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Der Start in die Landschaftsfotografie

Das Geheimnis atemberaubender Bilder. Verständlich erklärt - für Anfänger geeignet

von David Köster (Autor:in)
272 Seiten

Zusammenfassung

Raus in die Natur – rein in die Landschaftsfotografie! Ob die Natur vor der eigenen Haustür, dramatische Bergkulissen, tropische Traumstrände, surreale Wüsten oder arktische Eiswelten: Mit diesem Ratgeber bleiben keine Fragen offen. David Köster kümmert sich um Ausrüstung, Kamera-Einstellungen, Motivsuche, Bildgestaltung, Licht, Wetter, Schärfe und Bildbearbeitung. Schritt für Schritt bekommen Anfänger das geballte Profiwissen verständlich erklärt. Mit im Gepäck: Zahlreiche Mini-Workshops mit Beispielfotos und Checklisten für Entdecker.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Liebe Leserin, lieber Leser,

herzlich willkommen und vielen Dank, dass du dich für dieses Buch entschieden hast. Während du diese Zeilen liest, bin ich wahrscheinlich mal wieder unterwegs und entdecke die faszinierenden Naturschauspiele unseres Heimatplaneten. Seit über 15 Jahren fotografiere ich nun Landschaften auf der ganzen Welt: arktische Eiswelten, tropische Traumstrände, dramatische Bergkulissen, surreale Wüsten oder auch einfach die Natur vor meiner Haustür.

In dieser Zeit habe ich gelernt, dass das Fotografieren von Landschaften weitaus mehr bedeutet, als einfach nur den Auslöser zu drücken. Tatsächlich muss vieles zusammenkommen, damit ein spektakuläres Landschaftsfoto entsteht.

In diesem Buch möchte ich meine Erfahrungen mit dir teilen, die ich in den unzähligen Stunden draußen gesammelt habe. Ich werde dir all das verraten, was ich selbst gern gewusst hätte, als ich noch am Anfang stand. Du wirst alle „Geheimnisse“ erfahren, die du für das Fotografieren atemberaubender Landschaftsbilder wissen musst.

Im ersten Teil erkläre ich dir die Grundlagen der Landschaftsfotografie. Ich zeige dir den fotografischen Prozess anhand meiner eigenen Bilder und kläre dich über typische Irrtümer und Fehler auf. Im zweiten Teil findest du zahlreiche praktische Motivbeispiele mit einfachen Schritt-für-Schritt-Anleitungen zum Nachmachen. Du wirst sehen, dass Landschaftsfotografie ziemlich wenig mit Zufall oder einem spontanen Schnappschuss zu tun hat. Es ist aber auch keine Raketenwissenschaft, sondern in erster Linie ein Handwerk, das jeder erlernen kann. Dazu musst du weder in eine teure Profiausrüstung investieren noch ein Fotografiestudium absolviert haben.

Wenn du dieses Buch sorgfältig durcharbeitest und dein neues Wissen in der Praxis anwendest, werden auch dir bald beeindruckende Landschaftsbilder gelingen. Vom Lesen allein entstehen allerdings keine tollen Fotos. Also schnapp dir das Buch, geh raus in die Natur und fang an, bewusst zu fotografieren. Du wirst sehen: Mit jedem Mal wirst du deinem Ziel, mitreißende Bilder aufzunehmen, einen Schritt näher kommen.

Und nun lade ich dich herzlich ein, mich auf eine spannende Reise in die Welt der Landschaftsfotografie zu begleiten. Ich wünsche dir viel Spaß beim Lesen und Ausprobieren!

Dein

David Köster

Für wen dieses Buch geeignet ist

Dieses Buch richtet sich vor allem an Einsteiger in der Landschaftsfotografie. Es eignet sich aber auch für Fortgeschrittene, die sich weiterentwickeln, dazulernen oder sich inspirieren lassen möchten.

Möglicherweise stehst du noch ganz am Anfang. Die ganzen Räder, Knöpfe und Menüs an deiner Kamera sind dir noch völliges Neuland. Begriffe wie Blende oder Schärfetiefe sind böhmische Dörfer für dich. Und eigentlich weißt du auch gar nicht so recht, wie genau du anfangen sollst oder welche Ausrüstung du brauchst. Oder du nutzt bisher nur den Vollautomatik-Modus und möchtest jetzt einen Schritt weiterkommen. Du möchtest deine Bilder endlich aktiv und kreativ selbst gestalten.

Fotografierst du schon länger, bist aber trotzdem nicht so recht zufrieden mit deinen Bildern und Fähigkeiten? Vielleicht erlebst du öfters diese Situation: Du kommst von einer Fototour zurück und kannst es kaum erwarten, deine Bilder am Bildschirm oder als Fotoabzüge anzusehen. Doch dann kommt die Ernüchterung. Vor Ort sah doch alles so viel beeindruckender aus. Deine Fotos vermitteln überhaupt nicht die Schönheit der wundervollen Orte. Nichts von der Magie des Moments kommt auf deinem Foto rüber. Vielleicht sind die Bilder auch nicht richtig scharf, zu hell oder zu dunkel. Und überhaupt sind deine Fotos ziemlich weit von dem entfernt, was du von Kalendern, Postkarten oder Magazinen kennst.

In all diesen Fällen wird dir dieses Buch helfen und dich wie ein guter Freund und Ratgeber begleiten. Du lernst hier praxisnah, fundiert und dennoch in einfachen Worten, wie du Schritt für Schritt von Fotofrust zu Fotolust kommst.

Was ist ein tolles Landschaftsfoto?

Bevor du lernst, wie du „tolle Landschaftsfotos“ aufnimmst, ist es wichtig, dir bewusst zu werden, was darunter eigentlich zu verstehen ist. Zwar ist Schönheit immer Ansichtssache, aber für die meisten Landschaftsfotografen gilt ein Bild als gelungen, wenn es folgende Kriterien erfüllt:

stimmungsvoll: vermittelt den speziellen Charakter eines Ortes oder die Atmosphäre eines Moments

emotional: löst beim Betrachter ein Gefühl aus und weckt den Wunsch, selbst an diesem Ort zu sein

ästhetisch: spannungsvoll und zugleich harmonisch, es fesselt den Betrachter

detailreich: alle Elemente des Bildes, nah oder fern, sind scharf und deutlich zu erkennen

lebhaft: brillante Farben und hoher Dynamikumfang, der dem Blick durch das menschliche Auge nahekommt

plastisch: dreidimensionale Wirkung, die den Betrachter in das Bild eintauchen lässt, als wäre er selbst vor Ort

persönlich: gibt das wieder, was du selbst gesehen, aber auch gefühlt hast

Elemente der Landschaftsfotografie

Damit auch du solche Fotos aufnehmen kannst, müssen wie bei einem Kochrezept bestimmte Zutaten zusammenkommen. Ich nenne das gern die sieben Elemente der Landschaftsfotografie.

Zunächst brauchst du eine passende Fotoausrüstung. Wichtig ist, dass du sie bedienen kannst und die richtigen Einstellungen wählst. Ein spannendes Motiv ist die Essenz für jedes gelungene Foto. Dieses gilt es, durch eine bewusste Bildgestaltung in Szene zu setzen. Mit dem Licht kannst du das Aussehen und die Atmosphäre deines Fotos gestalten. Eine knackige Schärfe sorgt dafür, dass dein Foto detailreich und plastisch ist. In der Bildbearbeitung kannst du schließlich das Optimum aus deinem Foto herausholen.

Wenn du all dies berücksichtigst, wirst du zukünftig nicht mehr mit Schnappschüssen, sondern echten Fotokunstwerken nach Hause kommen. In den nächsten Kapiteln lernst du die sieben Elemente ausführlich kennen.

image FOTOAUSRÜSTUNG

Die Auswahl an Kameras, Objektiven und Zubehör ist heutzutage schier unüberschaubar. Hier erfährst du, welches Equipment du wirklich brauchst und was es dabei zu beachten gilt.

Ganz klar, die Fotoausrüstung ist die Grundvoraussetzung dafür, dass du überhaupt Landschaftsbilder aufnehmen kannst. Gleichzeitig wird dieser Faktor oft maßlos überschätzt. Gerade Fotoanfänger glauben, dass ein teures Equipment automatisch der Garant für tolle Bilder sei. Doch eher ist das Gegenteil der Fall. Gerade Profiausrüstung verzichtet weitgehend auf Automatiken und verlangt dem Nutzer ein gewisses Know-how ab. Wenn man damit nicht umgehen kann, werden die Resultate vielleicht sogar enttäuschend sein. Umgekehrt bedeutet eine günstige Ausrüstung nicht zwangsläufig, dass man damit keine spannenden Fotos aufnehmen kann. Es gilt der Grundsatz: Der Fotograf macht das Bild, nicht die Kamera.

Am Anfang ist es wichtig, dass du dir eine Ausrüstung zusammenstellst, die zu deinen Ansprüchen und Kenntnissen passt. Außerdem sollte das Equipment auf die speziellen Erfordernisse der Landschaftsfotografie abgestimmt sein. Dabei ist weniger ist oft mehr. Vor allem Anfänger tun gut daran, sich zunächst auf eine kleine Ausrüstung zu beschränken, diese dafür aber gut beherrschen zu lernen.

Kamera

„Welche Kamera soll ich mir kaufen?“ Das ist die Frage, die mir mit Abstand am häufigsten gestellt wird. Meine Standardantwort lautet dann stets: „Kommt darauf an.“ Es hängt davon ab, welchen Einsatzzweck deine Kamera erfüllen soll, über welches fotografische Können und Wissen du verfügst oder noch erlernen möchtest. Aber auch dein Anspruch an Bildqualität und Flexibilität, dein persönlicher Geschmack und nicht zuletzt der Geldbeutel spielen eine Rolle.

Kamerasysteme

Bevor du dir eine neue Kamera zulegst, solltest du wissen, dass es verschiedene Kamerasysteme gibt. Alle haben ihre Vor- und Nachteile und wenden sich an verschiedene Nutzergruppen.

KAMERASYSTEME IM ÜBERBLICK

In aufsteigender Reihenfolge bieten die Kamerasysteme eine bessere Bildqualität aufgrund größerer Sensoren sowie mehr Einstellungsund Gestaltungsmöglichkeiten. Gleichzeitig werden sie aber auch größer, schwerer, teurer und komplexer in der Bedienung:

Kompaktkameras/Handykameras

Bridge-Kameras

Systemkameras:

spiegellose Kameras

Spiegelreflexkameras

Mittelformatkameras

Großbild-/Fachkameras

Als Systemkameras werden alle Modelle bezeichnet, bei der man sich sein „Kamerasystem“ modular aus einem Kameragehäuse (meist einfach „Kamera“, „Fotoapparat“ oder „Body“ genannt) und einem beliebigen Objektiv zusammenstellen kann.

Kompaktkameras sind zwar günstig und handlich, haben aber einen viel zu kleinen Sensor, um damit wirklich qualitativ hochwertige Bilder aufzunehmen. Außerdem fehlt es oft an notwendigen Einstellungsoptionen sowie an der Möglichkeit, verschiedene Objektive zu verwenden.

Bridge-Kameras schlagen einen Bogen zwischen Kompakt- und Systemkameras. Sie vereinen viele Einstellungsmöglichkeiten und einen großen Brennweitenbereich mit einem günstigen Preis. Die Leistungsfähigkeit ihrer Sensoren reicht aber nicht an die Systemkameras heran, und es können keine Objektive gewechselt werden.

Mittelformat- und Großbildkameras kommen wegen des hohen Anschaffungspreises und des komplizierten Handlings für Freizeitfotografen und selbst die meisten Profis nicht in Frage.

Damit verbleiben für die ambitionierte Hobbyfotografie zwei Systeme: Spiegelreflex- und spiegellose Systemkameras.

Spiegelreflex oder spiegellos?

Digitale Spiegelreflexkameras (DSLR – „Digital Single Lens Reflex“) gelten als die Königsklasse für die ambitionierte Fotografie. Große Bildsensoren, professionelle Bildqualität, leistungsstarker Autofokus, umfangreiches Zubehör und unzählige Einstellungs- und Anpassungsmöglichkeiten sind nur einige Vorzüge dieses Systems. Der Spiegel dient dazu, ein klares, großes Vorschaubild im optischen Sucher zu bekommen und den Autofokus der Kamera nutzen zu können.

Heute kann man das Vorschaubild elektronisch erzeugen und auch ohne Spiegel scharfstellen. Daher erfreuen sich seit einigen Jahren spiegellose Systeme (auch DSLM – „Digital Single Lens Mirrorless“) zunehmender Beliebtheit.

Ihr größter Vorteil gegenüber DSLR ist die leichtere und kompaktere Bauweise. Das ist gerade in der Landschaftsfotografie, wo die Ausrüstung oft über Stock und Stein bewegt wird, ein echter Gewinn. Ein weiterer Vorteil ist, dass sie im Sucher die Wirkung der Einstellungen bereits vor der Aufnahme zeigen. Oftmals trumpfen sie gegenüber DSLR auch mit weiteren hilfreichen Funktionen wie z. B. Fokus-Peaking auf. Mit diesem Feature, auch Kanten anhebung genannt, kannst du die Verteilung der Schärfe schon vor der Auslösung beurteilen.

Es gibt aber auch Nachteile. Das Sucherbild der DSLM ermüdet mit der Zeit das Auge, was man bei optischen Suchern nicht kennt. Vor allem verbraucht der elektronische Sucher permanent Energie. Der Stromhunger von DSLM ist enorm und erfordert derzeit ungefähr alle 300 Bilder oder rund alle 90 Minuten einen neuen Akku. Bei einer klassischen DSLR sind hingegen mehrere tausend Bilder mit einem einzigen Akku möglich.

Mittlerweile können die heutigen DSLM-Modelle bei der Bildqualität den klassischen DSLR mühelos das Wasser reichen. Mit beiden Systemen kannst du professionelle Fotos aufnehmen. Auch preislich nehmen sich beide Systeme kaum etwas. Ob mit oder ohne Spiegel ist also nur noch eine Frage des persönlichen Geschmacks.

Sensorgröße: Vollformat vs. Crop-Kamera

In Systemkameras werden heute meist drei unterschiedliche Sensorformate verbaut.

Unter Vollformat (auch FX oder Full Frame) versteht man einen Sensor, der so groß ist wie in der analogen Zeit der klassische Kleinformat-Film, also genau 36 x 24 mm.

Ein DX-Sensor (bei Canon APS-C genannt) ist hingegen nur ca. ⅔ so groß wie ein FX-Sensor und misst somit ca. 24 × 16 mm.

Ein noch kleineres Format ist das Micro Four Thirds (MFT), bei dem der Sensor ca. 17 mm × 13 mm groß ist. Der Name rührt vom hier vorliegenden Seitenverhältnis 4 : 3. FX- und DX-Sensoren weisen hingegen ein Seitenverhältnis von 3 : 2 auf.

Grundsätzlich liegt der qualitative Vorteil klar auf Seiten des Vollformats. Bei gleicher Pixelmenge, verteilt auf eine größere Sensorfläche, ist die Bildqualität deutlich besser. Das zeigt sich unter anderem in Detailreichtum und Auflösung, geringerem Bildrauschen und besserem Spiel mit der Tiefenschärfe. Auch können mit Vollformatsensoren größere Bildabmessungen (Megapixel) realisiert werden. Dazu kommt der wesentlich weitere Bildwinkel, den man in der Landschaftsfotografie gut gebrauchen kann, um möglichst viel einer Szenerie auf ein Bild zu bekommen.

Es gibt allerdings auch einige Nachteile: Vollformatsensoren und damit auch die Kameragehäuse sind deutlich größer, schwerer und teurer. Das gilt auch für die Objektive, da Vollformat hohe Anforderungen an die Optiken stellt. Aufgrund des höheren Detailreichtums brauchen die Bilddateien auch mehr Speicherplatz.

Da die Vorteile überwiegen, empfehle ich für die Landschaftsfotografie ganz klar das Vollformat. Wenn du noch am Anfang stehst oder nicht so viel Geld ausgeben magst, hast du aber auch mit DX- oder MFT-Kameras eine günstigere und adäquate Alternative.

Tipps für den Kamerakauf

Bevor du dich für eine neue Kamera entscheidest, empfehle ich dir, diese beim Fachhändler oder auf einer Fotomesse selbst auszuprobieren. So kannst du testen, ob du mit der Bedienung zurechtkommst, und Fragen stellen. Nimm dir eine Speicherkarte mit und fertige ein paar Testschüsse an. Dann kannst du dir zu Hause in aller Ruhe ansehen, ob du mit der Bildqualität zufrieden bist. Das ist viel hilf reicher, als hochakademische Tests aus Foto- und Technikzeitschriften oder Foren zu studieren. Die Tests solltest du ohnehin nicht überbewerten. Hier werden unter Laborbedingungen Daten gemessen, die mit der Praxis oft wenig zu tun haben.

Die Hersteller bewerben ihre Kameras mit allerlei Features, getreu dem Motto „je mehr, desto besser“. Oft sind diese aber gar nicht wichtig für die Landschaftsfotografie. Damit du weißt, worauf du wirklich achten musst, zeige ich dir die wichtigsten Ausstattungsmerkmale.

Was am wichtigsten ist

Sensor: Der Sensor ist das Herzstück einer jeden Kamera. Je größer der Sensor, desto besser die Bildqualität. Denn je weniger Platz die Pixel auf einem Chip haben, desto eher neigt dieser zum Rauschen, das Bild wirkt flau, körnig und weniger detailreich. Außerdem solltest du auf eine möglichst hohe Linienauflösung (siehe nächster InfoKasten) achten.

Kleinstmöglicher ISO-Wert: Da wir in der Landschaftsfotografie möglichst kleine ISO-Werte anstreben, gilt hier: je kleiner, desto besser.

Bildgröße (Megapixel): Je größer die Bildabmessung (Megapixel), desto tiefer kannst du später in das Bild hineinzoomen, und umso größer kannst du es in guter Qualität ausdrucken. Für die allermeisten Zwecke sind 20 Megapixel aber völlig ausreichend. Wenn die Kamera sehr viele Megapixel abbildet (z. B. 36 oder 43), sollte der Sensor entsprechend groß sein, am besten Vollformat.

Dynamikumfang: Er wird in Blenden- oder Lichtwerten (EV) angegeben: Je höher, desto mehr helle und dunkle Töne kann der Sensor nuanciert aufnehmen. Spitzenkameras schaffen bis zu 15 Blendenstufen und kommen damit der Empfindlichkeit des menschlichen Auges schon sehr nah.

Sonderfunktionen: Achte auf Features, die dir das Fotografieren praktisch vereinfachen: Frei belegbare Funktionstasten, Digitale Wasserwage, Bracketing (Belichtungsreihen), Timer, Serien- und Intervallfunktionen, Abblendtaste, Fokus-Peaking, GPS und Wi-Fi sind äußerst nützlich. Doppelbelichtungsfunktion, HDR oder Zeitraffer sind nicht unbedingt erforderlich, aber ein nettes Gimmick.

Größe und Gewicht: In der Landschaftsfotografie sind wir mobil mit unserer Ausrüstung unterwegs, daher gilt hier: Je kleiner und leichter, desto besser.

Display/Sucher: Wenn du mit DSLR fotografierst und gern den optischen Sucher nutzt, achte darauf, dass er möglichst hell ist und einen großen Bildwinkel, idealerweise 100 %, wiedergibt. Wenn du lieber mit Display oder elektronischem Sucher arbeitest, solltest du darauf achten, dass das Bild möglichst hochauflösend und rauschfrei ist und die Farben natürlich wiedergegeben werden.

Handling, Bedienkonzept, Haptik, Verarbeitung: Die Kamera sollte gut in deiner Hand liegen und robust gebaut sein, und alle wichtigen Funktionen sollten, idealerweise per Tastendruck, schnell und komfortabel erreichbar sein. In der Landschaftsfotografie ist es besonders wichtig, dass deine Kamera gegen Umwelteinflüsse wie Feuchtigkeit und Staub geschützt ist, z. B. durch eine Magnesiumlegierung.

Schnittstellen: Du solltest darauf achten, dass genügend moderne Standardanschlüsse, z. B. USB 3.0 und höher, verbaut sind und zeitgemäße Speicherkartenformate, z. B. SDXC, verwendet werden können.

Ein typischer Anfängerdenkfehler ist, dass mehr Megapixel auch mehr Bildqualität bedeuten. Dieser Irrglaube wird vom Marketing der Kamerahersteller noch zusätzlich befördert. Die Anzahl der Pixel sagt aber lediglich, wie groß ein Bild ist, und hat nichts mit der Abbildungsqualität zu tun. Tatsächlich kann eher das Gegenteil der Fall sein. Wenn nämlich der Sensor zu klein für die vielen Megapixel ist und diese zu wenig Platz haben, kann darunter die Bildqualität erheblich leiden. Das kann man bei sehr vielen Handykameras und Kompaktkameras beobachten. Diese bringen 20 Megapixel und mehr auf einem dafür viel zu kleinen Sensor unter. Die Bilder sind dann oft verrauscht, matschig und wenig detailreich.

Für Bildqualität und Detailreichtum entscheidend ist vor allem die Auflösung (auch Linienauflösung oder Auflösungsvermögen). Hier gibt es das nächste weitverbreitete Missverständnis. Die Auflösung wird nämlich oft mit der Bildgröße verwechselt, ist aber etwas ganz anderes. Es ist die Fähigkeit eines Kamerasensors oder Objektivs, kleinste Strukturen noch exakt wiedergeben zu können. Sie wird deshalb in Linien pro Millimeter oder Linienpaaren und nicht etwa Megapixel gemessen. Je höher das Auflösungsvermögen, desto detailreicher die Bilder.

Vereinfachend kann man sagen, dass die Auflösung tendenziell umso besser wird, je größer der Sensor ist. Insofern versteht es sich von selbst, dass Vollformatkameras mit ihren großen Sensoren wesentlich besser auflösen als z. B. Handykameras mit ihren Minisensoren.

Objektive

Während der Kamera sehr viel Aufmerksamkeit geschenkt wird, ist man bei den Objektiven oft weniger kritisch. Dabei sind diese mindestens genauso wichtig, schließlich bilden sie zusammen mit der Kamera eine optische Einheit. Auch der beste Kamerasensor kann schließlich nur die Information verarbeiten, die eben durch das Objektiv bei ihm ankommt.

Objektive unterscheiden sich vor allem durch ihre Brennweite, die in Millimetern angegeben wird. Diese bestimmt den Bildwinkel, der mit dem Objektiv erfasst werden kann. Ein 14-mm-Objektiv bildet z. B. bei Vollformat einen Bildwinkel von 104° ab, ein 200-mm-Objektiv nur noch 10°. Am selben Sensor führt eine kurze Brennweite also zu einem weiteren Bildwinkel, das heißt, es ist mehr auf dem Bild zu sehen. Besonders kurze Brennweiten bezeichnet man deshalb auch als Weitwinkelobjektive. Eine Sonderform ist das Fish-Eye mit einem riesigen Bildwinkel von 180° und einer kugelförmigen Frontlinse.

Optiken mit längeren Brennweiten nennt man wegen des Effekts, Entferntes nah abzubilden, Teleobjektive. Ihre lange Brennweite führt zu einem engeren Bildwinkel. Es wird weniger abgebildet und Bildelemente wirken näher.

Objektive, die weder Weitwinkel noch Tele sind und im Brennweitenbereich von 24 bis 70 mm liegen, nennt man auch Normalobjektive.

Neben ihrer Brennweite unterscheiden sich Objektive durch weitere Spezifikationen wie Lichtstärke, Abbildungsqualität und Bauweise. Nachfolgend stelle ich dir die wichtigsten Objektivarten vor.

Festbrennweiten

Festbrennweiten sind Objektive, die nur auf eine einzige Entfernung scharfstellen können. Vorteil: Es müssen nur wenig Linsen verbaut werden, deshalb sind diese Objektive sehr lichtstark, extrem scharf und leicht. Daher galten sie lange als das Nonplusultra. Nachteil: Du kannst mit diesen Objektiven nicht zoomen. Wenn du den üblichen Brennweitenbereich (z. B. 14–200 mm) abdecken willst, musst du sehr viel laufen oder du brauchst eine ganze Batterie von Objektiven. Zudem stehen gute Zoomobjektive heute den Festbrennweiten qualitativ kaum noch in etwas nach.

Zoomobjektive

Mehr Flexibilität hast du mit sogenannten Zoomobjektiven, weil diese einen ganzen Brennweitenbereich abdecken und nicht nur eine einzige Brennweite. Ich unterscheide sie grob in drei Klassen: KitObjektive, Super-/Reisezooms und Standard-Zoomobjektive/ProfiObjektive.

Kit-Objektive

Oft werden Kameras im Einsteigersegment im Set mit sogenannten „Kit-Objektiven“ angeboten. Da diese meist nur einen geringen Aufpreis kosten, greifen viele Anfänger hier zu. Das ist für die ersten Schritte in der Fotografie auch völlig in Ordnung. Allerdings: Die KitObjektive haben nicht die allerbeste optische Qualität und oft auch nur einen sehr beschränkten Brennweitenbereich (z. B. 18–50 mm). Mit zunehmender Erfahrung steigt in der Regel schnell der Anspruch an die Abbildungsleistung (z. B. Schärfe) und den Brennweitenbereich der Objektive.

Superzooms/Reisezooms

Hobbyfotografen greifen dann oft zu sogenannten Reisezooms, also Objektiven, die einen extrem großen Brennweitenbereich abdecken (z. B. Nikon 27–300 mm/1:3.5–5.6). Diese sind preiswert, kompakt und leicht. Diese Allrounder sind auch ziemlich bequem, weil man sich nervige Objektivwechsel spart und nicht mehrere Optiken kaufen und transportieren muss.

Allerdings solltest du auch wissen, dass Superzooms immer einen Kompromiss darstellen. Sie reichen niemals an die Abbildungsqualität und Lichtstärke der Profi-Objektive heran. Das liegt unter anderem daran, dass hier eine gewaltige Anzahl von Linsen verbaut werden muss. Diese Generalisten können sozusagen alles ein bisschen, aber nichts perfekt. In den letzten Jahren hat aber die Qualität in diesem Segment deutlich zugelegt, und so kann ich sie dir für den Anfang durchaus empfehlen.

Standard-Zoomobjektive/Profi-Objektive

Mit zunehmender Erfahrung und Ambition kommen meist die sogenannten „Standard-Objektive“ ins Spiel. Diese sind auf einen begrenzten Brennweitenbereich spezialisiert, den sie perfekt beherrschen. Meist vereinen sie eine hohe Lichtstärke, knackige Schärfe und exzellentes Auflösungsvermögen. In der Landschaftsfotografie hat man idealerweise ein Weitwinkel (z. B. Nikon 14–24 mm/1 : 2.8), eine mittlere Brennweite (z. B. Nikon 24–70 mm/1 : 2.8) und ein Teleobjektiv (z. B. Nikon 70–200 mm/1 : 2.8). Damit ist man für fast alle Fotogelegenheiten gerüstet. Nahezu alle Hersteller haben genau dieses Trio im Portfolio. Nachteil: Diese Objektive sind vergleichsweise teuer, groß und schwer.

Übrigens: Viele Hersteller kennzeichnen diese Premiumoptiken. Bei Nikon erkennst du sie an einem goldenen, bei Canon an einem roten Ring auf dem Objektivtubus.

Tipps für den Objektivkauf

Wichtig ist, dass du ein für dein Kamerasystem (Vollformat, DX) passendes Objektiv kaufst. Du kannst Vollformat-Objektive übrigens auch an DX-Kameras nutzen. Das ist sogar ein Vorteil, weil dann nur der optisch beste, mittlere Bereich genutzt wird („Sweet Spot“). Umgekehrt kannst du aber nicht ein DX-Objektiv an einer Vollformatkamera verwenden. Du würdest dann schwarze Ränder auf deinem Bild haben.

Was am wichtigsten ist

Brennweite: Das Objektiv sollte die gewünschte Brennweite abdecken.

Abbildungsqualität: Die Abbildungsqualität ist das Wichtigste überhaupt bei einem Objektiv – hier trennt sich die Spreu vom Weizen.

Ein gutes Objektiv verfügt über eine knackige Schärfe, auch in den Rändern und bei geöffneter Blende. Auch eine realitätsgetreue Farbund Kontrastwiedergabe ist wichtig. Ein gutes Objektiv hat wenig Verzeichnung, das Bild biegt sich also nicht zu sehr tonnen- oder kissenförmig durch. Achte auch darauf, dass möglichst keine Randabschattungen (Vignettierung) und keine Farbsäume an Kontrastkanten (chromatische Aberrationen) zu sehen sind.

Lichtstärke: Die Lichtstärke gibt die größtmögliche Blendenöffnung („Offenblende“) eines Objektivs an. Das ist u. a. entscheidend dafür, wie gut ein Objektiv bei schwachem Licht verwendet werden kann, und bestimmt, wie gut du mit Schärfe/Unschärfe arbeiten kannst. Am Anfang oft etwas verwirrend: je größer die Offenblende, desto kleiner die sogenannte Blendenzahl. Diesen Wert kannst du direkt auf dem Objektiv ablesen, dort steht z. B. 1 : 2.8, d. h. die Anfangsblende ist f/2.8. Grundsätzlich gilt: je kleiner diese Zahl, desto besser. Für die Landschaftsfotografie muss es aber nicht unbedingt f/2.8 sein, f/4 reicht völlig aus. Mehr Lichtstärke bedeutet nämlich auch teurer und größer. Mehr zur Blende erfährst du im nächsten Kapitel.

Gewicht/Größe: Für die Landschaftsfotografie spielen Größe und Gewicht eine besondere Rolle: je leichter und kleiner, desto besser.

Autofokus: Dieser sollte exakt sitzen und einmal eingestellt auch dort bleiben (kein „Focus Breathing“). Die Schnelligkeit ist bei der Landschaftsfotografie hingegen eher nicht wichtig.

Bildstabilisator: Hilfreich ist ein Bildstabilisator, der bis zu einem gewissen Grad deine Verwacklungen effektiv ausgleicht. Somit kannst du auch mit längeren Belichtungszeiten noch scharfe Bilder aufnehmen. Bei Nikon z. B. erkennst du dieses Feature an der Abkürzung „VR“, bei Canon an „IS“.

Verarbeitung/Vergütung: Eine Nanobeschichtung auf den Linsen ist sinnvoll, um störende Lichtreflexe und „Geisterbilder“ (Rückspiegelungen) zu minimieren. Das Objektiv sollte stabil und wertig gebaut sein und möglichst gut gegen Umwelteinflüsse wie Staub und Feuchtigkeit geschützt sein, z. B. durch eine Metalllegierung. Einstellringe (für Fokus etc.) sollten fest sitzen, aber dennoch leichtgängig sein. Idealerweise fährt der Objektivtubus beim Fokussieren nicht aus, da dies in windigen Situationen zu Verwacklungen führen kann.

Grundsätzlich empfehle ich dir die Objektive deines Kameraherstellers, weil diese perfekt auf die eigenen Gehäuse abgestimmt sind. Es gibt aber auch günstigere Drittanbieter wie Sigma, Tamron oder Walimex/Samyang. Mittlerweile kann so manches Drittobjektiv bei Canon und Nikon-Objektiven mithalten und ist daher durchaus eine preiswerte Alternative.

Stativ

Das Stativ zählt nicht unbedingt zu den beliebtesten Ausrüstungsgegenständen. Sperrig, schwer und irgendwie nervig – muss das wirklich sein? Ja, es muss. Schließlich kannst du damit in der Wildnis auch schon einmal einen wütenden Braunbären in die Flucht schlagen. Aber Spaß beiseite. Wenn du ernsthaft fotografieren möchtest, wirst du nicht um ein solides Stativ umhinkommen. Zum einen, weil du damit Verwacklungen bei der Auslösung vermeiden kannst, was die Voraussetzung für scharfe Bilder ist (siehe Kapitel „Schärfe“). Dies gilt vor allem bei dämmrigen Lichtverhältnissen, die wir ja gerade in der Landschaftsfotografie sehr oft nutzen (siehe Kapitel „Licht“). Zum anderen hilft dir das Stativ dabei, dein Bild bewusst und in aller Ruhe zu komponieren (siehe Kapitel „Bildaufbau“).

In der Landschaftsfotografie sollte das Stativ stabil, aber gleichzeitig auch leicht und portabel sein. Genau für diese Bedürfnisse gibt es heute Stative aus Karbon, die geringes Gewicht und kompakte Maße mit hoher Stabilität und Verwindungssteifheit vereinen. Noch vor einigen Jahren waren Karbonstative aufgrund des hohen Preises den Profis vorbehalten. Bei den Platzhirschen wie Gitzo, Really Right Stuff oder Manfrotto sind sie nach wie vor sehr teuer. Mittlerweile gibt es aber gute und günstige Hersteller (z. B. Sirui, Feisol). So kannst du auch als Hobbyfotograf die Vorzüge von Karbonstativen nutzen, ohne gleich ein Vermögen auszugeben.

Auch der meist einzeln erhältliche Stativkopf ist sehr wichtig, da er die Kamera hält und schwenkt. Ideal für die Landschaftsfotografie sind Kugelköpfe, da diese es erlauben, deine Kamera sehr schnell und akkurat auszurichten, und gleichzeitig recht kompakt sind.

Achte beim Kauf darauf, welche maximale Traglast das Stativ und der Kopf haben. Diese sollte mindestens so groß sein, wie deine schwerste Kamera und dein schwerstes Objektiv zusammen wiegen.

Filter

In der Landschaftsfotografie spielen optische Filter eine besondere Rolle und werden oft eingesetzt. Grundsätzlich kann man zwei Formen unterscheiden. Runde Schraubfilter drehst du auf das Gewinde deines Objektivs. Steckfilter sind hingegen meist rechteckig und werden in eine spezielle Halterung vor dem Objektiv geschoben. Die wichtigsten Filter stelle ich dir im Folgenden vor.

Polarisationsfilter

Der Polarisationsfilter, oft auch einfach Polfilter genannt, ist der am meisten gebrauchte Filter in der Landschaftsfotografie. Wenn man ihn dreht, lässt er nur Licht einer bestimmten Schwingungsrichtung hindurch und filtert dadurch unerwünschtes Licht heraus. Damit verhindert man z. B. ungewollte Spiegelungen auf Oberflächen wie Wasser oder kann sie andersherum verstärken. Auch durch Feuchtigkeit gestreutes Licht oder Dunst kann man reduzieren. Dadurch erhöhst du den Kontrast und kannst damit für brillantere Farben und mehr Zeichnung von Wolken auf dem Foto sorgen.

Den Filter sollte man allerdings behutsam einsetzen. Wenn man es übertreibt, wirken die Farben schnell unnatürlich (vor allem das Himmelsblau) und es kann auch zu Fehlabbildungen, z. B. Halos, kommen. Übrigens ist dies der einzige Filter, dessen Effekt man bis heute nicht über die elektronische Bildbearbeitung nachbilden kann.

Graufilter

Der Graufilter ist sozusagen die Sonnenbrille für dein Objektiv und wird auch Neutraldichte-, Neutral Density- oder einfach ND-Filter genannt. Es ist ein dunkler, farbneutraler Filter, der das ins Objektiv einfallende Licht reduziert und es damit ermöglicht, mit längeren Belichtungszeiten zu arbeiten. Das kann notwendig sein, wenn du z. B. Wasserfälle, Flüsse oder ziehende Wolken mit einer längeren Belichtung darstellen möchtest. Am Tag sind längere Verschlusszeiten aber fast nicht möglich, da selbst bei kleiner Blendenöffnung das Bild überbelichtet werden würde.

Dann kommt der Neutralfilter zum Einsatz, den es in unterschiedlichen Stärken gibt. Die Stärke weist dabei entweder aus, wie viel länger man mit dem Filter belichten kann oder wie viele Blenden Licht geschluckt werden. Mit einem ND1000-Filter kann man z. B. ein Bild tausendmal so lange belichten, und er reduziert das einfallende Licht um zehn Blendenstufen.

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Geläufige ND-Filter und ihre Wirkung

Grauverlaufsfilter

Der Grauverlaufsfilter, auch Graduated Neutral Density- oder kurz GND-Filter genannt, ist eine Sonderform des Graufilters, der das Licht in unterschiedlichen Helligkeiten hindurchlässt. Den Filter gibt es entweder mit einem weichen Verlauf von hell nach dunkel („soft grad“) oder einer harten Kante („hard grad“), die das Glas in eine helle und eine dunkle Hälfte teilt. Das ist speziell für die Landschaftsfotografie sinnvoll. Der GND-Filter sorgt für eine ausgeglichene Belichtung, indem er hellere Bildteile wie den Himmel abdunkelt.

Allerdings: Die Wirkung ist begrenzt, so dass GND-Filter meist nur in lichtschwächeren Tageszeiten wirksam sind. Außerdem setzen sie voraus, dass das Bild exakt in einen hellen und einen dunklen Teil geteilt ist, was aber in der Realität so oft nicht vorkommt. Sie dunkeln auch Objekte ab, die man gar nicht abgedunkelt haben möchte, z. B. Berge, Felsen oder Äste, die in den Himmel hineinragen. Aufgrund dieser Nachteile arbeiten viele Fotografen heute lieber mit Belichtungsreihen (siehe Kapitel „Licht“).

UV-Filter

Der UV-Filter soll zu kontrastreicheren Bildern führen, indem UV-Strahlung blockiert wird. Tatsächlich gibt es aber heute kaum noch einen sichtbaren Effekt. Der Filter hat sich in den Zeiten mehrlinsiger, vergüteter Objektive überlebt. Diese filtern konstruktionsbedingt bereits ausreichend UV-Licht. Ich empfehle dir den UV-Filter aber als günstigen mechanischen Schutz für die Frontlinsen deiner Objektive.

Tipps für den Filterkauf

Achte beim Kauf von Filtern darauf, dass sie zum Gewindedurchmesser deines Objektivs passen. Es muss nicht unbedingt Glas sein, auch Kunstharz ist optisch einwandfrei und leichter. Es ist immer von Vorteil, wenn die Filter möglichst dünn gebaut sind („slim“). Ansonsten besteht bei weitwinkligen Aufnahmen die Gefahr von Abschattungen deines Filters, die du in den Bildecken siehst. Am besten schaust du nach nanobeschichteten Ausführungen, da diese weniger schmutzanfällig sind und sich besser reinigen lassen.

Egal welchen Filter du nutzen möchtest, vermeide auf jeden Fall, dir minderwertige Exemplare vor dein Objektiv setzen. Bei mangelhafter Verarbeitung können die Filter die Qualität deiner Bilder massiv verschlechtern. Empfehlenswerte Hersteller sind Hoya, B+W und Lee (nur Steckfilter). Günstige, aber exzellente Alternativen baut ChinaHersteller Haida.

Sonstiges Zubehör

Fernauslöser

Ein Fernauslöser ist eine praktische Sache, weil du damit deine Kamera bei der Auslösung nicht zu berühren brauchst und so Verwacklungen und damit einhergehende Unschärfe vermeidest. Das ist vor allem bei längeren Belichtungen wichtig. Praktisch ist die Fernauslösung auch, wenn du dich selbst auf dem Bild verewigen möchtest.

Akkus

Auf deinen Fototouren solltest du immer genügend vollgeladene Akkus mitnehmen. Nichts ist ärgerlicher, als wenn du gerade ein Traummotiv vor deiner Linse hast und dir ausgerechnet dann der Strom ausgeht. Ich empfehle dir grundsätzlich die Original-Akkus des Kameraherstellers. Die sind zwar teurer, haben meist aber auch eine bessere Ladedauer und funktionieren zuverlässiger. Bei White-Label-Akkus hatte ich immer wieder das Problem, dass diese sich selbst entluden oder nicht zuverlässig aufgeladen werden konnten.

Speicherkarten

Auch Speicherkarten solltest du reichlich dabeihaben und nicht am falschen Ende sparen, zumal Speicher mittlerweile recht günstig geworden ist. Immerhin sind die kleinen Karten für die Sicherheit und die Verarbeitung deiner Fotos verantwortlich. Ich empfehle dir deshalb, nur Markenspeicher zu verwenden, z. B. von SanDisk.

Da moderne Kameras große Datenmassen aufzeichnen, solltest du auf ausreichend Speicherkapazität achten, z. B. 64 oder 128 GB. Wichtig ist auch eine hohe Lese- und Schreibgeschwindigkeit für ein zügiges Abspeichern und Übertragen der Bilddateien. Ein guter Standard sind heute Class-1-Karten, die bis zu mehreren hundert Megabyte in der Sekunde verarbeiten.

Reinigungsutensilien

In der Landschaftsfotografie ist deine Ausrüstung oft harschen Wettereinflüssen ausgesetzt – gut, wenn du vor Ort deine Ausrüstung, vor allem die Objektive, von Staub, Schmutz oder Feuchtigkeit befreien kannst. Daher solltest du immer einen kleinen Blasebalg, einen Pinsel, optischen Reiniger und ein großes Mikrofasertuch in deinem Fotorucksack mitführen.

Fotorucksack/Tasche

In der Landschaftsfotografie trägt man seine Ausrüstung bei Wind und Wetter über Stock und Stein, manchmal auch durch unwegsames Gelände, z. B. hochalpines Gebiet. Mit zunehmender Ausrüstung und Gewicht stellt sich die Frage, wie man das am besten bewerkstelligt. Ich persönlich bevorzuge Fotorucksäcke und möchte sie dir auch empfehlen. Damit lässt sich die schwere Ausrüstung am bequemsten und sichersten tragen und die Hände bleiben frei.

Man sollte auf ein bequemes Tragesystem, eine gute Polsterung, eine durchdachte, am besten flexible Inneneinteilung und wasserdichtes, stabiles Material achten. Ideal ist es außerdem, wenn der Rucksack Handgepäckmaße hat, weil du ihn dann bei Flügen zu deinen Fotozielen immer bei dir haben kannst. Empfehlenswerte Hersteller sind z. B. Tamrac, ThinkTank, f-stop oder Manfrotto.

Nimm die richtige Ausrüstung mit

Auf meinen Touren und Workshops erlebe ich immer wieder, dass die Leute keine durchdachte Ausrüstung mitführen. Dabei ist es sehr wichtig, dass du dir vor deiner Fototour genau überlegst, welche Teile deiner Ausrüstung du überhaupt brauchen wirst. So vermeidest du, unnötigen Ballast mit dir herumzuschleppen, aber auch, dass dir im entscheidenden Moment Equipment fehlt. Welche Ausrüstung für dein nächstes Fotoabenteuer notwendig ist, hängt davon ab, was du ablichten möchtest und wie und wie lange du unterwegs bist. Auf einer mehrwöchigen Trekkingtour durch die Wildnis wirst du sicherlich anders packen als bei einem Sonntagsausflug mit dem Auto.

WELCHE AUSRÜSTUNG HABE ICH SELBST AUF MEINEN FOTOTOUREN DABEI?

Mein Credo lautet: so wenig und leicht wie möglich, so viel wie nötig. Schließlich muss man als Landschaftsfotograf mobil sein und hat auf Touren neben dem Fotoequipment oft auch noch weitere Ausrüstung dabei. In meinem Rucksack befinden sich unterwegs meist ein Kameragehäuse, drei Objektive, drei Grau filter, ein Polfilter und ein Karbonstativ. Dazu noch einiger Kleinkram wie GPS-Gerät oder Powerbank. Wenn du dich für meine aktuelle Ausrüstung interessierst, kannst du sie gern auf meiner Webseite nachlesen: www.david-koester.de/landschaftsfotografie-lernen/ausruestung-landschaftsfo-tografie-reisefotografie/

image Einstellungen

Eine oft zitierte Weisheit besagt, dass der Fotograf das Foto macht und nicht die Kamera. Denn der Fotograf beeinflusst mit den richtigen Einstellungen an der Kamera die Wirkung seiner Bilder. In diesem Kapitel lernst du diese Einstellungen kennen und anwenden.

Der Begründer der Landschaftsfotografie Ansel Adams sagte einst: „You don’t take the photograph, you make it.“ Auf gut Deutsch: Nicht die Kamera, sondern der Mensch dahinter mit seinen Fähigkeiten, die Kamera zu beherrschen, ist der entscheidende Erfolgsfaktor für jedes gute Foto.

Im ersten Kapitel hast du erfahren, wie du dein Fotoequipment zusammenstellst. Jetzt gilt es, das Optimum aus deiner Ausrüstung herauszuholen und sie richtig bedienen zu lernen. Wer einfach drauflos knipst und allein der Vollautomatik vertraut, wird kaum spannende Fotos erhalten und hat keinen Einfluss auf sein Bild. Daher ist es essenziell, dass du die wichtigsten fotografischen Parameter und deren Wirkung auf dein Foto kennst.

Die vier elementaren fotografischen Parameter sind:

1. Blende

2. Belichtungszeit

3. ISO-Zahl

4. Brennweite

Alle vier Faktoren bestimmen wesentlich die Schärfe und die Belichtung deines Bildes. Da alle Größen miteinander in Verbindung stehen, nenne ich sie auch gern das „magische Fotoviereck“ .

Blende

Einfluss der Blende auf die Belichtung

Die Blende ist eine mechanische Vorrichtung am Objektiv, die mittels Lamellen, die sich öffnen und schließen können, den Lichtdurchlass steuert. Die Wahl der Blende bestimmt also, wie viel Licht auf deinen Sensor fällt. Je geschlossener also die Blende, desto weniger Licht und desto länger musst du belichten. Da Form und Funktion der Blende der Pupille am menschlichen Auge ähneln, wird sie auch Irisblende genannt.

Um anzugeben, wie viel Licht die jeweils gewählte Blende auf deinen Sensor lässt, gibt es eine Skala, die Blendenreihe. Die jeweilige Blendenzahl wird dabei immer mit dem Präfix „f/“ (engl. „f-stop“ = Verschluss) angegeben. Die Blendenreihe beginnt mit dem Wert 1, die nächsten Werte ergeben sich immer durch Multiplikation mit √2 (ungefähr 1,4).

f/1 – 1.4 – 2 – 2.8 – 4 – 5.6 – 8 – 11 – 16 – 22 – …

Wichtig für dich zu wissen: Von einer Blendenstufe zur nächsten halbiert sich die „Öffnung“ und damit die durchgelassene Lichtmenge. Jedes Schließen (Abblenden) der Blende um einen vollen Wert (z. B. von f/2.8 auf f/4) ergibt also eine Halbierung der Lichtmenge, das heißt, du musst doppelt so lange belichten. Umgekehrt ergibt ein Öffnen der Blende (Aufblenden) um einen Wert (z. B. von f/11 auf f/8) die doppelte Lichtmenge. Dann brauchst du nur halb so lang zu belichten.

Gute Objektive beginnen oft mit einer Anfangsblende (auch Offenblende) von f/2.8, lichtschwächere Modelle oft auch erst mit f/3.5 oder f/4. Meistens kannst du einen Blendenwert bis f/22 einstellen.

Einfluss der Blende auf die Schärfe

Je geschlossener die Blende (je größer die Blendenzahl) ist, desto größer wird die Tiefenschärfe (auch Schärfentiefe) und umgekehrt. Die Tiefenschärfe ist die Ausdehnung des scharfen Bereichs in deinem Motiv. Je mehr Tiefenschärfe, desto mehr in deinem Bild ist scharf.

Möchtest du eine geringe Tiefenschärfe, z. B., weil du eine Blume oder einen Baum vor dem Hintergrund freistellen möchtest, dann wählst du eine offene Blende (kleine Blendenzahl), etwa f/2.8. Der Hintergrund verschwimmt dann, wird also unscharf.

Möchtest du hingegen eine hohe Tiefenschärfe – und das streben wir in der Landschaftsfotografie meist an –, musst du abblenden, also die Blende schließen. Dann ist von vorne bis hinten alles scharf. Nun könntest du denken: Dann nehme ich einfach die kleinste Blende, z. B. f/22, und habe die maximale Schärfe im Bild. Genau diesen Tipp liest man auch sehr oft im Netz. So einfach ist es aber nicht, daher kannst du diese Binsenweisheit auch gleich wieder vergessen.

image

Wirkung der Blendenöffnung auf die Tiefenschärfe

Neben der Tiefenschärfe gibt es nämlich noch einen weiteren Effekt, die sogenannte Beugungsunschärfe (auch Diffraktion genannt). Je mehr du abblendest, desto mehr Licht wird an den Blendenlamellen gebrochen. Das wiederum führt zu einer geringeren Gesamtschärfe deines Fotos, es wirkt zunehmend „matschig“ . Daher ist es überhaupt keine gute Idee, unendlich abzublenden.

Die schärfste Blende ist bei jeder Objektiv-Kamera-Kombination unterschiedlich. Wenn dir maximale Schärfe wichtig ist, kannst du deine Objektive einfach einmal durchtesten. Hilfreich ist dabei die Faustregel, dass die beste Gesamtschärfe meist zwei oder drei Blendenstufen unter der Offenblende liegt.

Im Ergebnis solltest du einen guten Kompromiss zwischen der Tiefenschärfe und der Beugungsunschärfe finden. Das nennt man die optimale oder förderliche Blende. Diese liegt im mittleren Blendenbereich, je nach Objektiv meist zwischen f/8 oder f/11.

Einstellung der Blende

Die Blende wird heute meist elektronisch eingestellt. Den gewünschten Wert stellst du entweder in deinem Kameramenü oder komfortabler über ein Drehrädchen an deinem Kameragehäuse ein. Bei analogen Objektiven kann man die Blende über einen Drehring (Blendenring) einstellen.

Belichtungszeit

Die Belichtungszeit gibt an, wie lange der Verschluss deiner Kamera geöffnet bleibt, um Licht auf den Sensor zu lassen. Sie wird daher auch Verschlusszeit genannt und ist entscheidend dafür, ob dein Bild richtig belichtet ist.

Die Belichtungszeit hat indirekt auch Einfluss auf die Schärfe. Je dunkler dein Motiv ist und je höher die verwendete Blendenzahl, desto länger ist die notwendige Belichtungszeit. Dabei solltest du wissen, dass du ein Bild selbst bei ruhiger Hand nur bis maximal 1/100 Sekunde freihand halten kannst. Danach verwackelt es, wird also unscharf. Je länger du belichtest, desto höher also die Gefahr von Unschärfe, wenn du nicht auf Stativ arbeitest.

Die Belichtungszeit stellst du entweder in deinem Kameramenü oder über ein Drehrädchen an deinem Kameragehäuse ein. Dort sind meist Einstellungen bis 30 Sekunden möglich.

Der Bulb-Modus

Möchtest du noch länger belichten, nutzt du den Bulb-Modus. Bei manchen Kameras ist dieser über das Moduswahlrad („B“ ) zugänglich, bei anderen kann man die Funktion über den manuellen Modus erreichen, indem man am Rädchen die Belichtungszeit über 30 Sekunden hinausdreht.

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783869100890
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2019 (Januar)
Schlagworte
Ratgeber Foto-Workshop Fotobuch Fotograf Kamera-Ausrüstung Kameraeinstellungen Landschaftsfotos Natur Naturfotografie

Autor

  • David Köster (Autor:in)

Der Fotograf, Fototrainer und Bildjournalist David Köster gehört zu den besten Landschaftsfotografen Deutschlands. Seine atmosphärischen Fotos wurden vielfach mit internationalen Preisen ausgezeichnet und erscheinen in renommierten Magazinen. Seine Workshops sind so beliebt, weil er in der Lage ist, kompliziertes Fotowissen einfach zu erklären – diese Erfahrung hat er nun in diesem einzigartigen Ratgeber gebündelt.
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Titel: Der Start in die Landschaftsfotografie