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Der praktische Papa-Ratgeber

Liebevoll begleiten, entspannt erziehen. Die besten Tipps für die Jahre 1-6. Vom Gründer von papa.de

von Michael Schöttler (Autor:in)
192 Seiten

Zusammenfassung

„Schlaf wirst du in nächster Zeit wohl nicht mehr allzu viel bekommen“ – solche Sprüche bereiten nicht wirklich auf das Papasein vor. Stattdessen findet man sich plötzlich in ungeahnten, komplett neuen Situationen wieder. Das eigene Kind ist etwas Besonderes, bringt aber neben ganz viel Freude und Glück auch Herausforderungen mit sich. Wie begleitet man sein Kind am besten in den wichtigsten Entwicklungsphasen? Wie geht man gelassen mit stressigen Erziehungssituationen um? Für welche gemeinsamen Aktivitäten lieben Kinder ihre Väter am meisten? Michael Schöttler liefert in seinem Ratgeber viele praktische Tipps – nicht nur seine eigenen, sondern die besten von tausenden Vätern aus seiner „papa.de“-Community.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


SO GELINGT DER START ALS PAPA

Papa zu werden – jeder stellt sich das anders vor. Doch die Ratschläge, welche wir im Vorfeld von anderen Vätern erhalten, sind oft reine Sprüche wie „Na dann schlaf schon mal vor, dazu wirst du später nicht mehr kommen“. Diese bereiten einen nicht wirklich vor, und so wünscht man sich in manchen Momenten – ist das Kind dann da und Teil des eigenen Lebens – dass man einiges gerne vorher gewusst hätte.

Das eigene Kind ist etwas ganz Besonderes, bringt aber neben ganz viel Freude und Glück auch Herausforderungen mit sich. Plötzlich finden wir uns in ungeahnten, komplett neuen Situationen wieder.

Wir Väter erleben die Zeit der Schwangerschaft und das erste Lebensjahr anders als die Mutter. Und auch in den folgenden Jahren gehen wir oft mit einem unterschiedlichen Blick und anderem Verhalten auf die Kinder zu.

Aus diesem Grund richte ich mich in diesem Buch speziell an die Papas. Gerade weil wir einige Dinge anders sehen, anders handeln und eben auch anders fühlen, will unser Blickwinkel hier besonders berücksichtigt werden. Nicht jedes Thema kann dabei abschließend behandelt werden, aber es sollen sich Perspektiven eröffnen. Wer weiterführende Informationen zu einem bestimmten Themenbereich benötigt, findet diese zum Beispiel auf papa.de und in der geschlossenen Papa-Gruppe (Nur für Papas | Die Papa-Gruppe by papa.de).

Disclaimer: Ich bin kein Arzt und kein Rechtsanwalt. Meine Beschreibungen und Tipps vor allem zu juristischen und gesundheitlichen Themen sind sorgfältig geprüft, spiegeln aber lediglich meine Erfahrungen und mein Wissen sowie die Erfahrungen und das Wissen aus der Papa-Gruppe wider.

Die besten tipps von Vätern für Väter – papa.de und wie dir dieser Ratgeber hilft

Mein Name ist Michael Schöttler, ich bin 40 Jahre alt, habe zwei Jungs und meine Frau ist gerade mit dem dritten Kind schwanger. Ich betreibe die Webseite papa.de mit den dazugehörigen Social-Media-Profilen. Wir haben knapp 200000 Fans und in der geschlossenen Papa-Gruppe (Nur für Papas | Die Papa-Gruppe by papa.de) befinden sich fast 50000 Väter.

Dieses Buch schreibe ich nicht, weil ich denke, wir Väter seien nicht in der Lage, ohne Hilfe ein Kind großzuziehen. Im Gegenteil. Das Thema Papa beschäftigt mich jeden Tag und im Austausch mit Tausenden Vätern. Und ich muss (mit etwas Stolz) zugeben, dass wir das Thema Kind und Erziehung sehr gut draufhaben. Ich schreibe dieses Buch, weil ich weiß, dass wir Väter heute an der Erziehung unserer Kinder interessiert sind und unser Wissen gerne noch vertiefen wollen. Denn jedes Kind ist so unterschiedlich und bringt seine eigenen Probleme und Besonderheiten mit sich. Gerade Väter mit mehreren Kindern werden das kennen: Da denkt man, beim zweiten Kind kann einen nichts überraschen, man kennt ja alles vom ersten und dann ist auf einmal alles anders.

Lasst euch also von diesem Buch inspirieren, lernt neue Sichtweisen und Herangehensweisen kennen und vor allem nutzt die praktische Erfahrung von Tausenden Vätern, die mit in dieses Buch eingeflossen ist.

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Für unsere Kinder wollen wir das Beste. Genauer betrachtet brauchen Kinder in den ersten Jahren gar nicht viel. Sie brauchen vor allem uns – unsere Liebe, unsere Aufmerksamkeit und unsere Zeit. Mit diesen Glücksgeheimnissen legen wir den Grundstein zu einer gelungenen Papa-Kind-Beziehung.

1. Liebe dein Kind – und zeige es

Wir alle lieben unsere Kinder, aber zeigen wir es ihnen auch – offen und ausreichend? Seien wir ganz ehrlich: Vieles, was wir besser machen wollten als unsere Eltern, bleibt im Alltag auf der Strecke. Wie oft sind wir gestresst und die Kinder bekommen unsere schlechte Stimmung ab?

Zum Erziehungsalltag gehört manchmal Schimpfen, doch viel öfter sollten wir unseren Kindern sagen, dass wir sie lieben. Wir dürfen nicht davon ausgehen, dass sie es wissen oder von selbst merken.

Deshalb: Sage und zeige deinem Kind so oft wie möglich, dass du es liebst.

Erziehen bedeutet, unseren Kindern Wärme und Zuneigung zu schenken. Lasst euch bloß nicht einreden, ihr dürft eure Kinder nicht in den Arm nehmen oder ihnen keinen Kuss geben. Gerade in den ersten Lebensjahren ist körperliche Nähe für die Kinder so wichtig. In der heutigen Zeit, in der Kindesmissbrauch und Kinderpornografie fast konstante Themen in den Medien sind, trauen sich viele (vor allem Papas) nicht mehr, körperliche Nähe zuzulassen. Doch das Kind sollte wissen, dass es damit zu euch kommen darf. Hast du in den ersten Jahren dein Kind nie in den Arm genommen, wird es später nicht von sich aus zu dir kommen und danach fragen. Der entscheidende Punkt, mit dem ihr die Frage nach „Wie viel Nähe braucht mein Kind?“ beantworten könnt, ist: Euer Kind bestimmt, mit welcher und wie viel Nähe es sich wohlfühlt.

Jedes Kind hat andere Bedürfnisse und geht mit dem Thema Liebe und Zuneigung zu den Eltern anders um. Aber wir als Eltern müssen ihnen vorleben, dass Liebe und Zuneigung ein wichtiger Bestandteil der Familie sind. Wie sollen sie sonst, wenn sie älter sind, mit dem Thema richtig umgehen können?

Beherzigst du das, wirst du eine gute und liebevolle Beziehung zu deinem Kind aufbauen.

2. Packe dein handy weg

Ich selber kämpfe jeden Tag mit diesem Punkt, habe aber meine Zeiten am Handy schon drastisch runtergefahren. Gründe, auf das Handy zu schauen, gibt es viele. Sei es beruflich, mal eben die E-Mails checken, im Social Web nachschauen, was es Neues gibt oder sich mit Freunden schreiben. Das Handy ist aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken.

Die meisten von uns kennen noch eine handyfreie frühe Kindheit, aber versetzt euch mal eine Sekunde in euer Kind. Es spielt, freut sich und möchte euch zeigen, was es gerade entdeckt hat – und ihr seid am Handy. Fragt euch euer Kind etwas, antwortet ihr ganz nebenbei, ihr blickt nicht einmal auf. Welches Gefühl löst das in euch aus?

Ich lege mein Handy in der Familienzeit nun bewusst weg und versuche, es vor den Kindern nur zu nutzen, wenn es sein muss.

Die Zeit mit unseren Kindern gibt uns keiner wieder, wollen wir sie wirklich mit dem Handy verschwenden? Wollen wir unseren Kindern das Gefühl geben, nur eine Nebensache zu sein?

3. Lebt gemeinsame Rituale

Im Idealfall sind Mama und Papa die Größten für die eigenen Kids. Sie lieben es, mit uns Zeit zu verbringen und noch viel mehr lieben sie feste Rituale.

Legt einen Tag in der Woche fest, an dem ihr immer Zeit habt und dann etwas gemeinsam macht – nur du und dein Kind. Das kann ein Spieleabend sein, darf aber auch gerne ein Filmabend sein.

Ich habe zwei Jungs und wir machen jeden Samstag einen Fußballabend mit Chips. Die Idee kam im Übrigen vom älteren, der selber Fußball spielt. Ich selbst bin gar kein so großer Fußballfan, aber den Jungs gefällt es. Schon Tage vorher erinnern sie mich: „Papa, wir müssen für Samstag noch Chips einkaufen.“ (Manchmal vermute ich, dass ihnen der Fußball egal ist und sie nur auf die Chips heiß sind image.)

Findet also eine Sache, bei der ihr ein, zwei Stunden zusammen seid und gemeinsam Spaß habt. Wenn sich die Kids im Vorfeld darauf freuen und traurig sind, wenn eure Verabredung mal ausfällt, habt ihr ein festes Familienritual geschaffen. Euren Ideen sind hier keine Grenzen gesetzt:

Ausflug

Gemeinsames Kochen/Backen (bei dem die Kids alles machen – so gut es geht)

Basteln, Werken, Malen, Dekorieren usw.

Gemeinsam Musik machen

Der Wunschtag – einer darf aussuchen, was gemacht wird, wöchentlich wechselnd

Spielplätze entdecken (ob draußen im Wald oder in der Stadt, denn wieso immer auf den gleichen gehen und nicht mal in der Umgebung einen anderen ausprobieren)

Wichtig ist Kontinuität! Der Tag muss wirklich geschützt werden und sollte nur in Ausnahmefällen ausfallen. Probiert aus, bis ihr eine Aktivität gefunden habt, welche allen Spaß macht.

4. Nimm dir Zeit – nur für dich

Zeit nur für dich? Wie kann dich das zu einem noch besseren Papa machen? Im Grunde ist es ganz einfach. Du kennst sicherlich den Spruch: „ Um andere glücklich zu machen, musst du selbst glücklich sein.“

Darum geht es. Wenn du deine eigenen Interessen immer hintanstellst und vor lauter Aufgaben und Verpflichtungen nur noch gestresst bist, wird das negative Auswirkungen auf dein Familienleben haben. Zeit für dich ist kein Luxus, sondern Notwendigkeit. Egal ob der Besuch im Fitnessstudio oder Zocken am PC oder an der Spielekonsole.

Und weil es oftmals gar nicht so einfach ist, diese Zeitfenster einzurichten, ist Zeitmanagement eines der wichtigsten Dinge, die du als Papa lernen musst. Dabei solltest du darauf achten, dass die verfügbare Zeit für Familie, Beruf und Partnerschaft im Gleichgewicht ist und du einen Teil für dich reservierst.

5. Nehmt euch Zeit – auch für die Partnerschaft

Im Idealfall hast du oder wirst du irgendwann neben deinem Kind auch einen Menschen an deiner Seite haben. Und damit eine Partnerschaft funktioniert, braucht es gemeinschaftliche Zeit, in der sich nicht alles ums Kind dreht, sondern nur um euch. Viele Partnerschaften leiden genau darunter. Wenn ihr euch aktiv mit dem Thema Partnerschaft beschäftigt, euch Zeit füreinander nehmt, dann reduziert ihr das Risiko einer Trennung, das gerade in den ersten Jahren mit Kind hoch ist.

Eure Beziehung hat auch auf dein Kind Einfluss: Ihr seid Vorbild, durch das es lernt, wie man eine Beziehung führt. Die Art und Weise, wie ihr miteinander umgeht, wird für dein Kind erst einmal zum Standard werden.

Eine funktionierende elterliche Beziehung, dazu gehört bei Trennungskindern auch der neue Partner, hat maßgeblichen Einfluss auf die frühkindliche Entwicklung.

Solltet ihr keine Großeltern haben, die euch das Kind mal abnehmen und euch so zu einem freien Abend verhelfen, solltet ihr die Alternative Babysitter andenken. Je nach Alter des Kindes kann es auch mal bei Freunden/Freundinnen schlafen. Pflegt also auch den Kontakt zu den Eltern der anderen Kita- oder Kindergarten-Kinder. Ein gutes Netzwerk ist die beste Unterstützung.

Verlierst du die oben genannten fünf Punkte im Alltag nicht aus den Augen, auch wenn das sicherlich nicht immer leicht ist, dann wirst du ganz automatisch ein noch viel besserer Papa, als du es jetzt schon bist.

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In den ersten sechs Lebensjahren wachsen dein Kind und eure Bindung. Es wird dich zum Staunen und zum Lachen bringen, aber auch verunsichern und herausfordern. Wie gut, wenn du darauf vorbereitet bist und die Hürden kennst, die dein Kind in seiner rasanten Entwicklung nimmt – die Meilensteine auf dem Weg vom hilflosen Baby zum neugierigen Kita-Kind. Willkommen zu einer einzigartigen und turbulenten Reise, die auch dich wachsen lässt.

Erstes Lebensjahr (0 bis 1)

Das erste Lebensjahr ist für uns Väter enorm wichtig. Anders als die Mama haben wir während der Schwangerschaft noch keinen engen Bezug zum Kind aufgebaut. Im ersten Lebensjahr heißt es deshalb für uns Väter, genau diese Bindung zu schaffen.

Die Basis: Bindung schaffen

Sollte deine Partnerin nicht stillen, hast du eine super Möglichkeit, die Bindung zum Kind schon von Anfang an mit zu prägen. Denn Fläschchen geben beherrschst du genauso gut wie die Mama.

Übrigens ist es nicht ungewöhnlich, wenn wir zu Beginn die Bindung erst aufbauen müssen. Viele Väter, aber auch Mütter, stellen sich im Vorfeld genau vor, wie es sich anzufühlen hat, ein Kind zu haben. Fühlen sie dann nicht exakt so, vermuten sie, dass sie ihr Kind nicht lieben und machen sich Vorwürfe. Ein Teufelskreis beginnt und gerade bei Frauen – aber auch bei Männern – kann das schnell in eine postnatale Depression führen.

Dauerthema Schlaf

Beim Thema Schlaf ist nichts vorhersehbar. Hier kann euch alles erwarten: vom Idealfall, bei dem euer Kind ohne Probleme schläft und ihr nur ein, zwei Mal die Nacht füttern müsst, bis hin zum totalen Grauen mit durchwachten Nächten und übelstem Schlafentzug.

In der Regel schlafen Babys pro Tag 12 bis15 Stunden, je nach Kind sind die einzelnen Schlafphasen aber auf mehrere Einheiten verteilt. Wichtig ist, dass ihr euch gemeinsam mit eurem Kind zum Schlafen legt und während des Einschlafens bei ihm seid. Gerade in den ersten Wochen leiden fast alle Eltern an akutem Schlafentzug. Schläft das Kind endlich, wird, anstatt selbst eine Zeitlang zu schlafen, die Wohnung geputzt oder andere Aufgaben erledigt, zu denen man sonst nicht kommt. Doch was ist wichtiger: Schlaf oder eine Wohnung, in der man vom Fußboden essen kann? Gestehe dem Schlaf seine zentrale Bedeutung zu.

Scheut euch auch nicht, Hilfe anzunehmen von euren Eltern oder anderen hilfreichen Händen. Lasst euch bekochen oder im Haushalt helfen! Für Familien mit mehreren Kindern kann es sogar möglich sein, dass der Anspruch auf eine Haushaltshilfe besteht. Hier lohnt es, im Vorfeld bei der Krankenkasse nachzufragen.

In den ersten Monaten ist fast immer die Frau zu Hause. Gerade wenn sie stillt, fühlt sich das für viele Männer so an, als wären sie vom „Nachtdienst“ befreit und könnten durchschlafen. Aber gerade deswegen sollten wir die Frauen auf anderem Wege so gut unterstützen, wie es nur geht. Geht mit eurem Kind im Kinderwagen für ein, zwei Stunden raus, sodass sie schlafen kann, oder verschafft ihr auf anderem Wege Freiraum. Schlafmangel darf nicht unterschätzt werden und führt oft zu Streit zwischen den Partnern.

Rasante Entwicklung

Nie wieder wird dein Kind sich so schnell entwickeln wie im ersten Lebensjahr. Dein Kind saugt alles in sich auf wie ein Schwamm: Eindrücke, Erfahrungen und Wissen. Es probiert alles aus und solange du auf die Sicherheit achtest, kannst du eigentlich kaum was falsch machen.

In den ersten Wochen nach der Geburt gibt es nur Schreien, Schlafen, Essen und in die Windel machen oder sich übergeben. Du kannst dein Kind hinlegen und es wird sich keinen Zentimeter bewegen und einfach nur daliegen und mit den Ärmchen und Beinchen etwas hantieren. Zu Beginn wird das Sehvermögen geschult. Dabei steigt die Entfernung, aus der etwas erkannt wird, von Woche zu Woche an. Es ist vollkommen egal, was du deinem Kind zeigst, solange es nur etwas Neues ist, ist es faszinierend. Alle Sinne entwickeln sich und nach einigen Wochen kommt die körperliche Bewegung, die Motorik hinzu. Das Kind entdeckt das Greifen mit den Händen, aber auch das Abstützen mit den Füßen. Spätestens mit dem Drehen, dem Vorboten des Krabbelns, ist es mit der Ruhe zu Hause vorbei. Von nun an wirst du nur noch aufpassen, dass es keine Gefahrenstellen gibt und dich wundern, wie schnell sich so ein kleines Wesen auf allen Vieren bewegen kann.

Denke bitte daran, dass dein Kind bei seiner Entwicklung sein eigenes Tempo hat. Mach dich nicht verrückt, wenn andere Kinder schon im Ellbogenstütz sind oder krabbeln – und deines noch nicht. Wichtig ist, dass du nicht versuchst, dein Kind zu etwas zu zwingen. Dein Kind macht seine Entwicklung in dem Tempo, in dem sie angelegt ist. Versucht dein Kind sich hinzusetzen und schafft es das noch nicht, dann greif nicht ein. Die Muskulatur ist dann noch nicht so weit.

Alle U-Untersuchungen wahrnehmen

Damit die Entwicklungsschritte eures Kindes regelmäßig untersucht werden, gibt es das sogenannte „Gelbe Heft“. Praktisch ist, dass ihr es schon bei der Geburt von den Ärzten überreicht bekommt. Dort finden sich alle Zeitpunkte eingetragen, wann U-Untersuchungen stattzufinden haben. Dieses Heft nehmt ihr dann zum Kinderarzt mit, dort werden die Untersuchungen und Impfungen durchgeführt und eingetragen. Es empfiehlt sich, die Termine rechtzeitig auszumachen, da der Zeitraum, in dem die Untersuchung stattfinden soll, zwingend eingehalten werden muss. Kommt es in der Entwicklung zu Abweichungen, wird der Kinderarzt mit dir entsprechende Behandlungsmöglichkeiten besprechen. Bei vielen Krankheiten oder Entwicklungsstörungen bedeutet eine Früherkennung immer eine erhöhte Behandlungschance. Solltest du Auffälligkeiten entdecken oder Ängste haben, ist der Kinderarzt die geeignete Ansprechperson und nicht das Internet! Ein Nichtbefolgen der U-Untersuchungen kann dazu führen, dass das Jugendamt bei euch auftaucht und nach dem Rechten sieht!

Genieße das erste Lebensjahr und schenke deinem Kind viel Liebe und Zeit mit dir. Ein sicheres und geborgenes Zuhause – viel mehr brauchen Babys nicht, um sich prächtig entwickeln zu können.

Zweites Lebensjahr (1 bis 2)

Mit Beginn des zweiten Lebensjahres, also rund um den ersten Geburtstag, läuft dein Kind und fängt an, die ersten Wörter zu sprechen. Spätestens ab diesem Zeitpunkt ist es auch um uns Männer geschehen. Solltest du nach einem Jahr immer noch keine Bindung zu deinem Kind aufgebaut haben, solltest du in Erwägung ziehen, zu einem Arzt zu gehen. Oftmals haben Väter, die selber eine schwierige Kindheit hatten, Probleme, Liebe zu empfinden und weiterzugeben. Hier ist der Schritt dann dringend notwendig, sich professionelle Hilfe zu holen. (Wir haben viele Väter in unserer Gruppe, die genau das machen mussten und denen das Thema peinlich ist. Sollte dies bei dir der Fall sein, komm zu uns in die Gruppe und lass dir von anderen Vätern in gleicher Situation helfen.)

Die Persönlichkeit deines Kindes

Die Aufregungen des ersten Lebensjahres legen sich nun etwas, dafür beginnt für viele Kinder (und Eltern) das Thema Kindergarten. Auch endet die bezahlte Elternzeit, sodass nun erneut ein veränderter Alltag einsetzt. Das eine oder andere Paar hat es vielleicht auch nicht gemeinsam geschafft und mancher Papa hat nun das Kind auch zeitweise alleine bei sich, da es nicht mehr gestillt werden muss.

So oder so, ein neuer Abschnitt beginnt. Im zweiten Lebensjahr prägt sich der Charakter deines Kindes Das Gute ist, dass dein Kind von nun an immer klarer artikulieren kann, was es möchte und was nicht. Jetzt beginnt aber auch die Erziehung deines Kindes. Dein Kind begreift immer besser, was richtig und falsch ist und lernt aus Fehlern. Dennoch musst du noch eine ganze Weile aufpassen.

Der eigene Wille. Teil I

Die Wissenschaft ist sich nicht einig, inwieweit der eigene Wille angeboren ist und wie viel Einfluss die Erziehung bzw. die äußeren Umstände auf diesen hat. Ich glaube, dass man den eigenen Willen nur zu Teilen beeinflussen kann.

Mein jüngster Sohn ist drei Jahre alt und ein Sturkopf. Bekommt er etwas nicht, testet er schnell seine Grenzen aus. Wir mussten hier sehr früh aufpassen, dass dieses Verhalten nicht ausartet. Ein Nein muss bei ihm auch wirklich ein Nein sein, und er beginnt jetzt schon, Mama und Papa gegeneinander auszuspielen. Bei meinem ersten Sohn war das überhaupt nicht notwendig. Es gibt also meiner Meinung nach nur die Möglichkeit, Weichen zu stellen, aber nicht die Möglichkeit, jeden Schritt vorzugeben. Jedes Kind ist verschieden und zeigt von früh an sein ganz eigenes, angeborenes Temperament. Was bei einem Kind ganz einfach war, ist beim nächsten schwierig. Das bedeutet, dass ihr eure Erziehungsmethoden im gewissen Maß dem Kind anpasst.

Bewusst erziehen – mit Konsequenz

Erziehung beginnt ab sofort und ihr solltet euch mit der Mama absprechen, welche Grundpfeiler euch wichtig sind. Klären solltet ihr vor allem, wie Konsequenzen bei euch aussehen. Dass in unserer heutigen Zeit jegliche Form von Gewalt (verbale Aggression, aber auch der Popo-Klaps) nicht zur Erziehung gehört und verboten ist (Jedes Kind hat das Recht auf eine gewaltfreie Erziehung), brauche ich hier nicht weiter zu erwähnen. Dennoch muss dein Kind Grenzen lernen. Diese Grenzen sollten bei Mama und Papa im Idealfall die gleichen sein. Problematisch wird es besonders bei Trennungskindern, da hier oftmals jedes Elternteil seinen Erziehungsstil anwendet und es kaum Absprachen diesbezüglich gibt.

Als wichtigsten Tipp kann ich euch nur mit auf den Weg geben: Seid konsequent. Versetzt euch mal in die Lage eines Kindes. Ihr möchtet einen Bonbon haben, und Papa sagt Nein. Nun bittet und bettelt ihr und fangt an zu weinen und Papa sagt Ja und ihr erhaltet den Bonbon. Papa hat aber auch gesagt: „Nur ausnahmsweise“. Ausnahmsweise … was für ein komisches Wort. Was bleibt bei euch hängen? Ich will etwas haben, es wird Nein gesagt, dann muss ich nur bitten, betteln, weinen, zornig sein (jedes Kind findet hier den roten Knopf, um seinen Papa zu erweichen) … und bekomme es. So ist der Lerneffekt und bei der nächsten Situation wird genau dasselbe Verhaltensmuster eingesetzt. Das sind Urinstinkte in uns und Verhaltensmuster, die auch im Tierreich auftauchen (Hundebesitzer werden Analogien erkennen).

Wenn ihr also eine Grenze zieht und diese dann „ausnahmsweise“ widerruft, versteht euer Kind das nicht. Es muss lernen, dass ein Ja ein Ja ist und ein Nein ein Nein. Wenn dein Kind älter wird, kannst du in ein Gespräch mit ihm gehen. Bitte verfalle nicht dem Fehler und diskutiere mit deinem zwei- oder dreijährigen Kind. Sie sind noch zu jung, um Argumente nachzuvollziehen. Erkläre deine Entscheidung kurz, aber führe keine Grundsatzdiskussion.

Gesundheit und körperliche Entwicklung

Kinder sind im ersten und zweiten Lebensjahr oft erkältet oder haben häufig, teilweise hohes, Fieber – und das oftmals mitten in der Nacht und überraschend. Das Immunsystem des kindlichen Körpers muss sich noch vollständig entwickeln.

Natürlich können schwerwiegende Gründe wie z. B. Verschlucken von Kleinteilen einen Krankenhausbesuch notwendig machen.

Und bitte, hört auf, bei solchen Themen ins Internet zu gehen und in irgendwelchen Foren nachzufragen, was ihr machen sollt. Bei 40 °C Fieber fahrt ihr ins Krankenhaus. Zu 99 Prozent wird es nicht Schlimmes sein, aber das wird keiner aus dem Netz mittels Ferndiagnose beurteilen können.

Das Thema Sprache und Sprechen lernen ist im zweiten Lebensjahr das zentrale Thema der Entwicklung (Siehe auch Sprechen lernen im nachfolgenden Kapitel).

Ebenso stärkt der Körper aber seine motorischen Fähigkeiten. Muskeln werden aufgebaut, die Hand-Augen-Motorik beginnt zu funktionieren und die Beine bereiten sich aufs Laufen vor. Daher solltest du einmal schauen, ob es bei euch in der Nähe eine Krabbelgruppe oder andere Möglichkeiten gibt, bei denen das Kind sich möglichst vielfältig bewegt. Viele Kinder mögen das Wasser, wird es früh daran gewöhnt, tut es sich mit dem Schwimmenlernen später leichter.

Drittes Lebensjahr (2 bis 3)

Dein Kind ist nun zwei Jahre alt und im dritten Lebensjahr. Die Verständigung klappt wahrscheinlich schon ganz gut und die ersten vollständigen (kurzen) Sätze werden gebildet.

Euer Alltag ist gut eingespielt. Die Entwicklungssprünge gehen nun so langsam vonstatten, dass sie nur noch denen auffallen, die dein Kind nicht so häufig sehen. Du selber, der das Kind jeden Tag sieht, wirst manches gar nicht so bewusst mitbekommen. So langsam zeichnet sich auch der Entwicklungsstand deines Kindes ab und bei den entsprechenden U-Untersuchungen wird bei einem eventuellen Rückstand in der Entwicklung über entsprechende Förderungsmaßnahmen gesprochen. Denn Auffälligkeiten in der Entwicklung werden sich immer weniger „auswachsen“. Ist das Kind im ersten oder zweiten Lebensjahr außerhalb der „Norm“, so wird von den Ärzten meist abgewartet. Ab dem dritten Lebensjahr ist es immer unwahrscheinlicher, dass sich gewisse Verzögerungen mit der weiteren Entwicklung einfach geben.

Zum Ende des zweiten Lebensjahres steigen viele Kinder im Kindergarten auch von den ganz Kleinen zu den Großen auf. Von den großen Kindern werden dann viele Dinge übernommen, auch vieles, was dir nicht gefallen wird, aber das gehört in dieser Phase dazu. Bringt dein Kind nun also genau die Ausdrücke mit nach Hause, die du immer vermieden hast, bleib ruhig. Es wird kaum den Sinn verstehen, was es da sagt, es gibt nur wieder, was es gehört hat. Vielleicht kommt das aber erst im vierten Lebensjahr auf dich zu.

Besonderheiten im dritten Lebensjahr

Dein Kind versteht nun immer mehr, was Recht und Unrecht ist und entwickelt sein soziales Verhalten weiter. Du selbst bzw. ihr solltet nun also das vorleben, was ihr vermittelt.

Tischmanieren werden nun gelernt und auch die Motorik kann und sollte gefördert werden. Gabel, Messer, Löffel, Schere, mit all diesen Dinge lernt das Kind nun umzugehen – und du solltest es lassen. Wir nehmen in Kauf, dass vieles danebengeht und dein Kind muss lernen dürfen. Unterstütze und fördere dein Kind in dieser Phase der Entwicklung. Und vor allem motiviere es. Viele Kinder geben schnell auf, wenn etwas nicht beim ersten Mal klappt. Zeige deinem Kind, dass es nicht schlimm ist, mehrere Anläufe zu benötigen und dass es sich lohnt, etwas öfter zu probieren, bis es gelingt.

Vorbild sein

Dein Kind lernt vom Zuschauen. Wie du dich anderen Personen gegenüber verhältst, wird für dein Kind zur Vorgabe, wie man sich zu verhalten hat. Hältst du relativ wenig von Manieren, kannst du nicht erwarten, dass dein Kind welche an den Tag legt. Dein Kind versteht noch nicht, dass und warum du Dinge anders machst als es selbst. Aber es wird von dir beeinflusst.

Machst du viel Sport und nimmst dein Kind mit, kann es dazu führen, dass es selber die Begeisterung dafür entdeckt.

Hängst du den ganzen Tag nur vor dem PC, Handy oder Fernseher und beschäftigst dich nicht mit deinem Kind, dann wird dies Konsequenzen in der Entwicklung und in eurer Beziehung haben. Da wir aber beim Thema sind: Eltern sind keine Animateure. Es bedeutet also nicht, dass du dein Kind rund um die Uhr bespaßen musst. Kinder müssen auch lernen, sich selber zu beschäftigen und sie müssen auch erfahren, was Langeweile ist.

Bewegungsdrang

Irgendwann lernen alle Eltern diesen Moment kennen: Das Kind stellt die Bude auf den Kopf, da es einfach nicht ausreichend ausgelastet ist. Es hat sich sprichwörtlich nicht genug bewegt. Ab dem dritten Lebensjahr bis ins Schulalter hinein haben die Kinder eine unheimliche Energie. Der Körper arbeitet auf Hochtouren und braucht viel Energie, um zu wachsen und sich zu entwickeln. Damit Muskeln sich aufbauen können, Bewegungsabläufe perfektioniert und motorische Fähigkeiten trainiert werden, zwingt der Körper das Kind quasi zum Bewegen.

Kann sich also dein Kind aus irgendwelchen Gründen dem Bewegungsdrang nicht hingeben, wird es hibbelig, unruhig und fängt vielleicht an, Quatsch zu machen. So blöd es klingt, da hilft es nur noch, einmal vor die Tür zu gehen und deinem Kind Bewegung zu ermöglichen. Und ja – auch im Regen und im Schnee, solange die Witterungsverhältnisse nicht gefährlich sind, heißt es ab raus in die Natur oder zumindest vor die Tür.

Sollte das Wetter wirklich keine langen Aufenthalte draußen ermöglichen, bieten sich Indoorspielplätze oder ganz klassisch die Schwimmhalle an. Und seien wir mal ehrlich, uns tut die Bewegung auch ganz gut – vielleicht sollen wir uns etwas vom Bewegungsdrang des Kindes anstecken lassen.

Auch Sportvereine sind eine gute Option. Die ersten Bambini-Sportgruppen fangen ab dem dritten Lebensjahr an. Zwar muss man hier noch teilweise selber mitmachen oder das Kind begleiten, aber der Grundstein für sportliche Aktivitäten ist gelegt. Wichtig ist bei allem, überfordere dein Kind nicht und achte auf die Zeichen deines Kindes.

Viertes Lebensjahr (3 bis 4)

Der eigene Wille Teil II

Die Bilder eines auf dem Boden liegenden Kindes im Supermarkt, das schreit und stampft, weil es nicht bekommen hat, was es wollte, ist sehr wahrscheinlich durch Kinder im vierten Lebensjahr geprägt worden. Selbst wenn du schon früh mit der Erziehung begonnen hast, ist das keine Garantie dafür, dass alles so läuft, wie ihr euch das vorstellt. Wir müssen einfach akzeptieren, dass es das perfekte Kind nicht gibt und wir gewisse Dinge nicht beeinflussen oder vermeiden können.

Dennoch solltest du einen sehr genauen Plan haben, wie du bzw. ihr euer Kind erzieht. Dreh- und Angelpunkt ist eine konstante Linie. Denkt vor allem nicht wie Erwachsene, sondern wie ein Kind. Ja und Nein, Konsequenz und keine Konsequenzen, das sind die vier Punkte, die dein Kind verarbeiten kann. Und ja – dein Kind wird testen, viel testen, wie weit es gehen kann, was passiert, wenn es sich einmal so verhält und einmal so. Das Ergebnis dieser Tests wird maßgeblich dazu beitragen, wie es sich in den nächsten Monaten verhalten wird. Du solltest dir also vorher schon extreme Situationen ausmalen und mit deiner Partnerin besprechen, wie ihr in diesen Situationen handeln wollt. Das kann das Auf-den-Boden-Werfen im Supermarkt sein oder das plötzliche Hinsetzen auf der Straße und die Weigerung, mitzukommen. Lieber bist du auf eine solche Situation vorbereitet, die vielleicht niemals eintritt, als unvorbereitet zu sein. Denn wenn du erst mittendrin beginnst zu überlegen, wie du handeln willst, wirst du es schwerer haben.

Papa, ich habe Angst

Ungefähr ab dem vierten Lebensjahr oder später erfahren die Kinder bewusst, was Angst ist. Natürlich können sie sich schon früher ängstigen und sich so verhalten, aber nun beginnen sie, es zu verstehen und sprechen vielleicht darüber.

Dabei sind die Ängste ganz unterschiedlich und richten sich fast immer am Erlebten. So kann es bei einem Kind, in dessen Umkreis ein Verwandter gestorben ist, das Thema Tod sein, aber auch ein Monster in einem Zeichentrickfilm kann auf einmal zu abendlichen Einschlafstörungen führen. Das Gute ist, dass dein Kind nun sehr wahrscheinlich schon mitteilen kann, wovor es Angst hat.

Denkt bitte unbedingt daran, dass es ein Kind, ein kleines Kind ist. Versucht also kindgerecht mit ihm zu sprechen. Dein Kind sollte eine Kindheit ohne Angst erleben. Viel zu früh erleben wir die Welt mit all den Problemen, Sorgen und Nöten.

Wachstumsschübe werden weniger

Die Zeit, in der wir gefühlt jeden Monat neue Kinderkleidung kaufen mussten, ist so gut wie vorbei. Die Wachstumsschübe werden nun viel seltener und dauern länger. Doch sollte regelmäßig überprüft werden, ob die Sachen noch passen. Viele Eltern bekommen gar nicht mit, dass diese kürzer und kürzer werden, weil das Wachstum jetzt nicht mehr „raketenartig“ geschieht.

Auch sollte das Thema Windelfrei nun auf der Agenda stehen – falls noch nicht geschehen. Im vierten Lebensjahr können die Kinder ohne Weiteres schon komplett ohne Windel sein und sollten dahingehend auch ermutigt werden – trotz immer noch vorkommender Missgeschicke. Das nächtliche Einpullern kann noch längere Zeit passieren.

Euer Kind entwickelt nun aber auch das Gefühl der Scham. Es wird ihm also peinlich sein. Bitte tut eurem Kind einen Gefallen und schimpft nicht, wenn es eingepullert hat. Das Schimpfen übt seelischen Druck auf das Kind aus und kann, wenn ihr Pech habt, alles nur noch schlimmer machen. Eurem Kind ist es sehr wahrscheinlich schon unangenehm genug und es pullert nicht absichtlich ein! Es ist ein körperlicher und seelischer Prozess. Schau dir auch dazu das Kapitel Trockenwerden im Buch an.

Scham und Peinlichkeit

Hat dein Kind etwas, was nicht der „Norm“ entspricht? Egal ob es etwas Körperliches, Geistiges und/oder eine Verhaltensweise ist, euer Kind wird sich dieser Abweichung von der Norm mehr und mehr bewusst. Kinder sind gnadenlos, immer dann, wenn sie eine Abweichung der Norm sehen, wird es für sie interessant und sie „stochern“ genau in diesem Punkt herum. So soll ich, als ich mit vier Jahren in Berlin in der U-Bahn saß und ein Punker mit bunten Haaren und dem „Hahnenkamm“ als Frisur einstieg, laut gerufen haben: „Schau mal Mama, da kommt ein Hahn!“

Dein Kind sollte lernen, mit Abweichungen von der Norm umzugehen und erfahren, dass es eben vollkommen normal und o.k. ist, nicht der Norm zu entsprechen – bei sich selbst wie bei anderen.

Peinliche, schambesetzte Situationen können sehr prägend und einschneidend sein. Es ist also wichtig, dass ihr eurem Kind den Druck nehmt, dass etwas Peinliches schlimm sein soll. Der beste Weg dafür ist es, dein Kind zu einem selbstbewussten Individuum heranzuziehen und liebevoll an der Seite deines Kindes zu stehen.

image TIPPS & TRICKS

Daran erkennst du, dass dein Kind testet: Plötzlich werden alltägliche Dinge wie Schuhe anziehen, essen und das Zähneputzen nicht mehr widerspruchslos gemacht, sondern hinausgezögert, vergessen, mit der Warum-Frage belegt. Nein ist das neue Lieblingswort? Herzlichen Glückwunsch – dein Kind testet seine Grenzen aus!

Wie reagierst du bei …? Auch wenn schon 100 Mal angesprochen und gehört, konsequent handeln ist die wichtigste Botschaft. Dein Kind setzt sich auf der Straße auf den Boden und du tendierst in der Erziehung zum Aussitzen? Dann setz dich daneben und warte, bis das Kind ausgebockt hat. Dein Erziehungsstil ist konsequentes Agieren? Dann nimm dein Kind vom Boden auf den Arm und nimm es mit. Wichtig: Euer Handeln darf keine Belohnung darstellen, sondern muss das sein, was ihr vorher angekündigt habt!

Konkrete Hilfen im Umgang mit Angst: Wenn dein Kind Ängste entwickelt, nimm sie deinem Kind. Sag ihm, dass Papa (und Mama) immer aufpassen wird und sich die Geister (oder wovor dein Kind Angst hat) gar nicht hertrauen würden. Mama und Papa sind für ein Kind der Fels in der Brandung und so dürft ihr euch auch gerne verkaufen. Auch eine erfundene Geschichte von einem Kuscheltier, das magische Schutz- und Zauberkräfte hat, ist völlig legitim, wenn es deinem Kind die Angst nimmt.

Fünftes Lebensjahr (4 bis 5)

Die U-Untersuchungen sind so gut wie abgeschlossen und dein Kind befindet sich in der Schlussphase des Kleinkindalters. Im fünften Lebensjahr wird das Thema Schule für viele Kinder präsenter. Der Wechsel in die Vorschule steht vielleicht im nächsten Jahr an, oder die Schule der älteren Geschwister wird auf einmal interessant.

Tolles Lebensjahr für spielerisches Lernen

Das Alphabet, die Zahlen, Rechnen und vielleicht sogar schon den Namen schreiben – all das wird für dein Kind gerade interessant. Noch ohne den Druck der Vorschule/der Schule kann dein Kind jetzt spielerisch lernen. Wie bei allem anderen wird hier durch das Wiederholen gelernt. So könnt ihr beispielsweise das ABC singen, wenn ihr mit eurem Kind im Auto unterwegs seid. Macht ihr das oft genug, singt euer Kind irgendwann mit. Es gibt Teppiche, Spielzeug, Karten und vieles mehr, mit dem euer Kind Zahlen und Buchstaben spielerisch erforschen kann. Beobachtet, was eurem Kind Spaß macht und fördert das. Erzwingen müsst ihr nichts.

Auch das abendliche Vorlesen sollte von nun an mit zum Ritual gehören. Wenn ihr schon früher damit begonnen habt, umso besser, aber ab diesem Lebensjahr sollte das Vorlesen auf jeden Fall dazugehören. Die Sprachsicherheit wird beim Lesen durch das Zuhören gesteigert und euer Kind lernt automatisch Dinge wie Betonung und Pausen beim Lesen kennen.

Kreativität, Musik und Sport fördern

Dein Kind wird sehr wahrscheinlich Vorlieben entwickeln. Der eine ist künstlerisch veranlagt, der andere musikalisch oder sportlich oder etwas ganz anderes. Hier gilt es, dein Kind zu unterstützen und vorsichtig(!) zu fördern. Ein Talent erzwingen zu wollen, das kann funktionieren, aber auch einen kleinen Menschen kaputtmachen. Gebt eurem Kind die Möglichkeit und fördert es, aber erzwingt nichts.

Ich habe durch meine Kinder schon viele Sportvereine kennengelernt und schlussendlich ist der Große beim Fußball hängengeblieben. Doch nicht, weil ich es wollte, sondern weil ihm andere Dinge wie Judo, Handball und Co. einfach nicht in dem Maß gefallen haben.

Faktoren wie Erreichbarkeit und Kosten spielen ebenso eine Rolle. Wichtig ist, dass wir gerade in unserer heutigen medialen Zeit, wo viele nur noch an den elektronischen Spielgeräten sitzen, dem Kind die Chance geben, seine Talente zu entfalten.

Änderungen im Verhalten deines Kindes

Um das vierte Lebensjahr ändert sich das Verhalten deines Kindes oft grundlegend. Ein sehr lautes Kind wird auf einmal leise, ein Papakind zum Mamakind, ein aufgeschlossenes wird verschlossen. Diese starke Wesensveränderung verunsichert viele Eltern, ist in der Regel aber völlig normal. Stellt euch vor, wie viele Eindrücke die kleinen Racker jeden Tag zu verarbeiten haben. Das Gehirn und der Körper waren in den ersten Jahren auf Hochleistung getrimmt und mit Wachsen und Ausbauen beschäftigt. Nun tritt langsam die Prägung hervor, die individuelle Art und Weise, wie das Kind Informationen verarbeitet und darauf reagiert und das Wesen des Kindes tritt in den Vordergrund. Bei negativen Wesensveränderungen, wenn ein Kind zum Beispiel aggressiv oder besonders rücksichtlos wird, muss man entsprechend dagegen vorgehen und Maßnahmen ergreifen. Allein die Tatsache, dass eine starke Veränderung eintritt, ist nichts Besonderes oder beunruhigend.

Es kann vorkommen, dass dein Kind in dieser Phase sehr grob erscheint. Das macht es nicht böswillig oder mit Absicht, sondern dein Kind hat noch nicht gelernt, mit seinen neuen Kräften richtig umzugehen. Wenn ein Vier- oder Fünfjähriger zuhaut, drückt oder schubst, steckt eine gewisse Kraft dahinter, die es vor ein, zwei Jahren so noch nicht gab. Die Kinder müssen erst mitbekommen, dass a) sie immer stärker werden und b) dies im gleichen Atemzug bedeutet, beim Toben, Spielen und Raufen vorsichtiger zu sein. Tu dir und allen anderen (auch deinem Kind) von Anfang an einen Gefallen und lass grobe Aktionen nicht durchgehen.

Lernen ist ein Prozess

Nur das Wiederholen führt dazu, dass Gelerntes umgesetzt werden kann. Erwarte also nicht von deinem Kind, nur weil du etwas einmal gesagt hast, dass es sich das gemerkt hat und nun immer entsprechend handeln wird – so wie du es gerne möchtest. Du musst dein Anliegen immer und immer wieder ansprechen und ihm vermitteln und beobachten, ob sich etwas verbessert.

Einer meiner Söhne fing eines Tages beim Essen an zu schmatzen. Es hat Monate gedauert, das Verhalten wieder wegzubekommen und erforderte das immer erneute Ermahnen. Nach einigen Wochen fiel es ihm von alleine auf und irgendwann verschwand es fast komplett. In der Erziehung unserer Kinder dürfen wir nicht davon ausgehen, dass sie wie Erwachsene ticken. Wir brauchen im Umgang mit ihnen viel mehr Zeit und Geduld.

Und nehmt schwieriges Verhalten nicht persönlich. Das fiel mir in der geschilderten Situation zu Beginn wirklich schwer und ich ertappte mich, wie ich über das Schmatzen meines Sohnes richtig wütend wurde. Ich hatte es ihm vor nicht einmal zehn Minuten gesagt, wieso machte er es schon wieder?

Kinder haben ganz andere Prioritäten. Er hatte die Ermahnung verstanden und hingenommen, aber vielleicht war er mit den Gedanken schon wieder beim Spielen nach dem Essen, oder die Farbe des Tellers war gerade etwas, worüber er nachdachte und das Schmatzen kam automatisch wieder. Dieses ständige Wiederholen, ohne selber wütend und aufbrausend zu werden, ist es, was wir als Eltern lernen müssen. Dass ein Kind in dem Alter etwas absichtlich macht, erkennt man oft daran, dass es den Augenkontakt zu uns sucht und schaut, wie wir reagieren. Es will testen, was passiert, wenn. Alles andere läuft in der Tat ohne Absicht, automatisch, auch wenn wir das manchmal nicht glauben wollen.

image TIPPS & TRICKS

Rücksicht nehmen lernen: Wenn dein Kind haut, schubst, kratzt, beißt, dann zeige ihm sofort, dass es dir oder anderen wehtut. Rufe laut „Aua“ und zeige dich erschrocken darüber, was dein Kind gemacht hat. Dies musst du etliche Male wiederholen.

Vergewissere dich, dass dein Kind dich verstanden hat, wenn du ihm etwas sagst. Schatz, hörst du bitte auf zu …? Ja, Papa! Schatz, womit sollst du aufhören? Bemerkst du, dass die Aufmerksamkeit deines Kindes auf etwas anderem liegt, dann musst du erst sicherstellen, dass es dir zuhört (Spielzeug kurz aus der Hand nehmen, Fernseher ausmachen).

Lerne schon vor dem Start in die Schule mit deinem Kind das ABC und die Zahlen Null bis Neun. Wenn dein Kind großes Interesse zeigt, kannst du auch schon beginnen, es seinen Namen schreiben zu lassen oder Ähnliches.

Bastelt und/oder malt viel. Auch Knete und andere Substanzen, die vor allem die Handmotorik und Kreativität fördern, sind nun eine tolle Möglichkeit, mit Spaß auf den bald bevorstehenden Vorschul-/Schulalltag vorzubereiten.

Sechstes Lebensjahr (5 bis 6)

Mit dem sechsten Lebensjahr endet die Kleinkindphase. Die Vorschule bzw. Vorbereitung auf die Schule im nächsten Lebensjahr beginnt und die Kindergartenzeit endet, denn ab dem nächsten Lebensjahr beginnt die Schulpflicht. Sollte dein Kind bisher ausschließlich zu Hause betreut worden sein, so sollte es spätestens jetzt den Umgang in einer größeren Gruppe lernen und nicht erst zu Beginn der Schule. Der Schulbeginn ist ein großes, einschneidendes Erlebnis in der Entwicklung des Kindes, es wäre unvorteilhaft, wenn es erst lernen müsste, sich in einer größeren Gruppe zurechtzufinden und mit ihr einen Großteil des Tages zu verbringen.

Schulreife: körperliche und geistige Untersuchung

Von Amtswegen findet vor der Einschulung eine körperliche und eine Untersuchung der emotionalen und geistigen Entwicklung statt. Auf dieser Grundlage wird eine Empfehlung ausgegeben, ob dein Kind eingeschult werden kann oder noch lieber ein Jahr zu Hause bleiben soll. Spricht sich die Empfehlung nicht für eine Einschulung deines Kindes aus, kann dies dennoch getan werden, wenn die Schulleitung sich für die Einschulung entscheidet. Gute Schulen sprechen mit den Eltern und stimmen das Vorgehen gemeinsam ab. Mir sind aber viele Fälle bekannt, wo das Kind eingeschult wurde, obwohl Eltern und ärztliche Untersuchung die Einschulung um ein Jahr verschieben wollten. In diesen Fällen kommt immer wieder der Verdacht auf, dass die Einschulung an Quoten gebunden ist und gibt es noch freie Plätze, diese eben auch „zwangsweise“ besetzt werden.

Lernen, loszulassen

Je nachdem, wie lange dein Kind bisher alleine sein musste, kann es nun für dich an der Zeit sein zu lernen, deinem Kind mehr und mehr Eigenständigkeit zuzutrauen. Gerade wir Väter packen unsere Kinder gerne in Watte. In der Vorschule und später in der Schule und im Hort gibt es diese Watte aber nicht mehr. Die Kinder werden nicht mehr so engmaschig betreut wie noch im Kindergarten, und die Aktionen der Kinder, mit denen sie sich beschäftigen, werden auch immer herausfordernder.

Da wir für unser Kind nicht Tag und Nacht da sein können, müssen wir lernen, ihnen mehr zuzutrauen. Gerade das sechste Lebensjahr ist dafür eine ideale Zeit. Dein Kind versteht, was Gefahr bedeutet, auch wenn es diese nicht immer richtig einschätzen kann. Unsere Aufgabe ist es, sie vor Gefahren zu warnen, aber auch Fehler zuzulassen. Lieber soll dein Kind beim Klettern von einem 1,50 Meter hohen Baum in deinem Beisein fallen, als in einem Jahr auf die Idee kommen, alleine auf einen drei Meter hohen Baum zu klettern.

Ebenso sollte dein Kind nun am Straßenverkehr zusammen mit dir aktiv teilnehmen z. B. mit dem Fahrrad. Wenn es später alleine zur Schule läuft oder mit dem Fahrrad fährt, solltet ihr das im Vorfeld mehrfach geübt haben. Auch hier ist Wiederholung das Zauberwort. Verbinde deinen Alltag mit der Verkehrserziehung. Wenn ihr an einem Unfall vorbeikommt, sprecht drüber. Sage ihm, dass hier wohl einer nicht aufgepasst hat (ob das nun stimmt oder nicht, tut nichts zur Sache). Solche Aussagen verstehen die Kinder.

Unsere Kinder alleine losziehen zu lassen ist aber nie leicht. Wir werden niemals alle Gefahren beseitigen können, wir können unsere Kinder nur auf die Gefahren vorbereiten.

Kostet die Zeit vor der Einschulung noch einmal aus

Nehmt euch die Freiheit, noch frei planen zu können, das fängt mit dem Urlaub an. In den nächsten Jahren wird der Familienurlaub nur in der teuren Hauptsaison möglich sein. Möchtet ihr also Land und Leute abseits der Ferienzeit erleben, ist jetzt das perfekte Lebensjahr. Plant auch rechtzeitig die Einschulungsfeier, bedenkt, dass an diesem Tag eine Menge Eltern in eurer Umgebung feiern wollen und ggf. Restaurants etc. früh ausgebucht sind. Auch ist der Einkauf von Schulmaterialien kurz vor der Einschulung meist teurer als ein halbes Jahr davor.

Mach deinem Kind keine Angst vor der Schule. Manchmal sagen wir zu den Kindern etwas, ohne uns darüber Gedanken zu machen, was das bewirkt. Immer noch kann man den Spruch hören, dass mit der Schule der Ernst des Lebens anfängt. Mit solchen Äußerungen fördern wir nicht die Vorfreude auf die Schule und Lust am Lernen. Wir sollten diese nicht unabsichtlich sabotieren oder unseren Kindern gar Angst davor machen.

Dein Kind bekommt eventuell mit, dass es kaum noch seine bisherigen Freunde aus der Vorschule/Kindergarten um sich haben wird und neue Kinder kennenlernen muss. Für schüchterne Kinder ein wirkliches Problem. Dieses Lebensjahr steht somit vor allem im Zeichen der Vorbereitung. Dabei nehmen wir einen sehr wichtigen Teil ein, wenn nicht den wichtigsten. Unsere Aufgabe ist es, dass unser Kind den Übergang in den neuen Lebensabschnitt so sorgsam wie nur möglich vollziehen kann, und der Start beginnt im Jahr vor der Einschulung.

Genießt die gemeinsame Zeit, die ihr noch vor der Einschulung habt, und die Unbeschwertheit. In der Schulzeit wird es dann viele andere, mal kleinere, mal größere, Probleme geben. Die Zeit bislang war schon aufregend, aber ein Abschnitt schließt sich nun, und ihr könnt noch ein wundervolles, eher ruhiges Jahr mit eurem Kind genießen.

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Die gute Nachricht: Auch ohne deine Hilfe wird dein Kind laufen lernen, trocken werden und sich prächtig entwickeln, so ist es angelegt. Doch diese Lernschritte bedeuten konkret auch: Tränen, Frustration und Unsicherheit – für Kinder und Papas. Wer diese Hürden gut nimmt, hat es später leichter. Und was ist faszinierender, als seinem Kind beim Wachsen zuzusehen? Nimm dein Kind an die Hand – mit den richtigen Tipps werdet ihr gemeinsam Spaß haben.

Laufen lernen

Schon in den ersten Monaten geht es los: Die Vorbereitungen, um laufen zu lernen, beginnen früh mit dem ersten Abstützen der Beinchen. Von nun an ist dein Kind nirgends mehr „sicher“. Lege es nicht mehr ohne Beaufsichtigung auf die Wickelkommode, das Bett oder Sofa.

Viele Eltern möchten ihren Kindern auf die vielfältigsten Arten beim Laufenlernen behilflich sein. Das Angebot an Lauflernhilfen und Ähnlichem ist einladend. Doch sehr viele Angebote sind schädlich und oder gefährlich für dein Kind. So haben Tests z. B. durch die Stiftung Warentest gezeigt, dass nicht nur ein erhebliches Unfallrisiko besteht, sondern auch die Entwicklung des Kindes durch diese Geräte nachteilig verschlechtert wird. Eines sind sie ganz bestimmt: überflüssig. Dein Kind wird auch ohne solche Hilfsmittel laufen lernen.

Dennoch hast du eine Menge sinnvolle Möglichkeiten, deinem Kind beim Laufenlernen hilfreich zur Seite zu stehen.

Vom Krabbeln zum Laufen

Jedes Kind wird irgendwann vom Krabbeln ins Laufen übergehen. Lasst euch hier nicht verrückt machen, wenn andere Kinder eventuell schon früher damit beginnen. Viele Eltern glauben, dass es von besonderer Begabung oder Intelligenz herrührt, wenn Kindern etwas sehr früh können. Doch dies ist meistens nur biologischer Zufall und einfach dein Kind, das entscheidet, wann es so weit ist. Auch aus einem „Spätläufer“ kann ein hoch talentierter Sportler oder begabter Künstler werden. Wobei natürlich immer die Frage ist, ob dies der Ansporn und der Wunsch an unsere Kinder sein soll. Einem glücklichen und schönen Leben steht eine spätere Entwicklung gewisser motorischer Fähigkeiten sicher nicht im Wege. Wie schon beschrieben, würde der Kinderarzt euch irgendwann darauf hinweisen, sollte ein gesundheitlicher oder anderer schwerwiegender Grund für die Entwicklungsverzögerung vorliegen. Wenn dir also andere Eltern erzählen wollen, wie toll ihr Kind ist, weil es dies und das schon beherrscht, nicke freundlich und denke dir deinen Teil *smile*.

Nach oben: Hochziehen und Stehen

Dein Kind wird als ersten Schritt zum Laufen sich irgendwann an allem, was es zu greifen bekommt, hochziehen wollen. Dies ist eine gefährliche Zeit, in der du es im Auge haben musst. Achte bitte besonders auf:

Tischdecken,

Regale, die durch das Hochziehen umfallen könnten,

Dinge, die über den Tisch ragen oder andere Flächen und Objekte, die dem Kind als eine Möglichkeit erscheinen könnten, sich hochzuziehen.

Eigenes Tempo erlauben

Dein Kind bestimmt das Tempo, wann es was macht, von sich aus. Das läuft ganz automatisch, sowie die Muskulatur und der Körper es zulassen und dafür ausgereift sind.

Gerne kannst du deinem Kind hilfreich zur Seite stehen, ihm einen Arm zum Hochziehen oder Festhalten anbieten. Aber bitte hebe dein Kind nicht hoch und/oder stell es einfach hin. Auch vermeide es, dein Kind aktiv nach oben zu ziehen. Wenn Kinder sich alleine hochziehen oder alleine stehen wollen und es noch nicht schaffen, trainieren sie damit ihre Muskulatur. Greifen hier übereifrige Eltern ein und bringen sie in eine Position, in die sie von sich aus noch nicht kommen, helfen sie ihrem Kind dabei nicht, sondern erreichen das Gegenteil. Du nimmst deinem Kind damit die Momente zum Lernen und verzögerst eher die Entwicklung, als dass du helfen würdest.

Die ersten Schritte

Bitte gib deinem Kind keinen Laufwagen oder Ähnliches zur Seite. Lass dein Kind von sich aus die ersten Schritte machen und bleib einfach in der Nähe.

Ja – dein Kind wird hinfallen, oft, sehr oft. Aber solange die Wohnung sicher ist, wird in der Regel nichts weiter passieren. Die Natur hat uns Menschen mit allem ausgestattet, um uns instinktiv richtig zu verhalten. Das sehen wir gerade bei Kleinkindern. Oftmals weinen diese erst, wenn ganz aufgeregte Eltern herbeieilen und die Situation in ein anderes Licht rücken. Beobachtet man Kinder eher unter sich und hält sich zurück, erkennt man, wie sie sich aus Situation aufrappeln, in denen wir dachten, „Mensch, das muss doch wehgetan haben?“.

Hier lernen wir Eltern das erste Mal wirklich, dass wir auch loslassen müssen. Wir müssen dem Kind Vertrauen schenken und ihm ermöglichen, selber Fehler zu machen. Viele weitere dieser Situationen werden noch folgen.

Das Prinzip Loben

Ermutigung und Loben ist ein essenzieller Bestandteil für eine liebevolle und harmonische Erziehung. Sei Teil der Entwicklung deines Kindes und lobe es. Wenn es noch nicht so klappt, ermutige es, es erneut zu probieren. Was unsere Kinder wie machen, haben sie zu einem großen Teil von uns, weil wir ihre Vorbilder in den ersten Jahren sind und sie uns versuchen nachzuahmen.

Gefahren erkennen: Begib dich auf die Höhe des Kindes, leg dich einmal auf den Boden. Schau dir die Wohnung aus dieser Perspektive an und du wirst jede Menge Gefahrenquellen identifizieren und vorab beseitigen können.

Mein Kind, dein Kind: Die Entwicklung deines Kindes ist kein Wettbewerb. Lass dich also nicht auf Vergleiche ein, sondern belächle die Eltern, die es so sehen.

Loben, aber richtig. Du wolltest schon immer so einmal richtig übertrieben loben? Dann mach das, wenn dein Kind etwas zum ersten Mal schafft. Alleine die Tonlage bewirkt, dass dein Kind merkt, etwas Tolles erreicht zu haben. Das animiert für weitere Heldentaten *smile*.

Lieber passiv stützen als aktiv helfen: Biete dich deinem Kind als Greifstütze an und pass auf, dass es sich bei Stürzen nicht verletzen kann, aber lass dein Kind seinen Fortschritt im eigenen Tempo erleben.

Sprechen lernen

Einer meiner Lieblingsfilme ist „Hör mal, wer der spricht“. Ein Film aus der Sichtweise eines Kindes, was sich noch nicht durch Sprache verständigen kann, wobei wir als Zuschauer aber seine Gedanken hören. Wer ihn nicht kennt, er ist wirklich empfehlenswert. Würden wir die Gedanken des Kindes hören, wäre vieles nämlich verblüffend einfach, gerade in den ersten zwei Lebensjahren.

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783842616028
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2020 (September)
Schlagworte
Wackelzahnpubertät Erziehungs-Ratgeber Baby Ratgeber Familien-Leben Grundschulzeit papa.de Papa Ratgeber

Autor

  • Michael Schöttler (Autor:in)

Michael Schöttler betreibt mit „papa.de“ eines der größten deutschen Online-Elternmagazine aus Sicht der Väter. Er beschäftigt sich dort, auf seinen Social-Media- Kanälen sowie in seiner Online-Papa-Gruppe auf Facebook mit allen wichtigen Familienthemen – von der Schwangerschaft und Geburt über Kindergarten und Schule bis hin zu Gesundheitsthemen. Seine praktischen und guten Tipps kommen bei den Vätern an: Die Beiträge auf „papa.de“ werden monatlich weit über 2 Mio. Mal genutzt. Michael Schöttler hat selbst drei Kinder.
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Titel: Der praktische Papa-Ratgeber