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Starke Jungs brauchen entspannte Eltern

Gelassen durch den Familienalltag. Alles, was dein Sohn braucht. Mit vielen Tipps und Ritualen

von Julia Scharnowski (Autor:in)
208 Seiten

Zusammenfassung

Achtung: wilde Kerle!
Wildes Indianergeheul, Toben und Lärmen – Konzentrationsschwierigkeiten bei den Hausaufgaben – lautstarker Wutausbruch auf offener Straße: viele Söhne haben sich ihren Rabauken-Ruf scheinbar redlich verdient. Sie klettern über Tische, bevor sie richtig laufen können, sie sind laut und aggressiv, können in der Schule einfach nicht stillsitzen – oder haben sogar noch schlimmere Probleme. Dieser Ratgeber zeigt Eltern, wie sie mit allen typischen Erziehungs-Stress-Situationen umgehen können. Was kann ich sagen, ohne laut zu werden? Wie stärke ich die Bindung zu meinem Sohn? Wie vermeiden wir Streit im Familienalltag? Der perfekte Ratgeber für alle, die entspannt glückliche Jungs großziehen möchten!

So gelingt ein entspannter Tag
Was tun bei Frühstücksnörglern und Essensverweigerern? Wie meistert man das Zähneputzen, ohne lange diskutieren zu müssen? Wie viel Taschengeld sollte mein Sohn bekommen? Wie halte ich das abendliche Chaos so gering wie möglich? Mama-Bloggerin Julia Scharnowski hat selbst drei Söhne und weiß: Manchmal kann der Alltag mit wilden Jungs ganz schon turbulent sein. Deshalb orientiert sie sich im Buch am üblichen Familien-Tagesablauf und führt typische Stress-Situationen am Morgen, Mittag, Nachmittag, Abend und der Nacht auf. Sie gibt praktische Tipps und hilfreiche Anregungen, um entspannt zu bleiben, Konflikten gelassen zu begegnen und die Mama-Sohn-Beziehung zu stärken.

Aus dem Inhalt:
• Schlechte Laune am Morgen
• Anziehen dauert mal wieder ewig
• Keine Lust auf Kita oder Schule
• Geschwister-Zoff im Auto
• Kochen und Kinder beschäftigen
• Mittagsschlaf und Mittagsruhe
• Einkaufen mit Kind
• Hausaufgaben nerven und Lernen macht keinen Spaß
• Ewiger Streitpunkt: Süßigkeiten
• Bildschirmzeiten und Medienkonsum
• Auspowern und herunterfahren
• Schluss für heute, ab ins Bett – und bleib dort

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Liebe Jungsmama, ein wichtiges Wort vorab – oder zwei: Ich bin heute eine vollkommen andere Mutter als ich kinderlos immer angenommen hatte. Ehrlich gesagt hatte ich nicht nur ein konkretes Bild von mir als Mutter im Kopf, ich habe meine Vorstellungen vom Mama-Sein auch liebend gerne laut kundgetan – bevorzugt vor anderen kinderlosen Freunden. Da fachsimpelt es sich doch am besten! Es wollte mir nicht in den Kopf, wie man um seinen Nachwuchs so ein Aufheben machen konnte. Kinder müssen auch einfach mal so mitlaufen, war meine Devise. Konsequent und streng wollte ich sein, damit mir bloß niemand auf der Nase herumtanzt. Dann entschieden sich unsere Zwillingssöhne dafür, in unser Leben zu treten, und stellten unsere komplette Welt und meine Vorstellungen auf den Kopf – zum Glück.

Ich war vom ersten Moment an fasziniert von dem tiefen Bedürfnis, für diese beiden kleinen Jungen da zu sein, sie aufzufangen und voller Liebe in die Welt zu begleiten. Ich war fasziniert von ihrer Willensstärke, von ihrer Hartnäckigkeit, von ihrem Vermögen, vom ersten Moment ihres Lebens klarzumachen, was sie möchten und was nicht. Und ich war schockiert, weil sie so vollkommen anders waren als alles, was ich von Kindern erwartet hatte.

Die Zwillinge wuchsen heran und während andere Mütter entspannt in Cafés und auf Krabbeldecken saßen, hechtete ich zwei Jungen hinterher, die alles wollten und nicht einmal die Hälfte davon konnten. Die Begleiterscheinungen: Jede Menge Frust bei allen Beteiligten und viele Beulen. Sie kletterten auf Stühle, Bänke und Tische ehe sie laufen konnten, sie schliefen bis zu ihrem zweiten Geburtstag nicht ein einziges Mal durch und der Zweitgeborene brüllte sich bereits mit 20 Monaten in einem 45-minütigen Wutanfall in die Trotzphase.

Wilde Jungs brauchen gelassene Eltern

Ich wollte wissen, was diese beiden wilden Kerle brauchen, um sich frei, aber auch sozialkompetent zu entwickeln. Ich merkte schnell, dass ich hier nicht jeden Kampf, in den zu ziehen ich mir ursprünglich vorgenommen hatte, kämpfen kann, dann wären wir alle von früh bis spät nur noch wütend, frustriert und in Tränen aufgelöst gewesen.

Die Zwillinge lehrten mich, zu vertrauen. Sie lehrten mich, althergebrachte Erziehungsstile zu hinterfragen, brachten mich dazu, in die Materie „kindliche Entwicklung“ einzutauchen. Zu verstehen, was gerade in ihnen passiert, entschärft nicht augenblicklich jeden familiären Krisenherd. Doch es bringt eine Menge Frieden hinein, weil die Ängste schrumpfen, wenn wir uns informieren.

Ich erfuhr am eigenen Leib, dass Familie unterm Strich nur dann glücklich und zufrieden macht, wenn ich auf mich und meine Kräfte achte. Ich lernte also auch, für mich zu sorgen, damit ich die Mama sein kann, die ich für meine Söhne sein möchte. Ob mir das immer gelingt? – Bei weitem nicht, schließlich bin ich auch nur ein Mensch, eine Mama wie du. Ich habe gute Tage und solche, an denen meine Nerven sich anfühlen, als hätte sie jemand mit einer groben Drahtbürste bearbeitet. Dauerhafte Gelassenheit grenzt schließlich an Leblosigkeit. Doch mittlerweile habe ich viele Strategien entwickelt, mich selbst immer wieder zu stärken. – mental und körperlich. Ich habe gelernt, gut für mich zu sorgen, um unseren Alltag stemmen zu können. Ich habe begriffen, dass meine Selbstfürsorge in meiner Verantwortung liegt. Denn wilde Jungs brauchen gelassene Mütter – und solche, die verstehen möchten, was in ihnen vorgeht.

Auf der Suche nach Antworten und Lösungen bin ich in den vergangenen Jahren auf einige Bücher gestoßen, die in mir ein befremdliches Gefühl hinterließen. Sie lasen sich, als sei der Begriff „Junge“ eine Diagnose und das Wesen unseres männlichen Nachwuchses an sich das Problem. Es widerstrebte mir, meine Söhne zu konditionieren und mit strenger Hand zu führen. Das muss doch auch anders gehen, dachte ich mir. Ich wurde und werde nicht müde, Wege zu finden, stets unsere Beziehung in den Vordergrund zu stellen, uns eine gute gemeinsame Basis zu schaffen, die mich nicht vollkommen auslaugt, die meinen Söhnen gleichermaßen Halt und Freiraum gibt. Ich erlebe, dass es sich auszahlt und sie sich zu mitfühlenden, sozialen Menschen entwickeln, ohne dabei sich selbst zu verlieren.

Ob das immer einfach und friedvoll ist? Nein, aber unser Leben ist eben wie unser Herzschlag: ein Auf und Ab, denn mit dem Gleichmaß kommt die Nulllinie und es ist vorbei. Gemeinsam mit den Kindern entwickelt sich auch meine Erziehung immer weiter. Es gibt keine universellen Lösungen, denn jedes Kind ist einzigartig. Genauso wenig möchte ich strenge Kategorien wie „typisch Junge“ und „typisch Mädchen“ eröffnen, denn all unsere kleinen Individuen lehren uns jeden Tag, dass diese nicht greifen. Gleichwohl neigen viele Jungen zu körperlicher Wildheit, starken Gefühlen, hoher Energie – und vor allem zu hoher Lautstärke.

Das ist nichts für Jungs

Wir leben bedingt durch Medien und Gendermarketing in einer Gesellschaft, die sehr schnell Schubladen für gewisse Verhaltensweisen und Vorlieben bereithält. Vielleicht ist es bei euch zu Hause so, dass dein Sohn nicht nur Autos und Bagger besitzt, sondern auch mit Puppen und einer Kinderküche spielt – oder diese zumindest zur Verfügung hat. Euer Kleiderschrank hält nicht nur vermeintliche „Jungsfarben“ bereit, sondern zeigt deinem Sohn, dass er jede Farbe tragen kann, die ihm gefällt, – prima!

Leider ist das nicht in allen Familien so und spätestens in der Kita kommen von anderen Kindern garantiert Kommentare wie „Das ist doch nichts für Jungs“. Insbesondere die ältere Generation denkt auch noch oft in derartigen Kategorien und hält damit zuweilen nicht hinter den Berg. Ich möchte dich dazu ermutigen, dich selbst dagegen resistent zu machen und deinen Sohn weiterhin darin zu bestärken, den Vorlieben und Interessen zu folgen, die ihm belieben.

Meine Söhne lieben Pink, Glitzer, Einhörner und Nagellack ebenso wie Feuerwehrautos, Bagger und all das, was wir schnell als typischen Jungskram bezeichnen. Sie folgen dabei dem, was sie zu Hause und in ihrem Umfeld erleben, und mein Mann und ich sind bemüht, sie darin nicht zurechtzustutzen, sondern ihnen größtmögliche Freiheit zu ermöglichen. Sie sind außerdem wild und laut, aber eben auch zart, sanft und liebevoll.

Ich bin davon überzeugt, dass es keinen Einfluss auf ihre Männlichkeit hat, wenn sie rosafarbene Haarspangen tragen und Schuhe in Lila bevorzugen. Es stellt sich ja ohnehin die Frage, was Männlichkeit und Weiblichkeit überhaupt ausmacht und wer diese Regeln macht. Darüber hinaus tragen wir alle – egal, ob Frauen oder Männer – immer beide Anteile in uns. Wir brauchen sie und sollten sie nicht bekämpfen. Weder bei uns noch bei unseren Söhnen.

Schauen wir nicht auf unsere Vorstellungen davon, wie Jungen angeblich sind, konzentrieren wir uns lieber darauf, was sie brauchen, um zu selbstbewussten, mitfühlenden Männern heranzuwachsen. Denn Jungen sind nicht das Problem. Es kann passieren, dass unsere Gesellschaft sie zu einem Problem macht, weil sie ihnen nicht das bietet, was sie brauchen: liebevolle Begleitung, starke Vorbilder, Freiheit und Halt – so wie alle Kinder.

Das erwartet dich in diesem Buch

Dieses Buch soll für dich vor allem praktisch sein. Deshalb orientiert sich sein Aufbau an einem durchschnittlichen Tagesablauf, der natürlich von dem in deiner Familie abweichen kann. Wir schauen gemeinsam auf die Situationen, die dich den letzten Nerv kosten können, ergründen, was dahinter stehen kann und blicken auf alltagserprobte Lösungsvorschläge, die alle aus dem Lebensumfeld von Jungen und ihren Familien stammen.

Ich wünsche dir, dass dieses Buch dir dabei hilft, die Spannung aus deinem Alltag zu nehmen, ihn also zu entspannen und die Beziehung zwischen dir und deinem Sohn zu vertiefen, damit ihr später gemeinsam in eine Schatzkiste vieler wunderschöner Lebensmomente blicken könnt.

DER MORGEN

Der Morgen hat jede Menge Potenzial für kleine Krisen und mittelschwere Dramen. So viele Faktoren spielen für den Start in den Tag eine Rolle. Wie hast du geschlafen? Wie oft wurdest du vielleicht nachts von deinem Kind geweckt? Was für ein Typ Mensch bist du und wie ist der Rest deiner Familie gestrickt? Bist du eine Lerche, die schon bei Tagesanbruch leichtfüßig aus dem Bett flattert und fröhlich zwitschernd das Frühstück vorbereitet, oder hast du den Charakter einer Eule, die bis spät in die Nacht wachbleiben, die ihre Augen morgens aber nur mithilfe zweier Streichhölzer offen halten kann? – So unterschiedlich sind die Voraussetzungen für einen halbwegs glatten Start in den Tag, so viele Faktoren haben Einfluss auf die Stimmung – auch auf die deines Sohnes.

Je bewusster dir deine eigenen Charakterzüge und Bedürfnisse, aber auch die deines Kindes sind, desto besser kannst du dich auf den Start in den Tag vorbereiten – gleichwohl wir Mütter ja eines wissen: Mit der Planbarkeit ist es im Familienalltag so eine Sache. Deswegen empfehle ich dir, zwar die Eckpfeiler des Morgens grob zu stecken, aber ausreichend Luft zu lassen für die Dinge, die einfach passieren. Für vergessene Hausaufgaben, verschwundene Lieblingskuscheltiere, verweigerte Socken und umgestürzte Milchbecher. Oft läuft es am glattesten, wenn du ein wenig locker lässt, wenn du nicht auf der festen Abfolge der Dinge, die zu tun sind, bestehst, sondern deinem Sohn Vertrauen und Entscheidungsspielraum schenkst. Kinder spüren es, wenn wir ihnen etwas zutrauen und wachsen daran enorm. Und: Spielt es wirklich so eine große Rolle, ob sich ein Kind zuerst anzieht und dann frühstückt oder umgekehrt?

Häufig sind es unsere Erwartungen, unsere inneren To-do-Listen, die uns das Leben schwer machen und Druck erzeugen. Diesen Druck geben wir oft eins zu eins weiter und bekommen dann postwendend vom Nachwuchs den Spiegel vorgehalten. Ich weiß, wie stressig es ist, wenn man morgens pünktlich an der Kita, der Schule und bei der Arbeit sein muss. Wir tun uns einen riesigen Gefallen, den Morgen so zu gestalten, dass er uns langfristig nicht komplett den letzten Nerv raubt und wir noch ausreichend Kraft für den Rest des Tages haben. Wie du so gut wie möglich mit deinem Sohn durch das wilde Gewässer eines Morgens mit all seinen Untiefen kommst, das schauen wir uns jetzt an. Denn wo eine Krise ist, ist auch eine Lösung.

Sorge für deinen guten Start in den Tag

Das, was das Elternleben oft so anstrengend macht, ist, dass wir meistens sehr reaktiv sein müssen. Das heißt, wir stehen permanent unter Beschuss von Bedürfniseinforderungen. „Mama“, „Papa“ – so sehr wir es lieben, so genannt zu werden, mal Hand aufs Herz: Zuckst du nicht auch an manchen Tagen irgendwann innerlich zusammen, wenn dein Sohn schon wieder nach dir ruft? Denn auf der einen Seite tust du bereits zum zigsten Mal etwas, um es ihm recht zu machen, auf der anderen Seite weißt du genau, dass es damit nicht getan sein wird und schon bald die nächste Forderung oder Krise wartet. Reaktiv sein zu müssen bedeutet in diesem Zusammenhang, dass du auf Reize und Anforderungen von außen reagieren musst, ohne wirklich eine Wahl zu haben. Das ist ziemlich anstrengend und kraftraubend. Und mitunter ein Grund dafür, warum wir Eltern uns oft morgens um 9 Uhr schon fühlen wie nach einem Halbmarathon. Das geht direkt von unserem Energiekonto ab, das in der Regel im Familienleben ohnehin nicht prall gefüllt ist. Es hat einen guten Grund, warum du im Flugzeug dazu angehalten wirst, im Notfall erst dir selbst eine Atemmaske aufzusetzen, bevor du anderen hilfst – auch deinem Kind. Wenn dir nämlich die Puste ausgeht, weil du zu wenig auftankst, ist niemandem gedient. Sorge für dich! In deinem Sinne und für deine Familie. Dazu gehört, dass du dir morgens ein wenig Luft verschaffst, um dich zu sammeln, um bei dir anzukommen, bevor du für andere da bist.

Alle sind fit, bevor du richtig wach bist

Du schlägst gerade erst die Augen auf und schon hörst du nur „Mama, Mama, Mama!“ Du sollst Frühstück servieren, Spielsachen anreichen und helfen, nach verschollenen Schulheften zu suchen, die dein Sohn nicht findet. Noch bevor du selbst überhaupt Socken anhast, befindet sich dein Puls schon im oberen Bereich, deine Zähne mahlen aufeinander, damit du nicht gleich jemanden anblaffst und du hast schon den ersten Schweißausbruch.

Sich im morgendlichen Hürdenlauf gut um sich selbst zu kümmern, die Stimmung des Nachwuchses abzufangen und ruhig und geduldig zu bleiben, ist manchmal schier unmöglich. Aber so ein chaotischer Start in den Tag ist unschön für alle Beteiligten und gibt dir keine Kraft für deine Aufgaben – im Gegenteil. Am Ende fragst du dich, welche Lawine gerade über dich hinweggetobt ist und wie es dir nur jemals gelingen soll, halbwegs gesammelt in den Tag zu kommen.

Hole dir Kraft für den Tag – am besten alleine

Verschaffe dir einen Vorsprung. Stehe früher auf als alle anderen, mindestens aber als dein Sohn bzw. deine Kinder. Wenn du es so einrichtest, dass du am Morgen schon 30 Minuten bis eine Stunde für dich hattest, beginnst du deinen Tag unter komplett anderen Voraussetzungen, versprochen!

Routinen und Rituale geben nicht nur deinem Kind Sicherheit und Struktur. Auch dir helfen sie, bei Kräften zu bleiben. Finde heraus, was dir morgens guttut, was du brauchst, um einen Morgen zu verleben, an dem du das Maß an Geduld und Ruhe hast, das dein Sohn von dir fordert – und ich bin mir sicher, das ist oft viel.

Mache vielleicht ein paar Dehnübungen, um deinen Körper zu wecken. Trinke in Ruhe einen Kaffee oder Tee, freu dich über eine Zeit im Bad, in der noch niemand die Tür aufreißt und etwas von dir möchte. Vielleicht liest du ein paar Zeilen, schreibst auf, wofür du in deinem Leben dankbar bist oder du guckst einfach nur ein paar Minuten aus dem Fenster. Was auch immer dir Kraft gibt, mache es zu einer Gewohnheit. Das ist das feste Fundament deines Tage, das dich die Stürme mit deinem Sohn viel gelassener überstehen lässt.

Und wenn es mal einen Morgen nicht klappt? Auch nicht schlimm, dann eben wieder am nächsten. Am leichtesten fallen uns allerdings die Dinge, die wir tun, ohne großartig darüber nachzudenken. Schon nach wenigen Wochen wird deine Morgenroutine zu einer festen Gewohnheit geworden sein.

Mach dir klar, wie groß der Gewinn ist, wenn du einmal damit haderst. Gehe abends etwas früher schlafen, lege dir deine Sachen raus, damit du morgens nicht lange herumwurschteln und darüber nachdenken musst. Beginne beispielsweise mit 10 bis 15 Minuten, die du am Morgen für dich allein nutzen kannst, indem du vor deinem Sohn aufstehst. Du kannst diesen Zeitraum nach Belieben ausbauen. Gehe fünf Minuten in dich, nimm deinen Körper und deine Gedanken wahr, ohne ihnen nachzuhängen. Nimm in Ruhe ein paar tiefe Atemzüge vor dem offenen Fenster und dann aktiviere deinen Körper. Schon nach wenigen Tagen wirst du eine Veränderung merken, viel strukturierter in den Tag starten und die Launen deines Sohnes wesentlich besser abfangen können.

So profitiert dein Sohn von deiner Morgenroutine

Dein Sohn kann von deiner Morgenroutine nur profitieren. An vielen Tagen hat er in dir dadurch ein viel gelasseneres Gegenüber. Er lernt außerdem ganz nebenbei, dass es wichtig ist, für sich zu sorgen, Dinge zu tun, die einem guttun, herauszufinden, was einem Kraft gibt. Erkläre deinem Sohn ruhig, dass du früher aufstehst und warum. Erzähle ihm, dass du es schön findest, morgens Dinge für dich zu erledigen, die dir helfen, dich wohlzufühlen. Wir alle wünschen uns Kinder, die gut auf sich achten und einen hohen Selbstwert entwickeln. Der einfachste Weg dahin ist, das wir es ihnen vorleben und ebenfalls achtsam und wertschätzend mit uns umgehen.

Neuer Raum für gemeinsame Momente

Wenn du deinen Tag damit startest, etwas für dich und dein Wohlbefinden zu tun, kannst du ganz anders auf deinen Sohn reagieren. Du hast viel mehr Energie, eure gemeinsame Zeit am Morgen zu gestalten und nicht einfach nur zu reagieren. So wird der Morgen nicht einfach nur zu einer Aneinanderreihung von Pflichten und Erledigungen, die du abarbeiten musst. Es entsteht Raum für kleine gemeinsame Momente, in denen ihr einander wirklich seht und wahrnehmt. Das sind vielleicht nur ein paar entspannte Minuten am Frühstückstisch oder beim Anziehen. Aber das sind die Momente, in denen ihr wirklich beieinander seid und von denen ihr zehren könnt, in denen ihr beide auftankt und die ihr mit in den Tag nehmt.

Schlechte Laune am Morgen

Du musst deinen Sohn wecken, bekommst ihn zunächst kaum wach, aber mit dem ersten Wimpernzucken schlägt dir augenblicklich nur Genörgel und geballte schlechte Laune entgegen. Tränen fließen, du wirst unfreundlich als „doofe Mama“ tituliert, dein Sohn will nicht aufstehen und in die Kita oder die Schule schon mal gar nicht. Oder dein Sohn ist vielleicht von alleine aufgewacht, aber die Stimmung ist schon schlecht, bevor er überhaupt einen Fuß aus dem Bett gesetzt hat. Kennst du das auch?

Jeder braucht ausreichend Schlaf

Vielleicht ist dein Sohn von Natur aus eher ein Langschläfer. Es ist aber auch gut möglich, dass ihm bei einem schlechten Start in den Tag einfach ein wenig Schlaf fehlt, weil er abends später ins Bett geht, als es seinem Rhythmus guttut. Langfristig kannst du einen Blick auf eure Bettgeh-Gewohnheiten werfen und schauen, ob dein Kind dauerhaft ausreichend Schlaf bekommt oder ob es sinnvoll sein kann, dafür zu sorgen, dass es abends etwas früher zur Ruhe kommt.

Soforthilfe leistest du jetzt, wenn du erstmal tief durchatmest und versuchst, es hinzunehmen wie es ist. Jeder hat mal einen schlechten Tag und Kinder zeigen ihre Stimmungen viel impulsiver und ungefilterter als Erwachsene. Das ist zwar anstrengend, aber vollkommen normal. Du bist als Mama dann leider oft das Ventil, weil sich dein Sohn bei dir am sichersten fühlst – welch Ehre und Bürde zugleich!

Sanfter Start in den Tag, statt Streit im Morgengrauen

Sorge für einen langsamen Start in den Tag. Wir alle reagieren gereizt, wenn wir aus dem Tiefschlaf gerissen werden. Öffne die Kinderzimmertür, während du schon in der Küche werkelst, damit die Geräusche deinen Sohn langsam in den Tag holen. Ziehe die Vorhänge ein wenig zurück oder die Jalousie ein Stückchen nach oben. Denn das Tageslicht hilft ganz natürlich beim Wachwerden. Schlummert dein Langschläfer immer noch tief und fest, leg dich an seine Seite und kuschele ihn langsam wach und sprich leise mit ihm. Die Nähe kann deinem Sohn außerdem helfen, etwas aufzutanken, was ihn auch kooperativer für den Rest des Morgens machen kann.

Es ist Zeit für den eigenen Wecker

Wenn dein Sohn schon etwas älter ist, kann es ihm morgens auch enorme Schubkraft verleihen, wenn er selbst Verantwortung für das pünktliche Aufstehen übernimmt, indem er einen Wecker bekommt. Wecker finden die meisten Kinder enorm interessant und spannend. Es gibt etliche kindgerechte und originelle Modelle, die deinen Sohn dabei unterstützen, morgens motiviert aus den Federn zu hüpfen. Selbst Verantwortung zu übernehmen, wird ihn zudem stolz machen und stärken. In letzter Instanz kannst du selbst ja ein Auge darauf haben, dass er es auch tatsächlich zeitig aus dem Bett schafft – zum Beispiel, indem der Wecker nicht direkt neben seinem Kopfkissen steht und er ohnehin aufstehen muss, um ihn auszustellen.

Sprecht über Gefühle und Bedürfnisse

Reagiere so gelassen wie möglich auf die schlechte Laune deines Sohnes. Das ist nicht immer leicht, zeigt deinem Kind aber: Es ist okay, wenn du nicht gut drauf bist. Ich nehme dich so an wie du bist und deine Gefühle dürfen sein, ich halte sie aus. Gleichwohl kannst du klarmachen, dass du freundlich behandelt werden möchtest. So zeigst du deinem Sohn, dass du für ihn da bist und seine Laune akzeptierst, aber auch gleichzeitig auf deine Grenzen achtest und sie wahrst. Sprich mit ihm auch darüber. Oft vergessen wir, unseren Kindern zu erklären, wie wir uns fühlen und was wir uns wünschen.

Auch wenn es nicht sofort Wirkung zeigt, lernt dein Kind so, dass es normal ist, über Gefühle und Bedürfnisse zu sprechen und dass es wichtig ist, diese für sich selbst und bei anderen zu achten. Auch kleinere Kinder verstehen schon sehr gut, was wir meinen, selbst wenn sie es sprachlich noch nicht zum Ausdruck bringen können.

Empathie ist eine Fähigkeit, die jahrelange Entwicklung braucht und die Fähigkeit voraussetzt, dass dein Sohn deine Perspektive einnehmen kann. Diese Fähigkeit entsteht zwischen dem fünften und dem neunten Geburtstag. Du kannst diese Entwicklung unterstützen, indem du deinem Sohn erklärst, wie du dich fühlst, wenn er motzig mit dir spricht, und ihn fragst, wie er sich fühlt, wenn du so mit ihm redest.

Kein Kleidungsstück ist richtig

Die Hose kneift, der Pulli kratzt, das T-Shirt ist doof, die Socken sind zu klein. An manchen Morgen hast du das Gefühl, du müsstest neue Kleidungsstücke für deinen Sohn erfinden, weil er an allen, die du ihm anbietest, etwas auszusetzen hat. Vielleicht hat er aber auch überhaupt keine Lust, sich anziehen zu lassen, wehrt sich mit Händen und Füßen, weil er einfach andere Pläne hat.

Kinderhaut ist empfindlich

Viele Kinder sind tatsächlich sehr empfindlich, was die Materialien auf ihrer Haut angeht. Jeans empfinden sie als sehr starr und einengend, Nähte reiben, winzige Fusselknötchen in den Socken drücken unterm Fuß usw. Das ist nervig und anstrengend für euch beide, aber es gibt Auswege.

Prüft Kleidung gemeinsam auf Gemütlichkeit

Schau gemeinsam mit deinem Sohn, welche Kleidungsstücke aus seinem Schrank er gemütlich und angenehm findet. Das nimmt vielleicht ein wenig Zeit in Anspruch, hilft dir aber zu erkennen, was ihn nervt und was er gut tragen kann sowie eine Auswahl zu treffen. Du kannst auch in Etappen vorgehen, wenn dein Sohn keine Lust hat, alles auf einmal durchzugehen. Achte darauf, dass du dafür einen Moment erwischst, in dem ihr beide entspannt seid.

Lass ihn bei Neukäufen die Kleidungsstücke anprobieren und entscheiden, ob sie sich gut anfühlen. Nach kurzer Zeit wirst du außerdem genau wissen, welche Materialien, Nähte und Knöpfe an welcher Stelle schwierig sind, und welche funktionieren.

Mit dieser gemeinsamen Aktion zeigst du deinem Sohn, dass du ihn ernst nimmst und dass seine Empfindungen eine Rolle für dich spielen. Du beziehst ihn ein, übergehst ihn nicht und er spürt deine Bereitschaft, dich auf das einzulassen, was er braucht und möchte. Es sind genau diese Gesten, die Kindern Selbstsicherheit und ein starkes Selbstwertgefühl geben. Er erfährt, dass er wichtig ist und dass seine Empfindungen eine Rolle spielen.

Anziehen dauert mal wieder ewig

Dein Sohn übt sich gerade darin, sich komplett alleine anziehen. Du stehst daneben, darfst nicht helfen und zählst innerlich schon langsam von zehn runter, weil du weißt, dass der Wutanfall deines Sohnes bereits vorprogrammiert ist. Theoretisch könntet ihr noch Stunden so zubringen, allerdings wird die Zeit allmählich knapp.

Große Emotionen auf dem Weg in die Selbstständigkeit

Herzlichen Glückwunsch, dein Sohn ist gerade auf der Expedition zu seinen eigenen Fähigkeiten und wild entschlossen, Dinge des alltäglichen Lebens auf eigene Faust zu erledigen! In dieser Phase erlebt er tagtägliche zahllose Frustrationen, denn die meisten alltäglichen Handlungen und Abläufe erfordern eine Menge Übung. Kleine Kinder erleben ihre Gefühle intensiv und ungebremst. Wenn dein Sohn also wütend ist, weil sein Arm im Unterhemd festhängt oder der Strumpf einfach nicht über seinen Fuß rutschen will, dann ist er es durch und durch. In diesem Moment übernimmt der emotionale Teil seines Gehirns und er hat keinen Zugriff mehr auf die Vernunft, die ohnehin noch im Reifungsprozess ist. Eine schwierige Mischung, die dir als Mama gerade ganz schön das Leben schwer machen kann – insbesondere, wenn der kleine Wüterich selbst inmitten der größten Kleidungskrise weder Trost noch Hilfe möchte.

Bleibe gelassen und sorge vor

Zu wissen, was in deinem Sohn gerade vor sich geht, kann bei dir schon einiges an Stress abbauen. Dennoch bleiben diese Situationen schon allein wegen der Lautstärke und der Zeit, die sie mitunter beanspruchen können, anstrengend. Achte während dieser Phase gut auf dich. Wenn du dir deine kleinen Ruhe-Inseln im Alltag schaffst und morgens schon ein bisschen Zeit für dich hattest, fällt es dir leichter, ruhig und gelassen zu bleiben.

Plane genug Zeit ein, damit dein Sohn sich selbstständig anziehen kann. Einen großen Vorteil verschaffen euch unkomplizierte Kleidungsstücke: Shirts und Pullis mit großzügigem Ausschnitt, Hosen mit Gummizug und Strumpfhosen ohne Füße sind für kleine Hände, die noch Übung in Sachen Motorik brauchen, wesentlich leichter zu bändigen. Wenn dein Sohn einmal eine Hose oder ein Shirt auf links oder verkehrt herum angezogen hat – was soll‘s? Das sind Trophäen der Selbstständigkeit, die dein Kind wenig stören werden, weil es so stolz ist, es alleine geschafft zu haben.

Vielleicht ist dein Sohn auch bereit, sich helfen zu lassen, wenn du ihn in einem ruhigen Moment danach fragst. Dann könnt ihr euch das Anziehen aufteilen und du erklärst, dass du nur hier und da einen Ärmel anreichst oder ein Hosenbein straffziehst. Einige Kinder können sich auf solche Vorschläge einlassen, wenn sie im Vorhinein abgesprochen werden.

Schwierigkeiten mit dem Anziehstart

Dein Sohn kann sich schon alleine anziehen, aber beginnt einfach nicht damit, während du dich allmählich fragst, wann du dir wohl den Mund fusselig geredet haben wirst, weil du ihn Morgen für Morgen unentwegt antreiben musst. Du bist es leid, dich jeden Tag wiederholen zu müssen oder nur mit Druck und „Wenn-dann“-Sätzen zu arbeiten, weil sich das ziemlich schlecht auf die Stimmung aller Beteiligter auswirkt.

Deine Unterstützung lässt ihn auftanken

Vielleicht ist dein Sohn einfach noch nicht richtig wach und braucht noch Zeit, um im Tag anzukommen. Manche Kinder sind erst nach dem Frühstück in der Lage, sich auf das Anziehen zu konzentrieren – eine Sache, die uns Erwachsenen total belanglos erscheint und die schnell gemacht ist. Von Kindern erfordert sie aber ein weitaus höheres Maß an Energie und Fokus, also müssen Kopf und Körper entsprechend munter sein. Jedes Kind hat außerdem verschiedene Wege, sich von seinen Eltern geliebt und anerkannt zu fühlen. Vielleicht tankt dein Sohn sich mit diesen Gefühlen auf, wenn du ihn unterstützt und er dadurch deine Liebe spürt. Darüber hinaus bekommt er so auch noch körperliche Nähe. Eigentlich sind das sehr kluge Strategien, die uns aber morgens in den Wahnsinn treiben können.

Druck rausnehmen und erst etwas anderes tun

Du hast vermutlich den Zeitplan im Kopf und bist morgens genau wie ich froh um jede Aufgabe, hinter die du mental einen Haken setzen kannst. Erfahrungsgemäß reagiert dein Sohn auf Druck und Antreiben aber eher mit Entschleunigung und wird das Anziehen noch länger hinauszögern. Vielleicht spielt er sich erstmal ein bisschen wach, frühstückt etwas und zieht sich dann an. Du kannst zwischenzeitlich immer mal wieder nachfragen, ob er jetzt bereit dazu ist.

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Anziehen muss nicht zu Hause stattfinden

Wenn bei deinem Vorschulkind einen Morgen lang mal gar nichts zu machen ist, was spricht dagegen, es in der Kita anzuziehen? Meist sind die Kinder dort anfangs so damit beschäftigt, den Raum und die anderen Menschen wahrzunehmen, dass sie sich dort problemlos in ihre Klamotten stecken lassen. Vermeide es, daraus ein großes Thema zu machen oder deinen Sohn damit bloßzustellen. Denn es ist nichts Peinliches daran, im Schlafanzug irgendwo zu erscheinen. Das sind gesellschaftliche Maßstäbe, aber nicht die Empfindungen von Kindern. Geben wir ihnen Raum und Zeit, dort hineinzuwachsen.

Niemand lacht darüber, wenn ein Kind im Pyjama in die Kita kommt, oder wenn du die Kleidungsstücke einfach einpackst und dein Sohn sich unterwegs, im Auto oder vor Ort anzieht. Ihr seid eben wegen des Spielens einfach noch nicht dazu gekommen. Das zeigt, wie wichtig euch Freiraum in der Familie ist, dass ihr in der Lage seid, spontan zu reagieren und auch mal ein Auge zuzudrücken. Vermutlich wird dein Sohn trotzdem später komplett bekleidet in der Schule oder bei der Arbeit erscheinen, weil du es ihm vorlebst.

Ungemütliche Alltagskleidung und eigene Schönheitsideale

Kinder sind ausgesprochen pragmatisch und viel tiefer mit ihren Bedürfnissen verbunden als die meisten Erwachsenen. Möglicherweise fällt es deinem Sohn fürchterlich schwer, seine kuscheligen und warmen Schlafsachen gegen die kühle und etwas ungemütlichere Alltagskleidung zu tauschen. Vielleicht gefallen deinem Sohn aber auch einfach die Kleidungsstücke nicht, die du ausgesucht hast, so klein uns Kinder oft erscheinen, sie wissen schon sehr früh, was sie wollen.

Wenn die Kleidung zu kalt ist

Leg die Anziehsachen morgens einen Moment auf die Heizung – wenn es die Jahreszeit zulässt. Dein Sohn wird das Gefühl mögen, in eine vorgewärmte Hose zu steigen. Ein praktischer Nebeneffekt: Wenn er möchte, dass er die Wärme noch richtig spürt, muss er sich mit dem Anziehen ein wenig beeilen und wird damit ziemlich schnell fertig sein.

Wenn die Kleidung nicht gefällt

Vielleicht hast du eine andere Vorstellung davon, wie dein Sohn sich kleiden sollte und was schön ist. Versuche Abstand von dem Gedanken zu nehmen, dass etwa das Shirt stets zur Hose passen oder alles farblich aufeinander abgestimmt sein muss. Sieh es doch einmal so: Es ist toll, dass dein Kind bereits weiß, was ihm gefällt und was es möchte. Bestärke es darin.

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Wenn die Reihenfolge beim Ankleiden unklar ist

Socken, Unterwäsche, T-Shirt, Hose – wir Erwachsenen ziehen uns mit schlafwandlerischer Sicherheit in der richtigen Reihenfolge an. Kleineren Kindern fehlt diese Logik oft noch. Weil sie überfordert sind, dauert das Anziehen entweder eine gefühlte Ewigkeit oder sie fangen erst gar nicht damit an, weil es sie frustriert.

Mach ein Spiel daraus! Lege eine Anziehstraße aus den einzelnen Kleidungsstücken. Die einzelnen Stationen wie Unterhose, Unterhemd, Shirt usw. führen deinen Sohn vom Bett – wo er den Schafanzug auszieht – bis ins Badezimmer. Wenn dein Kind morgens duscht, beginne mit der ersten Station im Badezimmer und ende in der Küche. Auch ältere Kinder haben Spaß an diesem Spiel.

Alternativ kannst du auch eine kurze Anziehgeschichte erzählen und bei jedem Kleidungsstück erlebt der Protagonist ein kleines Abenteuer mit der jeweiligen „Klamotte“.

Frühstücksnörgler und Essensverweigerer

Kaum sitzt ihr am Frühstückstisch, geht das Genörgel los: „Ich wollte gar kein Brot!“ Der Aufschnitt ist falsch, der Joghurt zu flüssig und eigentlich sollte es doch lieber Marmelade anstatt Käse sein. – Familien-Mahlzeiten können Eltern schier um den Verstand bringen. Das Frühstück ist dafür besonders anfällig, weil wir dann leicht unter Zeitdruck geraten, denn wochentags rücken Schulstart oder Kita- und Arbeitszeiten mit jeder Diskussion und Trödelei unaufhaltsam näher. Kennst du das auch?

Wenn nichts schmeckt und alles falsch ist

Dein Sohn kann sich nicht entscheiden, was er essen möchte. Er nörgelt an allem herum, was du zubereitest, jeder Vorschlag, den du ihm machst, stößt auf Ablehnung.

Keep it simple: Ist die Auswahl zu groß, fällt es Kindern schwer, sich zu entscheiden. Stelle bei kleinen Kindern höchstens zwei Beläge zur Auswahl oder lasse z. B. nur zwischen Müsli und Brot entscheiden. So vermeidest du es, deinen Sohn zu überfordern.

Macht gemeinsam einen Essensplan

Setzt euch in einem ruhigen Moment zusammen und besprecht, was es zum Frühstück geben könnte und was deinem Sohn schmeckt. Entwerft zusammen einen kleinen Essenswunschzettel, auf dem ihr Speisen und Kombinationen festhaltet, die er mag. Wenn ihr gemeinsam über die Vorlieben und Wünsche deines Sohnes sprecht, zeigst du ihm, dass du auf seine Bedürfnisse eingehst. Ihr könnt das Ganze spielerisch gestalten und dein Sohn wird vermutlich viel Spaß daran haben, sein Frühstück bei dir zu „bestellen“ und festzulegen, was ihm morgens schmeckt.

Appetitlosigkeit und Mäuseportionen

Ihr sitzt am Frühstückstisch, dein Sohn schiebt sein Brot nur von rechts nach links, rührt lustlos in seinem Joghurt oder hat nur einen Löffel seines Müslis gegessen. Du raufst dir innerlich schon die Haare, weil du möchtest, dass er gestärkt in den Tag startet und du jeden Morgen darum kämpfen musst, dass dein Kind überhaupt etwas isst.

Der richtige Zeitpunkt für ein Frühstück

Wann wir morgens bereit zum Frühstücken sind, ist Typsache – auch bei Kindern. Gleichwohl ist deine Sorge absolut verständlich. Vermutlich hat dein Sohn so kurz nach dem Aufwachen einfach noch keinen richtigen Appetit und muss erstmal im Tag ankommen.

Erledigt erstmal andere Dinge: anziehen, waschen, lest ein Buch, lass ihn ein bisschen spielen oder legt alles für den Aufbruch bereit. So hat dein Sohn ein bisschen Zeit, um wach zu werden. Hat er die Möglichkeit, in der Kita zu frühstücken? Perfekt, bis dahin wird er wach sein und viele Kinder essen in der Gesellschaft Gleichaltriger viel lieber.

Ein Frühstück für unterwegs

Wenn es in der Betreuung kein Frühstück gibt oder dein Sohn schon zur Schule geht, packe das Frühstück ein, dann kann er unterwegs essen. Lass ihn etwas trinken und vertraue darauf, dass er sich holt, was er braucht. Oft haben wir noch den Satz unserer eigenen Eltern im Ohr: „Kind, du musst doch etwas im Magen haben, bevor du losgehst.“

Kinder wissen, was sie brauchen

Kinder können körperliche Empfindungen und ihr Hunger- und Sättigungsgefühl in der Regel noch sehr ungetrübt und deutlich wahrnehmen. Trau deinem Sohn zu zu spüren, wann er was braucht. Wenn er morgens kein Fan großer Mahlzeiten ist, biete einfach ein bisschen Obst an.

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Herausforderung Zähneputzen

Jetzt mal Hand aufs Herz: Ich habe noch keinen kleinen Jungen getroffen, der um Körperpflege, geputzte Zähne und saubere Kleidung bettelt. Die wenigstens Jungen haben im Kita- oder Schulalter einen Sinn für diese Dinge – sie spielen für sie einfach keine Rolle. Umso wichtiger ist es, dass wir uns nicht tagtäglich im Kampf darum verlieren, sondern Wege finden, die für alle funktionieren.

Jeden Morgen der gleiche Kampf? Dein Sohn will sich partout nicht die Zähne putzen? Er öffnet den Mund nicht oder nicht weit genug, lässt dich nicht nachputzen oder erscheint gar nicht erst im Badezimmer. Du hast das Gefühl, dass du gegen eine Wand sprichst und deinem Kind seine Zähne vollkommen egal sind.

Kinder können den Sinn vom Zähneputzen nicht erfassen

Vermutlich stimmt dein Eindruck und deinem Sohn sind seine Zähne wirklich ziemlich egal. Bei kleinen Jungen liegt das daran, dass sie tatsächlich noch nicht komplett in der Lage sind zu erfassen, was im Mund passiert, was Karies ist und welche Folgen es hat, wenn sie nicht regelmäßig ihre Zähne putzen.

Ältere Kinder haben einfach anderes im Sinn als Zahngesundheit, für dich bleibt es natürlich anstrengend, weil bei dir die Verantwortung liegt und du aus deiner Erwachsenen-Perspektive weißt, wie wichtig gesunde Zähne sind und welche Konsequenzen Nachlässigkeit haben kann. Dieser Weitblick fehlt Kindern schlichtweg und sie sind dazu auch nur sehr begrenzt in der Lage.

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Spielerisches Abenteuer anstatt Kampf

Mach aus der lästigen Pflicht ein Abenteuer. Lest Zahnputzgeschichten, singt erdichtete Lieder oder greife auf solche zurück, die es im Internet gibt. Putzt euch gegenseitig die Zähne, jagt Zahnmonster, die die Farbe dessen haben, was ihr gegessen habt, oder spielt Krokodil und Putzervogel. Dein Sohn liebt Autos? Dann ist sein Mund die Waschstraße für die Zähne und die Bürste schrubbt alles sauber – finde Bilder und Geschichten, die zu euch passen.

Die meisten Kinder erliegen dem Zauber eines lustigen Spiels oder einer fantasievollen Geschichte sofort. Erzähl ein fortlaufendes Zahnputzmärchen, das nur für diesen Moment des Tages reserviert ist – oder lest etappenweise eine Geschichte dazu, wenn dir eigene Geschichten genauso wenig liegen wie mir.

Nachputzen ist wichtig

Die richtigen Zahnputzbewegungen brauchen einfach Zeit und setzen eine entsprechende motorische Entwicklung voraus, die beispielsweise in Hinblick auf die Fähigkeit, die Zahninnenflächen zu bürsten, erst im Grundschulalter abgeschlossen ist. Wenn dein Sohn nicht zulässt, dass du nachputzt, putzt euch gegenseitig die Zähne. Dafür sind die allermeisten Kinder zu haben.

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Die eigene Zahnbürste aussuchen

Manchmal kann es auch helfen, deinen Sohn seine Zahnbürste selbst aussuchen und mit einem Aufkleber verzieren zu lassen, der ihm gefällt. Elektrische Zahnbürsten üben auf viele Jungen eine magische Anziehungskraft aus, weil sie sich ein wenig so anhören, wie der Akkuschrauber aus dem Werkzeugkasten. Experimentiere mit dem Ort, an dem ihr Zähne putzt und mit der Geschmacksrichtung der Zahnpasta. Selbstklebende Spiegelfliesen oder ein kleiner Spiegel in Kinderhöhe helfen deinem Sohn zu sehen, was er gerade tut und macht den Ablauf viel interessanter.

Lass deinen Sohn aus zwei Zahnpasta-Sorten auswählen. Dann lautet die Aufforderung morgens nicht „Komm bitte deine Zähne putzen“, sondern „Du kannst dir jetzt deine Zahnpasta aussuchen.“ Eine Auswahl- und Entscheidungsmöglichkeit wirkt weitaus motivierender auf deinen Sohn als eine Pflicht, die er erledigen muss.

Binde ältere Geschwister ein

Leben ältere Geschwisterkinder in eurer Familie? Oftmals klappt es mit dem Zähneputzen besser, wenn Bruder oder Schwester den Vorgang managen. Wichtig ist nur, dass alle Beteiligten das möchten und mögen. Dann kann es den Großen Spaß machen, Verantwortung zu übernehmen und die Kleinen lassen sich in der Regel sehr gut motivieren und mitreißen.

Körperpflege ist kein Kinderspiel

Kommt es dir auch manchmal so vor als hätte dein Sohn eine Waschallergie? Insbesondere morgens scheint jeder Tropfen Wasser auf der Haut unerträglich zu sein und er ist einfach nicht dazu zu bewegen, duschen zu gehen, sich zu waschen oder waschen zu lassen?

Eine Alternative zur Dusche am Morgen

Kinder sind sehr pragmatisch. Den meisten von ihnen ist es einfach nicht wichtig, wie sauber ihre Ohren, Gesichter und Körper sind. Außerdem empfindet dein Sohn es vermutlich insbesondere morgens, nachdem er gerade das gemütlich-warme Bett verlassen hat, sehr unangenehm, sich auszuziehen und vor und nach dem Waschen oder Duschen zu frieren. Ist doch irgendwie nachvollziehbar, oder?

Wir Erwachsenen sind es schlichtweg gewohnt, für ein paar kurze Frostmomente die Zähne zusammenzubeißen und uns schnell abzutrocknen und anzuziehen. Dein Sohn allerdings lebt sehr im Hier und Jetzt. Erfahrungen sind längst noch nicht so tief verankert und abrufbar. Instinktiv und unmittelbar vermeidet er eben alles, was für ihn unangenehm ist. Das ist vollkommen normal und bedeutet nicht, dass er später keinen ausreichenden Wert auf Sauberkeit und Hygiene legen wird.

Lass deinen Sohn abends baden oder unter die Dusche steigen. So hat er einen entspannenden Tagesabschluss und du musst am nächsten Morgen nicht drüber diskutieren, ob eine Dusche jetzt wichtig ist oder nicht. Der Hormonhaushalt von Kita- und Grundschulkindern ist auch noch nicht so eingestellt wie von Kindern in Pubertät, so dass dein Sohn nicht über Nacht unangenehme Gerüche entwickeln wird. Morgens reicht dann eine Katzenwäsche mit dem Waschlappen. Lass ihn den Zeitpunkt dafür selbst bestimmen. Meistens klappt es nach dem Frühstück besser, wenn dein Sohn schon einige Zeit wach und sein Körper aktiviert ist.

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Kleine Wasch-Tricks

Oft sind Kinder viel bereitwilliger, sich zu waschen oder waschen zu lassen, wenn der Waschlappen bunt ist oder eine lustige Tierform hat. Dann wäscht nämlich der Marienkäfer oder der Frosch das Gesicht und nicht die Mama – und das findet dein Sohn garantiert spannend.

Dein Sohn ist mal einen Morgen überhaupt nicht zum Waschen zu bewegen? Lass los! Wenn er einmal ungewaschen aus dem Haus geht, bedeutet das nicht, dass nun der erste Schritt in Richtung Verwahrlosung getan ist. Du musst nicht jeden Kampf kämpfen. Wenn du es schaffst, den Druck für dich rauszunehmen, wird es am nächsten Tag mit Sicherheit besser klappen. Nimm einen feuchten Waschlappen in einer Brotdose mit, dann kannst du ihm garantiert unterwegs das Gesicht säubern, wenn die stressige Situation vorüber ist.

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Windeln, Töpfchen und Toilette

Es gibt einige Themen, die Eltern mehr umtreiben als andere. Dazu gehört die Frage nach dem Trockenwerden. In manchen Elternrunden kann man wahre Wettkämpfe beobachten, wessen Kind zuerst windelfrei ist. Doch du sitzt stumm daneben, weil dein Sprössling kaum Interesse an Töpfchen und Toilettensitz zeigt? Vielleicht ist dein Sohn sogar bereits im Grundschulalter und hat ab und an nachts immer noch mit kleinen Unfällen zu kämpfen.

Eines vorab: In den seltensten Fällen liegen tatsächlich körperliche Beeinträchtigungen oder hormonelle Störungen vor, selbst wenn dein Sohn im Grundschulalter hin und wieder noch eine nasse Hose hat. Wann ein Kind bereit ist, zur Toilette zu gehen und auch nachts trocken bleibt, ist sehr individuell und von seiner Entwicklung abhängig.

Töpfchentraining ist keine Lösung

Sogenanntes Töpfchentraining erscheint auf den ersten Blick ziemlich erfolgversprechend. Oft entleert sich die Blase kleiner Kinder spontan, wenn man sie aufs Töpfchen setzt. Entweder sind hier der Zufall oder die kühle Luft am Werk. Wirklich merken, dass sie zur Toilette müssen, können Kinder entwicklungsbedingt jedoch erst durchschnittlich im Alter von etwa zweieinhalb Jahren. Natürlich gibt es immer Abweichungen nach oben und nach unten.

Verständlicherweise hast du irgendwann im wahrsten Sinne des Wortes die Nase voll vom Wickeln. Striktes Training, Belohnungen oder Strafen bringen hier wenig – außer dass Druck aufgebaut wird, dein Sohn eventuell mit Verstopfungen und Schamgefühlen zu kämpfen hat und kein entspanntes Verhältnis zum Toilettengang einwickelt.

Tastet euch in kleinen Schritten heran

Vielleicht braucht dein Sohn auch eine Zeit des Übergangs, in der er zwar schon zum Pipimachen auf die Toilette geht, für Stuhlgang aber weiterhin eine Windel bevorzugt. Es spricht nichts dagegen, ihn in kleinen Schritten trocken werden zu lassen. Vielleicht fällt es ihm zunächst leichter, sich mit Windel auf die Toilette oder das Töpfchen zu setzen. So kann er sich schon einmal an die neue Position gewöhnen. Mit der Zeit kannst du versuchen, die Windel zu lockern und schließlich ganz wegzulassen.

Gib deinem Sohn Zeit

Lass dich nicht von Kommentaren und Ratschlägen insbesondere älterer Generationen verunsichern. Heute haben wir vollkommen andere Erkenntnisse über Reifungsprozesse von Kindern als früher. Vertraue auf die natürliche Entwicklung deines Sohnes. Bei manchen Kindern dauert es eben ein wenig länger und Jungen sind beim Trockenwerden ohnehin tendenziell etwas später dran als Mädchen.

Unfälle im Grundschulalter

Wenn sich das Trockenwerden deines Sohnes bis ins Grundschulalter zieht, trifft das überhaupt keine Aussage über seinen Gesundheitszustand oder seine Entwicklung. Lasse körperliche Gründe vom Kinderarzt ausschließen und versuche ansonsten, so entspannt wie möglich mit der gesamten Angelegenheit umzugehen.

Sprich offen mit deinem Sohn und seinen Lehrern über das Thema. Es gibt nichts, wofür du oder dein Sohn sich schämen müssten. Manche Lebensereignisse beeinflussen zudem das Verhalten unserer Kinder. Vielleicht reagiert dein Sohn auf einen Einschnitt wie ein neugeborenes Geschwisterkind, die Einschulung oder einen Umzug mit einem kleinen Rückschritt in seiner Entwicklung. Doch das ist kein Grund zur Sorge, sondern eine vollkommen normale Reaktion mancher sensibler Kinder, auf die du einfühlsam und liebevoll reagieren kannst.

Wenn sich für dich herauskristallisiert, dass dein Sohn nachts immer zu einer bestimmten Uhrzeit mit einer vollen Blase zu kämpfen hat, aber schlicht und ergreifend zu tief schläft, um selbst darauf zu reagieren, kannst du ihn auch zu einem entsprechend etwas früheren Zeitpunkt wecken und ihn zur Toilette führen. Gedimmtes Licht und Wärme sorgen dafür, dass das Ganze zwar sanft geschieht, sein Gehirn jedoch trotzdem mit der Zeit lernt, auf das Signal der vollen Blase zu reagieren. Für einen gewissen Zeitraum ist dies vielleicht etwas anstrengend, hilft deinem Sohn jedoch, irgendwann auch selbst im Schlaf zu spüren, dass er zur Toilette muss. Bereite deinen Sohn auf das nächtliche Wecken vor, indem du es vor dem Einschlafen ankündigst.

Trödeln, Spielen, Zeit schinden

Es ist jeden Morgen das Gleiche: ankleiden, frühstücken, Schuhe anziehen. – Egal, worum du deinen Sohn bittest oder ob es längst Zeit zum Aufbruch ist, er trödelt herum, braucht gefühlt eine Ewigkeit und zehn Ansprachen, bis er einer deiner Aufforderungen folgt und du kommst dir täglich aufs Neue vor wie ein Antreiber, der permanent genervt ist und im Kommando-Ton spricht. Das ist anstrengend für alle Beteiligten, denn schlechte Stimmung raubt Kraft und nervt – genauso wie das Gefühl, gegen eine Wand zu sprechen.

Kinder brauchen manchmal ein bisschen Zeit, um Ja sagen zu können. Auch wenn es nervt und anstrengend ist, es tut eurer Beziehung gut, wenn du deinem Sohn ein wenig Luft lässt und entstresst die Situation, wenn du das Pferd von einer anderen Seite aus aufzäumst.

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Schwierigkeiten mit Übergängen

Viele Kinder haben Schwierigkeiten mit Übergängen zwischen Aktivitäten oder Ortswechseln – selbst, wenn es dabei um etwas Schönes geht. Uns Erwachsenen erscheint das banal, weil wir es mittlerweile so gewohnt sind. Deinem Sohn hingegen fällt es vielleicht extrem schwer, sich aus einer Situation loszueisen, etwas Neues zu beginnen oder das Haus zu verlassen. Ist er erstmal in der neuen Situation angekommen, ist alles gut. Das ist vollkommen normal – auch noch bis ins Grundschulalter. Das ist uns nur häufig nicht bewusst. Im Laufe der Entwicklung fällt es deinem Sohn dann immer leichter, spontan und flexibel zu reagieren.

Trödeln kann auch ein Mittel deines Sohnes sein, in die Konfrontation zu gehen. Vielleicht stört ihn etwas, das er aber aufgrund seines Alters einfach noch nicht reflektieren und benennen kann. Vielleicht fühlt er sich durch den fest durchgetakteten morgendlichen Ablauf in seinen Bedürfnissen übergangen und seine einzige Möglichkeit, dir das zu zeigen, liegt darin, komplett auf die Bremse zu treten, damit du aufmerksam wirst. Dass es im Familienleben gelegentlich zu solchen Situationen kommt, ist vollkommen normal und sagt nichts über die Qualität eures Zusammenlebens aus.

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Ausreichend Zeit und gute Vorbereitung

Verschaff dir und deinem Sohn morgens ausreichend Luft zum Trödeln und Spielen, indem ihr früh genug aufsteht. Oft reicht es schon, eine Viertelstunde eher in den Tag zu starten, schon habt ihr einen kleinen Puffer, um noch ein Buch durchzublättern, ein paar Bausteine aufzustapeln und Löcher in die Luft zu starren. Antreiben und Druck ausüben bewirken meist nur, dass dein Sohn noch langsamer wird – das ist seine natürlich Art, damit umzugehen.

Bereite abends vor, was möglich ist: Lege Kleidung heraus, decke den Tisch, lass deinen Sohn seine Schultasche packen usw. Alles, was ihr schon abends vorbereitet habt, hat morgens nicht die Macht, euch Zeit zu rauben oder die Stimmung zu vermiesen, wenn es ohnehin wuselig ist.

Kooperationsbereitschaft wahrnehmen

Manchmal entgehen dir im Alltag vielleicht die kleinen Bereitwilligkeiten deines Sohnes. Oft sind diese auch einfach selbstverständlich und dir fallen nur die Dinge auf, die nicht klappen. Ertappe deinen Sohn beim Kooperativsein. Er geht allein in Richtung Badezimmer oder kommt sofort, wenn du ihn bittest, die Schuhe anzuziehen? Signalisier ihm, dass du das wahrnimmst – und zwar nicht in überbordendem Lob, sondern schlichtweg mit einem kleinen Satz wie „Danke, dass du ins Bad gehst“ oder „Ich freu mich, dass du sofort zu mir kommst“.

Dadurch geschehen zwei Dinge: Dein Sohn fühlt sich in seinen Bemühungen gesehen, was definitiv seine Kooperationsbereitschaft erhöht. Außerdem verschiebst du deinen Fokus weg von dem, was nicht klappt, hin zu dem, was reibungslos läuft. Wir alle neigen dazu, uns nur auf Fehler oder Defizite zu konzentrieren und nehmen dabei gar nicht mehr wahr, wie viel etwa in unserem Familienleben richtig gut läuft. Wenn du dich mehr und mehr auf die Erfolge konzentrierst – auch wenn sie dir anfangs noch so nichtig erscheinen – wird das bald deine Perspektive ändern und dir und deinem Sohn viel mehr Freude und Leichtigkeit verschaffen.

Wechsel können für deinen Sohn leichter werden, wenn er etwas aus der Situation mitnimmt – das Auto, mit dem er gespielt hat, zum Beispiel. Manchmal sind es aber auch ganz banale Dinge wie eine Bastelschere oder ein Buntstift. Dieser Gegenstand begleitet dein Kind dann in die nächste Situation und gibt ihm Sicherheit. In der Kita oder Schule angekommen, kannst dein Sohn den Begleiter einfach in deiner Tasche verschwinden lassen, falls es nicht erwünscht ist, Dinge dort mit hinzubringen.

Große Aufgaben aufschlüsseln

Selbst wenn dein Sohn sich schon alleine anziehen und „abfahrtbereit“ machen kann, kann es ihm schwerfallen, diese Gesamtaufgabe zu meistern, weil ihn Formulierungen wie „Mach dich bitte fertig, wir müssen los!“ überfordern. Selbst im Grundschulalter ist es noch vollkommen normal, wenn wir Kindern eine komplexere Aufgabe in kleine Teilschritte aufschlüsseln müssen, damit sie sie bewältigen können:

„Zieh bitte deine Hausschuhe aus.“

„Zieh deine Schuhe an.“

„Zieh deine Jacke an.“

„Setz deine Mütze auf.“

Auf jeden erfolgreichen Schritt folgt eine neue Aufgabe. Das erscheint dir vielleicht mühsam und unangebracht, durch diese Häppchen ist dein Sohn aber in der Lage, alles nacheinander zu bewältigen. Irgendwann erreicht er ganz von allein den Zeitpunkt, an dem er keine kleinteilige Auflistung mehr benötigt. Auch die bereits genannte Checkliste, die ihm einen Überblick über die zu erledigenden Dinge verschafft, kann hier helfen.

Alle Bedürfnisse sind gleich wichtig

Keine Bedürfnisse sind wichtiger als die anderen, wir setzen nur andere Maßstäbe an. In unserer Erwachsenen-Normalität ist es vollkommen normal, dass der Beruf, Termine und Verpflichtungen Priorität haben. Aber dein Sohn hat andere Maßstäbe und andere Prioritäten. Wenn du es schaffst, dieser Perspektive Raum zu geben und sein Spielen und sein eigenes Tempo als das anzuerkennen, was für ihn gerade am wichtigsten ist, gleicht das eure Beziehung enorm aus. Dein Sohn fühlt sich dadurch anerkannt und gesehen, er erfährt, dass seine individuellen Bedürfnisse zählen.

Das bedeutet natürlich nicht, dass du deine Termine, Wünsche und Abläufe komplett hinten anstellst, dann besteht die Gefahr, auf der anderen Seite vom Pferd zu fallen, und du tust deinem Sohn keinen Gefallen, wenn du ihm vorlebst, dass deine eigenen Bedürfnisse nur eine untergeordnete Rolle spielen. Schließlich soll er durch dein Vorbild lernen, was gesunde Selbstfürsorge bedeutet.

Es geht vielmehr darum, im Großen und Ganzen das Gleichgewicht zu wahren. Lass deinem Sohn in den Situationen, die es zulassen, Raum und du wirst erleben, wie seine natürliche Kooperationsbereitschaft steigt. Manchmal willst du vielleicht, dass er jetzt sofort seine Schuhe anzieht oder endlich frühstücken kommt. Dann geht möglicherweise dein eigener Dickkopf mit dir durch – was jedem Erwachsenen zuweilen so geht. Dabei kann es so viel Druck rausnehmen, in solchen Momenten auf deinen Sohn einzugehen, einen Timer zu stellen und die Hose in drei Minuten anzuziehen. Meistens ist es damit schon getan: Drei Minuten Freiraum, die ihr ansonsten mit Kämpfen verbringen würdet.

Keine Lust auf Kita oder Schule

Mit Sicherheit hat jede Mutter diesen Satz schon einmal gehört: „Ich will nicht in die Kita!“ Oder: „Ich möchte nicht in die Schule!“ Doch was, wenn dein Sohn regelmäßig keine Lust hat, für die Betreuung oder den Unterricht das Haus zu verlassen, wenn Tränen fließen oder sogar der kleine Bauch rumort und dein Sohn Bauchschmerzen hat?

Dein Sohn lebt im Hier und Jetzt

Jeder hat mal einen schlechten Tag und deinem Sohn wird es wie den meisten Kindern zu Hause noch schwerfallen, sich vorzustellen, dass es ihm gleich in der Kita oder der Schule anders gehen wird. Schließlich lebt er viel mehr in der Gegenwart als wir Erwachsenen. Ihm fehlt schlichtweg der Erfahrungshorizont, der ihm sagt, dass es bestimmt ganz gut wird, wenn er erstmal da ist.

Ein bisschen Unlust ist normal

Tage- oder phasenweise Kita- und Schulunlust sind vollkommen normal, schließlich sind wir auch nicht immer gleich motiviert in Bezug auf unsere Arbeit und unsere Verpflichtungen. Wenn die Missstimmung gegen Kita oder Schule allerdings länger anhält und mit Tränen, Wut oder sogar körperlichen Reaktionen wie Bauchschmerzen, Fieber oder Übelkeit einhergeht, solltest du genauer hinschauen.

Zeige Verständnis und Mitgefühl

Sollte dein Sohn einfach nur mal keine Lust haben, ist das einfachste, wenn du Verständnis zeigst und das auch sagst. Erzähl ihm, dass es dir auch manchmal so geht, dass es dann aber immer ganz gut ist, wenn du erstmal bei der Arbeit bist oder deine Aufgaben erledigst. Sprecht darüber, dass er später in der Kita oder in der Schule mit seinen Freunden, den Erziehern und Lehrern eine gute Zeit haben und viel erleben wird, das er bestimmt nicht verpassen möchte.

Schmiedet Freizeitpläne

Bleibe dabei mitfühlend, aber ich empfehle dir, deinen Sohn insbesondere in so einer Situation nicht zu Hause zu lassen, selbst wenn es dein Zeitplan erlauben würde – das geht ohnehin nur bei Kita-Kindern. Nehmt lieber einen Auszeittag, wenn er nicht in einer solchen Phase steckt. Schmiedet Pläne fürs Wochenende und eure gemeinsame Zeit, wenn die Woche geschafft ist.

Gehe auf Spurensuche

Wenn du wahrnimmst, dass mehr hinter der Unlust deines Sohnes steckt, sprich mit ihm. Frag ihn, was los ist, ob er sich langweilt oder ob er Konflikte mit anderen Kindern oder Betreuungspersonen hat. Finde heraus, welcher Stressfaktor es ihm gerade schwermacht. Versuche, eventuelle Konflikte im Gespräch mit Eltern, Erziehern oder Lehrern und den beteiligten Kindern zu lösen.

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Einigen Kindern fehlt Bewegung, anderen kognitive oder kreative Herausforderungen. In Kitas mit offenen Konzepten haben Kinder die Möglichkeit, immer in den Bereichen zu spielen und sich zu beschäftigen, die ihnen zusagen. Oft gibt es einen Bewegungsraum oder einen für die Kinder frei zugänglichen Außenbereich, wo sie sich richtig austoben können.

Es ist auch nicht jede Schulform für jedes Kind geeignet. Mir ist bewusst, dass in der gegenwärtigen gesellschaftlichen Situation mit raren Betreuungsplätzen und komplexen Lebensmustern ein Kitaoder Schulwechsel alles andere als leicht ist. Deshalb ist das sicherlich immer eine der allerletzten Lösungen, die im Raum stehen. Ich möchte dir aber ans Herz legen, diese Überlegung nicht von vornherein abzulehnen. Je nach Situation liegen vielleicht noch einige Jahre – und damit viele, viele Tage, Wochen und Monate – in dieser Kita oder Schule vor deinem Sohn, Zeiten, die ihn und sein Leben stark prägen.

Ein Kita- oder Schulwechsel kann ein Schritt sein, der vielleicht für einige Wochen euren Alltag auf den Kopf stellt, der deinem Sohn allerdings für die folgenden Jahre viel Erleichterung und einen geeigneteren Entwicklungsraum bieten kann.

Wichtig ist immer, alle Lösungsmöglichkeiten auf den Tisch zu holen, und dann abzuwägen. Eine Visualisierung auf Papier oder bunten Karten kann in diesem Prozess auch helfen, sich alle Optionen vor Augen zu führen und bewusster abzuwägen und zu entscheiden.

Der Klassiker: Turnbeutel vergessen

Morgens seid ihr ohnehin im Zeitstress. Doch kurz bevor es losgeht, fällt deinem Sohn ausgerechnet noch ein, dass er vergessen hat, ein bestimmtes Buch oder sein Sportzeug einzupacken oder plötzlich erinnert er sich daran, dass noch eine Unterschrift auf dem Zettel für den Schulausflug fehlt oder dass er ausgerechnet heute einen leeren Schuhkarton zum Basteln mitbringen soll. Gerne erfolgen derartige Geistesblitze auch erst, wenn ihr längst vor der Haustür steht, der Schulbus jeden Moment um die Ecke biegt oder ihr bereits am Pausenhof angekommen seid. Kennst du das?

Planung und Voraussicht sind nicht angeboren

Du weißt, dass Planung, Voraussicht und gut vorbereitet zu sein wichtig und hilfreich sind. In der Vorstellungswelt deines Sohnes spielen diese Dinge jedoch keine Rolle – und das ist weder Gleichgültigkeit, noch böse Absicht. Ihm fehlen die Erfahrung und das Vermögen, strategisch so weit zu denken. Das ist für dich mühsam, doch du kannst ihn dabei unterstützen, diese Fähigkeiten zu entwickeln.

Gemeinsam am Vorabend auf den Tag schauen

Integriere in eure Abendroutine, auf den morgigen Tag zu schauen: Welche Termine stehen an? Was braucht dein Sohn? Was muss eingepackt werden?

Wenn dein Sohn zu Vergesslichkeit neigt und schnell ablenkbar ist, kontrolliere abends, ob alles bereit ist und stelle die Sachen neben seine Schuhe oder vor die Wohnungstür, damit die Chance, dass irgendetwas stehen bleibt, möglichst gering ist. Bei der Gelegenheit könnt ihr auch gleich kontrollieren, ob sich vielleicht noch ein vergessenes Butterbrot in der Schultasche befindet. Wirf auch nochmal einen Blick in das Mitteilungsheft, falls es in der Schule deines Sohnes üblich ist, eines zu führen.

Vermeide, deinen Sohn bloßzustellen

Selbstständig und verantwortungsbewusst zu werden, dauert länger als uns Eltern oft bewusst ist. Routinen ermöglichen es deinem Sohn, im Rahmen seiner Fähigkeiten, gute Gewohnheiten entwickeln.

Den Impuls, deinen Sohn seine Vergesslichkeit möglicherweise in der Schule selbst ausbaden zu lassen, ist gut nachvollziehbar. Doch fühlen sich Kinder in solchen Situationen hilflos, beschämt und alleingelassen – für den Selbstwert, für die Motivation und das schulisches Engagement ist das sehr lähmend. Vielleicht wird deinen Sohn diese Erfahrung so treffen, dass er sich mehr Mühe gibt, um nicht noch einmal in eine solche Situation zu kommen. Jedoch lernt er so durch Angst und Strafe – auf Kosten seines Selbstbewusstseins, und nicht durch gesunde, druckfreie Entwicklung guter Routinen.

Das kann dein Sohn lernen

Wenn du deinem Sohn bei vergessenen Büchern oder Sportsachen zur Seite stehst, kurz zurückgehst und die Sachen für ihn holst, wird er wesentlich mehr lernen, als wenn du ihn „die Konsequenzen spüren“ lässt. Er lernt, dass ihr euch in eurer Familie gegenseitig unterstützt, dass niemand perfekt sein muss und dass es in Ordnung ist, Fehler zu machen. Selbstverständlich kannst und solltest du deinem Sohn erklären, dass es wichtig ist, selbst an seine Sachen zu denken und dass es dich auf Dauer nervt, das oft für ihn mit übernehmen zu müssen. Mach deinem Ärger Luft, achte dabei unbedingt darauf, dass du sagst „Es nervt mich!“ anstatt die Botschaft zu senden „Du nervst mich!“.

Nur noch Jacke und Schuhe anziehen

Ihr habt euch bisher erfolgreich durch den Morgen mit all seinen Tücken und Fallstricken gekämpft, – und jetzt weigert sich dein Sohn, seine Jacke und seine Schuhe anzuziehen. Die Zeit drängt und dir geht allmählich die Geduld aus.

Routinen und Abläufe muss man lernen

Morgendlich Routinen sind für uns Erwachsene vollkommen selbstverständlich. Während unserer Kindheit haben wir gelernt, Pflichten und Abläufe zu akzeptieren und umzusetzen. Das zu lernen, braucht jedoch Zeit. Dein Sohn lebt im Hier und Jetzt. Ihn interessiert immer genau das, was er gerade tut. Selbst wenn er wirklich gerne in die Kita geht, dass es dort gleich schön werden könnte und er für dieses Erlebnis Jacke und Schuhe anziehen muss, übersteigt gerade seine Vorstellungskraft.

Ein normaler Morgen ist ganz schön anstrengend

Hinzu kommt, dass Kinder zwar von Natur aus kooperationsbereit sind, jedoch hat dein Sohn im Laufe des Morgens schon so viele Dinge erledigt, die leider nicht in seinem Interesse liegen, dass seine Kooperationsfähigkeit irgendwann schlichtweg erschöpft ist und er erstmal nicht mehr kann. Alle Abläufe am Morgen bedeuten auch oft einen gewissen Druck. Wenn der für deinen Sohn zu groß wird, tritt er irgendwann auf die Bremse und dann geht gar nichts mehr.

Eigene Entscheidungen treffen lassen

Kleine Freiräume helfen deinem Sohn, im morgendlichem Ablauf eigene Entscheidungen zu treffen: Wann und was zieht er sich an? Spielt er vor dem Frühstück noch ein bisschen? Entscheidet er selbst, wann er seine Zähne putzt? Wenn du gemeinsam mit deinem Sohne einen Weg findest, sowohl seinen als auch deinen Bedürfnissen zu entsprechen, nimmt das eine Menge Druck raus und du wirst erleben, dass er viel leichter dazu in der Lage ist, dir in deinen Wünschen entgegen zu kommen, schließlich erlebt er, dass du das auch tust.

Schau dir die Tipps zum Anziehen noch einmal an, um spielerische Wege für eure Morgenroutine zu finden. Erfinde eine Geschichte rund ums Schuheanziehen, in der der Fuß ein Tier ist, das sich in seiner Schuhhöhle versteckt. Ich weiß, kaum jemand hat dazu morgens wirklich die Nerven, aber sich immer und immer wieder zu streiten, ist am Ende noch anstrengender und drückt dauerhaft die Stimmung.

Mache im Abstand einiger Minuten mehrere Ankündigungen, dass ihr euch jetzt bereit zum Aufbruch machen müsst. Das hilft deinem Sohn, sich innerlich darauf vorzubereiten, sich gleich aus der aktuellen Situation zu lösen und etwas Neues zu beginnen.

Wechselt den Ort

Wenn ihr nicht gerade im Erdgeschoss wohnt oder draußen Minusgrade herrschen, kannst du die Anziehsachen auch einfach mit nach unten oder draußen nehmen. Nach ein paar Metern im Treppenhaus oder vor der Haustür sieht es mit der Kooperationsbereitschaft oft schon viel besser aus, weil dein Sohn eine Entscheidungsmöglichkeit hatte. Selbst wenn es kalt ist, wird es ihm nicht schaden, seine Jacke erst vor der Haustür anzuziehen. Du weißt, dass man im Winter draußen friert, während es drinnen wohlig warm ist. Kinder müssen diese Erfahrung erst einmal machen, um sie in ihre Vorstellungswelt integrieren zu können. Versteh mich nicht falsch: Es geht nicht darum, deinen Sohn stundenlang ohne Jacke herumlaufen zu lassen. Aber einmal kurz zu fühlen, dass es tatsächlich kalt ist, wird ihm nicht schaden.

Raus aus alten Denkmustern

Kinder brauchen Grenzen und klare Ansagen – das hören wir Eltern im Prinzip schon vor der Entbindung. Dass das jeder Mensch braucht, steht außer Frage. Doch bietet unser familiäres und gesellschaftliches Zusammenleben ausreichend natürliche Grenzen, um dies zu lernen. Obendrein noch Grenzen künstlich zu erschaffen, indem sich dein Sohn beispielsweise auf die Minute genau oder auf Kommando anziehen soll, ist ziemlich anstrengend für euch beide und auch nicht unbedingt förderlich für sein Selbstwertgefühl. Denn so erlebt er permanent, dass nur „die Großen“ etwas zu sagen haben und seine Bedürfnisse nicht zählen.

Im Rahmen eures Alltags und seiner Möglichkeiten, eigene Entscheidungen treffen dürfen, gehört und akzeptiert zu werden, zu erleben, dass du ihm und seinen Fähigkeiten – auch seiner Kooperationsbereitschaft – vertraust, wird deinen Sohn sowohl innerlich stärken, als auch sein Sozialverhalten fördern. Denn er ahmt nach, was du ihm vorlebst.

Das Spielzeug soll mit, darf aber nicht

Viele Kitas und Schulen haben bestimmte Regelungen in Hinsicht auf Spielzeuge, die die Kinder von zu Hause mitbringen. Es gibt spezielle Spielzeugtage im Jahr, an denen jedes Kind eine Spielsache seiner Wahl mitbringt, an allen anderen Tagen greifen die Kinder auf das zurück, was in der Kita oder der Schule zu Verfügung steht.

Jeder Erwachsene wird diese Regelung nachvollziehen können, da es sonst häufig Streit und Tränen um verschwundene Kuscheltiere oder Lieblingsautos gibt. Für deinen Sohn ist diese Vereinbarung vielleicht nur schwer zu begreifen, er hat eine sehr emotionale Bindung zu seinem Spielzeug und Morgen für Morgen habt ihr lange tränen- oder wutreiche Diskussionen darüber, dass es nicht mit in die Kita oder die Schule darf.

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783842616097
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2020 (Februar)
Schlagworte
Kinder-Erziehung Kinder erziehen Elternratgeber Familienleben Alltag mit Kind

Autor

  • Julia Scharnowski (Autor:in)

Julia Scharnowski ist Mutter von drei Söhnen, erfolgreiche Bloggerin, arbeitet als Eltern-Coach, betreibt einen Online-Shop für Mütter und ist ausgebildete Journalistin – ihre Community liebt sie für ihre offenen und ehrlichen Posts. Ihr Blog doppelkinder.com, auf dem sie von den „Schicksalsjahren einer Zwillings-Mutter“ berichtet, wurde mehrfach in ihrem Podcast gibt sie tausenden Müttern Anregungen für ein entspanntes Familienleben. Außerdem schreibt sie Eltern-Kolumnen für Tageszeitungen.
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Titel: Starke Jungs brauchen entspannte Eltern