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Modern-Life-Etikette

Moderne Umgangsformen, erfolgreiche Selbstpräsentation und digitale Etikette. Gut benehmen, sympathisch rüberkommen

von Gabriela Meyer (Autor:in)
288 Seiten

Zusammenfassung

Stilvoll und sympathisch rüberkommen – so geht‘s.
Wir sind heute in zwei Welten zuhause – in der analogen und in der digitalen. Wer sich in beiden Welten souverän bewegt, dem sind Sympathien, Erfolg und Aufmerksamkeit gewiss. Gabriela Meyer hilft ihren Lesern dabei, zeitgemäße Umgangsformen sicher einzusetzen. Neben wertvollen Tipps ist das Buch gespickt mit Anekdoten und amüsanten Beobachtungen. So ist es eine Inspirationsquelle für alle, die sympathisch und überzeugend auftreten möchten – ganz ohne erhobenen Zeigefinger.

Moderne Umgangsformen für jede Lebenslage
Ob auf Karriereplattformen im Internet, in den Sozialen Medien, beim Smalltalk, im Coworking-Space oder am Tisch eines Sternerestaurants – kenntnisreich und humorvoll zeigt Gabriela Meyer, wo die kleinen und großen Stolperfallen unseres modernen Lebens lauern und welche Benimmregeln für ein gutes Miteinander gelten. Für alle, die freundlich, gelassen, respektvoll und empathisch auftreten möchten. Für jeden, der Inspiration sucht, nicht stehenbleiben und sich weiterentwickeln möchte.

Aus dem Inhalt:
• Handy-Etikette
• Social-Media-Knigge
• Modern-Life-Networking
• Begrüßung
• Moderner Smalltalk
• Büro und Coworking Spaces
• Veranstaltungen
• Reisen
• Selbstpräsentation
• Modern-Life-Dressing und Style
• Essen und Tischkultur

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Liebe Leserin, lieber Leser,

wir sind heute in zwei Wirklichkeiten zu Hause, in der „alten“ analogen und in der digitalen Welt. Es gibt das klassische Büro und Coworking Spaces, es gibt Sitzungen und Videokonferenzen, es gibt Visitenkarten und Plattformen wie Xing und Twitter. Von uns wird verlangt, dass wir uns in beiden Welten souverän, authentisch, höflich und angemessen zu bewegen wissen. Das ist leichter gesagt als getan. Unser Smartphone ist nicht mehr nur allein unser Telefon, sondern auch virtuelles Büro. Wie verhalte ich mich da eigentlich in den verschiedenen Situationen und Räumen, worauf sollte ich achten? Wie integriere ich das Gerät elegant in meinen Arbeitsalltag, ohne wie ein egoistischer Techniksnob oder rückständiger Technikverweigerer zu wirken? Darf ich mein Essen im Restaurant fotografieren und wenn ja, wie? Wie gehe ich damit um, wenn meine Kontaktanfrage auf einem Karriere-Netzwerk ignoriert wird?

Auf Fragen wie diese und viele weitere möchte Ihnen dieses Buch Antworten geben. Wir leben im Zeitalter der Inszenierung und medialen Selbstdarstellung. In der Öffentlichkeit ein kompetentes, sympathisches Image zu haben, ist ein wesentlicher Bestandteil des Erfolges geworden. Wir werden nun – und das ist neu – auch anhand der Referenzen im Internet bewertet. Durch neue Medien gibt es plötzlich neue Fragen zu gutem Benehmen. Das Digitale hat in manchen Bereichen radikal die Ästhetik verändert – in vielen Fällen aber eben auch nicht. Mein Buch möchte Ihnen helfen, durch die Jetzt-Zeit zu navigieren. Es soll Ihnen zeigen, welche klassischen Benimmregeln weiterhin gelten, und Sie dabei unterstützen, sich unter den neuen Bedingungen zurechtzufinden. Wir leben in einer temporeichen Welt, arbeiten zunehmend in freien Konstellationen, aber trotzdem gibt es Höflichkeitsstandards. Die mit der Digitalisierung einhergehende vermeintliche Lockerheit sollte uns nicht dazu verleiten, uns schlecht zu benehmen. Heute wie damals gelten weiterhin viele grundlegende Anstandsregeln. Sie werden erfahren, dass Sie einige Gewohnheiten und Verhaltensweisen neu ausrichten müssen und gleichzeitig viele klassische Höflichkeitsregeln unbedingt beibehalten sollten.

Gute Manieren und warmherzige Höflichkeit sind der schnellste Weg, um Türen zu öffnen. Dabei geht es nicht darum, an vorgegebene Umgangsformen starr festzuhalten oder Benimmregeln als Fesseln zu sehen. Vielmehr geht es um natürliches Taktgefühl und nach diesem Gefühl zu handeln, wenn es richtig erscheint. Menschlichkeit zu zeigen, Respekt vor Mitmenschen und ein Bewusstsein für gutes Benehmen zu haben, ist mehr wert, als im Autopilot-Modus Begrüßungs- oder Anstandsregeln zu folgen. Je technischer unsere Welt wird, desto mehr wird in Zukunft die Fähigkeit gefragt sein, mit dem zu überzeugen, was wir nur als Menschen liefern können: Freundlichkeit, Charme, Hilfsbereitschaft, Witz, Kreativität und ein mitfühlendes Herz. Diese Qualitäten haben nichts mit Bits, Bytes oder künstlicher Intelligenz zu tun.

Gerade in einer Zeit, in der Produkte und Dienstleistungen immer leichter miteinander verglichen werden können, gewinnt meist derjenige Anbieter, der neben entsprechender Fachkompetenz auch durch ein sicheres Auftreten in einem globalisierten Umfeld, soziale Kompetenzen und gute Umgangsformen überzeugt. Auch dabei möchte ich Ihnen helfen und werde Ihnen viele frische Ideen liefern, die Sie sofort umsetzen können. Sie werden erfahren, was Sie interessant macht, wie Sie andere mit Freundlichkeit für sich einnehmen und sympathisch wirken.

Mit gutem Benehmen, Manieren und Kommunikation beschäftige ich mich, seit ich zwölf bin. Ich wuchs in einer griechischen Taverne in der Lüneburger Heide auf und lernte dort die Grundlagen guten Benehmens von der Pike auf. Meinen Horizont erweitert und meine Beobachtungsgabe geschärft habe ich in den Jahren als Flugbegleiterin im weltweiten Einsatz bei der Deutschen Lufthansa. Von Hamburg, Paris, New York über Bangkok, Singapur, Delhi bis Rio de Janeiro und Sydney: Die besten Hotels in aller Welt waren mein zweites Zuhause. Auch in dieser Zeit erfuhr ich viel über gutes und schlechtes Benehmen. Ich erlebte Tee-Zeremonien in Tokio, bediente Weltstars in der First Class, weinte in Slums und suchte auch schon mal lächelnd vor den Passagieren eine Bombe an Bord einer B747 in Bogota. Während meiner Reisen rund um den Globus habe ich mich darin geübt, mit den unterschiedlichsten Kulturen umzugehen, und ich weiß, wo die Fallstricke in der interkulturellen Begegnung liegen.

Die hohe Kunst des Protokolls lernte ich in meiner Zeit als Mitarbeiterin in der Pressestelle einer englischsprachigen, internationalen Universität. Hier betreute ich Politiker, Wissenschaftler, Künstler und Wirtschaftsgrößen, organisierte Festlichkeiten und kümmerte mich zusammen mit meinen Kollegen um Jubiläen, Pressekonferenzen und um die richtigen Tweets, Posts und Fotos.

Nicht zuletzt ist gutes Auftreten heute in meiner Eigenschaft als Unternehmerin und Inhaberin von Modern Life Seminars ein Thema, das mich täglich begleitet.

Meine Erfahrungen habe ich in dieses Buch einfließen lassen. Sie erhalten jede Menge Tipps, die Sie sofort anwenden können. Egal ob zu Small Talk, Gastfreundschaft, Style oder Social Media. Ich habe dieses Buch mit Leidenschaft, Liebe und ohne erhobenen Zeigefinger geschrieben. Für jeden, der freundlich, gelassen, respektvoll und empathisch auftreten möchte. Für jeden, der Inspiration sucht, nicht stehenbleiben und sich weiterentwickeln möchte. Ich finde, wir alle sollten uns menschlich und anständig verhalten, nicht wie Roboter, und ich wünsche mir, dass Sie Impulse für den fröhlichen Umgang mit anderen Menschen und für die Selbstpräsentation finden.

Ach ja, wer mich fragt, was gutes Benehmen für mich bedeutet, dem antworte ich gern mit meinem Lieblingszitat von Ralph Waldo Emerson: „Manners are the happy way of doing things.“

Und nun, herzlich willkommen und viel Spaß beim Lesen!

Gabriela Meyer

HANDY-ETIKETTE

 

Moderner Umgang
mit dem Smartphone

„Ich nutze mein Handy nur zum Telefonieren, Frau Meyer!“ Dieses Statement hörte ich früher oft. Kennen Sie es auch noch? Ließ ich Internetaffinität und Interesse für die neuen multifunktionalen Smartphones durchblitzen, zeigten mir konservativ geprägte Telefonmenschen schon mal die kalte Schulter. Sie war irgendwie schick, diese Verweigerungshaltung. „Apps? Brauche ich nicht!“ Die Möglichkeiten des Smartphones abzuwehren, galt als Statussymbol. Seither hat sich viel verändert. Das Smartphone hat sich zu einem beeindruckenden Arbeits- und Kommunikationsgerät entwickelt. Inzwischen nutzt jeder, ob Taxifahrer, Studentin, Politiker, Verkäuferin, Schauspieler oder Professorin, die vielfältigen Möglichkeiten, die es bietet. Wir buchen mit unserem Smartphone Reisen, bearbeiten Fotos, übersetzen Texte, berechnen Fahrtrouten, scannen Dokumente, schreiben Rechnungen und manchmal wischen wir einfach nach links. Telefonieren ist inzwischen nur noch eine App unter vielen und eher uncool. Wer ruft uns denn heute noch ohne triftigen Grund an? Es zirkulieren Sprachnachrichten. Die Technik hat sich rasant weiterentwickelt. Damit änderte sich auch unser Verhalten und die Art, wie wir miteinander interagieren.

Genau wie damals gibt es auch heute wieder etwas, was viele stört: Phubbing1, also das Starren auf das Smartphone, während man die Menschen um sich herum ignoriert. „Kaum einer schaut noch hoch, alle surfen. Ist ja schlimm, was für ein schreckliches Benehmen!“, schimpfen wir und rümpfen die Nase über diese schrecklichen Manieren. Doch ist unsere Empörung berechtigt? Der Journalist Dirk von Gehlen ermuntert zu einem anderen Blickwinkel und zu einer anderen Sicht: „Aber allein die Möglichkeit, dass handystarrende Zeitgenossen gerade einen trauernden Menschen trösten oder in einem Nobelpreis- Wälzer schmökern, sollte uns davon abhalten, ins wohlfeile Wehklagen über den kulturellen Niedergang durch Smartphonenutzung zu verfallen. Denn womöglich geht es dem handystarrenden Menschen gerade richtig gut, der Bildschirm ist ihm ein Fenster zur Welt und Möglichkeit zur flanierenden Entspannung. Warum sollte man jemandem diese Wohltat verwehren, nur weil man selber nicht in der Lage ist, ein gesundes Verhältnis zum Smartphone zu entwickeln?“2

Wozu uns Dirk von Gehlen anregt ist: Gucken wir doch mal anders auf die Leute, die ihr Endgerät anstarren. Sehen wir das alles mal nicht pathologisch. Das Handy ermöglicht eben auch liebevolle Gesten und trägt dazu bei, unseren Horizont zu erweitern, uns zu bilden, neue Kontakte zu knüpfen und Beziehungen schöner und menschlicher zu gestalten. Ganz egal, wo auf der Welt wir uns gerade aufhalten oder unterwegs sind, wir können die Verbindung zu lieben Menschen halten. Wir können unsere Freundschaften und beruflichen Beziehungen pflegen und uns auf dem Laufenden halten.

Das Smartphone ist nicht per se „gut“ oder „schlecht“. Es kommt darauf an, was wir daraus machen.

Fest steht: Das Smartphone ist nicht grundsätzlich gut oder schlecht. Wie bei anderen Erfindungen kommt es darauf an, was wir daraus machen und inwieweit wir bei der Nutzung auf unsere Umgebung Rücksicht nehmen. Wenn wir mit anderen Menschen zusammen sind, sind gute Manieren wichtig. Deshalb ist es ein großer Unterschied, ob ich alleine bin und telefoniere oder mich im öffentlichen Raum aufhalte.

Empfehlungen für die Smartphone-Nutzung

Es war auf dem Weg nach Frankfurt. ICE, zweite Klasse, Großraumabteil. Ich war müde und glücklich, noch ein freies Plätzchen ergattert zu haben. Hinter mir lagen zwei intensive Seminartage. Endlich nach Hause. Ich schaute mich um. Niemand schien seine Umgebung zu beachten. Jeder war mit sich selbst beschäftigt. Links neben mir saß ein Geschäftsmann, der seine Schuhe ausgezogen hatte. Er klebte am Smartphone: „Du Felix, nein, klär das bitte mit meiner Sekretärin.“ Rechts schlürfte eine junge Frau ihren Coffee to go, während sie per Face Time einen Yoga-Kurs buchte. Da schmetterte ein pummeliger Geschäftsmann in sein Schnurmikro: „In 20 Minuten bin ich da, Igelschnäutzchen. Lass schon mal das Badewasser ein!“ Ich sah all das vor mir, was ich mir eigentlich nicht vorstellen wollte, und es ergab eine skurrile Collage in meinem müden Kopf. Also, Kopfhörer auf. Da kam der Schaffner und wollte mein Ticket sehen. So zückte auch ich mein Smartphone.

Was macht uns eigentlich zu guten Mitreisenden in öffentlichen Verkehrsmitteln? Richtig, wir stören andere nicht, schon gar nicht mit unseren Telefonaten. Wir ersparen ihnen pikante Details. Wir haben es nicht nötig, unsere Wichtigkeit extra laut kundzutun. Wir sind gelassen, verhalten uns ruhig und nerven nicht.

Leider laden Handys zu Rücksichtslosigkeit ein. Unser Smartphone ist nicht mehr nur unser Telefon, sondern schon lange so eine Art virtuelles Büro. So sind wir im großstädtischen Alltag oft Gesprächen in penetranter Lautstärke ausgesetzt. Mal ist es Business-Geplapper, mal belangloses Gequassel, mal Intimes, mal Jargon. „Nice, Alter! Wo hast du den Rucksack her gegetted?“ Es scheint entweder viele nicht zu stören, unhöflich zu sein, oder aber noch immer viele Unsicherheiten zu geben, welche Verhaltensweisen richtig oder falsch sind.

Mit privaten und intimen Telefonaten im öffentlichen Raum belästigen Sie Ihre Mitmenschen.

Dies ist die vielleicht wichtigste Smartphone-Regel, um einigermaßen anständig und höflich mit den kleinen Mini-Computern umzugehen: Kompromittieren Sie Ihre Mitreisenden oder Menschen Ihrer Umgebung im öffentlichen Raum nicht mit privaten und intimen Telefonaten. Sprechen Sie leise und halten Sie Ihre Gespräche kurz. Das wirkt zivilisiert, klug und souverän. Es ist nicht nötig, Ihr Umfeld über Ihre Tagesplanung oder privaten Sorgen in Kenntnis zu setzen. Lässt sich ein Ferngespräch wirklich gerade nicht aufschieben, suchen Sie sich ein ruhiges Plätzchen, wo Sie ungestört sprechen können und niemanden stören. Ein angemessener Ort wäre zum Beispiel im Zug der Raum zwischen zwei Abteilen. Ersparen Sie Ihren Mitmenschen Ihre Verkaufserfolge, die detaillierte Nacherzählung Ihrer Sitzung in Berlin, den Namen Ihrer Affäre in Brüssel oder die Einzelheiten einer medizinischen Fußpflege. Dienstliches und Privates öffentlich kund zu tun ist wirklich uncool, Namen zu nennen aus Datenschutzgründen ein Tabu. Seien Sie sich dessen bewusst: Die Welt ist klein. Wenn Sie nicht wie ein Rüpel oder eine Rüpeline erscheinen wollen, sollten Sie wissen, wann es angebracht ist, sich zurückzunehmen.

Ich war mal privat eingeladen. Es war ein gemütlicher Abend. Bis plötzlich das Telefon klingelte. Ich ging davon aus, die Gastgeberin würde das Gespräch abkürzen und sagen: „Ich habe gerade Besuch, kann ich dich morgen zurückrufen?“ Doch nicht mal meine Hoffnung auf eine Notlüge wie „Entschuldige, die Milch kocht mir gerade über“ erfüllte sich. Auch nicht nach zehn Minuten. Im Gegenteil: Es wurde eine ausgedehnte Plauderei. Da saß ich dann, gezwungen zuzuhören und alleine Oliven zu essen.

Das Kostbarste, was wir als Menschen haben, ist Zeit. Wer in der Lage ist, Prioritäten richtig zu setzen und sich kurz zu fassen, ist guten Manieren ein großes Stück näher. Gehen Sie respektvoll um mit der Zeit anderer Menschen. Kürzen Sie nicht dringende Telefonate ab, wenn Sie Besuch haben, und widmen Sie sich Ihren Gästen. Sind Sie gerade in einem Gespräch und erhalten einen wichtigen Anruf auf Ihrem Smartphone, nehmen Sie selbstverständlich das Gespräch an. Als Zeichen der Höflichkeit entschuldigen Sie sich kurz freundlich bei Ihrem Gesprächspartner und gehen einige Meter auf Abstand. Damit vermitteln Sie Ihrem Gesprächspartner Wertschätzung.

Setzen Sie Prioritäten

Sollte es ein ungebetener Anruf sein, der Sie gerade stört, oder sollte es gerade so gar nicht passen – Sie sitzen im Wartezimmer beim Arzt, betreten gerade ein Flugzeug oder stehen an der Supermarkt-Kasse – fragen Sie, wann Sie zurückrufen können.

Wer sich von jedem Klingeln jederzeit stören lässt, sogar an der Fleischtheke telefoniert, verwendet das Handy falsch und hat sein Gerät nicht im Griff. Es macht keinen guten Eindruck, wenn Sie sich zur Marionette von Signaltönen machen und zu jeder Zeit Ihre Rufbereitschaft signalisieren. Sollten Sie ein Baby erwarten oder kranke Angehörige haben, gilt dies natürlich nicht. Bei allen anderen Notfällen im Leben auch nicht. Und wer auf eine langersehnte Liebesbotschaft wartet, darf selbstverständlich auch im Stand-by bleiben.

„Muss nur noch kurz die Welt retten, danach flieg’ ich zu dir. Noch 148 Mails checken …“ Tim Bendzko singt hier über seine vielen Pflichten, die er erledigen möchte, bevor er Zeit hat für seine Freunde oder Freundin. Setzen Sie Ihre Prioritäten nach Möglichkeit anders. Während eines Gesprächs mit Familie und Freunden bedienen Sie besser nicht Ihr Smartphone. Es sei denn, Sie wollen zeigen, dass Sie keinen besonderen Wert auf Ihr Gegenüber legen oder Sie möchten sich bewusst abschotten. E-Mails, Tweets oder andere Botschaften beantworten Sie einfach etwas später, wenn Sie Zeit und Muße dafür haben.

Versuchen Sie nach der Regel „anwesende Menschen vor Maschinen und abwesenden Menschen“ zu handeln. Ihrem Gegenüber gehört Ihre Aufmerksamkeit. Wenn Sie mit jemandem sprechen und dabei Ihr Handy in der Hand halten, geben Sie dem anderen das Gefühl, weniger wichtig zu sein.

An bestimmten Orten schalten Sie Ihr Handy am besten stumm. Dazu zählen: Kino, Theater, Restaurant, Meeting, Bibliothek, Spa, Krankenhaus, Friedhof und Kirche. Es muss auch nicht sein, im Supermarkt direkt vor dem Schokoladenregal zu telefonieren und den Weg für andere Kunden zu versperren. Es sei denn, Sie sind der Marktleiter und ordern Nachschub.

Sie sind in der Lounge Ihrer Airline? Auch dort gilt: Telefonieren Sie nicht so laut! Sollten Sie an einer Bushaltestelle telefonieren, wirken Sie mit einem „Psst!“ zu den anderen um sie herum wie Ekel Alfred (kennen Sie den noch?). Rufen Sie selbst jemanden mobil an, fragen Sie nach der Begrüßung, ob der andere gerade sprechen kann und es passt. Das ist höflich.

Grundlegende Regeln für den Umgang mit dem Handy

Überall dort, wo Sie Gefahr laufen, die Arbeit, Ruhe oder Konzentration anderer Menschen durch das Klingeln Ihres Handys oder Ihr Telefongespräch zu unterbrechen bzw. zu stören, sollten Sie:

Ihr Smartphone auf lautlos stellen,

den Raum zum Sprechen verlassen

oder das Gespräch ganz verschieben.

Während Sie dienstlich und privat telefonieren, vermeiden Sie Nebengeräusche wie Gangster-Rap, Essen, Kaugummikauen, Akkuschrauber, Witze erzählende Kollegen, schreiende Nymphensittiche, Kochgeräusche, Geschirrspüler, Dauerhundegebell oder sonstige kuriose Geräusche. Passen Sie auf bei Freisprechanlagen im Auto, wenn Sie nicht alleine sind.

Wenn Sie jemanden erreichen wollen, halten Sie sich nach Möglichkeiten an die Anrufzeiten. Privat können Sie sich zwischen 9 und 19 Uhr melden. Bei guten Freunden hoffentlich zu jeder Zeit. Fragen Sie am besten kurz, ob Sie gerade stören. An Sonn- und Feiertagen klingeln Sie die Leute nicht vor 11 Uhr aus dem Bett. Ihr Freund oder Ihre Freundin ruft nie zurück oder kann nur schriftlich über Whats- App kommunizieren? Suchen Sie sich dialogfähige Freunde.

Dezenter Auftritt Ihres Handys

Erwachsene, die sich für schrille Klingeltöne, schräge Songs oder Soundeffekte entscheiden, scheinen nicht zu merken, dass sie damit nicht so gut ankommen. Selbstverständlich wählen Sie für sich aus, welcher Klingelton Ihnen gefällt, zum Beispiel der Refrain Ihres Lieblingssongs. Aber verzichten Sie vielleicht doch besser auf das Knattern einer Harley oder Refrains wie „You sexy Motherfucker“. Gerade im arbeitsbezogenen Kontext könnte das unpassend sein.

Unsere Smartphones müssen viel aushalten: Nässe, Kratzer, Schmutz. Das Telefon rutscht einem auch schon mal aus der Hand, fällt auf den Boden und ist beschädigt. Gegen all dies bieten Handyhüllen Schutz. Es gibt schicke Designs: Soft-Cases, Ledertäschchen oder Glitzer- Style. Achten Sie darauf, ein für Sie passendes Modell zu wählen. Wer Wert auf sein Smartphone legt, sollte auch Wert auf die Ästhetik der Hülle legen. Schmutz, Risse im Glas oder Wundpflaster und Dackelbild-Sticker, die das Gerät zusammenhalten, sind nicht gerade ein Hingucker. Früher schaute man auf die Schuhe, heute auch auf Ihr Smartphone.

Auf dem Smartphone tippen im Meeting

Kennen Sie diese Sitzungen, wo einige Teilnehmer fast schon demonstrativ mit ihrem Smartphone beschäftigt sind und E-Mails beantworten? Höflich ist das nicht. Wenn wir anwesend sind, aber nicht bei der Sache, wirken wir respektlos und so, als wollten wir den Eindruck erwecken, alles andere sei wichtiger als die aktuelle Besprechung. Natürlich sind Mitarbeiter und Führungskräfte vielen Anforderungen und Erwartungen ausgesetzt. Der Druck ist groß. Und klar, viele Meetings sind eigentlich überflüssig. Doch wir hören grundsätzlich besser, wenn wir auch mit den Augen dabei sind.

Wie gehen Sie also mit der Situation „Tippen im Meeting“ um? Hierzu gebe ich Ihnen zwei Empfehlungen: (1) Bitten Sie den Sitzungsleiter, klare Absprachen zum Umgang mit dem Smartphone in Meetings zu treffen. Sie müssen ja nicht gleich die Geräte untersagen. (2) Entscheiden Sie für sich selbst, ob Sie einen Beitrag im Meeting leisten wollen und können. Falls nicht, überdenken Sie Ihre Teilnahme. Es gibt natürlich Ausnahmesituationen, wo es gute Gründe dafür gibt, immer wieder auf das Smartphone zu schauen. In dem Fall sagen Sie vorher kurz Bescheid.

Ihre innere Haltung beim Telefonieren

Worauf sollten Sie achten, wenn Sie am Telefon sind? Vermeiden Sie, wie ein Misanthrop zu klingen. Mit einem Lächeln in der Stimme klingen Sie freundlich und verbindlich. Versuchen Sie so oft es geht, heiter mit Anrufern umzugehen. Ihren Unternehmensnamen singen – warum denn nicht? Ein schlecht gelauntes „Sie stören mich gerade in meinen Gedanken“ ist keine gute Idee für eine Begrüßung. Schon gar nicht, wenn jemand anruft, von dem Sie eigentlich etwas wollten.

Fotografieren im Restaurant – so machen Sie es richtig

Bislang gibt es bei uns keine Restaurants mit extra ausgewiesener Smartphone- und Social-Media-Zone. Vielleicht kommt das noch. Es gilt also weiterhin: Smartphone nicht auf den Tisch legen und am besten auf lautlos stellen. Es gibt bisher auch noch keine Regel, die sagt: „Das Handy liegt links vom Teller und man darf erst beginnen, wenn alle ein Foto auf Instagram gepostet haben.“

Es ist verständlich, ein köstliches Menü in einem stilvollen Restaurant als Erinnerung an einen geselligen Abend im Bild festhalten zu wollen. Wie machen Sie Ihr Foto also am geschicktesten? Wie finden Sie den passenden Moment? Mein Tipp: Achten Sie darauf, dass Sie andere Gäste nicht stören und Servicekräften nicht im Wege stehen. Um sicher zu gehen, fragen Sie im Lokal kurz nach, ob Sie Fotos machen dürfen. Es gibt viele Lokale, die sich aus Marketing-Gründen darüber freuen. Das Londoner „Dirty Bones“ hält für Gäste, die ihr Essen knipsen möchten, eigens ein professionelles Equipment bereit. Das berühmte „Culinary Institute of America“ in New York, eine der renommiertesten Kochschulen, hat die Food-Fotografie für soziale Netzwerke sogar in seinen Stundenplan aufgenommen.3 Andere Restaurants haben es nicht so gern, wenn Gäste fotografieren. Das gilt es als Gast zu respektieren. Tatsächlich scheint vielen der Bezug zu gutem Essen verloren gegangen zu sein, schaut man auf Hashtags wie #Foodporn. Dort geht es offenbar nur noch um das möglichst perfekt inszenierte Foto, nicht um die wahre Küchenkunst, das Handwerk und die Arbeit, die dahinterstecken.

Es ist traurig, wenn es nur noch um das perfekt inszenierte Foto geht statt um die wahre Kunst der Köchin.

Beim Fotografieren halten Sie sich an die Regel: „Shoot first, share later!“ Das heißt, fotografieren Sie, doch bearbeiten und teilen Sie Ihre Schnappschüsse später. Ihre Aufnahmen machen Sie diskret, ohne viel Aufheben. Dafür schalten Sie Ihr Handy auf stumm, sodass Sie beim Auslösen niemanden stören. Lassen Sie Ihre Begleitung im Kreativrausch nicht mit dem Essen warten. Am besten stellen Sie sicher, dass alle Leute auf dem Bild mit einer Veröffentlichung einverstanden sind. Sollten andere für sich selbst ein Foto machen, befehlen Sie ihnen nicht, wie sie ihr Foto aufzunehmen haben. Das könnte übergriffig wirken oder rechthaberisch.

Gute Food-Fotos sind übrigens schwer zu knipsen. Bei Erbsensuppe lassen wir das Handy besser gleich in der Tasche, davon kann ein Laie einfach keine schönen Fotos machen. Schauen Sie mal auf die Facebook- Seite: www.facebook.com/Wir-fotografieren-unser-Essen. Hier finden Sie Bilder von Gerichten, die alte Menschen, Kranke und Pflegebedürftige vorgesetzt bekommen. So lieblos zubereitet, dagegen ist Labskaus eine Augenweide. Statt Ihr Essen mehr schlecht als recht auf Fotos zu inszenieren, machen Sie doch lieber anderen eine Freude. „Wer ein echtes Like will“, so die Kolumnistin der SZ Julia Rothaas treffend, „bringt sein hübsches Essen einmal im Monat demjenigen mit, der es wirklich gebrauchen kann. Die strahlende Oma: Ein besseres Bild dürfte es kaum geben.“4

DAS GEHT GAR NICHT

Smartphone am Tisch / Lautes Telefonieren in der Öffentlichkeit / Tastentöne und Benachrichtigungssignale an ruhigen Orten nicht abstellen / An der Kasse telefonieren / Display-Stalken / Smartphone- Dauerfilmen / Über die Lautsprecher reden / Reporter spielen / Gespräche auf der Toilette / Menschen in Fotos taggen und ohne Erlaubnis öffentlich hochladen / Durch fremde Fotogalerien wischen / Telefonieren und nicht merken, dass man anderen im Weg steht / Mitteilungswut / Beim Passwörter-Eingeben zuschauen / Im Konzert jedem die Sicht versperren beim Filmen und Fotografieren / Antwortverweigerung

Stilvoller Umgang mit WhatsApp: Wie Sie andere nicht nerven

WhatsApp ist aus Datenschutzgründen umstritten und doch sehr beliebt. Die App ist kostenlos und perfekt, um schnell miteinander zu kommunizieren. Doch es kann auch leicht zu Missverständnissen kommen. Haben Sie auch schon mal missglückte Chats erlebt? Paul sendet einen liebevoll gemeinten Kotz-Smiley zu einem Rosenkohlauflauf und plötzlich entwickelt sich daraus ein Riesen-Drama in der WhatsApp-Kochgruppe. Luise fand das echt nicht witzig und ist sauer. Plötzlich macht es „Plopp!“ und Luise hat die Gruppe verlassen. Durch digitale Nachrichten kommt es oft zu Konflikten, die in einem persönlichen Gespräch nie entstanden wären. Der Grund: Es fehlen uns wichtige nonverbale Dechiffrier-Signale wie Tonlage, Mimik oder Gestik. Es lässt sich auch nicht erkennen, in welcher Situation der andere gerade steckt. „Für dich soll’s rote Rosen regnen.“ „Mit Vasen voller Wasser!“ und schon sind zwei wieder Single.

Leider wird beim Herunterladen der App kein Etikette-Handbuch mitgeliefert. Jeder navigiert für sich alleine und hat sein eigenes Regelwerk im Kopf. Besonders bei Sprachnachrichten scheiden sich die Geister. Die einen sind Fans davon, Monologe als Audiodateien zu versenden und zu erhalten. Die anderen finden dieses Format einfach anstrengend und schrecklich zeitraubend. Nehmen Sie Rücksicht auf Ihre Mitmenschen und vermeiden Sie es, unstrukturierte, endlos ausgeschmückte Sprachnachrichten bei ihnen abzuladen. Für berufliche Angelegenheiten ist eine kurze höfliche SMS oder ein Anruf, je nach Situation, immer die bessere Wahl. Für ein gutes Miteinander auf WhatsApp beachten Sie folgende Punkte, bevor Sie in die Tasten hauen:

In manchen Situationen ist die Verwendung einer App wie Whats- App grob unhöflich und unsensibel. Vielleicht ist es irgendwann gesellschaftlich anerkannt, per Totenkopf-Emoji seinen Job zu kündigen, zu kondolieren oder eine Ehe zu lösen. Gott sei Dank ist es noch nicht soweit.

In einem persönlichen Gespräch lassen sich besser Dinge klären sowie Gefühle und Zwischentöne transportieren. Genuschelte Sprachnachrichten und Todesschrei-Emojis können das nicht leisten. Auch das Spiel mit Andeutungen geht oft nach hinten los.

Verwenden Sie immer (!) den Namen der Person, der Sie schreiben, wenn Sie ein höflicher Mensch sein wollen. Zum Geburtstag gratulieren ohne Namen? Total daneben. Als besonders unelegant outen sich Schreiber, die ihren Namen unter eine Nachricht setzen, den Namen des Adressaten aber nicht nennen.

Wenn Sie eine Sprachnachricht abhören, halten Sie sich Ihr Telefon diskret an das Ohr, damit Unbeteiligte nicht in voller Lautstärke mithören können.

Beim Aufnehmen einer Sprachnachricht sollten Sie nicht essen, trinken oder schmatzen und auch sonstige Hintergrundgeräusche vermeiden.

Nicht höflich ist es, wenn Sie andere lange auf eine Antwort warten oder raten lassen, was eine Nachricht wohl bedeutet.

Nahezu jedes Kind ab zwölf Jahren verfügt inzwischen über ein eigenes Handy.5 Mit Apps wie WhatsApp rücksichts- und verantwortungsvoll umzugehen, sollte Kindern frühzeitig gezeigt werden. Sie stimmen mir sicher zu, dass es an uns liegt, dem Nachwuchs die sozialen Umgangsformen frühzeitig nahezubringen und sie an die Hand zu nehmen.

SOCIAL-MEDIA-
KNIGE

 

Benimm-Empfehlungen fürs Netz

„Eins sage ich Ihnen gleich. Ich halte nichts von diesem Social-Media- Gedöns! Da sind doch nur Frühstücksbilder und Prominente!“ Ich erinnere mich an Workshops, wo ich morgens von Teilnehmern – die zu einer Social-Media-Weiterbildung von ihrem Arbeitgeber „verdonnert“ wurden – grußlos so empfangen wurde. Soziale Medien und digitale Kommunikation gelten in manchen Kreisen als Bedrohung und werden abgelehnt oder blockiert. Eine Seminarteilnehmerin sagte mir: „Ich finde Blogs ganz schlimm und furchtbar.“ „Welche Blogs lesen Sie denn?“, fragte ich. „Keine! Werde ich auch nicht! Aber ich finde das alles ganz schlimm!“ Für viele Menschen scheint das Internet noch immer eine Art angsteinflößende Parallelwelt zu sein. Es gibt Zeitgenossen, die sich konsequent weigern, sich mit neuen Diensten ernsthaft auseinanderzusetzen – und sei es nur, um sie besser zu verstehen. „Ich brauche keine Karriere mehr zu machen, außerdem unterhalte ich mich lieber so“, sagte mir ein etwa 50-jähriger leitender Angestellter auf einer Messe. So mancher will sich lieber analog in die Rente gleiten lassen, als digital Schritt zu halten und die Zukunft für kommende Generationen aktiv mitzugestalten.

Sie müssen die Social-Media- Kanäle nicht exzessiv nutzen. Aber schauen Sie doch mal rein, um zu sehen, was sie bieten.

Im internationalen Vergleich sind die Deutschen Social-Media- Muffel. Zwar sind 96 Prozent der Bundesbürger Internetuser, aber nur 46 Prozent nutzen aktiv soziale Medien.6 Gerade die höher Gebildeten sind bei uns im internationalen Vergleich unterrepräsentiert. Social Media, das ist für die meisten Deutschen noch immer WhatsApp und Facebook. Doch abseits von Selfies, Promibildern und Katzenvideos haben sich mächtige digitale Karriere- und Kampagnen-Netzwerke entwickelt, die unserer Arbeitswelt und Gesellschaft die größten Umbrüche seit der industriellen Revolution beschert haben.

WELCHEN NUTZEN SOZIALE NETZWERKE BIETEN

Business-Plattformen wie Xing, Linkedin oder auch der Mikroblog Twitter sind – wenn man sie richtig zu nutzen weiß – intelligente und inspirierende Orte, wo jeder viel lernen, sich über aktuelle Karrierethemen informieren, mit anderen austauschen und sich ganz nebenbei auch noch sein Netzwerk oder seine persönliche Marke aufbauen kann. Was bieten Ihnen diese Netzwerke?

Sie finden Kunden, Geschäftspartner und Stellenangebote.

Sie können wichtige Informationen in Echtzeit an viele Empfänger verbreiten.

Sie haben eine Stimme und können sich Gehör verschaffen.

Sie lernen unterschiedliche Sichtweisen zu Themen kennen.

Sie finden Inspiration, bilden sich weiter und kommen auf neue Ideen.

Sie finden Gleichgesinnte und oft Lösungen für Probleme.

Sie bauen sich ein Netzwerk auf – wenn Sie wollen, weltweit.

Sie tauschen Ideen und Gedanken mit anderen aus.

Soziale Netzwerke stärken Beziehungen, bieten Hilfe, fördern Kreativität und ermöglichen Engagement. Sie bieten in Echtzeit Chancen zum Dialog, zur Information, zur Unterhaltung und für die Imagepflege. Doch die Plattformen bergen auch Stolperfallen und Risiken. Es lohnt sich daher für jeden modernen Menschen, nicht nur Digitalkompetenz aufzubauen und Desinformation entgegenzuwirken, sondern auch zu wissen, wie er sich respektvoll, höflich und geschickt in der digitalen Welt bewegt. Hier gelten wie überall Werte des guten Benehmens. Wer nicht den richtigen Ton trifft oder gedankenlos handelt, kann Schwierigkeiten bekommen. „Das Netz vergisst nie“ und es ist mitnichten eine benimmfreie Zone. Die typischen Dialogmechanismen zu kennen und zu wissen, welchen Ton Sie anschlagen sollten und dürfen ist die Grundvoraussetzung für Ihren Erfolg. Nur so können Sie kompetent, gelassen und sicher im digitalen Raum kommunizieren. Kennen Sie die Spielregeln, können Sie Reputations- oder Karrierefallen meiden und Ihre Ziele viel leichter erreichen.

Jeder von uns ist selbst für seine digitalen Umgangsformen verantwortlich. Jeder muss seinen persönlichen Stil entwickeln und eigene Erfahrungen machen. Doch lassen Sie mich Ihnen Schritt für Schritt die wichtigsten professionellen Standards zeigen, die Sie kennen sollten. So sind Sie perfekt gerüstet. Starten wir mit einem Blick auf die Online-Identität.

Ihre Online-Identität: Unauffällig seine Pflicht tun war gestern

Die Arbeit an Ihrer Online-Präsenz ist fundamental für Ihren digitalen Auftritt. Es ist inzwischen normal, sich zur Vorbereitung eines Geschäftstermins über Gesprächspartner online schlau zu machen. Jedem sollte klar sein: Die Technologie wird zu einer Erweiterung unserer Identität. Durch die digitalen Plattformen befinden wir uns heute unter einem Vergrößerungsglas. Die Online-Recherche zeigt alle unter einem Namen geführten Profile an, auch private. Es wird geschaut: Was macht die Person? Für welche Themen interessiert sie sich? Haben wir Gemeinsamkeiten? Googelt Sie jemand und findet nichts oder nur ein lebloses, ungepflegtes Profil mit einem Schattenbild- Avatar, ist es eher negativ für Ihre Reputation. Die Experten warnen und sagen: Wer in Zukunft nicht im Netz präsent ist, wird benachteiligt sein. Anders als früher gilt jetzt: Wer erfolgreich sein möchte, muss digital sichtbar sein. Firmen machen sich in der vernetzen Arbeitswelt online auf Kandidaten-Pirsch. Wenn Ihr Online-Auftritt überzeugt, sind Sie der Konkurrenz eine Nasenlänge voraus.

Einmal war es meine Aufgabe, in einem Führungskräfte-Auswahlverfahren dem Top-Kandidaten das Unternehmen zu zeigen. Alles, was ich zu meiner Vorbereitung online an Informationen über ihn finden konnte, war ein Urlaubsfoto. Das Bild zeigte einen heiteren Mann in Shorts und mit nacktem Oberkörper auf einem Kamel. Natürlich hatte ich dieses Bild vor Augen, als wir gemeinsam in unseren Business- Outfits über das Gelände flanierten. Machen Sie es anders als der Mann auf dem Kamel. Gestalten Sie Ihre Online-Präsenz inhaltlich und ästhetisch so, wie es Ihnen gefällt. Lassen Sie uns keine Zeit vergeuden, ich habe eine kleine Aufgabe für Sie.

Die Verantwortung dafür, wie Sie digital wahrgenommen werden, liegt in Ihren Händen. Sie legen fest, was Sie von sich preisgeben und welchen ersten digitalen Eindruck Sie vermitteln wollen. Sie stecken mit Ihrem digitalen Profil den Claim ab und machen deutlich, welchen Platz Sie einnehmen möchten. Nutzen Sie die Chance! Es macht Spaß, die eigene Online-Präsenz professionell auszuarbeiten. Ich ahne, was Sie jetzt denken: Und wie geht das? Worauf muss ich achten? Keine Sorge. Auf den folgenden Seiten erfahren Sie alles, was Sie wissen sollten!

Ihr Profilfoto: Das Erste, was andere von Ihnen sehen

Das Profilfoto ist besonders auf Business-Netzwerken eine Art Aushängeschild. Es ist der erste Eindruck, den Sie online vermitteln, und somit elementar wichtig. Ein wirkungsstarkes Foto wertet Ihr Profil auf. Ohne diese visuelle Botschaft bleibt es wenig aussagekräftig. Wer ohne Profilbild auf Karriere-Netzwerken unterwegs ist, gilt tatsächlich als Amateur, unprofessionell, von gestern oder sogar peinlich – wie jemand, der als einziger mit einer Maske zu einer Geschäftsbesprechung erscheint.

Achten Sie im beruflichen Kontext darauf, dass der Stil Ihres Portraits zu Ihrer Branche und zum Rest Ihres Profils passt. Ein Selfie vor dem Spiegel im Sportstudio wäre eher unpassend. Das Foto für ein privates Netzwerk darf natürlich lockerer und unkonventioneller ausfallen. Für Ihren digitalen beruflichen Auftritt sollten Sie sich regelmäßig ein professionelles Fotoshooting gönnen. Folgende Dos und Don’ts gelten für Profilbilder auf beruflichen Netzwerken:

Dos

Aktuelles, hochwertiges, vorteilhaftes Business-Foto

Halbportrait mit Blickkontakt zum Betrachter. Kopf und Schultern sind zu sehen

Freundlicher, zuversichtlicher Gesichtsausdruck. Lächeln Sie!

Saubere Kleidung, legerer Business-Stil. Das Outfit passt zur Branche

Einfarbiger, ruhiger Hintergrund. Sie sind das einzige Subjekt auf dem Foto

Hochwertiges, klares, scharfes Bild, ausreichend beleuchtet

Don’ts:

Selfie, Urlaubsfoto, Bergwanderbild, Fahndungsfoto, gar kein Foto (Eierkopf-Avatar)

Verkniffener Gesichtsausdruck, griesgrämige Mine, ungekämmte Haare, Sonnenbrille, Bildausschnitt ohne Oberkörper

T-Shirt, tiefes Dekolleté, Holzfällerhemd, kurzärmeliges Hemd, Konfirmandenanzug

Tapetenhintergrund, Haustiere, Schneemänner, Kronleuchter, Kinder, Mops, Jagdgewehr

Unscharfe, unterbelichtete, verwackelte Aufnahme

Ihr Online-Profil ist Ihr Fenster zur Welt: Schmücken Sie es!

„Wer einen guten Eindruck hinterlassen möchte, sollte nicht Knigge lesen, sondern erst mal sein Xing-Profil aktualisieren und aufpolieren“, war in einer Wirtschaftszeitung zu lesen. Wie wahr! Manches Profil wirkt tatsächlich verstaubt, schmucklos und verlassen. Einige scheinen sich nicht bewusst zu machen, dass ihr Online-Profil ihre digitale Visitenkarte ist und ihr Know-how zeigt. Das Auto wird gewaschen. Der Vorgarten wird gepflegt. Und was ist mit dem digitalen Fenster zur Welt? Es ist jederzeit abrufbar, von jedem zu jeder Zeit. Grund genug, das Profil mit besonderer Sorgfalt zu behandeln und es unverwechselbar, schlüssig und gut lesbar zu gestalten. Ich möchte Ihnen zeigen, worauf Sie achten sollen und wie Sie Ihren digitalen Auftritt zu einem Geschenk für Besucher machen. Sie entscheiden, inwieweit Sie die Empfehlungen für sich umsetzen möchten.

Vollständiges Profil

„Bloß nicht zu viel von mir preisgeben“, denkt sich so mancher und belässt es lieber bei einem nichtssagenden, klinisch wirkenden Profil auf Karriere-Netzwerken. Davon rate ich Ihnen ab. So gehen Sie im Meer der Gleichförmigkeit unter. Erwägen Sie, Persönlichkeit zu zeigen. Ziehen Sie in Betracht, ein digitales Statement abzugeben. Zögern Sie nicht, das Potenzial der Plattformen strategisch klug für sich auszuschöpfen und alle relevanten Bereiche auszufüllen. „Das geht doch nicht! Was soll denn mein Chef denken?“, wenden Seminarteilnehmer an dieser Stelle gerne ein. Aber selbst wenn Sie nicht aktiv auf Stellensuche sind: Füllen Sie Ihr Profil komplett aus! Sie sollen ja nicht schreiben: „Auf Stellensuche“. Als Mitarbeiter sind Sie Teil der Unternehmenskultur und Markenbotschafter. Ihre Kompetenz strahlt ab auf das Unternehmen. Moderne Chefs und Personaler schätzen es, wenn ihre Marke nach außen getragen wird, authentische Mitarbeiter berufliche Kontakte knüpfen und Inspiration von außen wieder in die Firma zurückfließt. Alternativ veröffentlichen Sie auf Ihrem Profil die offenen Stellen Ihres Unternehmens. So unterstützen Sie mit Ihrem Netzwerk Ihren Arbeitgeber und treten gleichzeitig aus der Masse hervor, indem Sie sich auch digital als Person zu erkennen geben.

Kleiner Tipp für Ängstliche: Folgende Schlagworte können Sie gefahrlos bei Xing unter „Suche“ nennen, ohne etwas falsch zu machen: Branchennews, Kontakte, Austausch, Inspiration, Weiterbildung.

Profildetails

Verwechseln Sie Ihr Online-Profil nicht mit einer Bewerbung. Es geht nicht darum, Ihre berufliche Entwicklung vollständig und lückenlos bei Xing und Co. aufzuführen, sondern vielmehr deutlich zu machen, welche berufliche Persönlichkeit Sie sind, was Sie geprägt hat, welche Erfahrungen Sie gesammelt haben. Um den roten Faden zu finden, fragen Sie sich: Wo will ich hin? Welche meiner Erfahrungen aus der Vergangenheit sind relevant? Wenn Sie Hotelfachfrau gelernt haben, heute Geschäftsführerin in der Lebensmittelindustrie sind, so streichen Sie mit Blick nach vorne Ihre ersten Hotelpraktika. Wenn Sie wieder in die Hotelindustrie zurückwollen, listen Sie Ihre Hotelgewerbe- Erfahrungen auf. Anders als früher gelten heute häufige Jobwechsel nicht mehr per se als schlecht. Wenn Sie eine langjährige Firmenzugehörigkeit aufbrechen wollen, um nicht unbeweglich zu erscheinen, listen Sie auf, welche verschiedenen Tätigkeiten Sie dort ausübten oder wie Sie sich im Unternehmen weiterentwickelt haben. Der Rhetorikkurs von 2010 ist als berufliche Qualifikation nicht relevant. Weg damit! „Eigene Chefin seit 2003“ ist nicht die stilvollste Botschaft im Titel Ihres Profils, denn es beschreibt nur einen Status und nicht, was Sie anbieten. „Selbstdenker“, „Digital Hero“, „Top-Keynote-Speaker“ gelten unter Profis als eher peinlich. Weniger ist oft mehr und lässt Sie professioneller aussehen.

Interessen

Gefragt nach Ihren Interessen, nennen Sie auf Business-Plattformen drei bis vier Themen, für die Sie sich begeistern. Damit bieten Sie Anknüpfungspunkte und einen leichteren Einstieg in die Kontaktaufnahme. Verzichten Sie dabei auf Abstraktes wie: Lesen, Reisen, Musik. Langweilig! Das schreiben alle. Erlauben Sie sich etwas Phantasie: „Part-Time-Bücherwurm“ (klingt gescheit), „Südamerika“ (klingt, als sei in Ihrem Kopf immer Sommer), „Französische Chansons“ oder „Die Beatles“ (klingt irgendwie groovy). Sie haben ein witziges Hobby, spielen Heimorgel-Soul oder sind Weihnachtsfan? Gut! Nennen Sie das. Es ist nicht mehr en vogue, so gar keinen Unterhaltungswert oder Kontrast in einem Business-Profil zu bieten. Wenn Sie sich damit wohlfühlen, gestatten Sie sich eine Prise Kreativität. Mit Fingerspitzengefühl. Sollten Sie unsicher sein, achten Sie darauf, dass Ihre Interessen zu Ihrem Profil passen und sich ein stimmiges Gesamtbild ergibt.

Privatsphären-Einstellung

Sie können bestimmen, welche Ihrer Daten öffentlich eingesehen und von Suchmaschinen gezeigt werden können. Schützen Sie Ihre Privatsphäre, indem Sie die entsprechenden Optionen in den Einstellungen des jeweiligen Netzwerks vornehmen. Kümmern Sie sich auch um Ihren Online-Nachlass.

Aktualität und digitale Hygiene

Für einen runden Look sollte Ihr Profil nicht nur gut aussehen, es sollte auch aktuell sein. Aktualisieren Sie es regelmäßig. Nur nicht zu oft: Wenn Sie jede Woche Ihren Titel ändern, verwirren Sie Geschäftspartner und Freunde. Irgendwann könnten Sie unglaubwürdig oder unsicher wirken. Entfernen Sie regelmäßig unansehnliche oder anstößige Kommentare von Ihren Profilen.

Stilvolle Netzwerkpflege

Wer durch seine Xing-Kontakte geht, wird wenig „New Work“ finden, dafür viel „Old Sleep“ – eingeschlafene Profile. Lebendige, kreative Wesen, die Ihrem Netzwerk Inspiration bieten, auf Posts reagieren, Haltung zeigen, mal anderen Menschen Mut machen oder sie loben, sind eher selten zu finden. Deshalb mein Tipp: Pflegen Sie Ihre digitalen Kontakte. Gratulieren Sie bei Geburtstagen, senden Sie mal Grüße oder interessante Updates. Bieten Sie aktiv Ihre Hilfe an oder stellen Sie Kontakte für andere her. Entrümpeln Sie immer wieder Ihre digitalen Adressbücher. Verabschieden Sie sich von Menschen, zu denen Sie keine positive Beziehung mehr haben. So blicken Sie auf ein stets gut gepflegtes Netzwerk. Wenn Sie Kontakte löschen, rate ich Ihnen dazu, es ohne Nachricht zu machen. Stellen Sie sich vor, Sie würden schreiben: „Ich räume gerade mein Profil nach der Konmari-Methode auf. Ich entferne alle Datei-Leichen und verabschiede mich hiermit von Ihnen. Viel Erfolg weiterhin!“ Sie stimmen mir sicher zu: Ohne Nachricht einen Kontakt zu löschen ist fast immer höflicher. Der gelöschte Account wird darüber übrigens nicht informiert.

Privates und berufliches Netzwerk

Lange Zeit galt: Auf Business-Netzwerken geht es hauptsächlich um Berufliches und Fachliches. In privaten Netzwerken geht es eher spielerisch und lustig zu. Und so gab man den Rat, private und berufliche Kanäle nicht zu vermischen. Doch diese strikten Grenzen gibt es in unserem mobilen Zeitalter immer seltener. Wie oft sind Mitarbeiter auch nach Dienstschluss noch im Einsatz oder sind Kollegen privat und beruflich doppelverbunden. Der sicherste Weg für Ihren digitalen Auftritt lautet: Treten Sie grundsätzlich wertschätzend auf, egal ob auf privaten oder beruflichen Plattformen. Persönliches dürfen Sie teilen, Privates sollten Sie nicht preisgeben und wenn, dann nur in Ihren geschützten Netzwerken. Definieren Sie deshalb für sich den Unterschied von „persönlich“ und „privat“, so werden Sie keine Schwierigkeiten bekommen.

Verhaltensempfehlungen für den digitalen Dialog

Nun steht Ihr Profil. Sie haben ein Foto hochgeladen und alle relevanten Bereiche ausgefüllt. Perfekt! Jetzt geht es darum, aktiv zu werden, neue Kontakte zu knüpfen und dabei den richtigen Ton zu treffen. Schließlich möchten Sie auch online die gute Form wahren. Was „dürfen“ Sie sagen und was besser nicht? Legen wir los!

Kontaktaufnahme mit unbekannten Personen

Vermeiden Sie kommentarlose Kontaktanfragen, wenn Sie höflich sein möchten. Es könnte den Eindruck erwecken, als sammelten Sie Menschen wie Trophäen und nicht aufgrund wechselseitiger Relevanz. Dies gilt für alle sozialen Netzwerke, bei denen eine Vernetzungs- oder Freundschaftsanfrage bestätigt werden muss. Nicht vergessen: Auf der anderen Seite sitzt ein Mensch. Er wird sich darüber freuen, wenn Sie eine Notiz mitsenden, eine persönliche Anrede verwenden und Ihre Kontaktanfrage begründen. Es kann eine Gemeinsamkeit sein oder ein konkretes Anliegen. Vermeiden Sie aggressive Vertriebsanfragen oder Standardtexte, wenn Sie nicht möchten, dass man sich über Sie lustig macht. Mit einem individuell formulierten Einzeiler, einem konkreten Anliegen und korrekter Anrede liegen Sie immer richtig. Ein Satzbaustein wie „Hallo, ich möchte mich gerne mit Ihnen vernetzen“ ist zu wenig. Der Empfänger fragt sich „Warum?“ Geht uns selbst doch auch so, oder?

Wie Sie eine Kontaktanfrage stellen

Was heute enorm wichtig ist: Personalisierung! Bevor Sie also wahllos digital netzwerken oder jemanden seelenlos mit Textbausteinen kontaktieren, schauen Sie sich sein Profil an. Wer ist die Person? Gibt es Anknüpfungspunkte oder Gemeinsamkeiten? Falls ja, nutzen Sie diese. Schicken Sie keine Kontaktanfragen an Unbekannte ohne jeglichen Bezug. Ein konkretes Anliegen kommt immer besser an. Bedenken Sie beim Formulieren Ihrer Vernetzungsanfrage: Menschen wollen wissen, wer Sie sind und was Sie wollen. Wählen Sie eine individuelle Ansprache. Damit helfen Sie dem Adressaten, Sie einzuordnen und bauen Vertrauen auf. Folgende Empfehlungen unterstützen Sie dabei, Ihr digitales Netzwerk zu knüpfen:

Vernetzungsanfrage nach Möglichkeit immer mit Nachricht stellen

Persönliche, höfliche Ansprache wählen

Individuelle, maßgeschneiderte Nachricht senden

Beim ersten Kontakt nichts verkaufen wollen

Nutzen oder Mehrwert bieten

Klar und eindeutig formulieren

Keinen Standardtext senden

Zwei Beispiele für eine Kontaktanfrage nach einem persönlichen Kennenlernen:

Lieber Frau Erlinger, es hat mich sehr gefreut, dass wir uns gestern beim Neujahrsempfang kennengelernt haben. Wie versprochen, kommt hier der Link zu dem Artikel, über den wir sprachen. Ich würde mich gerne mit Ihnen vernetzen, wenn Sie mögen. So bleiben wir in Verbindung. Schönes Wochenende!

Liebe Frau Meyer, wir hatten am Samstag in Hamburg kurz Kontakt. Ich konnte leider nur bis zur „Halbzeit“ bleiben. Mein Kompliment an Sie – habe selten so ein spritziges Seminar erlebt, vielen Dank! Lassen Sie uns gerne verxinken. Beste Grüße.

Ein Beispiel für eine Kontaktanfrage für unbekannte Personen:

Sehr geehrter Herr Überall, ich habe Ihren Artikel … gelesen/ Ihren Blog besucht/Sie auf der Veranstaltung als Speaker erlebt/ und war begeistert/bin interessiert … Es würde mich freuen, Sie in mein Netzwerk aufnehmen zu dürfen und mich mit Ihnen zu … austauschen zu können. Mit freundlichen Grüßen.

Bevor Sie eine Kontaktanfrage versenden, lesen Sie Ihre Nachricht bitte noch einmal ganz genau und korrigieren Sie eventuelle Fehler. Erst dann klicken Sie auf „Senden“.

Kontaktanfragen richtig annehmen

Bestätigen Sie eine Kontaktanfrage, wird dem anderen Mitglied angezeigt, dass Sie nun ein neuer Kontakt sind. Bedanken Sie sich als höflicher Zeitgenosse, wenn sich jemand mit Ihnen vernetzt hat und fügen Sie Ihrem Gruß einen Wunsch hinzu, zum Beispiel „Ich wünsche Ihnen eine erfolgreiche Woche/schöne Feiertage/frohe Festtage/ alles Gute für Ihr Projekt“. Viele vergessen das. Doch mit Ihrem Dank festigen Sie die Beziehung, werden als sympathischer Mensch wahrgenommen und verbinden sich leichter. Unterschreiben Sie dafür mit Ihren Namen, nicht mit „Ihr schwäbischer Vertriebsfreak“ oder anderen vermeintlich witzigen Signaturen. Antworten Sie bei Kontaktanfragen zügig, nehmen Sie Anfragen ernst und beachten Sie stets auch die Interessen des anderen. Nach zwei Monaten flapsig mit „Sorry, ich bin selten hier“ zu antworten, ist etwas lax. Ein nüchternes „Sehr gerne“ – ohne Anrede und Grüße – ist zu wenig und leistet als Antwort nichts. Bei kommentarlosen Kontaktanfragen von Menschen, die Sie nicht kennen, schauen Sie sich das Profil an und googeln Sie die Person. Sind die Informationen für Sie interessant und stimmt der Eindruck, dann vernetzen Sie sich.

Ich erlebe in meinen Seminaren extrem viel Ängstlichkeit und Misstrauen, wenn es um Kontaktanfragen geht. Aus Unsicherheit wird lieber gar nicht reagiert und der Kopf in den Sand gesteckt. Gehen Sie es locker an. Seien Sie großzügig und nicht ganz so streng, was nicht heißen soll, dass Sie sich wahllos mit jedem vernetzen sollten. Jeder Kontakt könnte in Zukunft mal wichtig für Sie werden. Sie geben auf diesen Plattformen ja keine privaten Informationen preis. Chef, Verwandte, Ex-Freunde – überlegen Sie sich bei aller Großzügigkeit natürlich immer, mit wem Sie sich vernetzen.

Wer bei einer Antwort auf eine Kontaktanfrage zu forsch auftritt, kann übergriffig wirken, wie in folgendem Beispiel eines Bewerbers: „Vielen Dank für die Aufnahme in Ihr Netzwerk. Ich möchte mich im nächsten Schritt mit Ihnen austauschen und schauen, wie ich zu Ihren Anforderungen passe. Schlagen Sie mir bitte einen Termin vor!“

Freundschaftsanfragen auf Karriereplattformen ablehnen

Lehnen Sie eine Vernetzung ab, wird das andere Mitglied darüber nicht benachrichtigt. Diese Information nehmen meine Klienten stets mit größter Erleichterung auf. Viele Nutzer beklagen sich über Kontaktanfragen von Fremden, die sie nicht einordnen können. Suspekt sind vielen auch Kontakte-Sammler und Personen, die sich erst dann melden, wenn sie etwas haben wollen. Natürlich können Sie diese Leute ablehnen oder auch ignorieren (vielleicht besser nicht auf Dauer). Es ist Ihr persönliches Recht und nicht unhöflich. Warum sollten Sie sich mit einer alten Arbeitskollegin vernetzen, von der Sie seit der Euro-Einführung nichts mehr gehört haben und die plötzlich den Kontakt zu Ihnen sucht – weil sie ihren Job verloren hat? Auch Leute, die im echten Leben nicht mit Ihnen reden, obwohl Sie sich oft über den Weg laufen, dürfen Sie ablehnen. Meine Empfehlung (auch wenn es manche Experten anders sehen): Lehnen Sie immer kommentarlos ab. Es spart Ihnen Zeit, Energie und ist für alle Beteiligten besser. Begründungen wie „Nehmen Sie es nicht persönlich, aber ich vernetze mich nur mit Menschen, die ich persönlich kenne“ kann Menschen unnötig vor den Kopf stoßen. Vernetzen Sie sich dann, wenn eine Vernetzung für beide Seiten bereichernd ist. Jemand lehnt Ihre Kontaktanfrage ab? C’est la vie! Akzeptieren Sie es wie ein Profi.

Noch ein Tipp: Spricht Sie jemand persönlich darauf an, dass Sie seine Kontaktanfrage nicht angenommen haben, ist die Replik: „Ich vernetze mich nicht mit jedem!“ angeberisch und wenig stilvoll. Wenn das jemand zu Ihnen sagt, freuen Sie sich, dass der Kelch an Ihnen vorübergegangen ist.

Hilfe, keine Reaktion!

Manchmal erhalten wir keine Reaktion auf eine Kontaktanfrage. Ruhe im Salon. Selbst auf freundliche Nachfrage kommt nichts. Sicher finden Sie auch: Nicht zu antworten ist nicht schöpferisch. Was können Sie also tun? Wenn es nicht wichtig für Sie ist, tun Sie nichts. Ansonsten senden Sie eine freundliche Erinnerung oder greifen zum Hörer. Viele vergessen, die Nachrichten an ihren E-Mail-Account weiterleiten zu lassen. Ich selbst werde aktuell von über 70 Personen auf Xing ignoriert, denen ich eine Kontaktanfrage gestellt hatte. Nicht schlimm. Dafür bekomme ich aber auch viele nette Nachrichten, einfach so. Im Eifer des Gefechts übersehe (oder ignoriere) auch ich mal Anfragen. Hier ist Nachsicht gefragt. Wir sind alle nicht perfekt.

Weitere Empfehlungen für eine gute Online-Reputation

Präsentieren Sie sich professionell und positiv – im Berufsleben wie in sozialen Netzwerken. Mit gutem Benehmen lebt es sich auch digital leichter. Behandeln Sie Dienstleister freundlich. Bedenken Sie, dass Sie immer auch Ihr Unternehmen repräsentieren. Es macht keinen guten Eindruck, wenn Sie Fragen von potenziellen Bewerbern ignorieren. Vermeiden Sie unangenehm aufzufallen, indem Sie diese Strategien beachten:

Richtige Ansprache. Auf Business-Plattformen kommt Duzen nicht gut an. Das wertschätzende „Sie“ ist hier in der Anrede immer noch die Regel – zumindest am Anfang eines Kontaktes.

Keep it short. Die meisten Nutzer haben wenig Zeit. Schreiben Sie kurze Nachrichten, nicht übertrieben ausführlich.

Leseorientiert schreiben. Achten Sie auf eine korrekte Schreibweise von Namen und Orten. Schreibfehler können peinlich sein. Jagen Sie Nachrichten nicht einfach ungeprüft raus. Vermeiden Sie umständliche oder unbekannte Abkürzungen.

Zurückhaltung. Es gilt: Erst denken, dann posten. Schreiben Sie nie im Affekt. Wenn Sie Beiträge kommentieren, vermeiden Sie, wie ein Neunmalkluger zu wirken. Kontern Sie lieber mit Humor.

Marketing. Schalten Sie nicht in den Verkaufs-Modus. Bei einem Erstkontakt direkt verkaufen zu wollen, ist ein Benimm-Fauxpas.

Humor. Witze auf Kosten anderer und Anzügliches machen Sie unsympathisch. Sympathien gewinnt, wer sich nicht so ernst nimmt und auch mal über sich selbst lachen kann.

Interaktion. Keinen Dialog zulassen ist unhöflich, wenn Sie eine freundliche Mail bekommen. Antworten Sie auf Fragen, loben und gratulieren Sie.

Timing. Antworten Sie zeitnah, am besten innerhalb von 48 Stunden. Wir leben im Zeitalter von Echtzeitkommunikation, schnelles Reaktionsvermögen ist gefragt. Dauert es doch mal länger, dann ist es höflich, wenn Sie sich für Ihre verspätete Antwort kurz entschuldigen.

Selbstdarstellung: Posten Sie nicht nur Nachrichten, in denen Sie Ihre Erfolge beschreiben, sondern fragen Sie im digitalen Dialog immer auch den anderen, wie es ihm geht. Sonst ist es kein Austausch, sondern ein Statusbericht. Vorsicht auch vor Angeberei, Imponiergehabe und Egomanie.

Umgang mit Kritik. Managen Sie digitale Kritik wie im analogen Leben: ehrlich und höflich. Nicht zurückmeckern, keine Standardantworten! Wichtig ist, die Meinung des Kritisierenden ernst zu nehmen und mit Respekt zu behandeln.

Authentizität. Überlegen Sie, wo Sie wie viel von sich preisgeben möchten. Aber: Posten Sie nicht wie eine Maschine ohne jeglichen Unterhaltungswert. Scheuen Sie sich nicht, Ihre Persönlichkeit und menschliche Wärme einzubringen. Seien Sie nahbar. Das macht Sie glaubhaft und sympathisch für andere.

Gruppen. Machen Sie sich mit den Regeln der Gruppen vertraut, deren Mitglied Sie sind. Befolgen Sie die Regeln und bringen Sie sich mit Beiträgen aktiv ein.

Professionelle Kommunikation. Mit einem zu gelackten Auftritt geht Ihre Authentizität flöten, doch verzichten Sie beruflich auf peinliche Nachrichten wie: „Ich hoffe, Sie sind trotz Laufmasche gestern gut nach Hause gekommen.“ Peinlichkeiten muss man nicht wiederaufgreifen. Zeigen Sie Taktgefühl. Veröffentlich Sie auch nichts, wenn die Rechte nicht bei Ihnen liegen.

Diskretion. Interne Informationen ausplaudern und digital verbreiten ist ein No-Go. Auch öffentliche Diskreditierungen von Kollegen oder Vorgesetzten haben nichts im Netz zu suchen.

Richtig danken. Gratuliert Ihnen jemand zum Geburtstag, ist ein „Danke!“ etwas wenig, eine detaillierte Nacherzählung der Party zu ausführlich. „Herzlichen Dank für Ihre Glückwunsche, ich habe mich sehr darüber gefreut!“, passt immer. Gratuliert Ihnen jemand zum neuen Job, bedanken Sie sich, auch wenn die Person aktuell vielleicht „unwichtig“ für Sie ist.

Welche Inhalte Sie in sozialen Netzwerken teilen können

Michel de Montaigne (1533–1592) sagte: „Alles wimmelt von Kommentaren; an Autoren aber ist großer Mangel.“ Diese Aussage ist auch heute noch aktuell. So mancher Nutzer scheint tatsächlich lieber zu kommentieren, als selbst hochwertige Inhalte zu produzieren und zu teilen. Nachstehend führe ich einige nützliche Inhalte auf, die Sie bedenkenlos teilen können und mit denen Sie zudem Ihrem Netzwerk Informations- und Mehrwert anbieten:

Zeitungs- und Fachartikel

Studien und Brancheninfos

Hinweise auf Veranstaltungen und Konferenzen

Tipps zu Büchern, Fachliteratur und Rezensionen

Eigene Blogbeiträge, Servicebeiträge, kurze Statements, News

Interessante Beiträge von Kollegen und aus Ihrem Netzwerk

Stellenausschreibungen

Um Ihre Themen zu finden, überlegen Sie sich:

Wofür stehe ich?

Was interessiert mich?

Zu welchen Themen möchte ich mich positionieren?

Könnte dieser Inhalt mein Netzwerk interessieren?

Stimmt die Tonalität?

Mit Katzenvideos und Kalendersprüchen gehen Sie besser zu Facebook. Bei belanglosen digitalen Tagebucheinträgen wie „Meeeega Wochenende, ausschlafen, lesen, mit mir selbst sein, love it!“ wird man sich fragen, was genau Sie eigentlich mitteilen wollen. Denken Sie immer daran: Der Köder muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler. Statusmeldungen über Hunger und Müdigkeit interessieren niemanden, genauso wenig inflationär benutzte Sinnsprüche („Jeder Topf findet seinen Deckel“). Auch unbedachte Äußerungen, reine Produktwerbung und marktschreierische Eigen-PR nerven Ihre Mitmenschen auf Dauer und sind nicht höflich. Weniger ist oft mehr. Auch im Netz.

Selbst wenn Sie vorrangig berufliche Kontakte knüpfen und geschäftliche Beziehungen pflegen möchten: Ihr Social-Media-Feed muss nicht so lehrreich sein wie die Komplettausgabe der Enzyklopädie Britannia und sollte leicht zu konsumieren bzw. zu lesen sein. Wagen Sie es, Mensch zu sein. Perfektion ist uninteressant. Zeigen Sie sich nicht 365 Tage im Jahr als Held oder Heldin. Das will niemand lesen. Der allgemeine Duktus Ihrer Nachrichten sollte positiv sein und Nutzwert bieten. Bieten Sie Information und Unterhaltung. Bei aller Professionalität dürfen Sie zwischendurch auch mal ein Zitat, ein Comic oder etwas Lustiges posten. Menschen lachen gern. Auch Buchhalter und Steuerberater.

Auf Twitter werden Neuigkeiten, Gedanken und externe Inhalte in schnellem Tempo und verdichteter Form geteilt. Die Kurznachrichten im Telegramstil werden Tweets genannt (engl. to tweet, zwitschern). Ein Tweet besteht aus maximal 280 Zeichen. In dieser Kürze liegt das Alleinstellungsmerkmal von Twitter. Die Follower können Tweets teilen („retweeten“), favorisieren („liken“) oder kommentieren. Twitter ist für viele eine unschlagbare globale „Wissensdatenbank“.

Es gibt aktuell tatsächlich keinen schnelleren Weg, die neuesten Nachrichten aus aller Welt in Echtzeit zu erfahren. Eine Freundin von mir sieht es als „virtuellen Coworking Space“, eine Kunde bezeichnete es kürzlich als riesigen Bienenstock. Mir gefällt der Vergleich mit einer Zugfahrt, bei der man aus dem Fenster schaut und immer Neues entdeckt, oder auch einer Schule für Erwachsene. Sie können hier geistreiche Artikel lesen, spannende Menschen entdecken, Denkanstöße bekommen und sich unterhalten. Neben purer Information finden Sie auch Lebensweisheiten wie „Deutschrap ist die einzige Chance, die du hast, wenn du das Abi nicht schaffst“7.

Politiker, Journalisten, Weltstars, Schriftsteller, Unternehmen, Medien und natürlich Menschen wie Sie und ich sind dabei. Auch Gott, der Dalai-Lama, Nietzsche, Goethe und der Papst haben einen Account. Seinen Twitter-Handle @Nutzername (also die eigene Adresse) bei Konferenz-Präsentationen einzusetzen, ist in digital progressiven Branchen längst Standard.

Kleiner Tipp: Die Spielregeln dieser Plattform wirklich zu verstehen braucht Zeit. Twitter ist eine „Kulturtechnik“, die erst mal viele irritiert und die es zu lernen gilt. Haben Sie Geduld. Hören Sie erst mal nur zu und erkunden Sie das neue Terrain. Sie müssen zunächst gar nicht selbst twittern. Machen Sie sich mit den Grundregeln vertraut, so wie Sie es bei allen neuen Plattformen tun sollten. Sie haben auch die Möglichkeit, Qualitätsfilter zu aktivieren und Nutzer, Hashtags oder Begriffe stummzuschalten, um für Sie uninteressante Inhalte herauszufiltern.

Stay classy on Twitter!

Ich verantwortete einige Jahre einen internationalen Twitter-Account und habe zusammen mit meinen damaligen Kollegen so einige Fettnäpfchen gemeistert. Wie für alles im Leben gibt es auch hier kein Pauschalrezept. Doch ich möchte Ihnen einige Empfehlungen geben, wie Sie Twitter professionell und anständig nutzen, ohne Follower zu vergraulen:

Für alle, die wissensdurstig, zukunftshungrig und gern gut informiert sind: Einfach mal Twitter ausprobieren, es lohnt sich!

„Was sagt denn die Twitter-Etikette, darf man schon mit seinen Weihnachtsgeschenken angeben?“ ist typischer Stil auf Twitter. Der Ton ist eher locker. Bleiben Sie trotzdem höflich.

Das „Du“ ist allgemein üblich. Wer sich unsicher ist, kann sich nach dieser Formel richten: privat = du, geschäftlich = Sie.

Zu viel Eigenwerbung kommt nicht gut an. Mit 25 Ankündigungen für Geigenunterricht in Buxtehude sind Sie hier total falsch.

Kommunizieren Sie professionell. Bedanken Sie sich für Lob. Wenn Sie mögen, auch mal für einen schönen Retweet.

Unterhaltungswert ist wichtig. Zeigen Sie immer mal wieder Ihren Sinn für Humor.

Achten Sie auf Ihre Sprache, auch in Diskussionen und Debatten. Kommentieren Sie mit Bedacht. Beleidigungen, Schimpfwörter oder Vulgäres überlassen Sie anderen.

Seien Sie respektvoll im Umgang mit anderen Meinungen. Bewahren Sie immer Anstand und guten Stil. Menschen in einer Debatte herabzuwürdigen, weil sie eine andere Meinung vertreten, ist ein No-Go. Hetze, Hatespeech (Hassrede)8 oder Menschen zu diffamieren trägt nicht zu einer respektvollen digitalen Diskussionskultur bei. Ein Mantra, das für alle Netzwerke gilt, lautet: „Stay classy!“ Empörung zu twittern, ist übrigens kein aktives Handeln.

Urteilen Sie nie vorschnell. Warten Sie auf Informationen von offiziellen Accounts (z. B. Polizei), bevor Sie falsche Informationen verbreiten oder andere herabwürdigen. Beschimpfen und nerven Sie aus dem Wohnzimmer heraus nicht Menschen, die gerade in einer schwierigen Situation stecken (Evakuierung, Unfall, Anschlag etc.).

Bleiben Sie freundlich. Unterlassen Sie sinnfreies oder ironisches Kommentieren. Auch diskriminierende, verächtliche Posts oder ein rechthaberischer Moralmodus sind zu vermeiden.

Zeigen Sie Toleranz. Melden Sie nicht übermotiviert jeden Tweet, nur weil er nicht Ihrer Meinung entspricht.

Gehen Sie äußerst sparsam mit Superlativen um: „Mega! Die großartige, tolle, wunderbare, super kluge Lotte Mustermann hat wieder einen phantastischen, genialen Artikel geschrieben!“ Oft reicht ein „Lesenswert!“ Überlassen Sie Ihren Followern die Bewertung.

Bewahren Sie sich Ihre Unabhängigkeit und Freiheit. Ihnen sollte klar sein: Biedern Sie sich digital an, um zu einer bestimmten Twitter- Clique dazuzugehören, könnten Sie sich abhängig machen. Bleiben Sie sich treu.

Beachten Sie Subbotschaften in Tweets. Twittern Sie zu Diversity, sollte das dazugehörige Foto besser nicht ausschließlich schwarz gekleidete Personen zeigen. Twittern Sie von einer Konferenz, gehen Sie davon aus, dass ein Foto eines nur mit Männern besetzten Podiums für Häme sorgen wird.

Sollten Sie sich mal im Ton vergriffen haben, bewahren Sie die Ruhe. Jedem von uns ist schon mal ein Tweet herausgerutscht, den wir später reumütig gelöscht haben. Sie dürfen sich auch versöhnlich zeigen und entschuldigen.

Vieraugen-Prinzip: Suchen Sie sich jemanden, mit dem Sie sich über schwierige Tweets abstimmen können. Oder der Ihnen bei suboptimalen Tweets eine Direktnachricht sendet: „Stay classy!“

5 Tipps: Wie Sie sich in den sozialen Netzwerken stilvoll bewegen

In den sozialen Netzwerken werden immer mehr Banalitäten ausgetauscht. Doch wer profane To-do-Listen teilt wie „Reis kochen, Tee trinken, auf dem Sofa gammeln“, dem sollte klar sein, dass er damit seinem Netzwerk keinen erkennbaren Nutzen bietet. Wer gewohnheitsmäßig oder zwanghaft alles herzt, um im Gegenzug selbst Likes zu kassieren, macht sich abhängig und wird sehr viel Zeit investieren müssen. Ich verrate Ihnen fünf Strategien, wie Sie sich stilvoll in sozialen Netzwerken bewegen und professionell mit Inhalten umgehen.

1. Legen Sie nicht alles offen

Berichte über Angstattacken, Einsamkeit, Selbstfindung und Ähnliches – online Fremden zu zeigen, dass man durch eine harte Zeit geht, ist im Trend. Viele scheinen fast wie in einer Art Wettbewerb demonstrieren zu wollen, wie verletzlich sie sind und welche Hindernisse sie überwunden haben, um zu der Person zu werden, die sie heute sind. Selbst wenn dies in manchen Fällen auch seine guten Seiten hat: Entscheiden Sie sehr genau, wie viel Privates aus Ihrem Leben Sie wirklich mit der Welt teilen wollen. Nur weil alle etwas auf eine bestimmte Weise machen und es gerade in ist, sein Leiden zu veröffentlichen, müssen Sie es nicht auch so machen.

Mein Tipp: Hören Sie auf damit, den Leuten mehr zu erzählen, als sie wissen müssen. Bewahren Sie die für Sie wirklich bedeutungsvollen Dinge in Ihrem Herzen. Sie möchten – unabhängig von digitalen Trends – zeitlos elegant auftreten? Sprechen Sie die Emotionen von Menschen an, teilen Sie Schönes, aber nicht neurotisch alle Ihre persönlichen Sorgen oder jede Ecke Ihrer Wohnung. Vorsicht auch mit Standortinformationen! Wo Sie gerade ein Bewerbungsgespräch haben oder wo Ihr Kind spielt, muss die Außenwelt nicht wissen. Gehen Sie verantwortungsvoll mit persönlichen Daten um.

2. Bewahren Sie sich etwas Glamouröses

Sie möchten online elegant auftreten? Alles wird anders, wenn Sie sich etwas Rätselhaftes bewahren. Müssen Sie wirklich Ihre nackten Füße posten und der Welt mitteilen, dass Sie gerade eine Magenspiegelung hatten? Stellen Sie nicht jedes Stückchen von sich in der Öffentlichkeit aus. Sie möchten mehr Glamour? Virginia Postrel schreibt in ihrem wunderbaren Buch „The Power of Glamour“9: „Je weniger wir über die Person hinter der Person wissen, desto mehr können wir die Lücken mit unseren eigenen Sehnsüchten füllen.“ Es gehört Erfahrung, Professionalität und oft ein Redaktionsteam dazu, Pickel in Großaufnahme mit der Welt zu teilen und dabei auch noch so klasse auszusehen wie Instagram-Influencerin und Unternehmerin Jen Gotsch (Ban.Do Designs). Versuchen Sie es erst gar nicht! Schon gar nicht – und hier spricht die Unternehmerin in mir – wenn Sie nicht gut dafür bezahlt werden.

3. Bieten Sie Inspiration

Am Urlaubsort eine Flasche Bier vor das Meer zu halten und das Foto mit „Prost, ihr Luschen!“ zu teilen, hat nicht gerade Flair. Wenn Sie versuchen, Dinge aus einem anderen, höheren Blickwinkel heraus zu zeigen, dann bieten Sie anderen Menschen Inspiration. Teilen Sie einzigartige Momente, bemerkenswerte Landschaften, Gedanken oder Veranstaltungsbesuche. Machen Sie sich bewusst, dass wir alle Sehnsüchte haben und träumen wollen. Bleiben Sie dabei natürlich und authentisch. Aber kippen Sie nicht in das andere Extrem, geben sich nur unangreifbar, aseptisch erhaben und zeigen eine glatte, perfekte Welt. Dann werden sich Menschen nur schwer mit Ihnen identifizieren können.

4. Achten Sie auf Ihre Sprache

Seien Sie bei digitalen Interaktionen – wie im analogen Leben auch – nicht zu schnell zu vertraulich oder schnodderig im Ton. Wer herumpöbelt oder Kraftausdrücke verwendet, wirkt schnell gewöhnlich oder stigmatisierend. Selbstverständlich steht es jedem frei, ungefiltert Dampf abzulassen und wie ein Bierkutscher zu posten: „Schon wieder so ein Arschloch am Telefon.“ Davon geht die Welt nicht unter. Nur wirken verbale Diskreditierungen nicht kultiviert. Wer unaufdringlich erscheinen will, bleibt höflich und verkneift sich Kraftausdrücke – auch wenn es zugegeben nicht immer leichtfällt.

5. Entwickeln Sie Ihren eigenen Stil

Durch einen authentischen Auftritt ohne polierte Fassade zeigen Sie, dass Sie eine entwickelte Persönlichkeit sind, die es nicht nötig hat, andere nachzuahmen. Mit diesem Selbstbewusstsein können auch andere Menschen Sie annehmen und sympathisch finden. Scheuen Sie sich nicht davor, Inspiration bei anderen Accounts zu suchen. Ideen zu sammeln, ist absolut legitim. Doch versuchen Sie aus dem, was Sie entdecken, Ihren persönlichen Stil zu mixen. Entwickeln Sie Ihren eigenen Zungenschlag beim Texten und Fotografieren. So werden Sie nicht nur Herzen gewinnen und originell wirken, sondern auch andere inspirieren und ermutigen.

Umgang mit Online-Beleidigungen, Hassreden und Trolls

Als „Troll“ bezeichnet man jemanden, der im Internet andere Personen absichtlich provoziert, beschimpft oder mobbt. Meistens treten diese Wesen anonym auf. Sie buhlen um Aufmerksamkeit und wollen andere verletzen und herunterziehen. In manchen Fällen ist es auch einfach nur Neid. Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen, kennen das. Gesetzt den Fall, jemand beleidigt Sie online: Bewahren Sie die Ruhe! Überlegen Sie sich, ob es sich überhaupt lohnt, sich damit zu befassen und Energie in Antworten hineinzustecken. Meistens ist es besser, unflätige oder obszöne Nachrichten zu ignorieren und sich nicht provozieren zu lassen. Ein dickes Fell hilft dabei. „Don’t feed the Trolls!“ („Füttere keine Trolle!“) ist deshalb zu einem Leitsatz geworden. Wo es für Sie unverschämt oder beleidigend wird, blockieren Sie die Person.

Wer schon mal die Social-Community-Accounts eines Unternehmens verantwortet hat, weiß, wie es ist, täglich irre Nachrichten zu lesen. Taylor Swift schrieb ein passendes Lied dazu („Shake it off“): „Hasser werden hassen, du musst es einfach nur abschütteln“, singt sie. In einem online abrufbaren „Leitfaden für Journalist*innen zum Umgang mit Hassrede im Netz“ ist zu lesen, dass es hilft sich zu vergegenwärtigen, dass man (oft) nicht persönlich gehasst werde, „sondern abwertende Kommentare auf einen Beitrag folgen, der für gesellschaftliche Probleme in Geiselhaft genommen wird“.10

Beleidigungen und Hassreden ignorieren Sie – oder Sie reagieren bedacht und sachlich.

Immer den Mund halten? Nein! Manchmal ist auch eine Gegenrede sinnvoll, um Meinungsfreiheit möglich zu machen, anderen den Rücken zu stärken und sich gegen Hass und Hetze einzusetzen. Sie können Hassrede oder Aufrufe zur Gewalt melden. Wenn Sie konkrete Hilfe gegen Hate Speech im Netz benötigen, so besuchen Sie die Seite no-hate-speech.de. Hier finden Sie ausführlichen Rat, konkrete Hilfe und professionelle Unterstützung.

Instagram-Etikette: Tops und Flops

Schminkvideos, Blumen, Strandurlaube, News, Party-Polaroids, und da ist das Mädchen mit ihrem umwerfenden Kleid, schicken Apartment und perfekten Freund. Früher gab es Poesiealben, heute haben wir Instagram. Eine Art populäres digitales Fotoalbum mit Text und Videos. Menschen sind auf der Suche nach der Schönheit in dieser Welt und lassen uns an ihrem Leben teilhaben. Stars geben uns ungewöhnliche Einblicke, Medien teilen Nachrichten und Unternehmen nehmen Follower mit hinter die Kulissen. 20 Millionen aktive Nutzer gibt es aktuell in Deutschland (Stand Januar 2019).11 Es werden immer mehr. Für die Generation Z hat Instagram längst Facebook als Nachrichtenquelle abgelöst. Geschickt gewählte Bildausschnitte und Filter gaukeln uns oftmals eine heile Welt vor. Inzwischen gibt es aber auch unzählige Accounts, die nicht absurd perfekt sind, sondern kreativ Widerstand leisten und Authentisches zeigen. Jeder sollte für sich selbst entscheiden, wie er verantwortungsvoll mit der App umgeht und sich auf Instagram bewegt. Hier sind die wichtigsten Benimmregeln in Kürze:

Top

Nützliche Informationen in der Biografie bereitstellen

Vernünftiges Maß an Eigenwerbung

Kommentare zeitnah beantworten

Schwer erkennbare Motive vermeiden

Keine Subbotschaften in Bildern

Tonalität und Rechtschreibung beachten

Vor dem Fotografieren und Filmen Erlaubnis einholen

Werbung kennzeichnen

Flop

Krampfhaft auf Followerfang sein

Unangemessene Kommentare

Möchtegern-Influencer spielen („Ich mach das, was machst du?“)

Bloßstellen von Dritten sowie Lästereien

Protzen und Angeberei

Fremde Bilder teilen, ohne den Account zu nennen

Zu viele Emoticons – kann albern wirken

Allzu Privates, Freizügiges mit der Welt teilen

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Besonders heikel sind Aufnahmen von Kindern. Überlegen Sie sich gut, ob Sie Ihre eigenen Kinder wirklich online erkennbar zeigen wollen. Bevor Sie fremde Kinder auf Fotos abbilden, fragen Sie nach, ob Sie das dürfen. Hierüber entscheiden jeweils die Eltern.

MODERN-LIFE-
NETWORKING

 

Mit Stil netzwerken

Netzwerken – analog und digital – ist der schnellste Weg, neue Kontakte zu knüpfen, sich einen Ruf als Experte aufzubauen, einen begehrten Job zu finden und sich bekannt zu machen. In ihrem Bestseller „Taking the Work out of Networking“ definiert die amerikanische Autorin Karen Wickre12: „Vernetzung bedeutet, sich darum zu bemühen, besonders viele Menschen zu treffen und zu sprechen, um so Informationen zu erhalten, die Ihnen helfen können.“ Doch nicht jeder, der sein Netzwerk erweitern will, verhält sich dabei taktvoll und stilsicher. Lassen Sie mich Ihnen dazu eine kleine Geschichte erzählen.

Eine meiner Kundinnen war zu einer eleganten Netzwerkveranstaltung eingeladen. Niemand hatte Zeit, sie zu begleiten, also ging sie allein. Als sie an ihrem Willkommens-Cocktail nippte, sah sie eine Bekannte im Gespräch mit einer anderen Frau. Sie freute sich, ein vertrautes Gesicht zu sehen, und gesellte sich zu den beiden. Die Unbekannte ergriff direkt das Wort: „Sie tragen ein schickes Kleid! Diese Farbe steht Ihnen super!“ Das Kompliment brach sofort das Eis und dies wäre es ein gelungener Einstieg in eine klassische Netzwerk-Situation, wenn nicht … Meine Kundin erzählte, sie habe sich gerade bedanken wollen, da zog die Frau unvermittelt einen Stapel Flyer aus ihrer Handtasche. „Ich bin Coach! Hier ist mein Flyer. Ach was, nehmen Sie am besten gleich mehrere mit, dann können Sie sie verteilen.“

Dreistigkeit mag andere überrumpeln, führt aber nur bedingt zum Erfolg.

Meine Kundin war sprachlos, nahm den Stapel verdattert an, steckte ihn in die Tasche und entsorgte ihn später. Die Dame sei an dem Abend mit ihren Werbematerial von Grüppchen zu Grüppchen weitergewandert, erzählte sie mir, und habe immer das gleiche abgespult: „Kompliment, Eigenwerbung und Flyer“. Irgendwie dreist, oder? Eine Schlagfertigkeits-Queen wäre meine Kundin ja gewesen, wenn sie direkt ihre eigenen Prospekte gezückt hätte: „Klar, mache ich gerne. Verteilen Sie doch bitte auch meine. Hier sind schon mal zwanzig Stück!“

Sie wollen sich lieber mit Klasse vernetzen und fragen sich, wie Sie das hinbekommen? Es ist gar nicht so schwierig. Lesen Sie weiter!

Erfolgreich netzwerken: Gehen Sie freundschaftlich vor

Hier kommt direkt die wichtigste Regel, bevor Sie sich ins Getümmel begeben: Gehen Sie es freundschaftlich an. Gehen Sie nicht hausieren wie die offensive Flyer-Dame. Bieten Sie nicht direkt nach der Begrüßung Beratungen, Bungalows oder Bernhardinerwelpen an. Sie benötigen auch keine Werbeprospekte, um sich ein Netzwerk aufzubauen. Netzwerken ist ein bisschen so, wie neue Freunde finden – und kein Wettbewerb. Kommen Sie in den echten oder virtuellen Raum, um etwas zu lernen und etwas von sich zu geben (keine Prospekte!). Vermitteln Sie nicht den Eindruck, dass Sie dem anderen nur helfen, wenn Sie dafür eine Gegenleistung bekommen. Diese Herangehensweise ist keine Basis für stilvolles Netzwerken. Es fühlt sich für unser Gegenüber aufdringlich und berechnend an. Neue Verbindungen aufzubauen funktioniert nur, wenn andere nicht das Gefühl haben, dass wir sie ausnutzen.

Wie machen Sie das? Signalisieren Sie echte Bereitschaft, sich auf Ihr Gegenüber einzulassen. Ohne den Gedanken an eine Gegenleistung. Netzwerken ist beziehungsorientiertes Business. Vertrauen, Sympathie und wechselseitige Relevanz sind die Grundlage. Es braucht Zeit, Vertrauen aufzubauen, deshalb überstürzen Sie bitte nichts. Bringen Sie sich selbst ein, Geschäftliches ergibt sich dann wie von selbst. Wenn Sie sich wirklich öffnen, verbinden Sie sich mit Menschen auf emotionale Weise. Teilen Sie Ihre Geschichte, Ihren Hintergrund. Tauschen Sie sich aus über Ziele, Ambitionen, Hoffnungen und Herausforderungen. Im folgenden Abschnitt schauen wir uns die drei Phasen beim Vernetzen etwas genauer an.

Die drei Phasen beim Vernetzen

Erste Phase: Beziehung aufbauen

Als ersten Schritt bauen Sie nach dem Grüßen eine Beziehung zu Ihrem Gegenüber auf. Das kann analog sein oder auch digital. Überstürzen Sie nichts. Beschnuppern Sie sich. Zeigen Sie Initiative, aber zwingen Sie anderen kein Gespräch auf.

Grüßen Sie und stellen Sie sich vor. Sie könnten eine Vorlage liefern, zum Beispiel:

„Wie ich sehe, stehen Sie etwas allein hier, darf ich mich zu Ihnen gesellen? Ich bin …“

„Ich habe mich Ihnen noch gar nicht vorgestellt …“

Zweite Phase: Interesse und Bereitschaft zu geben signalisieren

Sie haben sich jetzt gegenseitig begrüßt und vorgestellt. Nun geht es darum, dass Sie wie jeder Menschenfreund echtes Interesse signalisieren, ihrem Gegenüber Raum geben und es nicht bedrängen. Stellen Sie in dieser Phase offene Fragen, beispielsweise:

„Was führt Sie auf diese Veranstaltung?“

„Könnten Sie mir mehr über Ihren Job erzählen?“

Hören Sie zu, denken Sie mit und knüpfen Sie an Gesagtes an, indem Sie beispielsweise antworten: „Meine Story … ich war mal … heute bin ich …“ Versuchen Sie in dieser Phase auf keinen Fall, in den Selbstvermarktungsstatus zu rutschen. Lassen Sie durchblicken, dass Sie vernetzt denken und andere gern mit Kontakten oder Informationen unterstützen. Was Sie in dieser Phase tun sollten: Geben Sie etwas von sich preis. Bieten Sie Ihrem Gegenüber Anknüpfungspunkte an, etwas, wo er oder sie ankern kann.

Dritte Phase: Vernetzen

Bei gegenseitiger Sympathie und wenn Sie festgestellt haben, dass Sie füreinander interessant sind, ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, sich zu vernetzen. Tauschen Sie Ihre Daten aus. Einem digitalen Kontakt können Sie in dieser Phase ein Treffen vorschlagen. Vielleicht gibt es ein Ereignis, für das Sie sich verabreden. Beantworten Sie in dieser Phase schriftliche Anfragen zügig. Wenn Sie jemand um ein Treffen bittet, Sie aber erst drei Monate später antworten, ist das Eisen nicht mehr heiß.

In dieser Phase sollten Sie Ihre Erwartungen aneinander klären und managen. Dazu könnten Sie beispielsweise folgende Fragen stellen:

„Gibt es etwas, das ich für Sie tun kann?“

„Wie kann ich Ihnen helfen oder Sie unterstützen?“

Es geht darum, sich auf freundschaftliche Art zu verbinden und sich gegenseitig Hilfe anzubieten. Bei einem neuen Kontakt fragen Sie sich: „Wie kann ich der Person helfen?“ Fragen Sie sich nicht: „Was kann mir diese Person bringen?“ So werden Sie nicht nur sympathisch rüberkommen, sondern auch erfolgreicher netzwerken.

Die 70-20-10-Regel zum Netzwerken

Eine kluge Netzwerkregel, die ich Ihnen ans Herz legen möchte, ist die 70-20-10-Regel von Mike Sansone. Der amerikanische Social-Media- Experte gewichtet die Zeit, die man in sein Netzwerk investieren sollte, folgendermaßen:

Nutze 70 Prozent deiner Zeit, um anderen zu helfen.

Nutze 20 Prozent deiner Zeit, um dich selbst zu präsentieren.

Nutze 10 Prozent deiner Zeit, um andere um Hilfe zu bitten.

Die Regel macht deutlich, dass wir erst einmal viel geben und anderen helfen müssen, wollen wir Vertrauen aufbauen. Besonders introvertierte Menschen schätzen diese Strategie, da sie erkennen, dass es beim effektiven Netzwerken gar nicht so sehr darum geht, sich selbst anzupreisen. Sondern darum, Kontakte zu vermitteln, Jobangebote weiterzuleiten oder sonstigen Nutzen für andere zu stiften. Hat sich allmählich Vertrauen gebildet und gefestigt und haben die Netzwerkpartner ebenfalls Interesse entwickelt, lenken Sie die Aufmerksamkeit Ihrer Kontakte auf das, was Sie ausmacht. Haben andere Sie erst einmal besser kennen- und als hilfreiches Gegenüber schätzen gelernt, dürfen Sie damit rechnen, dass sie sich ihrerseits für Sie engagieren. Im Idealfall haben Sie treue Wegbegleiter gewonnen, die Sie nun in beruflichen Dingen um Rat und konkrete Hilfe bitten können. Ein tragfähiges Netzwerk aufzubauen und zu erweitern braucht Zeit. Gute Umgangsformen helfen Ihnen dabei, digitale und analoge Begegnungen so zu gestalten, dass sich für beide Seiten eine gewinnbringende und angenehme Beziehung entwickeln kann.

Modernes Netzwerkmanagement bedeutet ansprechbar zu sein

Alles dreht sich heute um Kontakte und Empfehlungen. Viele Menschen verdanken ihren Erfolg, Jobs oder Aufträge ihren Beziehungen. Gute Arbeit spricht sich herum. Auch mir hilft mein Netzwerk bei meiner Arbeit. Manchmal erhalte ich Anfragen wie diese: „Frau Meyer, meine Freundin war begeistert von Ihrem Vortrag und hat mir darüber berichtet. Sie hat mir Ihren Kontakt weitergeleitet. Gern würde ich wissen, ob Sie diesen Vortrag vielleicht auch in unserem Unternehmen halten könnten.“ Natürlich freue ich mich darüber und selbstverständlich führe auch ich Kontakte auf diese Art zusammen. Leider nutzen viele das Potenzial, das Netzwerken bietet, noch zu wenig. Besonders häufig beobachte ich die folgenden zwei „Verhaltensfehler“:

Kontaktanfragen werden kommentarlos und uncharmant versendet, ohne sich vorzustellen, ohne eine Nachricht. Die Chance, sich mit dem anderen bekannt zu machen, bleibt ungenutzt. Wenn Sie sich nicht die Zeit nehmen, sich kurz vorzustellen, wieso sollte Ihr Gegenüber Lust haben, Ihnen zu helfen?

Kontaktanfragen werden rigoros abgeschmettert oder ignoriert.

Was bringt ein solches Verhalten? Leider nichts. Von den Teilnehmern meiner Seminare weiß ich, dass sie oft annehmen, es sei schick und sicher, unerreichbar für andere zu sein. Früher mag es mal angesagt gewesen zu sein, wie eine Burg mit hochgezogener Brücke aufzutreten: abgeschottet, nur schwer einzunehmen. Heute gilt das nicht mehr. Modernes Netzwerkmanagement bedeutet, ansprechbar zu sein, konsistent aufzutreten, empathisch und transparent zu kommunizieren. Es bedeutet auch, die Komfortzone zu verlassen, um neue (Job-)Möglichkeiten zu erschließen. Seien Sie ein Link für andere Menschen, kein Endpunkt.

Sollten Sie mal absolut keine Lust auf Smalltalk haben, ist es natürlich nicht schlimm. Das ist menschlich, jeder kennt es. Gerade in Berufen, in denen wir viel mit Menschen zu tun haben, ist regelmäßiger Rückzug, Stille und Alleinsein wichtig, um die Batterien wieder aufzuladen. Sie müssen also kein schlechtes Gewissen haben. Auch müssen Sie sich nicht voreilig von bestimmten Gruppen oder Menschen einnehmen lassen, die Ihnen nicht zusagen.

Klasse statt Masse

Die Autorin und Gründerin des internationalen Netzwerks Global Digital Women, Tijen Onaran, schreibt treffend in ihrer „Netzwerkbibel“13, dass 1000 Kontakte bei Xing noch kein Netzwerk sind. Es gehe um Klasse, nicht um Masse. Netzwerke müssten mehr sein als nur ein Verzeichnis. „Net Working“ habe wortwörtlich etwas mit Arbeit zu tun. Diese Arbeit und Investition zahle sich aus. Sie nennt als die drei wichtigsten Lektionen: (1) Werde Experte für dein Thema. (2) Sprich über dein Thema vor anderen Menschen. (3) Setze dabei auf gute Rhetorik und lerne, eloquent zu sein. So viele Menschen, leider gerade Frauen, denken: „Wenn ich gut bin, wird das schon irgendjemand merken.“ Doch so laufe das nicht. Am Ende wird das gesehen, was man selbst über sich erzählt. Etwas anderes zu glauben, sei naiv, so Onaran. Recht hat sie.

Netzwerk-Knigge: So vernetzen Sie sich richtig

Erst einmal geben: Wenn man seinen Job verloren hat, ehemalige Kollegen zu kontaktieren und um Hilfe zu bitten, nachdem man sich Jahre nicht gemeldet hat – das ist grottenschlechtes Benehmen. Bauen Sie sich ein belastbares Netzwerk auf, bevor Sie es brauchen. Es ist durchaus möglich, dass Sie erst Jahre später von Ihrem Netzwerk profitieren. Der amerikanischen Unternehmensberater und Autor Simon Sinek bringt es auf den Punkt, wenn er sagt: „Don’t give to get. Give to inspire others to give.“14 (Gib nicht, um zu bekommen. Gib, um andere zu inspirieren, zu geben.)

Verschenken Sie Anerkennung: Großmütige, souveräne Menschen zeichnen sich dadurch aus, dass sie anderen, auch Konkurrenten, ehrliche Anerkennung für einen Erfolg zollen. In den Augen des eigenen Netzwerks wird das positiv auffallen. Geizen Sie nicht mit Lob. Es strahlt auf sie zurück. Ein großes Netzwerk gewinnt die- oder derjenige, dessen Beiträge oft geteilt oder positiv kommentiert werden. Wenn Sie Anerkennung erwarten, müssen Sie auch bereit sein, selbst Anerkennung zu geben.

Nehmen Sie positiv Einfluss: Passen Sie sich nicht einfach nur an. Beeinflussen Sie die Energie in einem Raum aktiv und bewusst auf positive Weise. Bringen Sie Freude in ein Gespräch mit ein, sprechen Sie optimistisch und herzlich über Dinge. Das ist wie ein Geschenk. So erinnern sich Menschen an Sie.

Aufmerksamkeit ist alles: Aufmerksamkeit kann Ihnen und den Menschen, denen Sie begegnen, den Tag retten. Wann haben Sie anderen zum letzten Mal im Gespräch das Gefühl gegeben, die einzige Person auf der Welt und etwas Besonderes zu sein? Aufmerksamkeit ist so wichtig und erfrischend wie ein Glas Wasser bei 30 Grad!

Halten Sie Augenkontakt: Lassen Sie Ihren Blick auch mal schweifen und nehmen Sie mit den Augen Kontakt zu anderen auf. Kleben Sie in Networking-Situationen nicht am Smartphone oder für Stunden an nur einem Augenpaar. Seien Sie wach. Schauen Sie sich um, was im Raum so passiert und wen Sie vielleicht noch treffen möchten.

Haben Sie Ihren Elevator Pitch parat: „Und was machen Sie beruflich?“ – Wenn Sie diese Standardfrage prägnant beantworten oder sich in einer Netzwerksituation auf den Punkt präsentieren können, ist das ein großer Vorteil. Sie sollten in 60 Sekunden und zwei, drei Sätzen erklären können, wer Sie sind und was Sie anbieten.

Wie Sie Ihren Elevator Pitch entwerfen, erfahren Sie auf Seite 221.

Beweisen Sie Vernetzungsfähigkeit: Stellen Sie in Gesprächen Fragen. Die Antworten helfen Ihnen herauszufinden, was der andere braucht. Versuchen Sie zudem zu verstehen, welche Informationen Ihr Kontakt benötigt, um Ihre Ziele zu unterstützen. Trauen Sie sich, alleine zu Netzwerkveranstaltungen zu gehen. So lernen Sie in der Regel mehr Menschen kennen, als wenn Sie in Begleitung kommen. Es sei denn, jemand ist so nett und stellt Sie in einer neuen Runde überall seinen Kontakten vor.

Nehmen Sie Smartphone und Visitenkarten mit: Wenn Sie Ihr Handy dabei haben, können Sie sich bei Veranstaltungen mit den Menschen, die Sie kennengelernt haben, direkt auf Linkedin, Twitter und Co. vernetzen. Ist das Umfeld weniger digital affin, tauschen Sie klassisch Visitenkarten aus.

Finden Sie Ihren Kanal: Finden Sie Ihre Plattform, Ihr Format. Sie fühlen sich auf Netzwerkveranstaltungen wohl, sind aber auf Social- Media-Kanälen noch unsicher, wenn es darum geht, neue Kontakte zu knüpfen? Kein Problem. Schauen Sie, was am besten zu Ihnen passt. Bleiben Sie neugierig und offen dafür, immer wieder neue Wege und Orte für sich zu entdecken.

Der Zufall: Sie kennen Ihre Ziele und wissen, was Sie erreichen wollen? Perfekt! Doch lassen Sie auch zufällige Begegnungen zu. Bringen Sie in typischen Alltagssituationen, zum Beispiel in der Bahn oder auf einer Konferenz, Offenheit für andere Menschen mit. So entstehen häufig ganz unverhofft sehr interessante neue Verbindungen.

Sie arbeiten in einem größeren Konzern, möchten firmenintern mal mit anderen Kollegen gemeinsam essen gehen und Kontakte bei einem Lunch Date vertiefen? Hier eine Auswahl an Apps, die Ihnen helfen, sich ungezwungen mit neuen Leuten bei einem Mittagessen oder nach Feierabend auszutauschen und gleichzeitig die Zusammenarbeit zu verbessern:

https://lunchzeit.com/de Die „Lunchzeit“-App verbindet Sie mit Kollegen aus unterschiedlichen Abteilungen, Standorten, Karrierestufen und Berufen.

https://www.donut.com Der „Donut-Bot“ ist ein Bot, der über einen Zufallsgenerator Kollegen zusammenführt, die sich dann zum Essen oder Coffee-Date verabreden. Voraussetzung für die Installation ist die App „Slack“.

https://workdate.com/de Die „Workdate“-App funktioniert wie eine digitale Lostrommel und es gilt ebenfalls das Zufallsprinzip. Sie möchte dabei helfen, den Austausch zu verbessern, und neuen Mitarbeitern den Start in einem Unternehmen erleichtern.

Visitenkarten modern gestalten und richtig überreichen

Visitenkarten sind Informationsträger und Symbol Ihrer Persönlichkeit. So manche Karte strahlt den Nostalgie-Charme der 1990er-Jahre aus: übergroßes Logo, Minischrift in kursiv und redundante Informationen. Die Wirkung: altbacken. Wenn Sie mit klassischen Visitenkarten zeitgemäß netzwerken möchten, ist es vielleicht Zeit für ein Update. Betrachten Sie Ihre Geschäftskarte mit möglichst neutralem Blick: Entspricht ihre Wirkung dem, wie Sie wirken und sich präsentieren wollen? Passen Format, Gestaltung und Papierqualität noch zu Ihnen und zu Ihrer Branche? Ist die Faxnummer wirklich nötig? Wie wäre es alternativ mit Ihrem Twitter-Handle oder Ihren wichtigsten Social-Media-Icons? Muss es wirklich der spröde Titel „Fachkraft Einkauf“ oder ein Angebertitel wie „Change Maker“ sein? „Berater“ klingt doch auch gut. Oder wie wäre es mit einer Botschaft anstatt einem Zungenbrecher wie „Head of Business Operations“. Auf meiner Visitenkarte steht einfach „Schön, Sie kennenzulernen!“. So huscht Betrachtern meistens ein Lächeln über das Gesicht und ich schaue in funkelnde Augen. Auch im Berufsleben dürfen Sie andere angenehm überraschen.

Vermeiden Sie selbst gebastelte Karten, zerknittertes und zu dünnes Papier. Gönnen Sie sich ein hübsches Etui, so bleiben die Karten in Form. Zelebrieren Sie die Übergabe. Üblicherweise ist es der Gast, der seine Karte zuerst überreicht. Auf keinen Fall sollten Sie eine Visitenkarte einfach unbeachtet annehmen und wegstecken, sondern sie stattdessen anerkennend betrachten und damit Ihr Gegenüber würdigen. Am Besprechungstisch ist es üblich, erhaltene Visitenkarten in der Reihenfolge hinzulegen, wie die jeweiligen Teilnehmer sitzen. So ist es einfacher, sich neue Namen besser zu merken.

Im Netz finden Sie viele Anregungen für Visitenkarten mit moderner Ästhetik. Ich nutze gern www.moo.com oder etwas günstiger www.vistaprint.de. Sie haben hier jeweils die Möglichkeit, Ihre Karte selbst online zu gestalten und benötigen dafür keine Vorkenntnisse.

Beim Netzwerken höflich „Nein“ sagen können

Sie haben sich erfolgreich ein gutes Netzwerk aufgebaut? Dann wird irgendwann der Punkt kommen, an dem sich andere gern in Ihrem Glanz sonnen möchten. Plötzlich werden Sie gefragt, ob Sie bei Ihrer Akquise eine Dienstleistung mitanbieten können. Kostenlos natürlich. Wieder andere bitten Sie um etwas, das Sie gar nicht tun wollen. Für erfolgreiche Frauen ist es besonders wichtig, Nein sagen zu können. Sonst kann es schnell passieren, dass Hilfsbereitschaft, Gutmütigkeit und Freundlichkeit ausgenutzt werden.

Lernen Sie, freundlich Nein zu sagen. Kommunizieren Sie klar, kurz und unmissverständlich Ihr „Nein!“ bzw. Ihre Absage. „Es tut mir leid, aber ich kann Ihnen leider nicht weiterhelfen.“ „Vielen Dank, aber ich habe kein Interesse.“ „Hier bin ich nicht die passende Ansprechpartnerin. Vielleicht wenden Sie sich besser an den Bürgermeister.“ „Nein, ich verleihe grundsätzlich kein Geld.“ „Nein, ich fahre euch nicht nach Hause.“

Trauen Sie sich, Nein zu sagen, ohne Rechtfertigung oder lange Erklärung. Bleiben Sie freundlich im Ton und hart in der Sache, so entstehen keine Diskussionen. Wenn Sie davon überzeugt sind, ein liebenswerter Mensch zu sein, ist es eigentlich ganz leicht. Der französische Schriftsteller Nicolas Chamfort sagte: „Die Fähigkeit, das Wort Nein auszusprechen, ist der erste Schritt zu Freiheit.“

Natürlich verdienen hilfsbereite, selbstlose Menschen, die in der Not für Sie da waren oder denen Sie helfen möchten, ganz viele „Ja!“. Deshalb plädiere ich an dieser Stelle auch dafür, viel häufiger Ja zu sagen – an der richtigen Stelle.

Sagen Sie selbstbewusst und freundlich Nein, wenn Sie etwas nicht tun möchten.

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783842642058
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2020 (Februar)
Schlagworte
Nettikette Nettiquette Social-Media-Etikette Knigge Tisch-Manieren Manieren Gutes Benehmen Benehmen im Alltag

Autor

  • Gabriela Meyer (Autor:in)

Gabriela Meyer wuchs in einem griechischen Spezialitätenlokal in der Lüneburger Heide auf, wo sie die Grundlagen guten Benehmens von der Pike auf lernte. Später lernte sie als Flugbegleiterin mit den Fallstricken der interkulturellen Begegnung umzugehen. Als PR-Koordinatorin an einer internationalen Universität betreute sie außerdem Wissenschaftler, Politiker, Künstler und Wirtschaftsgrößen, organisierte Festlichkeiten und moderierte Veranstaltungen. Heute ist sie Unternehmerin und Inhaberin von Modern Life Seminars und gibt ihr Wissen über gutes Auftreten in Seminaren weiter.
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