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Glückliche Kinder brauchen entspannte Eltern

Mit Verständnis, Verantwortung und Vertrauen durch den Familien-Alltag. Der Elternratgeber für typische Stress-Situationen

von Mira Mondstein (Autor:in) Detlef Deva Wallow (Autor:in)
184 Seiten

Zusammenfassung

So gelingt entspannte Erziehung

Das Zusammenleben mit Kindern ist nicht immer leicht. Immer wieder bringen sie ihre Eltern durch ihr Verhalten an ihre Grenzen. Doch warum tun sie das? Und wie können Eltern ihre Kinder und sich selbst in solchen Momenten wieder beruhigen? Der Familientherapeut Deva Wallow und die Bloggerin Mira Mondstein zeigen, wie Mütter und Väter den Kreislauf aus Stress, Enttäuschung und Wut durchbrechen können.

Verständnis, Verantwortung, Vertrauen

Das beste Fundament für eine einfühlsame Kindererziehung und tolle Eltern-Kind-Beziehung besteht aus Vertrauen, Verständnis und Verantwortung. Im großen Praxisteil des Buches zeigen die Autoren anhand zahlreicher typischer Stress-Situationen, die zwischen Eltern und Kind entstehen können, wie sich diese „3 großen V’s der Kindererziehung“ umsetzen lassen. So gelingt ein entspannter Familienalltag mit glücklichen Kindern!

Aus dem Inhalt:
• Praktische Tipps für einen harmonischen Familienalltag
• Voraussetzungen für ein entspanntes Zusammenleben
• Unsere Kinder brauchen Liebe und Grenzen
• Was uns in der Erziehung unterstützt
• So können wir kindgerecht kommunizieren
• Was entspannte Eltern brauchen
• Herausforderungen gelassen entgegensehen
• Wir haben ein Problem – was können wir tun?

Auswahl der Stress-Situationen im Praxisteil:

Typische Situationen im Alter zwischen 3 und 4 Jahren:
• Unser Sohn haut und tritt uns
• Unsere Tochter möchte nicht mehr in die Kita gehen
• Unser Sohn hat Angst vor Gespenstern

Typische Situationen im Alter zwischen 5 und 6 Jahren:
• Unsere Tochter will sich morgens nicht anziehen
• Unser Sohn will abends nicht ins Bett gehen
• Unser Sohn kann nicht verlieren

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


PRAKTISCHE TIPPS FÜR EINEN HARMONISCHEN FAMILIENALLTAG

In der heutigen Zeit redet jeder, wirklich jeder mit, wenn es um die Erziehung von Kindern geht. Unsere Meinung: Den einzig wahren Erziehungsstil gibt es nicht. Daher sucht ihr in diesem Ratgeber einen erhobenen Zeigefinger vergeblich – an seiner Stelle findet ihr ein echtes Pfund an hilfreichen Tipps für euren Elternalltag. Als Autorenteam schöpfen wir dabei aus dem Vollen: Wenn ein erfahrener Familientherapeut und eine gelebte Rabenmutter – beide Herzblut-Blogger mit engster Verbindung zu Tausenden Eltern – loslegen, geht es praktisch zur Sache!

 

Das beste Fundament für eine einfühlsame Kindererziehung und eine tolle Eltern-Kind-Beziehung besteht aus Vertrauen, Verständnis und Verantwortung. Anhand zahlreicher – und für Eltern meist stressiger – Alltagssituationen möchten wir euch zeigen, wie ihr die 3 großen Vs der Kindererziehung bestmöglich in eurem Familienalltag umsetzen könnt.

Unser Erziehungsstil basiert darauf, unseren Kindern mit ganz viel Verständnis und Vertrauen die Grenzen zu setzen, die sie brauchen, um sich sicher zu entfalten und ihnen den Freiraum zu geben, den sie brauchen, um ihre Welt mutig und selbstbewusst zu erkunden.

Wir wünschen uns, dass unsere Erfahrungen aus Devas praktischer Arbeit als Familientherapeut und Vater sowie aus Miras persönlicher Umsetzung des klassischen Rabenmutter-Modells euch dabei unterstützen, den Familienalltag zu gestalten, der euch alle glücklich macht.

Ein paar Dinge möchten wir euch für alle Familiensituationen sehr ans Herz legen:

Ignoriert nie euer Bauchgefühl!

Achtet immer auch auf euch selbst.

Geht niemals davon aus, dass euer Kind böse oder falsch ist, egal wie es sich auch verhält.

Alles, was nicht Liebe ist, ist ein Schrei nach Liebe! – und dieser resultiert immer aus einer Verletzung.

In der Praxis zeigt sich, dass zu viel Theorie es schwer macht, in die Umsetzung zu kommen. Aus diesem Grund haben wir dieses Buch mit sehr vielen Praxisbeispielen gefüllt, die genau die typischen Problemsituationen aus dem Familienalltag zeigen, die alle Eltern nicht selten in den Wahnsinn treiben.

Wir wünschen euch viel Erfolg und Freude auf eurem Erziehungsweg. Betrachtet euer Kind als ein einzigartiges Kunstwerk und seid stolz auf dieses kleine Wunder, das ihr erschaffen habt.

Liebe Grüße

Mira und Deva

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VORAUSSETZUNGEN FÜR EIN ENTSPANNTES ZUSAMMENLEBEN MIT KINDERN

Das Zusammenleben mit unseren Kindern ist nicht immer leicht. Nicht selten bringen sie uns durch ihr Verhalten an unsere Grenzen. Doch wieso tun sie das? Und wie können wir Eltern unsere Kinder und uns selbst in solchen Momenten wieder beruhigen?

Wir Eltern wünschen uns alle ein entspanntes und harmonisches Zusammenleben mit unseren Kindern, doch leider ist das Familienleben oft für alle Mitglieder anstrengend. Das liegt unter anderem daran, dass wir Eltern buchstäblich rund um die Uhr vor der Aufgabe stehen, Entscheidungen anstelle unserer Kinder zu treffen.

Zudem haben unsere Kinder das Talent, mit ihrem Verhalten unsere empfindsamsten bzw. schmerzhaftesten Punkte zu drücken, die uns schnell wütend oder traurig werden lassen. Das kann uns dazu verleiten, unüberlegt zu reagieren, was häufig nicht sehr verständnisvoll ist.

Dabei steht hinter jedem unkooperativen Verhalten unserer Kinder ein Schrei nach Liebe und Aufmerksamkeit. Im Sinne von: Siehst du denn nicht, wie verletzt und traurig ich bin? Diese Aussage gilt übrigens nicht nur für Kinder, sondern für alle: Junge wie Alte. Wir alle reagieren immer nur verletzend oder unkooperativ, wenn wir uns selbst verletzt fühlen. Und dies ganz häufig nicht unmittelbar, nachdem die Verletzung passiert ist, sondern dann, wenn etwas (oft) Banales das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Die Tatsache, dass das unangebrachte Verhalten nicht unmittelbar auf diese Verletzung folgt, macht es so schwierig, diesen Zusammenhang zu erkennen. Wenn wir uns dies vor Augen führen, haben wir die Möglichkeit bzw. die Wahl, den uns hingeworfenen Fehdehandschuh (Aufforderung zu einem Duell) aufzunehmen – oder halt nicht.

Deshalb ist es wichtig, dass wir Eltern uns immer wieder bewusst die Frage stellen: Was könnte unser Kind so erschreckt, ihm solche Angst gemacht oder es so verletzt haben, dass es sich so (unkooperativ) verhält?

Bei Erwachsenen können wir darauf reagieren, indem wir langsam und achtsam, die Grenze des Gegenübers achtend, auf diesen zugehen und ihm anbieten, ihn zu umarmen. Je nach Alter des Kindes geht das ähnlich bzw. in etwas abgewandelter Variante: Indem wir mit einem wohlwollenden Blickkontakt kleine Schritte auf unser Kind zugehen und mit jedem Schritt die Arme etwas mehr ausbreiten als Einladung, es zu umarmen. Doch unabhängig vom Alter unseres Kindes können wir auf das unangebrachte Verhalten mit einem einfachen Ja reagieren, im Sinne von: Ja, ich habe dich gehört! Was aber nicht bedeutet: Ja, ich gebe dir recht!

Ganz im Sinne der Buddha zugeschriebenen Aussage können wir uns fragen: Willst du recht haben oder glücklich sein? Menschen möchten oft beides haben. Doch es ist hilfreicher, wenn wir den Wunsch, recht zu haben, ab und zu zurückstellen. Er steht nämlich sehr häufig zwischen uns und unseren glücklichen Beziehungen – und dies nicht nur in Bezug auf unsere Kinder.

Wir Eltern beeinflussen unsere Kinder von Anfang an

Je nach Verlauf und Erfahrungen der Mutter während der Schwangerschaft nimmt das ungeborene Kind die vielschichtigen Gefühle und Ängste seiner Mutter bereits im Bauch wahr. Dies führt zu Überzeugungen des Ungeborenen, wie das Leben ist, vor allem, ob es sicher oder gefährlich bzw. ob das Kind selbst liebenswert ist oder nicht.

Diese Überzeugungen wirken wie in Stein gemeißelte Gesetze. Diese Gesetze geben dem Kind das Gefühl von Sicherheit, unabhängig davon, ob die Überzeugungen positiv oder eher negativ sind. Das hat zur Folge, dass sie nicht so schnell über den Haufen geworfen werden. Ein Mangel an positiven Gefühlen der Mutter bleibt gespeichert als bekannter, aber unsicherer Hafen – selbst wenn das Kind später viel Liebe erfährt: Immer wenn es später etwas erlebt, das seine lieblose Überzeugung bestärkt, denkt es sich: Ich habe es doch gewusst!

Unsere Kinder kommen unschuldig zur Welt

Wenn Kinder das Licht der Welt erblicken, sind sie unschuldig und kennen keinen seelischen Schmerz bzw. keine seelischen Verletzungen, es sei denn, sie erlebten während der Schwangerschaft oder der Geburt Traumata. Falls dies der Fall ist, fühlen sie sich ausnahmslos selbst dafür verantwortlich und empfinden keine feindseligen Gefühle.

Als unschuldige Wesen brauchen Kinder vor allem von ihren Eltern liebevolle Aufmerksamkeit und Grenzen, innerhalb derer sie sich selbst und die Welt erkunden und weder sich noch andere (körperlich) verletzen können. Sie sind – wie jeder Erwachsene auch – okay so wie sie sind! Was ganz und gar nicht heißt, dass ihr bzw. unser Verhalten immer okay ist.

Was geschieht, wenn wir Eltern Vergleiche anstellen und Erwartungen hegen?

Wir Eltern haben ein natürliches Bedürfnis nach Sicherheit. Wenn wir wissen, dass unsere Kinder nicht aus der Reihe tanzen, fühlen wir uns in unserer Aufgabe als Eltern bestätigt. Dies gibt uns Sicherheit. Deshalb beginnen wir früh, die Entwicklung unserer Kinder und ihr Verhalten mit dem anderer Kinder zu vergleichen.

UNSERE ERWARTUNGEN SIND GIFT

Erwartungen sind Glücksblocker. Sie nehmen uns die Freude über etwas vorweg, das unsere Kinder selbst und von sich aus oder mit unserer Unterstützung schaffen.

Wir beginnen schon während der Schwangerschaft bei den Ultraschalluntersuchungen der Embryonen mit deren Bewertung: Wir fragen uns unsicher und nervös: Entspricht unser Embryo der Norm? Hat er die richtige Größe und das passende Gewicht? Trifft unser Baby den errechneten Geburtstermin und wird es pünktlich geboren? Wie verlaufen die Vorsorgeuntersuchungen unseres Säuglings? Nimmt er schnell genug an Größe und Gewicht zu? Trinkt er genug? Beginnt er rechtzeitig, sich zu drehen, zu krabbeln, zu laufen, zu sprechen usw.?

Wir warten vertrauensvoll oder ängstlich ab, ob unsere Kinder der Norm bzw. unseren Erwartungen entsprechen. So schwer es uns Eltern häufig fällt, uns von den Erwartungen an unsere Kinder zu lösen, so wenig hilfreich sind diese. Was geschieht eigentlich, wenn unsere Kinder unseren Erwartungen entsprechen? Macht uns das glücklich? Beruhigt es unsere Angst? Oder ist es einfach nur okay?

Wie groß ist die Freude, wenn unser Kind zum ersten Mal Mama oder Papa sagt!? – Doch stellen wir uns mal folgende Situation vor: Wir warten die ganze Zeit auf diese magischen Wörter, weil wir wissen, dass gleichaltrige Kinder sie schon gesagt haben. Und wenn sie dann aus dem Mund unseres Kindes kommen: Was fühlen wir dann? Freuen wir uns oder sind wir gedanklich schon beim nächsten Meilenstein in seiner Entwicklung?

Als Eltern ist es angesichts der vielen Beurteilungen unserer Kinder – von Außenstehenden, aber auch durch unsere eigenen Vergleiche mit anderen Kindern – nicht leicht, im Vertrauen zu bleiben, dass mit unseren Kindern und ihrer Entwicklung alles okay ist. Kinder entwickeln sich nun mal nicht alle im gleichen Tempo und haben zudem unterschiedliche Stärken und Schwächen. Die individuelle Kombination dieser Stärken und Schwächen macht jedoch unsere Kinder und ihre besonderen Begabungen aus.

Vertrauen, Verständnis und Verantwortung – die drei wichtigen Vs in unserer Erziehung

Vertrauen, Verständnis und Verantwortung sind die drei wichtigen Vs in der Erziehung. Kinder wünschen sich Verständnis für ihre Wünsche und Bedürfnisse, und dafür, wie sie vorgehen, damit diese erfüllt werden. Sie brauchen auch Verständnis für ihre unterschiedlichen Gefühle, die damit verbunden sind. Sie wünschen sich von uns Eltern das Vertrauen darin, dass sie ihren eigenen Weg schon finden und gehen werden, egal ob er gradlinig verläuft oder mit vielen Hindernissen und Umwegen gespickt ist. Unsere Kinder wünschen sich außerdem, dass wir Eltern sie dabei unterstützen, Verantwortung selbst zu tragen und dass wir diese auch mal übernehmen, wenn sie ihnen zu schwer ist oder wird.

Vertrauen aufbauen

Vertrauen ist das Gegenteil von Angst und basiert auf einem Gefühl der Sicherheit. Da unser Stammhirn unter Angst immer gleich etwas Lebensgefährdendes versteht, wollen wir dieser unbedingt entfliehen und etwas tun, damit wir uns wieder sicher fühlen können. Weil wir nach Sicherheit nicht suchen können, beginnen wir nach Gefahren Ausschau zu halten. Dafür beobachten wir unsere Umgebung und unsere Mitmenschen, um deren Gefühle, deren Gedanken und deren mutmaßlichen Motivationen möglichst frühzeitig erahnen und kontrollieren zu können.

UNSERE ÄNGSTE SIND NICHT DIE UNSERER KINDER

Weil wir uns wünschen, dass es unseren Kindern gut geht und sie sich sicher fühlen vor Ablehnung, Ausgrenzungen und Gefahren, wollen wir ihnen einen sicheren Weg weisen. Doch dieser Weg basiert auf unseren ganz persönlich wahrgenommen und erfahrenen Gefahren und Ängsten, die nicht mit denen unserer Kinder übereinstimmen müssen.

Deshalb ist es hilfreich, sich als Erwachsener seine Ängste immer wieder anzuschauen und diese zu überprüfen. Meistens handelt es sich dabei um Ängste, die wir als Kind wahrgenommen und erfahren haben, wie z. B. die Angst vor dem Allein- und Unversorgtsein. Aus der Perspektive eines Babys bzw. Kleinkindes sind diese Ängste verständlich, da sich diese nicht allein versorgen können. Obwohl wir als Erwachsene in der Lage sind, uns sehr gut selbst zu versorgen und in der Regel über ein soziales Netz aus guten Freunden und unserer Familie verfügen, haben wir trotzdem Angst vor Trennungen und daraus resultierend davor, allein zu sein.

Dieses Bedürfnis nach Kontrolle, um Sicherheit zu erlangen, können wir nicht einfach loslassen. Aber es kann durch Vertrauen ersetzt werden, das wir durch regelmäßiges Üben (wieder) gewinnen können.

Wenn wir unsere Kinder auf ihrem Weg begleiten, erwachsen zu werden, wollen wir sie vor Enttäuschungen und Verletzungen bewahren. Deshalb sagen wir ihnen oft, was sie tun und was sie besser lassen bzw. meiden sollten. Wollen wir, dass sie auf uns hören, weil sie Angst vor Strafe oder Liebesentzug haben? Oder weil sie uns vertrauen und wissen, dass wir immer unser Bestes für sie geben und nur ihr Bestes wollen?

Verständnis zeigen

Das Wort Verständnis hat mehrere Bedeutungen. Wir meinen in diesem Buch damit die Fähigkeit, sich in sein Gegenüber hineinversetzen und mitfühlen zu können.

Die Mitglieder einer Familie sind für ein harmonisches Familienleben dazu aufgefordert, Verständnis füreinander und auch für sich selbst zu entwickeln. Das Verständnis für das eigene Sein und das eigene Verhalten ist die Grundlage dafür, sich angenommen und geliebt zu fühlen.

Mit unserem Verständnis für sie können wir unsere Kinder unterstützen. Wenn sie mit uns nicht kooperieren, fehlt ihnen etwas. Sie sind in diesen Momenten nicht aufnahme- bzw. lernfähig. Wenn wir dann Verständnis für sie haben, kommen unsere Kinder wieder runter und werden für unsere erzieherischen Hinweise empfänglich. Umgekehrt gilt dasselbe: Wenn wir Eltern nicht entspannt sind, gelingt es uns nicht, unseren Kindern etwas beizubringen bzw. sie zu erziehen.

Doch wie können wir Verständnis für unsere Kinder entwickeln, wenn wir ihr Verhalten oder ihr Bedürfnis nicht nachvollziehen können?

Wir wünschen uns, dass es euch gelingt, Verständnis für die Bedürfnisse und Gefühle eurer Kinder zu empfinden und auszudrücken, unabhängig davon, wie ihr sie bewertet oder ob ihr sie nachvollziehen könnt. Dies wird eure Beziehung und Bindung stärken und eure Kinder in ihrem Selbstbewusstsein enorm stärken.

Immer wenn ihr merkt, dass ihr Schwierigkeiten habt, euren Kindern Verständnis zu schenken, empfehlen wir, zu schauen, was euch selbst gerade fehlt bzw. was euch zu viel ist und welche Unterstützung ihr euch von wem in dieser Situation wünscht.

Verantwortung übernehmen und loslassen

Welche Verantwortung tragen wir Eltern gegenüber unseren Kindern und welche legen wir uns zusätzlich auf?

Wir tragen keine Verantwortung für die uneingeschränkte Gesundheit unserer Kinder. Es ist einfach nicht möglich, sie vor jeder Erkrankung und vor jeder Verletzung zu schützen. Kinder werden krank und können Treppen hinunterfallen, beim Fahrradfahren stürzen, sich beim Essen verschlucken etc. Aber wir können sie von klein auf schützend begleiten und sie jedes Mal unterstützen, wieder aufzustehen. So übernehmen wir Verantwortung für ihr Wohlergehen.

Eltern zu sein und Verantwortung für Kinder zu übernehmen, bedeutet, Schutz, Geborgenheit und Trost zu bieten, ihnen Gelegenheiten und Raum für persönliche Entwicklung zu schenken, sie zu nähren, zu lehren und noch vieles mehr. Das ist die große Aufgabe Elternschaft.

Wir wünschen uns, dass unsere Kinder eine starke Persönlichkeit entwickeln. Doch Persönlichkeit wird nicht durch eine in Watte gebettete Kindheit hervorgebracht. Kinder brauchen keine (Helikopter-) Eltern, die sie davor bewahren, auf die Nase zu fallen. Sie brauchen Eltern, die ihnen den Raum geben, sich, ihre Fähigkeiten und ihre Welt in einem geschützten Rahmen zu erkunden. Sie brauchen Eltern, die ihnen – falls sie fallen – beim Aufstehen die Unterstützung und Liebe geben, die sie brauchen, um es so gut wie möglich allein zu schaffen.

Dafür brauchen Eltern wiederum das Vertrauen ihres sozialen Umfeldes und niemanden, der ihnen Vorwürfe macht und ihnen das Gefühl gibt, schlechte Eltern zu sein, falls ihre Kinder eben doch mal fallen.

Wenn wir unsere Kinder mit rohen Diamanten vergleichen, könnte man sagen: Es sind die Widrigkeiten des Lebens, die ihnen ihren besonderen Schliff verleihen und die schönen Momente, die sie polieren und ihnen den Mut schenken, weiterzugehen.

Verantwortung wird von vielen als Aufgabe interpretiert, bei der sie keine Wahl haben, Nein zu sagen. Im Sinne von: Wenn ich Kinder in die Welt setze, muss ich mich auch um sie kümmern. Das ist schade, denn diese Art von Pflichtgefühl erstickt oft die Liebe. Dabei geht es doch gerade darum, sie wiederzufinden. Denn wenn wir lieben, spüren wir dieses erfüllende Gefühl, das uns die Kraft gibt, unserer Liebe weiter Ausdruck zu verleihen. Wenn wir stattdessen der Versuchung erliegen, uns für unsere Kinder aufzuopfern, erwarten wir im Gegenzug etwas von ihnen, weil wir ihnen ja etwas gegeben haben, das uns jetzt fehlt. In den meisten Fällen ist dies Zeit: Zeit, einer Tätigkeit nachzugehen, die uns Erfüllung bereitet oder Anerkennung gebracht hätte.

Doch es ist absolut nicht unsere Aufgabe als Eltern, uns für unsere Kinder aufzuopfern. Unsere Verantwortung liegt allein darin, unser Bestes in der Befriedigung unserer vielfältigen Bedürfnisse sowohl als Mann bzw. Frau, Eltern, Berufstätiger, u. a. zu geben.

Voraussetzungen für kooperatives Verhalten unserer Kinder

Wir wissen, dass unsere Kinder grundsätzlich immer mit uns kooperieren möchten. Dennoch finden wir uns alle oft genug in Situationen mit unseren Kindern wieder, in denen diese genau das nicht tun, – weil die Voraussetzungen dafür nicht stimmen. Welche Voraussetzungen sind es denn überhaupt, die unsere Kinder brauchen, um kooperieren zu können?

Wir begegnen unseren Kindern auf Augenhöhe

Spätestens in der Pubertät kommt der Moment, in dem wir uns den Respekt unserer Kinder explizit wünschen und einfordern. Der Grundstein dafür wird jedoch schon viel früher gelegt und liegt allein in unseren Händen. Es ist kein großes Geheimnis: Wenn wir Respekt von unseren Kindern bekommen möchten, müssen wir ihnen ebenfalls Respekt entgegenbringen – und das am besten von Beginn an.

Euren Kindern könnt ihr auf verschiedene Arten und Weisen und vor allem in kleinen Gesten euren Respekt zeigen. Hier ein paar Beispiele:

Begebt euch so oft wie möglich auf gleiche Augenhöhe mit euren Kindern. Tut dies vor allem, wenn ihr sie kritisierst oder sie auffordert, etwas für euch zu tun. So fühlen sich eure Kinder euch nicht so leicht unterlegen.

Wenn ihr wütend oder enttäuscht seid, sagt es euren Kindern: Ich kann gerade nicht mit dir sprechen. Ich bin einfach nur wütend bzw. enttäuscht. Bitte lasst hier am Ende unbedingt von dir weg, denn das glaubt ihr nur zu denken. Eure Kinder haben eure Erwartungen womöglich nicht erfüllt, doch für die Erfüllung eurer Erwartungen tragt ihr allein die Verantwortung, nicht eure Kinder!

Entscheidet nicht über den Kopf eurer Kinder hinweg, sondern fragt sie, erahnt je nach Alter, ihre Bedürfnisse und Wünsche, bietet Alternativen an oder erfragt sie.

Nehmt die Bedürfnisse und Wünsche eurer Kinder ernst, selbst wenn sie für euch nicht nachvollziehbar sind. Es gibt einen Grund, aus dem sie für eure Kinder wichtig sind. Achtung Falle: Die Wünsche ernstzunehmen, bedeutet nicht, dass sie erfüllt bzw. umgesetzt werden müssen.

Ganz wichtig: Seid nicht nachtragend! Wenn ihr euren Kindern mitgeteilt habt, worüber ihr euch geärgert habt, lasst es los. So lernen eure Kinder, dass sie von euch geliebt werden, auch wenn sie sich mal anders verhalten haben, als ihr es euch gewünscht hättet. Notfalls sucht ihr euch einen ungestörten Raum und lasst eure übrige Wut an einem Kissen raus oder – falls genug Zeit ist – powert sie im Fitnessstudio oder beim Joggen raus.

Wir sind authentisch und entspannt

Was bedeutet es, authentisch zu sein? Es heißt, glaubwürdig bzw. echt zu sein. Anders gesagt: eure Gefühle auszudrücken, was jedoch nicht heißt, dass ihr sie auch offen zeigen müsst.

Seid euren Kindern gegenüber authentisch. Falls ihr befürchtet, euch nicht mehr halten zu können, wenn ihr z. B. euren Tränen freien Lauf lasst, dann verzichtet darauf. Teilt aber eure Gefühle mit. Erzählt, dass ihr traurig seid, oder euch zum Weinen ist. Sucht euch später eine erwachsene Schulter zum Anlehnen und Ausweinen. Dasselbe Vorgehen empfehlen wir, wenn ihr wütend oder ängstlich seid.

Das ist wichtig für eure Kinder, damit sie lernen, dass sie ihrer Wahrnehmung trauen können. Sie nehmen eure Gefühle nämlich wahr – ob ihr sie ausdrückt oder nicht. Wenn ihr sie überspielt oder unterdrückt, verursacht das bei euren Kindern eine Verunsicherung und Angst, ihrer eigenen Wahrnehmung nicht mehr trauen zu können. Beantwortet euch selbst die Frage, wie es euch gehen würde, wenn ihr euren Augen oder Ohren nicht mehr trauen könntet.

Wir schaffen einen Ausgleich und sorgen für Bewegung

Kinder (und selbstverständlich auch wir Eltern) brauchen ausreichend Bewegung und Gelegenheiten, um zur Ruhe zu kommen. Das macht Kinder und Eltern ausgeglichen und schafft eine gute Basis, um gut miteinander umzugehen.

Sich bewegen und zur Ruhe zu kommen, gelingt uns besonders gut in der Natur. Wenn ihr in der Großstadt lebt, ist es vielleicht etwas aufwendiger in Wald und Felder zu kommen, aber der Weg lohnt sich und durch den Kontrast zur Alltagsumwelt sind der positive Effekt und der Ausgleich noch mal größer.

SAMMELT GLÜCK IN DER NATUR!

Sich in der Natur aufzuhalten, sorgt für eine Ausschüttung von Glückshormonen – umso mehr, wenn die Zeit dort mit geliebten Menschen geteilt wird. Geht also als Familie raus in die Natur. Spielt Fangen und Verstecken, baut Hütten, geht schwimmen und tut, was euch einfällt und gut tut. So tragt ihr zur Ausgeglichenheit eurer Kinder bei und schafft eine ideale Voraussetzung für kooperatives Verhalten.

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UNSERE KINDER BRAUCHEN LIEBE UND GRENZEN

Was unsere Kinder vor allem brauchen, ist das Gefühl geliebt zu werden – so wie sie sind! Egal ob sie gerade traurig, fröhlich, glücklich, wütend oder aggressiv sind. All diese Gefühle gehören zum Menschsein einfach dazu. Kinder bringen uns Eltern und andere Mitmenschen oft an persönliche Grenzen, wenn sie prüfen, ob sie tatsächlich angenommen werden.

Kinder brauchen Grenzen. Grenzen und Anleitungen bzw. sichere Räume helfen ihnen dabei, die Welt zu erkunden. Stellt euch vor, ihr würdet nach eurer Ausbildung oder nach eurem Studium eine neue Stelle in einem großen Unternehmen antreten und solltet direkt weitreichende und zukunftsweisende Entscheidungen treffen. Sehr wahrscheinlich würdet ihr euch überfordert fühlen, oder? So ungefähr fühlen sich Kinder, wenn sie in eine Welt geboren werden, deren Regeln und Gesetze sie (noch) nicht kennen. Es ist unsere Aufgabe als Eltern, unsere Kinder dabei zu unterstützen, ihren Platz in der Welt zu finden.

Grenzen setzen heißt, Verantwortung übernehmen

Unser Ziel in der Erziehung sollte nicht primär darin bestehen, unsere Kinder zu angepassten Gesellschaftsmitgliedern zu erziehen bzw. zu formen, sondern ihnen unsere Gesellschaft mit den ausgesprochenen und unausgesprochenen Erwartungen und Gesetzen in einem geschützten Rahmen vorzustellen, sodass sie sich sicher darin bewegen sowie den Mut und das Selbstvertrauen gewinnen können, diese später vielleicht gewaltlos zu verändern.

Kinder reifen in den ersten neun Monaten im Mutterleib in einem sehr begrenzten Raum heran. Dieser gibt ihnen Wärme, Sicherheit und Geborgenheit. Zudem ist er dunkel. Das Baby hat es wunderbar kuschelig und wächst in einem wahren Paradies mit Grenzen heran. Dies wünscht es sich auch nach der Geburt. Aus diesem Grund sind Grenzen für Kinder wichtig.

Zum Zeitpunkt der Geburt kommt das Baby nach der häufig beängstigenden Austrittsphase durch den Geburtskanal in eine Welt, in der es hell, laut, kalt und vor allem auch sehr unbegrenzt ist. Die körperliche Umgrenzung der Gebärmutter ist verschwunden und das Baby muss plötzlich atmen, hört seine eigene Stimme und ist von der Rundumversorgung durch die Mutter abgekoppelt.

Wenn der neue Erdenbürger dann mit seinen Eltern nach Hause kommt (falls die Mutter nicht zu Hause entbunden hat), braucht er viel Geborgenheit und Nähe in Form von Kuscheln und Tragen, z. B. in einem Tragetuch oder einfach in den Armen seiner Eltern. Zum Schlafen legen wir den Säugling in einen Schlafsack. Liegt er im Kinderbettchen, schauen wir, dass wir dieses mit Bettschlangen oder Kissen verkleinern bzw. begrenzen. Kinder brauchen diese fühlbaren Grenzen ihres Körpers zu ihrer Umgebung. Diese Grenzen sind ihnen vertraut und erinnern sie an die Geborgenheit im Mutterbauch. Die äußeren Begrenzungen helfen den Kindern auch dabei, sich selbst und ihre Körpergrenzen wahrzunehmen.

Nicht alle Babys sind gleich. Die meisten sind sich aber in einem Punkt einig: Sie brauchen noch lange den Körper-, Blick- oder Stimmkontakt zu ihrer Mutter, um sich sicher zu fühlen.

Die Grenzen unserer Kinder weiten sich aus

Wenn unsere Kinder krabbeln und laufen lernen, können wir sehr gut beobachten, wie eng bzw. weit ihre Grenzen gesteckt sind. Mit der Zeit werden sie mutiger und trauen sich, auch mal einen größeren Abstand zwischen sich und uns kommen zu lassen. Dann ist es an uns Eltern, zu schauen, ob wir mit diesen neuen, ausgeweiteten Grenzen bzw. den Freiräumen unserer Kinder umgehen können. Je älter die Kinder werden, desto wichtiger wird unsere Aufgabe als Eltern, unsere Kinder loszulassen. Oftmals fällt das insbesondere Müttern aufgrund ihrer sehr engen Bindung zum Kind schwer.

Es ist unsere eigene Angst, die diese Schwierigkeiten, loszulassen erzeugt. Da nutzt es wenig, unserer Angst zu sagen, dass sie unberechtigt ist. Nicht selten werden diese diffusen Ängste mit der Sorge vor Verkehrsunfällen oder Belästigungen durch Fremde begründet und die Kinder deshalb noch täglich zur Schule begleitet, selbst wenn es sich um einen verkehrsarmen und kurzen Fußweg handelt, und die Kinder schön länger zur Schule gehen.

Die dahinterstehende Angst können wir nicht wirklich loslassen, aber durch Vertrauen ersetzen, indem wir unseren Kindern immer mehr zutrauen, auf den Verkehr zu achten und sich nicht von Fremden ansprechen zu lassen. Dieses Vertrauen können wir am besten durch Begleitung und Beobachtung gewinnen.

Setzen wir unserer Angst Grenzen!

Aus unserer eigenen Kindheit haben viele von uns die Überzeugung mitgebracht, Grenzen seien etwas Einengendes oder Verletzendes, weil sie selbst es so erfahren haben. Deshalb tun wir uns oft schwer, klare Grenzen zu festzulegen.

Aus diesem Grund fällt es uns Eltern nicht leicht, unseren Kindern Wünsche abzuschlagen. Dabei sollten wir uns bewusst machen, dass wir sie nicht abschlagen, weil unsere Kinder und ihre Bedürfnisse uns nicht wichtig sind, sondern eben gerade, weil ihr Wohlergehen uns so sehr am Herzen liegt.

Es fällt uns schwer, Grenzen zu setzen bzw. auch mal Nein zu sagen, weil wir unterschwellig die Angst in uns tragen, dass unsere Kinder uns dann weniger lieben könnten. Dabei ist diese Sorge vollkommen unbegründet. Ganz im Gegenteil: Vernünftige, gut durchdachte und begründet gesetzte Grenzen können unser Verhältnis zu unseren Kindern eher noch stärken.

Die Grenzen unserer Verantwortung als Eltern

Mit der Geburt eines Kindes werden aus Frauen Mütter und aus Männern Väter, die nun die Verantwortung für ein oder mehrere Kinder tragen. Das belastet uns Eltern häufig, weil wir ein falsches Verständnis von unserer Verantwortung haben, und weil unsere Entscheidungen und unser Verhalten nun nicht mehr nur unser persönliches Leben und das unseres Partners beeinflussen, sondern auch das Leben eines noch nicht allein lebensfähigen jungen Menschen, eines Kindes, dessen Bedürfnisse wir Eltern leider nicht immer eindeutig erkennen können.

Wir tragen die Verantwortung für die Erfüllung bzw. Befriedigung der Grundbedürfnisse unserer Kinder: für ihre Ernährung, ihre Körperpflege sowie für ihren Schutz vor Kälte, Hitze und Nässe. Alles weitere, z. B. die Erziehung zur Selbstständigkeit und Berufsfähigkeit, sind wichtige und hilfreiche Aufgaben, die wir haben. Da wir sie allerdings nicht vollständig beeinflussen können, tragen wir für sie auch keine Verantwortung. Das trifft auch auf das Glück und die Gesundheit unserer Kinder zu. Erkrankungen, Verletzungen und Unfälle können wir nicht (immer) beeinflussen, alles, was sich auf die Ernährung und Kleidung bezieht allerdings schon.

Mit jedem Nein, das wir sagen, und mit jeder Grenze, die wir setzen, übernehmen wir Verantwortung für unsere Kinder – ob wir uns dessen bewusst sind oder nicht. Dieselbe Verantwortung übernehmen wir, auch wenn es sich nicht so anfühlt, mit jedem Ja, das wir sagen und mit jeder Grenze, die wir nicht setzen.

Erziehung bedeutet, Verantwortung für andere zu übernehmen und sie beinhaltet ein ständiges Abwägen, was wir unseren Kindern zutrauen können und was nicht. Es ist deshalb wichtig, die Grenzen immer weiter zu stecken, entsprechend der Reife unserer Kinder, die allerdings nicht immer mit ihrem Alter verknüpft ist.

Die Trotzphasen und die Pubertät als eine extreme Trotzphase werden durch Entwicklungsschübe ausgelöst, die zum Teil durch Hormone gesteuert werden. Diese beeinflussen die Wahrnehmungen und die Gedanken unserer Kinder über die Welt. Die Trotzphasen helfen ihnen, eigenständige Persönlichkeiten zu werden, indem sie immer mehr Dinge verstehen und sich von den Überzeugungen und Ansichten ihrer Eltern mehr und mehr lösen sowie dabei auch ihre eigenen Grenzen definieren.

Wir setzen Grenzen durch Gefahrenhinweise und Hilfestellungen

Alle Eltern kenne die folgenden Ermahnungen: Steig nicht in fremde Autos ein! Spiel nicht mit dem Feuer! Schau nach links und rechts (und wieder nach links), wenn du über die Straße gehst! usw. Es ist uns vielleicht nicht immer bewusst, aber in solchen Momenten setzen wir unseren Kindern Grenzen. An dieser Stelle ist es leicht zu erkennen, dass wir dies zum Schutz unserer Kinder tun.

WIR SOLLTEN ÜBERDENKEN, WIE WIR GRENZEN SETZEN

Jedes Mal, wenn wir Grenzen setzen, tun wir dies, um unsere Kinder zu schützen. Wenn wir gestresst sind, ist unsere Toleranzgrenze allerdings nicht immer angemessen. Genauso wenig wie unser Ton, unsere Gestik oder Mimik es sind.

Nichtsdestotrotz ist es gerade bei solchen unbewusst gesetzten Grenzen wichtig, diese immer wieder mal zu überdenken. Unsere Welt verändert sich fortlaufend und Grenzen, die mal ihre Richtigkeit hatten, haben sie heute vielleicht längst nicht mehr und umgekehrt. Manche Grenzen, die in früheren Zeiten nicht so wichtig waren, sind es heute umso mehr, z. B. Spiel nicht auf der Straße! Vor fünfzig Jahren noch fuhren deutlich weniger Autos und es war sehr viel ungefährlicher, sich im Straßenverkehr zu bewegen.

Kinder brauchen die Fähigkeit, Grenzen zu setzen

Wir Eltern wünschen uns von unseren Kindern, dass sie die Grenzen ihrer Mitmenschen respektieren, weil das ein wichtiger Bestandteil eines sozialen und friedvollen Miteinanders ist. Hier können wir Eltern uns zu Nutze mache, dass Kinder vor allem durch Nachahmen lernen. Wir können unseren Kindern also einfach vorleben, die Grenzen anderer Menschen zu respektieren, aber auch selbst Grenzen gegenüber Familienmitgliedern und anderen Mitmenschen zu setzen.

Umgekehrt gilt es natürlich auch: Die Grenzen unserer Kinder zu respektieren, bedeutet, ihre Persönlichkeit bzw. ihre Individualität anzuerkennen. Wenn wir das tun, zeigen wir ihnen, dass es wichtig ist, diesen Raum innerhalb der Grenzen zu haben, und wir ermutigen sie dazu, diese Grenzen zu verteidigen. Das Wichtigste ist, dass wir unseren Kindern bereits sehr früh vermitteln, dass sie das Recht haben, Grenzen zu setzen. Wir finden, dass dies schon damit beginnt, unseren Kindern nicht vorzuschreiben, wem sie die Hand zu geben haben oder Danke zu sagen.

Vor allem beim Toben und Kitzeln ist es wichtig, ein Stopp! oder Aufhören! unserer Kinder direkt zu beachten und aufzuhören. Dies verstärkt ihr Vertrauen darin, ihre Grenzen zu setzen und auch durchzusetzen. Sie lernen daraus, ihre Grenzen immer selbstverständlicher kundzutun. Das wiederum führt dazu, dass diese immer mehr respektiert und eingehalten werden. Nur wenn wir darauf vertrauen, dass wir ein Recht haben, Grenzen zu setzen und dafür zu sorgen, dass sie eingehalten werden, wirken sie. Anders ausgedrückt: Wir selbst schon nicht daran glauben, werden es andere erst recht nicht.

Manchmal überschreiten wir die Grenzen unserer Kinder

Bis unsere Kinder ins Jugendalter kommen, geraten wir immer wieder in Situationen, in denen wir das Gefühl haben, die persönlichen Grenzen unserer Kinder überschreiten zu müssen, um sie zu schützen, insbesondere dann, wenn unsere Kinder schwerer erkrankt sind oder einen Unfall hatten. Das kennen alle Eltern: Kinder nehmen nur äußerst ungern Medizin ein, sträuben sich dagegen, untersucht zu werden oder sich gar Spritzen geben zu lassen. In diesen Fällen stehen wir vor einer sehr schweren Entscheidung: Wollen wir dem Willen unserer Kinder folgen oder uns darüber hinwegsetzenund damit über ihre Grenzen gehen, aber gleichzeitig eine wichtige Behandlung oder Untersuchung ermöglichen?

Theoretisch ist es noch relativ eindeutig, wie wir uns entscheiden sollten. Doch wartet ab, bis ihr eurem Baby eine bittere Medizin einflößen müsst, während es schreit, weint und sich mit Händen und Füßen um sich schlagend wehrt, als kämpfe es um sein Leben. Wenn wir hier unserem Kind keinen Einhalt gebieten, versuchen wir nur, uns aus unserer Verantwortung zu stehlen.

Grenzen, die wir Eltern respektieren sollten

Eines der wichtigsten Ziele in unserer Erziehung sollte es sein, unsere Kinder nicht uns selbst oder unseren persönlichen Idealvorstellungen anzupassen – auch nicht unbewusst. Je älter unsere Kinder werden, desto mehr Aspekte kommen in unserem Verhältnis zu ihnen hinzu: ihr persönlicher Wille, die Integrität ihres Körper sowie der Respekt vor fremdem Eigentum. Hier kommen wir mit Taten weiter als mit Worten.

Wir sollten von Beginn an lernen, die körperlichen Grenzen unserer Kinder zu respektieren: Wenn sie noch Babys sind, nehmen wir sie beispielsweise noch einfach so auf den Arm, sobald sie größer werden, sollten wir jeweils hinspüren, ob unsere Kinder in diesem Moment überhaupt möchten und sie später einfach direkt fragen.

WENN IHR EURE KINDER ENTSCHEIDEN LASST …

Überlegt euch gut, ob ihr euren Kindern wirklich eine offene Frage stellen möchtet. Denn das bedeutet gleichzeitig, dass ihr die Antwort eurer Kinder auf diese offene Frage unbedingt auch akzeptieren und umsetzen solltet. – Von gefährlichen oder kostspieligen Ausnahmen mal abgesehen. Bittet eure Kinder stattdessen lieber um eigene Vorschläge.

Dasselbe bietet sich in Bezug auf den persönlichen Willen unserer Kinder an. Ab dem Kleinkindalter können wir damit beginnen, sie mitentscheiden zu lassen. Dazu können wir ihnen ab und zu zwei Alternativen anbieten und sie die Entscheidung treffen lassen. Je älter und reifer sie werden, desto stärker können wir sie einbeziehen. Ab dem Grundschulalter können wir bei bestimmten Themen und Fragen auch mal offene Fragen formulieren, z. B. Was wünscht du dir am Samstag zum Essen? Unabhängig von der Reife unserer Kinder ist unser Verständnis für ihre Wünsche und Bedürfnisse immer wichtig!

Schwieriger hingegen ist es, unseren Kindern den Respekt vor fremdem Eigentum beizubringen. Dies gelingt uns vor allem über kommentiertes Vorleben, indem wir z. B. bei Freunden fragst: Kann ich mal eure Toilette benutzen? oder Würdest du mir bitte ein Taschentuch geben? Kinder lernen am besten und einfachsten, wenn sie nachahmen und sich am Verhalten anderer orientieren. Wir sollten als Eltern unsere Vorbildfunktion also unbedingt ernst nehmen!

Kinder lernen den Umgang mit unterschiedlichen Grenzen

So wichtig es für Kinder ist, klare Grenzen zu haben, so wichtig ist es auch zu lernen, dass Mama und Papa, Geschwister, Großeltern und befreundete Familien jeweils unterschiedliche Grenzen haben. Was Mama nicht stört, kann Papa bereits auf die Palme bringen und umgekehrt. Deshalb ist es in Partnerschaften nicht immer hilfreich, wenn ein Partner eine Grenze verteidigen soll, die nicht seiner eigenen entspricht. Das ist allerdings nicht immer zu vermeiden.

Eine gute Lösung für solche Situationen ist, offen zu kommunizieren und die Grenze des Partners als solche zu vertreten: Papa, möchte nicht, dass du an seine Stereoanlage gehst. Dabei ist jedoch die eigene Haltung zur Situation wichtig und ihr solltet keinesfalls der Versuchung erliegen, euren Partner als den Spielverderber hinzustellen. Diese Versuchung ist besonders groß, wenn ihr euch bereits über das Thema gestritten habt.

Auf Versuche eurer Kinder, euch Eltern in einem solchen Fall gegeneinander auszuspielen, könnt ihr am besten locker und in einem humorvollen Ton reagieren, beispielsweise Guter Versuch! Doch da du Mama bereits gefragt hast und sie Nein sagte, gibt es von mir auch kein Ja.

Im Verhältnis zu den Großeltern, die vermutlich vor allem in Bezug auf Süßigkeiten wesentlich lockerer sind, ist es für alle Beteiligten das Beste, den Kindern klar zu signalisieren, wessen Grenzen wo gelten. Bei einem Besuch bei den Großeltern könntet ihr euren Kindern sagen, dass sie Oma oder Opa fragen sollen, wenn sie etwas Süßes haben möchten.

Teilt euren Eltern und Schwiegereltern mit, welche allgemeine Einstellung ihr als Eltern zu Themen wie Süßigkeiten, zuckerhaltige Getränke etc. habt. Bittet darum, eure Grenzen zu respektieren und ansonsten ihre eigenen Grenzen zu beachten.

Wir empfehlen, es auch in Bezug auf befreundete Familien und die Besuche dort so zu halten und mit den anderen Erwachsenen frühzeitig zu besprechen.

Grenzen setzen, Freiräume schaffen

Auch wenn es uns Eltern oft schwerfällt und wir manchmal Angst haben, dass sich unsere Kinder im wilden Spiel verletzen: Unsere Kinder brauchen Raum, ihre Fähigkeiten, wie Rennen, Klettern, Raufen etc. kennenzulernen und zu üben. Es ist wichtig, dass unsere Kinder lernen, Gefahren selbst einzuschätzen. Wir können unsere Kinder nicht ihr Leben lang vor allen möglichen Risiken beschützen, so sehr wir es uns auch wünschen.

Das einzige, was wir immer tun können ist, ihnen immer mehr zuzutrauen, Dinge selbst zu lernen und auszuprobieren. Dabei sollten wir unsere Kinder auf Gefahren hinweisen und sie wo es nötig ist, absichern. Und nicht zuletzt sollten wir ihnen natürlich wieder aufhelfen, wenn sie doch mal fallen.

Wir wünschen allen Eltern den Mut und das Vertrauen, ihren Kindern entwicklungsgerechte Grenzen zu setzen, sie zu ermuntern ihre eigenen Grenzen zu erkunden und sie dabei gleichzeitig immer mehr loszulassen.

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WAS UNS IN DER ERZIEHUNG UNTERSTÜTZT

Es sind viele kleine Dinge, Einstellungen und Verhaltensweisen, die uns dabei unterstützen, einen entspannten und bunten Familienalltag zu gestalten, in dem es allen Mitgliedern der Familie gut geht. Jede Familie muss dabei ihren eigenen Weg finden.

Humor als Deeskalationsmittel

Im Familienalltag mit unseren Kindern, gibt es immer wieder Situationen, in denen wir uns spontan über ihr Verhalten ärgern, sei es, weil sie ein Glas fallen gelassen haben oder weil sie mit ihren dreckigen Schuhen in die Wohnung gestürmt sind. Schnell kommt uns der Gedanke, dass unser Eigentum und unsere Arbeit nicht ausreichend respektiert werden, bis wir schlussendlich wütend werden. Aus diesem Gefühl heraus funktioniert die Kommunikation mit unseren Kindern nicht mehr und führt häufig zu Missverständnissen und Streit.

Wir empfehlen, sich in solchen Situationen sich die Frage zu stellen: Is this drama really necessary? – Lohnt es sich wegen dieses Fauxpas‘, einen Streit vom Zaun zu brechen? Wird das Ausbleiben eurer Belehrung das weitere Zusammenleben mit eurem Kind erschweren?

Einer der schnellsten und leichtesten Wege, in solchen Situationen aus dem Gefühl der Verletzung herauszukommen, ist Humor! So könnt ihr z. B. auf die Äußerungen eures Kindes: Du bist doof! einfach in einem humorvollen Ton lachend mit Ja, das bin ich wohl, so häufig wie du es mir schon gesagt hast. antworten. Falls euer Kind schon etwas älter ist, sodass es Ironie versteht und es mit dreckigen Schuhen in die gerade geputzte Wohnung gestürmt kommt, könnt ihr mit Danke, ich hatte mir schon gedacht, dass die Fliesen im Flur noch nicht auf Hochglanz poliert waren. kontern.

Wichtig ist in diesem Moment, dass eure Reaktion euch hilft, aus der Wut herauszukommen, ohne euer Kind dabei zu verletzen.

Entspannt reagieren, selbst wenn wir wütend sind

Selbst wenn unsere Kinder Dinge tun, die wir nicht mögen, können wir daran etwas anerkennen. Wenn sich ein Kind beispielsweise aus einer vollen Flasche etwas Wasser in sein Glas gießen möchte und ihm die Flasche dabei aus den Händen rutscht, sodass Scherben und Wasser auf dem Boden landen, könnten wir ihm sagen:

Ich finde toll, dass du probierst, dir selbst Wasser einzugießen. Ich würde mir wünschen, dass du es beim nächsten Mal mit einer kleineren (oder fast leeren) Flasche probierst. Die große volle Flasche ist schwer zu halten. Was hältst du davon?

Ein anderes Beispiel: Ein Kind nimmt etwas aus einem Küchenschrank, um beim Tischdecken zu helfen und reißt dabei versehentlich mehrere Teller heraus, die auf dem Boden zerschellen. Darauf könnten wir z. B. folgendermaßen reagieren:

Das war lieb von dir, dass du mir helfen wolltest. Ich glaube allerdings, dass die Teller noch etwas hoch für dich stehen. Was hältst du davon, wenn ich sie runterstelle und du sie für mich zum Tisch bringst? Damit würdest du mir einen großen Gefallen tun.

In dem Moment, in dem wir diesen lobenden Hinweis aussprechen, lässt unsere Wut (oder unser Schmerz) bereits nach. Das bedeutet, wir entspannen und fühlen uns besser und können wieder besser auf unser Kind eingehen.

Stattdessen verhalten wir uns oft total gegensätzlich und poltern einfach los, wenn etwas zu Bruch geht, als könne spontanes Schimpfen die Dinge ungeschehen machen. Dabei dient es einfach unbewusst einem Abbau unserer Wut oder Trauer um das Verlorene (in dem Fall das zerbrochene Glas und den kaputten Teller).

Max, bitte gehe jetzt! Ich bin wirklich sehr wütend! Das liegt gar nicht so sehr an dir und dem zerbrochenen Geschirr. Es würde mir nachher leidtun, wenn du meine Wut jetzt abbekommst, denn für sie kannst du nichts.

Anschließend können wir probieren, unsere Wut (oder unseren Schmerz) in Aufräumenergie umzuwandeln. Mehrmals ruhig und tief ein- und auszuatmen ist dabei sehr hilfreich.

Wenn es uns in einer Situation nicht möglich scheint, unseren Kindern einen lobenden Hinweis zu geben, ist es besser, sie zu bitten, mal kurz den Raum zu verlassen – gegebenenfalls verbunden mit einem Hinweis auf die Scherben und der Bitte, sich nicht daran zu verletzen.

Übrigens: Wenn wir unsere Kinder emotional kritisieren, fühlen sie sich angegriffen und halten sich zumindest innerlich die Ohren zu. Wenn wir unsere Kinder hingegen loben, sind sie viel aufnahmefähiger für Korrekturhinweise und das unerwünschte Verhalten werden sie schneller hinter sich lassen.

Wir kommunizieren und handeln aus den richtigen Rollen heraus

Egal ob wir nun Mutter oder Vater sind: Es ist schwer, ein Kind in einem Moment zu trösten, weil es sich beispielsweise gerade seine Knie aufgeschlagen hat, und es im nächsten Augenblick zu ermahnen, dass es nicht einfach ohne zu schauen über die Straße zu rennen soll.

Wenn wir aus einer fürsorglichen bzw. mütterlichen Energie heraus probieren, etwas mit Nachdruck zu vermitteln, nehmen unsere Kinder uns nicht wirklich ernst. Ebenso wenig nehmen sie unser Trösten an, wenn wir uns gerade in einer grenzsetzenden bzw. väterlichen Energie befinden.

Unsere Energie – ob fürsorglich-mütterlich oder grenzsetzend-väterlich – beeinflusst die Stimmlage, die Betonung und die Modellierung unserer Aussagen. Und genau das macht unsere Aussagen glaubwürdig oder unglaubwürdig: Kinder reagieren häufig mehr auf das Gefühl, das sie wahrnehmen, wenn wir Eltern ihnen etwas sagen, als auf den Inhalt des Gesagten. Hierzu ein kurzes Beispiel:

Hier seht ihr, dass es eben nicht nur wichtig ist, dass wir das Richtige sagen bzw. tun, sondern auch, aus welcher Energie heraus wir handeln.

Wir schenken unseren Kindern Aufmerksamkeit

Kinder suchen immer ihre besonderen Talente, um unsere Aufmerksamkeit zu erlangen. Wenn ein Kind beispielsweise durch gute Noten Aufmerksamkeit erhält, spürt das Geschwisterkind sehr schnell, ob es auf diesem Gebiet gegen den Bruder oder die Schwester ankommt, oder nicht. Deshalb probiert es in einem anderen Bereich, unsere Aufmerksamkeit zu gewinnen, etwa durch sportliche Leistungen, musikalisches Talent, Krankheiten oder indem es sich sehr sozial und hilfsbereit (angepasst) verhält.

In manchen Familienkonstellationen kommt es gar vor, dass ein Kind glaubt, nicht genug positive Aufmerksamkeit erreichen zu können und es deshalb mit negativer Aufmerksamkeit probiert, indem es nicht hört, seine Hausaufgaben nicht macht, seine Geschwister oder andere Kinder schikaniert usw. Kinder sind darin sehr einfallsreich.

Nichts ist für unsere Kinder beängstigender, als keine Aufmerksamkeit zu erhalten! Vielleicht fragt ihr euch jetzt, was daran problematisch sein soll, wenn unsere Kinder probieren, unsere Aufmerksamkeit für besonderes Verhalten oder Leistungen auf sich zu ziehen. Der Grund liegt darin, dass diese Talente, die sie benutzen, um die Aufmerksamkeit zu bekommen, in der Regel nicht ihren ureigenen entsprechen. Sie kümmern sich weniger um ihre eigentlichen Interessen und Bedürfnisse, sondern suchen immer mehr nach Verhaltensweisen, für die sie von uns positive Anerkennung erhalten bzw. geliebt werden.

Wie können wir unseren Kindern mehr positive Aufmerksamkeit und Liebe schenken? – Liebe ist ein sehr großes Wort, das vielen von uns nur schwer über die Lippen geht. Wie oft denken wir – vor allem wir Männer: Ich liebe meine Partnerin doch und das wird sie doch wohl wissen! Vielleicht ist das so. Aber manchmal wünscht frau sich, genau diese Worte wirklich öfter zu hören.

Ähnlich geht es unseren Kindern, nur noch intensiver: Denn einerseits sind und fühlen sie sich wesentlich abhängiger von uns und andererseits sind sie zudem wesentlich unsicherer in ihren Handlungen. Dies hat zur Folge, dass sie noch mehr Zuspruch und Anerkennung brauchen als wir Erwachsenen.

Unsere Kinder spüren unsere Liebe vor allem dann, wenn wir mit unserer Aufmerksamkeit ganz bei ihnen sind – egal ob wir mit ihnen kuscheln, spielen oder toben. Voraussetzung dafür sind immer wieder längere digitale und arbeitsfreie Auszeiten, die wir uns nehmen.

Schenken wir unseren Kindern statt für ihre Leistungen doch mal mehr Aufmerksamkeit für die Dinge, mit denen sie sich gerade beschäftigen, und für ihre Charaktereigenschaften. Nur so erhalten sie von uns Bestätigung nur für sich und ihr Sein. Wir könnten ihnen z. B. Aufmerksamkeit für ihr fröhliches Lachen schenken, dafür, dass sie sich trauen, auch mal Neues zu probieren, dafür, dass sie liebevoll mit Blumen oder Tieren sprechen oder einfach dafür, dass sie da sind, dass sie leben. Euch fallen bestimmt noch viele andere Anlässe ein.

So gehen wir mit Erfolgserlebnissen und Rückschlägen um

Alle Menschen wünschen sich Bestätigung und Erfolgserlebnisse. Von klein auf, sobald es ihnen irgend möglich ist, nutzen unsere Kinder jede Chance, durch Erfolgserlebnisse Bestätigung zu erhalten, z. B. beim Laufenlernen. Sie lernen, neben dem eigenen Wunsch, sich endlich allein fortbewegen zu können, unter anderem deshalb so schnell, weil wir auch jeden einzelnen fehlgeschlagenen Versuch, einen Fuß vor den anderen zu setzen, beklatschen.

Wir sollten unsere Kinder in diesen Lernphasen nicht kritisieren und ihnen sagen, sie würden sich zu dumm anstellen, wenn sie mal hinfallen. Gleichzeitig sollten wir sie aber auch nicht buchstäblich immer an den Händen halten, um sie vor Stürzen und Fehlschlägen zu bewahren. Auch diese sind wichtig.

Auf dem Weg in die Selbstständigkeit lernen unsere Kinder täglich dazu: allein mit einem Löffel bzw. später mit Messer und Gabel zu essen, immer mehr Wörter zu benutzen, bis sie später ganze Sätze formulieren, zur Toilette zu gehen, eine Rutsche hinaufzuklettern und wieder hinunterzurutschen. Dieser Prozess geht immer weiter und es kommt immer mehr hinzu: schwimmen, lesen, schreiben usw.

Jungen brauchen vor allem körperliche Herausforderungen, da sie im Bereich der Feinmotorik den gleichaltrigen Mädchen bis zum Beginn der Pubertät in der Regel unterlegen sind. Mädchen finden hingegen zumindest untereinander genug erfolgversprechende Herausforderungen und Erfolge, was das Thema angeht.

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783869107684
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2019 (August)
Schlagworte
Alltag mit Kindern Eltern-Ratgeber Erziehung entspannt erziehen freche Kinder Kindererziehung Stress bewältigen Trotzphase Kleinkind

Autoren

  • Mira Mondstein (Autor:in)

  • Detlef Deva Wallow (Autor:in)

Mira Mondstein ist mit ihrem Blog (https://miramondstein.de/) zum heimlichen Star für Eltern von hochsensiblen Kindern geworden. Deva Wallow ist Familien- und Paartherapeut und weiß aufgrund seiner Beratungserfahrung mit Kindern und Eltern, welche Erziehungstipps im Alltag besonders gut funktionieren. Zusammen gründeten sie 2015 Familymag (https://familymag.net/) – hier bloggen sie zu Themen, die Familien bewegen. Als Veranstalter der Bloggerkonferenz #westfam sorgen sie dafür, dass sich Blogger rund um die Themen Familie und Erziehung besser vernetzen.
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Titel: Glückliche Kinder brauchen entspannte Eltern