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Formulierungshilfen für Maßnahmenpläne nach der SIS®

BI und neue QPR beachten. Besser formulieren - besser abschneiden

von Stefanie Hellmann (Autor:in) Rosa Rößlein (Autor:in)
192 Seiten

Zusammenfassung

Die Maßnahmenplanung nach der SIS® – für rund die
Hälfte der über 14.000 Pflegeeinrichtungen in Deutschland ist das bereits Alltag. Doch die Probleme bleiben:
Wie wird die Tagesstruktur/die Maßnahmenplanung
individuell gestaltet? Wie passen das Begutachtungsinstrument (BI) und die neuen Qualitätsprüfungs-Richtlinien (QPR) zusammen? Dieses Buch zeigt, wie sich individuell und prüfungssicher formulieren lässt. In der Struktur der SIS® werden Formulierungshilfen entlang der Maßnahmenpläne
geboten, mit der SIS® verknüpft und in die Qualitätsbereiche
integriert. Entstanden ist ein ideales Nachschlagewerk für Formulierungen. Zugleich zeigt es, wie sich die Vorgaben in
einer Tagesstruktur/einem Maßnahmenplan umsetzen
lassen. Das gibt Sicherheit im neuen Prüfverfahren sowie im anschließenden Fachgespräch.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Vorwort

Sie arbeiten in Einrichtungen der ambulanten und (teil-) stationären Pflege und sind mit der SIS® bzw. der Maßnahmenplanung vertraut. Vielleicht haben auch Sie von Zeit von Zeit eine große Frage:

Wie und was soll ich erfassen, damit die Tagesstruktur/Maßnahmenplanung die Individualität des Bewohners/Pflegebedürftigen abbildet?

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Unsere Antwort: Die Kunst besteht darin, die Tagesstruktur/Maßnahmenplanung prägnant und verständlich zu formulieren. Wir bieten Ihnen deshalb praktikable Formulierungshilfen für die einzelnen Themenfelder der SIS® an. Damit wird es Ihnen künftig leichter fallen, den Bewohner/Pflegebedürftige mit seinen individuellen Facetten abzubilden.

Für stationäre Einrichtungen kommt die Einführung der neuen Qualitätsprüfungs-Richtlinien (QPR) seit dem 1. November 2019 hinzu. Diese gestaltet das System der internen/externen Qualitätssicherung und der Qualitätsdarstellung grundlegend neu. Die ambulanten Pflegedienste und die Tagespflege-Einrichtungen erleben zwar auch neue Qualitätsprüfungen, aber unter anderen Voraussetzungen.

Allen anderen möchten wir hier die QPR stationär mit den Ergebnisindikatoren vorstellen. Wir gehen dabei kurz auf die SIS®, das Begutachtungsinstrument (BI) und ihre Verknüpfung mit der neuen QPR ein. Danach folgen die Formulierungshilfen, die nach den Themenfeldern der SIS® strukturiert sind. Das BI und die neue QPR stationär mit ihren Qualitätsbereichen werden integriert.

Wir möchten Ihnen als Pflegefachkräfte ein Buch an die Hand geben, mit dem Sie sicher und schnell nach den aktuellen Vorgaben eine Tagesstruktur/Maßnahmenplanung umsetzen können.

Bitte vergessen Sie nicht, dass immer die Individualität, die Wünsche und Bedürfnisse jedes einzelnen Menschen zu beachten sind. Unsere Formulierungshilfen verstehen wir als Bespiele, als Anregungen für Ihre Arbeit. Im Umkehrschluss bedeutet das für Sie: Sie müssen diese Formulierungen an die Individualität des einzelnen Bewohners/Pflegebedürftigen, auf seine Lebenswelt und seine Bedürfnisse anzupassen.

Die neue QPR stationär ist seit dem 1. November 2019 die verbindliche Grundlage zur Prüfung der Qualität in vollstationären Pflegeeinrichtungen einschließlich sogenannter eingestreuter Kurzzeitpflegeplätze sowie in Einrichtungen der solitären Kurzzeitpflege. In bestem »Amtsdeutsch« heißen die neuen QPR »Richtlinien des GKV-Spitzenverbandes für die Qualitätsprüfungen in Pflegeeinrichtungen nach § 114 SGB XI – Vollstationäre Pflege«. Wir belassen es in diesem Buch bei »QPR stationär«.

Das System der internen/externen Qualitätssicherung und der Qualitätsdarstellung ist grundlegend neu gestaltet worden. Seit Oktober 2019 erheben die Einrichtungen halbjährlich intern Qualitätsdaten zur Versorgung ihrer Bewohner, die »Ergebnisindikatoren«. Diese senden sie an die Datenauswertungsstelle (DAS), wo die Daten auf statistische Plausibilität geprüft und ausgewertet werden.

Die DAS vergleicht die Ergebnisindikatoren jeder Einrichtung mit den Daten aller Heime bundesweit. Jede Einrichtung erhält einen Bericht, der darüber informiert, ob sie besser oder schlechter als der Durchschnitt ist und in welchen Bereichen womöglich Verbesserungsbedarf besteht. Dieser Bericht geht auch an den MDK und ist dort Grundlage für die Qualitätsprüfung1.

Das neue System enthält drei Bausteine (image Abb. 1).

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Abb. 1: Die drei Bausteine der Qualität.

1.1Die Ergebnisindikatoren und die Plausibilitätsprüfung

Im Rahmen der QPR stationär muss jede stationäre Pflegeeinrichtung im Abstand von sechs Monaten für ihre Bewohner eine »Ergebniserfassung« erheben. Diese Ergebniserfassung ist Grundlage zur Berechnung der Indikatoren zur Beurteilung der Ergebnisqualität in der Pflegeeinrichtung.

Im Mittelpunkt des Indikatorensatzes stehen die Fragen nach der Selbstständigkeit sowie die gesundheitliche Entwicklung des Bewohners. Dabei werden zu ausgewählten Qualitätsaspekten Daten über bestimmte Versorgungssituationen gewonnen. Die stationären Pflegeeinrichtungen können diese Daten zur Ergebnisqualität ebenso für ihr internes Qualitätsmanagement nutzen, denn hier werden Stärken und Schwächen der Versorgung aufgezeigt. Zudem kann die Wirkung von Maßnahmen zur Qualitätsverbesserung regelmäßig beurteilt werden2

In der Tabelle3 (image Tab. 1) geben wir Ihnen einen Überblick über die Qualitätsbereiche und die dazugehörigen Indikatoren, die zweimal im Jahr erhoben werden.

Tab. 1: Die 10 Indikatoren zur Messung der Ergebnisqualität aus drei Qualitätsbereichen

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Diese Daten muss jede Einrichtung nun alle sechs Monate erheben und der Datenauswertungsstelle (DAS) übermitteln. Sog. Qualitätskennzahlen (Indikatoren) geben dann an, ob eine Einrichtung im Vergleich zu anderen Einrichtungen besser oder schlechter ist: »Ein Indikator stellt also dabei immer eine Verhältniszahl dar. Erhoben werden zehn Indikatoren aus drei Qualitätsbereichen.«4

Beispiel Drei Einrichtungen – ein Durchschnitt

Jede von drei Einrichtungen eines Trägers erhebt den Indikator »Erhaltung der Mobilität«. Eine Einrichtung meldet als Indikatorergebnis: »Bei 80,7 Prozent der versorgten Personen konnte die Mobilität erhalten werden.« Nun melden auch die beiden anderen Einrichtungen ihre Prozentzahlen – und als Durchschnitt aller drei Einrichtungen ergibt sich, dass bei 88,4 Prozent aller Heimbewohner die Mobilität erhalten werden konnte.*

* Vgl. Kiefer G, Kücking M (2018): Neues Qualitätssystem in der stationären Pflege. Im Internet: https://www.mdsev.de/presse/pressemitteilungen/2018/2018-11-21.html

»Die Bewertung der Kennzahlen, d. h. die Zuordnung einer Qualitätsbewertung zu einer Kennzahl erfolgt mit Hilfe von Referenzwerten und einer fünfstufigen Systematik:

1.Ergebnisqualität liegt weit über dem Durchschnitt

2.Ergebnisqualität liegt leicht über dem Durchschnitt

3.Ergebnisqualität liegt nahe beim Durchschnitt

4.Ergebnisqualität liegt leicht unter dem Durchschnitt

5.Ergebnisqualität liegt weit unter dem Durchschnitt«5

1.2Die prüfungsrelevanten Qualitätsbereiche

Bei der externen Qualitätsprüfung findet in der stationären Pflegeeinrichtung wie bisher eine Qualitätsprüfung statt. Doch die Prüfungsinhalte und die Methodik haben sich geändert.

Zur externen Qualitätsprüfung kommen entweder die Qualitätsprüfer des MDK oder der privaten Krankenkassen in die Einrichtung und sprechen u. a. mit ausgewählten Bewohnerinnen und Bewohner. Dazu erfolgt eine Stichprobenauswahl bei neun Bewohnerinnen und Bewohner (stationär), von denen sechs aufgrund der von der Einrichtung gemeldeten Indikatoren ausgewählt werden. Ebenfalls im Rahmen dieser externen Qualitätsprüfung erfolgt eine Plausibilitätskontrolle der Ergebnisse. Das Endergebnis dieser Kontrolle wird auch der Pflegekasse übermittelt. Die ermittelten Daten werden zusammengefasst und aufbereitet. Die aufbereiteten Ergebnisse werden dann im Internet veröffentlicht.

Die Prüfer erheben 24 prüfrelevante Qualitätsaspekte (in sechs Bereichen) (image Abb. 2). Die einzelnen Qualitätsaspekte finden sich in den einzelnen Themenfeldern der Formulierungshilfen wieder.

Die Qualitätsbereiche 1–4 erfassen auf der individuellen Ebene die personenbezogene Versorgung. In den Qualitätsbereichen 5 und 6 wird die Einrichtungsebene erfasst.

Die bewohnerbezogenen Aspekte rücken bei der Qualitätsprüfung in den Vordergrund. Die Strukturkriterien treten in den Hintergrund. Die Bewertungsfragen zielen darauf ab, ob für die versorgte Person negative Folgen oder Risiken entstanden sind, die die Einrichtung zu vertreten hat.

Die Qualitätsprüfung erfolgt grundsätzlich unter Beachtung der Grenzen, die den Einwirkungsmöglichkeiten der Einrichtung und ihrer Mitarbeiter gesteckt sind. Diese Grenzen ergeben sich z. B. durch

die Bereitschaft der versorgten Person, die Hinweise der Mitarbeiter der Einrichtung anzunehmen,

die Fähigkeit der versorgten Person, im Rahmen der pflegerischen Unterstützung zu kooperieren,

die Versorgung durch externe Kooperationspartner,

unrealistische Erwartungen an die Versorgung.6

1.3Verknüpfungen zwischen QPR stationär, BI und SIS®

Das Begutachtungsinstrument (BI) wirkt sich auf die Gestaltung der QPR stationär und das Prüfverfahren aus. Die Struktur der Qualitätsbereiche der QPR stationär folgt in weiten Teilen der Struktur der Module aus dem Begutachtungsinstrument und spiegelt sich in der SIS® wider. Zudem erfolgt die Zusammenstellung der Personenstichprobe anhand der Kriterien der Module 1 (Mobilität) und 2 (kognitive und kommunikative Fähigkeiten) des BI.

Die Prüfung deckt alle Lebensbereiche der versorgten Person/des Pflegebedürftigen ab (image Tab. 2). Hier sind die Module des BI den Qualitätsbereichen der QPR gegenüberstellt sowie die Einbindung der SIS® integriert.

Zum Themenfeld 6 der SIS® Wohnen/Häuslichkeit gibt es keinen expliziten Qualitätsbereich, der in der QPR stationär integriert ist. Selbstverständlich sind aber die in der MUG hinterlegten grundlegenden Anforderungen im Kontext der Unterkunft und Verpflegung bzw. der Hausreinigung und Wäscheversorgung zu erbringen.

Tab. 2: Gegenüberstellung von QPR, SIS® und BI

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1.4Informationsgrundlagen zur Qualitätsbeurteilung

Die Informationsgrundlagen für die Qualitätsbeurteilung sind die Inaugenscheinnahme und das Gespräch mit der versorgten Person/dem Bewohner, das Fachgespräch mit den Mitarbeitern sowie Beobachtungen und die Pflegedokumentation.

Das Fachgespräch wurde aufgewertet und dient nun – neben der Dokumentation – als gleichwertige Informationsquelle. Auf Seiten der Pflegeeinrichtung setzt dies voraus, dass dieses Gespräch durch Mitarbeiter erfolgen soll, die den Bewohner gut kennen. Zudem sollten sie über ein hohes Maß an Fachlichkeit verfügen.

Wichtig ist allerdings, dass die mündlichen Schilderungen für alle Beteiligten fachlich nachvollziehbar sind und ein stimmiges Bild ergeben.

Im Rahmen der Qualitätsprüfung ist es nicht zwingend erforderlich, dass in jedem Fall alle Informationsquellen genutzt werden. Dies entscheidet der Qualitätsprüfer je nach Einzelfall. Ist z. B. auf Basis der Inaugenscheinnahme und des Fachgesprächs ein eindeutiges Bild der Versorgung erkennbar, ist die Hinzuziehung der Dokumentation nicht zwingend erforderlich. Liegen beispielsweise schlechte Indikatorenergebnisse vor, so kann eine vertiefte Nutzung aller Informationsquellen angezeigt sein.7

_________________

1MDS e.V. (2019): Fragen und Antworten zum neuen Qualitäts- und Prüfsystem für Pflegeheime ab Oktober 2019, S. 2, im Internet: https://www.mds-ev.de/themen/pflegequalitaet/qualitaetspruefungen.html

2Vgl. MUG (Maßstäbe und Grundsätze für die Qualität, die Qualitätssicherung und -darstellung sowie für die Entwicklung eines einrichtungsinternen Qualitätsmanagements nach § 113 SGB XI in der vollstationären Pflege vom 23. 11. 2018, zuletzt geändert in Anlage 3 am 30. 07. 2019), Anlage 1, S. 1 ff., im Internet: https://www.mds-ev.de/aktuell/aktuelle-meldungen/2019-10-30.html

3Ebd., Anlage 3, S. 29 ff.

4Vgl. https://www.aok-verlag.info/de/news/Neues-Verfahren-fuer-Qualitaetspruefungen-in-der-Pflege-ab-Herbst-2019/226/

5Vgl. Kiefer G, Kücking M (2018): Neues Qualitätssystem in der stationären Pflege. Im Internet: https://www.mds-ev.de/presse/pressemitteilungen/2018/2018-11-21.html

6Vgl. QPR stationär, S. 121

7MDS & MDK (2019): Fachinformation – Die neuen Qualitätsprüfungen in der vollstationären Pflege. Essen, S. 8 f. Im Internet: https://www.mds-ev.de/themen/pflegequalitaet/qualitaetspruefungen.html

Wie schon dargestellt folgt die Struktur der Qualitätsbereiche der QPR stationär in weiten Teilen der Struktur der Module aus dem BI und spiegelt sich in der SIS® wider. Deshalb zeigen wir Ihnen in den nachfolgenden Tabellen die Zusammenhänge zwischen SIS®, BI und QPR stationär auf.

2.1Kognition und Kommunikation

Tab. 3: SIS®-Themenfeld »Kognition und Kommunikation« und BI und QPR

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2.2Mobilität und Beweglichkeit

Tab. 4: SIS®-Themenfeld »Mobilität und Beweglichkeit« und BI und QPR

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2.3Krankheitsbezogene Anforderungen und Belastungen

Tab. 5: SIS®-Themenfeld 3 »Krankheitsbezogene Anforderungen und Belastungen« und BI und QPR

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2.4Selbstversorgung

Tab. 6: SIS®-Themenfeld 4 »Selbstversorgung« und BI und QPR

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2.5Leben in sozialen Beziehungen

Tab. 7: SIS®-Themenfeld 5 »Leben in sozialen Beziehungen« und BI und QPR

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2.6Haushaltsführung, Wohnen, Häuslichkeit

Tab. 8: SIS®-Themenfeld 6 »Haushaltsführung/Wohnen/Häuslichkeit« und BI und QPR

Wir haben die Formulierungshilfen für die Pflegeprozessplanung entsprechend den Themenfeldern der SIS® und den Modulen des BI strukturiert. Vor jedem Themenfeld sind die Leitgedanken in Frageform vorangestellt. Des Weiteren sind die dazu passenden Qualitätsaspekte mit Leitfragen der QPR stationär abgebildet.

Als Pflegefachkraft müssen Sie wissen, dass sich die Prüfer die Qualitätsaspekte anhand von Leitfragen erschließen. Diese Leitfragen beinhalten die wesentlichen Inhalte des Qualitätsaspekts. Zudem sind zu jedem Qualitätsaspekt in der QPR stationär jeweils Hinweise formuliert. Diese beschreiben die Aspekte des pflegerischen Handelns, die bei der Beurteilung mit einzubeziehen sind. Es ist also sinnvoll, wenn Sie diese zur Überprüfung der Maßnahmenplanung/Tagesstruktur nutzen, um zu sehen, ob die dort beschriebenen Inhalte integriert wurden.

Wichtig

Vergessen Sie nicht, Veränderungen der Pflege- und Betreuungssituation bei der versorgten Person umgehend in die Maßnahmenplanung/Tagesstruktur aufzunehmen. Nutzen Sie das Berichteblatt zur Evaluation. Passen Sie ggf. auch die SIS® an und aktualisieren Sie diese.

Nach wie vor gilt, dass die individuelle Maßnahmenplanung/Tagesstruktur aktuell, praxistauglich und schriftlich zu dokumentieren sowie bei Veränderungen anzupassen ist. Darauf wird auch bei der Qualitätsprüfung geachtet. Die Pflegedokumentation ist das wichtigste Kommunikationsinstrument und Arbeitsmittel der Pflege:

Sie bildet den Pflegeprozess ab und unterstützt dessen Umsetzung.

Sie trägt zur Sicherung der Pflegequalität bei.

Hierzu bieten Ihnen die Formulierungshilfen einen Einstieg für die individuelle Formulierung der Maßnahmenplanung/Tagesstruktur.

Vor den formulierten Maßnahmen finden Sie immer die Leitgedanken zum Themenfeld der SIS®. Danach folgen die Qualitätsaspekte der QPR stationär mit den dazugehörigen Leitfragen.

3.1SIS®-Themenfeld 1 »Kognition und Kommunikation«

Wichtig Leitgedanken zum Themenfeld 1 der SIS®

Bestehen Beeinträchtigungen beim Hören, Sehen und Sprechen? Können diese selbstständig durch Hilfsmittel kompensiert werden?

Können Wünschen und Bedürfnisse geäußert werden (nonverbal)?

Bestehen Beeinträchtigungen in der Orientierung?

Bestehen psychische Problemlagen und oder herausfordernde Verhaltensweisen?

Können Gefahren und Risiken erkannt werden?

Welche Ressourcen gibt es?

3.1.1Qualitätsbereiche der QPR stationär

Bereich 3: Unterstützung der Gestaltung des Alltagslebens und sozialer Kontakte

3.1 Unterstützung bei Beeinträchtigungen der Sinneswahrnehmung Leitfragen

Wurden Beeinträchtigungen des Seh- oder Hörvermögens erfasst und in ihren Folgen für den Lebensalltag zutreffen eingeschätzt (einschließlich ihrer Bedeutung für gesundheitliche Risiken)?
Hier geht es darum, ob

der Prüfer sich im Gespräch und bei der Inaugenscheinnahme ein eigenes Bild vom Seh- und Hörvermögen der versorgten Person macht und bei der Beurteilung mit einbezieht.

Werden Maßnahmen ergriffen, um die Beeinträchtigungen des Seh- oder Hörvermögens zu kompensieren?

Hier geht es um die Beurteilung, ob

die individuelle Maßnahmenplanung/Tagesstruktur die aktuellen Beeinträchtigungen des Seh- oder Hörvermögens berücksichtigt

Anpassungen der Wohnumgebung an die Beeinträchtigungen vorgenommen worden sind (wenn erforderlich).

die Entwicklung des Seh- oder Hörvermögens der versorgten Person beobachtet wird und bei auffälligen Veränderungen eine Kontaktaufnahme zu dem behandelnden Arzt erfolgt.

Werden geeignete Hilfsmittel zur Kompensation der Beeinträchtigung des Seh- oder Hörvermögens eingesetzt?

Hier geht es um die Beurteilung, ob

der versorgten Person entsprechend ihrer Beeinträchtigung von Sehund Hörvermögen geeignete Hilfsmittel zur Verfügung stehen,

die Hilfsmittel, soweit möglich, individuell angepasst sind,

die versorgte Person jederzeit, ggf. mit Unterstützung durch eine Pflegekraft, die Hilfsmittel nutzen kann.8

Bereich 4: Unterstützung in besonderen Bedarfs- und Versorgungssituationen

4.3 Unterstützung von versorgten Personen mit herausfordernd erlebten Verhalten und psychischen Problemlagen

Leitfragen

Erfolgten eine Erfassung der Verhaltensweisen der versorgten Person und eine darauf aufbauende Einschätzung, ob aus dem Verhalten ein Unterstützungsbedarf erwächst?

Hier geht es darum, dass

die durchgeführte Einschätzung eine ggf. vorliegende, verhaltensbedingte Risikosituation und Aussagen dazu enthält und dargelegt ist welcher Unterstützungsbedarf durch das Verhalten ausgelöst wird.

Wurden verhaltenswirksame Faktoren identifiziert und Maßnahmen eingeleitet, um diese Faktoren zu begrenzen oder zu kompensieren?

Hier geht es, um die Beurteilung,

ob Faktoren identifiziert wurden, welche das herausfordernd erlebte Verhalten fördern oder begrenzen und ob daran orientiert geeignete Maßnahmen geplant und durchgeführt werden, um das herausfordernd erlebte Verhalten zu begrenzen oder zu kompensieren.

Erhält die versorgte Person eine geeignete Unterstützung, um trotz der Verhaltensproblematik Bedürfnisse zu befrieden und Wohlbefinden zu erleben?

Hier geht es, um die Beurteilung,

ob die Bedürfnisse und das Wohlbefinden der versorgten Person beobachtet werden und ggf. Maßnahmen ergriffen werden, um das Wohlbefinden der Person zu verbessern und sie mit ihrem herausfordernd erlebten Verhalten in die Pflegeeinrichtung zu integrieren.

Die Maßnahmenplanung/Tagesstruktur sollte Maßnahmen enthalten, die das Wohlbefinden und die Integration der versorgten Person fördern können.9

3.1.2Formulierungen

Örtliche, zeitliche und persönliche Orientierung

Orientierung zu Datum, Tag und Zeit geben.

Begrüßung: »Guten Morgen/Abend Frau/Herr…«

Bereitlegen der Tageszeitung, z. B. zum Frühstück, ggf. umblättern.

Laptop öffnen, um die abonnierte Tageszeitung zu lesen.

Bereitlegen des Telefons und Nummer wählen, ggf. Unterstützung z. B. beim Skypen, der Betätigung von neuen Kommunikationswegen.

Kalenderblatt abreißen und Kalendertext vorlesen oder gemeinsam lesen.

Morgens zusammen mit Frau/Herrn… auf dem Kalenderblatt das Datum farbig unterstreichen.

Biografiegeleitete Gespräche führen, z. B. über das Hobby …

Mehrmals am Tag die aktuelle Tageszeit in die Gespräche einbauen.

Im Gespräch mit Frau/Herrn… bei pflegerischen Tätigkeiten immer die Tageszeit einbauen.

Darauf achten, dass Frau/Herr… ihre/seine Uhr trägt.

Tagesrituale schaffen, z. B. Kaffeetrinken zur immer gleichen Uhrzeit, zum Abendbrot wird stets ein Glas mit Apfelschorle/Bier etc. gereicht.

Zettel schreiben, wenn wichtige Termine anstehen (Friseurtermin, Arzt-termin), diese z. B. am Spiegel im Zimmer von Frau/Herrn… anbringen.

Den Terminplan/Tagesplan von Frau/Herrn… auf den Tisch legen.

Frau/Herrn… die Zu-Erledigen-Liste täglich in die Hand geben.

Darauf achten, dass beim Spaziergang immer die vertrauten Wege genommen werden.

Darauf achten, dass beim Gehen auf dem Wohnbereich die vertrauten Wege genommen werden.

Immer den Transponder bei Frau/Herrn… anbringen.

Zusammen mit Frau/Herrn… das Fotoalbum anschauen, Namen der Per-sonen benennen.

Frau/Herrn… immer mit Namen ansprechen.

Darauf achten, dass die persönlichen Fotos von Frau/Herrn… auf dem Tisch stehen.

Wichtig: Alle benutzten Gegenstände/Hilfsmittel an dafür vorgesehenen Ort zurücklegen/zurückstellen.

Kommunikation

Sich Frau/Herrn… ruhig und langsam annähern.

Frau/Herrn… nicht von hinten ansprechen.

Bei jeder Ansprache langsam und laut sprechen.

Vor Kontakt/Ansprache Frau/Herrn… sanft am Arm berühren.

Frau/Herrn… auf gleicher Körperhöhe ansprechen.

Immer direkten Augenkontakt herstellen.

Frau/Herrn… im vertrauten Dialekt ansprechen.

Frau/Herrn… mit ihrem/seinem vertrauten Namen ansprechen.

Antworten von Frau/Herrn… abwarten, immer nur eine Frage stellen.

Bei Bedarf das Gesagte wiederholen.

Nur kurze, einfache Sätze verwenden.

Bei jeder Ansprache langsam und laut sprechen.

Keine doppelte Verneinung verwenden (»Sie haben keinen Durst nicht?«).

Pflegerische Handlungen immer mit den gleichen Worten begleiten.

Beim Sprechen Zeit nehmen.

Bei Bedarf sich immer wieder neu vorstellen.

Alphabet-Tafel bereitlegen.

Laptop bereitlegen und einschalten.

Darauf achten, dass die Symboltafeln oder der Schreibblock für den Ein-satz bereitliegen.

Frau/Herrn… zum Sprechen motivieren.

Frau/Herrn… beim Sprechen nicht unterbrechen.

Beim Gespräch mit Frau/Herrn… das Gesprächsende nicht vorwegneh-men.

Fragen stellen, die Frau/Herr… mit ja, nein oder einem einzigen Wort be-antworten kann.

Frau/Herrn… Zeit zum Antworten geben.

Frau/Herrn… im Gespräch auf positive Aspekte ihrer/seiner Biografie an-sprechen.

Im Gespräch an alte Erinnerungen anknüpfen.

Wenn Frau/Herr… Worte ständig wiederholt, Ablenkung schaffen durch …

Frau/Herrn… immer von der gelähmten Körperseite ansprechen.

Frau/Herrn… ermutigen, in der Kommunikation mit anderen Blickkon-takt aufzunehmen.

Bei vokalen Auffälligkeiten beruhigend auf Frau/Herrn… eingehen.

Einzelne Aktivitäten verbal und nonverbal (z. B. Berührung am Arm) an-kündigen – warten, bis Frau/Herr… dies verstanden hat.

Frau/Herrn … in Aktivitäten einbinden, wenn sie/er schimpft.

Validierende Einzelgespräche führen, z. B. bei Ängsten.

Beobachtung von Frau/Herrn…, ob sie/er niedergeschlagen, traurig wirkt – darauf ansprechen, Gespräche anbieten.

Beteiligen an einem Gespräch

Frau/Herrn… in Gespräche einbinden, dabei auf alte Erinnerungen zu-rückgreifen.

Frau/Herrn… Einzelgespräche anbieten.

Frau/Herrn… Einzelgespräche über sein Hobby »Wandern« anbieten.

Frau/Herrn… passende Wörter anbieten, wenn sie/er im Gespräch nach Wörtern sucht.

Frau/Herrn… in die Gespräche einbinden, über von ihr/ihm geschätzte Themen sprechen, z. B. Hobby, Reisen, Garten.

Sehen und Hören

Langsam und deutlich sprechen.

Blickkontakt suchen und halten.

Frau/Herrn… lauter ansprechen.

Sich im Gespräch mit Frau/Herrn… immer in die Nähe von ihr/ihm stel-len bzw. setzen.

Im Gespräch mit Frau/Herrn…. darauf achten, dass störende Geräusche (z. B. TV, Radio) abgestellt oder leiser gestellt werden.

Frau/Herrn… motivieren, Hörgerät/Brille zu tragen (»lehnt dies öfter ab«).

Die Brille am Morgen und zwischendurch nach Bedarf reinigen, auf den richtigen Sitz/Druckstellen achten, ggf. Maßnahmen einleiten.

Die Brille am Morgen aufsetzen, bei Ruhepausen und am Abend ablegen.

Frau/Herrn… bei der Anwendung des Lesegerätes unterstützen.

Für Frau/Herrn… die Leselupe bereitlegen, bei Bedarf reinigen.

Das Hörgerät einmal die Woche reinigen, ggf. Batteriewechsel.

Das Hörgerät reinigen und auf Funktionsfähigkeit überprüfen.

Hörgeräte einsetzen und auf korrekte Einstellungen achten.

Hörgeräte einsetzen, auf Druckstellen achten.

Hörgerät zum Schlafen rausnehmen.

Hörgeräte am Abend ins Kästchen legen und auf Rötungen im Ohr ach-ten, ggf. Arzt einschalten.

Darauf achten, dass Frau/Herrn… ihre/seine sprechende Uhr trägt.

Darauf achten, dass der Blindenstock immer an seinen Platz steht.

Erkennen von Risiken und Gefahren bzw. herausfordernd erlebtem Verhalten und psychischen Problemlagen

Frau/Herr… benötigt Hilfe beim Wasserkochen für den Tee/Kaffee.

Der Wasserhahn muss auf und -zugedreht werden. Frau/Herr … meldet sich, wenn sie/er Hilfe braucht.

Darauf achten, dass bei Frau/Herrn… z. B. der Wasserkocher abgeschaltet ist.

Frau/Herr… meldet sich, wenn sie/er ein Feuerzeug/Zündholz zum Rau-chen benötigt.

Frau/Herr… kann die Zigarette nicht richtig ausdrücken, Abfallbehälter mit Wasser bereitstellen.

Darauf achten, dass Frau/Herr… nicht allein raucht.

Frau/Herrn… zum Rauchen begleiten.

Darauf achten, dass der Personenruf funktionsfähig ist und breitliegt.

Darauf achten, dass keine Behältnisse mit ungenießbaren Flüssigkeiten herumstehen, die Frau/Herr… trinken könnte.

Darauf achten, dass das Wasch-, Bade- oder Duschwasser auf die ge-wünschte Temperatur eingestellt ist.

Auf Hindernisse auf dem Fußboden achten und ggf. entfernen.

Auf Barrierefreiheit im Zimmer achten, Stolperfallen ggf. entfernen.

Auf Hindernisse im Zimmer achten (»Frau/Herr…hat Gesichtsfeldein-schränkung re.«), diese ggf. entfernen.

Frau/Herrn… beim Aufzugfahren begleiten.

Frau/Herr… möchte 1× am Tag Treppensteigen (EG in den 1. Stock), um beweglich zu bleiben, sie/ihn dabei begleiten auf Hindernisse aufmerk-sam machen.

Beim Treppensteigen sagen wir Frau/Herrn…, an welcher Seite sich das Treppengeländer befindet.

Beim Treppensteigen sagen wir Frau/Herrn…, wann die letzte Stufe er-reicht wird.

Darauf achten, dass alle wichtigen Wege im Zimmer frei zugänglich sind, sich alle Dinge am gewohnten Platz befinden.

Darauf achten, dass der Frau/Herr …, beim Verlassen des Hauses seinen Button/die Armbinde mit den gelben Punkten sichtbar trägt.

Darauf achten, dass Frau/Herr… beim Verlassen des Hauses ihren/seinen Button/Armbinde mit den gelben Punkten sichtbar trägt und den Blin-denstock mitnimmt.

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783842690462
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2020 (April)
Schlagworte
Maßnahmenplanung individuell QPR stationär Altenpflege Tagesstrukturierung Nachschlagewerk

Autoren

  • Stefanie Hellmann (Autor:in)

  • Rosa Rößlein (Autor:in)

Rosa Rößlein ist Gerontologin (M.Sc.), Diplom- Pflegewirtin (FH), TQM-Auditorin, Mitarbeiterin beim MDK sowie Altenpflege- und Gesundheits- und Krankenpflegefachkraft. Stefanie Hellmann ist Diplom-Pflegewirtin (FH), Heimleiterin, Dozentin in der Altenpflege und Qualitätsmanagement- Auditorin (QMA-TÜV).
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Titel: Formulierungshilfen für Maßnahmenpläne nach der SIS®