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Familie Minimalistisch

Raum für Raum ausmisten. Dauerhaft vom Ballast befreien. So funktioniert Minimalismus im Familien-Alltag!

von Nicole Weiß (Autor:in)
192 Seiten

Zusammenfassung

Im Kinderzimmer häuft sich das Spielzeug, die Kleiderschränke und Schubladen quellen über, im Keller stapeln sich Kisten und Kartons. Spätestens wenn das Elternsein nur noch aus Aufräumen besteht und man
das Haushaltsmonster trotzdem nicht in den Griff bekommt, stellt sich die Frage: Ist mehr eigentlich wirklich mehr? Genau in dieser Situation war Nicole Weiß – und hat festgestellt, dass das meiste Zeug um sie herum nur unnützer, zeitraubender Ballast war. In ihrem neuen Ratgeber zeigt sie, wie man durch gezieltes Ausmisten mehr Platz für das schaffen kann, was wirklich zählt: die Familie. Raum für Raum hilft sie ihren Lesern, den Überfluss an Dingen zu reduzieren sowie gute Gewohnheiten und Ordnungssysteme zu etablieren.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


 

 

MINIMALISMUS FÜR FAMILIEN

Minimalismus hat mein Leben verändert, und er hat das Potenzial, auch deines zu verändern. Dieses Buch kann dich dabei unterstützen. Ich zeige dir, was Minimalismus eigentlich ist und was nicht, und warum Minimalismus gerade im Familienalltag nicht nur guttut, sondern eigentlich unverzichtbar ist, wenn man nicht verrückt werden will.

 

Minimalismus verändert alles

Ich ließ mich erschöpft zwischen das am Boden verteilte Spielzeug fallen und schaute mich um. Da saß ich als junge Mama, überwältigt vom Chaos um mich herum, und hatte keine Ahnung, wie ich da jemals wieder rauskommen sollte.

Das Mamasein hatte ich mir ganz anders vorgestellt. Ich wollte doch, dass wir es zu Hause schön und wohnlich hatten. Es sollte doch ordentlich und sauber sein. Meine Kinder wollte ich gesund und abwechslungsreich ernähren. Und sie selbstverständlich und mit höchster Priorität liebevoll erziehen, geduldig alle Fragen beantworten und ganz viel Zeit damit verbringen, mit ihnen zu spielen und sie bestmöglich zu fördern.

Stattdessen saß ich da, umgeben von Stapeln an schmutzigem Geschirr und endlosen Wäschebergen und war permanent nur damit beschäftigt, Spielzeug, Schuhe, Jacken, Bücher und Sonstiges aufzuräumen. Ich fühlte mich mehr und mehr unter Druck, weil ich meine selbst gesetzten Ziele nicht auch nur annähernd erreichen konnte.

Ich musste mit Schrecken feststellen, wie das Chaos sich immer weiter ausbreitete und ich zunehmend müde und erschöpft war und auf die klitzekleinste Kleinigkeit gereizt reagierte. Von meiner einstigen Idealvorstellung war ich meilenweit entfernt.

Mir war das Chaos in unserem Haus derart peinlich, dass ich eine Freundin, die spontan vorbeischaute, vor der Tür stehen ließ, anstatt sie auf einen Kaffee hereinzubitten, wie ich es so gerne getan hätte. Aber ich wäre vor Scham im Boden versunken, wenn sie unsere Wohnung in diesem Zustand gesehen hätte.

Ich war enttäuscht von mir selbst und konnte nicht fassen, dass das mein Leben sein sollte, dass so die Kindheit meiner Kinder aussehen sollte. Ich sah meine Kinder wachsen und hatte das Gefühl so vieles zu verpassen, weil die Menge an Gegenständen, die wir besaßen und die Arbeit, die es machte, sie in Ordnung zu halten, mir meine Zeit und Lebensfreude stahl.

Wie sollte ich dieses Haushaltsmonster in den Griff bekommen, und wie sollte ich es anstellen, dabei selbst nicht unterzugehen und das Mamasein nur noch zu überleben anstatt zu leben? Es ging mir wie vielen anderen Mamas. Ich kam mit dem Aufräumen, der Wäsche und sonstigen Haushaltsarbeiten ja kaum hinterher. Wenn ich mir die Zeit genommen habe, mit meinen Kindern zu spielen, musste ich es am nächsten Tag büßen, weil mein Aufgabenberg in der Zwischenzeit weiter gewachsen war. Ich stand vor den gleichen Problemen, vor denen du jetzt vermutlich stehst, da du dieses Buch zur Hand genommen hast.

Es dauerte, bis ich erkannte, dass es nicht nur fehlende gute Gewohnheiten und ein besseres Ordnungssystem waren, die mich davon abhielten, das Leben zu leben, das ich mir erträumt hatte, sondern vor allem der Überfluss an Dingen um mich herum.

Jeder einzelne Gegenstand in meinem Haus verlangte in irgendeiner Form nach Aufmerksamkeit. Irgendetwas wollte immer gekauft, recherchiert, nach Hause gebracht, gepflegt, geputzt, repariert oder aufgeräumt werden.

Mir wurde klar, dass viele der angesammelten Dinge gar keinen Nutzen für mich hatten, sondern dass sie mich nur von dem abhielten, was mir wichtig war. Ich erkannte, dass ich auf das Werbeversprechen, dass mehr immer besser ist und dass mir nur noch dieser oder jener Gegenstand zum Glück fehlt, hereingefallen war. Und zwar wieder und wieder. So hatte ich mir, ohne es zu merken, mehr und mehr Ballast aufgebürdet und hatte die Hände nicht mehr frei für das, was ich wirklich tun wollte, und den Kopf nicht mehr frei, um meine Träume zu verfolgen. Ich war tagein tagaus nur noch mit der Verwaltung unserer Sachen beschäftigt, anstatt mein Leben sinnvoll und mit Freude zu leben.

Diese Erkenntnis gab den Startschuss für den Weg in ein anderes, freieres Leben. Ich machte mich an die Arbeit. Ich fing nicht nur an, mir Routinen zu schaffen und mir positive Gewohnheiten anzueignen. Ich ließ mehr und mehr unnötigen Ballast los, habe unglaublich viel Überflüssiges rausgeworfen und die verbliebenen Dinge den Bedürfnissen meiner Familie entsprechend organisiert.

Dieser Weg war wahnsinnig schwierig, und es gab viele Rückschläge. Ich folgte dabei keinem Plan, sondern sprang von Raum zu Raum und von Bereich zu Bereich. Im Nachhinein betrachtet weiß ich, dass ich es mir damit unnötig schwer gemacht habe. Und dennoch, mit jedem Gegenstand, der aus unserem Zuhause verschwand, fühlte ich mich ein bisschen leichter, ein bisschen freier und konnte ein wenig aufatmen. Die Zeit, die ich mit Ausmisten verbracht habe, bekam ich um ein Vielfaches zurück, und ich profitiere jeden Tag davon.

Heute bin ich als Mama von mittlerweile drei Kindern entspannter und produktiver, als noch vor einigen Jahren mit einem Kind.

Dabei gibt es auch bei uns noch Raum für Verbesserungen. Ein minimalistischer, bewusster Lebensstil ist eben mehr Reise als festes Ziel. Perfektion ist aber auch gar nicht nötig. Lass dich nicht davon abhalten, einfach anzufangen, auch wenn es noch nicht gleich perfekt sein wird. Wichtig ist, dass ihr, du und deine Familie, euch in eurem Zuhause wohlfühlt. Und genau dabei möchte ich euch unterstützen.

So kann dieses Buch dir helfen

Mit diesem Buch möchte ich dir den Leitfaden an die Hand geben, den ich mir selber damals gewünscht hätte. Dieses Buch ist speziell auf Familien zugeschnitten. Ich weiß, was viel beschäftigte Eltern umtreibt. Darum ist meine Methode realistisch und lässt sich im Familienalltag umsetzen. Mir ist ein pragmatischer Ansatz wichtig. Nicht Perfektion ist das Ziel, sondern, dass du wieder Freude am Familienleben hast. Ich möchte dich und deine Familie dazu anregen, euch auf den Weg zu machen und euer Leben zu vereinfachen.

Den Kern dieses Buches bildet das konkrete Ausmisten Raum für Raum. Dabei berücksichtige ich die Tatsache, dass Familien anders ticken als Singles und dass eben auch das Ausmisten mit Familie im Schlepptau anders läuft, als wenn man es allein macht. Ich zeige dir, wie du familientypische Hindernisse überwinden und die Stolpersteine aus dem Weg räumen kannst.

Dieses Buch endet aber nicht einfach mit dem Ausmisten. Ich helfe dir, gute Gewohnheiten für den dauerhaften Erhalt des neuen Zustands zu entwickeln und zu hinterfragen, warum du es bisher nicht geschafft hast auszumisten, weniger zu kaufen und Ordnung zu halten. Du lernst, dafür zu sorgen, dass sich das jetzt ändert und das ganz ohne esoterischen Ansatz.

Damit du dir auch wirklich das Leben dauerhaft erleichtern kannst, solltest du die Inhalte nicht nur passiv konsumieren, ohne etwas davon umzusetzen. Es ist wichtig, dass du selbst aktiv wirst. Darum stelle ich dir konkrete Aufgaben, die du Schritt für Schritt umsetzen kannst.

Ausmisten braucht Übung. Ich begleite dich in vielen kleinen und einfach machbaren Schritten. So kannst du genug Motivation aufbauen, das Familienleben erleichtern und Ordnung schaffen, die dauerhaft erhalten bleibt.

Ausmisten ist ein bisschen wie abzunehmen. Du kannst dich kopfüber hineinstürzen, deinen Besitz zählen wie Kalorien, sprich in einer Hauruck-Aktion alles rauswerfen, um schnelle Ergebnisse zu erzielen. Leider ist dieses Vorgehen nicht besonders nachhaltig. So wie sich bei einer Diät schnell der Heißhunger meldet, holen dich deine alten Gewohnheiten wieder ein, und ehe du dichs versiehst, ist dein Zuhause wieder vollgestellt. Auch beim Ausmisten und Vereinfachen kommt es darauf an, deine Einstellung und deine Gewohnheiten Schritt für Schritt zu ändern, um eine langfristige Veränderung deines Lebensstils zu erzielen.

Ich möchte hier kein theoretisches Wissen mit dir teilen, sondern habe mir aus meiner persönlichen Erfahrung heraus über die Jahre Lösungen angeeignet und hart erarbeitet. Ich bin den Weg ganz allein gegangen. Mit diesem Buch helfe ich dir, die Abkürzung zu nehmen.

Ich verstehe, wie es ist, nicht von Natur aus ordentlich zu sein und zu viel Zeug zu haben. Ich weiß, wo die Probleme sitzen, wo die Knackpunkte sind und setze genau da an.

Ich zeige dir die Richtung, in die du gehen musst, ich bereite dich darauf vor, wie du mit Hindernissen auf dem Weg umgehen kannst, und begleite dich auf jedem einzelnen Schritt. Gehen musst du den Weg trotzdem selbst. Dieses Buch unterstützt dich, kann dich aber nicht ins Ziel tragen. Ohne eigenen Einsatz und Mühe wirst du leider keine Veränderung sehen.

Ich tue alles, was ich kann, dir den Weg zu weisen, aber ich kann logischerweise nicht immer ganz speziell auf deine persönliche Situation eingehen. Jede Familie und jedes Zuhause ist unterschiedlich. Darum wirst du meine Empfehlungen auf deine spezielle Situation anpassen müssen, damit es für dich und deine Familie funktioniert.

Also kremple die Ärmel hoch, mach dich an die Arbeit und lass mich dich dabei begleiten. Du schaffst das!

Was genau ist Minimalismus?

Wenn wir den Begriff „Minimalismus“ hören, denken wir oft an weiße Wände, leere kalte Räume mit einer einzelnen weißen Couch.

Auch wenn Minimalismus ein Einrichtungsstil sein kann, ist er doch viel mehr als das. Minimalismus ist ein Lebensstil, der gerade für Familien große Vorteile bringt, weil er unser Leben so viel leichter und freier machen kann. Wir können ein Leben führen, in dem wir aufatmen können, ein Leben, in dem wir gern zu Hause sind, ein Leben, das von innen heraus strahlt.

Ein minimalistischer Lebensstil schafft dir Freiraum in deinem Zuhause, deinem Kalender und deinem gesamten Leben, sodass du deine Zeit viel bewusster und präsenter mit denen verbringen kannst, die du liebst.

Auf den ersten Blick denken viele, Minimalismus bedeute schlicht und einfach, materiellen Besitz loszuwerden. Das stimmt so allerdings nicht ganz. Es geht zwar durchaus auch darum, Überflüssiges zu entfernen, aber das ist nur ein Teil des Ganzen. Wenn wir uns ausschließlich mit Gegenständen beschäftigen, haben wir das Wesentliche nicht begriffen.

Einen minimalistischen Lebensstil zu führen, bedeutet nicht einfach, sich darauf zu konzentrieren, immer und immer weniger zu besitzen. Es bedeutet vielmehr, sich darauf zu konzentrieren, Platz zu schaffen für immer mehr – mehr Zeit, mehr Familie, mehr Erlebnisse, mehr Lebensfreude, mehr Zufriedenheit, mehr Freiheit. Minimalismus ist nicht Verlust, Minimalismus ist Gewinn.

Unser unnötiges Zeug aus dem Weg zu räumen hilft uns dabei, diesen Platz zu schaffen. Mehr Platz ist etwas, das wir alle gebrauchen können. Minimalismus hilft uns dabei, über die Ebene der physischen Dinge hinauszugelangen und Raum zu schaffen für das, was uns im Leben wirklich wichtig ist – und das sind eben gerade keine Dinge.

Minimalismus bedeutet, all dein überflüssiges Zeug einzutauschen gegen das, von dem du mehr willst: Zeit mit deiner Familie, mit Freunden, für Erlebnisse.

Minimalismus bedeutet nicht, nichts zu besitzen. Es bedeutet, dass nichts dich besitzt

Minimalismus muss nicht heißen, in einem Tiny House zu leben oder in einer Hütte im Wald, und nur noch 100 Dinge zu besitzen (obwohl man das sicherlich tun kann).

Ihr müsst nicht aus der Gesellschaft aussteigen. Ihr bleibt weiterhin mittendrin und ein sehr aktiver und wertvoller Teil der Gesellschaft. Aber ihr werdet sicher einiges an unserer Gesellschaft kritisch hinterfragen. Auch ganz normale Familien können einen minimalistischen Lebensstil pflegen. Ihr müsst dazu nicht in einer hippen Großstadt leben und eure Wohnung mit Designermöbeln im Scandi-Boho-Stil einrichten.

Minimalismus bedeutet auch nicht, dass du keine Bilder an den Wänden oder Sofakissen haben darfst, dass du nicht mehr, als das zum bloßen Überleben Notwendige besitzen darfst. Du musst auch nicht über die Anzahl deiner Unterhosen Buch führen, wenn du dich einen Minimalisten nennen willst, und du brauchst deinen Besitz nicht zu zählen, es sei denn, du möchtest das gern tun.

Minimalismus bedeutet also nicht, …

alle Erinnerungsstücke wegzuwerfen,

Fernseher, Auto und Sofa zu verkaufen,

nur noch ein Paar Schuhe zu besitzen und ausschließlich schwarz zu tragen,

alles Spielzeug rauszuwerfen.

Es geht nicht nur um ein ordentliches sauberes Haus und mehr Zeit. Es geht vor allem um die Frage nach dem „Warum“ hinter all dem. Es geht um dein Leben, deine Familie, deine Bestimmung.

Minimalismus bedeutet auch, langsamer zu leben. Unsere Gesellschaft ist ständig in Eile. Alles muss schnell, schnell, schnell gehen. Minimalismus erlaubt dir, dich ein Stück weit frei zu machen von gesellschaftlichen Anforderungen.

Minimalismus bedeutet frei zu sein davon, mit allen anderen mithalten zu wollen, und frei zu sein von der ständigen Angst, etwas zu verpassen. Minimalismus hilft dir dabei zu entdecken, was für dich und deine Familie wichtig ist. Es bewegt deinen Fokus weg von dem, was alle anderen haben und tun, und lenkt ihn darauf, was dich, euch glücklich macht.

Minimalismus ist das Werkzeug, das dir hilft, überflüssige Dinge loszulassen und dein Leben für dich sinnvoll zu leben.

Minimalismus ist nicht das Ende der Geschichte, Minimalismus ist der Anfang

Deinen materiellen Besitz auszusortieren bedeutet nicht automatisch, dass du ab sofort immer glücklich sein wirst. Es wird dir aber helfen zu erkennen, was dich eigentlich glücklich macht. Und das sind nicht deine Habseligkeiten, die meisten davon stehen eher zwischen dir und deinem Glück.

Wenn du Unnötiges losgeworden bist, wirst du den Weg zum Glück einfacher finden. Es wird aber trotzdem nicht immer alles Friede, Freude, Eierkuchen sein. Natürlich wird das Leben immer Momente haben, in denen es weniger gut läuft, aber Minimalismus kann dir zu einem Leben verhelfen, in dem diese Momente die Ausnahme sind.

Ich verspreche dir, wenn du das, was ich dir in diesem Buch zeige, anwendest, wirst du häufiger zufrieden mit deinem Leben sein.

Gerade Familien brauchen Minimalismus

Jeder Einzelne kann von einem minimalistischeren Lebensstil profitieren. Aber ganz besonders für Familien ist Minimalismus absolut lebensverändernd im positiven Sinne, und wenn wir ehrlich sind, eigentlich absolut notwendig, um nicht verrückt zu werden. Hier sind ein paar der vielen Vorteile, die ein vereinfachter Lebensstil für euch bereithält:

Ihr müsst weniger aufräumen und putzen. Die Zeit, die ihr in Hausarbeit investieren müsst, wird sich drastisch reduzieren. Ich brauche mittlerweile ca. 40 Prozent weniger Zeit als noch vor ein paar Jahren. Ich habe ein paar tägliche Routinen, wie eine Ladung Wäsche waschen, in den Hauptwohnbereichen Staub saugen, Waschbecken und Toiletten auswischen und eine abendliche Aufräumrunde, die mir helfen, auf dem Laufenden zu bleiben. Weniger unnötiges Zeug bedeutet weniger aufzuräumen und zu putzen. So einfach – so genial!

Ihr könnt jederzeit Besuch empfangen. Du wirst jederzeit mit gutem Gewissen Gäste empfangen können und brauchst dich nicht mehr für den Zustand deines Zuhauses zu schämen. Bei uns ist auch nicht immer alles zu 100 Prozent topsauber und aufgeräumt. Es ist aber nie so schlimm, dass ich Angst vor spontanem Besuch haben müsste. Das Chaos hat einfach keine Chance mehr, so groß zu werden, und das ist ein wunderbar befreiendes Gefühl.

Ihr habt mehr Zeit. Wir haben die Chance, unser Leben selbst in die Hand zu nehmen. Ich habe mich dafür entschieden, mir mehr Zeit zu schaffen, indem ich Überflüssiges losgelassen habe. Dadurch fühle ich mich heute viel produktiver als vor ein paar Jahren, und das mit mittlerweile drei Kindern und trotz meiner Arbeit als Ordnungscoach und Buchautorin. Denke einmal drüber nach, wie viel Zeit die Dinge um dich herum in Anspruch nehmen: Du musst zunächst das Geld verdienen, um einen Gegenstand zu kaufen, du brauchst Zeit, um Preise zu vergleichen, ihn im Laden oder online zu kaufen, einen Platz zu finden, wo du ihn aufbewahren kannst, du musst ihn sauber machen, ihn pflegen, reparieren, Zubehör oder Ersatzteile besorgen, ihn vor den Kindern in Sicherheit bringen usw. Wir schaffen mit jedem neuen Gegenstand nicht nur neuen Besitz an, sondern legen uns jede Menge Verantwortung auf. Wenn du nie genug Zeit hast und der Tag nicht genug Stunden zu haben scheint, liegt es vielleicht an dem ganzen Zeug, das du besitzt. Weniger Arbeit mit den physischen Dingen um dich herum wird auch deinen Umgang mit der Zeit verändern. Ist die Vorstellung nicht fantastisch, diese gewonnene Zeit mit den Kindern, deinem Partner, mit Freunden, oder einfach für dich alleine und mit einer Beschäftigung verbringen zu können, die du liebst? Weniger Zeug – mehr Zeit!

Ihr habt bessere Übersicht im Kleiderschrank. Wenn du nur noch die Sachen, die du wirklich magst, die dir wirklich stehen und passen, im Kleiderschrank hast, bist du immer gut angezogen und musst morgens nicht lange überlegen. Auch für Kinder ist es eine Erleichterung, einen übersichtlichen Kleiderschrank zu haben, in dem sie mühelos das finden, was sie gerade suchen und keine Klamottenlawine auslösen, weil sie das Lieblings-T-Shirt von ganz unten im Stapel hervorgezogen haben.

Ihr könnt euer Zuhause besser genießen. Ich koche vielleicht nicht immer leidenschaftlich gerne, aber ich bin gerne zu Hause in unserer Küche. Wäsche waschen und zusammenlegen ist nicht das Highlight meines Tages, aber dadurch, dass keine riesigen Wäscheberge mehr entstehen, machen mir die paar Minuten, die ich dafür brauche, nichts mehr aus. Dank weniger Kram verbringe ich viel lieber Zeit mit meinen Lieben in unserem Zuhause, anstatt die ganze Zeit damit beschäftigt zu sein, es sauber und in Ordnung zu halten.

Ihr habt mehr Freude daran, mit euren Kindern zu spielen. Ich kann mit meinen Kindern den halben Nachmittag lang Lego spielen, ohne schlechtes Gewissen und ohne, dass ich später jede Menge Arbeit nachholen muss. Weniger Zeug, um das du dich kümmern musst, bedeutet mehr Zeit, in der du dich mit deinen Kindern beschäftigen kannst.

Du hast mehr Zeit für dich selbst. Wann hast du das letzte Mal einfach etwas für dich gemacht, dich mit einer Freundin zum Frühstück getroffen oder nach der Arbeit auf einen Kaffee? Ohne schlechtes Gewissen und mit dem fiesen Gefühl, dass du im Nachhinein dafür büßen musst, weil der Aufgabenberg währenddessen ins Unermessliche gewachsen ist? Minimalismus schafft dir den Freiraum, dir Zeit für dich selbst zu nehmen und deine Akkus wieder aufzuladen.

Ihr führt ein zufriedeneres, glücklicheres Leben. Je weniger Kram herumliegt, desto entspannter und gelassener bin ich. Das gibt mir die Klarheit zu erkennen, welches Geschenk dieses Leben doch ist und hilft mir, mein Leben bewusst auf das zu konzentrieren, was wichtig ist. Weniger Kram – mehr Klarheit und Zufriedenheit!

Ihr werdet mehr Platz haben. Wir haben unseren Wohnraum im letzten Jahr halbiert und sind sehr glücklich mit dieser Entscheidung. Ihr werdet merken, dass ihr keine größere Wohnung braucht (um noch mehr freien Platz mit Sachen vollzustellen), sondern dass ihr euren Platz bisher mehr als Lagerraum statt als Lebensraum genutzt habt.

Ihr habt mehr Geld zur Verfügung. Anstatt lauter Plunder zu kaufen, den ich nicht brauche, investiere ich mein Geld lieber in Reisen und schöne Erlebnisse.

Ihr gelangt zu Selbsterkenntnis. Brauche ich das Zeug wirklich? Werde ich durch dieses Ding wirklich glücklicher, liebenswerter, schöner? Und welche Werte gebe ich eigentlich an meine Kinder weiter? Dass der Sinn des Lebens darin besteht, möglichst viel materiellen Besitz anzuhäufen? Ausmisten zwingt dich, dich mit deinen Werten und Zielen zu beschäftigen. Das ist etwas, das im hektischen Alltag bisher vielleicht untergegangen ist und das dir neue wegweisende Erkenntnisse bringt.

Ihr habt weniger Stress, vor allem die Mutter. Weniger Dinge im Haus zu haben bedeutet, es gibt weniger aufzuräumen, zu reparieren oder zu ersetzen. Die Räume wirken ruhiger und klarer und lenken das Auge weniger ab. Dadurch, dass das allgemeine Chaos sich bei uns in Grenzen hält, kann ich (relativ) cool bleiben, wenn meinem Kind im morgendlichen Eifer des Gefechts das Honigglas aus der Hand rutscht und sich der Küchenfußboden in ein klebriges Desaster samt Scherben verwandelt. Früher waren solche Situationen, der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Mütter brauchen Minimalismus noch mehr als andere.

Ihr erkennt, dass man nicht viel Geld braucht, um das Leben zu genießen. Mit Kindern kann man viele Dinge unternehmen, die nichts oder nicht viel kosten. Zusammen draußen spielen, drinnen Gesellschaftsspiele machen, gemeinsam kochen … Das Leben ist schön und die besten Dinge kosten nichts. Denk mal an die schönsten Momente in deinem Leben. Ich vermute, die wenigsten davon haben etwas mit Geld zu tun.

Wenn du also zunehmend genervt bist von dem Überfluss, wenn der Spielzeug-Tsunami euer Haus überflutet, wenn Küchenschränke überquellen, euer Kalender bis zum Rand vollgepackt ist und deine Familie viel zu wenig Zeit miteinander verbringt, weil alle ständig beschäftigt sind, dann ist es jetzt an der Zeit, etwas zu ändern.

Stell dir einmal vor, ihr hättet 30 Prozent weniger Dinge in eurem Haus. Ich wette, ihr könntet das erreichen, ohne etwas davon zu vermissen. Das wären 30 Prozent weniger Arbeit! Was würdest du mit all der gewonnenen Zeit tun?

 

 

WARM-UP

Bevor du ans praktische Ausmisten gehst, solltest du dich mental vorbereiten, damit du in bestmöglicher Verfassung bist, so wie ein Sportler vor dem großen Wettkampf. Hier schaffst du dir die Grundlage für deinen Erfolg. Erst mal dreht sich alles um deine Einstellung. Bevor du dich daran machen kannst, die Kontrolle über deine Dinge zurückzugewinnen, musst du an deinem Verhältnis zu den Dingen arbeiten und die Bedeutung dieser Dinge in deinem Leben relativieren. Du findest hier dafür ein paar praktische Übungen, die dir dabei helfen werden, Sachen gehen zu lassen und zu erkennen, dass deine Dinge dir dienen sollten und nicht umgekehrt.

 

Frage dich: Warum?

Was ist deine Motivation? Was treibt dich an? Was ist dein Ziel? Stell dir mal vor, wie dein Leben nach dem Ausmisten aussehen wird?

Auszumisten ist nicht das Endergebnis – es ist vielmehr der erste Schritt. Du wirst nicht augenblicklich glücklich und zufrieden, nur dadurch, dass du dein Zeug rauswirfst – zumindest nicht auf lange Sicht. Wenn du nur über das Was und Wie nachdenkst und darüber das Warum vergisst, wird dich das letztlich kein Stück weiterbringen.

Wenn du einen großen Teil deines Besitzes weggibst, bist du gezwungen, dich mit unbequemen Fragen zu beschäftigen: „Warum habe ich materiellem Besitz solch große Bedeutung gegeben? Was ist in meinem Leben wirklich wichtig? Warum bin ich unzufrieden mit meinem Leben? Welche Leere in mir selbst habe ich versucht zu füllen? Wovon brauche ich denn in Wirklichkeit mehr?“

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Das sind keine einfachen Fragen, und sie zu beantworten wird nicht leicht sein. Aber sich mit diesen Fragen zu beschäftigen, ist mindestens genauso wichtig, wie alles Unnötige rauszuwerfen. Wenn du die Fragen nicht ehrlich und gewissenhaft beantwortest, wird dein Zuhause in einem Jahr wieder aus allen Nähten platzen, weil du fröhlich weitershoppen wirst und den gewonnenen Platz mit neuen Dingen ausfüllst.

Mit den folgenden Fragen kommst du deinem „Warum“ auf die Spur

1. Welche Vorteile eines minimalistischen Lebensstils sind dir am wichtigsten? Weniger Stress? Mehr verfügbares Geld? Weniger Ablenkung von dem, was dir wichtig ist?

2. Wofür möchtest du frei werdende Ressourcen (Zeit, Geld, Energie) verwenden? Für Familie, Reisen, ehrenamtliche Tätigkeiten …?

3. Stell dir vor, dein Zuhause wäre komplett ausgemistet und du wärst nur noch umgeben von Dingen, die du tatsächlich benutzt und gern magst. Was würde das für dich bedeuten?

4. Was würde der in Frage 3 beschriebene Zustand für deine Familie bedeuten?

5. Wie würdest du dich fühlen, wenn du jederzeit Überraschungsbesuch bekommen könntest, ohne dass du dich fragen müsstest, ob es dafür bei euch gerade ordentlich genug aussieht und du keine Angst haben musst, dich zu schämen?

Deine Vision für euer Zuhause

Wie wünschst du dir euer Zuhause? Welche Träume und Ziele hast du in Bezug auf euer Familienleben?

Um sie Realität werden zu lassen, ist es hilfreich, deine Vision immer vor Augen zu haben. Je klarer das Bild von deiner Zukunft vor deinem inneren Auge ist, umso besser siehst du deinen Weg dorthin.

Unser Unterbewusstsein arbeitet in Bildern und reagiert darauf noch stärker als auf Worte. Ziele zu visualisieren, hilft dir darum dabei, sie besser und schneller zu erreichen.

Gehe auf Gedankenreise

Was sind eigentlich die wichtigsten Gegenstände für dich und deine Familie? Was ist in eurem täglichen Leben unverzichtbar? An was hängt das Herz wirklich?

Um dem auf die Spur zu kommen, könnt ihr eine gedankliche Reise machen. Das kann gemeinsam als Familie sein, oder jeder macht das für sich. Wenn nicht alle Familienmitglieder teilnehmen möchten, ist das auch okay.

Auch wenn du diese Gedankenreise alleine unternimmst, wird sie sehr aufschlussreich für dich sein und dir vor dem eigentlichen Ausmisten helfen, deine Dinge mit anderen Augen zu sehen.

Stellt euch vor, ihr zieht in die USA oder an einen Traumort in Übersee, und ihr könnt jeder nur 20 Kilo Gepäck mitnehmen. Welche Dinge müssen auf jeden Fall mit? Ohne was könnt oder wollt ihr nicht leben? Was möchtet ihr ständig um euch haben?

Nehmt ein Blatt Papier, zeichnet einen Kreis und schreibt die unverzichtbaren Dinge, eure 1-a-Kandidaten, in diesen inneren Kreis.

Darum könnt ihr dann einen zweiten Kreis ziehen, in den ihr die Dinge schreibt, die euch nicht ganz so wichtig sind, die aber trotzdem einen hohen Stellenwert für euch haben.

Es kommt bei dieser Übung nicht darauf an, euren gesamten Besitz im Detail aufzulisten. Aber ihr bekommt schon einen recht guten Überblick darüber, was wirklich von elementarer Bedeutung für euch ist und vor allem ein Gefühl dafür, welchen Wert, die Dinge für euch haben.

Alle Dinge, die nicht in diesen beiden Kreisen landen, sind Wackelkandidaten. Auf diese Dinge müsst ihr beim Ausmisten besonders achtgeben. Natürlich habt ihr Dinge bei euch Zuhause, die ihr nicht mitnehmen würdet, die ihr aber trotzdem behaltet, weil sie jetzt gerade für euch nützlich sind oder euch einfach gefallen.

Trotzdem kann, wenn ihr ehrlich zu euch seid, ein großer Teil dieser Wackelkandidaten weg.

Finde die richtige Einstellung

Unsere Gedanken sind sehr mächtig – im positiven, wie im negativen Sinn.

Was zwischen dir und deinen Zielen steht, sind oft nur deine Gedanken und einschränkenden Glaubenssätze. Sie sorgen dafür, dass du in alten Mustern stecken bleibst, die gegen dich arbeiten, während du versuchst, dein Leben zu verbessern.

Du denkst zum Beispiel: „Meine ganze Familie besteht aus Hamsterern. Ich bin im Chaos aufgewachsen und werde immer ein Chaot sein.“ – „Dieses Zuhause ist ein einziges Durcheinander, und ich fühle mich völlig überfordert. Aber ich schaffe es sowieso nicht, dauerhaft etwas zu ändern.“ – „Ich bin nicht gut genug. Ich verdiene wohl einfach nichts Besseres.“ – „Ich habe doch schon so vieles versucht und nichts hat mir geholfen.“

All das sind Glaubenssätze, die dich in deinem Alltag blockieren und dir das Leben verwehren, das du dir schon immer erträumt hast.

Selbst jetzt, während du dieses Buch liest und versuchst, etwas zu ändern, kann es sein, dass du unbewusst immer noch glaubst, dass du es niemals schaffen wirst. Wenn du aber nicht davon überzeugt bist, dass du es schaffst, wirst du es auch nicht schaffen. Unbewusst triffst du nämlich immer wieder Entscheidungen, die diese Glaubenssätze bestätigen und damit noch mehr festigen. Dein Unterbewusstsein, das gefüttert ist mit diesen Sätzen, sorgt permanent dafür, dass du auch entsprechend dieser Annahmen lebst, Entscheidungen triffst und dich in Situationen bringst, die diese Annahmen wiederum bestätigen.

Wie du negative Prägungen veränderst

Du solltest also unbedingt daran arbeiten, deine negativen Gedanken zu verändern. Und zwar mit folgender Übung:

Schreibe dir zunächst einmal auf, was deine einschränkenden Glaubenssätze sind. Was ist es, das dich zurückhält? Sprich sie laut aus. Das fühlt sich vielleicht seltsam an. Aber so kannst du spüren, ob dies die Gedanken sind, die dich zurückhalten.

Vielleicht beziehen sich deine negativen Gedanken nicht direkt auf dein Zuhause und deinen überflüssigen Kram. Vielleicht klingt es bei dir eher so: „Ich bin ständig gestresst und habe keinen Nerv, mit meinen Kindern zu spielen.“ – „Nie schaffe ich das, was ich mir vornehme und ständig vergesse ich wichtige Dinge.“ – „Ich bin einfach faul und habe zu wenig Power.“ – „Andere schmeißen ihren Haushalt mit links, aber ich schaffe es einfach nicht.“

Denke einmal über deine aktuelle Situation nach. Was hat dich dazu veranlasst, dieses Buch zu lesen? Was ist das größte Problem, mit dem du zu kämpfen hast? Möchtest du eine bessere Mama sein? Möchtest du nicht ständig mit Aufräumen und Putzen beschäftigt sein? Bist du komplett überfordert von den überflüssigen Dingen um dich herum?

Schreibe auf, welche negativen Gedanken für dich schwer zu überwinden sind. Wie fühlst du dich dabei? Frage dich: Sind das, was ich da aufgeschrieben habe, Glaubenssätze, die mich einschränken, die mich in meiner aktuellen Situation festhalten?

Werde dir dieser Glaubenssätze bewusst und arbeite daran, sie zu überwinden. So enttarnst du sie und kannst sie entkräften und in starke positive Sätze umwandeln.

Schreibe dir diese positiven Wahrheiten auf.

Mach es dir zur Gewohnheit, dir jeden Morgen diese positiven Sätze als Affirmation laut zu sagen. Das kann beispielsweise so aussehen: „Ich habe ein sauberes, ordentliches und freundliches Zuhause. Ich kann jederzeit spontan Besuch empfangen und freue mich darauf.“

Zugegeben, sich so etwas vorzusagen, wenn man mitten im Chaos steht, fühlt sich ziemlich komisch an, aber es ist sehr machtvoll. So veränderst du Schritt für Schritt deine Einstellung und überwindest deine einschränkenden Glaubenssätze. Glaube daran, dass es wirklich möglich ist und dass du es schaffen wirst! Du musst davon überzeugt sein, dass dein Ziel die Anstrengung wert ist.

Du musst den ersten kleinen Schritt gehen. Dann den nächsten … und den nächsten … und den nächsten.

Oft suchen die Menschen nach einer schnellen Lösung und nach „Geheimwissen“. Ich teile mit dir all mein Wissen in meinem Blog, meinen Büchern und Kursen und halte kein „geheimes Wissen“ zurück. Wenn es eine Art Geheimnis gibt, dann dieses: Ich habe daran geglaubt, dass ich es schaffen werde. Ich wusste, dass der Weg zu einem entrümpelten, ordentlichen und schönen Zuhause schwierig und zeitaufwendig sein würde. Aber ich wusste, dass es machbar war, und ich habe es geschafft. Und du kannst es auch schaffen!

Bitte überspringe diese Übung nicht, weil sie sich seltsam anfühlt. Versuche es. Es ist wirklich wichtig, an deiner Einstellung zu arbeiten, um diese große Veränderung in deinem Leben tatsächlich wahr zu machen.

Wenn dir das Loslassen schwerfällt

Man sollte eigentlich meinen, dass ausmisten leicht ist. Behalte nur das, was du brauchst und gern hast, gib alles andere weg – fertig!

So einfach ist es aber leider nicht. Vielen Menschen fällt es schwer, auszusortieren, sich von Dingen zu trennen und manches wegzuwerfen.

Ausmisten kann manchmal schmerzhaft und schwierig sein. Wenn du von dir und anderen Familienmitgliedern erwartest, dass ausmisten leicht sein muss, hindert euch das eher daran, mit dem Ausmisten anzufangen oder es durchzuziehen, weil du dich oder deine Familie dafür verurteilst, wenn es eben nicht leichtfällt.

Folgende Schritte können dir helfen, deine Schwierigkeiten beim Ausmisten zu überwinden.

Gestehe dir ein, dass es manchmal schwer ist

Ein erster Schritt, mit dem Aussortieren voranzukommen, besteht darin, dir einzugestehen, dass es dir schwerfällt. Es kann einfach wehtun, Dinge wegzugeben. Denn dann wird dir klar, dass du eine Hürde überwinden musst, um deinen Plan in die Tat umzusetzen. Diese Hürde zu überwinden, gelingt dir leichter, wenn du dir zunächst eingestehst, dass sie tatsächlich existiert.

Entscheide dich ganz bewusst dafür, die Erwartung loszulassen, dass Aussortieren und Entrümpeln immer leicht sein sollten. Es ist nicht immer und bei allem leicht. Und das ist okay so.

Hinterfrage Glaubenssätze zum Thema Ausmisten

Auch beim Aussortieren stehen uns oft Glaubenssätze wie die folgenden im Weg:

Man darf Geschenke nicht weiterverschenken.

Man muss behalten, was man sich einmal für viel Geld gekauft hat, auch wenn man es weder mag noch benutzt.

Man darf Dinge, an denen Erinnerungen hängen, nicht wegwerfen.

Man muss aufheben, was jemand anderes (deine Kinder!) mit viel Mühe gebastelt oder gebaut hat.

Betrachte den wahren Wert der Dinge

Ganz oft fällt es uns schwer, Dinge auszusortieren, für die wir einmal viel Geld bezahlt haben. Man bekommt das Gefühl, den Wert dieser Sachen mit Füßen zu treten, wenn man sie weggibt oder sogar in den Müll wirft. Es fühlt sich so an, als würde man das Geld selbst wegwerfen, das man dafür einst ausgegeben hat.

Verschwendung passiert aber nicht beim Ausmisten. Verschwendung ist bereits passiert, als du Dinge gekauft hast, die du nicht brauchst.

Dieser Wahrheit ins Gesicht zu sehen, kann wehtun. Aber es hilft dir auch, in Zukunft bessere Kaufentscheidungen zu treffen.

Wenn Dinge kaputt, veraltet, verrostet oder aus anderen Gründen nicht mehr zu gebrauchen sind, erfüllen sie ihre Aufgabe nicht mehr oder zumindest nicht mehr so, wie du es dir wünschst und vorstellst.

Den Wert, den sie einmal hatten, haben sie schlicht nicht mehr. Kannst du sie dann nicht guten Gewissens weggeben?

Falls der Punkt „Das hat aber Geld gekostet“ es dir oft schwer macht, Sachen wegzugeben, können dir die folgenden Fragen helfen:

Welchen Wert hat dieses Ding heute wirklich noch für mich?

Was gewinne ich, wenn ich den Gegenstand weggebe oder wegwerfe? Zum Beispiel mehr Platz oder dass ich mich nicht mehr ärgern und kein schlechtes Gewissen mehr haben muss, wenn ich diesen Gegenstand sehe.

Ist das, was ich durch das Aussortieren gewinnen könnte, nicht viel wertvoller für mich als der Geldwert dieses Dings?

So gehst du mit belastenden Erinnerungen um

Wie viele Kartons möchtest du lieber gar nicht öffnen, geschweige denn aussortieren, weil du mit dem Inhalt belastende Erinnerungen verbindest? Vielleicht sind es Erinnerungsgegenstände aus einer schmerzhaft zu Ende gegangenen Beziehung oder Dinge, die dich an eine schwere Zeit erinnern.

Wenn dieser Punkt auf dich zutrifft, helfen dir folgende Fragen:

Möchte ich immer wieder über diese Dinge stolpern oder will ich sie lieber jetzt ein für alle Mal aus dem Weg räumen, damit sie mich nicht weiter belasten können?

Bringt es mir vielleicht einen Vorteil, mich mit diesen belastenden Erinnerungen ein letztes Mal auseinanderzusetzen? Wäre eine Ausmistaktion nicht genau das Richtige, um damit abzuschließen?

Habe ich den Inhalt dieses Kartons nicht doch immer im Hinterkopf, sodass er mich die ganze Zeit unbewusst belastet? Wäre es nicht besser, mich jetzt bewusst damit auseinanderzusetzen und die Sachen dann aus dem Weg und vor allem auch aus dem Kopf zu haben?

Wenn du Angst hast, andere zu enttäuschen

Etwas wegzugeben, kann andere enttäuschen. Wie viele Dinge stehen in eurem Keller, euren Schränken oder auf dem Dachboden, weil ihr euch nicht traut, es wegzugeben?

Hast du Angst davor, andere zu enttäuschen, wenn du Selbstgebautes oder -gebasteltes und Geschenke entsorgst? Was ist, wenn Tante Frieda fragt, wieso die Vase, die sie euch zur Hochzeit geschenkt hat – ein unglaublich hässliches Ungetüm – nicht mehr auf der Kommode steht?

Wenn du damit zu kämpfen hast, dann können dir diese Fragen helfen:

Welche Antwort könnte ich geben, wenn ich auf das fehlende Stück angesprochen werde?

Wäre eine Lüge in dem Fall vertretbar? Kann ich der Tante sagen: „Die Vase ist runtergefallen und kaputtgegangen“?

Was wäre, wenn ich die Wahrheit sagen würde? „Mir hat die Vase nicht mehr gefallen, deswegen habe ich sie weggegeben.“

Wie wichtig ist es mir, andere nicht zu enttäuschen? Komme ich damit klar, wenn jemand einmal enttäuscht von mir ist?

Wäre die andere Person wirklich enttäuscht oder fürchte ich nur, sie könnte es sein, dabei macht es dem anderen in Wahrheit gar nichts aus?

Lerne, ein Risiko einzugehen

Wenn du dich schwer damit tust, etwas loszulassen, geht es oft um mögliche Bedenken, zum Beispiel:

Wenn ich dieses Ding wegwerfe oder weggebe, könnte ich es später bereuen.

Bestimmt brauche ich es einmal wieder.

Natürlich bleibt beim Ausmisten immer ein gewisses Risiko. Denn jede Entscheidung, etwas wegzuwerfen oder wegzugeben, ist eine endgültige Entscheidung (das ist ja eigentlich das Großartige daran). Und Entscheidungen bergen grundsätzlich das Risiko, dass die andere Option im Nachhinein besser gewesen wäre.

Es kann also sein, dass du später bereust, deine alten Fotoalben weggeworfen zu haben. Es kann sein, dass du das Fondue-Set vielleicht doch irgendwann noch einmal hättest gebrauchen können.

Dieses Risiko beim Aussortieren lässt sich nicht komplett vermeiden. Aber mit den folgenden Fragen kannst du es einmal ehrlich betrachten:

Wie groß ist das Risiko ganz realistisch betrachtet?

Was wäre das Schlimmste, was eintreten könnte?

Käme ich damit zurecht? Wäre das auszuhalten?

Für die meisten Dinge wirst du feststellen, dass der schlimmste Fall, der eintreten könnte, kein Drama wäre.

Du bist nicht dein Besitz

Auch wenn clever gemachte Werbung dich das glauben machen will: Du bist nicht dein Besitz. Ob du nun dieses oder jenes Ding besitzt oder nicht, du bist und bleibst du.

Sei mal ehrlich: Wie viele Dinge, die du besitzt, hast du gekauft, um ein bestimmtes Image zu transportieren? Was sind deine Statussymbole?

Ist dein Auto ein einfaches Modell, das dich von A nach B bringt, oder hast du für ein Luxusmodell mehr als doppelt so viel bezahlt?

Kleidung eines Designerlabels macht dein Leben nicht lebenswerter oder glamouröser. Im Gegenteil: Die sogenannte Fast Fashion zwingt dich dazu, deinen Kleiderschrank jede Saison um die Must-haves und It-Pieces zu ergänzen. Ständig wechselnde Farben und Schnitte zeigen nämlich deutlich, wer die Trends von gestern trägt.

Ist die Größe und Ausstattung deines Zuhauses von den Bedürfnissen deiner Familie bestimmt, oder davon, die Nachbarn zu beeindrucken und allen zu zeigen, dass du es geschafft hast?

Es ist nicht gerade einfach, einen minimalistischen Lebensstil zu führen in einer Welt, die durch Konsum bestimmt ist. In unserer Gesellschaft messen wir Erfolg meist daran, wie viel materielle Güter wir anhäufen konnten.

Wenn wir ehrlich zu uns selbst sind, wissen wir jedoch, dass kein Produkt uns zu etwas machen kann, das wir nicht sind. Teure Kosmetikprodukte machen uns nicht zu Supermodels, die beste Nähmaschine nicht zur begnadeten Stoffartistin, das neueste Sportequipment nicht zur Läuferin und exquisite Küchengeräte nicht zum Profikoch.

Denke mal darüber nach: Wenn diese Dinge ihr Versprechen bis jetzt nicht gehalten haben, ist es nicht an der Zeit, sie gehen zu lassen?

Ausmisten ist besser als organisieren

Wir ersticken förmlich in zu viel Dingen und denken dann, wir sollten unser Zeug besser organisieren. Wir kaufen Ordnungsboxen, bessere Regale, neue Schränke und denken, das sei die Lösung unseres „Zu viel Zeug“-Problems. Aber das ist es leider nicht. Das „Leben mit weniger“ schlägt das Organisieren um Längen, weil organisieren immer nur vorübergehend hilft.

Egal wie gut organisiert du bist, du musst dich trotzdem um alle Gegenstände kümmern, die du besitzt. Du musst sie sauber halten, ordnen und sortieren, und weil das Leben und deine Bedürfnisse sich ständig ändern, immer wieder neu organisieren.

Dinge zu organisieren, kann sich im ersten Moment sehr gut anfühlen. Das Spielzeug deiner Kinder liegt schön sortiert in den beschrifteten Körben, deine Socken liegen hübsch gefaltet an ihrem Platz im Kleiderschrank. Leider hält diese Ordnung meist nur vorübergehend. Du lebst mit anderen Menschen zusammen und musst zusehen, wie deine viele Arbeit wieder zunichtegemacht wird – manchmal innerhalb weniger Minuten. Das ist das Problem beim Organisieren. Du musst dranbleiben.

Unnötiges, nicht genutztes Zeug zu organisieren, kostet Lebenszeit und Energie. Auch was außerhalb deines Blickfeldes gelagert wird, bleibt trotzdem in deinem Hinterkopf präsent. Um dich mental zu befreien, musst du diese Dinge wirklich loswerden.

Ausmisten ist dauerhaft. Alles, was aus dem Haus ist, ist ein für alle Mal erledigt. Sofort hast du mehr Freiraum und Platz gewonnen.

Unordnung und überflüssiges Zeug haben sich über Jahre oder Monate langsam in deinem Zuhause aufgebaut und angehäuft, doch das ganze Ausmaß ist dir vielleicht plötzlich bewusst geworden. Dann hast du den Wunsch nach sofortiger Ordnung. Aber Ausmisten und Organisieren funktionieren nicht gleichzeitig. Zuerst brauchst du einen Überblick: Was wirst du wirklich behalten, was soll weg und wie viel Platz hast du dann, beziehungsweise möchtest du den Dingen dann einräumen?

Wenn du dein überflüssiges Zeug loswirst, kannst du dich auf die wichtigeren Bereiche deines Lebens konzentrieren. Du kannst mehr Zeit und Aufmerksamkeit auf deine Gesundheit richten, auf die Beziehungen zu anderen Menschen, kannst deinen Leidenschaften nachgehen und deine Träume verfolgen – anstatt wieder einmal den Keller neu zu organisieren.

Sobald der Überfluss aus dem Weg geräumt ist, ist die Organisation der verbliebenen Dinge sehr viel einfacher. Du brauchst keine komplizierten Ordnungssysteme, neue gleichförmige Kleiderbügel und eine Menge neuer Körbe, Kisten und Boxen, du brauchst vor allem weniger Zeug.

So erklärst du deiner Familie, was du vorhast

Bevor es ans konkrete Ausmisten geht, solltest du deiner Familie erklären, was du tun willst und warum, welche Veränderung du dir wünschst.

Dein gesamtes Zuhause auszumisten und dein Leben zu vereinfachen, ist ein richtig, richtig großes Projekt, das nicht innerhalb eines Wochenendes oder einer Woche erledigt sein wird. Schließlich wirst du alle überflüssigen Dinge aus jedem Bereich deines Hauses beseitigen, die sich über Jahre angesammelt haben.

Es ist sehr wichtig, dass du mit deiner Familie sprichst, bevor du dieses große Projekt angehst. Deine Familie muss sich bewusst sein, welche Veränderungen anstehen, und verstehen, was sie erwartet.

Dieses Projekt wird Zeit und konzentrierte Aufmerksamkeit von dir brauchen, und das sollte deine Familie wissen. Auch wenn sie zunächst nicht unbedingt mitziehen will, ist das okay. Es geht erst einmal darum, dass die Familienmitglieder Bescheid wissen, was du vorhast und warum.

So kannst du vorgehen:

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783842616219
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2020 (August)
Schlagworte
Aufräumen Chaos Entschleunigung Familienalltag Familienleben entrümpeln

Autor

  • Nicole Weiß (Autor:in)

Nicole Weiß zeigt Müttern, wie sie ihren Alltag organisieren können. Auf ihrem Blog „Familie Ordentlich“ schreibt sie über alltägliche Herausforderungen wie die (Un-)Ordnung im Kinderzimmer oder im Kleiderschrank. Im Fokus steht die Frage: Wie schaffe ich möglichst unkompliziert ein gemütliches und aufgeräumtes Zuhause, das zu mir und meiner Familie passt? Ihre Life- Hacks helfen Eltern, den Alltag zu organisieren und sich Freiräume zu schaffen – für mehr Energie und für das, was ihnen wirklich wichtig ist: ihre Familie.
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Titel: Familie Minimalistisch