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Glücksmomente

Heitere Geschichten, Gedichte und Rätsel für Menschen mit Demenz. Für Einzel- und Gruppenbetreuung

von Martina Rühl (Autor:in)
128 Seiten

Zusammenfassung

Fröhliche Gedichte und Geschichten zum Lesen, Vorlesen und vor allem zum Aufmuntern - das erfreut jeden! Besonders geeignet sind die Texte dieses Buches für die Betreuung und Aktivierung von Demenzbetroffenen. Denn sie zaubern die Glücksmomente des Alltags hervor: freudige Erlebnisse, lustige Situationen und heitere Begebeneheiten. Für ein wenig Glück ist es nie zu spät!
Im Kreis der Jahreszeiten erzählen die Geschichten und Gedichte von den kleinen und größeren glücklichen Augenblicken, bringen die Zuhörer zum Lächeln und begleiten sie entspannt in eigene Erinnerungen.
Biografische Fragen und kleine Rätsel vertiefen das Gehörte und ermuntern zum Erzählen. Ein ideales Buch für Angehörige, Betreuungskräfte und Alltagsbegleiter. Die Aktivierungs- und Erinnerungsarbeit in der Einzel- oder Gruppenbetreuung von Senioren kann so einfach sein!

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Vorwort

Die humorvollen Gedichte und Geschichten in diesem Buch erleichtern Pflege- und Betreuungskräften sowie Angehörigen den Einstieg in ein Gespräch mit demenziell erkrankten Personen.

Es werden alltägliche Ereignisse beschrieben, die sich jedes Jahr aufs Neue wiederholen. So verfügen diese Begebenheiten über einen hohen Wiedererkennungswert für die Betroffenen. Eigene Erinnerungen werden geweckt, Diskussionen entfacht und Spaß und Freude verbreitet: Glücksmomente eben.

Durch die unterschiedlichen Themenbereiche und Längen können die Texte an die Aufmerksamkeitsspanne und die biografische Orientierung der Betroffenen angepasst werden. Die Texte eigenen sich sowohl zur Einzel- wie zur Gruppenaktivierung. Durch anschließende Fragen können die Inhalte vertieft werden, was aber oft gar nicht nötig ist. Denn viele Senioren beginnen von sich aus, zu erzählen und aus ihrem Leben zu berichten.

Durch Gedächtnistraining können noch vorhandene, kognitive Fähigkeiten und das Langzeitgedächtnis geschult werden. Dazu eignen sich die Sprichwortgeschichten und Bauernregeln. In ihnen kommen viele, alt bekannte Weisheiten vor, die von den Demenzbetroffenen gerne vervollständigt werden.

Bei den Rätseln geht es darum, Pflanzen und Tiere anhand von gezielten Fragen zu erkennen. Kognitive Kombinationsleistungen können auch mittels der Redewendungen und thematischen Wörter angestoßen werden.

Einige der Gedichte und Geschichten enthalten keine vorformulierten Aufforderungen oder Fragen. Sie eignen sich »nur« zum Vorlesen und für eine Aufheiterung zwischendurch. Selbstverständlich können sich Betreuungskräfte jedoch auch hier Fragen ausdenken und so tiefer in eine Aktivierung einsteigen.

Ich wünsche allen Pflege- und Betreuungskräften, Kollegen und Kolleginnen und Angehörigen viel Spaß und gesellige Stunden mit meinen Texten.

 

Dörentrup im März 2020 Martina Rühl

Frühling

Bauernregeln

… für den März

Märzenstaub und Märzenwind, guten Sommers Vorboten sind.

Ein feuchter März ist des Bauern Schmerz.

März nicht zu trocken und nass, füllt dem Bauern Scheune und Fass.

Ein heiterer März erfreut des Bauern Herz.

Gibt’s im März viel Regen, bringt die Ernte wenig Segen. Im Märzen kalt und Sonnenschein, wird’s eine gute Ernte sein.

Gewitter im Märzen gehen dem Bauern zu Herzen.

Wenn im März noch viel Winde wehn, wird’s im Maien warm und schön.

So viel der März an Nebeln macht, sooft im Juni Donner kracht.

Je größer der Staub im Märzen, desto schöner die Ernte der Erbsen.

Langer Schnee im März, bricht dem Korn das Herz.

Trockener März füllt den Keller.

Märzregen geht dürrem Sommer entgegen.

… für den April

April warm und nass, tanzt die Magd ums Butterfass.

Regen im April, jeder Bauer will.

Gibt’s im April mehr Regen als Sonnenschein, wird warm und trocken der Juni sein.

Wenn der April stößt rau ins Horn, so steht es gut um Heu und Korn.

Gehst du im April bei Sonne aus, lass nie den Regenschirm zu Haus.

Bringt der April viel Regen, so deutet der auf Segen.

Trockener April stellt die Mühlen still.

Ist der April schön und rein, wird der Mai umso wilder sein.

Aprilwetter und Kartenglück wechselt jeden Augenblick.

April kalt und nass, füllt Scheuer und Fass.

Auf Aprilflöckchen folgen Maiglöckchen.

Aprilschnee bringt Gras und Klee.

Aprilsturm und Regenwucht, kündet Wein und goldne Frucht.

Bläst der April mit beiden Backen, gibt’s viel zu jäten und zu hacken.

Ist der April zu schön, kann im Mai der Schnee noch wehn.

Stellt im April sich Regen ein, so hat man keinen Sonnenschein.

Wenn der April Spektakel macht, gibt’s Heu und Korn in voller Pracht.

Der April macht, was er will.

… für den Mai

Wenn’s Wetter gut am ersten Mai, gibt es viel und gutes Heu.

Fällt Reif am ersten Mai, bringt er im Feld viel Segen herbei.

Mairegen auf die Saaten, dann regnet es Dukaten.

Donner im Mai führt guten Wind herbei.

Ein kühler Mai wird hoch geacht’, hat stets ein gutes Jahr gebracht.

Trockener Mai – Wehgeschrei, feuchter Mai bringt Glück herbei.

Donnert’s im Mai recht viel, hat der Bauer ein gutes Spiel.

Maienfröste – unnütze Gäste.

Mairegen mild und warm, tut den Früchten keinen Harm.

Regen im Mai bringt Wohlstand und Heu.

Was ist es?

Blumen / Pflanzen

Es ist eine Blume aus der Familie der Korbblütler:

Sie wendet sich immer dem Sonnenlicht zu.

Sie verfolgt die Sonne von Ost nach West.

Die Blume kann 1–2 m hoch werden.

Sie hat einen rauhaarigen Stängel.

Sie hat einen braunen Blütenkorb mit einem Durchmesser von 10–40 cm.

Sie hat gelbe Zungenblüten, die ca. 6–10 cm lang sind.

Die gerösteten Kerne der Blume waren früher ein Ersatz für Kaffee oder Trinkschokolade.

Die Kerne werden für Backwaren genutzt.

Vögel knabbern ihre Kerne sehr gerne.

Die Blume wird seit dem 19. Jahrhundert als Ölpflanze genutzt.

Man kann seinen Salat mit ihren Kernen und ihrem Öl verfeinern.

Lösung: die Sonnenblume

Es ist eine Pflanze, die fast auf der ganzen Welt vorkommt:

Es ist eine krautige Pflanze.

Sie kann zwischen 10–300 cm hoch werden.

Ihr Blattrand ist gezähnt.

Die grünen Pflanzenteile sind mit Brenn- und Borstenhaaren besetzt.

Nach Hautkontakt mit den Blättern bilden sich schmerzhafte Quaddeln.

Die Blätter lassen sich gefahrlos anfassen, wenn man sie von unten nach oben überstreicht.

Die jungen Triebe können als Frühjahrsgemüse oder Salat gegessen werden.

In der Landwirtschaft wird die Pflanze in das Futter von Küken, Ferkeln und Kälbern gemischt, damit sie schneller wachsen.

Aus den Blättern wird auch ein Tee produziert

Lösung: die Brennessel

Es ist eine Pflanze aus der Familie der Korbblütler:

Sie ist in ganz Europa heimisch.

Sie ist verwandt mit Wildkräutern wie z. B. Löwenzahn.

Sie blüht zwischen Mai und Oktober.

Sie gilt als Heilpflanze bei Magen-und Darmbeschwerden und bei Entzündungen.

Meistens kommt sie als Tee zum Einsatz.

Sie wird zwischen 20–60 cm hoch.

Die Pflanze hat einzelne gelbe Blütenköpfchen, die zusammen einen Blütenkorb bilden.

Der gelbe Blütenkorb wird von weißen Blättern umgeben.

Lösung: die Kamille

Es ist eine Pflanze aus der Familie der Korbblütler:

Sie wird 30–50 cm hoch.

Sie hat einen aufrechten, wenig verzweigten Stängel.

Sie blüht zwischen Juni und Oktober.

Sie hat ein orangegelbes Blütenkörbchen.

Sie hat orangegelbe Zungenblüten.

Teile der Pflanze werden in der Heilkunde verwendet.

Aus den zerkleinerten Blütenkörbchen oder den getrockneten Zungenblüten werden Teeaufgüsse, Tinkturen oder Salben hergestellt. Sie werden bei Hautentzündungen oder Ausschlägen angewendet.

Lösung: die Ringelblume

Die fleißige Hausfrau

Morgens steh’ ich recht früh auf,

gleich beginnt des Tages Dauerlauf.

Kaffee kochen, Frühstück machen,

duschen, anziehen, Wäsche waschen.

Schnell die Kinderschar aufwecken,

ab ins Fenster mit den Decken,

Brote schmieren, Ranzen packen,

kurz noch mit dem Gatten schnacken.

Weiter geht’s im Schweinsgalopp,

beeilt euch, Kinder, hopp, hopp, hopp!

Die Schule fängt um acht Uhr an,

das Leben ist nun mal kein Schlendrian.

Kaum sind Mann und Kinder aus dem Haus,

spül ich Geschirr und häng die Wäsche auf,

schnapp mir den Staubsauger, eins, zwei, drei,

ein sauberes Haus ist keine Hexerei.

Und auch das Bad soll sauber sein,

ich schrubbe Wanne und Waschbecken rein.

Schon wird es Zeit zum Essen kochen,

hab den Kindern Nudeln versprochen.

Für die Gesundheit mach ich einen Salatkopf an,

brate noch ein paar Spiegeleier, ganz spontan.

Am Nachmittag muss ich bügeln und Wäsche falten,

würde mir den Tag auch gern mal anders gestalten.

Schon wird für das Abendbrot der Tisch gedeckt,

die Familie mag’s nun einmal sehr korrekt.

Als alle vor dem Fernseher die Füße hoch legen,

falle ich erschöpft in mein Bett, welch ein Segen.

So ein Hausfrauentag kann wirklich sehr anstrengend sein, wie schön wären doch die Heinzelmännchen als Helferlein. Dann könnte ich den ganzen Tag lesen, schlafen, Kaffee trinken

und würde nicht wie sonst üblich in Hausarbeit versinken.

Bitte stets freundlich

Als der kleine Lukas fünf Jahre alt war,

besuchte er Opa Franz und Oma Erika.

Er legte Wert auf ein Familienleben in Harmonie,

immer freundlich bleiben, lautete seine Strategie.

Damit war der Knirps bisher ganz gut gefahren,

konnte sich so eigenen Ärger meistens ersparen.

So war es dem Lukas ganz und gar nicht recht,

dass Oma Erika ging mit Opa Franz ins Wortgefecht.

Er stellte sich vor seine Oma und sprach:

»Oma, du weißt, ich bin allergisch gegen Streit

und Opa hat mich bereits in die Männergefühle eingeweiht.

So kann ich dir sagen, es bringt dir nichts ein, das zickig sein,

sonst wird es Opa nämlich auch noch obendrein.

Und wenn du wütend wirst und anfängst zu fauchen, kannst du Opas schlechte Laune danach bestimmt nicht gebrauchen!

Dann zieht er sich nämlich zurück in sein Kämmerlein und du bist ganz schnell am Ende mit deinem Latein.

Meinst du nicht auch, es wäre für uns alle gut sozusagen, wenn du höflich versuchst, dich mit Opa zu vertragen? Ein freundliches Lächeln, schau mal, wie ich es mach, lässt alles vergessen, selbst den größten Krach!«

Die Heinzelmännchen

Ich hatte neulich einen wunderschönen Traum,

was ich dort sah, ich glaubte es kaum:

Zehn Heinzelmännchen schlichen leise rein und raus

und arbeiteten sich fleißig durch mein ganzes Haus.

Der Erste spülte das Geschirr blitzeblank

und stellte es ganz vorsichtig in den Küchenschrank.

Ein anderer schüttelte die Kissen und Decken aus Daunen,

ich sah ihm dabei zu und konnte nur staunen.

Der dritte Heinzelmann schrubbte das Bad,

schillernd glänzende Kacheln waren das Resultat.

Und ganz leise trugen zwei Heinzelmännchen an mir vorbei,

die Teppiche nach draußen zum Klopfen, ohne Rempelei.

Der Sechste fegte auf den Böden den Schmutz zusammen,
so viel Fleiß ließ mein Herz fast entflammen.

Nebenan sah ich den siebten Heinzelmann die Fenster putzen,

sie waren mir allesamt wirklich von allergrößtem Nutzen.

Der Achte stand am Herd und kochte für meine Truppe,
aus vielerlei Gemüse eine köstliche Suppe.

Und draußen an der Wäscheleine sah ich den neunten Heinzelmann,

er klammerte frisch gewaschene Wäsche an die Leine an.

Zum guten Schluss brachte der Zehnte mir auf einem Tablett,

Brötchen mit Marmelade und einen Kaffee ans Bett.

Gerade als ich dachte: Das schmeckt sicher lecker,

klingelte zu allem Überfluss laut kreischend mein Wecker.

Er war zu schön, um wahr zu sein,

der Traum von meinen fleißigen Helferlein.

Wer wünscht sich die Heinzelmännchen nicht,

die spät abends erscheinen zur Sonderschicht

und während alle anderen selig schlafen und träumen,

in der ganzen Wohnung putzen, polieren und räumen?

Fragen

Welche Hausarbeiten haben Sie früher gerne verrichtet?

Welche mochten Sie nicht?

Haben Sie sich die anfallenden Arbeiten zu Hause in der Familie aufgeteilt? Wer war wofür zuständig?

Familienbande

Der kleine Enkel sprach zur Großmama:

»Zum Glück bin ich jetzt für dich da!

Du kannst dich jederzeit an mich wenden,

musst keinen Gedanken an Fremde verschwenden.

Wenn du in Not bist, bin ich da,

ich rette dich, das ist doch klar!

Du musst dafür auch gar nichts zahlen,

ich helfe dir gratis, ohne zu prahlen.

Auch wenn ich bin noch ein kleiner Knabe,

ist es wahr, dass ich schon begriffen habe,

dass das höchste Gut auf unsrer schönen Erden,

ist, seine Familie zu lieben und geliebt zu werden!«

Rund um die Freude …

Redewendungen

Die Freude findest du nicht auf deinem Bankkonto mit großem Guthaben, du findest sie auch nicht in den Palästen aus Marmor, aber in den Augen der Menschen, denen du eine Freude bereitest.

Es ist die größte Freude, freundlichen Menschen beim Lachen zuzuhören.

Freu dich an den kleinen Dingen des Lebens, das Warten auf den Lottogewinn ist oft vergebens.

Freude im Herzen vertreibt alle Schmerzen.

Freude ist ein Geschenk des Lebens und der Liebe.

Freude – die höchste Form der Zufriedenheit und die freundlichste dazu.

Freue dich täglich an der Natur, die das grüne Gras, die roten Rosen, den gelben Löwenzahn und den blauen Enzian wachsen lässt.

Glück ist Freude, Freude ist Glück.

Gute Freunde und Freude gehören zusammen.

Möge die Freude alle Jahre und Tage immer dein Begleiter sein.

Wenn du anderen Freude schenkst, kommt sie auch zu dir zurück. Doch nicht so wie du denkst, sie blüht für dich als neues Glück.

Wörter

Freudenausbruch

Freudentaumel

freudestrahlend

freudig

voll Freude, freudevoll

erfreut

erfreulich

freudenreich

sich freuen

sich erfreuen

jemandem eine Freude bereiten

Freude haben

Geld regiert die Welt

Tipp
Greifen Sie das Thema Geld auf und sammeln Sie im Gespräch Erinnerungen und Vorschläge , wofür sich das Geldausgeben lohnt bzw. gelohnt hat.

Das Geld, so sagt man, das liebe Geld,

ist stets vonnöten und regiert die Welt.

Nichts geht ohne Kröten, Mäuse und Peseten,

alles kostet Groschen, Taler, Piepen und Moneten.

Egal, ob Brot, Butter, Tee, Kaffee oder Kuchen,

ob schöne Kleidung oder Schuhe du mal willst versuchen,

alles kostet Zaster, Pinke-pinke oder Knete,

ohne Kies gibt’s nicht einmal die kleinste Fete.

Doch bekommen wir auf unserer schönen Welt,

auf der uns die wärmende Sonne jeden Tag erhellt,

noch etwas, das man nicht bezahlen muss,

das trotzdem glücklich macht zum Schluss?

Du brauchst dafür weder Schotter noch Penunzen oder Moos,

du kannst es bekommen und an andere verschenken völlig kostenlos.

Das warme Gefühl in deinem Herzen, das man Liebe nennt, ist der wahre Reichtum und kostet dich keinen einzigen Cent!

Die Schulstunde

Aus meiner Schulzeit erinnere ich mich an eine Anekdote,

die damals beinahe meine Versetzung bedrohte.

Ich war in Englisch und Deutsch wirklich recht gut,

dafür entfachte Erdkunde in mir so gar keine Glut.

Und genau in diesem Fach wurde zu Anfang jeder Stunde,

ein Schüler aufgerufen, was für eine Schrecksekunde!

Der musste dem Lehrer dann Rede und Antwort stehen,

dem Thema der letzten Stunde konnte niemand entgehen.

Eines Tages war auch ich an der Reihe,

war wie gesagt kein Profi, sondern nur Laie.

Der Lehrer fing an, mich seltsame Dinge zu fragen,

ich dachte nach, konnte ihm die Antwort nicht sagen.

Er stellte die nächste Frage und auch von der,

hatte ich tatsächlich nichts gehört bis hierher.

Auch aus der dritten Frage war mir nichts bekannt,

ich fühlte mich schrecklich, fast wie ein Dilettant.

Bei der vierten Frage lief ich dunkelrot an,

hielt mich selbst für den absoluten Blödian.

Ich gab mir selbst im Stillen das Versprechen,

den Erfordernissen der Schule künftig zu entsprechen.

Der Lehrer schrieb angesichts der schlechten Trefferquote

hinter meinen Namen eine dicke sechs als Note.

Und erst zu Hause fiel mir siedend heiß ein,

dass mich plagte in der vorigen Woche manch Zipperlein.

So ging ich am nächsten Tag zu dem Lehrer und sprach:
»Das, was ich Ihnen jetzt sage, ist für mich eine Schmach!

Ich weiß heute genau, warum ich gestern nichts wusste,

ich hab gefehlt letzte Woche, litt unter starkem Gehuste!

Doch das war mir leider entfallen, bin ja nicht mehr so jung
und bitte Sie hiermit in aller Form um Entschuldigung!«

Der Lehrer schaute mich an, seine Augen quollen fast raus,

ich dachte: Das war zu viel, jetzt flippt er gleich aus!

Doch er holte tief Luft und sagte zu mir:

»Die sechs steht in meinem Büchlein fett auf dem Papier,

doch ich will dir glauben und werde sie wieder streichen,

wenn mich von dir sachkundige Worte erreichen!«

Was für ein Glück, ich konnte es kaum fassen,

dass er sich auf meine Entschuldigung hat eingelassen.

Von da an bemühte ich mich wirklich sehr,

war nach jeder Stunde schlauer als vorher

und hatte aus dieser Sache eines gelernt,

nämlich, dass ehrlich tatsächlich am längsten währt!

Von Ostern bis Pfingsten

»Weißt du, was ich mir zu Ostern wünsche, Oma?«, fragte die kleine Lea. »Ein rotes Fahrrad mit Fahrradtasche, Trinkflaschenhalter und einen roten Helm. Meiner ist nämlich blau und der passt ja dann nicht zu meinem Rad! In meiner Klasse haben alle ein neues Rad, nur ich nicht!«

Sophia sah ihre Enkelin betroffen an. »Lea-Kind«, sagte sie ernst. »Das sind ja Wünsche, wie man sie vielleicht zum Geburtstag haben kann, aber doch nicht zu Ostern! Wo soll das denn noch hinführen? Früher waren wir schon glücklich, wenn wir einen Schokoladenhasen oder gefärbte Eier bekamen.«

»Das war eben früher, Oma!«, brummelte Lea. »Jetzt ist nun mal eine andere Zeit!«

»Da hast du Recht, es ist eine andere Zeit und es hat sich sehr viel verändert, manches zum Guten, manches leider auch zum Schlechten. Aber der Sinn von Ostern ist derselbe geblieben. Kannst du ihn mir sagen?«, fragte Sophia.

Lea schüttelte den Kopf und so begann Sophia zu erzählen: »Du kennst doch den Aschermittwoch, Lea, der Tag, an dem die Karnevalszeit beendet wird.« Lea nickte. »Das ist der Beginn des sogenannten österlichen Festkreises. Diesem Tag folgt im Christentum eine 40-tägige Fastenzeit, die an die 40 Tage erinnern soll, die Jesus in der Wüste fastete und betete.«

»Du meinst, Jesus hatte 40 Tage nichts zu essen?«, fragte Lea erschrocken. Sophia nickte. »Sollen wir jetzt etwa auch 40 Tage nichts essen?«, wollte Lea nun wissen.

Sophia lächelte ihre Enkelin beruhigend an und erzählte weiter. »Nein, nein, wir dürfen schon essen, aber es ist nicht verkehrt, wenn man mal eine Zeit lang auf Süßigkeiten, Kaffee, Kuchen, seinen Lieblingstee, Alkohol oder etwa Zigaretten verzichtet. Eben die Sachen, die man sonst gerne mag, mal 40 Tage bewusst weg zu lassen.« Lea schaute ihre Oma nachdenklich an. »Okay, dann versuche ich jetzt mal bis Ostern keine Gummibärchen zu naschen und keinen Schokopudding!«, erklärte das Mädchen entschlossen.

Sophia lächelte. »Die letzte Woche vor dem Ostersonntag, die sogenannte Karwoche, beginnt mit dem Palmsonntag. An diesem Tag feiern die Christen den Einzug Jesu in Jerusalem. Am darauffolgenden Donnerstag, der Gründonnerstag genannt wird, feierte Jesu damals das letzte Abendmahl mit seinen Jüngern. Weißt du übrigens, wie wir uns früher in dem kleinen Dorf, in dem ich aufgewachsen bin, auf das Osterfest vorbereitet haben? Wir haben alle gemeinsam unsere Kirche geputzt und gewienert, haben sozusagen einen richtigen Frühjahrsputz vorgenommen, damit sie zu Ostern, dem höchsten Fest der Christen, in neuem Glanz erstrahlte.«

Sophia lächelte gedankenversunken bei dieser Erinnerung und sprach dann weiter: »So, nach dem Gründonnerstag kommt der Karfreitag. An diesem Tag wird des Todes Jesu am Kreuz gedacht. Es ist also ein eher ernster Feiertag, wenn man das so sagen kann. Der darauffolgende Samstag ist dann der Karsamstag, der zum einen für die Grabesruhe steht und zum anderen ist es der letzte der 40 Fastentage. Und nun kommt, wie ich finde, der schönste Tag, nämlich der Ostersonntag. Das ist der Tag, an dem die Auferstehung Jesu von den Toten gefeiert wird und an dem die österliche Freudenzeit beginnt, die 50 Tage bis Pfingsten dauert.«

Lea hatte ihrer Oma wissbegierig zugehört und dachte nach: »Ja, der Ostersonntag gefällt mir auch am besten. Der arme Jesus, das ist ja schlimm, was der alles mitmachen musste.« »Da hast du wohl recht!«, stimmte Sophia ihrer Enkelin zu.

»Aber warum versteckt man zu Ostern denn nun Eier? Das verstehe ich nicht!«, sagte Lea nachdenklich.

»Ich glaube, das weiß niemand so ganz genau. Eier gehörten jedenfalls schon immer zu Ostern dazu. Ich habe mal gelesen, dass das Küken im Ei in der christlichen Kirche den Triumph des Lebens über den Tod bedeutet und somit an die Auferstehung Jesu Christi erinnert. Es könnte aber auch sein, dass die Menschen früher die Eier, die in der Fastenzeit gelegt wurden, hartgekocht haben, um sie haltbar zu machen und sie am Ostersonntag dann zu essen und zu verschenken. Heute gibt es ja Eier aus Schokolade, die mit Nougat, Marzipan, Eierlikör oder ähnlichem gefüllt sind. Auf jeden Fall soll durch das Schmücken der Zweige mit hübsch dekorierten Eiern und mit dem Brauch, Eier und Süßigkeiten für Kinder zu verstecken, die große Freude über die Auferstehung Jesu Christi ausgedrückt werden.«

Lea schaute ihre Oma stumm an und schien nachzudenken.

»Kannst du dir vorstellen, womit die Menschen in früheren Zeiten, als es die fertigen Eierfarben noch nicht gab, die Eier gefärbt haben?«, fragte Sophia. Lea schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung!«, sagte sie mit einem Schulterzucken.

»Im Mittelalter wickelten reichere Leute Eier in Blattgold, ärmere kochten sie mit Blättern und Blüten verschiedener Blumen, um sie zu färben. Ich erinnere mich noch daran, dass meine Mutter damals Eier in Rote Beete-Saft kochte, um sie rot zu färben und in Zwiebelschalen, um sie bräunlich zu bekommen. Na ja, wie auch immer, nun kennst du den eigentlichen Sinn des Osterfestes, Lea-Kind! Es hat überhaupt nichts damit zu tun, große, wertvolle Dinge zu verschenken oder sich solche zu wünschen. Ich persönlich fände es toll, wenn die Kinder sich wieder wie früher über gefärbte Eier und ein paar Süßigkeiten freuen könnten und die Geschichte von Jesus Christus im Hinterkopf behalten würden. Das macht einen nämlich auch dankbar für die kleinen Freuden des Lebens und ein wenig demütig.«

Lea schaute ihre Oma an. »Weißt du was, Oma?«, fragte Lea. »Du hast doch gesagt, man soll auf etwas verzichten, was man gerne mag. Da reichen vielleicht Gummibärchen und Schokoladenpudding nicht aus. Was hältst du davon, wenn ich auch noch auf mein rotes Fahrrad verzichte, dass ich mir eigentlich wünschen wollte. Dann warte ich damit eben bis zu meinem Geburtstag.« Sophia nahm ihre Enkelin in den Arm und sagte: »Das finde ich toll, Kind. Das ist wirklich eine großartige Idee!« Oma und Enkelin hielten sich einen Moment schweigend aneinander fest.

Sophia löste sich als erste aus der Umarmung und sagte: »Um den Osterfestkreis zu schließen, wird übrigens am 50. Tag nach dem Ostersonntag das Pfingstfest gefeiert. An dem Tag wird das von Jesus Christus angekündigte Kommen des Heiligen Geistes zelebriert und gleichzeitig bedeutet Pfingsten den feierlichen Abschluss der Osterzeit. Im nächsten Jahr beginnt der Kreis dann wieder mit dem Aschermittwoch.«

»So hab ich das noch nie gesehen!«, sagte Lea. »Dieses Jahr werde ich mich viel mehr über die Eier und Süßigkeiten freuen als sonst. Und ich werde dabei an den armen Jesus denken. Und ich werde mir zu Ostern nicht mehr solch große Sachen wie ein Fahrrad wünschen!«

Sophia bedachte ihre Enkelin mit einem liebevollen Blick und strich ihr sanft über den Kopf.

Fragen

Erinnern Sie sich daran, womit in Ihrer Kindheit die Eier zu Ostern gefärbt wurden?

Haben Sie schon mal Eier ausgepustet und diese dann als Osterschmuck angemalt oder verziert?

Auf was haben Sie schon einmal während der Fastenzeit verzichtet?

Der Maibaum

Morgen ist der 1. Mai, auf dem Dorfplatz steht ein großes Zelt,

denn heute wird nach alter Tradition der Maibaum aufgestellt.

Wir haben ihn geschmückt mit Tannengrün und bunten Girlanden

und einem gebundenen Kranz, der die Baumspitze umrandet.

Mit viel Trara und Tamtam läuft die Blaskapelle durch den Ort,

das Tragen des Maibaums ist für die Jungen ein willkommener Sport.

Jeder will dabei sein, keiner mag es verpassen,

so ist es, wenn die Leute vom Dorf mal losgelassen.

Endlich angekommen wird der Maibaum mit Seilen aufgerichtet,

der ganze Ort ist extra dafür geschmückt und festlich belichtet.

Es stehen Buden bereit mit Bratwurst und Bier,

heut bleibt niemand im Haus, heut sind alle hier!

Und nach den üblichen Feierlichkeiten,

lassen die Damen sich von den Herren ins Zelt begleiten,

dort wird geschwoft bis in den Maienmorgen,

vergessen sind heut Kummer und Sorgen.

Im letzten Jahr war uns allerdings gar nicht zum Johlen, da haben uns Burschen aus dem Nachbarort den Maibaum gestohlen.

Wir mussten ihn auslösen mit jeder Menge Schnaps und Bier,

erst danach stand er wieder am richtigen Ort, nämlich hier.

Das wird uns nicht nochmal passieren, so eine Schmach, in diesem Jahr haben wir den Maibaum mit Argusaugen bewacht!

Alles neu macht der Mai

Tipp
Die folgende Geschichte enthält eine Fülle von alten Sprichwörtern und Redewendungen, die Senioren gut ergänzen können.

»Es regnet schon wieder!«, sagte Ulla zu ihrer Freundin Moni. »Schau dir mal die dunklen Wolken an! Es stimmt wirklich, der April macht, ….was er will!«

»Ich koche uns jetzt eine Tasse Tee und dann machen wir es uns gemütlich«, bot Moni an. »Noch ein paar Tage, dann ist der April vorbei. Wie heißt es doch noch? Alles neu … macht der Mai! Also, die Hoffnung … stirbt zuletzt.«

Gerade, als es sich Ulla und Moni auf dem Sofa bequem gemacht hatten, klingelte es an der Haustür. Im selben Augenblick erhellte ein Blitz das Zimmer, dem ein lautes Donnern folgte. Moni eilte zur Tür und ließ zwei weitere Freundinnen herein. Birgit und Paula waren zu einem Spaziergang aufgebrochen und gerade in der Nähe von Monis Haus, als sie in den plötzlichen Regen und das Gewitter gerieten.

»Meine Oma sagte bei Gewitter immer: Buchen sollst du suchen, … Eichen sollst du weichen! Aber das gilt ja heutenicht mehr. So sind wir bei dir gelandet, um Schutz zu finden, Moni!«, sagte Birgit.

»Kommt rein und zieht eure Jacken und Schuhe aus!«, sagte Moni. »Ich habe gerade Tee gemacht.«

Als Ulla die zwei Freundinnen sah, musste sie lachen und sagte: »Fünf sind geladen, zehn sind gekommen, … tu Wasser zur Suppe und heiß alle willkommen!«

Die vier Freundinnen hatten sich viel zu erzählen und so war das schlechte Wetter bald vergessen.

»Habt ihr schon von Oma Wiebesiek gehört?«, fragte Birgit in die Runde. »Die soll auf ihre alten Tage noch mal umziehen, zu ihrer Tochter. Dabei sagt man doch, einen alten Baum … verpflanzt man nicht?«

»Ach«, sagte Paula. »Da liegt also der Hund … begraben. Ich hab beim Bäcker so was läuten gehört, hatte es aber nicht ganz verstanden.«

»Der Lauscher an der Wand, … hört seine eigene Schand!«,sagte Ulla. »Was die Leute immer alles wissen. Vielleicht gefällt es der Oma Wiebesiek ja ganz gut, wenn sie nicht mehr so viel alleine ist. Ein Weg entsteht, … wenn man ihn geht!«

»Sag mal, Ulla«, meinte Paula. »Warst du nicht mal in den Sohn von Oma Wiebesiek verliebt, den Klaus? Man sagt doch: Alte Liebe welket nicht, … auch wenn sie dir das Herze bricht!«

Ulla winkte ab: »Aus den Augen, … aus dem Sinn! Der ist doch damals ausgewandert und soll sein großes Geld gemacht haben. Warum ernten eigentlich die dümmsten Bauern immer … die dicksten Kartoffeln?«

»Den Seinen gibt’s der Herr … im Schlaf!«, mischte Moni sichein.

»Wisst ihr noch, wie ulkig der Klaus damals mit seiner Dauerwelle ausgesehen hat?«, fragte Birgit. Das war doch mal ›modern‹ und alle haben sich kaputt gelacht!«

»Kein Wunder, meinte Paula, »der erste Eindruck … zählt! Das hat er aber auch nur einmal und nie wieder gemacht. Jaja, aus Schaden … wird man klug! Er musste eben alles ausprobieren. Kleine Kinder spielen gern, … große noch viel lieber! So ist das Leben!«

»Das Gewitter ist vorbei!«, warf Paula ein. »Lass uns weiter marschieren, Birgit, bevor es vielleicht wieder losgeht!« Moni lachte. »Ja, ja, am Abend wird der Faule … fleißig

Die vier Freundinnen verabschiedeten sich voneinander.

»Kommt gut nach Hause, ihr zwei«, rief Ulla Birgit und Paula nach. »Und fallt im Dunkeln nicht auf die Nase. Ihr wisst ja, im Falle eines Falles, … ist richtig fallen alles!«

Das Band der Liebe

Es ist überall da auf der Welt, wo Liebende sind,
es besteht zwischen Mutter und Kind.

Auch zwischen Frau und Mann kann es sein,
innerhalb der Familie zwischen Groß und Klein.

Es verbindet Generationen, also Jung und Alt,
man sieht es nicht, denn es hat keine Gestalt.

Es ist dehnbar von der Erde bis zum Mond und zurück,
es sorgt bei vielen Erdenbürgern für großes Glück.

Es ist noch da, auch wenn ein geliebtes Wesen fort ist,
es reißt nicht ab, egal, wo immer du gerade bist.

Es hat zwischen vielen Seelen das ganze Leben und länger Bestand,
das unvergängliche, immerwährende Liebesband.

Rund um die Liebe …

Redewendungen

Der Liebe ist kein Weg zu weit.

Die Liebe findet dich immer, egal wie gut du dich versteckst.

Gegen Liebe auf den ersten Blick hilft meist ein zweiter.
Alte Liebe rostet nicht.

Die Zeit vergeht – die Liebe bleibt.

Durch die Ferne wächst die Liebe.

In der Liebe ziehen sich Gegensätze an.

Liebe macht blind.

Braune Augen sind gefährlich, aber in der Liebe ehrlich.

Wer Liebe sät, wird Freude ernten.

Pech im Spiel, Glück in der Liebe.

Liebe geht durch den Magen.

Gelegenheit macht Liebe.

Wörter

Lieb

lieben

liebäugeln

Liebchen

liebebedürftig

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783842690585
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2020 (August)
Schlagworte
Aktivieren Altenpflege Beschäftigen

Autor

  • Martina Rühl (Autor:in)

Martina Rühl ist ausgebildete Pflegeassistentin und arbeitet seit vielen Jahren in der Betreuung und Alltagsbegleitung von Menschen mit Demenz.