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Die Midlife Chance

Die Mut-Strategie für die Mitte des Lebens: Neue Herausforderungen, neues Selbstbewusstsein, neues Glück

von Katrin Bringmann (Autor:in)
176 Seiten

Zusammenfassung

Midlife-Chance – jetzt durchstarten!

Was fange ich mit dem Rest meines Lebens an? Eine Frage, die sich viele Frauen um die 50 stellen. Immer mehr von ihnen wagen es, den Reset-Knopf zu drücken und ihrem Leben eine Wende zu geben. Richtig so, sagt Trainerin und Karrierecoach Katrin Bringmann, denn 50 ist längst nicht der Anfang vom Ende. In ihrem Buch zeigt sie Wege und Techniken auf, sich selbst zu betrachten und zu hinterfragen: Was zählt für mich wirklich? Wo will ich noch hin? Und wie gelingt es, meine zweite Lebenshälfte glücklich und erfüllt zu gestalten? Ihre wichtigste Botschaft dabei ist: Werft eure Ängste über Bord und nutzt euer Potential und die Chance auf ein Leben voller Selbstvertrauen, Optimismus und Energie.

Chancen ergreifen, Träume verwirklichen

Menopause, Empty Nest, Midlife-Crisis – viele Frauen empfinden die Zeit um den 50. Geburtstag herum als Beginn des Abstiegs. Der Körper verändert sich, die Kinder werden flügge. Welche Aufgabe hat man nun? Welche Ziele will und kann man noch erreichen. Katrin Bringmann liefert konkrete Strategien und praktische Tipps, um aus der Komfortzone zu kommen und neue Gewohnheiten zu etablieren – denn nur so kann eine kraftvolle Aufbruchsstimmung einsetzen. Mit vielen hilfreichen Übungen zeigt sie außerdem, wie man mehr innere Überzeugungskraft gewinnen, persönliche Entspannung finden und neue berufliche Vorhaben umsetzen kann. Für alle Frauen, die mit Power in die zweite Lebenshälfte starten wollen

Aus dem Inhalt:
• Die Lebensmitte: mehr als Menopause
• Daiagnose: Lebensmitte
• Jedes Jahr (k)ein Kilo mehr
• Empty nest
• Status quo: Da bin ich und das kann ich
• Midlife-Chance: Jetzt durchstarten

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Ich widme dieses Buch all den außergewöhnlichen und großartigen Frauen, die ich befragen durfte und die mir ihre Geschichte erzählt haben: Lasst uns die Gläser erheben und gemeinsam auf diese besondere und spannende Zeit anstoßen!

Liebe Leserin,

ganz allein sitze ich an meinem Küchentisch, ein Glas guter Rosé und leckere Häppchen stehen vor mir, meine Lieblingsduftkerze und leise klassische Musik verströmen Entspannung und Idylle. Warum nur empfinde ich es nicht so? Könnte ich mich nicht entspannt fühlen – und vor allem glücklich?

Die Tochter studiert in Frankreich, der Sohn gönnt sich eine Auszeit auf den Philippinen, der Mann ist auf einem einwöchigen Kongress in Konstanz. Und ich? Allein zu Hause. Endlich konzentriert arbeiten, in Ruhe meine To-dos erledigen, Dinge, die sich seit Wochen auf meinem Schreibtisch stapeln, und dann wohlgemut und fröhlich wieder für die Familie bereit sein.

So hatte ich mir das vorgestellt und heimlich auch immer mal wieder gewünscht: ein paar Tage das Haus ganz allein zu bewohnen, mich um alles in meinem eigenen Tempo zu kümmern. Essen, was, wann und wo ich will, zum Kaffeeklatsch meine Freundinnen sehen, wilde Partys feiern. Von morgens bis abends meine eigenen Entscheidungen treffen, ganz ohne Kompromisse und Absprachen.

Aber irgendwie ist jetzt alles ganz anders. Ich komme mit der Erledigung meiner Aufgaben null voran, ein Problemchen jagt das nächste, ich bin schnell ungehalten und leicht aus dem Konzept zu bringen: dauernd diese Unkonzentriertheit! Der Rhythmus ist nicht mehr vorgegeben – ich fühle mich verloren. Lost in isolation …

Was fange ich nur mit mir an? So etwas wie Langeweile habe ich seit 20 Jahren nicht mehr gespürt – es ist ja immer etwas los bei vier Familienmitgliedern, Haushalt, dem Rest der lieben Sippe und dem Freundeskreis. Und – ach ja, einem erfüllenden Job. Heute, genau wie auch in den letzten beiden Tagen schon, hat niemand spontan Zeit. Alle sind so unglaublich beschäftigt, meine SMS werden nicht beantwortet. Ich komme mir völlig nutzlos vor. Einsam und allein – wie armselig, jämmerlich und uncool!

Ich überlege also: Was mache ich nun mit meiner freien Zeit? Und stelle mir gleich eine viel größere Frage: Wie gestalte ich den Rest meines Lebens? Was wird in Zukunft wichtig sein? Bleibt das so trostlos, wie es sich in diesem Moment, allein an meinem Küchentisch, gerade anfühlt?

Bisher, also zwischen 30 und 49, in der sogenannten „Rushhour“ des Lebens, hatte ich nicht immer die Zeit, meine eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen. Es ging ja immer um alle anderen. Um die Kinder mit ihren individuellen Sorgen und Fragen, um den Mann, und seit einiger Zeit um die älter werdenden Eltern, die hin und wieder unsere Unterstützung brauchen und einfordern.

Laut WHO-Statistik von 2016 liegt die durchschnittliche Lebenserwartung für Frauen in Deutschland derzeit bei 83 (für Männer bei 78 Jahren). Was also mache ich mit den nächsten 33 Jahren? Geht es jetzt langsam bergab? Oder kann ich noch einmal mit neuem Schwung, frischer Kraft und Optimismus ein neues, erfolgreiches Kapitel starten? Ich hatte immer so viele Träume, Ideen und irgendwie die Vorstellung, dass mein Leben zu einem geeigneten Zeitpunkt schon dafür bereit sein würde. Langsam merke ich allerdings, dass die Zeit noch schneller zerrinnt. Und wenn ich mich umschaue, stelle ich fest: Ich bin kein Einzelfall. Ab 50 wird uns klar, dass wir nicht mehr alle Zeit der Welt haben und uns daher eindringlich fragen sollten: Was ist mir wichtig im Leben? Was zählt wirklich? Wie oft vertrödeln wir unsere Zeit mit Dingen und Menschen, die uns gar nicht so viel bedeuten?

Selbstbewusst, selbstbestimmt und überhaupt mein Leben bewusster als bisher zu führen – das ist mein großer Wunsch. Nun, da meine Lieben unterwegs sind und ich auf mich allein gestellt bin, spüre ich, dass hier eine Veränderung im Denken und Handeln gefordert ist: Nicht das Leben bestimmt, was ich als Nächstes zu tun habe, sondern ich. Es ist allein meine Aufgabe, über mein Leben zu bestimmen und die Zügel fest in die Hand zu nehmen.

Das ist doch schon mal eine ganz positive Erkenntnis – ich nippe zufrieden an meinem Glas. Als Nächstes werde ich nun herausfinden, wie und mit wem ich leben und womit ich meine Zeit verbringen möchte und was genau der nächste Schritt sein wird, um auch in der Lebensmitte ein erfülltes, glückliches Leben führen zu können.

Los geht’s – ich bin bereit, mich auf den Weg zu machen, und freue mich, wenn du mich dabei begleitest.

Deine

Katrin Bringmann

DIE LEBENSMITTE: MEHR ALS MENOPAUSE

Die Wechseljahre sind eine einschneidende Veränderung im Leben. Das Bewusstwerden unserer Endlichkeit und veränderte Lebenssituationen bieten uns Frauen um die 50 einigen Grund zum Grübeln. Auf der anderen Seite hält diese besondere Zeit aber auch jede Menge Positives für uns bereit: Kraft, Lebensfreude und eine gute Portion Gelassenheit sowie die Lust auf Aufbruch und Neues.

Was man in der Jugend wünscht,
hat man im Alter die Fülle.   

Johann Wolfgang von Goethe

Leben ist Veränderung

Googelt man die Begriffe „Veränderung“ und „Frau“, so haben mehr als 90 Prozent der Ergebnisse mit dem Thema Wechseljahre zu tun. Andere Veränderungen kommen im Leben einer Frau scheinbar nicht vor. Sie kommt auf die Welt, lebt ihr Leben und dann: Wechseljahre! Das ist die Veränderung? Was ist mit der Pubertät? Der ersten Liebe? Dem Auszug aus dem Elternhaus und der Erfahrung, das erste Mal auf eigenen Beinen zu stehen? Was ist mit der Ehe oder mit einer Beziehung – mit Mann oder Frau oder dem dritten Geschlecht –, jedenfalls mit der wichtigen Veränderung in dem Moment, wenn wir uns mit einem anderen Menschen zusammentun? Was ist mit den Veränderungen, die eine steile Karriere mit sich bringt? Zum Beispiel durch die Anpassung an männliche Strukturen im Job? Wie sieht es mit der Schwangerschaft aus? Dem Muttersein, dem ein-, zwei- oder vielleicht dreifachen? Was ist mit der Jobveränderung nach den Kindern? Der Entscheidung, vielleicht weniger zu arbeiten? Oder beides hundertprozentig meistern zu wollen? Oder doch weiter die steile Karriere zu verfolgen? Mit der Veränderung, wenn man vielleicht den Job zunächst an den Nagel hängt und erst mal sehen möchte, was so wird?

Und was ist mit der Veränderung nach dem Ende der Beziehung? Wenn der Ex-Mann mit einer neuen Partnerin und vielleicht einem weiteren Nestbau beschäftigt ist und man sich allein um Kind und Kegel kümmern und den beruflichen Alltag meistern muss, ohne recht zu wissen, wie das gehen soll?

Erst einmal kommt all das oder vieles davon, und dann, ja, dann irgendwann kommen die Wechseljahre. Sie sind sicherlich eine einschneidende Veränderung im Leben einer Frau, doch bei Weitem nicht die einzige und nicht die erste. Mit ihnen einher geht das erste sichtbare Altern, der vermeintliche Verlust von Attraktivität, Versuche, sich jung und fit zu halten durch passende Ernährung, Sport und teure Hautpflege.

Eine Menge Frauen, mit denen ich gesprochen habe, denken viel über die Endlichkeit des Daseins nach, seit sie die magische Grenze von Mitte 40 überschritten haben. Die Kinder – falls Kinder da sind – sind aus dem Gröbsten raus – was immer dies eigentlich heißt. Der Ehemann und Vater der Kinder ist entweder über alle Berge und hat sich sein zweites Glück gesucht oder sie leben nach wie vor zusammen und schauen etwas ratlos auf das Leben, das da wieder als Paar allein in seiner unendlichen Weite vor ihnen liegt. Schaffen wir das? Wie gut kommen wir miteinander klar – ohne den Zusammenhalt durch Kinder, Schulrhythmus und aktive Familienabenteuer?

Die Eltern werden langsam älter und bedürfen vielleicht irgendwann besonderer Pflege und mehr Aufmerksamkeit. Können sie zu Hause wohnen bleiben? Holt man eine Pflegekraft ins Haus? Soll man einen mobilen Pflegedienst beauftragen oder gleich ein Zimmer im Haus frei räumen und sie zu sich nehmen? Dass das Leben nicht unendlich weitergeht, zeigt sich spätestens beim Betrachten der eigenen Eltern deutlich.

Die Chance ergreifen

All dies sind große und kleine Veränderungen, die unser Leben begleiten und uns immer wieder auf die Probe stellen: Schaffe ich das? Will ich das? Und was kommt am Ende für mich dabei heraus? Wo also ist die Power in der Mitte des Lebens? Warum sollten wir gerade diese Phase genießen und uns mit Freude und Begeisterung hineinwerfen?

Ich bin im Laufe der Recherchen zu diesem Buch, vor allem durch die vielen anregenden Gespräche und Interviews mit tollen, interessanten Frauen, zu der Überzeugung gelangt, dass diese Lebensphase eine Riesenmenge an Energie, Kraft und Lebensfreude für uns Frauen bereithält; denn viele Ziele haben wir schon erreicht und einige Träume bereits gelebt – oder zumindest schon mal irgendwo notiert. Wir können uns einerseits größerer Gelassenheit erfreuen, andererseits geben wir nicht mehr so schnell klein bei. Wir setzen unsere Gedanken und Ziele ohne Umwege durch, machen häufiger den Mund auf als früher, leben dadurch selbstbestimmt und nehmen in Kauf, manchmal auch etwas unbequem zu sein. Denn das Leben ist zu kurz für ständige Kompromisse. Zu kurz, um sich mit überkritischen Energieräubern abzugeben. Zu kurz, um sich jeden Tag acht Stunden lang in einem Job zu langweilen, der uns eigentlich gar keinen Spaß mehr macht und uns nicht erfüllt.

Unisono stellen viele der von mir befragten Frauen fest: Die Veränderungen, mit denen wir immer wieder klarkommen müssen, verlangen uns einiges ab. Zum Teil mehr, als dies bei den Männern der Fall ist. Doch die Entwicklung, die sich aus diesen Veränderungen ergibt, macht uns auch zufrieden und lässt uns stolz auf das Erreichte zurückblicken: Wir haben eine gewisse Resilienz entwickelt und so etwas wie Souveränität. Wir wissen: Was bisher gelaufen ist, ist unumkehrbar und hat uns teilweise enorm gefordert. Doch insgesamt können wir zuversichtlich auf die „zweite Halbzeit“ schauen, vielleicht beruflich noch einmal die Kurve bekommen, etwas gänzlich Neues beginnen und wirklich das Leben leben, von dem wir träumen.

Wir können hier und jetzt unsere Talente und Leidenschaften in den Mittelpunkt stellen, unser volles Potenzial ausschöpfen und dadurch ein Plus an persönlichem Glück und Erfolg gewinnen. Wir können lernen, damit aufzuhören, uns immer wieder selbst zu blockieren, um uns stattdessen voller Mut, Zuversicht und innerer Stärke unseren Visionen zu widmen.

Mein Wunsch ist es, dich darin zu bestärken, nun, im besten Alter, „dein Ding“ zu machen und zu dir selbst zu stehen. Dieses Buch soll ein Mutmacher sein und eine Einladung zum Austausch miteinander, damit du siehst: Es ist ganz normal zu altern – auch wenn dies nicht immer in größter Freude passiert.

Es gibt so viel Wichtigeres in dieser Phase des Lebens, als über Äußerlichkeiten und Kleinigkeiten wie Falten, ein paar Kilos zu viel oder schwaches Bindegewebe zu jammern. Ich lade dich ein, die Veränderungen, die du gerade durchmachst, mit Geduld und viel positiver Energie anzugehen. Die Schauspielerin Susan Sarandon hat es sehr treffend formuliert: „I look forward to being older, when what you look like becomes less and less an issue and what you are is the point“, frei übersetzt: „Ich freue mich aufs Älterwerden, wenn es weniger darum geht, wie du aussiehst, und mehr darum, wer du bist.“

Das Typische für viele Frauen ab 50 ist doch Folgendes: Das Nest wird langsam leerer und die aktive Familienzeit ist vorbei. Es folgt eine ganz andere Art des Familienlebens – manchmal eher eine Art WG, in der die Mitbewohner und Mitbewohnerinnen häufig unterwegs, oft nicht ansprechbar, manchmal aber auch in den unpassendsten Momenten überpräsent sind. Manchmal wirst du auch ad hoc auf deine Zweierbeziehung zurückgeworfen oder du findest dich in einer ganz neuen Konstellation wieder oder aber du bist plötzlich Single.

Im Job gehört man als über 50-Jährige bereits zum alten Eisen, es wird nicht mehr so viel in eine zukunftsweisende Weiterbildung oder in eine hippe Arbeitsumgebung investiert. Die jungen, neuen Mitarbeiter werden hingegen umschwärmt; man tut alles, um die besten zu bekommen und sie dann so lange wie möglich zu halten. Auch, wenn das nicht unbedingt nachhaltig gedacht ist. Das Gefühl jedoch, dass Führungskräfte oft so ticken und man leise abgehängt wird, setzt einem zu.

Was vor diesem Hintergrund nun nicht geschehen sollte: dass du im Zuge dieser Umstellungen nur noch jammerst und unzufrieden mit dir und der Welt wirst. Ich will nicht, dass du auf diesen „Negativ-Trip“ kommst und nur die Schattenseiten einer Zeit siehst, die eigentlich voller Potenziale ist. Ich will dir zeigen, wie du deine Lebensfreude erhalten oder wiederentdecken kannst, will deinen Blick für die Vorteile des „Erwachsenseins“ öffnen, dich ermutigen, eine größere Freiheit auszuleben und dich selbstsicher in neue Abenteuer zu stürzen.

Es wird dir ungemein helfen, dich mit Frauen zusammenzutun, die zurzeit eine ähnliche Phase durchmachen: Gemeinsames Leid ist halbes Leid! Du wirst sehen, wie gut es tut, nicht allein zu sein. Schließlich geht es uns allen hin und wieder miserabel. Der gemeinsame Austausch aber nimmt dieser Zeit den Schrecken und die Schwere.

Was dich in diesem Buch erwartet

Im Kapitel „Diagnose: Lebensmitte“ geht es zunächst um die sichtbaren Zeichen des Älterwerdens. Was genau passiert mit uns in der sogenannten Menopause und was macht diese Zeit eigentlich mit unserem Körper, unserem Gehirn und der allgemeinen Lebenseinstellung?

Das Kapitel „Jedes Jahr (k)ein Kilo mehr“ befasst sich mit den Konsequenzen daraus: Wir denken darüber nach, welche Rolle Gesundheit, Fitness, Entspannung und vor allem die Ernährung in Zukunft spielen werden. Wie du dich leichter tust, Umstellungen in dein Leben zu integrieren, erfährst du dort.

Falls du Kinder hast und diese schon etwas größer sind: Einige tun sich schwer mit der neuen Familiensituation, wenn die Kinder flügge werden. Empty-Nest-Syndrom wird diese Phase genannt, unter der natürlich auch die Väter leiden können. Wir schauen im Kapitel „Empty Nest“, ob sich neben der Trauer über die Ablösung der Kinder nicht auch neue Freiräume auftun, die uns neue Perspektiven bieten können, und sehen uns an, wie es um unsere Partnerschaft und unser Sexleben bestellt ist.

Im Kapitel „Status quo: Da bin ich und das kann ich“ wirst du ein wenig über dich und deine Stärken, Fähigkeiten und Talente nachdenken können – der Status quo ist wichtig zu beleuchten, um zu schauen, in welche Richtung es weitergehen soll. Einen kleinen Exkurs machen wir in Richtung des sogenannten Impostor-Syndroms – so nennt man das Phänomen, sich selbst nicht allzu viel zuzutrauen und immer wieder in Selbstzweifel zu verfallen.

Im Kapitel „Midlife-Chance: Jetzt durchstarten!“ geht es dann ans Eingemachte: Wie du im Job durchstarten kannst, welche beruflichen oder privaten Ambitionen du hast und wie du diese realisieren kannst – das steht hier im Mittelpunkt. Vor allem für das Feilen an deinem Zeit- und Selbstmanagement wirst du hier einiges Inspirierendes erfahren.

Zum Schluss bekommst du Gelegenheit zu überlegen: Brauche ich dieses Leben eigentlich noch, so wie ich es hier gerade führe? Oder will ich ab jetzt nicht ein wenig oder sehr anders leben? Was nehme ich mir für die nächsten Jahre vor und was will ich mir unbedingt noch erfüllen?

Vielleicht entdeckst du auch einige Unsicherheit in dir: Was kommt jetzt auf mich zu? Was traue ich mir zu und was nicht mehr? Denn natürlich können wir nun nicht mehr alles erreichen: Führungskraft eines börsennotierten Unternehmens ohne Vorerfahrung? Olympiasiegerin im Ski alpin? Mutter von fünf Kindern? Ist unwahrscheinlich bzw. unmöglich. Möglich ist aber sehr viel anderes – oft viel mehr, als auf den ersten Blick ersichtlich.

Was kann ich dir hierbei geben? Nun, da ich selbst mein 50. Lebensjahr überschritten habe, bin ich für das Thema sozusagen prädestiniert. Ich sehe zudem in meinen Coachings und Workshops viele Frauen mit genau denselben Fragen zu Veränderungen, Chancen und Möglichkeiten in der Lebensmitte – Midlife-Chancen eben.

In der zweiten Lebenshälfte die Chancen zu nutzen, die sich auftun und all deine Potenziale und Ideen zusammenzusuchen, damit du das Beste aus deinem Leben ab 50 herausholst – das braucht Mut und Abenteuerlust. Und wird meist mit großem Glück belohnt – lass uns also diesen Weg gemeinsam beschreiten, uns die Veränderungen bewusst machen, die Komfortzone verlassen und die kommenden Jahre unseres Lebens zuversichtlich und mit Vertrauen angehen – es lohnt sich!

Mini-Interview mit dir selbst

Nimm dir nun zehn bis 15 Minuten Zeit für die folgenden Fragen. Beantworte sie spontan und ehrlich. Die Antworten sind natürlich nur für dich selbst gedacht, lass dich also dazu anregen, ganz direkt und ungeschönt über die wichtigen Fragen deines momentanen Zustands zu reflektieren.

1. Wer bist du? Wie alt bist du? Was machst du so im Leben? Was ist dein Job? Hast du Kinder? Wie viele?

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2. Wie fühlst du dich zurzeit?

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3. Du bist jetzt _________ Jahre alt – welche Gedanken/Assoziationen/Bilder kommen dir in den Sinn, wenn du an deine Lebensmitte denkst?

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4. Welche Ziele hast du zurzeit bzw. generell in deinem Leben? Welche Träume hast du – was willst du unbedingt noch (mal) machen im Leben?

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5. Was sind die wirklich wichtigen Dinge in deinem Leben?

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6. Gibt es etwas, das du bedauerst, in deinem Leben getan bzw. nicht oder zu wenig getan zu haben?

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7. Welche negativen Veränderungen oder Einschnitte nimmst du in dieser Zeit der Mitte des Lebens (also ab 49) wahr? Und welche positiven?

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Und nun noch zwei Extrafragen:

Welche deiner Eigenschaften und Fähigkeiten haben dir in der Vergangenheit geholfen, Krisen bzw. schwierige Situationen in deinem Leben zu meistern?

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Gibt es „Lieblings-Denkblockaden“ bei dir und wenn ja, welche?

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DIAGNOSE: LEBENSMITTE

In diesem Kapitel geht es um die sichtbaren Faktoren des Älterwerdens. Was genau passiert mit uns in der sogenannten Menopause, und was macht diese Zeit eigentlich mit unserem Körper, unserem Gehirn und der allgemeinen Lebenseinstellung? Und – gibt es vielleicht auch positive Seiten?

Schönheit vergeht, Charme bleibt.

Aus Frankreich

(Not) Forever young

Die Wahrheit ist hart und sehr schwer zu ertragen: Zwischen 20 und 30 beginnt der Abbau. Altern ist ein Prozess, der irgendwann anfängt und den wir erst gar nicht bemerken oder lieber ignorieren, aber spür- und sichtbar wird unser Altern spätestens ab 40. Und zwar unaufhaltsam. Der Alterungsprozess wird hierbei – surprise, surprise – von verschiedenen Faktoren beeinflusst, etwa von unseren Lebensbedingungen und zahlreichen Umweltfaktoren. Darüber hinaus bestimmen aber auch unsere Erbanlagen, persönliches Schicksal und unsere Lebensgewohnheiten, wann und wie wir innerlich und äußerlich altern.

Klar, dieses Altern unseres Körpers ist ein natürlicher Vorgang, der zum Leben dazugehört und unvermeidbar ist, aber schön ist es nicht. Woran merken wir, dass wir altern?

Die ersten Anzeichen des Alterns

Das augenfälligste Beispiel ist die abnehmende Leistungsfähigkeit und der sinkende Grundumsatz des Energiestoffwechsels. Die einfache Formel hier lautet: Wir müssen mehr tun (Sport, Bewegung) und weniger essen! Darauf komme ich im Kapitel „Jedes Jahr (k)ein Kilo mehr“ dieses Buches genauer zu sprechen – du kannst dich bereits jetzt schon warm anziehen!

Es geht weiter mit den Haaren, die bei vielen etwas weniger dicht sind, außerdem an Farbe verlieren und grau werden. Hier und da zwickt es in den Gelenken, die Knochen werden porös (Osteoporose!), wir vertragen die Sonne nicht mehr so gut wie früher – diese weißen, kleinen Flecken auf der Haut sind auch einfach nicht schön. Es gibt hier und da ein paar Fältchen um die Augen herum, später dann zwischen den Augenbrauen, und auch die Falten um den Mund (die sogenannten Nasolabialfalten) sind irgendwann nicht mehr wegzucremen.

Bereits ab Mitte 30 beginnt auch unsere Muskelmasse abzunehmen, das heißt, Zahl und Größe der Muskelzellen im Körper schrumpfen, zunächst langsam und ab dem 50. Geburtstag dann spürbar. Dies kann zum einen an mangelnder Bewegung liegen, zum anderen daran, dass die motorischen Nervenbahnen nach und nach verkümmern – wir haben also weniger Kraft. Anstatt Muskelfasern werden nämlich ab der Lebensmitte mehr und mehr Binde- und Fettgewebe in den Muskelzellen eingelagert, was daran liegt, dass sich unser Stoffwechsel in den Muskelzellen verändert und sie schlicht nicht mehr so auf Trainingsreize reagieren wie in jungen Jahren. Laut Sportmedizinern ist die einzige Möglichkeit, hieran etwas zu ändern, ein gezieltes Muskeltraining.

Ab Mitte 40 brauchen die meisten von uns eine Lesebrille – die wir natürlich so lange wie möglich nicht aufsetzen, aber irgendwann reicht die Länge der Arme einfach nicht mehr aus, um die Speisekarte lesen zu können. Bindegewebe ist noch so ein Reizwort – ich hätte uns das gern erspart –, aber Cellulite scheint wirklich ein Phänomen zu sein, dem nur sehr wenige Frauen entkommen. Egal ob dick oder dünn, sportlich oder nicht: Die Haut bekommt mit der Zeit hier und da Dellen, und das sieht einfach nicht so schön aus wie eine Haut mit 20 – ärgerlich, insbesondere in Kombination mit den kleinen, hübschen blauen Adergeflechten, den Besenreisern: gefürchtet, unaufhaltsam und genau an den Stellen, die in kurzem Rock oder knackigen Sommershorts immer sichtbar sind.

Du hast die Wahl

Was tun gegen all diese Zeichen des allmählichen „Verfalls“? Wir haben mehrere Möglichkeiten.

Erste Möglichkeit: Nicht mehr aus dem Haus gehen, und wenn, dann nur mit langen Beinkleidern, langen Ärmeln und einer Mütze auf dem Kopf. Oder noch besser: im Dunkeln. Ihr werdet lachen und sagen: Wie absurd! Ich lasse mich doch nicht einsperren, nur weil die gesellschaftliche Norm vorschreibt, dass frau glatte, feine, braune Beine ohne jeglichen Makel haben muss. Aber eine Kollegin von mir hält sich strikt daran: Was andere nicht zu sehen bekommen, das existiert auch nicht. Sie geht im Sommer nur ganz früh morgens schwimmen, damit niemand ihre Beine mit der Orangenhaut sieht. Ihren Lieblingssportkurs besucht sie nicht mehr, weil sie meint, dadurch würde ihr Bindegewebe noch schlimmer werden. Sie fährt niemals mit dem Fahrrad, weil ihre Waden davon so dick werden … Sie will aber auch nicht auf Süßes verzichten, weil sie das hin und wieder „braucht“. Es sei dahingestellt, ob eine bewusste Ernährung gegen Cellulite hilft, aber eines weiß ich ganz gewiss: Sportliche Betätigung hilft nicht gegen schwaches Bindegewebe, es sei denn, man schwimmt jeden Tag drei Stunden lang oder reitet täglich den ganzen Nachmittag – dann mag es vielleicht funktionieren. Ich bin sehr sportlich, bewege mich viel und gerne – und habe dennoch eine hübsche Portion Cellulite an Oberschenkeln und Po. Meine Freundin Mara treibt ihr ganzes Leben schon keinen nennenswerten Sport, raucht seit ihrem 15. Lebensjahr, spuckt nicht ins Glas – und hat nicht ein winziges Grübchen. Warum will uns jeder einreden, was wir zu tun haben, um diese lästigen, niedlichen kleinen Dellchen wegzubekommen?

Der Rückzug aus der Öffentlichkeit ist offensichtlich keine ernstzunehmende Option, weiter also mit den anderen Möglichkeiten, dem Altern etwas entgegenzusetzen.

Zweite Möglichkeit: Ausreichend Schlaf bekommen, sich viel bewegen, vor allem an der frischen Luft, Stress und Belastung über weite Strecken vermeiden – denn zu viel Stress ist Gift für unseren Körper.

Dritte Möglichkeit: Die Hinwendung zu den inneren Werten. Ja, lach nur – ich meine das ernst: Wir sollten unsere Aufmerksamkeit mehr auf unsere innere Entwicklung richten, denn laut einer Studie der chinesischen Huazhong University of Science and Technology von 2018 kann uns vor allem unsere innere Schönheit zum Blühen bringen. Anhand von 120 männlichen und weiblichen Probanden wurde festgestellt, dass offenbar nicht nur die Optik eines Menschen Einfluss auf die wahrgenommene Attraktivität nimmt, sondern dass vor allem der Charakter eine Rolle spielt. Das Forscherteam kommt zu dem Ergebnis, dass die äußere Schönheit von den meisten überbewertet wird und wir uns vielmehr auf unsere innere, charakterliche Entwicklung konzentrieren sollten, statt Stunde um Stunde im Fitnessclub, vor dem Spiegel oder im OP einer schönheitschirurgischen Praxis zu verplempern. Denn: Menschen, die sich für andere einsetzen und auch den Mut haben, sich ihren eigenen Unsicherheiten und Ängsten zu stellen, wirken diesen Forschungsergebnissen zur Folge attraktiver auf andere.

Nicht zu vergessen, dass das Leben ja auch Spuren hinterlassen muss: Wozu haben wir denn sonst gelebt?

schreibt die Psychologin Katrin Wiederkehr in ihrem wunderbaren Buch „Wer loslässt, hat die Hände frei“ (Lesetipps siehe Anhang).

Echte Schönheit kommt (nicht nur) von innen

Unsere innere Entwicklung und unser Charakter, die Lebenserfahrung und das, was unsere persönlichen Eigenschaften ausmachen – genau das bestimmt also auch unsere Ausstrahlung: „Natürliche Schönheit kommt von innen“, hieß es nicht nur in der Kosmetikwerbung, sondern das weiß auch der Volksmund, es muss also etwas dran sein.

Wenn du von innen strahlst und deine Ausstrahlung lebensfroh und optimistisch ist, wirkst du sympathischer, ist doch klar. Dadurch wirkst du auch offener und bist ansprechbar. Und übrigens auch sexuell anziehender: Einen freundlichen, offenen Blick, Lachen und ein selbstbewusstes Auftreten finden Männer laut aktuellen Umfragen wesentlich. Nicht, dass wir nur schön sein wollen, um Männern zu gefallen – ihr wisst schon, was ich meine.

49 IST DAS NEUE 50 – EIN ERLEBNISBERICHT

Dazu ein eigenes privates Erlebnis, das nicht allzu lange zurückliegt: Ich traf mich mit meiner Freundin Marianne in einer hippen Bar im Prenzlauer Berg. Dort wollte ich schon immer mal hin. Sehr nette Begrüßung vom Chef, der uns Häppchen bringt und ungefragt ein Glas Weißwein hinstellt. Na, fängt ja schon mal gut an, denke ich.

An der dicht gedrängten Theke spricht mich direkt ein Mann an und wir kommen ins Gespräch. Mit dabei sind seine beiden durchaus ansehnlichen Kumpels. Ich bin zunächst überrascht: Bisher hatte ich die Bewohner des Prenzlbergs als eher distanziert kennengelernt.

Nach kurzer Zeit und einem weiteren Weißwein die Frage: „Wie alt bist du?“ Ich bin schockiert – und total überrumpelt: Diese Frage hat mir so direkt schon sehr lange keiner mehr gestellt. Ich hatte auch irgendwie die Regel abgespeichert, dass man ab 30 niemals eine Frau nach ihrem Alter fragen sollte. Davon schien mein freundlicher und interessierter Gesprächspartner jedoch nichts zu wissen.

Da ich zuvor ein Buch über das neue Selbstbewusstsein von Frauen in der Lebensmitte gelesen und mir unter anderem vorgenommen hatte, diese kleinen, bequemen Notlügen einfach mal sein zu lassen, sagte ich fröhlich und zuversichtlich mein Alter frei heraus: „Ich bin im April 50 geworden.“

Kurzes betretenes Schweigen in der Runde. Dann ein bemühtes: „Oh, das sieht man dir ja überhaupt nicht an! Mensch, super schaust du aus – machst du Sport?“ Schnell wurde das Gespräch etwas wortkarger, die Themenauswahl dünner, und relativ zügig löste sich die Runde auf – schließlich wartete am nächsten Tag ein anstrengender Arbeitstag auf uns alle.

Plötzlich fühlte ich mich wie eine Aussätzige. Von wegen 50 ist das neue 40 – das ist noch nicht bei allen angekommen, vor allem nicht bei Männern Mitte 40 im Prenzlauer Berg. Ich konnte ganz klar Mitleid und ein wenig Abscheu in den Augen der abenteuerhungrigen Männer entdecken … Wie schade, dachte ich, ich bin genauso nett, witzig und interessant wie vor fünf Minuten. Oder als hätte ich gesagt, ich sei Ende 30. Aber diese hässliche Zahl Fünfzig hatte das ganze Gespräch kaputt gemacht. Wahrscheinlich stiegen diffuse Bilder von faltiger Haut am Po und schlapper Haut an den Oberarmen vor dem inneren Auge dieser armseligen Herren der Schöpfung auf.

Ganz schön oberflächlich und dumm, könnten wir jetzt sagen. Aber ehrlich gesagt lässt mich diese Anekdote auch ein bisschen trotzig zurück, und ich versuche mir neue Strategien zu überlegen, wie ich das nächste Mal reagieren werde. Meine Freundin Iris gab mir den Rat, diese Antwort zu geben: „Ich sage ihnen immer, ich bin 19. Dann ist Ruhe.“

Das scheint mir schon mal eine gute Strategie zu sein. Es geht niemanden etwas an, wie alt du bist, du musst also auf diese Frage nicht oder nicht wahrheitsgemäß antworten. Wenn du aber antworten möchtest und dir 19 ein wenig übertrieben vorkommt, mach es wie ich: Sollte ich noch einmal gefragt werden, werde ich mein Alter mit 49 angeben. Warum? Weil der Verfall offenbar mit der 5 vorne beginnt – eine 49-Jährige ist gefühlt 20 Jahre jünger als alles, was mit 5 anfängt …

Jetzt aber im Ernst: Was können wir tun, um uns weiterhin als heißer Feger zu fühlen – oder eben darauf zu verzichten? Das hängt von deiner Einstellung zu dir selbst ab:

Du nimmst das Altern so hin, tust nichts dagegen und richtest dich langsam, aber sicher auf ein Leben als alte weise Frau ein. Weil deine Werte einfach woanders liegen und du damit, wie es ist, rundum zufrieden und glücklich bist. Hut ab – eine beneidenswerte Einstellung.

Du nimmst das Altern bis zu einem bestimmten Punkt hin und fokussierst dich mehr auf deine Gesundheit, viel Bewegung und vernünftiges, gesundes Essen. Du versuchst an deiner inneren Ausgeglichenheit zu arbeiten, z. B. durch regelmäßige Yogapraxis, Meditation oder andere Achtsamkeitsübungen. Das heißt allerdings, ein paar schlechte Gewohnheiten in deinem Leben loszuwerden – den Popo also ordentlich hochzukriegen.

Wenn du die Veränderungen deines Körpers nicht hinnehmen willst und mit deiner Außenwirkung haderst: Es gibt ja genügend Möglichkeiten, daran „herumzuschrauben“. Du kannst z. B. eine Lidstraffung vornehmen lassen, eine Fettabsaugung oder Faltenunterspritzung. Es gibt Hyaluron, Botox, das Veröden von Besenreisern, Wärme- oder Kältekammern gegen Cellulite, Haarverpflanzungen, um nur einige Methoden zu nennen. Machbar ist vieles, und wenn man sich unsere „Vorbilder“ in Film und Fernsehen so anschaut, wärst du damit sicher nicht die Ausnahme.

Mein Leben ist jedes Fältchen wert

Natürlich freue ich mich auch über jedes Kompliment, das in Richtung „Du siehst ja viel jünger aus – das hätte ich jetzt nicht gedacht …!“ zielt. Punkt. Und versuche, mich jung und frisch zu halten – das kostet mich natürlich auch Zeit und Energie. Die investiere ich aber gerne, denn ich bin eitel: gesund essen, ausreichend schlafen, viel Sport, viel frische Luft, tägliches Yoga, hin und wieder meditieren, um für meinen emotionalen Ausgleich zu sorgen. Nicht zu oft versacken. Glücksmomente in meinem „Glückstagebuch“ festhalten, denn dies lenkt den Blick auf die schönen Dinge des Alltags. Teure Hautcremes, Nahrungsergänzungsmittel und alle sechs Wochen der Gang zur Kosmetikerin. Das muss reichen.

Und wenn ich so richtig hübsche Frauen sehe, vor allem junge Frauen, dann freue ich mich mit ihnen, bewundere sie und bin begeistert. Aber ich beneide sie nicht – in keinster Weise. Denn das Leben, das ich bisher gelebt habe, war jede Sekunde und jedes Fältchen wert. Jede durchtanzte Nacht, jeder Sonnenstrahl, jeder Gin Tonic zu viel, jede zweite Weinflasche, jeder Frauenabend … ich bin froh, dass ich so bin, wie ich bin, und möchte – dies war kürzlich eine Frage meiner Freundin – nicht noch einmal 30 sein. Ich würde nämlich das meiste genauso machen. Es war und ist gut so.

Ich finde nichts dabei, wenn Frauen der Natur ein wenig nachhelfen – warum nicht? Das muss jede Frau selbst entscheiden – und wenn es dem inneren Gleichgewicht hilft und damit auch die innere Schönheit noch mehr hervorbringt, ist alles gut. Die US-amerikanische spirituelle Lehrerin und Bestseller-Autorin Marianne Williamson bringt es in ihrem Buch „Lebensmitte – Zeit für Wunder“ (siehe Lesetipps) auf den Punkt:

Menopause = Midlife-Crisis?

Wechseljahre, Menopause oder Klimakterium – egal wie wir es nennen, es ist ein Tabuthema, das ist schon mal sicher, mindestens aber sind es überwiegend negativ geprägte Begriffe. Die meisten Frauen, die ich kenne, sprechen nur hinter vorgehaltener Hand darüber. Entweder schnippisch bagatellisierend: „Ach, das merke ich gar nicht – hast du damit echt Probleme?“ Oder sie weigern sich, das Thema überhaupt anzusprechen. Viele wollen einfach allein damit fertig werden und leiden lieber im Stillen, sei es aus Unwissenheit oder Scham. Es gilt – so habe ich es während meiner eigenen Recherche erlebt – in unserer Kultur als absolut uncool, sich zu dem Thema zu outen und ehrlich über seine Erfahrungen zu berichten. Schließlich sind wir doch alle weit entfernt davon, reizbare, antriebslose, vertrocknete und launische Ladys in den Wechseljahren zu sein.

Damit möchte ich gern aufräumen, denn Frauen, die in die Wechseljahre kommen, sind definitiv keine vertrockneten, schrumpeligen und asexuellen Wesen.

Was ist wirklich dran am Phänomen „Trockenpflaume“? Es ist ein Mythos, dass bei Frauen ab 50 hormonbedingt permanente Sexflaute herrscht, weil sie ohnehin ausgetrocknet seien. Bei der Mehrheit der Frauen treten in dieser Hinsicht nur geringe Veränderungen auf, die keine oder nur leichte Beschwerden nach sich ziehen.

So schreiben die Paar- und Sexualberaterinnen Ann-Marlene Henning und Anika von Keiser treffend in ihrem Buch „Make more love“ (siehe Lesetipps). Die vielen Märchen, die in den Köpfen der Menschen herumgeistern, sind – so meine Vermutung – vor allem dazu da, dem Jugendwahn noch mehr Vorschub zu leisten. Oder warum sieht man niemals im öffentlichen Raum Plakate von umwerfend aussehenden, sexy Frauen um die 50, die ihre Dellen, Fältchen und ihren kleinen Schwimmring selbstbewusst zur Schau stellen? Und dennoch eine Mega-Ausstrahlung haben? Schon mal aufgefallen? Gibt’s nicht. Wenn ältere Frauen gezeigt werden, dann entweder gephotoshoppt und weichgezeichnet oder ganz alt, mit grauen Löckchen und für Hörgeräte oder Treppenlifte werbend. Wie schade, denn wir Frauen um die 50 machen einen großen Bestandteil der Bevölkerung aus und können uns in der Werbung durchaus sehen lassen!

Was passiert im Körper?

Die Wechseljahre sind körperlich für viele von uns nicht immer ein Zuckerschlecken. Es geht eine Zeit unwiederbringlich zu Ende, wenn die ca. 300000 Eizellen, über die wir vom Beginn der Pubertät an verfügten, verbraucht sind und wir nicht mehr fruchtbar sind. Die Eierstöcke produzieren immer weniger Geschlechtshormone, der gesamte Hormonhaushalt verändert sich. Es kommt zunächst zu unregelmäßigen Eisprüngen, die Regelblutung bleibt schließlich irgendwann ganz aus. Wenn dann der Östrogenspiegel irgendwann ganz heruntergefahren ist, braucht unser Körper ein wenig Zeit, um das zu kompensieren. Und genau dieser zeitliche Abschnitt bringt mitunter körperliche und psychische Beschwerden mit sich.

Weitere Symptome der Wechseljahre, auch wenn sie äußerst unterschiedlich ausfallen können, sind depressive Verstimmungen, unvermittelte Gereiztheit, starke Hitzewallungen und ein allgemeines Schwächegefühl oder Müdigkeit. Unruhe, Erschöpfung, Schweißausbrüche sowie Schlaflosigkeit kommen gratis dazu. Als i-Tüpfelchen können noch Scheidentrockenheit, weniger sexuelle Lust, Gewichtsprobleme und ein nachlassendes Gedächtnis auftreten (siehe oben).

Das Image der Wechseljahre ist hierzulande entsprechend negativ. Es werden schließlich bei den vielen Erhebungen und Forschungsreihen zum Thema in unserer westlichen Kultur hauptsächlich negative Aspekte hervorgehoben. Eine charakteristische Haltung für unsere westliche Gesellschaft, finde ich: Der Jugend mit ihrer Fruchtbarkeit und sexuellen Ausstrahlung wird übertrieben großer Wert beigemessen. Das meint auch Katrin Wiederkehr in „Wer loslässt, hat die Hände frei“ (siehe Lesetipp):

Unsere Gesellschaft ist sehr von der Jugend fasziniert. Es ist schwierig zu erleben, dass man diesen Idealen nicht mehr genügen kann.

Verständlich, dass wir Frauen durch diesen Jugendwahn in emotionale Krisen geraten können – auch wenn das Thema Kinder längst abgeschlossen ist oder vielleicht auch nie der Wunsch nach Kindern da war. Es ist das Gefühl „aus und vorbei“, das nicht so leicht zu akzeptieren ist. Ein Gefühl, das Männer so nicht kennen, da sie bis ins hohe Alter Kinder zeugen können – und dies auch durchaus tun.

In anderen Ländern übrigens werden die Wechseljahre ganz anders erlebt. In Japan etwa wird das Alter von jeher als Abschnitt der Weisheit respektiert, und die Frauen scheinen dort die Wechseljahre ohne Probleme zu akzeptieren. Darüber hinaus leiden sie offenbar weniger unter den Symptomen. Auch in Indien zeigen sich bei den Frauen weniger Beschwerden – und das Interessante ist, dass hier die Frauen die Wechseljahre mit großer Freude erwarten. Warum? Sie haben von nun an mehr Freiheit, können sich freier kleiden und müssen keinen Schleier mehr tragen. In einigen Ländern Afrikas verhält es sich ähnlich: Die Frauen blicken dieser Zeit mit großer Vorfreude entgegen, sie markiert schließlich den Beginn ihrer sexuellen Freiheit. Es kommt also immer auf die sozio-kulturelle Umgebung an.

Hormone: ja oder nein?

Viele Frauen meinen, diesen Prozess mit einer Hormonbehandlung hinauszögern zu können bzw. zunächst einmal zu übertünchen. Das ist natürlich ihr gutes Recht, und oftmals auch gerechtfertigt, denn es kommt auf die individuelle Situation an. Wenn die Beschwerden sehr schlimm sind und unser Leben stark beeinträchtigen, ist eine Hormongabe sicherlich gut und angemessen. Wenn du also z. B. aufgrund der Hormonveränderungen an Niedergeschlagenheit leidest oder sogar eine Depression diagnostiziert wird oder die Hitzewallungen und Schweißausbrüche so stark und unkontrollierbar sind, dass sie deinen Alltag beeinflussen, solltest du eine Hormonersatztherapie in Betracht ziehen.

An dieser Stelle möchte ich erwähnen, dass auch die Medizin bezüglich der Hormonersatztherapien keine einheitliche Linie fährt, denn es werden immer wieder neue Daten gesammelt, die die Sache in jeweils anderem Licht erscheinen lassen. Nach der Euphoriephase in den 90er-Jahren, in denen sehr viele Frauen eher unkritisch und sozusagen prophylaktisch Hormone verabreicht bekamen, gab es in der Folgezeit bei Ärzten die Tendenz, mit der Hormonvergabe eher sparsam umzugehen: Zu hoch waren die Zahlen der Frauen, die dadurch ein erhöhtes Brustkrebsrisiko aufwiesen. Zurzeit erleben wir offenbar gerade wieder eine Art Rückkehr zur Hormonersatztherapie. Es ist und bleibt also schwierig, sich ein Urteil zu bilden. Im „ZEITmagazin online“ vom März 2018 findet sich ein sehr interessantes, kontroverses Interviewgespräch zwischen einer Frauenärztin, einem Gynäkologen und einer Gesundheitswissenschaftlerin dazu, das ein wenig Schwung in die Debatte bringt.

Natürlich muss jede Frau selbst entscheiden, was sie in dieser Phase braucht. Meine Frauenärztin z. B. hat mir ein wenig Angst vor Osteoporose gemacht und dafür plädiert, einmal eine Hormonersatztherapie zu versuchen, um über die erste schlimme Zeit der Hormonumstellung besser hinwegzukommen. Das scheint eine durchweg gängige Vorgehensweise zu sein, und ich kenne einige Frauen, die damit rundum zufrieden sind.

Allerdings hatte ich kein besonders gutes Gefühl dabei und versuche mich stattdessen seit Jahren am sogenannten „Hormon-Yoga“, einer natürlichen Therapie auf der Basis von Yoga, das, regelmäßig ausgeführt, den Hormonspiegel harmonisieren und positiv verändern kann. Dinah Rodrigues, die Begründerin der Methode, geht davon aus, dass durch die innere Massage und Lenkung der individuellen Lebensenergie die für die Hormonerzeugung verantwortlichen Organe und Drüsen angeregt und dadurch die Symptome der Wechseljahre beseitigt oder zumindest gemildert werden können.

Auch wenn ich mich manchmal dazu zwingen muss: Morgens geht’s auf die Matte, denn ich habe schnell gemerkt, dass mir diese besonderen Atem- und Konzentrationsübungen guttun und es sich lohnt, diese 15 Minuten am Morgen dafür aufzuwenden.

Jetzt auch noch vergesslich?

Seitdem ich den Film „Still Alice – Mein Leben ohne Gestern“ mit Julianne Moore im Kino gesehen habe, bekomme ich immer Angst, wenn mir ein Wort nicht auf Anhieb einfällt oder ich Orientierungsprobleme habe. In dem oscarprämierten Film geht es um eine Linguistin, Dr. Alice Howland, die mit 50 bemerkt, dass sie hin und wieder Orientierungsschwierigkeiten hat und während eines Vortrags krampfhaft nach den richtigen Fachausdrücken suchen muss: Einzelne Begriffe aus ihrem Spezialgebiet wollen ihr partout nicht einfallen. Alice ist alarmiert, lässt sich testen und erfährt schließlich, dass sie an einer seltenen, früh einsetzenden Art der Alzheimer-Krankheit leidet.

Natürlich muss es nicht gleich ein Vorbote der Alzheimer-Krankheit sein, wenn wir mal unkonzentriert sind oder uns ein Wort nicht einfällt. Denn – man kann in diesem Zusammenhang fast „zum Glück“ sagen – eine weitere Veränderung, die unser niedriger Östrogenspiegel mit sich bringen kann, ist eine zunehmende Vergesslichkeit. Ebenso Probleme mit der Wortfindung, der Konzentration oder der räumlichen Orientierung.

Östrogen spielt dabei deswegen eine so herausragende Rolle, da sich ein hoher Östrogenspiegel positiv auf Gedächtnis, Denken und Sprachvermögen auswirkt. Sinkt unser Östrogenspiegel jedoch in den Wechseljahren, können seine positiven Effekte auf das Gehirn nachlassen: Die Neurotransmitter, sogenannte Botenstoffe wie Adrenalin, Serotonin und Dopamin, beeinflussen maßgeblich die Kommunikation unserer grauen Zellen untereinander. Insbesondere Dopamin ist wichtig, da es der wesentliche Neurotransmitter im Zusammenhang mit dem Behalten und Speichern von Informationen ist. Durch den abfallenden Östrogenspiegel in den Wechseljahren hat frau jedoch weniger Dopamin zur Verfügung – logischerweise fällt also das Behalten von Fakten und Informationen in dieser Zeit schwerer.

Diese sogenannten kognitiven Defizite sind aber ganz normal in dieser Zeit und – gute Nachricht! – verschwinden auch wieder: Amerikanische Studien haben herausgefunden, dass es nur ein vorübergehender Status ist: Die Gedächtnisleistung der Frauen nach den Wechseljahren normalisiert sich meist wieder – puh, Glück gehabt.

Also, warte mal – wie heißt dieser Begriff noch? … Wortfindungsstörungen und Unkonzentriertheit kenne ich bestens. Meine Kinder schauen sich manchmal besorgt an, wenn ich von etwas erzählen will und mir das Fachwort oder der Titel partout nicht einfällt. „Mama, das ist Demenz – so viel steht fest!“, sagte meine Tochter neulich trocken. Und tatsächlich bekomme ich dann immer einen kleinen Schrecken, selbst wenn ich weiß, dass es nicht so ist.

Gedächtnisstörungen haben bei mir zweierlei Gesichter: Erstens das krampfhafte Suchen nach Namen, Ortsnamen, Filmtiteln oder bestimmten Begriffen. Das macht mich wahnsinnig – es liegt mir auf der Zunge, aber je mehr ich mir das Hirn zermartere, desto mehr rückt es in die Ferne. Die zweite Sache ist das Verrichten bestimmter kleiner Handgriffe, die ich offenbar total unbewusst erledige, denn ich kann mich oft nicht mehr daran erinnern. Beispielsweise habe ich mir neulich morgens eine kleine Tasche mit Proviant für die Arbeit vorbereitet: Wasser, Nüsse, Obst, und diese Tüte vorn in meinen Fahrradkorb gestellt. Als ich in der Arbeit ankam, war die Tüte weg. Einfach so. Ich wunderte mich: Mensch, ist die rausgefallen – wieso habe ich das nicht bemerkt? Ist ja total irre … Und dann schaute ich in meine Fahrradtaschen und siehe da: Ruhig und friedlich stand mein Täschchen dort und wartete darauf, herausgenommen zu werden. Ich war echt schockiert.

In meinem Freundes- und Bekanntenkreis beobachte ich ähnliche Phänomene: Melanie etwa erzählt bestimmte Ereignisse ihres Lebens immer wieder. Sie weiß offenbar nicht, wem sie die Geschichte schon einmal erzählt hat – und zwar immer in demselben Wortlaut. Das ist wirklich komisch … Gesa und Sybille beschweren sich über ihr schlechtes Namengedächtnis – das geht bei mir zum Glück berufsbedingt recht gut, aber auch, weil ich ständig mit Eselsbrücken arbeite: Sobald sich mir neue Leute vorstellen, versuche ich blitzschnell ein Bild vor meinem inneren Auge zu kreieren. Neulich etwa war es eine Angelika, der ich sofort das Bild einer bekannten Schauspielerin mit demselben Namen auf die Schulter setzte und sie mir so einprägen konnte. Ich frage auch stets nach Visitenkarten, da mir die Haptik und die Schrift beim Einprägen neuer Namen helfen.

Handlungen unbewusst tun und sich nicht mehr daran erinnern – solche Dinge passieren nicht nur mir sozusagen täglich, und ich weiß nicht, ob dies reine Schusseligkeit ist oder ob die Synapsen tatsächlich schon im Vorruhestand sind. Ich habe allerdings festgestellt, dass permanenter Stress und Multitasking sowie die unzähligen kleinen Aufgaben des täglichen Lebens viel mehr schuld an meiner teilweisen Schusseligkeit sind als fehlende Hormone: Im Urlaub oder in arbeitstechnisch ruhigeren Phasen spüre ich davon nichts, aber auch gar nichts! Wir sollten diese „Wechseljahres-Vergesslichkeit“ also nicht zu hoch hängen, sie aber auch nicht unter den Teppich kehren.

Ich bin der festen Überzeugung, auch bei noch so vielen essenziellen Fettsäuren, Omega-3-Pillen, Vitaminsupplementen und Glukose müssen wir selbst aktiv gegen Konzentrationsstörungen und Vergesslichkeit vorgehen. Es tut unseren Gehirnzellen und unserer Merkfähigkeit sehr gut, wenn wir in Bewegung kommen und vor allem ungewohnte Dinge tun, sei es motorischer oder geistiger Art, denn langes Sitzen und mangelnde Anregung wirkt sich eher negativ auf den Kopf aus – etwas nonchalant ausgedrückt: „Sitzen macht dumm.“ Das Gehirn wird dabei gezwungen, neue Verbindungen zwischen den Nervenzellen zu bilden, um solche Aufgaben lösen zu können. Das trägt zu seiner Plastizität, also seiner Anpassungsfähigkeit an neue Anforderungen, und zur Steigerung der Gedächtnisleistung bei.

Das Verdrängen der Gedächtnisschwächen, die du vielleicht an dir selber bemerkst, ist keine schlaue Lösung. Wir sollten sie wahrnehmen und als weiteren Punkt auf der Negativliste des Älterwerdens notieren, andererseits sollten wir deswegen auch nicht in Panik ausbrechen und diesen Defiziten übertrieben viel Aufmerksamkeit widmen. Denn je mehr Sorgen wir uns darüber machen, desto stärker verfallen wir ins Grübeln, und das ist keine gute Kombination. Mach hier aus einer Mücke keinen Elefanten, sondern tu so bald wie möglich etwas gegen deine neue Unkonzentriertheit und die Überlastung deines Gedächtnisses. Nach dem Motto: Nicht heulen – machen! Und zwar das:

viel körperliche Bewegung, täglicher moderater Sport, immer mal wieder ungewohnte Bewegungsabläufe: beispielsweise ein Stück rückwärts laufen, den Gürtel mit der anderen Hand schließen, auf einem Baumstamm balancieren oder die Zähne mit der anderen Hand putzen

Urlaub, Urlaub, Urlaub vom stressigen Alltag – und zwar möglichst weit weg von zu Hause

ein gezieltes Training des Gedächtnisses durch Memotechniken, um die Neuronen gleichermaßen herauszufordern und zu pflegen

Meditation, Achtsamkeitsübungen und Ruhe

Welche Blockaden, Gedächtnisschwächen oder kognitiven Defizite kannst du an dir selbst beobachten?

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Und was nimmst du dir vor, dagegen zu tun?

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Aktives Gedächtnistraining

Etwas zwischendurch für dein Gehirn zu tun erfordert ein bisschen Zeit, aber das sollten dir deine grauen Zellen wert sein. Beispielsweise kannst du dein Gedächtnis durch das Installieren einer guten Gedächtnistraining-App spielerisch fordern. Ich habe z. B. „Brain Challenge“, „NeuroNation“ und „Memory Training“ als Apps auf meinem Handy, es gibt natürlich noch viele andere. Und für bestimmte Dinge kannst du eine Merktechnik anwenden, mit der du dir deine Einkaufsliste einprägst oder die Namen von Leuten, die Buchtitel aller gelesenen Bücher des letzten Jahres, die Autorinnen der aktuellen Bestsellerlisten oder die Minister des Bundeskabinetts memorierst. Es gibt in unserem Alltag viele Dinge, die es wert sind, gelernt und gewusst zu werden – warum also nicht gleichzeitig dein Allgemeinwissen etwas aufpolieren?

Was außerdem hervorragend als Gedächtnistraining in den Wechseljahren funktioniert, ist das Erlernen eines Musikinstruments. Insbesondere durch Geigen- und Klavierspiel entstehen sehr schnell neue Nervenverbindungen, und im Gehirn ist für diese Lernleistung ein bestimmter Bereich verantwortlich, der bei keinem anderen Lernen zum Zuge kommt. Dahinter steckt, dass die Großhirnbereiche für das Hören und das Mit-den-Händen-Spüren und der Hirnbereich für die Bewegung sich viel besser verknüpfen – das hilft dann auch bei normalen Alltagsaufgaben, und das Gehirn wird fitter.

Die Loci-Technik

Das Prinzip der Loci-Technik funktioniert ganz einfach: Willst du dich an eine Reihe von Dingen, Aufgaben oder an Sachen in einer bestimmten Reihenfolge oder Abfolge erinnern, brauchst du nichts anderes zu tun, als sie mit unveränderbar fixierten Objekten zu assoziieren, also zu verknüpfen. Schon der römische Redner Cicero verwendete diese Technik, um seine Reden zu memorieren, indem er gedanklich das römische Forum abschritt.

Die Methode basiert darauf, dass du in deinem Haus oder deiner Wohnung zunächst einmal einen Raum aussuchst, den du gut kennst, beispielsweise dein Schlafzimmer. In diesem Raum stellst du dir nun zehn markante Gegenstände vor: Einrichtungsgegenstände sowie Möbel, Lampen oder Bilder, die du im Uhrzeigersinn vor deinem inneren Auge abtastest. In meinem Schlafzimmer sieht das wie auf der Abbildung aus.

Präzision und Ordnung sind in diesem System übrigens unabdingbar. Wenn du dich nicht an die genauen Standorte der Gegenstände hältst, klappt es nicht.

Jetzt darfst du kreativ werden: Wie sieht deine „Loci-Version“ aus? Nutze all deine Sinne, alle visuellen und haptischen Möglichkeiten und male deinen eigenen Raum auf.

Sobald du deine zehn Dinge vor dir siehst und in der richtigen Reihenfolge im Kopf nacheinander im wahrsten Sinne des Wortes „durchgehst“, hast du zehn Briefkästen oder Anker geschaffen, in die du immer wieder neues Wissen hineinlegen kannst. Genial, oder? Wenn du dir mehr als zehn Dinge merken willst, kannst du einen weiteren Raum hinzunehmen und dann noch einen weiteren, bis du das ganze Haus oder die ganze Wohnung „besetzt“ hast.

Diese Anker sind übrigens unveränderbar. Du solltest dir nicht jede Woche etwas Neues ausdenken oder Dinge austauschen, das wäre zu kompliziert.

Und an diese festen Anker kannst du nun fröhlich deine Liste oder die Abfolge von Wissen hängen, das du dir aneignen willst. Etwa die acht Planeten in unserem Sonnensystem, und zwar nach ihrer Entfernung von der Sonne:

1. Merkur

2. Venus

3. Erde

4. Mars

5. Jupiter

6. Saturn

7. Uranus

8. Neptun

Neben dem schönen Merksatz, den du vielleicht noch aus deiner Schulzeit kennst und der dir schon mal die Anfangsbuchstaben der jeweiligen Planeten verrät („Mein Vater erklärt mir jeden Samstag unsere Naturgewalten“), kannst du dir die Namen und die Reihenfolge auch mit der Loci-Methode einprägen. Das könnte so aussehen:

An meiner Tür (1) hängen Merkzettel für meine Prüfung. Auf dem Nachttisch (2) habe ich mir einen Teller mit leckeren Venusmuscheln bereitgestellt, und das Buch (3) ist völlig mit Erde verschmiert. Unter meinem Bett (4) liegt eine Tüte mit leckeren Marsriegeln versteckt, sozusagen als Betthupferl. Und an der Pflanze (5) in der Ecke hängt „Fred vom Jupiter“ und singt. Wenn ich aus dem Fenster (6) schaue, sehe ich die hässliche Front vom Saturn-Markt, und die Lampe (7) in meiner Ecke ist uralt, ein Familienerbstück meiner Ur-Ahnen. In meinem Kleiderschrank (8) schließlich befindet sich ein riesiges Aquarium, Neptuns Reich.

Nun hast du alle acht zusammen – und vor allem in der richtigen Reihenfolge, so dass du sie normalerweise sicher abrufen können müsstest. Was meinst du – klappt das auch bei dir? Probiere es jetzt mal aus!

Gibt es etwas, das du dir schon immer mal merken können wolltest? Und wo dir immer wieder etwas fehlt oder du die richtige Abfolge nicht zusammenbekommst? Das funktioniert natürlich auch mit abstrakteren Dingen, die du dir merken möchtest: Zum Beispiel zehn Agendapunkte, über die du in dem Gespräch mit einem zukünftigen Auftraggeber reden willst:

1. Begrüßung, Freude

2. Kurze Vorstellung

3. Nennen der Geschäftsidee (2–3 Sätze)

4. Nutzen für die Gesellschaft

5. Standort

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783869106878
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2019 (November)
Schlagworte
Frauen Lebenskrise Midlife Krise Selbstcoaching Wechseljahre

Autor

  • Katrin Bringmann (Autor:in)

Katrin Bringmann ist Trainerin, Karrierecoach, Speakerin und Inhaberin des Trainingsinstituts neustart// wissen.verstehen.verändern (https://www.kb-neustart.de/) in Berlin. Sie ist Produktivitäts- und Lernexpertin und berät als Karrierecoach insbesondere Frauen, die den Wiedereinstieg ins Berufsleben oder einen neuen Karriereschritt planen. Die 50-jährige Mutter zweier Kinder hat sich selbst auch schon gefragt, was ihr die zweite Lebenshälfte bringen wird – blickt jetzt aber voller Neugier, Freude und Power in die Zukunft. Autorenwebsite: https://www.kb-neustart.de/
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Titel: Die Midlife Chance