Zusammenfassung
Die Ärztin rät zu einer gesunden Ernährung und zur Abkehr
von negativen Lebensgewohnheiten wie Rauchen, wenig Bewegung und Alkoholkonsum. Allerdings müssen für ein langes Leben in Gesundheit viele Funktionen des Körpers ineinandergreifen: von den Muskeln und Herzklappen über Hormone bis hin zu Steuerungsimpulsen aus Hirn oder Darm. Ute Braun-Munzinger hat wissenschaftliche Erkenntnisse und Tipps zusammengestellt und in Maßnahmen gegossen, die jeder ohne großen Aufwand durchführen kann.
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
VORWORT
Liebe Leserin, lieber Leser,
wir alle wünschen es uns: ein langes Leben – mit Qualität, nicht mit Qual. Lange leben, dabei aber gesund bleiben und in geistiger Frische aktiv am Leben teilhaben bis ins hohe Alter.
Ich bin seit Jahrzehnten in meiner allgemeinmedizinischen Praxis tätig, und neben den Patienten, die mich wegen akuter Beschwerden aufsuchen, kommen leider gerade viele ältere Menschen mit chronischen Erkrankungen zu mir. Viele dieser Krankheiten hätten gar nicht entstehen müssen, wenn man frühzeitig eingegriffen oder sogar vorgebeugt hätte. Mit diesem Problem war ich schon bald nach meiner Niederlassung immer wieder konfrontiert, und mir wurde klar, das die Leute durchaus etwas für ihre Gesundheit tun wollen, aber viel zu wenig darüber wissen, da es an entsprechenden Informationen mangelt. Deshalb begann ich zunächst einmal meine eigenen Kenntnisse über die Präventivmedizin erheblich zu erweitern. Neben meinen gewohnten ärztlichen Maßnahmen nahm die Gesundheitsvorsorge nach und nach einen immer größeren Teil meiner Praxistätigkeit ein.
Vor einem Jahr bekam ich den Anstoß dazu, mein gesammeltes Präventivwissen einmal generell sinnvoll zusammenzustellen. Nils, ein Freund meines Sohnes, rief mich an: „Ute, ich würde gerne bei dir vorbeikommen, um mir einmal von dir erklären zu lassen, was ich alles beherzigen sollte, damit ich alt werde ohne alt zu werden!“ Er, der gerade mal 30 Jahre alt war, fragt mich also nach einer Gesundheitsvorsorge, damit er erst gar nicht krank wird. Wer derartig früh anfängt, sich um seine Gesundheit zu kümmern, hat gute Chancen auf ein langes, gesundes Leben!
Was rate ich meinen Patienten heute? Natürlich erst einmal eine gesunde Ernährung und die Abkehr von negativen Lebensgewohnheiten, wie Rauchen, wenig Bewegung, Alkoholkonsum etc. Allerdings ist das Thema sehr viel komplexer, als es auf den ersten Blick erscheint. Für ein langes Leben in Gesundheit müssen letztlich viele Funktionen des Körpers ineinandergreifen.
Unser Körper ähnelt mit seinen Funktionen und Regelmechanismen und mit unendlichen Wechselwirkungen dem Präzisionswerk einer bis ins Kleinste ausgetüftelten Maschine – das Verstellen eines einzigen Rädchens kann das große Ganze zum Stottern bringen und zu Fehlfunktionen führen. Dabei sind diese „Rädchen“ äußerst verschiedenartig: von mechanischen Teilen wie Muskeln und Herzklappen über Flüssigkeiten, Hormone und Steuerungsimpulse aus Hirn oder Darm bis hin zu komplizierten chemischen Reaktionen, um hier nur einige Beispiele zu nennen. Wir müssen also die unterschiedlichsten Aspekte berücksichtigen, um unseren Organismus in seiner Zusammenarbeit zu unterstützen und ungestört funktionieren zu lassen.
In diesem Buch werde ich mich mit den wichtigsten Sachverhalten befassen, sie beschreiben und auch kurz den Hintergrund zu den einzelnen Fakten erläutern – dann ist es einfacher, sich auch etwas unbequemeren Herausforderungen zu stellen.
Bei der Umsetzung des Gelesenen rate ich Ihnen, zunächst mit einigen wenigen Dingen anzufangen, die Ihnen leichtfallen, nach und nach können Sie Ihr persönliches Gesundheits-Management dann immer weiter ausbauen.
Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre und hoffe für Sie auf ein gesundes, langes Leben!

Ihre

Dr. med. Ute Braun-Munzinger
Für meine Kinder Corinna, Lucia und Felix, und natürlich auch für Nils – ich wünsche euch von ganzem Herzen ein langes, gesundes und glückliches Leben!
WIE ERNÄHRUNG UNS GESUND ERHÄLT
Gesunde Ernährung ist eine der wichtigsten Stellschrauben für unsere Gesundheit. Eine der einfachsten Maßnahmen, um das Ziel, gesund zu bleiben und lange zu leben, zu erreichen, ist die Veränderung schädlicher Ernährungsgewohnheiten.
So stellt unser Körper Energie bereit
Warum ist das, was wir essen, so wichtig für unsere Gesundheit? Ganz einfach ausgedrückt, liefert unsere Nahrung den Zellen unseres Körpers die Stoffe, die sie brauchen, um die Energie herzustellen, die sie wiederum brauchen, um zu funktionieren und ihre Aufgaben im Interesse des Körpers zu erfüllen.
Kürzlich wurde entdeckt, dass auch gewisse Elektronen, die teilweise aus dem Sonnenlicht kommen, für den reibungslosen Ablauf der Reaktionskette in der Energiebildung eine große Rolle spielen.
Dafür befinden sich innerhalb jeder einzelnen Zelle die Mitochondrien, das sind die „Kraftwerke“ der Zellen. Darin läuft eine teils chemische, teils physikalische Kettenreaktion ab, in der in fünf Einzelschritten die Energieeinheit ATP (Adenosintriphosphat) hergestellt wird. ATP ist für die Zelle das, was das Benzin fürs Auto ist: Die Zelle spaltet aus ATP Phosphat ab und erhält dadurch die Energie, die sie für ihre Arbeit braucht. Dabei entstehen allerdings hochgefährliche Abfallprodukte, z. B. freie Radikale, die möglichst schnell entgiftet werden müssen. Für die Herstellung des ATP benötigen unsere Zellen ganz bestimmte Substanzen, die über bestimmte Transportmechanismen in die Mitochondrien gebracht werden: das sind z. B. Sauerstoff, Vitamine, Spurenelemente, Aminosäuren und Coenzym Q10.
Diese Substanzen müssen wir den Zellen in ausreichender Menge und im richtigen Verhältnis bereitstellen.
Der benötigte Sauerstoff kommt über die Atmung und die Lunge über den Blutkreislauf zu den Zellen. Diesbezüglich sollten wir also dafür Sorge tragen, dass unsere Lungenfunktion ungestört ist, unsere Blutgefäße gut durchgängig sind und unser Herz als Motor des Blutkreislaufes das Blut auch bis in die letzten Körperregionen pumpen kann.
Die anderen Substanzen müssen über die Nahrung zugeführt werden. Nachdem die Nährstoffe im Darm entsprechend aufbereitet wurden, gelangen sie in den Blutkreislauf, von wo sie in die Zellen eingeschleust werden. Dies geschieht mittels spezieller Techniken, denn die äußere Hülle der Zelle ist nicht einfach durchlässig für jedes und alles, was im Blut ankommt. Für viele Substanzen muss die Zellhülle auf spezifische Weise geöffnet werden, um die jeweilige Substanz ins Zellinnere zu bringen. Ein gutes Beispiel dafür, wie dies abläuft, ist die Verstoffwechselung von Zucker, die ich im folgenden Abschnitt beschreibe.
Welche Lebensmittel brauchen wir?
Die Grundnährstoffe in unserer Nahrung sind Kohlenhydrate, Fette und Eiweiße. Bei einer gesunden, ausgewogenen Ernährung sollten diese drei Makronährstoffe in einem angemessenen Verhältnis stehen. Schauen wir uns zunächst die Kohlenhydrate genauer an und beginnen dabei mit einer wichtigen Untereinheit der Kohlenhydrate, dem Zucker.
Warum Zucker nicht gut für unsere Gesundheit ist
Wenn wir zuckerhaltige Speisen, wie z. B. Süßigkeiten oder Soft-drinks, zu uns nehmen, gelangt der Zucker (z. B. Glukose) sehr schnell in den Blutkreislauf. Leider ist es so, dass Zucker die Gefäße und dadurch auch die Organe schädigt, daher muss der Körper dafür sorgen, dass der Zucker möglichst schnell aus den Gefäßen rausgeschafft wird. Glücklicherweise gibt es dafür die Bauchspeicheldrüse, die das Blut ständig auf dessen Zuckergehalt überwacht und, wenn sie zu viel davon erkennt, das Hormon Insulin ins Blut abgibt. Insulin fungiert als „Schlüssel“, der die Zellen „aufschließt“, damit der Zucker aus dem Blut eingeschleust wird. Ein sinnvoller und gesunder Vorgang.
Ein zu hoher Zuckerkonsum hat vielerlei negative Folgen: Insulinresistenz, Übergewicht und Leberverfettung sind nur einige.
Zu viel Zucker führt zur Insulinresistenz Kritisch wird es allerdings, wenn sehr viel Zucker im Blut schwimmt. Der Schutz der Gefäße und Organe hat Vorrang, daher „presst“ das Insulin den Zucker weiter in die Zellen, selbst wenn sie schon längst übersättigt sind mit Zucker. Als Reaktion darauf bilden die Zellhüllen eine Art „Hornhaut“ und werden immer unempfindlicher gegen die Wirkung des Insulins. So wehren sie sich gegen das Übermaß an Zucker. Diese „Hornhaut“ existiert natürlich nur im symbolischen Sinn. Dass die Zellmembranen gegenüber Insulin unempfindlich werden, beruht auf der Wirkung eines Hormons aus der Leber, die ihre Zellen damit gegen die „Zuckermast“ wappnet. Denn überschüssiger Zucker wird als Fett gespeichert, unter anderem in den Leberzellen. Die Leber verfettet, was sie daran hindert, ihre Aufgaben – insbesondere die für den Körper so überaus wichtige Entgiftung – zu erfüllen. Also gibt die Leber das Hormon Fetuin-A ins Blut ab, das ihre eigenen Zellen und auch andere, insbesondere die Muskelzellen, vor der Aufnahme von zu viel Zucker schützt. Diese zunehmende Unempfindlichkeit der Zellen gegenüber dem Zucker wird als Insulinresistenz bezeichnet.
Die Bauchspeicheldrüse versucht nun, die Zellen zu zwingen, doch noch mehr Zucker aufzunehmen, und schüttet dazu immer mehr und mehr Insulin aus – es entsteht ein regelrechter Kampf zwischen den überladenen Zellen und der um die Gefäße besorgten Bauchspeicheldrüse. Irgendwann kapituliert die Bauchspeicheldrüse und sie kann nicht mehr annähernd genügend Insulin produzieren. Kommt Ihnen das bekannt vor? Ja, richtig: Das ist dann die Erkrankung, die man Diabetes mellitus Typ 2 nennt.
Diabetes Typ 2 entsteht also unter anderem durch falsche Ernährung. Zwar gibt es auch eine erbliche Veranlagung dafür, doch diese lässt sich mit entsprechend guter Ernährung austricksen.
Der erhöhte Blutzucker beim Diabetiker gefährdet auf noch andere Weise unser Ziel des gesunden, langen Lebens, denn der ständig zu hohe Glukosespiegel schädigt die Gefäße, was wiederum eine deutlich schnellere Alterung der Organe und Gewebe zur Folge hat.
Zucker macht dick Betrachten wir noch eine weitere Auswirkung der übermäßigen Zuckerzufuhr. Wir haben gesehen, dass der Zucker ganz schnell aus dem Blutkreislauf entfernt werden muss, um Organschäden zu vermeiden. Er wird in die Zellen gepumpt, um dort vorrangig verwertet zu werden, dabei gilt das Gebot des Insulins: Für die Energieproduktion wird zuerst der Zucker verwendet, erst wenn der verbraucht ist, werden auch andere Stoffe, wie z. B. Fett, herangezogen. Logischerweise blockiert das Insulin deshalb den Abbau von Fettzellen, da zunächst der Zucker aufgebraucht werden muss. Fatalerweise wird der Zucker, der momentan nicht für die Energieproduktion gebraucht wird, teilweise auch noch zu Fett umgewandelt und zusätzlich in den Fettpolstern abgelagert. Dies ist einer der Gründe dafür, dass viele Diabetiker übergewichtig sind, insbesondere wenn sie Insulin spritzen müssen. Wie gesagt: Insulin verbietet den Fettabbau, egal ob es aus der Bauchspeicheldrüse oder aus einer Insulinspritze kommt.
Zucker kann die Entstehung von Krebszellen befördern Die beschriebenen Auswirkungen eines Zuviel an Zucker sind für sich genommen schlimm genug. Es kommt aber noch schlimmer. Oben habe ich beschrieben, dass jede Zelle ihre eigene Energieproduktion hat. Nun ist der Weg über die Mitochondrien nicht der einzige, um die Energieeinheit ATP herzustellen. In bestimmten Situationen muss die Zelle aus Selbstschutzgründen einen anderen Weg der ATP-Produktion benutzen. Sie kann dann stattdessen außerhalb der Mitochondrien und ohne deren Mitwirkung Energie in Form von ATP herstellen, z. B. wenn zu wenig Sauerstoff oder nicht genug Substanzen für die normale ATP-Herstellung vorhanden sind; oder aber auch, wenn sehr viel Zucker an der Zelle „anklopft“. Dieser Weg funktioniert ohne Sauerstoff, ohne Vitamine, ohne Spurenelemente, sondern ausschließlich mit Zucker! Genial, um ein Zuviel an Zucker zu entfernen, richtig?
Nein! Prof. Dr. Otto Warburg hat in den 30er-Jahren des letzten Jahrhunderts bereits festgestellt, dass diese zuckerverwertende ATP-Produktion außerhalb der Mitochondrien ein Kennzeichen der Krebszellen ist! Mit dieser Art der Energieherstellung ist nämlich auch verbunden, dass die betroffenen Zellen sich nicht mehr um ihre Zellnachbarn kümmern, und auch nicht um Organgrenzen. Sie werden sogar unsterblich, weil der programmierte Zelltod, der in gesunden Zellen für die regelmäßige Zellerneuerung sorgt, ausgeschaltet wird! Durch die ATP-Produktion mittels Zuckerverwertung bleiben die alten Zellen erhalten und die neu gebildeten kommen hinzu – ungebremstes Wachstum ist die Folge. Für diese Entdeckung bekam Professor Warburg einen Nobelpreis.
Wenn Sie also gesund bleiben wollen und die Entstehung von Krankheiten wie Diabetes und sogar Krebs vermeiden wollen, dann werfen Sie einen kritischen Blick auf Ihren Süßigkeiten-Konsum. Ihre Körperzellen sollen doch nicht auf die blöde Idee kommen, dass es viel einfacher wäre, aus dem im Übermaß vorhandenen Zucker ihre Energie zu beziehen.
Ungesunde einfache Kohlenhydrate
Zucker ist nur ein Beispiel für die Kohlenhydrate. Man unterscheidet zwischen „einfachen Kohlenhydraten“ und „komplexen Kohlenhydraten“. Komplexe Kohlenhydrate sind lebensnotwendig, und sehr wenige von den einfachen Kohlenhydraten, darunter der Zucker, sind nötig für Spezialfälle. Schwierig wird es erst dann, wenn das Blut ständig oder immer wieder mit Zucker überschwemmt wird und der Stoffwechsel entgleist. Daher ist es wichtig, welche Art von Kohlenhydraten wir zu uns nehmen. Ähnlich negativ wie auf Zucker reagiert der Körper auch auf die anderen einfachen Kohlenhydrate.
Einfache Kohlenhydrate, wie Glukose, Fruktose (Honig), Saccharose (Haushaltszucker), Mehl und Kartoffelstärke, gelangen schnell ins Blut und lassen den Insulinspiegel ansteigen – mit all den sich daraus ergebenden negativen Folgen für den Stoffwechsel. Diese Kohlenhydrate befinden sich vor allem in Zucker, Brot, Kartoffeln, weißem Reis und Nudeln und sollten möglichst wenig konsumiert werden!
Brot Sicherlich haben Sie schon von den Diabetiker-Diät-Tabellen gehört, die die Nahrungsmittel nach „Broteinheiten“ berechneten – seit 2010 werden diese „Kohlenhydrateinheiten“genannt. Das hatte seinen Grund darin, dass Brot ähnlich verwertet wird wie Zucker. Natürlich gibt es Unterschiede: Im Weißbrot ist nur sehr wenig Gesundes enthalten, im Vollkornbrot sehr viel mehr, insbesondere Ballaststoffe. Essen Sie grundsätzlich möglichst wenig Brot, und wenn schon, dann Vollkornbrot, Schwarzbrot etc.
Untersuchungen haben ergeben, dass Weißbrot den Blutzuckerspiegel stärker ansteigen lässt als Haushaltszucker.
Sie essen gerne einen Toast mit Honig zum Frühstück und lieben ein deftiges Abendbrot mit Käse und Wurst? Auch wenn Sie auf Brot verzichten, müssen Sie nicht darben, es gibt viele leckere Alternativen.
Vorschläge fürs Frühstück:
• Naturjoghurt mit frischen Früchten
• Quark mit frischen Früchten oder Kräutern
• Rühreier oder Spiegeleier mit Kräutern, Paprika, Tomaten oder Speck
• Frische Früchte, pur genossen
• Eine Auswahl an Käsesorten mit Gurken und Tomaten
• Nach japanischem Vorbild: Fisch mit Gemüse
Zwar sind Früchte auch zuckerhaltig, doch sie enthalten außerdem sehr wichtige Vitamine, die wir unbedingt brauchen. Daher sind sie als Gesamtwerk und nicht im Übermaß genossen eher positiv. Am meisten Zucker enthalten übrigens Bananen, Birnen und Trauben – davon sollten Sie nur wenig essen.
Vorschläge fürs Abendessen:
• Ein bunter Blattsalat mit Putenbruststreifen, Forellenfilets, Nüssen, Sprossen, Sonnenblumenkernen oder Kapern
• Eingelegte Heringsfilets mit Gurken (ohne Kartoffeln oder zumindest nur mit ein oder zwei!)
• Ein Käseteller mit wenig Vollkornbrot oder ganz ohne Brot, dafür mit vielen Tomaten und Gurken
• Eier in jeder Form mit Speck und/oder Gurken, Kräutern, Tomaten oder Pilzen
An dieser Stelle möchte ich eine kleine Geschichte erzählen, die ich mit einem lieben Patienten erlebt habe. Er war sowohl Diabetiker als auch übergewichtig und hörte sehr genau zu, als ich ihm erklärte, warum und wie er seine Ernährung umstellen sollte. Als er nach acht Wochen zur Kontrolle wieder in die Praxis kam, war ich überrascht. Ich kannte ihn als konsequenten Menschen, doch er hatte weder abgenommen noch waren seine Blutzuckerwerte besser geworden. Im Gegenteil: Er hatte rund fünf Kilogramm zugenommen und die Blutzuckerwerte waren sehr viel schlechter als vorher. Ich fragte ihn, ob er vielleicht irgendwelche Schwierigkeiten gehabt habe, meine Empfehlungen umzusetzen. Seine Antwort lautete, dass es ihm überhaupt nicht schwer gefallen sei und dass er sich die schlechteren Werte auch nicht erklären könne. Wir gingen daraufhin ins Detail, und siehe da, es kam Folgendes heraus: Mein Patient war Taxifahrer und vorwiegend nachts unterwegs. Da er kein Brot mehr essen sollte, hatte er statt belegter Brote große Mengen an Apfelsinen zu sich genommen – im Laufe der Nachtschicht eine Kiste. Als ich das hörte, war ich erleichtert. Er hatte die Vorgaben konsequent umgesetzt, ich musste ihn nur daran erinnern, dass auch gesunde Früchte viel Zucker enthalten und nicht übermäßig konsumiert werden sollten. Ich empfahl ihm, Nüsse zu knabbern und viel Wasser zu trinken, was ein Sättigungsgefühl vermittelt. So gelang es ihm, abzunehmen und seine Blutzuckerwerte zu verbessern.
Kartoffeln Kartoffeln sind kein Gemüse! Sie bestehen aus reiner Stärke und gehören daher zu den einfachen Kohlenhydraten. Sie sollten sie nur in Maßen verzehren.
Reis Hier gibt es große Unterschiede in der Auswirkung auf den Blutzuckerspiegel. Klebrigen weißen Reis sollten Sie auf jeden Fall meiden.
Versuchen Sie doch einmal, die klassischen Sättigungsbeilagen durch mehr Salat oder Gemüse zu ersetzen. Das Essen wird deutlich gesünder und macht ebenfalls satt.
Nudeln Auch bei den Nudeln gibt es mehr oder weniger blutzuckererhöhende Varianten. Am schädlichsten sind Nudeln aus Weizenmehl, diese sollten möglichst selten auf Ihrem Speiseplan stehen.
Mir geht es nicht darum, Ihnen lieb gewordene Gewohnheiten zu vermiesen, sondern ich möchte Ihnen aufzeigen, wie Sie die Energiekraftwerke in Ihren Zellen perfekt mit allem Nötigen versorgen. Brot, Kartoffeln, Reis, Nudeln und Süßigkeiten gehören nicht zu diesem Nötigen, im Gegenteil, diese Nahrungsmittel schaden Ihrer Gesundheit eher. Wenn sie sich auf Ihrem täglichen Speiseplan befinden, beginnen Sie bitte umzudenken. Machen Sie sich bewusst, dass Sie sich keinen Gefallen tun, wenn Sie sie verzehren. Überlegen Sie, an welchen Stellen Sie Ihre Gewohnheiten vielleicht ändern könnten, nun da Sie wissen, dass Brot, Kartoffeln und Co. für ein langes, gesundes Leben nicht förderlich sind. Ich werde mein Bestes tun, um Sie für die gesundheitsfördernden Nahrungsmittel zu begeistern. Versprochen!
Selbstverständlich dürfen Sie hin und wieder auch gesundheitlich nicht unbedingt empfehlenswerte Nahrungsmittel zu sich nehmen. Damit kommt der Organismus klar. Es sollte aber nicht zur Gewohnheit werden!
Kommen wir nun zu den Lebensmittelgruppen, die zuträglich für die Gesundheit sind. Zuträglich im wahrsten Sinne des Wortes, denn sie tragen all die Stoffe, die in den Mitochondrien dringend für die Energieherstellung gebraucht werden, in die Zellen. Das sind unter anderem Antioxidantien, Omega-3-Fettsäuren, Phospholipide, B-Vitamine, Vitamin D3, viele, viele andere Vitamine, Spurenelemente wie Zink, Selen, Magnesium, Aminosäuren und das Coenzym Q10.
Gesunde komplexe Kohlenhydrate
Im Gegensatz zu den ungesunden einfachen Kohlenhydrate sind die komplexen Kohlenhydrate ausgesprochen gesundheitsförderlich und helfen sogar beim Abnehmen, wenn dies nötig ist. Denn sie bestehen zwar auch aus Zuckerelementen, aber aus Vielfachzuckern, deren Molekülketten in ihre einzelnen Bestandteile zerlegt werden müssen, um im Körper verwertet werden zu können. Das erfordert Energie, deren Gewinnung erst einmal zum Fettabbau beiträgt. Da die Nährstoffe zunächst aufgespalten werden müssen, steigt zudem der Zuckerspiegel im Blut nur langsam an und fällt ebenso langsam wieder ab. Aus diesem Grunde halten komplexe Kohlenhydrate länger satt.
Komplexe Kohlenhydrate befinden sich beispielsweise in
• allen Salatsorten,
• allen Gemüsesorten und in
• Hülsenfrüchten.
• Wenn es unbedingt Haferflocken, Brot, Reis und Nudeln sein sollen, dann in der Vollkornvariante.
Fette – viel besser als ihr Ruf
Fette wurden lange als ungesunde Dickmacher verteufelt, doch sie sind viel besser als ihr Ruf! Aber nicht alle – auch hier ist wieder die Art der Fette entscheidend. Wir nehmen Fette über Fleisch, Fisch oder pflanzliche Produkte auf. Meiden bzw. nur in Maßen verzehren sollten Sie vor allem die tierischen Fette.
Erhöhen den Cholesterinspiegel: Fleisch, Wurst und Co. Fleisch ist ein wichtiges Nahrungsmittel, das nicht nur gut schmeckt und sehr vielseitig ist, sondern auch einer der Hauptlieferanten für Eisen, Vitamin B12 und Eiweiß darstellt. Ich selbst esse ausgesprochen gerne ab und zu ein gutes Steak, meine Klößchen im Gurkeneintopf und meine Mettwurst zum Grünkohl! Allerdings vertragen leider nicht alle Menschen Fleisch gleichermaßen gut. Jeder Mensch hat seinen individuellen Stoffwechsel, und hieraus ergibt sich die missliche Tatsache, dass sehr viele mit einem erhöhten Cholesterinspiegel im Blut kämpfen. Cholesterin ist ein fettähnlicher Stoff und ein wichtiger Baustein für die Zellen und z. B. auch für die Herstellung von Hormonen. Es wird zum größten Teil vom Organismus selbst hergestellt, dabei hängt die Höhe des Cholesterinspiegels einerseits von den Genen, andererseits aber auch von der Aufnahme vor allem tierischer Fette ab.
Etwa 90 (!) Prozent der Patienten in meiner Praxis leiden an einer Hypercholesterinämie, wie die Erhöhung dieser Blutfettwerte genannt wird. Diesen Patienten muss ich dann leider raten, nicht zu oft tierische Fette zu essen (wobei Fisch in diesem Sinne nicht zu den Tieren gehört – seine Fette sind gesund, wie wir gleich sehen werden).
Warum ist der Konsum von tierischen Fetten, die einen hohen Cholesterinspiegel verursachen, nicht förderlich für ein gesundes, langes Leben?
Die Fette z. B. von Schwein und Rind sorgen dafür, dass sich im Blut ständig zu viel Cholesterin befindet, was zu den berühmtberüchtigten Ablagerungen in den Blutgefäßen führt, den sogenannten Plaques. Diese Ablagerungen sind zum einen dadurch gefährlich, dass sie die Gefäße immer mehr einengen und so den Blutfluss behindern. Dadurch entstehen Durchblutungsstörungen, die je nachdem, in welchem Bereich sie vorkommen, unterschiedliche Folgen haben können. So können zum Beispiel Betroffene im fortgeschrittenen Stadium an der „Schaufenster-Krankheit“ leiden, bei der man nur noch von Schaufenster zu Schaufenster laufen kann, weil wegen des durchblutungsbedingten Sauerstoffmangels in den Beinmuskeln die Beine schon nach wenigen Schritten schmerzen. Nachdem man kurz stehengeblieben ist, hat sich das Gewebe in den Beinen so weit erholt, dass der Betreffende bis zum nächsten Schaufenster gehen kann, wo er wieder stehenbleiben muss etc. Oder denken Sie an die koronare Herzerkrankung, die auch ihren Grund in den „verstopften“ Gefäßen – hier sind es die Herzkranzgefäße – hat. Die Einengung der Gefäße kann im Laufe der Zeit so sehr fortschreiten, dass es bis zum Herzinfarkt führt. Natürlich ist auch in allen anderen Organen eine gestörte Durchblutung schädlich.
Zum anderen sind die Plaques gefährlich, weil Teile der Cholesterinablagerungen abreißen können, selbst wenn die Gefäße noch nicht allzu sehr eingeengt sind. Es bildet sich eine Art Pfropf, der dann schlagartig den gesamten Blutfluss in dem betroffenen Gefäß blockiert: Es kommt zum Schlaganfall (der heißt so, weil er genau durch dieses schlagartige Verschließen des freien Blutflusses hervorgerufen wird) oder zum akuten Herzinfarkt.
Wenn Sie lange gesund leben wollen, sollten Sie all dies natürlich unbedingt vermeiden. Neigen Sie zu einem hohen Cholesterinspiegel? Dann sollten Sie möglichst wenig Fleisch essen, gar keine Wurst (in der sich in der Regel die Reste der Fleischproduktion befinden) und nur fettarmen bzw. fettreduzierten Käse. Wer Harzer Käse mag, kann seinen Gelüsten bedenkenlos frönen – Harzer enthält gar kein Fett.
Es fällt Ihnen schwer, auf wurstähnliche Produkte zu verzichten? Eine gute Alternative ist gekochter Schinken, denn hier wird während des Kochvorganges viel von dem ungesunden Fett entfernt. Und bei Fleisch wählen Sie statt Schwein und Rind Geflügelfleisch, also Huhn oder Pute, das am wenigsten Fett enthält.
Achten Sie also auf Ihren Fleisch- und Wurstkonsum, aber Sie müssen sich nicht kasteien. Auch für Patienten mit einem erhöhten Cholesterinspiegel ist die eine oder andere Ausnahme erlaubt. Wenn es die Ausnahme bleibt! Lassen Sie von Ihrem Arzt Ihren Cholesterinspiegel bestimmen, dann entscheiden Sie, wie viel und wie oft Sie sich Fleisch leisten möchten.
Gesunde Fette: Fisch und pflanzliche Fette Kommen wir nun zu den Fetten, die zu Recht einen guten Ruf haben: die Fette, die sich in Fisch befinden, und die Pflanzenfette. Diese Fette sind wegen ihres hohen Anteils an Omega-3-Fettsäuren deutlich gesünder als tierische Fette, und zwar für jeden – auch und gerade für die Hypercholesterinämie-Patienten. Denn die Fette aus dem Fisch- und Pflanzenreich senken sogar den Cholesterinspiegel.
Es gibt also auch fettreiche Nahrungsmittel, die unsere Blutgefäße schützen. Hier sind zu nennen:
Erdnüsse sind keine Nüsse, sondern Bohnen mit wenig gesunden Omega-3-Fettsäuren, und haben daher für den cholesterin-senkenden Effekt wenig Bedeutung.
• Fisch, insbesondere fetter Fisch wie Aal, Hering, Lachs, denn der cholesterinsenkende Effekt hängt mit dem Fett des Fisches zusammen
• Avocados
• Oliven
• Nüsse (naturbelassen), zum Beispiel Walnüsse, Haselnüsse, Pecannüsse, Cashewkerne
• Pflanzenöle, zum Beispiel Olivenöl, Leinsamenöl, Rapsöl
Gerade die Avocado möchte ich Ihnen wärmstens ans Herz legen. Sie enthält besonders viele gesunde ungesättigte Fette, schmeckt lecker und ist vielseitig einsetzbar. Einfach einmal probieren: Avocado halbieren, den dicken Kern herausnehmen und mit einem Löffel das Fruchtfleisch aus der Schale kratzen. Das Fruchtfleisch zu Mus zerdrücken und mit gehackten Zwiebeln, Zitronensaft, Pfeffer und etwas Salz verrühren – schon ist eine Delikatesse fertig, die den Vorzug hat, auch noch absolut gesund zu sein! Dieses Rezept können Sie nach Belieben variieren, wenn Sie z. B. Haselnussöl, Chiliöl oder auch Zitronenmelisse-Blätter hinzufügen.
Noch ein Wort zu den im Fisch reichlich vorhandenen Omega-3-Fettsäuren: Diese Fettsäuren sind essenzielle (also vom Körper selbst nicht herstellbare) Bausteine aller Zellmembranen, wichtig für sämtliche Organe, ganz besonders aber für die Nerven- und Hirnzellen. Da sie, wie oben erwähnt, zusätzlich einen positiven Einfluss auf die Durchblutung haben, sorgen sie auch dafür, dass das Gehirn gut mit Sauerstoff versorgt wird. Essen Sie also mindestens zweimal in der Woche Fisch. Denn auch wenn Ihr Körper bis ins höchste Alter gut mitmacht, haben Sie wenig davon, wenn Ihr Gehirn nicht mehr funktioniert – oder?
Dem Gehirn und wie Sie es gesund und fit halten, ist ein eigenes Kapitel gewidmet.
Ohne Proteine läuft nichts
Im Gegensatz zu den Kohlenhydraten und den Fetten brauchen wir Proteine – Eiweiße – nicht zur Energiegewinnung, sondern für den Aufbau bestimmter Körperbestandteile, z. B. für die ständige Erneuerung der Zellen, für den Membranaufbau von Geweben, für den Aufbau von Muskeln, für die Transportproteine im Blut und anderen Flüssigkeiten, für die Bildung unserer Abwehrzellen, für die Zusammensetzung von Enzymen und vielem mehr. Ohne Eiweiße läuft nichts.
Eiweiße erhalten wir idealerweise aus dem Verzehr von Fisch und Eiern, die beide zusätzlich sehr viele andere gute Substanzen enthalten. Aber auch Milchprodukte, bestimmte Pflanzen und Fleisch dienen der Eiweißzufuhr. Das Eiweiß, das wir mit der Nahrung zu uns nehmen, wird im Körper zunächst in seine Einzelbestandteile zerlegt, in die Aminosäuren. Aus diesen werden dann die körpereigenen Proteine zusammengesetzt und dort eingebaut, wo sie benötigt werden.
Genau 20 verschiedene Aminosäuren benötigt der Organismus für ein einwandfreies Funktionieren. Von diesen zwanzig Aminosäuren kann er zwölf selbst herstellen, die anderen acht muss er geliefert bekommen, sonst erkrankt er oder es kommt zu Fehlfunktionen. Die acht Aminosäuren, die der Körper nicht selbst herstellen kann, werden als essenzielle Aminosäuren bezeichnet. Je mehr essenzielle Aminosäuren ein Lebensmittel enthält, desto hochwertiger ist es als Eiweißlieferant. Aus dieser Sicht gelten die tierischen Eiweiße als hochwertiger, weil sie deutlich mehr essenzielle Aminosäuren enthalten als andere. Allerdings enthalten tierische Produkte auch viel mehr ungesundes Fett (Ausnahme: Fisch), daher sind pflanzliche Produkte für die Eiweißversorgung unverzichtbar.
Dies sind die wichtigsten Eiweißquellen:
• Tierisches Eiweiß: Fisch, Geflügel, Eier, Rinder-, Lammund Schweinefleisch
• Pflanzliches Eiweiß: Nüsse, Bohnen und Hülsenfrüchte, Getreide
Wenn Sie Ihre Ernährung umstellen oder wenn Sie Diät halten, um abzunehmen, sollten Sie auf jeden Fall regelmäßig zumindest Fisch oder Eier essen, um Fehlfunktionen des Organismus zu vermeiden. Hier sind zu nennen die Ödembildung wegen verminderter Bindung des Wassers im Blutgefäßsystem, denn Proteine halten das Wasser im Blut. Auch würde die Anfälligkeit für Infekte ansteigen, da die Abwehrkörper nicht mehr in ausreichender Menge hergestellt werden können. Und letztlich gilt es, den Abbau von Muskulatur und anderen Geweben zu vermeiden, der sich aus einer mangelhaften Eiweißzufuhr unweigerlich ergeben würde: Wenn der Organismus seine Aminosäuren für die stetigen Erneuerungen im Körper nicht von außen über die Nahrung bekommt, holt er sie sich aus seinem Inneren, vorzugsweise aus dem Muskel – und nicht aus dem Fettgewebe, denn Fett enthält kaum Aminosäuren.
Als Richtwert für eine gesunde Proteinaufnahme wird ca. 0,8 Gramm Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht angegeben, bei Kindern, die noch wachsen, etwas mehr.
Achtung Sportler: Eine zu hohe Eiweißaufnahme schadet den Nieren.
Möglichst wenig verarbeitete und unbelastete Produkte
Auf den vorherigen Seiten habe ich beschrieben, welche Substanzen wichtig für den gesunden Körper sind. Darüber hinaus sollten Sie darauf achten, grundsätzlich möglichst frische Produkte zu verwenden, also ohne Konservierungsmittel und nicht verarbeitet. Die Nahrungsmittel sollten zudem möglichst unbelastet von Schadstoffen sein.
Frische Produkte
Wenn es Ihnen irgendwie möglich ist, sollten Sie Ihre Mahlzeiten so oft wie möglich mit frischen Lebensmitteln selbst zubereiten. Denn in allen Fertigprodukten sind der Haltbarkeit wegen Konservierungsmittel enthalten, die teilweise wirklich gesundheitsschädlich sind. Natürlich existieren strenge Regeln bezüglich der Art und der Menge zugesetzter Substanzen und die Grenzwerte werden auch kontrolliert. Allerdings sind keine Konservierungsmittel immer besser für die Gesundheit, da jeder Fremdstoff im Organismus letztlich Wirkungen entfaltet, die wir manchmal nicht berechnen können.

Kochen Sie am besten möglichst häufig mit frischen Lebensmitteln.
Eine Analyse, die Wissenschaftler in Frankreich und Brasilien veröffentlicht haben, lässt einen engen Zusammenhang zwischen dem Verzehr von stark industriell verarbeiteten Nahrungsmitteln und der Entstehung von Krebs vermuten. Zumindest bekamen diejenigen, die häufig Tiefkühlgerichte, abgepacktes Brot, Frühstücksflocken, Fertigpizza, Chips, Fischstäbchen, Fertigdesserts, Limonaden, Instant-Nudelsuppen etc. konsumierten, überdurchschnittlich häufiger Krebs. Dies kann zum einen damit zusammenhängen, dass die Fertigprodukte mehr Zucker, gesättigte Fettsäuren, Konservierungsstoffe und Geschmacksverstärker beinhalten, die sich negativ auf die Gesundheit auswirken könnten. Oder die Fertigprodukte selbst sind nicht schuld daran, verhindern aber die Aufnahme von wichtigen Spurenelementen und weiteren Stoffen im Körper, die in den frischen, unverarbeiteten Lebensmitteln mengenmäßig mehr vorhanden sind. Die Forscher wissen es noch nicht so genau.
Mit „frisch“ meine ich auch, dass Sie Lebensmittel nicht zu lange lagern sollten, damit sie nicht verderben, also verschimmeln oder sich Bakterien ansiedeln. Die vom Schimmel gebildeten Aflatoxine sind hochgiftig für den Menschen! Daher werfen Sie bitte einen Laib Brot, der an einer Stelle angeschimmelt ist, als Ganzes weg und schneiden nicht nur die angeschimmelte Stelle heraus, auch wenn diese Stelle noch so klein ist. Denn die giftigen Aflatoxine sind schon viel weiter in das Brot gezogen, als man es sieht. Auch die Bakterien, die sich in den aufbewahrten Speisen oder Nahrungsmitteln ansiedeln können, sind eine unnötige Belastung für unsere Immunabwehr. Sie hat mit ihren diversen Aufgaben schon genug zu tun und muss nicht zusätzlich beschäftigt werden.
Bio-Lebensmittel
Nun komme ich zu einem Thema, das kontrovers diskutiert wird: Sind Bio-Produkte wirklich besser? Bevor ich mich intensiv mit der Ernährungsmedizin beschäftigt habe, war meine Meinung: Ich bin doch nicht blöd und kaufe teure Bio-Lebensmittel, bei denen ich oft betrogen werde! Mittlerweile weiß ich, wie viele schädliche Substanzen in vielen handelsüblichen Nahrungsmitteln sind und was sie in uns Menschen bewirken können. Daher lautet nun meine Devise: Ich kaufe möglichst Bio-Produkte, auch wenn ich weiß, dass es unter den Anbietern schwarze Schafe gibt. Bio-Lebensmittel müssen übrigens nicht unbedingt teurer sein, es gibt überall regionale Produzenten, die ihre Produkte ab Hof recht günstig anbieten.
Im Bio-Bereich gibt es viele verschiedene Siegel, mit denen die Händler ihre Ware kennzeichnen. Auf der Seite www.siegelklarheit.de können Sie sich näher darüber informieren.

Bio-Lebensmittel enthalten deutlich weniger Schadstoffe.
Der große Nutzen von Fastenpausen
Die tägliche Mini-Fastenpause hat sich in Studien als sehr positiv für die Gesundheit erwiesen. Gönnen Sie Ihrem Stoffwechsel jeden Tag einige Stunden lang Ruhe. Am besten gelingt das, wenn Sie entweder abends nichts mehr essen oder das Frühstück weglassen. Dann verlängert sich die Essenspause, die Sie während des Schlafens automatisch und ohne viel Selbstbeherrschung einhalten, um einige Stunden. Es gilt die Regel 16:8, also 16 Stunden fasten und acht Stunden normal essen.
Wie Sie Ihre Essenspause legen, hängt ein wenig von Ihrem Lebensstil ab. So können Sie z. B. nach 17 Uhr abends nichts mehr essen, bis Sie um 9 Uhr frühstücken. Wenn Ihnen das allerdings sehr schwer fällt, weil Sie am Abend z. B. ausgehen, dann lassen Sie das Frühstück weg und essen erst mittags etwas. In der Fastenpause dürfen Sie Wasser, ungesüßten Tee und schwarzen Kaffee trinken.
Eine solche kleine Fastenzeit bewirkt, dass der Insulinspiegel vollständigen nach unten reguliert wird, und hat schon alleine dadurch sehr gesundheitsfördernde und -erhaltende Aspekte für unseren Organismus.
Natürlich gibt es auch längere Fastenkuren, bei denen Sie eine oder zwei Wochen lang nur bestimmte Flüssigkeiten, wie z. B. Gemüsebrühe, Tee oder Wasser, und keine feste Nahrung zu sich nehmen. Gesundheitlich vorzuziehen ist allerdings das tägliche kleine Fasten, weil es sich konstant wiederkehrend wohltuend auf den belasteten Stoffwechsel auswirkt. Eine längere Fastenkur können Sie zusätzlich ein- oder zweimal im Jahr machen.
Die Deutsche Diabetesgesellschaft betont, dass das Intervallfasten der Bildung einer Fettleber entgegenwirkt, die wiederum durch die Ausschüttung des Hormons Fetuin-A zu Diabetes, Entzündungsvorgängen im Körper und Gefäßschäden führt. Da die Verfettung der Leber ein verbreitetes Phänomen ist, ist dies ein weiterer sehr erfreulicher Nutzen dieser Fastenform.
Warum eine gesunde Ernährung so wichtig ist
Schreckt es Sie ab, was ich Ihnen hier für Ihre tägliche Ernährung empfehle? Finden Sie es zu unbequem, auf all diese Dinge zu achten? Vielleicht denken Sie auch, dass das Ganze mit dem Essen doch nicht so schlimm sein kann, schließlich ernähren sich viele Menschen in den westlichen Ländern von Kartoffeln, Brot, Pasta, Burgern und Pommes frites. Aber denken Sie bitte auch einmal darüber nach, dass Erkrankungen wie Diabetes, Schlaganfall, Herzinfarkt, Übergewicht und besonders auch Krebs bei den Menschen in diesen westlichen Nationen in den letzten Jahrzehnten erschreckend zugenommen haben. Das hängt sehr wahrscheinlich auch mit den Giften zusammen, denen wir ausgesetzt sind, und von anderen Faktoren, aber erwiesenermaßen ist die Ernährungsweise ein ganz entscheidender Faktor.
Ich bin eine glühende Verfechterin der Krankheitsvorsorge, für die ein ganz wichtiger Eckpfeiler die Ernährung darstellt. Hier folge ich dem Gedankengut der Traditionellen Chinesischen Medizin, in der es ursprünglich die Aufgabe des Arztes war, Krankheiten vorzubeugen.
Es ist allemal besser, es gar nicht erst zu chronischen und lebensgefährlichen Krankheiten kommen zu lassen, die sich nur schwer und teilweise gar nicht mehr korrigieren lassen, wenn sie erst entstanden sind. Idealerweise beginnt man schon im Kindesalter damit, die richtigen Weichen zu stellen!
Fazit – Tipps für eine gesunderhaltende Ernährung
1. Konsumieren Sie möglichst wenig einfache Kohlenhydrate wie Zucker, zuckerhaltige Produkte in Form von Limonaden, Keksen, Kuchen oder Ketchup sowie Brot, Kartoffeln, weißen Reis, Nudeln.
2. Essen Sie viel Gemüse und Salat.
3. Bevorzugen Sie Fisch, gerade auch den fetten, und essen Sie eher wenig Fleisch.
4. Essen Sie viele fetthaltige pflanzliche Produkte wie Avocados und Oliven, Walnüsse, Haselnüsse, Macadamia-Nüsse und Cashewkerne.
5. Verwenden Sie Pflanzenöle, insbesondere Leinsamen- und Rapsöl
6. Nehmen Sie genügend gesunde Eiweiße zu sich, vor allem in Form von Fisch, Eiern und pflanzlichen Lebensmitteln.
7. Verwenden Sie möglichst frische und nicht zu lange gelagerte Nahrungsmittel.
8. Entscheiden Sie sich nach Möglichkeit für Bio-Produkte.
9. Machen Sie täglich oder mehrmals pro Woche eine Mini-Fastenpause, indem Sie das Abendessen oder das Frühstück weglassen.

Avocado enthält besonders viele gesunde ungesättigte Fette, schmeckt lecker und ist vielseitig einsetzbar.
Special: Insulin – notwendig, aber auch gefährlich
Im Ernährungskapitel habe ich beschrieben, wie wichtig das Hormon Insulin ist. Das merkt man ganz besonders dann, wenn es nicht oder nicht in ausreichender Menge von der Bauchspeicheldrüse gebildet wird, wie das bei Diabetes mellitus der Fall ist.
Insulin wird gebraucht, um den Blutzuckergehalt, der nach einer zuckerhaltigen Mahlzeit ansteigt, schnell wieder auf ein verträgliches Maß zu senken. Denn eine zu hohe Zuckerkonzentration in den Gefäßen schädigt die Gefäßwände und daraus folgend auch alle Organe. Zunächst gehen dabei die ganz kleinen Gefäße in der Niere, im Auge, im Herzen und im Gehirn kaputt, danach werden die Organe geschädigt. Insulin ist also ein Hormon, das wir dringend brauchen. Sehr kranke Diabetiker müssen sogar regelmäßig Insulin spritzen, damit der Zucker aus dem Blut in die Zellen gelangen kann.
Insulin ist aber nicht nur notwendig, sondern es kann auch sehr gefährlich werden. Es ist eine Frage der Dosis.
Zu wenig Insulin schadet den Organen, weil dann zu viel Zucker in den Blutgefäßen verbleibt, der die Gefäßwände stark schädigt und letztendlich zerstört. Die Durchblutung leidet, was für alle Gewebe Gefahr bedeutet, zuerst aber Symptome an den Nerven, dem Gehirn, dem Herzen, den Augen und den Nieren hervorruft.
Zu viel Insulin schadet den Organen ebenfalls, wenn auch eher mittelbar. Es führt zu Übergewicht und wenn sich dauerhaft oder immer wieder über einen längeren Zeitraum zu viel Insulin im Blut befindet, kommt es zur Insulinresistenz, zum Diabetes Typ 2. Und schließlich fördert zu viel Zucker im Blut zu einem zu hohen Insulinspiegel und bei entsprechender Zuckermast der Zellen letztlich die Entstehung von bösartigen Tumoren, also Krebs.
Zu viel Insulin führt zu Übergewicht
Stellen Sie sich vor, Sie essen ein Honigbrot. Sie schlucken das Gekaute hinunter, der Speisebrei gelangt in den Magen und von dort aus in den Darm. Der Zucker aus dem Honig wird von hier aus sehr schnell ins Blut aufgenommen und kreist damit erst einmal durch den Organismus. Die Bauchspeicheldrüse reagiert auf den Zucker im Blut mit der Ausschüttung von Insulin, das den Zucker in die Zellen schleust. Das ist ein wichtiger Vorgang, denn der Zucker muss schnellstmöglich raus aus unserem Blut, weil sonst die Gefäße Schaden nehmen. In den Zellen dient der Zucker dann zur Energiegewinnung. Das Insulin, das sich noch im Blut befindet, wird abgebaut. Soweit der sinnvolle Vorgang.
Ich rede hier der Einfachheit halber von Zucker, meine damit aber sämtliche einfachen Kohlenhydrate.
Wenn Sie nun eine ganze Tafel Schokolade essen, gelangt viel mehr Zucker ins Blut und es muss mehr Insulin ausgeschüttet werden, das den Zucker in die Zellen schleust. Ist das erledigt, bleibt deutlich mehr Insulin im Blut, das nicht so schnell abgebaut werden kann. Es gelangt mit dem Blut unter anderem ins Hirn und zu dessen Hungerzentrum, das nun ein deutliches Hungersignal abgibt, denn Insulin giert nach Zucker. Sie verspüren Heißhunger und machen sich auf die Suche nach einer weiteren Tafel Schokolade oder irgendetwas anderem Essbaren – der Teufelskreis beginnt.
Darüber hinaus überlegen Sie doch einmal, was Insulin mit unserem Fettgewebe macht: Es bringt den Zucker schnell in die Zellen, wo er vordringlich zur Energiegewinnung genutzt wird. Das heißt, Insulin muss folgerichtig den Abbau von Fettgewebe zur Energiegewinnung „verbieten“, nach dem Motto: Fett bleibt, wo es ist, erst einmal muss der Zuckerkram weg. Den Rest können Sie sich denken: Solange Sie einfache Kohlenhydrate zu sich nehmen, bekommen Sie immer mehr Hunger und bauen außerdem kein Gramm Fett ab. Sie essen immer mehr, nehmen zu, die Fettpolster bleiben nicht nur bestehen, sondern werden mehr, denn was vom Zucker nicht für die Energieproduktion gebraucht wird, wird zu Fett umgewandelt und zusätzlich gelagert.
Wenn bei hohem Konsum von Zucker bzw. einfachen Kohlenhydraten ständig viel Zucker im Blut schwimmt, der auf die Zellen verteilt werden muss, bedeutet das Stress für die Zellen. Das Insulin klopft ständig an, um den Zucker zu verteilen, irgendwann sind die Zellen voll und können eigentlich nicht mehr Zucker aufnehmen. Die Zellwände öffnen sich nur noch widerwillig, sie reagieren nicht mehr so prompt auf das Insulin, wie sie das ursprünglich getan haben. Sie verweigern sozusagen immer mehr den Gehorsam, da sie einfach nicht eine derartige Menge an Zucker brauchen, um Energie zu bilden. Die Zellen legen sich praktisch eine „Hornhaut“ zu, um sich dem Ansturm zu erwehren: Das nennt man Insulinresistenz.
Die Zellen reagieren also nicht mehr richtig auf das Insulin; um sie doch noch zur Aufnahme des Zuckers zu zwingen, schüttet die Bauchspeicheldrüse immer mehr Insulin aus. Hält der erhöhte Zuckerkonsum an, wird immer mehr und mehr Insulin nötig, um die Gefäße zu schützen, bis die Bauchspeicheldrüse eines Tages einfach nicht mehr kann. Jetzt haben wir den Schlamassel: Es hat sich ein Diabetes Typ 2 entwickelt. Mit Medikamenten wird nun versucht, die Bauchspeicheldrüse zur Produktion von mehr Insulin anzuregen, und wenn das nicht gelingt, muss das Insulin in Spritzenform von außen zugegeben werden.
Das ist niemandem zu wünschen, meinen Sie nicht auch? Die gute Nachricht ist: Aus diesem Dilemma gibt es einen Ausweg.
Wenn wir nur noch minimale Zuckermengen zu uns nehmen, geht die Insulinausschüttung zurück, die Zellwände können wieder empfindlicher werden, weil sie nicht mehr vom Insulin bedrängt werden, und – vorausgesetzt, der weitgehende Zuckerverzicht hält an – es kann gelingen, dass die Zellen mit der Zeit wieder auf das Insulin reagieren und den Zucker aus dem Blut bereitwillig aufnehmen. Daraufhin kann sich auch die Bauchspeicheldrüse, die nicht mehr überfordert ist, wieder erholen, und eines Tages ist das System wieder regeneriert.
Einige meiner Patienten haben es tatsächlich geschafft, auf diese Weise ihre Zuckerkrankheit wieder loszuwerden. Und haben ganz nebenbei auch ihr teilweise erhebliches Übergewicht abgebaut. Seine Essgewohnheiten zu ändern ist doch allemal besser, als ewig von blutzuckersenkenden Medikamenten abhängig zu sein oder sich Insulin mehrfach täglich spritzen zu müssen.
Wenn Sie sich nun als Diabetiker vornehmen, es einmal mit dem weitgehenden Verzicht auf Zucker und Ähnlichem zu versuchen, kann ich Sie nur beglückwünschen! Besprechen Sie die Ernährungsumstellung aber bitte mit Ihrem Arzt, weil die Diabetes-Medikation dann entsprechend angepasst (veringert) werden muss.
Wie sorgen Sie für einen gesunden Insulinspiegel? Indem Sie einfache Kohlenhydrate, also Zucker, Brot, Kartoffeln, weißen Reis und Nudeln nur in geringen Maßen essen.
Insulin und die Entstehung von Krebs
Wie weiter vorne erläutert, erhöht ein zu hoher Zuckergehalt in der Ernährung, der durch Insulin in die Zellen transportiert wird, die Gefahr für eine Krebserkrankung.
Sie erinnern sich an die zwei völlig unterschiedlichen Arten der Energieproduktion innerhalb der Zellen: eine dieser Methoden funktioniert mittels Zuckervergärung, die Zelle benötigt dafür nichts außer Zucker. Leider ist mit dieser Art der ATP-Bildung aber verbunden, dass die betreffende Zelle sich bei ihrer Vermehrung nicht mehr um Organgrenzen kümmert und außerdem unsterblich wird – sie wird zur Krebszelle. ATP-Bildung über Zuckervergärung kann also zu ungebremstem Wachstum von Tumoren führen.
Ein zu hoher Insulinspiegel spielt für die geschilderten Zusammenhänge eine entscheidende Rolle, weil Insulin für den Zucker aus dem Blut die Zellhüllen öffnet und somit für Nachschub an Energielieferanten für die Krebszellen sorgt! Wenn Sie etwaige Krebszellen nicht füttern wollen, halten Sie also bitte Ihren Insulinspiegel niedrig.
VITAMINE, SPURENELEMENTE UND ANDERE STOFFE
Eine ausgewogene Ernährung enthält die Stoffe, die Sie brauchen. Doch genügt das wirklich? Was hat es mit den überall beworbenen „Nahrungsergänzungsmitteln“ auf sich, die uns mit wertvollen Vitaminen, Mineralstoffen etc. versorgen sollen? In diesem Kapitel erfahren Sie, welche zusätzlichen Vitalstoffe Sie tatsächlich brauchen, um ein langes Leben in Gesundheit zu genießen.
Nahrungsergänzungsmittel auf dem Prüfstand
Wie das Wort „Nahrungsergänzungsmittel“ schon sagt, handelt es sich dabei um Mittel, welche die Nahrung mit zusätzlichen Vitaminen, Spurenelementen und anderen Vitalstoffen ergänzen sollen. Man stößt überall auf solche Angebote, sie werden zahlreich beworben: in der Apotheke, in Drogerien, in Supermärkten oder im Internet. Da ist es schwer, einen Überblick zu bekommen. Wie so oft kommt es auch hier auf den Einzelfall an. Nicht jeder benötigt Nahrungsergänzungsprodukte, und wenn doch, dann benötigt nicht jeder dieselben. Der individuelle Gesundheitszustand, die Ernährungsweise – welche Nahrungsmittel man bevorzugt zu sich nimmt und in welcher Qualität – spielen eine wichtige Rolle. Wenn Sie daher, wie im vorangegangenen Kapitel erläutert, auf eine ausgewogene Ernährung mit frischen, qualitativ hochwertigen Produkten achten, bekommen Sie von fast allen Nährstoffen genug.
Wenn bei Ihnen jedoch aus welchem Grund auch immer ein Mangel an einem Vitalstoff festgestellt wird, sollten Sie nicht einfach nur diesen einen Stoff einnehmen, sondern eine sinnvolle Mischung. Denn Vitamine und andere Nahrungsergänzungen funktionieren nie alleine, sondern immer im Zusammenspiel mit anderen Stoffen. Es ist wie in der Musik: Ein Klavierkonzert von Beethoven wird auch nicht nur auf dem Klavier gespielt, für ein gutes Gelingen braucht es das ganze Orchester. Lassen Sie sich gut beraten, bevor Sie sich für eines der vielen am Markt angebotenen Produkte entscheiden. Manche Angebote enthalten trotz vollmundiger Werbung nur wenig Vitamine, andere Produkte werden bei der Herstellung erhitzt, wodurch die Vitamine inaktiviert werden, oder es werden Vitamine mit Spurenelementen kombiniert, die sie fest binden, wodurch die Stoffe im Darm nicht mehr resorbiert werden können.
Investieren Sie in eine gute Qualität Ihrer Lebensmittel und ernähren Sie sich gesund und ausgewogen. Dann sind Sie mit fast allem gut versorgt.
Ein Beispiel hierfür sind die recht häufig angebotenen „ACE + Selen“-Kapseln. Sie beinhalten Vitamin A, Vitamin C, Vitamin E und Selen, eigentlich eine gute, wünschenswerte Kombination. Falls in diesem Kombi-Produkt aber das Selen in Form von Natrium-Selenit vorliegt, kommt es zu der erwähnten festen Bindung zwischen Selen und Vitamin C – und beides kann nicht mehr vom Körper aufgenommen werden. Etliche Hersteller von Kapseln dieser Art umgehen das Problem, indem sie statt Natrium-Selenit organisch gebundenes Selen verwenden, bei denen das Selen an Cystein oder Methionin geheftet wird, wodurch es ausgesprochen gut in den Körper aufgenommen werden kann. Prima? Nein, denn sowohl Methionin als auch Cystein sind Aminosäuren, die z. B. für den Muskelaufbau gebraucht werden. Infolgedessen steht Ihnen das Selen erst dann zur Verfügung, wenn eines Tages die damit aufgebaute Muskelzelle ausgedient hat und abgebaut, also in ihre Einzelbestandteile zerlegt wird. Wenn man das Produkt über einen langen Zeitraum zur Vorbeugung einnimmt und die Zeit bis zur Bereitstellung des Selens keine Rolle spielt, mag das vertretbar sein. Aber sicherlich nicht bei Selenmangel, der in unseren Breiten ausgesprochen häufig vorkommt, und bei dem man sofort Selen benötigt.
Empfehlenswerte Nahrungsergänzungsmittel
Weiter oben habe ich geschrieben, dass es nicht nötig ist, sich Vitamine und Co. zuzuführen, wenn Sie auf eine ausgewogene Ernährung mit Produkten von guter Qualität achten. Doch es gibt einige wenige Vitalstoffe, die ich gerade hier in Deutschland trotzdem als Nahrungsergänzung empfehlen möchte. Das sind vor allen anderen Selen und Vitamin D3.
Warum empfehle ich ausgerechnet Selen und Vitamin D3 – sind denn die anderen Vitamine und Spurenelemente nicht auch wichtig? Im Prinzip ja, aber in meinen fast 30 Jahren Praxistätigkeit habe ich festgestellt, dass sowohl Selen als auch Vitamin D3 bei fast allen Patienten defizitär waren. Daher rate ich Ihnen dringend, diese beiden Parameter einmal kontrollieren zu lassen. Ein Mangel kann ganz einfach behoben werden, und damit kommen Sie einem gesunden, langen Leben einen großen Schritt näher.
Selen
„Von Spurenelementen braucht man doch nicht so viel, das bisschen bekomme ich allemal über die ganz normale Ernährung.“ Solche und ähnliche Sätze höre ich häufig. Das Wort „Spurenelemente“ sagt ja auch tatsächlich deutlich, dass es nicht viel davon benötigt. Nicht viel – aber eben doch ausreichend! Dass wir nicht immer genug von diesen Spurenelementen aufnehmen und dass sich der Mangel an Substanzen, von denen man so wenig benötigt, krass auswirken kann, möchte ich an einem sehr eindrucksvollen Beispiel erläutern.
Eines Tages kam ein neuer Patient zu mir in die Praxis. Er hatte bereits eine Ärzte-Odyssee hinter sich, denn er war seit vielen Monaten völlig haarlos. Und das im wahrsten Sinne des Wortes: Er hatte überhaupt keine Haare mehr, weder auf dem Kopf, noch am Körper, keinerlei Schambehaarung mehr, keine Wimpern, keine Augenbrauen – wirklich kein einziges Haar mehr! Und dies führte bei ihm zu einem ganz erheblichem Leidendruck, denn wie er mir erzählte, war er früher behaart „wie ein Bär“.
Er erzählte mir, dass er eigentlich vollkommen gesund sei, auch in der Familie seien keine besonderen Erkrankungen aufgetreten. Weil Haarausfall unter anderem durch eine Fehlfunktion der Schilddrüse entstehen kann, hatten sein Hausarzt, mehrere Hautärzte und ein Endokrinologe ihn daraufhin untersucht, eine Unterfunktion der Schilddrüse festgestellt und er nahm die entsprechenden Medikamente, die aber auch zu keinem Haarwachstum führten. Somit fiel die Schilddrüse als Auslöser für seine Erkrankung eigentlich aus. Eine körperliche Untersuchung des Patienten ergab keinen Befund. Er war noch relativ jung, daher konnte ein altersbedingter Haarverlust ausgeschlossen werden, hormonmäßig war er von dem Endokrinologen für gesund befunden worden.
Nun kommen die Spurenelemente ins Spiel. SchilddrüsenPatienten benötigen sehr viel mehr Selen als gesunde Menschen und für das Haarwachstum ist ausreichend Selen unbedingt notwendig – also ließ ich das Selen im Blut meines Patienten bestimmen. Unsere Ackerflächen in Deutschland waren schon immer selenarm, was durch die intensivierte Landwirtschaft natürlich nicht besser wird. Das in unserem Getreide enthaltene Selen reicht deshalb oft nicht aus, um uns genug von diesem wichtigen Element zuzuführen. Tatsächlich stellte sich bei meinem Patienten ein sehr ausgeprägter Selenmangel heraus, den ich mit hochdosierten oralen Gaben von Natriumselenit behandelte.
Nach etwa vier Wochen kam der Patient bei mir vorbei. Voller hoffnungsvoller Zweifel wollte er eine ärztliche Bestätigung. Er war sich nicht sicher – waren da wirklich ganz kurze weiße Stoppeln auf seiner bisher spiegelglatten Kopfhaut? Zu meiner Freude konnte ich ihm das bestätigen, und nun ging es Schlag auf Schlag: Aus den kurzen weißen Haarstoppeln wurden längere, die sich immer dunkler färbten, und auch das übrige Körperhaar regenerierte sich vollständig. Schließlich stand ein ganz neuer Mensch vor mir.
Das Haarwachstum ist nur ein äußeres Zeichen von vielen selenabhängigen Stoffwechselvorgängen im Organismus. Mein Patient konnte dankbar sein, dass sein Selenmangel durch den Haarverlust aufgefallen war, sonst wäre es bei ihm noch zu gravierenderen Störungen und Krankheiten gekommen. Das Beispiel zeigt, dass ein einziges Spurenelement entscheidend für unsere Gesundheit sein kann.
Ich empfehle aber nicht nur Schilddrüsen-Patienten, unbedingt ihren Selenspiegel im Blut kontrollieren zu lassen. Selen ist bei fast allen Menschen in Mitteleuropa defizitär. Dabei brauchen Sie Selen nicht nur für die Haare und Nägel, sondern es ist für viele Stoffwechselvorgänge im Körper unabdingbar wichtig: Das beginnt beim Schutz vor oxidativem Stress, also für ganz bestimmte Entgiftungsfunktionen, bei denen Selen beteiligt ist. Es geht weiter beim Immunsystem zum Schutz vor Krankheitserregern bis hin zur Krebsabwehr. Seit Jahren wird an etlichen Universitäten mit Selenanwendungen in Höchstdosen bei Krebspatienten geforscht, weil man gesehen hat, dass Selen auch dort äußerst hilfreich ist. Nicht zuletzt ist Selen unentbehrlich für die Fortpflanzung und die Bildung von Spermien.
Lassen Sie Ihren Selenspiegel bestimmen. Es lohnt sich, Selen für Ihre Gesundheit im Auge zu behalten!
Vitamin D3
Schon seit langer Zeit bekommen Frauen in der Menopause, wenn also immer weniger weibliche Hormone gebildet werden, Vitamin D3 verordnet. Die weiblichen Hormone sind unter anderem wichtig für die Knochenfestigkeit; sind zu wenige davon vorhanden, brechen die Knochen sehr viel schneller auch schon bei kleinen Unfällen, manchmal sogar spontan ohne eine erkennbare Ursache. Vitamin D3 erhöht nun die Aufnahme von Kalzium aus dem Darm in das Blut und hilft dabei, Kalzium in die Knochen zu schleusen, die dadurch erheblich fester und bruchsicherer werden. Auf diese Weise dämmt es die hormonbedingt erhöhte Bruchgefahr ein.
In den letzten Jahren wird an vielen Universitäten (Universität München, Universität Stockholm, Universität Exeter, um nur ein paar Beispiele zu nennen) über Vitamin D3 geforscht. Dabei haben die Wissenschaftler Erstaunliches festgestellt, das über das oben Beschriebene weit hinausgeht:
Details
- Seiten
- ISBN (ePUB)
- 9783842629349
- Sprache
- Deutsch
- Erscheinungsdatum
- 2020 (September)
- Schlagworte
- Lebenskrise gesunde Ernährung Prävention Selbsthilfe