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Kreative Foto-Aufgaben: Kinder & Familie

Schritt für Schritt zu besseren Fotos und wertvollen Erinnerungen

von Tom Gufler (Autor:in)
224 Seiten

Zusammenfassung

Schluss mit langweiligen Kinderfotos!

Das kennen alle Eltern: Mit der Geburt der Kinder steigt die Anzahl der Fotos enorm. Aber oft handelt es sich um Schnappschüsse, die selten wieder angeschaut werden. Wie man bessere Kinderfotos macht und wertvolle Familienerinnerungen schafft, zeigt Tom Gufler in seinem Buch. Der Fotograf hat sich auf emotionale Kinderfotos spezialisiert und in seinen Online-Kursen bereits unzähligen Hobbyfotografen zu großartigen Bildern verholfen. In seinem Ratgeber hat er die besten Tipps und Tricks zusammengestellt. Seine Mission: Eltern für Fotografie zu begeistern, damit tolle Bilder und wertvolle Familienmomente entstehen.

70 Fotoaufgaben zum Lernen und zur Inspiration

Welcher Kameratyp ist der richtige? Wie vermeidet man verwackelte Fotos? Wie hält man sein Kind beim Fotoshooting bei Laune? Im Grundlagenkapitel erklärt der Fotograf die wichtigsten Kamerafunktionen, zeigt, welches Fotoequipment unerlässlich ist, und gibt praktische Tipps für das Fotografieren von Kindern. Im Fotoworkshop lernen Eltern anhand von über 70 kreativen Foto-Aufgaben, wie beeindruckende Fotos entstehen. Das Besondere: Der Autor zeigt im Buch viele gelungene Bilder seiner Kursteilnehmer, die Mut machen. Denn dank seiner kompakten Lern-Methode entstehen überraschend schnell emotionale Familienfotos. Perfekt für alle, die sich und ihren Kindern einzigartige Erinnerungen schenken möchten.

Besonderes Extra: Das Buch enthält einen 55 -Gutschein für den Onlinefotokurs Emotionale Kinderfotografie für Eltern (GOLD-Edition) auf spiegelreflexkamera-lernen.de.

Auswahl der Fotoworkshops:

Seliger Schlaf
Schmusen mit dem Teddybär
Kinderspielsachen mal ganz groß
Kissenschlacht
Ich spiele mit Papa
Zähneputzen macht Spaß
Mein Kindergeburtstag
Auf dem Spielplatz
Mein Hund und ich
Ein Tag mit Opa
Pfützenspaß
Wir backen Plätzchen
Mein Freund, der Schneemann

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


VORWORT

Wie wäre es, wenn dir ein befreundeter Fotograf seine besten Tipps und Tricks verraten würde? Und zwar ohne ausschweifende Theorie, sondern nur die Essenz für wundervolle Kinder- und Familienfotos, damit du ohne lange Umwege bezaubernde Bilder von deinen Kindern machen kannst? Genau dieser Freund möchte ich jetzt für dich mit diesem praxisbezogenen Ratgeber sein.

 

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Bald werden euch eure Urlaube noch schöner in Erinnerung bleiben – versucht dabei, euch auch gegenseitig zu shooten 50 mm | f/5.6 | 1/100 sec | ISO 100

Dein Eltern-Coach für emotionale Kinderfotografie

Mein Name ist Tom Gufler, ich bin Familien- und Kinderfotograf und selbst Papa. Unser Sohn Moritz ist mein liebstes Modell, und ich habe von seiner Geburt bis zur Schule unglaublich schöne Erinnerungen für uns und auch ihn fotografisch festgehalten. Geh mit mir auf die Zeitreise und lass dich inspirieren, wie auch du diese wertvolle und einmalige Zeit mit deiner Familie für immer in Erinnerung behältst und damit auch deinem Kind ein Geschenk fürs Leben machst.

Glaube nicht, dass ich schon immer Fotograf war. Ich habe selbst über zehn Jahre gebraucht, um die eigentlich simplen, aber von vielen Fotografen gut gehüteten Geheimnisse für emotionale Fotos zu ergründen. Lange war ich auf falschen Fährten unterwegs und oft frustriert: Würde ich es ohne eine offizielle Ausbildung und ohne eine neue, teure Kamera überhaupt jemals zu professionellen Fotos schaffen können?

All diese Irr- und Umwege möchte ich dir gerne ersparen. Daher liefere ich dir in diesem Ratgeber nun die Zutaten für deine emotionalen Kinderfotos in kompakter Form auf dem Silbertablett. Mit meiner Schritt-für-Schritt-Methode enthülle ich dir die Geheimnisse guter Bilder ohne Fachchinesisch. Ich zeige dir, wie du all die Glücksmomente mit deinem Kind stimmungsvoll einfängst, ohne an deiner Kamera zu verzweifeln.

Meine Mission: Fotobegeisterte Eltern und tolle Erinnerungen

Du findest hier im Buch auch einige Fotos von meinem Sohn und mir zusammen. Diese Bilder hat alle meine Frau Natascha fotografiert. Da sie schon nach einer kurzen Einweisung durch mich in der Lage war, wirklich tolle Momentaufnahmen von uns zu machen, kam mir die Idee, meine spezielle Methode auch an andere Eltern weiterzugeben. 

Aus meiner Leidenschaft für die Fotografie und der Freude, mein Wissen mit anderen Eltern zu teilen, ist im Lauf der Zeit dann meine große Mission entstanden: Ich möchte alle Eltern begeistern, die Einzigartigkeit ihrer Kinder für immer erlebbar festzuhalten – für mehr Achtsamkeit, Wertschätzung und Dankbarkeit im Leben. Dazu nutze ich verschiedene Medien, wie Bücher, Seminare, Youtube- und Online-Fotokurse speziell für Eltern.

Ich möchte, dass du selbst jederzeit in der Lage bist, die bezaubernden Momente mit deiner Familie spontan und gekonnt festzuhalten. Das sind die echten Erinnerungen in eurem Leben. Fotografiert euch auch gegenseitig, so wie wir es machen: Moritz haben wir schon früh aktiv mit einbezogen, und er hatte Spaß, seine eigenen Aufnahmen zu gestalten und uns dabei Anweisungen geben zu dürfen. Die Kameraeinstellungen sind bei uns fast immer die gleichen, was die Sache sehr simpel macht.

Durch meinen inzwischen sehr bekannten Online-Fotokurs für Eltern (www.spiegelreflexkamera-lernen.de/fotokurs) und die zusätzliche Online-Begleitung der Eltern während und nach dem Kurs habe ich gute Einblicke in die Lernerfolge meiner Kursteilnehmer gewonnen: Alle Eltern, die sich neugierig mit mir auf die gemeinsame Reise begeben haben, kamen auch tatsächlich am Ziel an. Als Belohnung halten sie heute wundervolle Erinnerungsfotos in Form kleiner Leinwände in ihren Händen, die sie mir regelmäßig in unserer Online- Gruppe zeigen. Einige dieser Fotos wirst du später auch im Workshop- Teil sehen.

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Lass dein Kind auch mal hinter die voreingestellte Kamera 50 mm | f/3.5 | 1/100 sec | ISO 100

Zusätzlich zu den Erklärungen im Buch habe ich exklusiv für dich spannende Video-Anleitungen zur Vertiefung erstellt. So kann ich dir einige Dinge anschaulicher erklären, und du lernst mich dabei auch noch persönlich kennen. Du findest dieses Bonus-Material auf meiner Webseite unter www.spiegelreflexkamera-lernen.de/bonus. Im Blog findest du noch einige Bildergalerien mit weiteren Inspirationen und Tipps.

Nun wünsche ich dir ganz viel Freude mit diesem Ratgeber!

Dein

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Tom Gufler

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Dieses Buch widme ich meinem Sohn Moritz.

GRUNDLAGEN DER KINDERFOTOGRAFIE

Als Mama oder Papa hast du nicht viel Zeit in deinem Eltern-Alltag. Daher habe ich eine Methode für dich als Einsteiger entwickelt, mit der du schnell zu wertvollen Erinnerungen kommst, denn der Dschungel der Fotografie ist ohne kompakte Anleitung schwer zu durchblicken. Ich führe dich in diesem Kapitel zielsicher hindurch und zeige dir Schritt für Schritt, was wirklich wichtig ist.

 

 

 

 

Die drei häufigsten Fehler, die fast alle Eltern beim Fotografieren machen

Die meisten Einsteiger haben schon ein Gefühl dafür, ob ein Bild gut ist oder nicht. Aber sie wissen nicht, was den Unterschied macht. Sie können nur schwer entschlüsseln, welche grundlegenden Bildgestaltungselemente sie verbessern sollten. Wenn es dir genauso geht, erhältst du in diesem Abschnitt erste Hilfe, denn jede Veränderung beginnt mit der Bewusstwerdung. Daher führe ich dich zunächst anhand zweier Beispielbilder durch die drei häufigsten Fehler hin zum perfekten Foto. So kannst du schnell deine ersten Gehversuche unternehmen und effektiv lernen.

Lass uns die beiden Bilder vergleichen und untersuchen, was den Unterschied ausmacht: Das linke Bild wurde mit einem Smartphone fotografiert, das rechte mit einer Spiegelreflexkamera. Dennoch ist das linke Bild auch sehr typisch für Einsteiger mit einer Spiegelreflexkamera im Vollautomatik-Modus (zum Thema Vollautomatik kommen wir noch).

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Vergleich zwischen „Smartphone“ und „Spiegelreflexkamera“

Wir schauen uns jetzt die Elemente im Einzelnen an. So wirst du schneller verstehen, worauf es bei einem guten Bild wirklich ankommt. Die Elemente spielen natürlich alle ineinander. Es wird dich vielleicht auch wundern, dass die typischen Fehler teilweise gar nichts mit der Kameraausrüstung zu tun haben.

Fehler #1: Das Auge des Betrachters findet keinen Halt

Im linken Bild ist von vorne bis hinten alles scharf abgebildet. Du bist abgelenkt von Haus, Bäumen und Büschen im Hintergrund und weißt nicht, was die eigentliche Aussage des Bildes sein soll. Rechts dagegen ist das Gesicht durch einen schön verschwommenen Hintergrund freigestellt. Wie funktioniert das?

Die Spiegelreflexkamera hat ein faszinierendes Gestaltungselement, das sich grundlegend von einem Smartphone unterscheidet. Es ist die Blende, mit der du bestimmen kannst, welcher Bereich des Bildes scharf und welcher verschwommen sein soll.

Der richtige Umgang mit der Blende ist eine Kunst, mit der wir uns noch detailliert befassen werden. Sie bildet den Kern meiner Methode, weil du alleine mit diesem Element unglaublich schnell herausragende Resultate erzielen wirst.

Fehler #2: Das Licht wird nicht richtig genutzt

Das linke Bild wurde mittags bei schönstem Sonnenschein gemacht. Sicher ein Wetter, dass dich zum Fotografieren ins Freie locken würde. Dennoch sind die Kontraste sehr hart und ungünstig. Ich zeige dir in diesem Buch, wie du kontrolliert weiches Licht (z. B. bei bewölktem Himmel) bekommst und damit deine Bilder perfekt ausleuchtest.

Fehler #3: Das Bild ist zu unruhig

Als Einsteiger fehlt dir vielleicht der Blick für eine klare Bildaussage. Daher ist auf dem linken Bild alles und nichts zu sehen. Es wirkt insgesamt nicht harmonisch, sondern unruhig. Rechts dagegen ein Porträt, auf dem nichts Unwichtiges ist, sondern das hell und voller Freude strahlt und dadurch viel emotionaler wirkt.

Nun weißt du, welche drei grundlegenden Dinge das Bildergebnis gewaltig beeinflussen. Ich zeige dir jetzt meine Abkürzung, um genau diese Fehler zu vermeiden.

Einfach und schnell zu besseren Fotos

Ich arbeite mit dem sogenannten Pareto-Prinzip der Vereinfachung. Es besagt, auf die Fotografie übertragen, dass du mit 20 % Wissen (aber dem richtigen!) bereits 80 % der Ergebnisse erreichen wirst. Ich liebe es, für meine Kursteilnehmer die Komplexität zu reduzieren, und werde mich auch zusammen mit dir als Leser nur auf das wirklich Wichtige konzentrieren. Ich verzichte auf unwesentliche technische Erklärungen und lasse nur sehr selten benötigte Kameraeinstellungen weg.

Es mag zwar Technik-Experten geben, die mich gern in einigen Details berichtigen möchten, aber in meiner Arbeit habe ich festgestellt, dass im Alltag eine einfache Handhabung gewinnt. Das heißt, wir stellen die Kamera einmal professionell ein und richten unsere Aufmerksamkeit dann zu 100 % auf die Bildsituation. Es ist wie beim Autofahren. Du bist ein guter Autofahrer, wenn du dich voll auf den Verkehr konzentrieren und ihn vorausschauend einschätzen kannst. Du musst aber die Technik des Autos nicht komplett verstehen, es reicht, wenn du die wichtigsten Bedienelemente kennst.

Wenn du ständig an deiner Kamera herumfummeln musst, versäumst du die besten Bildsituationen. Dies überfordert die meisten Einsteiger, weil es zu komplex ist, sich ständig auf eine neue Kameraeinstellung und das Motiv gleichzeitig zu konzentrieren.

Diese Frustration möchte ich dir ersparen, indem ich dir zeige, auf welche beiden Elemente es wirklich ankommt:

Kontrolle über den Schärfepunkt

Kontrolle über die Schärfentiefe

Es sind also nur zwei Dinge, die du an deiner Kamera beherrschen musst und die du dir leicht merken kannst. Wir werden sie noch oft wiederholen, damit sie dir zur Routine werden. Klingt das nicht verlockend? Dann lass uns mit den nötigsten Grundlagen starten und im Anschluss direkt in die Praxis übergehen.

Welche Ausrüstung du wirklich brauchst

Da ich über meine Online-Fotokurse intensiven Kontakt zu einigen Tausend Eltern hatte, weiß ich um deine Ängste und Sorgen. Zum Trost: Mir ging es vor zehn, 15 Jahren als Anfänger der Fotografie auch nicht anders. Ich dachte, ich müsste mir eine sündhaft teure Profikamera kaufen, um richtig tolle Fotos machen zu können. Viele Jahre später kann ich dir sagen, dass du auch mit einer sehr günstigen Ausrüstung zu sehr guten Ergebnissen kommst.

Welcher Kameratyp ist der richtige?

Zwar machen Smartphones heutzutage auch schon wirklich gute Fotos, aber die sehr kleine Bauweise hat doch erhebliche fotografische Einschränkungen in der Bildgestaltung. Daher empfehle ich dir auf jeden Fall eine einfache Spiegelreflex- bzw. spiegellose Systemkamera. Gute Spiegelreflexkameras inklusive einem sogenannten Kit-Objektiv gibt es bereits ab 350 €. Systemkameras sind etwas teurer, da sie immer noch nicht ganz so verbreitet sind. Meinen Kamera-Tipp findest du immer aktualisiert auf meiner Webseite unter: www.spiegelreflexkamera-lernen.de/kameratipp.

Systemkameras haben den intern hochklappbaren Spiegel der Spiegelreflexkamera durch einen kleinen digitalen Sucher-Bildschirm ersetzt. Dadurch sind Systemkameras kompakter gebaut, haben aber eine deutlich kürzere Akkulaufzeit, da der digitale Sucher permanent Strom benötigt. Auch dein Auge ermüdet schneller, wenn du durch den Sucher auf den elektronischen Mini-Bildschirm schaust.

Streng genommen ist jede Kamera, bei der du ein Objektiv wechseln kannst, eine Systemkamera, eben ein System aus Kamerakörper (Body) und Objektiv. Im weiteren Verlauf des Ratgebers verwende ich stellvertretend für beide Kameratypen oft den bekannteren Begriff Spiegelreflexkamera.

Bei sogenannten Bridgekameras und auch bei Kompaktkameras ist das Objektiv fest mit dem Kamerakörper verbaut. Auch ist der Bildsensor meist kaum wesentlich größer als bei einem Smartphone, wodurch du nicht die herausragenden Bildergebnisse wie mit einer Spiegelreflexkamera erreichst.

Was ist wichtiger: Kamera oder Objektiv?

Oft halten Einsteiger oder erfolglose Fortgeschrittene die Kamera für das absolut wichtigste Element in der Fotografie. Viele Eltern, die in der Fotografie nicht weiterkommen, bitten mich um einen Tipp für eine bessere Kamera, mit der sie bessere Fotos hinbekommen, aber ich kann dir sagen: Die Kamera wird total überschätzt. Alle Spiegelreflexkameras sind heutzutage Top-Kameras mit ausreichend hoher Megapixelzahl. Sie sind in den Basisfunktionen sehr ausgereift, dennoch kommen jedes Jahr neue technische und oft unnötige Spielereien dazu, die eher vom Kern der Fotografie ablenken. Lass dich hier nicht verrückt machen und wähle gern ein älteres, günstigeres oder gebrauchtes Modell.

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Selbst mit einer alten Spiegelreflexkamera bekommst du perfekte Bilder Zehn Jahre alte Canon 350D 50 mm | f/2.8 | 1/160 sec | ISO 400

Ich selbst nutze in meinen Online-Kursen, meinem Blog und im Urlaub immer noch sehr häufig meine erste, inzwischen über zehn Jahre alte Spiegelreflexkamera Canon EOS 350D, um Eltern zu beweisen, dass sie nicht an ihrer vermeintlich alten Kamera zweifeln sollen. Hast du bereits eine Spiegelreflexkamera, dann spare dir bitte das Geld für eine neue Kamera, bis du wirklich verstanden hast, welche Bausteine ein außergewöhnliches Bild ausmachen.

Entscheidender für herausragende Bildergebnisse ist die richtige Objektivwahl und dessen Nutzung. Objektive sind auch viel wertstabiler und zeitloser als der schnelle Wandel der digitalen Kameras. In den Kamera-Einsteigersets um die 350 € ist meist ein sehr einfaches Zoomobjektiv enthalten. Für die allerersten Schritte ist das ausreichend und vom Preis-Leistungs-Verhältnis nicht zu toppen.

Mein Geheimtipp für dein Traum-Objektiv

Wie froh wäre ich gewesen, wenn mir jemand diesen Tipp bei der Objektivwahl früher gegeben hätte: Die sogenannte Offenblende ist das Entscheidende. Und ein einziges richtiges Objektiv mit kontrollierbarer Offenblende reicht dir für die Kinderfotografie vollkommen aus.

Wir kommen später noch detaillierter auf die genaue Funktion der Offenblende und der entsprechenden Blendenwerte zu sprechen. Sie ermöglicht dir die Gestaltung emotionaler Fotos mit gewollt unscharfen Bildbereichen. Bei den allermeisten Objektiven schließt sich nämlich fast unbemerkt die Blende beim Zoomen, und du verlierst dadurch die Kontrolle über den Schärfebereich.

Daher möchte ich dir zwei meiner Lieblingsobjektive vorstellen, die über die Besonderheit einer durchgehenden Offenblende (z. B. mit Blendenwerten von f/1.8 oder f/2.8) verfügen. Ausführlichere Informationen dazu erhältst du auch online auf meiner Bonusseite www.spiegelreflexkamera-lernen.de/bonus. Bei einer Bestellung im Internet oder im Fotofachgeschäft darfst du sie meist zwei bis vier Wochen testen und bei Nichtgefallen zurückgeben (was nicht der Fall sein wird).

Zwei Objektive mit sehr guter Offenblende sind z. B.:

Festbrennweite 50 mm 1.8 (ca. 100–200 €; Porträtobjektiv ohne Zoom)

Tamron AF 28–75 mm 2.8 XR (ca. 450 €; Weitwinkel und Porträt mit Zoom)

Achte auf die richtige Ausführung für deinen Kamerahersteller, da das Objektiv sonst nicht an die Kamera passt. Ich empfehle dir eines dieser beiden Objektive mit durchgängig konstanter Blendenöffnung von f/2.8 bzw. f/1.8. Meine Kursteilnehmer schwören auf eines der zwei genannten Objektive mit schöner Offenblende. Daher garantiere ich dir, dass auch du sie lieben wirst und viel schneller zu wirklich tollen Kinderfotos kommst.

Beachte, dass du die Offenblende von z. B. f/1.8 trotzdem einmal an deiner Kamera einstellen musst, wenn du dieses Objektiv aufsetzt. Sonst wunderst du dich eventuell, warum deine Fotos z. B. mit Blende f/5.6 aufgenommen werden, denn f/1.8 ist nur die maximale Blendenöffnung, jedes Objektiv kann aber auch die Blende schließen.

Die Millimeterangabe (mm) bezieht sich auf die sogenannte Brennweite – also den Zoombereich. Bei einer Festbrennweite hingegen kannst du die Brennweite bzw. den Zoombereich nicht verstellen. Das ist für manche anfangs ungewohnt, aber die 50 mm entsprechen der Sichtweise deines Auges. Und dein Auge kann auch nicht zoomen, sondern du musst näher hingehen, wenn du dein Motiv größer sehen möchtest.

Mit einer Festbrennweite (50 mm) ist dafür aber ein noch schöneres Blendenspiel (f/1.8) für verschwommene Hintergründe möglich. Bei hellen Lichtreflektionen bekommst du auch ein wunderschönes Bokeh (kleine Unschärfekreise) wie hier im Bild.

Fang aber erst mal mit der Ausrüstung an, die du vielleicht schon hast. Beachte nur, dass sich bei den meisten Objektiven die Blende im Zoombereich leider alleine zuzieht – meist von f/3.5 auf f/5.6.

Teures Zubehör – muss das sein?

Du weißt inzwischen, ich liebe die Einfachheit. Und das gilt auch für die Ausrüstung. Was du zur Kinderfotografie wirklich benötigst:

Spiegelreflex- bzw. Systemkamera

1–2 Objektive (z. B. Kitobjektiv und Festbrennweite 50 mm) inkl. Schutzdeckel

1–2 Akkus (es gibt meist von anderen Herstellern günstigere Ersatzakkus)

1 Speicherkarte (64 GB sind mehr als ausreichend)

Kameratasche

Gerne gebe ich aber auch zu, dass der Weg zur Einfachheit für mich ein langer Erfahrungsweg war. Anfangs führte mich die Unsicherheit zu vielen unnötigen Käufen an Zubehör.

Deine Kamera tut, was du willst

Um es kurz zu machen: Wenn du deine Spiegelreflexkamera nur im Vollautomatik-Modus nutzt, kannst du auch dein Smartphone verwenden. Ich weiß, dass diese Aussage meist alle sehr erstaunt. Aber: Wie schon erwähnt, benötigst du die Kontrolle über die beiden Elemente Schärfepunkt und Schärfentiefe. Und das geht nicht in der Vollautomatik. Um die richtigen Einstellungen selbst vorzunehmen, brauchst du gar nicht viel Zeit. Aber dann entfaltet sich die Fotografie für dich in ihrem ganzen Wunder, und du kannst sicher sein, dass du nie mehr die Vollautomatik verwenden möchtest.

Lass uns nun zusammen die Kamera einmal richtig einstellen, und im Anschluss erkläre ich dir die Zusammenhänge. Ich bitte dich, dabei auch dein Kamerahandbuch zu benutzen, da die Einstellungen herstellerabhängig sind.

image       WAS BRINGEN MOTIVPROGRAMME?

Die Motivprogramme auf dem Modus-Wahlrad sind Vollautomatikprogramme für bestimmte Szenen wie Sport, Landschaft, Porträt, Nacht etc. Ich rate dir davon ab, diese zu nutzen, denn damit überlässt du wieder einer Vollautomatik die Bildgestaltung. Es mag verlockend erscheinen, nicht nachdenken zu müssen, aber über kurz oder lang wirst du mit der Blendenvorwahl (siehe weiter unten) die meiste Freude in der Kinderfotografie haben.

Ohne Angst raus aus der Vollautomatik

Nur du als Fotograf kannst das Bild gestalten. Die Kamera hat keine Ahnung, was du zum Ausdruck bringen möchtest. In der Vollautomatik hast du aber keine Möglichkeit, deine Gestaltungsidee umzusetzen. Lass uns daher in eine Halbautomatik wechseln, die dir die gewünschte Kontrolle ermöglicht. Du brauchst keine Angst zu haben, denn es kann nichts kaputt gehen. Man sagt auch, hinter der Angst liegt dein größtes Potenzial. Also freue dich auf die Entdeckungsreise mit mir an der Hand. Es sind nur ganz wenige Schritte notwendig, um mit der Halbautomatik endlich die Bilder zu fotografieren, die du dir schon lange wünschst.

Welche Halbautomatiken gibt es?

Programmautomatik „P“: Sie ist in der Funktion der Vollautomatik noch relativ nah. Deswegen nutze ich diese Automatik nie.

Blendenvorwahl „Av“ oder „A“: Zu 95 % nutze ich diese Halbautomatik, die auch Zeitautomatik genannt wird. Mit der Blendenvorwahl bekomme ich die gewünschte Kontrolle über die Blende und somit über die Schärfentiefe.

Zeitvorwahl „Tv“ oder „S“: Diese Halbautomatik nutze ich zu 5 %, wenn es darum geht, schnelle Bewegungen einzufrieren (siehe weiter unten).

Neben den Automatiken gibt es noch den manuellen Modus „M“, der aber eher für Fortgeschrittene geeignet ist. Hier musst du Blende und Zeit zusammen richtig einstellen, da dich keine Halbautomatik unterstützt. Wir werden diesen Modus nur später beim Thema „Blitzen“ kurz verwenden.

Autofokus: Die Schärfe immer am richtigen Punkt

Alle Halbautomatiken erlauben dir außerdem die Kontrolle über das gewünschte Autofokusfeld für eine gezielte Bildschärfe. Erinnere dich nochmals an die beiden wichtigsten Elemente, über die wir die Kontrolle haben möchten: Schärfepunkt und Schärfentiefe. Lass uns näher betrachten, welche Vorteile das für dich hat.

Deine Kamera verfügt über einen Autofokus (AF) mit mehreren Autofokusfeldern, um die Schärfe an den richtigen Punkt im Bild zu setzen. Damit die Kamera fokussieren kann, benötigt sie immer Lichtkontraste. Eine weiße Wand ohne sichtbare Fasern oder ein blauer Himmel ohne Wolken beispielsweise wird für den Autofokus sehr schwer. Er wird hin- und herzoomen, aber keinen Schärfepunkt finden.

Ähnlich verhält es sich, wenn du zu nahe an deinem Motiv bist. Bei den meisten Objektiven gilt eine Naheinstellgrenze von ca. 40 cm.

Gehst du näher dran, kann deine Kamera das Objektiv beim Auslöseversuch nicht mehr scharfstellen. Du kennst das von deiner eigenen Linse genauso: Wenn du einen Text zu nah vor dein Auge hältst, kann es ihn nicht mehr scharfstellen.

Das mittlere AF-Feld ist immer das beste, weil es horizontale und vertikale Kontraste misst. Stelle an deiner Kamera nun das mittlere Autofokusfeld ein (schau ggf. in deinem Kamerahandbuch nach, wie das geht – und deine Kamera hat sicherlich deutlich mehr als die hier dargestellten sieben AF-Felder meiner alten Canon). Das aktive AF-Feld leuchtet dabei meist in Rot. Kontrolliere sicherheitshalber, ob an deinem Objektiv ebenfalls der Autofokus-Modus aktiviert ist (Schalterposition AF).

Achte darauf, dass du deine Kamera bereits auf eine Halbautomatik (am besten Blendenvorwahl) umgeschaltet hast, denn in der Vollautomatik lässt sich das AF-Feld nicht manuell festlegen: In der Vollautomatik würde deine Kamera bei jedem Bild unkontrolliert ein beliebiges AF-Feld wählen, oder das AF-Feld springt sogar wild hin und her. Meist richtet die Kamera dann den Fokus einfach auf den ihr nächstliegenden Punkt. Aber so kannst du kein Bild gezielt gestalten.

Mit einem kleinen Trick kannst du nun jeden beliebigen Bildpunkt blitzschnell scharf bekommen, obwohl du nur das mittlere AF-Feld eingestellt hast – mehr dazu im Abschnitt „Profi-Tipp #3: ‚Der Verziehen- Trick‘ “.

Blendenvorwahl: Mit der Schärfentiefe spielen

In der Fotografie kannst du durch die gezielte Nutzung der Blende wundervolle Bilder gestalten. Ich habe mich lange Zeit diesem Thema verschlossen, da ich irrtümlicherweise dachte, es sei unendlich kompliziert. Ich hoffe, du zögerst nicht wie ich damals, denn die Blende ist das Wunderbarste an der Fotografie.

Stelle jetzt dein Modus-Wahlrad auf „Av“ bzw. „A“, um die Blendenvorwahl als Halbautomatik auszuwählen. Bei manchen Kameraherstellern wird die Blendenvorwahl auch Zeitautomatik genannt, weil bei der Wahl der Blende die Kamera automatisch die dazu passende Belichtungszeit errechnet. Ich finde die Bezeichnung Blendenvorwahl viel zutreffender, denn wir wollen ja selbst die Blende wählen. Außerdem sind die Abkürzungen nach der jeweiligen Vorwahl auf dem Modus-Wahlrad benannt. So kannst du sie dir auch einfacher merken.

BLENDENVORWAHL AV/A = ZEITAUTOM ATIK image

Die Betriebsart „Av“ oder „A“ steht für das englische Wort „aperture value“ (= Blende). So kontrollierst du die Blende für schöne Spiele mit der Schärfentiefe.

Die Blendenöffnung (z. B. f/2.8) deines Objektivs stellst du über ein kleines Rädchen an deiner Kamera ein. Auf die tollen Eigenschaften der Blende, wie du sie richtig einstellst und warum ich sie so liebe, gehe ich im Abschnitt „Die Doppelfunktion der Blende: Lichteinfall und Schärfentiefe“ noch genauer ein.

Mit der Blendenvorwahl für die Schärfentiefe und dem mittleren AFFeld für den Schärfepunkt hast du nun bereits die wichtigsten Dinge an deiner Kamera eingestellt.

Zeitvorwahl: Schluss mit verwackelten Fotos

Der Vollständigkeit halber möchte ich auch kurz auf die Zeitvorwahl „Tv“ bzw. „S“ (= Blendenautomatik) eingehen. Diese stellst du genauso am Modus-Wahlrad ein.

Ich persönlich nutze sie sehr selten, da ich nicht die Kamera umstellen möchte und ja auch auf die Kontrolle der Offenblende mehr Wert lege. Nutzt du die Zeitvorwahl, kümmert sich deine Kamera im Sinne der korrekten Belichtung um die passende Blende. Die gewünschte Belichtungszeit stellst du ebenfalls über ein kleines Rädchen an deiner Kamera ein.

Für dich kann die Zeitvorwahl in schnellen Situationen mit deinem flinken Kind von Vorteil sein. Probiere es einfach mal aus. Eine typisch kurze Zeitvorwahl wäre z. B. 1/500 sec (bei leicht bewölktem Himmel oder Abendsonne) oder 1/4000 sec bei sehr heller Sonne. Je kürzer du die Belichtungszeit wählst, desto einfacher ist es natürlich, dass dir dein Kind nicht aus dem Bild läuft, sondern sogar noch bei einem schnellen Sprung knackscharf abgelichtet wird.

Bedenke aber, dass du die Zeit nicht beliebig kurz wählen kannst, wenn nicht ausreichend Licht vorhanden ist. Denn bei kurzer Belichtungszeit muss sehr viel Licht in die Kamera gelangen, damit dein Bild nicht unterbelichtet wird. Alternativ könntest du einen hohen ISO-Wert von 3200 einstellen, um die Lichtempfindlichkeit zu erhöhen und damit im Gegenzug die Belichtungszeit sehr kurz zu halten. Dann aber erhältst du ggf. ein größeres Bildrauschen (siehe Abschnitt „Die Sensorempfindlichkeit ISO“).

Was dir dein Kameradisplay verrät

Wenn du weißt, welche wesentlichen Einstellungen du beim Blick durch den Sucher siehst, kannst du beim Shooten immer kontrollieren, ob alles richtig eingestellt ist, oder auch z. B. die Blende beim Durchsehen verändern.

Die Werte von links nach rechts bedeuten Folgendes:

Belichtungszeit: 250 (= 1/250 sec)

Blende: F5.6 (bzw. f/5.6)

Belichtungskorrektur: 0

ISO: 400

Diese Anzeige ist bei den gängigen Kameraherstellern sehr ähnlich. Darüber hinaus gibt es meist eine Anzeige über den Akkuladezustand, die Betriebsart und einen Zähler, ob gerade noch Bilder im Kameraspeicher auf die Speicherkarte geschrieben werden müssen.

Blende, Zeit und ISO richtig verstehen

In der Fotografie gibt es drei elementare Dinge, die die Wirkung des Lichtes auf dem Weg zum fertigen Foto maßgeblich beeinflussen.

Lass mich dir zunächst einen kurzen Überblick geben:

Blende: Damit regelst du, wie weit dein Objektiv für den Lichteinfall und die Schärfentiefe geöffnet wird (z. B. f/1.8).

Zeit: Die Belichtungszeit regelt, wie lange der Kamerasensor Licht bekommt (z. B. 1/250 sec).

ISO: Sie gibt die Empfindlichkeit des Sensors an (z. B. 100).

Die meisten Elemente stellst du übrigens an der Kamera ein. Auch die Blende deines Objektivs wählst du (meist mit einem kleinen Rädchen) über die Kamera. Am Objektiv selbst stellt du nur den Zoom (Brennweite am geriffelten Zoomring) und die Fokusart (Minischalter AF/MF = Autofokus/manueller Fokus) ein.

Die Doppelfunktion der Blende: Lichteinfall und Schärfentiefe

Wie du sicherlich schon erkannt hast, ist die Blende mein absolut liebstes Gestaltungsmittel und auch der Hauptgrund, eine Spiegelreflexkamera zum Fotografieren zu verwenden.

Die Blende im Objektiv besteht aus mehreren Lamellen, die sich schließen und öffnen können. Bei einer großen Blendenzahl (z. B. f/22) wie hier im Bild schließen die weit ausgefahrenen Lamellen die Blendenöffnung weitgehend, und es gelangt nur noch wenig Licht in die Kamera. Bei einer kleinen Blendenzahl hingegen gelangt viel Licht in das Objektiv und damit auch auf den Bildsensor im Inneren der Kamera.

Ist es extrem hell, z. B. in der prallen Mittagssonne im Süden, müsstest du die Blende schließen, um zu verhindern, dass dein Bild überbelichtet wird. In der Kinderfotografie versuchen wir aber eher, die knallige Sonne zu vermeiden, da wir immer mit weichem, diffusem Licht und einer schönen offenen Blende fotografieren wollen.

Verwirrung gibt es immer, wenn von „großer Blende“ die Rede ist. Ist damit nun eine große Blendenzahl oder eine große Blendenöffnung gemeint? Daher spreche ich meist von „Offenblende“ (z. B. f/1.8). Dabei sind die Lamellen nahezu eingefahren und der große Lichteinfall ins Objektiv wird kaum abgeblendet.

Der spannende Nebeneffekt einer offenen Blende ist aber, dass nicht mehr alle Teile im Bild scharf abgebildet werden. Man spricht hier von der Schärfentiefe, also wie tief die Schärfe ins Bild reicht. Und genau das ist es, was Fotos so besonders emotional macht. Denn durch den gezielten Einsatz des Schärfeverlaufs verschwimmen die Bereiche vor und hinter dem Schärfepunkt im Bild wie von einem leichten Schleier umhüllt.

Wir schauen uns dazu die beiden Bilder mit den Strandspielsachen an:

Im oberen Bild mit Offenblende f/1.4 siehst du den Fisch scharf abgebildet und den Bereich davor und dahinter absichtlich verschwommen, wodurch die Aufnahme sehr interessant wirkt.

Im unteren Bild mit geschlossener Blende f/16 ist alles scharf, und das Bild wirkt förmlich platt. So sehen typische Smartphone-Fotos oder Fotos mit der Vollautomatik aus.

Mit der richtigen Blende kannst du das Auge des Betrachters also auf deine Hauptaussage lenken und andere Bildteile durch gewollte Unschärfe fast verschwinden lassen. Durch den Schleier der Unschärfe wird die Phantasie des Betrachters angeregt, das Bild wirkt emotionaler. Daher ist mir die Blendenvorwahl (statt der Vollautomatik) so immens wichtig, dass ich fast immer die Offenblende nutze.

Die richtige Belichtungszeit

Wir nutzen ja hauptsächlich die Halbautomatik Blendenvorwahl/ Zeitautomatik. Abhängig von der Menge des Lichteinfalls regelt sich die Belichtungszeit dadurch automatisch. Bei viel Licht (durch eine offene Blende und starke Sonne) wählt deine Kamera eine sehr kurze Belichtungszeit. Eine kurze Belichtungszeit (z. B. 1/500 sec) hat den Vorteil, dass dein Bild nicht verwackelt.

Bei wenig Sonnenlicht muss deine Kamera mehr Licht einsammeln und dabei eine längere Belichtungszeit (z. B. 1/30 sec) wählen. Denn sonst wird dein Bild unterbelichtet und sehr dunkel. Leider hat dies den Nachteil, dass Bilder leichter verwackelt werden, weil du die Kamera nicht so lange ruhig halten kannst. Hier kann dir ein höherer ISO-Wert weiterhelfen, was wir uns im folgenden Abschnitt ansehen.

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Belichtungszeit von kurzer Zeit (1/1000 sec) zu längerer Zeit (1/8 sec): je länger die Belichtungszeit, desto verwackelter das Bild

Die Sensorempfindlichkeit ISO

Als es noch keine digitalen Kameras gab, hat man in dunkleren Jahreszeiten eher Filme mit einem hohen ISO-Wert (hohe Lichtempfindlichkeit – z. B. ISO 400) eingelegt. Im Sommer nutzte man Filme mit niedrigem ISO Wert (ISO 100).

Obwohl man heute keine Filme mehr benutzt, hat man dieses Konzept auf den Bildsensor übertragen. Die Empfindlichkeit reicht bei manchen Kameras sogar schon bis über 100 000 ISO, um auch in der Dämmerung noch gut belichtet fotografieren zu können.

Bei den analogen Filmen nutzte man in der Schwarz-Weiß-Fotografie auch gern einen hohen ISO-Wert für eine charaktergebende Körnungauf dem Foto. Dieser Effekt ist bei den digitalen Kameras nicht so gewollt und schlägt sich eher als lästiges Bildrauschen wieder. Ab einem ISO-Wert von 3200 ist dieses Rauschen bei den meisten Kameras zu sehen. Der Effekt tritt hauptsächlich in dunklen Bildbereichen auf. So wird ein schwarzer Mantel im Dunklen plötzlich von bunten Bildpunkten überstreut.

Hat deine Kamera eine ISO-Automatik, dann nutze sie, denn deine Kamera wird immer versuchen, einen möglichst niedrigen ISO-Wert (meist 100) zu verwenden, um das Rauschen zu vermeiden. Gleichzeitig wird sie bei wenig Licht aber den ISO-Wert hochschrauben, um eine möglichst kurze Belichtungszeit für ein unverwackeltes Fotos zu ermöglichen.

Du merkst schon, dass sich die drei Elemente Blende, Zeit und ISO gegenseitig beeinflussen. Die Kamera zielt dabei immer darauf ab, das Bild optimal zu belichten.

Bei einer Offenblende, so wie ich sie meist nutze, gelangt viel Licht in die Kamera. Somit kann ich im Sommer einen niedrigen ISO-Wert von 100 wählen, und die Kamera errechnet daraus automatisch eine kurze Belichtungszeit von z. B. 1/250 sec.

Habe ich im Winter oder bei stark bewölktem Himmel sehr wenig Licht, wähle ich erst recht meine Lieblings-Offenblende. Sicherheitshalber würde ich bei dieser Lichtsituation auch einen höheren ISO-Wert von 400 verwenden (oder du nutzt deine ISO-Automatik). Und dennoch würde die Kamera vermutlich eine längere Belichtungszeit von z. B. 1/30 sec benötigen, um das Bild hell genug auszuleuchten. Dann greifst du zu dem Mittel Belichtungskorrektur (siehe Abschnitt „Helligkeit durch Belichtungskorrektur“).

Das Belichtungs-Grid für jede Lichtsituation

Damit du diese Zusammenhänge noch einmal auf einen Blick hast kannst, habe ich sie in meinem Belichtungs-Grid grafisch für dich zusammengefasst. Wie ist das Grid zu lesen?

1. Bei heller Sonne reicht dir ein ISO-Wert von 100. Theoretisch musst du eine größere Blendenzahl (f/16) wählen, wenn die Sonne extrem hell ist. Die Kamera wird eine sehr kurze Belichtungszeit errechnen. Wir meiden extreme Sonne aber ohnehin.

2. Bei bewölktem Himmel benötigst du eher einen höheren ISO-Wert von z. B. 800. Eine kleinere Blendenzahl (f/2.8) lässt mehr Licht in die Kamera, aber die geringe Lichtmenge zwingt die Kamera zu einer längeren Belichtungszeit.

3. Auf meiner Bonusseite (www.spiegelreflexkamera-lernen.de/bonus) findest du eine ausführliche Video-Anleitung zu meinem Grid. Damit du das Grid immer bei dir hast, kannst du es dir mit deinem Smartphone abfotografieren oder auf meiner Webseite im Flyerformat als PDF zum Ausdrucken herunterladen.

Das Grid gibt dir grundsätzlich das Verständnis, wie bei welcher Lichtsituation der ISO-Wert, die Blende und die Zeit tendenziell einzustellen sind bzw. von der Kamera gewählt werden.

Du hast aber selbst die Gestaltungsmöglichkeit, davon abzuweichen. Erinnere dich, dass ich möglichst die Offenblende wähle, weil das Spiel mit der Schärfentiefe für mich Vorrang hat. Damit das Bild dabei nicht überbelichtet wird, gehe ich in den Schatten oder warte einen bewölkten Himmel ab. Dadurch resultieren im Sommer ein niedriger ISO-Wert und eine kurze Belichtungszeit – genau das, was ich haben möchte und dir in den meisten Fällen auch empfehle.

Outdoor/indoor – Licht geschickt einsetzen

Dieses Thema ist mir besonders wichtig, denn ich hatte es jahrelang überhaupt nicht auf dem Schirm. Ich suchte zu besessen nach versteckten Funktionen in der Kamera, die scheinbar nur in Profikameras vorhanden waren. Eine wahre Erleuchtung hatte ich, als mein Coach mir damals erklärte, dass viele Dinge schon stimmen müssen, bevor das Foto gemacht wird. Und dazu gehört auch, die richtige Situation abzuwarten oder zu suchen.

Ich war bis dahin immer davon ausgegangen, dass ich für hell leuchtende Fotos auch immer in die pralle Sonne gehen müsste. Aber das war komplett falsch, denn in der direkten knalligen Sonne bekommst du nur zugekniffene Augen und harte Schatten im Gesicht, und selbst die Poren der Haut werden durch Minischatten sichtbar.

Weiches Licht ist das A und O

Weiches Licht aber ist für ein erfolgreiches Shooting unabdingbar. Und weiches Licht bekommst du – wenn du keine Hilfsmittel wie einen Diffusor verwenden willst, was etwas übertrieben wäre – nur bei bewölktem Himmel, im Schatten oder bei Sonnenauf- bzw. -untergang. Wenn du mehr Erfahrung hast, kannst du auch gegen die hoch stehende Sonne fotografieren, sodass das Gesicht deines Kindes von der Sonne abgewandt ist und von weichem indirektem Licht umschmiegt wird: Einige Beispiele dazu findest du in den Workshops.

Idealen Schatten hast du zwischen Häuserwänden mit hell reflektierenden Wänden oder Böden. Ungünstiger ist es in einem Park unter Bäumen, denn das viele Grün wird auch auf die Haut reflektiert. Fotografiere auch nicht im Schatten eines bunten Sonnenschirms, sondern achte immer auf möglichst weißes und weiches Licht. Wenn du deine Sinne für Lichtsituationen schärfst, hast du bereits einen großen Sprung gemacht.

Helligkeit durch Belichtungskorrektur

Deine Kamera bietet dir mit der Funktion „Belichtungskorrektur“ einen versteckten Trick, dein Bild heller zu belichten. Die Korrektur lässt sich in Drittelblendenwerten einstellen. Typischerweise stellst du für ein Schattenfoto die Korrektur auf eine ganze Blende +1 ein. Durch diese Überbelichtung erstrahlt dein Bild in hellstem Licht, und es ist nicht mehr erkennbar, dass die Aufnahme eigentlich im Schatten gemacht wurde.

Alternativ gibt es auch die Möglichkeit, die Fotos in der nachträglichen Bildbearbeitung am Computer aufzuhellen oder in ihrem Farbcharakter zu verändern. Dies habe ich auch bei vielen Fotos gemacht. Kannst du dir vorstellen, dass dieses helle Foto wirklich im Schatten fotografiert wurde? Dann schau dir meine kurze Videodokumentation auf www.spiegelreflexkamera-lernen.de/bonus an, wo dieses Bild entstanden ist und wie ich es mit der Bildbearbeitung leicht verändert habe.

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Belichtungskorrektur +1 für gewollte Aufhellung im Schatten

Blitzen – aber richtig

Eines muss ich an dieser Stelle erwähnen: Für mich ist Fotografie Zeichnen mit Licht. Ich persönlich liebe das natürliche Licht mit seinen vielfältigen Lichtspektren und den indirekten Reflexionen. Wo immer es geht, versuche ich, mit dem vorhandenen Licht auszukommen. Dennoch gibt es natürlich Situationen, wo die Sonne bereits untergegangen ist. Da bleibt nur noch die Möglichkeit des Blitzens.

Das Thema Blitzen in seiner ganzen Vielfalt würde ein weiteres Buch füllen. Für den Anfang möchte ich dir ein paar einfache, aber gute Lösungen zeigen. Was verstehe ich unter richtigem Blitzen? Verwende nie den ausklappbaren Blitz in deiner Kamera. Das wird einfach nichts, da dieser Notblitz dein Kind nur direkt und hart anblitzen kann und es zu den typisch roten Augen durch die reflektierten Blutgefäße kommt. Für weiches Licht benötigen wir immer indirektes Licht. Und dies funktioniert viel besser mit einem verstellbaren Aufsteckblitz, bei dem es auch keine roten Augen mehr gibt.

Aufsteckblitzgeräte kannst du so verstellen, dass du indirekt über die Decke oder die Wand hinter dir blitzen kannst. So knallst du deinem Kind nicht die volle Lichtdosis direkt ins Gesicht, was zu großem Erschrecken und harten Schatten führen würde. Du steckst den Aufsteckblitz einfach auf den Blitzschuh deiner Kamera. Die Auslösung des Blitzes erfolgt immer automatisch zeitsynchron beim Abdrücken. Gegebenenfalls musst du den Blitzschuh deiner Kamera aktivieren, falls der Blitz nicht auslöst – sieh dazu bitte in deinem Kamerahandbuch nach.

Ich war selbst erstaunt, wie günstig solche hochwertigen Blitzgeräte von Drittanbietern zu haben sind. Von Yongnuo und Neewer gibt es beispielsweise schon Geräte deutlich unter 100 €, während die Original-Blitzgeräte der großen Marken schnell 400 € kosten. Der Preisunterschied rechtfertigt sich dadurch, dass die genannten Blitzgeräte nicht vollautomatisch einsetzbar sind – aber ich bevorzuge ohnehin die manuelle Wahl der Lichtstärke.

Damit du die volle Kontrolle über die Lichtsituation bekommst, musst du deine Kamera beim Blitzen ausnahmsweise auf die Betriebsart „M“ (= manuell) stellen. So kannst du Blende, Zeit und ISO einzeln einstellen. Das mag dir etwas aufwendig erscheinen, aber es ist noch mal eine gute Übung, um sich die Zusammenhänge von Blende, Zeit und ISO zu verdeutlichen. Nimm die Einstellungen in dieser Reihenfolge vor:

1. Wähle wie immer eine schöne Offenblende von z. B. f/2.8 für das Spiel mit der Schärfentiefe.

2. Probiere verschiedene kurze Belichtungszeiten, aber meist passt beim Blitzen 1/250 sec, die sogenannte Blitzsynchronzeit, am besten.

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783869100951
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2019 (August)
Schlagworte
emotionale Kinderfotografie Foto-Wissen Foto-Workshop Kinderfotos Lern-Methode Perspektiven-Fotografie Hobbyfotograf Bildausschnitte

Autor

  • Tom Gufler (Autor:in)

Tom Gufler ist Foto-Coach und als Fotograf auf emotionale Kinderfotografie spezialisiert. Auf seinem Online-Portal Spiegelreflexkamera-lernen.de hat er schon vielen Tausend Eltern das Fotografieren beigebracht. Für diesen Ratgeber hat er über 70 kreative Foto- Aufgaben für Kinder- und Familienfotos entwickelt, die auch Hobbyfotografen ohne Vorkenntnisse umsetzen können. Die Belohnung: tolle Kinderfotos, auf die die ganze Familie stolz ist.
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Titel: Kreative Foto-Aufgaben: Kinder & Familie