Der eine heißt Schnick,

der andere heißt Schnack.

Schnick hat ‘ne Mütze

und Schnack hat ‘nen Hut,

und alle beide verstehen sich gut.

Zu Beginn verstecken Sie Ihre Daumen in den Fäusten. Dann kommt der Daumen „Schnick“ heraus, dann der Daumen „Schnack“. Sie wackeln fröhlich mit Mütze und Hut, also den Daumen, und am Ende umarmen sich beide.

Im Schlaf lernen

Schläft das Baby wieder selig, werden all die neuen Eindrücke im Gehirn sortiert, in bestimmte Schubladen gesteckt und neu mit anderen Erfahrungen und Gefühlen verbunden. Neugeborene und Babys müssen ganz viel lernen und deswegen müssen sie auch ganz viel schlafen. Im Schlaf wird all das Erlebte verarbeitet. Über die Nervenleitungen im Gehirn werden die Erfahrungen in bestimmte Bereiche des Gehirns, vor allem in die Großhirnrinde, weitergeleitet. Waren bei der Geburt nur wenige Hirnbereiche aktiv, so werden im Laufe der ersten Monate durch Impulse, also Erfahrungen, immer mehr Teile des Babygehirns miteinander verdrahtet.

Über Leons Wickeltisch hängt ein Mobile mit bunten Fischen. Leon kann mit sich mit seinen vier Monaten noch nicht fortbewegen, aber er strampelt vor Freude mit Armen und Beinen, wenn sich die Fische im Luftzug drehen. Kleine Babys sind fasziniert, wenn sich vor ihren Augen etwas bewegt. Unentwegt blicken sie auf das, was sich da in ihrem Blickfeld abspielt. Sie lieben es, wenn Mutter oder Vater die Hände vor ihren Augen tanzen lassen und dazu eine fröhliche Melodie singen, etwa das folgende Lied.

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DAS FÄHNLEIN AUF DEM TURME

Wie das Fähnlein auf dem Turme

sich kann dreh’n bei Wind und Sturme,

so sollen sich deine Händchen dreh’n,

dass es eine Lust ist, anzuseh’n.

Ihre Hände sind die Fähnchen. Drehen Sie die nach oben ausgestreckten Hände vor den Augen des Babys hin und her, aber nur so schnell, dass das Kind mit den Augen folgen kann. Wenn Ihr Baby den Kopf wegdreht, ist es wahrscheinlich müde. Dann spielen Sie einfach ein anderes Mal mit ihm weiter.

Vom Rücken auf den Bauch

Als Leons Mutter einige Wochen später wieder einmal das Lied vom Fähnchen auf dem Turme singt, liegt er ohne Windel auf der Wickelkommode und strahlt sie an. Doch plötzlich dreht er sich auf den Bauch und wäre fast hinuntergefallen. Seine Mutter hat einen ordentlichen Schreck bekommen. Im Alter von fünf bis sieben Monaten schaffen es Babys, sich vom Rücken auf den Bauch zu drehen – zum ersten Mal können sie sich aus eigenem Antrieb fortbewegen. Leons Mutter spielt auch nach diesem Schreck gerne mit Leon auf der Wickelkommode, beherzigt aber den Rat einer erfahrenen Kinderkrankenschwester: „Immer eine Hand am Kind!“

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ERST KOMMT DIE SONNENKÄFERMAMA

Erst kommt die Sonnenkäfermama,

dann kommt der Sonnenkäferpapa.

Und hintendrein, ganz klitzeklein,

die Sonnenkäferkinderlein.

Und hintendrein, ganz klitzeklein,

die Sonnenkäferkinderlein.

Sie haben rote Röcklein an

mit ganz vielen schwarzen Punkten dran.

Sie machen ihren Sonntagsgang

auf unsrer Gartenbank entlang.

Sie machen ihren Sonntagsgang

auf unsrer Gartenbank entlang.

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Halten Sie einen Arm oder ein Bein Ihres Babys gestreckt und krabbeln Sie mit den Fingern der anderen Hand daran hinauf. Bei der zweiten Strophe nehmen Sie den anderen Arm oder das andere Bein. Oder Sie krabbeln auf dem ganzen Körper herum.

Aus rotem Filz lässt sich ganz einfach ein kleiner Marienkäfer basteln, den man auf den Zeigefinger aufstecken kann. Die Form wird zweimal ausgeschnitten und am Rand so zusammengeklebt, dass man noch einen Erwachsenenfinger hineinstecken kann. Mit einem schwarzen Filzstift werden die Punkte und ein Gesicht aufgemalt.

Sicher hat Ihr Baby auch großen Spaß daran, selbst mit dem Käfer über Mamas oder Papas Arm zu krabbeln, während Sie das Lied von den Sonnenkäfern singen.

Morgenritual

Wenn Sie Ihr Baby gerade ausgezogen haben und es auf der Wickelkommode liegt, vielleicht von der Heizlampe wohlig gewärmt wird, können Sie das folgende Kitzelspiel ausprobieren. Es fördert das Gefühl für den eigenen Körper. Die sanften Berührungen tragen zum Wohlbefinden bei. Ihr Kind wird es lieben und es kann zu einem wunderbaren Gutenmorgenritual werden. Auch schon ein kleines Baby erkennt den Anfangsvers schnell wieder und gluckst vor Freude, wenn Sie es am Bauch kitzeln. Spielen Sie auch mit Ihrer Stimme. Je mehr Spannung Sie in die kleine Erzählung hineinbringen, umso mehr Spaß wird Ihr Baby haben.

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Es ist ein einfaches und kurzes Lied und deswegen auch schon für ganz kleine Erdenbürger geeignet. Es wird auf die Noten von „Bruder Jakob“ („Frère Jacques“) gesungen. Diese eingängige Melodie und die zarten Berührungen entspannen das Kind. Singen Sie es beim Wickeln, in der Badewanne oder beim Kinderarzt, wenn Ihr Kind (und vielleicht auch Sie) angespannt auf die Impfung warten.

Beginnen Sie am unteren Rücken mit einer Hand den Rücken hinaufzukrabbeln, über die Schulter, und „vorne wieder runter“, bis Sie Ihr Kind am Bauch kitzeln können. Schon bald wird es erwartungsfroh quieken, wenn Sie das Lied zu singen beginnen, denn es wartet auf das Kitzeln. Wenn es etwas älter ist, wird es lachend versuchen, den Bauch mit den Händen zu bedecken.

Reime und Lieder begleiten wunderbar eine sanfte Babymassage. Säuglinge, die regelmäßig massiert werden, entwickeln sich gut und schlafen häufig besser. Auch kleine „Turnübungen“ stimulieren die Sinne. Sollte Ihr Kind unter Koliken leiden – wie die meisten seiner Altersgenossen –, lohnt der Versuch, mit dem Lied „Große Uhren machen ticktack“ den Darm in Schwung zu bringen. Manchmal lösen diese Bewegungen die Krämpfe auf und bringen Erleichterung. Auf jeden Fall lenken Sie damit vorübergehend von den Bauchschmerzen ab.

Hilfe bei Blähungen

Sie können die Bewegungen genau dosieren, abhängig davon, ob die Schaukelei dem Kleinen schon zu wild wird oder noch nicht wild genug ist. Dadurch, dass Sie ständigen Blickkontakt halten, können Sie genau auf die Bedürfnisse des Kindes eingehen.

Das Baby liegt auf dem Rücken und Sie halten es an den Unterarmen. Schwingen Sie behutsam hin und her. Erst langsam und im Fortgang des Liedes immer schneller. Für das „bimbam“ der Kirchturmuhr nehmen Sie die Beine an den Knöcheln und bewegen sie vor und zurück, bei „brrrrr“ kitzeln Sie Ihren kleinen Liebling so richtig durch.

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Oder Sie setzen sich mit ausgestreckten Beinen auf den Boden und legen das Kind auf Ihre Beine, den Kopf in Ihre Füße gebettet, sodass Sie sich ansehen können. Wenn Sie an einem Sonntagmorgen noch ein wenig im Bett liegen bleiben und Ihr Kleines mit Ihnen kuschelt, ist das Uhrenlied ein wunderbarer Wachmacher.

Bauchmassage mit Öl

Wenn ein Säugling heftige Bauchschmerzen hat, kann eine Ganzkörpermassage helfen und ablenken. Doch manchmal sind die Krämpfe zu beherrschend, sodass das Kind schlichtweg keine Geduld für eine ausgedehnte Massage des ganzen Körpers hat. Versuchen Sie es einmal mit einer Bauchmassage. Mit kreisenden Bewegungen über dem Bauchnabel beginnend streicheln Sie immer größere Kreise. Gegen Blähungen hat es sich bewährt, die Hand im Uhrzeigersinn zu bewegen und dabei einen leichten Druck auszuüben. So kommt der Darm in Schwung und lästige Luftblasen entweichen. Die Wirkung lässt sich noch mit Massageölen verstärken: Kümmelöl zum Beispiel ist ein bewährtes Mittel gegen Blähungen und wirkt krampflösend, Lavendelöl hat eine beruhigende und eine ebenfalls krampflösende Wirkung. Für Babys geeignete Öle erhält man in Apotheken.

Probieren Sie die Bauchmassage auch aus, wenn Ihr Kind zunächst weiterschreit: Die körperliche Nähe, das Gefühl von Geborgenheit, die Streicheleinheiten, der Geruch des Öls, der leichte Druck auf den Bauch, die Stimme der Mutter oder des Vaters – all das zusammen tut dem Kind gut. Erwarten Sie keine Wunder. Blähungen gehen nun mal nicht schnell vorbei, sondern brauchen ihre Zeit. Aber mit Ihrer Hilfe fühlt sich das Kind geborgen und ist dem Schmerz nicht alleine ausgeliefert. Meist geht das gequälte Schreien in ein leiseres Wimmern über und ebbt dann ganz ab. Wenn Sie jedoch den Eindruck haben, dass die Streicheleinheiten auch nach einigen Minuten noch nicht gut ankommen, versuchen Sie es mit Herumtragen in „Bäuerchen“-Haltung. Manchmal hilft ein Wechsel vom Liegen zum Tragen oder umgekehrt.

Der Vers vom „Suppe rühren“ eignet sich gut zur Begleitung einer Bauchmassage.

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Um Bauchweh zu vertreiben, streicht man mit einer Hand in kreisenden Bewegungen um den Bauchnabel, gibt dann beim „Kneten“ ein wenig Druck mit dem Handballen dazu. Dann streichelt man noch einmal sanft nach links und rechts aus. Beenden Sie die Massage damit, Ihre Hand auf den Bauch zu legen – „das Kind, das liegt in seinem Bett“ – und lassen Sie die Hand dort einige Sekunden ruhen. Das wird seine entspannende Wirkung nicht verfehlen.

Oder drehen Sie das Baby auf den Bauch und rühren und kneten Sie auf dem Rücken. Streichen Sie mit beiden Händen auf dem Rücken des Kindes hin und her, sodass es leicht hin und her rollt. Dann mehrmals von den Schultern rechts und links der Wirbelsäule hinunter bis zum Po streichen. Am Ende ruhen die Hände oberhalb der Pobacken. In jedem Fall sollten Sie den Vers langsam sprechen und kleine Pausen einlegen. So strahlen Sie Ruhe und Geborgenheit aus.

Armschaukel

Von Bauchweh geplagte Säuglinge empfinden häufig die Armschaukel als Erleichterung. Dazu legt man das Baby bäuchlings auf die eigenen Unterarme, wiegt es leicht hin und her und trägt es herum. Begleitet von einem lustigen Vers, bei dem man das Kind mal ruhiger und mal wilder schaukeln kann, wird es (zumindest vorübergehend) vom Bauchweh abgelenkt.

Bei der Armschaukel sollte man darauf achten, dass man das Kind immer an einem Oberarm greift und festhält, damit es nicht hinunterfallen kann. So kann man auch zu „Huschwusch bläst der Wind“, einem lebendigen Reim, temperamentvoll spielen.

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Mit der Zeit werden Sie und Ihr Kind Lieblingsverse und Lieblingslieder haben – und das ist gut so. Das sind dann Ihre ganz persönlichen kleinen Glücksmomente im Alltag. Ihrem Kind geben Sie damit Halt und Orientierung. Familienrituale sind für Kinder ungemein wichtig, weil sie verlässliche Fixpunkte sind. Für kleine Erdenbürger, die jeden Tag neue Erfahrungen machen, ist die Umwelt unübersichtlich und chaotisch. Auf Gewohnheiten hingegen ist Verlass. Sie geben das Gefühl: „Hier bin ich sicher. Hier passt jemand auf mich auf. Hier weiß jemand, was mir guttut.“

Rituale bilden einen sicheren Rahmen. Sie strukturieren den Tag auf angenehme Weise, auch für Mutter und Vater, denn niemand möchte sich jeden Tag neu überlegen müssen, wann was geschehen soll. So gibt es Rituale, die helfen, Essens- und Schlafzeiten einzuhalten. Dann gibt es aber noch Rituale, die besonders schöne Momente bieten, wie etwa ein morgendlicher Kitzelreim oder ein kurzer Vers vor dem gemeinsamen Mittagessen. Natürlich muss es auch Überraschungen geben, zum Beispiel statt Mittagessen am Tisch ein Picknick auf der Decke in der Sonne. Und manchmal entwickeln sich aus Überraschungen neue Rituale, die es nur hin und wieder gibt – weil ein Picknick in der Sonne Riesenspaß macht! Welche Rituale man in sein Familienleben auch einbaut, sicher ist, dass man damit einen Erinnerungsschatz für später schafft. Davon zehren die Kinder ihr Leben lang und geben sicher das eine oder andere an ihre eigenen Kinder weiter.

Schon wieder dasselbe Lied

Kinder lieben Rituale. Sie möchten immer wieder die gleichen Singspiele machen, die gleichen Kniereiter hopsen, die gleichen Fingermärchen hören und spüren. Sie werden ihnen nie langweilig – im Gegenteil, denn gerade das Wiedererkennen macht ihnen Freude. Sie wissen schon, was als nächstes kommt, sie lieben das „Plumps“ bei „Hoppe, hoppe, Reiter“ und warten den ganzen Reim lang sehnsüchtig auf diesen Moment.

Kleine Kinder leben im Jetzt. Es gelten nur die Gefühle des Augenblicks. Deswegen machen ihnen solche Lieder so einen großen Spaß.

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HOPPE, HOPPE, REITER

Hoppe, hoppe, Reiter,

wenn er fällt, dann schreit er.

Fällt er in den Graben,

fressen ihn die Raben.

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783869106502
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2019 (Januar)
Schlagworte
Eltern-Kind-Beziehung Eltern-Ratgeber Erziehungs-Ratgeber Förderung durch Musik glückliche Babys Kindliche Entwicklung Säuglingspflege

Autor

  • Ulla Nedebock (Autor:in)

Ulla Nedebock ist eine erfolgreiche Ratgeberautorin zu Erziehungsfragen und hat über viele Jahre Mutter-Kind-Kurse geleitet. Durch ihre jahrelange Erfahrung weiß sie, dass sich Musik positiv auf die Entwicklung von Intelligenz, Kreativität, Motorik und Sprache auswirkt. Ulla Nedebock ist Mutter von drei Töchtern.
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Titel: Babys brauchen Musik