Zusammenfassung
Seenplatte: Kaum ein Landstrich in Zentraleuropa bietet
so abwechslungsreiche Natur wie Mecklenburg-Vorpommern. Mit drei Nationalparks ist das Bundesland Spitzenreiter in Sachen Schutzgebiete.
Die einmalige Tier- und Pflanzenwelt zieht jedes Jahr unzählige
Naturliebhaber, Ruhesuchende und natürlich auch Fotobegeisterte an. Timm Allrich und Mario Müller bündeln in ihrem Bildband einzigartige und faszinierende Tier- und Landschaftsaufnahmen aus dem bei Touristen beliebtesten Bundesland. Perfekt zum Staunen, Erinnern und
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Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
DIE NATIONALPARKS IN MECKLENBURG-VORPOMMERN
Kaum ein Landstrich in Zentraleuropa bietet eine so immense Biodiversität und Artenvielfalt wie die Natur in Mecklenburg-Vorpommern. Mit drei Nationalparks finden sich so viele Schutzgebiete wie in keinem anderen Bundesland. Dank einer nach wie vor dünnen Besiedlung und günstigen historischen Umständen haben sich mitunter Jahrtausende alte Landschaftsformen erhalten, die sich nirgendwo anders finden lassen.
Unzählige Naturliebhaber, Ruhesuchende und natürlich auch Fotobegeisterte kommen jährlich nach Mecklenburg-Vorpommern, um die einmalige Tier- und Pflanzenwelt zu genießen und für sich zu entdecken.
Naturschutzgebiete, die in den Status eines Nationalparks erhoben werden, genießen den größtmöglichen nationalen und internationalen Schutzstatus. Mecklenburg-Vorpommern ist das einzige Bundesland, das drei der insgesamt 16 deutschen Nationalparks vorweisen kann. Mit den Schutzgebieten Jasmund auf Rügen, den ausgedehnten Wald- und Seenflächen am Ostufer bzw. östlich der Müritz sowie der in Deutschland einmaligen Küstenlandschaft entlang der Vorpommerschen Bodden führen seit 1990 die wertvollsten Naturräume in Mecklenburg-Vorpommern den Titel eines Nationalparks.
Bereits die Betrachtung der nüchternen Zahlen rund um die Schutzgebiete ist für sich genommen beeindruckend. 2,1 Prozent der terrestrischen Fläche Mecklenburg-Vorpommerns wird den Nationalparks zugerechnet (Bundesdurchschnitt 0,6 Prozent), was fast selbstredend auch in dieser Disziplin die Spitzenposition im nationalen Vergleich bedeutet. Etwas weniger als ein Viertel der deutschlandweiten, terrestrischen Nationalparkflächen liegen in Mecklenburg-Vorpommern, was in totalen Zahlen 48100 Hektar entspricht. Der Müritz-Nationalpark ist der mit Abstand größte terrestrische Nationalpark in Deutschland, der Nationalpark Jasmund wiederum der kleinste.
Das erklärte Ziel aller Schutzbemühungen und -maßnahmen ist der Erhalt biologisch wertvoller und einzigartiger Ökosysteme, die sich in der Gesamtheit ihrer Prozesse frei entfalten und vom Menschen unbeeinflusst entwickeln sollen. Es werden also weder lenkende noch pflegende oder nutzende Eingriffe in die Naturräume vorgenommen, die sich unabhängig von einer vermeintlichen Beurteilung über „richtige“ oder „falsche“ Entwicklungsschritte vollständig allein überlassen werden.
Neben dem Schutz heimischer Tier- und Pflanzenarten, von denen etliche stark bedroht sind, bilden die Nationalparks in ihrem weltumspannenden Netzwerk für viele wandernde Arten quasi Trittsteine in einer durch den Menschen stark beeinflussten Umwelt. Dies trifft für Mecklenburg-Vorpommern in ganz erheblichem Ausmaß zu, da im gemäßigten Klima unserer Breitengrade zweimal jährlich Abermillionen von Zugvögeln in den Nationalparks rasten und sich für den langen Weiterflug stärken.
Nur an wenigen Tagen im Jahr kann man den Weststrand so erleben wie auf diesem Bild. Klares Ostseewasser ohne Schwebteilchen, kaum Wellengang, ein menschenleerer Strand und klare Farben eines makellosen Hochdruckgebiets lassen in dieser Kombination an paradiesische Strände einsamer Südseeinseln denken.
Verlässt man die Sachebene mit ihren beeindruckenden Fakten und der endlosen Informationsvielfalt rund um die Nationalparks in Mecklenburg-Vorpommern und geht hinaus in die Natur, um sie zu erleben, zu begreifen und zu spüren, eröffnet sich dem einfühlsamen Betrachter erst der wahre Kosmos aus Anmut, Schönheit und Einzigartigkeit, der die Begrifflichkeit Nationalpark sprichwörtlich mit Leben zu füllen vermag.
Dieses Buch ist eine aus inniger Verbundenheit und tiefem Respekt der Autoren entstandene Hommage an die aufregende und virtuose Natur Mecklenburg-Vorpommerns. Sie ist verbunden mit der Hoffnung, durch die emotionalen Bilder beim Betrachter einen Schutzgedanken für die Nationalparks implementieren zu können, der aktiven, gelebten Naturschutz begründet und fördert. Denn nur die Dinge, die man kennt, begreift und liebt, ist man bereit zu schützen und dafür Mühen und Anstrengungen in Kauf zu nehmen.
DER NATIONALPARK VORPOMMERSCHE BODDENLANDSCHAFT
Seite 6/7: Ein wahres Schauspiel: Nur im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft kann man die ohnehin schon imposante Hirschbrunft vor einer Kulisse der Extraklasse bewundern, wenn sich in den Dünen die stolzen Rothirsche vor den Schaumkronen der tosenden Ostsee aufbauen.
An einem sonnigen und windstillen Sommertag präsentiert sich der Weststrand, dem man ein gewisses Südseefeeling nicht absprechen kann, zahm in touristischer Schönheit.
Wer zum ersten Mal nach einigen Mühen mit dem Fahrrad, der Pferdekutsche oder zu Fuß über einen der endlos erscheinenden Wege durch den unberührten Darßwald den Weststrand erreicht, wird sich an diesen Moment vermutlich sein ganzes Leben zurückerinnern können. Bereits ein weitaus weniger aufwendiger Besuch am Meer zaubert für gewöhnlich ein Lächeln in jedes noch so ernste Gesicht. Wenn man nun aber einen der Dünenzugänge zum Weststrand erreicht und einem noch im Küstenwald der erste helle Sand in die Schuhe oder zwischen die Zehen rinnt, wird dieses Lächeln beim Anblick des wildromantischen und unverbauten Küstenabschnitts zu einem ungläubigen Strahlen. Wo die blanken Stämme der Windflüchter vom weißen Ostseesand umspült werden und das klare Ostseewasser die Küste unaufhörlich formt, findet man den vielleicht schönsten Strand Deutschlands, der eines der vielen Highlights im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft darstellt.
Das erste Sonnenlicht taucht den aus den feuchten Bruchwäldern des Ostzingst aufsteigenden Nebel in ein warmes, goldenes Licht.
Das gesamte Fischland-Darß-Zingst ist eine riesige Baustelle der Natur, auf der unaufhörlich abgetragen, angelandet, umspült und neu besiedelt wird. Während der Weststrand am Darß und der Nordstrand des Ostzingst stetig schrumpfen, entsteht in anderen Bereichen des Nationalparks wie dem Pramort und dem Darßer Ort ständig neues Land. Was an anderen Orten Jahrmillionen dauert, kann hier begünstigt durch Klima, Wetter und Strömungen in einem Menschenleben beobachtet werden.
Die ausgedehnten Waldflächen auf dem Ostzingst und dem Darß sind ebenso Teil des Nationalparks und immens bedeutender Lebensraum für viele selten gewordenen Tiere und Naturschauspiele.
Der Nationalpark ist nicht nur ein bedeutendes Brutgebiet für viele Vogelarten, sondern auch eine im westlichen Ostseeraum alternativlose Raststätte für den globalen Vogelzug.
Die zweifelsfrei höchste biologische Wertigkeit in puncto Artenvielfalt und ökologischer Bedeutung haben allerdings die Flachwasser- und Uferbereiche der zwischen der Halbinsel und dem Festland gelegenen Boddengewässer, deren lagunenartiger Charakter die Kinderstube vieler Fisch- und Vogelarten darstellt und gleichzeitig ein riesiger Treff- und Rastplatz des Vogelzugs ist.
Der Darßer Weststrand ist der Inbegriff wilder Naturschönheit und steht wie kaum ein anderer Küstenabschnitt Deutschlands für das unberührte Stranderlebnis. Die Lichtstimmungen zum Sonnenuntergang sind nicht nur unter Fotografen legendär.
Ein perfekter Sonnenuntergang am Weststrand. Die tief stehende Sonne zaubert ein goldrotes Licht auf die blanken Stämme der windschiefen Buchen.
Die schlanken, weitverzweigten Buchen des zum Meer offenen Küstenwaldes scheinen sich nach den letzten Sonnenstrahlen des scheidenden Tages auszustrecken. Zur See geöffnete Waldflächen findet man nur an hochdynamischen Küstenabschnitten wie dem Weststrand.
Nach einem kurzen, heftigen Gewitterschauer sind die vom Wetter gezeichneten Bäume einseitig nass geworden. In der Feuchtigkeit reflektiert sich das Farbinferno des Gewitterhimmels und taucht den Wald in ein unglaubliches Licht.
Füchse streifen im Sommer häufig am Abend die Strandabschnitte des Fischland-Darß-Zingst auf der Suche nach Futter entlang. Vor allem an Abschnitten mit zahlreichen Tagesbesuchern wie dem Weststrand finden sich leider immer fressbare Dinge, die nicht den Weg in den Abfall gefunden haben oder schlichtweg „vergessen“ wurden.
Der Weststrand im westlichsten Teil des Nationalparks zählt zu den rauesten und natürlichsten Stränden in ganz Europa und ist für seine märchenhaften Lichtstimmungen bekannt. Auch ein Fuchs weiß es zu schätzen, den Sonnenuntergang am Strand auf einem der durch den Sturm entwurzelten Bäume zu genießen.
Zum Zeitpunkt des Sonnenuntergangs haben die meisten Tagesbesucher längst den langen Rückweg vom Weststrand angetreten. Nun fühlt man sich so unerreichbar abgeschieden, wie es die unberührte Natur ohnehin suggeriert.
Ein Blick, der die gesamte Schönheit der Küstenlandschaft im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft in einem Bild vereint.
Der Prerower Strom windet sich vom Bodstedter Bodden durch die Feuchtwiesen des Nationalparks bis fast an die offene Ostseeküste im gleichnamigen Örtchen Prerow. In den frühen Morgenstunden hüllt nicht selten Nebel den geschlängelten Verlauf in mystische Stille.
Das goldene Morgenlicht zeigt einen ausgewachsenen Kranich in seiner vollen Schönheit. Wenn die ersten Sonnenstrahlen sein prachtvolles Gefieder durchdringen, werden auch ansonsten verborgene Details sichtbar.
Gefiederpflege ist essenziell für alle Vögel, entsprechend auch für den stattlichen Kranich. Das dichte Federkleid bildet einen effektiven Schutz vor Kälte, Regen und Sturm und ist somit überlebenswichtig für die Tiere.
Viel ruhiger als an den Außenstränden geht es vor allem in den Sommermonaten an den Boddenufern zu. In der blauen Stunde nach Sonnenuntergang ist man dennoch nie allein, da Abermillionen von Mücken in den Abendhimmel aufsteigen.
Zweimal jährlich lassen sich bis zu 90.000 Kraniche in unzähligen Buchten der Bodden des Nationalparks bei ihrer Rast beobachten. Im Oktobert ziehen die Vigelt von hier nach Südeuropa und insbesondere die iberische Halbinsel weiter, im Frühjahr in die Brutgebiete Skandinaviens.
Ein von der Brunft erschöpfter Rothirsch durchwatet die Flachwasserzonen am Pramort. Im Hintergrund stehen einige Kraniche, die im Nationalpark vor ihrem Flug gen Süden rasten.
Der Zug der Kraniche ist eines der faszinierendsten Naturschauspiele überhaupt. Vom Ostseebad Zingst aus hat man Zugang zu multiplen Beobachtungspunkten, die einen teilhaben lassen an diesem Wunder der Natur.
Eine Gruppe Damwild traut sich im Morgengrauen aus der Deckung der Dünen am Pramort und siedelt durch die Flachwasserbereiche des Windwatts für den Tag in die Futtergründe auf der Insel Bock über. Je nach Windrichtung und Wasserstand kann das Windwatt vollständig trocken liegen oder auch vollständig überfluten.
Im Herbst ist das mächtige Geweih der Rothirsche, das jährlich neu ausgebildet wird, voll entwickelt, nachdem sie im vorangegangenent Winter, zumeist im Januar oder Februar, ihre Geweihstangen abgeworfen haben.
Im September ist im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft – wie überall in unseren Breiten – Rotwildbrunft. Bedingt durch die in der Nationalparksatzung festgeschriebene Jagdruhe ist die Brunft wie hier am Darßer Ort hautnah zu erleben, da sich das nur wenig scheue Wild auch am Tage zeigt.
Die kräftigsten und attraktivsten Rothirsche buhlen wochenlang lautstark um die Gunst des weiblichen Geschlechts. Nach einigen Drohgebärden und Kämpfen verbleibt schließlich der Platzhirsch beim Kahlwildrudel.
Erlenbrüche sind die prägende und gleichzeitig imposanteste Waldform im Darßwald und bilden einen für den Menschen beinahe undurchdringlichen Lebensraum, der vielen seltenen Tier- und Pflanzenarten als Zufluchtsort dient.
Die Wasserfeder ist ein selten gewordener Anblick in den Mooren Mecklenburg-Vorpommerns. Die gerade unter Wasser weit ausladende, grazile Wuchsform der Pflanze fällt zusammen wie ein Kartenhaus, wird die Pflanze dem Wasser entnommen.
Ein besonders farbenfrohes, jährlich wiederkehrendes Schauspiel ist die Blüte der Sumpf-Schwertlilien in den Bruchwäldern auf dem Ostzingst und dem Darßwald, hier im ersten Morgenlicht.
Die auch als Wasser-Schwertlilie bekannte Pflanze ist in Deutschland und Eurasien weitverbreitet und nicht gefährdet. Sie gedeiht besonders in den Verlandungszonen sowohl fließender als auch stehender Gewässer und kann eine imposante Höhe von bis zu zwei Metern erreichen.
Kampfläufer sind aus biologischer Sicht als Verlierer der letzten Jahre zu bezeichnen und mittlerweile vollständig als Brutvögel aus unserer Landschaft verschwunden. Inwieweit die Klimaerwärmung oder der Biotopverlust dafür verantwortlich zu machen ist, lässt sich bisher nicht eindeutig klären.
Der Karmingimpel, ein sogenannter „Neubürger“ und ursprünglich in Osteuropa beheimatet, brütet erst seit einigen Jahrzehnten in Mecklenburg-Vorpommern. Den Winter verbringen Karmingimpel im fernen und warmen Indien.
Details
- Seiten
- ISBN (ePUB)
- 9783842655089
- Sprache
- Deutsch
- Erscheinungsdatum
- 2020 (September)
- Schlagworte
- Bastei Bildband Fotografie Rügen Tierwelt
