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Natürlich durch die Wechseljahre

Mit 20 Heilkräutern körperliche und seelische Beschwerden behandeln. Mit bewährten Rezepturen zum Selbermachen. zertifiziert von der Stiftung Gesundheit

von Claudia Ritter (Autor:in)
160 Seiten

Zusammenfassung

Stimmungsschwankungen, sexuelle Unlust, Heißhunger, Brustschmerzen, Hitzewallungen: Die Wechseljahre gehen mit vielen körperlichen und seelischen Veränderungen und Beschwerden einher.Doch die Natur versorgt uns in dieser Lebensphase mit einer Vielzahl an Frauenkräutern, die helfen, die Zeit des Wandels gut zu überstehen.Die erfahrene Heilpraktikerin und renommierte Autorin Claudia Ritter wendet sich an Frauen, die während des Wechsels Unterstützung mit natürlichen und bewährten Frauenkräutern suchen und ihre Gesundheit in die eigene Hand nehmen möchten. Sie vermittelt ihren Leserinnen praktisches Hintergrundwissen über ihr Hormonsystem, die Menopause und über bewährte Heilpflanzen. Und sie zeigtganz praktisch, wie sie mit erprobten Rezepturen viel dazu beitragen können, dass ihre Hormone nicht aus dem Gleichgewicht geraten.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


VORWORT

Liebe Leserin,

„Wenn der Wind der Veränderung weht, bauen die einen Mauern und die anderen Windmühlen“, sagt ein altes Sprichwort. Falls Sie sich in den Wechseljahren und somit in einer hormonellen Umstellungsphase befinden, können damit auch das persönliche Wohlbefinden, die Ausstrahlung oder die Gelassenheit beeinflusst werden. Ich habe dieses Buch speziell für Frauen geschrieben, die während des Wechsels Unterstützung mit natürlichen und bewährten Frauenkräutern suchen und ihre Gesundheit in die eigene Hand nehmen möchten. Denn da gehört sie auch hin.

Vor allem ist dieses Buch für Frauen gedacht, die ein Auf und Ab der Hormone spüren. Möglicherweise zeigt sich das durch Stimmungsschwankungen, Wassereinlagerungen, Energiemangel, sexuelle Unlust, Heißhunger, Hitze, Schweißausbrüche und vieles mehr. Mit erprobten Rezepturen heilender Pflanzen oder Nahrungspflanzen können Sie selbst eine Menge dazu beitragen, dass Ihre Hormone nicht aus dem Gleichgewicht geraten. Sollten Sie starke Beschwerden haben, diese anhalten oder sich möglicherweise verstärken, konsultieren Sie bitte einen ganzheitsmedizinisch ausgerichteten Arzt oder Heilpraktiker, der sich auf die Therapie von Veränderungen im Hormonsystem spezialisiert hat. Gemeinsam können Sie dann einen Weg hin zu neuer innerer und äußerer Balance finden.

Ob in der Zeit des Frauwerdens, der Pubertät, in und um die Schwangerschaft und die Geburt herum oder in der Zeit der weiblichen Wechseljahre – das Leben einer Frau erfährt mitunter große Hormonumstellungen.

Schon mit der Vorpubertät, um das zehnte Lebensjahr herum, startet ein durch Hormone bedingter körperlicher und geistiger Reifeprozess, der bis zu 15 Jahre andauern kann. Häufig um das 40. Lebensjahr herum beginnt ein weiterer, oftmals ebenso 15 Jahre andauernder Abschnitt, in dem die Produktion der Geschlechtshormone langsam zurückgeht. Oft ist diese Lebensphase mit einer tief greifenden geistigen Weiterentwicklung verbunden: Viele Frauen beginnen, ihr Leben zu reflektieren. Manche konzentrieren sich auf völlig neue Aufgaben, die sie erfüllen, und starten insgesamt nochmal durch. Die Zeit der „weisen Frauen“ beginnt, was in unserem Kulturkreis oftmals zu Unrecht abschätzig mit „weißhaarig“, alt oder weniger leistungsfähig in Verbindung gebracht wird. Hierauf näher einzugehen, würde den Rahmen dieses Ratgebers sprengen, wenngleich ein nachhaltiger Bewusstseinswechsel zu diesem Thema wünschenswert ist. Ich möchte mich hier auf die Linderung körperlicher Symptome und Befindlichkeitsstörungen mithilfe heimischer oder auch aus anderen Kulturkreisen stammender und erprobter Pflanzenzubereitungen konzentrieren und hoffe, dass auch Sie zu all Ihren Beschwerden nützliche Hilfen finden.

Ihre

WECHSELJAHRE DER FRAU VERSTEHEN

Willkommen in den Wechseljahren, einer spannenden Lebensphase, in der sich das Zusammenspiel der Hormone in Ihrem Körper verändert. Die Wechseljahre sind für viele Frauen mit Stimmungsschwankungen, Hitzewallungen oder Schlafstörungen verbunden. Sie sind aber eine Zeit der Veränderung und eine Chance auf einen Neubeginn.

Nun dürfen Sie Bilanz ziehen

Mit den Begriffen Wechseljahre oder Klimakterium sind in unserem Kulturkreis körperliche und psychische Erscheinungsbilder gemeint, mit denen sich Frauen in ihrer Lebensmitte mitunter auseinandersetzen müssen. Werden diese natürlichen Prozesse hierzulande eher negativ bewertet, sieht das in den archaischen Völkern ganz anders aus. Die viel zitierte Lebensmitte gilt als Höhepunkt, was sich auch im lateinischen climax = Steigerung ausdrückt. Die Frauen dieser Lebensphase gehören noch lange nicht zum alten Eisen, sondern sind die Zugpferde der Gesellschaft, die ihr Wissen und ihre Lebenserfahrung an die nachfolgende Generation weitergeben dürfen. Sie dürfen nach den ersten Lebensjahrzehnten Bilanz ziehen, zurück- und vor allem auch nach vorne schauen.

Wenngleich häufig eine Veränderung auf allen Ebenen stattfindet, ist die persönliche Einstellung bedeutend, um die Umstellungsphase gut zu bewältigen. Und der Abschied von der fruchtbaren Phase im Leben darf auch mal kurzzeitig depressive Verstimmungen bedingen. Schließlich gehören beide Pole, also Freude und Leid, zu einem erfüllten Leben. Vielleicht verlassen gerade zu dieser Zeit die Kinder das Haus, was das Bewusstsein für einen neuen Lebensabschnitt verstärken kann. Der persönliche Blickwinkel bestimmt jetzt, wie das Leben sich weiterentwickeln darf. Neue Kräfte dürfen nun frei werden, etwa, um lang gehegte Zukunftspläne zu verwirklichen. Wie diese aussehen, ist völlig individuell und der eigenen Phantasie überlassen.

Freud und Leid – beides gehört zu einem erfüllten Leben dazu.

Hormone – Botenstoffe des Lebens

Im Grunde genommen steuern Hormone unser ganzes Leben, wenngleich sie quantitativ gesehen nur ein paar kleine Moleküle sind, die im Pikogrammbereich (= ein billionstel Gramm) gemessen werden. Das beginnt mit dem Verlangen nach Essen, nach Schlaf oder Sexualität. Wir haben Hormone, die Emotionen, die Verdauung oder Organfunktionen regulieren. Unser Hormonsystem ist ein fein abgestimmtes Netzwerk, das fast alle Vorgänge im Körper steuert. Wie wichtig die Hormone sind, merken wir zumeist erst dann, wenn dieses System ins Ungleichgewicht gerät.

Hormone sind nichts anderes als natürliche biochemische Botenstoffe, die von spezialisierten Drüsen – den endokrinen Drüsen – hergestellt werden, und entweder in die Blutbahn oder in benachbarte Zellen abgegeben werden. Sie funktionieren nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip und wirken nur auf die spezifischen Zielzellen. Ein spezifischer Rezeptor sorgt wiederum dafür, dass der Schlüssel die Zielzelle quasi „aufsperrt“ und dort bestimmte Funktionen auslösen kann. Alles in allem: Ohne Hormone läuft nichts.

Das sind sie also: unsere Geschlechtshormone.

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Nein, ich werde jetzt nicht fachspezifisch und erläutere das ganze Hormonsystem. Denn es ist sehr komplex aufgebaut. Gesteuert wird es vom Hypothalamus, einem Teil des Zwischenhirns, der zwar anatomisch gesehen relativ klein ist, aber aus sehr spezialisierten Zellen besteht. Der Kanzler – vielleicht ist es auch eine Kanzlerin – unserer Hormone sitzt also im Gehirn und gehört zum zentralen Nervensystem. Unter anderem sorgt der Hypothalamus dafür, dass bestimmte Hormone entweder in der Produktion angeregt (dann heißen sie Releasinghormone, engl. release = freisetzen) oder gebremst werden (diese heißen Inhibitinghormone, engl. inhibit = hemmen, blockieren). Direkt unter dem Hypothalamus sitzt der oberste Minister im endokrinen System – Mediziner bezeichnen das Organ als Hypophyse beziehungsweise Hirnanhangsdrüse. Sie ist quasi das Bindeglied zwischen dem Nervensystem und den Hormondrüsen und steuert deren Funktion. Schilddrüse, Nebenschilddrüse, Bauchspeicheldrüse und Nebenniere sind so etwas wie hochrangige Abgeordnete in unserem Organismus, um bei dem bildhaften Vergleich zu bleiben. Bei der Frau sind die Eierstöcke und beim Mann die Hoden vorrangig geschlechtshormonproduzierende Drüsen auf dieser Ebene.

Die Sexualhormone haben einen enormen Einfluss auf das körperliche und psychische Befinden von uns Menschen. Vorrangig dienen sie der Erhaltung der Art. Während der Mann oft nur wenige Minuten an der Fortpflanzung beteiligt ist, ist der weibliche Körper viel differenzierter strukturiert und dafür vorgesehen, eine Schwangerschaft durchschnittlich über 40 Wochen auszutragen und das Kind mehrere Monate bis Jahre zu stillen. Was viele nicht wissen: Beide Geschlechter produzieren die gleichen Geschlechtshormone. Vorrangig sind dies Östrogene, Progesteron und Testosteron. Lediglich das Verhältnis dieser Hormone ist bei Frauen und Männern unterschiedlich.

Wenn die Hormonproduktion nachlässt

Verändert sich der Körper im Laufe eines Lebens, spielen in allen Entwicklungsphasen auch Progesteron, Östrogene (häufig auch als Estrogene bezeichnet) und auch Testosteron eine Rolle. Da Letzteres bei der Frau nicht ganz so bedeutend ist, möchte ich mich bei der nachfolgenden Ausführung zunächst auf die beiden Hauptdarsteller Progesteron und Estradiol (dem bedeutenden Hormon unter den Östrogenen) konzentrieren.

Im gebärfähigen Alter bereiten sie den Körper zyklisch auf eine Schwangerschaft vor. Die erste Zyklushälfte – die Follikelphase – dauert je nach Zykluslänge grob gerechnet 14 Tage. Dort nimmt die Konzentration des Estradiols stetig zu und sorgt für ein Wachsen der Schleimhaut in der Gebärmutter, während nach dem Eisprung – der Luteal- oder Gelbkörperphase – die Konzentration des Progesterons deutlich zunimmt. Auch diese Phase dauert durchschnittlich erneut 14 Tage. Unter dem Einfluss von Progesteron wird die Schleimhaut für eine mögliche Schwangerschaft und Einnistung des Embryos umgebaut, weswegen das Progesteron auch als Mutterschaftshormon bezeichnet wird. Kommt es nicht zu einer Schwangerschaft, wird die gut durchblutete Schleimhaut mit der Monatsblutung ausgeschieden. Gleichzeitig sinken mit Beginn des neuen Zyklus die Werte beider Hormone im Körper, ehe sie wieder erneut ansteigen.

Bereits ab Mitte 30 produziert unser Körper weniger Hormone.

Spätestens nach dem 35. Lebensjahr haben alle Sexualhormone ihr höchstes Plateau überschritten, das heißt, sie beginnen bereits, allmählich abzufallen. So zwischen dem 35. und 40. Lebensjahr herum schreitet dieser natürliche Prozess meist unbemerkt weiter fort: Oft wird Estradiol noch in ausreichender Menge produziert, während die Progesteronproduktion bereits beginnt, nachzulassen. Das bedeutet auch: Einen Kinderwunsch zu erfüllen, wird zunehmend schwieriger. Da durch das ausreichende Estradiol in der ersten Zyklushälfte noch eine Schleimhaut aufgebaut wird, kommt es am Ende des Zyklus zwar wie gehabt zur Blutung. Manche Frauen werten eine Monatsblutung als ein sicheres Zeichen ihrer Fruchtbarkeit, was jedoch nicht zutrifft, denn in der Zyklusmitte findet bei Frauen dieses Alters nicht mehr regelmäßig ein Eisprung statt. Oft reicht auch die Hormonkonzentration des Progesterons nicht aus, um eine Schwangerschaft aufrechtzuerhalten.

Durch die Verminderung der Hormonproduktion nehmen Zyklusunregelmäßigkeiten bei vielen Frauen ab dem 45. Lebensjahr zu, bis die Monatsblutung schließlich ganz ausbleibt. Frauen sind zu diesem Zeitpunkt im Durchschnitt 51 bis 53 Jahre alt, können aber auch deutlich älter oder deutlich jünger sein. Ich kenne Frauen, die bereits Mitte 40 ihre letzte Blutung hatten, andere erst zwischen 55 und 60. Weder das eine noch das andere ist pathologisch – was wären wir Frauen, wenn wir alle gleich gestrickt wären? Die Natur sieht diesen Prozess für alle Frauen vor und er dient dazu, keine Kinder mehr zu gebären. Wenn dies ins Bewusstsein rückt, können nicht alle Frauen gelassen damit umgehen. Die vielleicht verpasste Chance und der neue Lebensabschnitt bewirken bei einigen sogar depressive Episoden, andere sehen dies dagegen als Startschuss für neue und erfüllende Aufgaben. Insgesamt unterscheiden die Mediziner drei Phasen.

Prämenopause

Der Begriff wird vielfach verwendet, nur leider in der Medizinwelt sehr unterschiedlich gedeutet. Im eigentlichen Sinn handelt es sich um die reproduktive Phase von Frauen, also von der ersten Monatsblutung bis hin zur letzten Monatsblutung. Meist wird der Begriff aber auch mit dem Beginn der nachlassenden Hormonproduktion in Verbindung gebracht.

Die Hormonproduktion in den Eierstöcken lässt mit den Jahren allmählich nach, was sich in der Regel mit sinkenden Progesteronwerten messen lässt. Die Folge sind Veränderungen im Monatszyklus mit kurzen Zyklen, häufig begleitet von längeren und stärkeren Blutungen. In dieser Phase sind Symptome, also Beschwerden des prämenstruellen Syndroms (PMS) recht häufig. Die Tage vor den Tagen können dann begleitet sein von Brustspannen, Wassereinlagerungen in den Beinen, Gewichtszunahme, Unterleibskrämpfen, Völlegefühl, Verstopfung, Blähungen, Kopfschmerzen, depressiven Verstimmungen, Müdigkeit, Heißhungerattacken, Lustlosigkeit und unreiner Haut.

Perimenopause

Spätestens jetzt reduziert der Körper die Produktion von Estradiol, sodass beide Hormonwerte deutlich fallen. Diese Phase ist oft gekennzeichnet durch unregelmäßige Zyklen und überwiegend stärkeren Blutungen. Bei einigen Frauen werden die Blutungen aber auch schwächer und bleiben schließlich ganz aus. Nun ist die Phase erreicht, wo es häufig zu weiteren Beschwerden kommen kann: Stimmungsschwankungen, Niedergeschlagenheit, Nachtschweiß und Hitzeattacken sind Kennzeichen dieser Phase.

Perimenopause beschreibt die Zeit vor der Menopause.

Allgemeine Tipps bei Hitze und Schweißausbrüchen

Verzichten Sie soweit wie möglich auf Kaffee, Tee, Nikotin oder Alkoholkonsum.

Meiden Sie ein Zuviel an direkter Sonneneinstrahlung.

Kleiden Sie sich nach dem Zwiebelprinzip – eine leichte Strickjacke über dem Shirt oder der Bluse lässt sich schnell abstreifen.

Achten Sie auf atmungsaktive Stoffe für ihre Bettwäsche und Nachtbekleidung.

Entspannungstechniken und stressabbauende Maßnahmen in den Alltag integrieren: Yoga, Qigong, Meditation, Lesen, Tanzen, Musik oder was immer Ihnen auch guttut, kann die Lebensqualität deutlich verbessern.

Falls Sie das Gefühl haben, Sie müssen mal wieder Dampf ablassen: Kraftsport, Ausdauersport, Saunagänge und Wechselduschen können hier wahre Wunder bewirken.

Postmenopause

Mediziner sprechen dann von der Postmenopause, wenn die letzte Regelblutung zwölf Monate und mehr zurückliegt. Doch braucht der Körper in der Regel noch einige Jahre, um sich auf den niedrigen Hormonspiegel einzustellen. Körper und Psyche können nun zu einem neuen und stabilen Gleichgewicht finden. An körperlichen Beschwerden werden hier in der Praxis häufiger eine Trockenheit der Scheide, schwache Beckenbodenmuskulatur, Blasenschwäche, Verringerung der Knochendichte und Schlafstörungen genannt.

In der Postmenopause können Körper und Psyche zu einem neuen, stabilen Gleichgewicht finden.

Anzeichen hormoneller Dysbalance

Für etwa ein Drittel aller Frauen stellen die Wechseljahre keine Probleme dar, etwa ein Drittel reagiert mit leichten Symptomen und zeitweise milden Beeinträchtigungen, und das letzte Drittel klagt über schwerere Symptome, insgesamt etwa zehn Prozent über stark belastende Beschwerden. Eben noch bester Laune und auf einmal folgen Antriebsschwäche, Lustlosigkeit oder das Gefühl: Jetzt reicht’s. Wenn sich zu den Stimmungsschwankungen noch Schlafstörungen gesellen, kann die Lebensqualität vollends in eine Schieflage geraten.

Stärke und Schwerpunkte möglicher Beschwerden sind bei jeder Frau unterschiedlich. Zu den klassischen Wechseljahressymptomen gehören vor allem Hitzewallungen und Schweißausbrüche wie auch sexuelle Unlust und vaginale Trockenheit. Wenn dann noch stündlich Wärmewellen hochkommen, läuft das Fass des Erträglichen bei den betroffenen Frauen über. Am Tag macht es keine Laune, wenn das Deo zum wichtigsten Begleiter wird. Und bei einigen wenigen Frauen sind Hitze und Schweiß in den Nachtstunden so stark, dass sie die Nachtwäsche wechseln müssen. Der allmähliche Rückgang der Geschlechtshormone Progesteron und die Gruppe der Östrogene sind hier ein wesentlicher Faktor. Doch es gibt noch andere Einflussfaktoren, die den Hormonhaushalt stören können. Mehr dazu lesen Sie ab Seite 25.

Die endokrinen Hauptdarsteller

Schauen wir uns die wichtigsten Hormone noch einmal näher an. Sie erinnern sich: Ohne Hormone können feinst aufeinander abgestimmte, geregelte Prozesse unserer Zellen, Gewebe und Organe empfindlich in Schieflage geraten.

Östrogene: Hormone der Weiblichkeit

Wenn wir von den Östrogenen sprechen, meinen wir hier eigentlich drei Hormone: Östron, Östradiol und das Östriol. Wobei das Östradiol, das oft auch als Estradiol bezeichnet wird, das wichtigste weibliche Geschlechtshormon ist.

Gebildet werden diese Botenstoffe zum Großteil in den Eierstöcken. Sie haben einen Einfluss auf den Körperbau, das seelische Gleichgewicht, Haut, Knochen und Haare. Östrogene sind die Hormone, die etwa für mehr Kurven sorgen, da sie die Verteilung des Fettgewebes an Hüfte, Gesäß und Beinen beeinflussen und den weiblichen Körper fraulich erscheinen lassen. Östrogene beeinflussen aber auch unsere Stimmung und geistige Funktionen. Im Allgemeinen wirken sie euphorisierend und lustfördernd.

Die Konzentration des Estradiols schwankt im fortpflanzungsfähigen Alter im Verlauf des Monatszyklus. Sie ist zum Zeitpunkt des Eisprungs, also in der Mitte des Zyklus, besonders hoch und während der Menstruation besonders niedrig. Mit zunehmendem Alter und zum Ende der Wechseljahre ist das Estradiol so weit abgesunken, dass nur noch geringe Konzentrationen gemessen werden können.

Und das hat Auswirkungen auf mehrere Körperfunktionen: Haut und Schleimhäute werden weniger durchblutet, der Teint ist nun nicht mehr ganz so frisch und rosig. Die Falten lassen sich dann selbst mit guten Kosmetikprodukten nicht mehr so einfach wegzaubern. Die Schleimhäute in der Scheide können trockener und anfälliger für Entzündungen oder Schmerzen beim Sex werden und insgesamt kann die Lust auf die Lust nachlassen. Durch den Rückgang der Östrogene wird häufig auch das Haar dünner und weniger. Und da Östrogene auch den Knochenstoffwechsel beeinflussen, wird weniger Kalzium in die Knochen eingelagert, sodass das Risiko für Osteoporose und Knochenbrüche steigen kann. Sehr wahrscheinlich haben die Östrogene auch Einfluss auf die Blutgefäße und die Arterien, sodass auch die Gefahr für Herzinfarkt und Schlaganfall steigen kann. Nicht zuletzt wird eine Wirkung auf das Nervensystem vermutet, was sich bei fallenden Hormonspiegeln in einem Nachlassen der Gedächtnisfähigkeit zeigen kann.

Progesteron: das Relaxinghormon

Das Progesteron, häufig auch Gelbkörperhormon genannt, wird hauptsächlich in den Eierstöcken gebildet und ist per se, wie schon beschrieben, das Hormon der zweiten Zyklushälfte. Während der fruchtbaren Phase bereitet es die Gebärmutterschleimhaut auf eine mögliche Schwangerschaft vor und hält diese aufrecht und stabil. Gerade in der Frühschwangerschaft kann ein Progesteronmangel zu Fehlgeburten führen. Auch hat es einen erheblichen Einfluss auf die Psyche: es wirkt entspannend, angstlösend wie auch schlaffördernd. Auf körperlicher Ebene fördert Progesteron die Urinausscheidung und verhindert so Wassereinlagerungen. Gleichzeitig sorgt es für dichtes Haar, weniger Falten und stabile Knochen, da es die Kollagenbildung erhöht. Es ist also nicht nur ein Relaxing-, sondern auch ein wahres Jungbrunnenhormon. Zudem unterstützt Progesteron die Funktion der Schilddrüse und verhindert eine Überproduktion von Insulin, womit Progesteron auch einer ungewollten Gewichtszunahme vorbeugen kann.

Ein allmählich fallender Progesteronspiegel zeigt sich bei manchen Frauen bereits Mitte beziehungsweise Ende der dritten Lebensdekade. Ein Mangel zeigt sich außerhalb der Schwangerschaft mit Beschwerden des prämenstruellen Syndroms, in der späteren Phase mit Zyklusunregelmäßigkeiten und möglicherweise einer Verstärkung von typischen Wechseljahresbeschwerden: Libidoverlust, Schmierblutungen, Reizbarkeit, depressive Verstimmungen oder Schlafstörungen.

Lange Zeit stand bei der Behandlung von Wechseljahresbeschwerden der Östrogenmangel im Fokus. Heute weiß man, dass Progesteron als Gegenspieler enorm wichtig und auch in der Lage ist, ein Zuviel an Östrogen zu senken. Pflanzliche Zubereitungen aus dem Frauenmantel (Seite 45) oder Mönchspfeffer (Seite 92) können das Progesteron etwas anheben. Jedoch ist bei schwerem Mangel möglicherweise die Gabe von bioidentischen Hormonen hier effektiver.

Im Zweifel sollten Sie sich an einen Frauenarzt oder Heilpraktiker wenden, der mit der Therapie von bioidentischen Hormonen vertraut ist. Ich erlebe es leider immer wieder im Praxisalltag, dass bei unspezifischen Symptomen während der Wechseljahre ohne Laborbefund hohe Progesterongaben verschrieben werden. Aufgrund ihrer hohen Dosierung schießen diese häufig jedoch völlig über das Ziel hinaus und können dann erneut Beschwerden machen. Eine Frau zwischen 50 und 60 Jahren sollte, wenn sie es benötigt und wünscht, jeweils mit den Hormongaben versorgt werden, die in ihren individuellen Bedürfnissen entspricht.

Testosteron: Durchsetzungsstärke und Lust

Testosteron wird ja häufig als das Männerhormon schlechthin bezeichnet. Aber ebenso, wie Männer auch Östrogene haben und bei hormoneller Schieflage Beschwerden durchleiden, haben auch Frauen andersherum ab der Pubertät einen relativ konstanten Testosteronspiegel. Sinkt dieser allmählich, kann sich dies bei beiden Geschlechtern durch eine verminderte Libido bemerkbar machen kann.

Damit nicht genug: Testosteron unterstützt auch den Muskelaufbau, hilft bei der Fettverbrennung und ist wichtig für die Knochendichte und die Herzgesundheit, stärkt das Selbstbewusstsein und die Durchsetzungsfähigkeit. Auch in und nach den Wechseljahren produzieren Frauen noch immer eine geringe Menge an Testosteron.

Und es gibt einige Pflanzen, wie beispielsweise den Bockshornklee, die in der Lage sind, den Testosteronspiegel positiv zu beeinflussen. Da es jedoch so gut wie keine Erfahrungsberichte zu dieser Anwendung bei Frauen gibt, finden Sie den Bockshornklee nicht im Rezeptteil.

Ich möchte hier nur allgemeine Hinweise geben, wie Sie den Testosteronspiegel im Gleichgewicht halten können:

Krafttraining fördert den Muskelaufbau und gibt dem Körper das Signal, mehr Testosteron zu bilden.

Eine Vitamin-D-Substitution (siehe folgendes Kapitel) oder regelmäßige moderate Sonnenbäder aktivieren die Produktion aller Geschlechtshormone.

Eine gesunde und ausgewogene Ernährung mit viel Zink, Selen, Magnesium und B-Vitaminen ist für die Synthese mehrerer Hormone und auch des Testosterons von Vorteil.

Vitamin D: Sonnenvitamin und Hormonvorstufe

Vielleicht fragen Sie sich, warum Sie eine kurze Abhandlung über Vitamin D in einem Kräuterbuch mit dem Schwerpunkt Wechseljahresbeschwerden der Frau finden. Leider hat man zum Zeitpunkt der Entdeckung von Vitamin D das volle Potenzial noch lange nicht erkannt und es irrtümlich den Vitaminen zugeordnet. Tatsächlich ist Vitamin D eine wichtige Hormonvorstufe, die den Aufbau zahlreicher anderer Hormone steuert. Vitamin D ist also ein Multitalent und stärkt das Immunsystem, die körperliche Leistungsfähigkeit, den Aufbau von Knochengewebe, ist aber auch am Aufbau von Sexualhormonen beteiligt. Zur Bildung von Progesteron, Östrogenen und auch Testosteron braucht es, wie gerade schon beschrieben, also Vitamin D.

Ein Vitamin-D-Mangel ist jedoch allgegenwärtig. Schließlich halten wir uns im Gegensatz zu unseren Vorfahren, die draußen auf den Feldern ihre Nahrung anbauten, tagsüber häufig in geschlossenen Räumen auf. Dazu kommt, dass die Synthesefähigkeit von Vitamin D mit zunehmendem Alter abnimmt. Das heißt, unabhängig davon, ob es Sommer oder Winter ist, ob Sie sich viel draußen aufhalten oder nicht – das Risiko für einen Vitamin-DMangel ist mit zunehmendem Alter besonders hoch. Bereits Kinder sind häufig von einem Mangel betroffen, und im Erwachsenenalter sind bei etwa 80 Prozent der Bevölkerung Vitamin-D-Mängelzustände messbar. Ich selbst habe schon bei Frauen Werte von 17 ng/ml gemessen, die braungebrannt zu mir in die Praxis kamen. Ein zweiwöchiger Urlaub in den mediterranen Ländern reicht also nicht, um den Vitaminspiegel ausreichend anzuheben: Bei Werten ab unter 30 ng/ml kann es aktuellen Studien zufolge zum Beispiel zu empfindlichen Störungen im Mineralstoffwechsel kommen.

Bis zu 80 Prozent der Bevölkerung sind von einem Vitamin-D-Mangel betroffen.

Die gute Nachricht: Vitamin D gibt es völlig kostenlos; Sie sollten lediglich vor allem in den Monaten April bis Ende September täglich, je nach Hauttyp, zwischen 15 und 30 Minuten in die Sonne gehen und dabei möglichst 25 Prozent nackte Haut zeigen. Im Spätherbst, im Winter und im Vorfrühling können wir Mitteleuropäer unsere Vitamin-D-Speicher jedoch kaum auffüllen. Und über die Nahrung – vor allem mit Seefisch, Eiern, Avocados, Milchprodukten und Zuchtpilzen – lässt sich leider auch nur ein kleiner Teil des Bedarfs decken. Hinzu kommt die erwähnte nachlassende Synthesefähigkeit mit den Jahren: Sie merken, da wird es eng mit einer ausreichenden Vitamin-D-Versorgung.

Also sollten wir Vitamin D substituieren. Über die Dosierungsempfehlungen ist man sich selbst in Fachkreisen oft uneins. Sie sind recht abenteuerlich und schwanken zwischen 1.000 I.E. (Internationale Einheiten) täglich und 20.000 I.E. wöchentlich. 1.000 I.E. reichen sicher bei einer erwachsenen Frau mit einem Mangel nicht aus, um den Vitamin-D-Spiegel zu erhöhen. Allerdings frage ich mich auch, warum Gaben von 20.000 I.E. einmal pro Woche empfohlen werden. Ich stelle dann gerne die Gegenfrage, ob man auch 20.000 kcal auf einmal verzehren würde, mit der Begründung, einmal pro Woche zu essen würde ja auch ausreichen.

Aber zurück zum Thema: Tatsächlich verspürten mindestens ein Drittel meiner Patientinnen, denen eine Vitamin-D-Gabe von 20.000 I.E. pro Woche empfohlen wurde, bereits wenige Stunden nach der Einnahme Muskel- oder Kopfschmerzen und andere unspezifische Symptome. Weswegen sie dann häufig auch in meiner Praxis auftauchen und nicht mehr wissen, wie sie sich jetzt eigentlich verhalten sollen. Wie immer ist die goldene Mitte hier oft der richtige Weg. Je nach Mangelzustand, Gewicht und Beschwerden dürfen es zwischen 2.000 und 4.000 I.E. pro Tag und insgesamt über einen Zeitraum von drei Monaten sein, um den Vitamin-D-Spiegel nachhaltig anzuheben. Einige Präparate werden in Kombination mit Vitamin K2 angeboten, was sich günstig auf die Knochensubstanz auswirkt. Lediglich Patientinnen, die Gerinnungshemmer einnehmen müssen, sollten die Monopräparate bevorzugen.

Falls Sie sich unsicher sind, wie es um Ihren Vitamin-D-Status bestellt ist, dann lassen Sie ihn doch bestimmen. Die naturheilkundlichen Praxen sind oft besser mit dem Thema vertraut als allgemeinmedizinische.

Giftstoffe und Hormonsystem

Wie schon vorausgeschickt, gibt es noch weitere Einflussfaktoren, die gerade in den Wechseljahren verstärkt Beschwerden machen beziehungsweise diese ankurbeln können. Giftstoffe, sprich Toxine, sind ja mittlerweile für uns alle ein allgegenwärtiges Thema. Und im Prinzip sollte sich auch jeder damit beschäftigen.

Noch vor 50 Jahren waren Giftstoffe oft sichtbar, riechbar und auch fühlbar. Abgase qualmten in merkwürdigen Farben aus Industrieschloten und ließen ganze Regionen schmutzig und grau aussehen. In den Gewässerabschnitten nahe einiger Industriegebiete kam es zum Fischsterben. Und beim sorglosen Anstrich mit verschiedenen Holzschutzmitteln stellten sich oft anhaltender Kopfschmerz oder Übelkeit ein. Heute ist das in der Regel anders. Viele Giftstoffe sind versteckt und so klein, dass sie nur im Nanopartikelbereich nachweisbar sind. Dennoch sind sie vorhanden und in Summe mitunter ein enorm gesundheitsschädlicher Cocktail: Vor allem Nahrungsmittel und alltägliche Gegenstände etwa aus Kunststoff, wie beispielsweise viele Spielzeuge für Kinder, sind Quellen dieser nicht zuträglichen Stoffe.

Gleich vorweg: Jeder reagiert anders darauf und ist auch unterschiedlich sensibel. Und oft ist es auch nicht nur einer dieser Stoffe, der toxisch wirkt – meist ist es das Zusammenspiel mehrerer Faktoren.

Xenoöstrogene

Xenoöstrogene sind mittlerweile ein bedeutender Faktor. Per Definition handelt es sich dabei um Chemikalien synthetischer oder natürlicher Herkunft, die auf die körpereigenen Hormone wirken. Sie werden bei Männern mit dem Absinken der Spermienzahl und mit der Zunahme von Hodentumoren in Verbindung gebracht. Ihr Vorkommen ist vielfältig, vor allem finden wir sie im weichen Plastik.

Ich möchte mich hier auf das Bisphenol-A konzentrieren, einem Grundstoff zur Herstellung von Polycarbonat, der derzeit am meisten diskutiert wird. Neben Baby- und Kleinkindspielzeug wird es häufig in Plastikgeschirr, Konservendosen und Thermopapier (Kassenbons, Bahntickets) verarbeitet. Bisphenol-A kann sich bei Kontakt mit Lebensmitteln aus dem damit hergestellten Produkt lösen. Beispiele dafür sind die Plastiktrinkbecher für den Kaffee to go oder weiche Plastikpfandflaschen für Mineral- und Tafelwässer und Softgetränke aller Art. Je mehr Säure die Speisen und Getränke enthalten, und je mehr Hitze durch Erwärmen entsteht, desto mehr Bisphenol löst sich aus dem betreffenden Plastikgeschirr beziehungsweise Behälter. Und: Bei Frauen kann Bisphenol-A die typischen Wirkungen eines Östrogenüberschusses mit Wassereinlagerungen, Stimmungsschwankungen und Gewichtszunahme auslösen und langfristig sogar ein erhöhtes Risiko für Brusttumoren bedeuten.

Dies gilt auch für Phthalate, Kunststoffweichmacher, die Weich-PVC beigemischt werden, um sie elastisch und biegsam zu machen. Sie verstecken sich in Bodenbelägen, Vliestapeten, Kunstleder, Kabelisolierungen oder Beatmungsschläuchen in den Krankenhäusern. Da diese Weichmacher im Kunststoff chemisch nicht fest gebunden sind, gasen sie ständig aus. Erst wenn das Produkt porös und damit unbrauchbar geworden ist, sind alle Weichmacher entwichen.

Hormonaktive Substanzen unserer Umwelt können für die Wechseljahre typische Beschwerden auslösen oder verstärken.

Amalgamfüllungen

Wahrscheinlich gehören Sie zudem zu jener Generation, bei der Amalgamfüllungen unbedacht in die kariösen Löcher zu behandelnder Zähne eingebracht wurden. Das Material ist günstig und leicht zu verarbeiten, jedoch überwiegen die nachteiligen gesundheitlichen Langzeitfolgen. Denn die körpereigene Entgiftung dauert bei Amalgam sehr lange: So beträgt die Halbwertszeit von Amalgam im Körper je nach Organ bis zu 18 Jahre.

Amalgam besteht etwa zur Hälfte aus Quecksilber, dann werden noch Silber, Zinn, Kupfer und Zink beigemischt. Die Mischung ist so toxisch, dass sie als Sondermüll entsorgt werden muss. Je mehr heiße und säurehaltigen Lebensmittel Sie bei vorhandenen Amalgamfüllungen verzehren, je häufiger Sie die Zähne putzen, auf kerniger Nahrung herumbeißen oder vielleicht auch nachts mit den Zähnen knirschen, desto mehr Quecksilber wird aus den Füllungen freigesetzt und gelangt so über die Blutbahn in Organe und Gewebe.

Folgenschwer können Einlagerungen in das Gehirn und Zentralnervensystem sein. Durch die Anlagerung an Körpereiweiße behindert Amalgam auch deren Funktion, was sich durch die Blockade lebensnotwendiger Enzyme (die Biokatalysatoren unseres Lebens) oder durch hormonelle Störungen bemerkbar machen kann. Es gibt Studien, die darauf hindeuten, dass Amalgamfüllungen zu Unfruchtbarkeit führen, einer erhöhten Fehlgeburtenrate und zu Störungen der Regelblutung.

Amalgamablagerungen können hormonelle Störungen begünstigen.

In Zeiten der Wechseljahre, in denen ohnehin manchmal ein belastendes Auf und Ab der Hormone stattfinden kann, können bestehende Amalgamfüllungen oder nicht gründlich durchgeführte Ausleitungen oftmals eine Therapieblockade darstellen. Das heißt, trotz gut gewählter Medikamente oder Therapiemaßnahmen zeigen sich keine oder nur wenige Verbesserungen.

Elektrosmog und Handystrahlung

Handys, Mobilfunk, Elektrosmog – damit werden wir vermutlich alle tagtäglich konfrontiert. Die verkabelte wie auch die kabellose Welt brachte ungeheure Neuerungen in die Menschheit. Und ich gebe zu, dass auch ich nicht auf sie verzichten möchte. Doch gibt es hier zwei Seiten der Medaille, denn auch diese neue Technologie kann vor allem bei sensiblen Menschen die Gesundheit beeinträchtigen. Körperliche und dabei vor allem hormonelle Vorgänge können so massiv gestört werden, sodass unspezifische Beschwerden und Krankheiten auftreten können – es werden sogar Krebserkrankungen diskutiert.

Auch Elektrosmog kann den Hormonhaushalt beeinträchtigen.

Immerhin: Im menschlichen Organismus kommunizieren mehrere Duzend Billionen Zellen mittels niederfrequenter elektromagnetischer Signale und biochemischer Reaktionen miteinander und tauschen so Informationen aus. Der ständige Beschuss mit elektromagnetischer Strahlung kann diese Kommunikationswege stark stören oder gar unterbrechen. In der Folge kann der Stoffwechsel wie auch das Hormonsystem empfindlich aus dem Gleichgewicht geraten. Wie Sie ja schon wissen, können selbst geringfügige Schwankungen im Hormonhaushalt zu Unwohlsein führen. Kommt es also durch einen physiologischen Abfall wichtiger Hormone im Klimakterium ohnehin mitunter zu unerwünschten Turbulenzen, können elektromagnetische Wellen das System völlig aus der Bahn werfen.

Wie kommen wir also raus aus der Elektrofalle? Hier ein paar einfache und praktikable Tipps, damit Sie im wahrsten Sinne des Wortes nicht ständig unter Strom stehen:

Kaufen Sie Smartphones mit einem SAR-Wert unter 0,6 Watt je Kilogramm. Dieses Kriterium erfüllen derzeit nur um die 20 Prozent der hergestellten Handys.

Am besten vermeiden Sie generell eine Nahfeldstrahlung, denn die Intensität der elektromagnetischen Wellen nimmt bereits in wenigen Zentimetern Entfernung ab.

Ein Headset bedingt bei häufigem Telefongebrauch deutlich niedrigere Feldstärken.

Noch günstiger ist es, das Festnetz zum Telefonieren zu nutzen.

Schalten Sie andere elektromagnetische Quellen aus, indem Sie den Stecker ziehen, wenn sie nicht genutzt werden. Kabellose Telefone, Radiowecker, Ladegeräte, WLAN-Geräte oder Küchengeräte sind hier die Dauerbrenner.

Kosmetik

Auch synthetische Bestandteile von Kosmetikprodukten stehen in Verdacht, den Hormonhaushalt ungünstig zu beeinflussen. Duschgele, die Handseife, Make-up, Mascara, Lippenstift, Haarwachs und viele Sonnenschutzcremes enthalten Substanzen, die dem Hormonsystem nicht zuträglich sind, um nur einige wenige Beispiele zu nennen. Etwa ein Drittel aller Kosmetika enthält nach Angaben des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) hormonell wirksame Stoffe. Silikone und Parabene stehen an vorderster Stelle, gefolgt von 4-Methylbenzylidencampher oder dem Stoff Resorcinol, der sich in Haarfärbemitteln verbergen kann.

Letztendlich ist es jedoch egal, welcher Stoff nun welche Folgen anrichten kann, denn hier gibt es eine einfache Lösung. Zudem ist es noch nicht mal entscheidend, ob Sie die günstigen Produkte vom Discounter oder die hochpreisigen Kosmetika aus der Parfümerie erstanden haben, der Anteil der Zusatzstoffe ist ähnlich. Einzig und allein Naturkosmetikprodukte sind frei von den hormonell wirksamen Substanzen. Außerdem verhelfen diese Produkte zu einer natürlichen Schönheit, haben ein deutlich geringeres Allergiepotenzial und die Auflagen zum Verbot von Tierversuchen sind deutlich strenger als in der konventionellen Kosmetik.

Etwa ein Drittel aller Kosmetika enthält hormonell wirksame Stoffe.

Glyphosat

Kommen wir abschließend zu Unkrautvernichtungsmitteln. Mitte der 1970er-Jahre kam erstmals ein Herbizid auf den Markt, das heute in mehreren Varianten und von mehreren Unternehmen produziert wird. Alle Produkte enthalten jedoch Glyphosat und zahlreiche Hilfsstoffe, deren Zusammensetzung von den Herstellern mit der Begründung, es sei ein Geschäftsgeheimnis, nicht veröffentlicht werden. In der Landwirtschaft, im Obst- und Weinbau, im Garten, in den Weihnachtsbaumplantagen, auf Bahngleisen oder industriell genutzten Flächen ist Glyphosat aber tatsächlich allgegenwärtig. Glyphosat kann über die Nahrung aufgenommen werden. Es lässt sich weder abwaschen noch durch den Kochvorgang oder Einfrieren zerstören.

Glyphosat hemmt einige Stoffwechselprozesse in Pflanzen, indem es ein Pflanzenenzym blockiert, wodurch die Pflanzen wichtige Aminosäuren nicht mehr bilden und schließlich absterben. Offiziell gilt das Mittel schon in kleinster Konzentration auch für den Menschen als „wahrscheinlich krebserregend“. Und mehrere Studien deuten darauf hin, dass Glyphosat negativ auf das Hormonsystem wirkt, sich Schwangerschaften verkürzen oder vermehrt Fehlbildungen auftreten, bei Männern die Testosteron- und bei Frauen die Östrogenproduktion sinkt.

Wer Lebensmittel möchte, die weder genmanipuliert noch mit synthetischen Mitteln gespritzt sind, kommt also um Bioware nicht herum, da Glyphosat, wie andere synthetische Pflanzenschutzmittel, im Ökolandbau verboten ist.

Mit Bioware sind Sie auf der sicheren Seite.

Ich möchte Sie einladen, alle genannten Einflussfaktoren zu beachten und sich damit auseinanderzusetzen, um auch über diese Stellschrauben entscheidend zu mehr Wohlbefinden und Gesundheit – vor allem in den Wechseljahren – beizutragen.

NATÜRLICHE SELBSTBEHANDLUNG: HORMONREGULIERENDE HEILKRÄUTER

Pflanzen spiegeln wider, was nachhaltige Frauenheilkunde benötigt und ausmacht: die Sicht auf die Ganzheit und auf die in jeder Frau wohnenden natürlichen Kräfte für Gesundheit und Wohlbefinden. Sie können selbst viel zu Ihrer Hormonbalance beitragen und dafür die Apotheke der Natur nutzen. Ob Beifuß und Brennnessel, Melisse und Mönchspfeffer oder die Traubensilberkerze: Traditionelle Heilkräuter mit hormonregulierender Wirkung können Körper und Seele wieder ins Gleichgewicht bringen und oft auch moderne, schulmedizinisch notwendige Therapien sinnvoll ergänzen.

Die Therapie mit Phytohormonen

Pflanzen sind so etwas wie regulierende Helfer des Menschen. Und zwar für fast alle Beschwerden. Tatsächlich gibt es eine Reihe von Pflanzen mit hormonähnlicher Wirkung. Diese wurden in der jüngsten medizingeschichtlichen Episode kaum beachtet, denn hochdosierte, chemisch hergestellte Hormone – im Grunde genommen sind es hormonähnliche Substanzen – versprachen eine effektive Linderung der Beschwerden. Doch kam es auch vielfach zu erheblichen Nebenwirkungen.

Pflanzenstoffe besitzen solche Nebenwirkungen nicht. Umso mehr ist es Zeit für eine Renaissance, denn kräuterkundige Frauen haben sich schon immer mit Pflanzen geholfen – auch im hormonellen Bereich, wenngleich der Begriff der Hormone lange gar nicht bekannt war. Keine Hebamme kam ohne hormonell wirkende Pflanzen aus. Die alten Geschichtsbücher sind voll von fruchtbarkeitssteigernden wie auch sexualdämpfenden Ritualen und Pflanzenzubereitungen, um etwa die Menstruation zu fördern oder auch starke Blutungen zu stoppen.

Die Renaissance der Heilkräuter ist allgegenwärtig.

Forscher der Neuzeit entdecken immer mehr Pflanzensubstanzen mit einer hormonregulierenden Wirkung. Was den therapeutischen Erfolg anbelangt, so wird es Frauen geben, die möglicherweise zusätzlich zu den Pflanzenzubereitungen noch Unterstützung mit Vitaminen, Spurenelementen oder bioidentischen Hormonen benötigen. Und es wird womöglich auch die Frauen geben, die mithilfe dieses Buches erfolgreich selbst viel dafür tun können, ihre Beschwerden zu lindern. Bei der Verwendung von Heilpflanzen ist dabei, wie fast überall, die Qualität ein bedeutender Faktor. Wildsammlungen und biologisch angebaute Pflanzen haben hier zum Beispiel eindeutige Vorteile. Zudem gilt bei Kräuterzubereitungen die Faustregel einer maximal vier- bis sechswöchigen Anwendungszeit. Dann sollte man pausieren oder das Kraut wechseln.

Worauf Sie achten sollten

Kräuter begleiten seit Urzeiten die verschiedenen Lebensphasen vor allem der Frau. Und wenngleich Zubereitungen aus Pflanzen und Heilkräutern in der Regel nebenwirkungsarm sind, sollten Sie Ihren Gynäkologen oder Heilpraktiker darüber informieren, wenn Sie diese verwenden. Auch bei naturheilkundlichen Medikamenten gilt der Grundsatz: So wenig wie möglich und so viel wie nötig. Denn Überdosierungen oder Langzeiteinnahmen können unter Umständen negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben.

Frauen, die an Krebs und insbesondere an Brust- oder Eierstockkrebs erkrankt sind oder waren, wie auch Schwangere und stillende Frauen sollten Pflanzen mit einer hormonregulierenden Wirkung in jedem Fall nur nach Rücksprache mit dem Arzt oder Heilpraktiker verwenden. Bitte informieren Sie diese auch bei körperlichen Warnsignalen jeder Art – seien es Schmerzen, Krämpfe, Blutungen, Fieber oder bei anhaltender Müdigkeit.

Beifuß – Artemisia vulgaris: die Mutter aller Kräuter

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Weil Beifuß den Gattungsnamen Artemisia trägt, muss es sich ja um ein potentes Frauenkraut handeln. Artemis ist in der griechischen Mythologie die Muttergöttin und zuständig für die Jagd, Helferin bei Geburten und Hüterin der Frauen und Kinder. Jungfernkraut, Weiberkraut und Schoßwurz sind nur drei der zahlreichen Volksnamen für das alte Frauenkraut, das gerne an den Wegrändern wächst. Das Korbblütengewächs kommt relativ unscheinbar daher und wird deshalb manchmal übersehen. Dabei wächst Beifuß recht häufig bei uns. Er gedeiht als Wildkraut in ganz Europa, in Teilen Asiens und in Nordamerika, ist eine Pionierpflanze und siedelt sich gerne auf trockenen und sonnigen Plätzen an: Schuttplätze, Ödland und Wegränder sind bevorzugte Standorte. Manchmal wächst der Beifuß nur kniehoch, anderenorts gleich zwei Meter in die Höhe.

Die Inhaltsstoffe: Viele kennen Beifuß als Gewürzpflanze und stopfen damit die Weihnachtsgans, damit der fette Braten leichter verdaut werden kann. Die verdauungsfördernde Wirkung von Beifuß erklärt sich über den hohen Gehalt an Bitterstoffen, über den die Leber aktiviert und die Galleproduktion verstärkt werden kann. Fette können so effektiver gespalten und verwertet und es kann einem Völlegefühl oder Blähungen vorgebeugt werden. Wie jede andere Pflanze auch lagert Beifuß Vitamine und Mineralien in das Kraut ein. Unter anderem solche, die das Immunsystem stärken und freie Radikale abfangen können. Dazu zählen: Carotinoide, Flavonoide und auch ätherische Öle wie Kampfer und Thujon sowie Cumarine, Sitosterole und viele andere Stoffe mehr.

In den gynäkologischen Praxen mit naturheilkundlichem Schwerpunkt nutzt man vor allem die wärmenden und durchblutungsfördernden Qualitäten des Krauts, das in früheren Zeiten von fast allen Kräuterweibern und Hebammen als Universalmedizin bei Frauenbeschwerden genutzt wurde. Von der magischen Zauberkraft, die einst mit Beifuß verbunden wurde, wissen allerdings nur noch wenige. Beispielsweise banden sich zum Sonnwendfest die Frauen einen Gürtel mit Beifußkraut an den Oberschenkel oder die Taille und sprangen damit über das Sonnwendfeuer, um ihn anschließend dem Feuer zu übergeben. So streiften sie symbolisch das ab, was sie hinter sich lassen wollten. Wenn Altes geht, kann Neues entstehen. Das gilt bis heute. Vielleicht eine neue Schwangerschaft, ein neuer Lebensabschnitt oder ein Umzug. Auch als Räucherwerk wird Beifußkraut genutzt, wenn das alte Jahr sich verabschiedet und ein neues sich ankündigt, wobei die jahrtausendealte Tradition des Räucherns in einigen Gegenden, wo noch viele Traditionen erhalten blieben, noch weit verbreitet ist. Im Alpenraum und in der Oberpfalz kennt man deshalb vielfach noch diese Bräuche. Der Beifußrauch ist krautig würzig, erdig und harzig. Er entspannt und beruhigt die Nerven, gibt neue Energie und stärkt die Lebenskraft und den Antrieb, Neues zu beginnen.

Beifuß kann auch für Frauen mit Wechseljahresbeschwerden hilfreich sein, denn er aktiviert die Hirnanhangsdrüse (Hypophyse), regt die Gestagen- und Östrogenproduktion an und verhindert so einen allzu schnell abfallenden Hormonspiegel. Falls Sie unter einer Beckenbodenschwäche leiden, beispielsweise viele Kinder geboren haben oder über einen längeren Zeitraum körperlich schwer arbeiten mussten, kann Beifuß ebenfalls gute Dienste leisten, da er den Tonus der Gebärmutter und anderer Unterleibsorgane zu erhalten vermag. Gleiches gilt, wenn Sie häufiger mit Harnwegs- und Vaginalinfekten zu tun haben. Tatsächlich hat Beifuß auch antimikrobielle Eigenschaften. Das bedeutet, dass er gegen Bakterien, Viren und Pilze wirksam ist.

Zubereitungen mit Beifuß wirken aber nicht nur auf körperlicher Ebene, sondern können auch ein psychisches Ungleichgewicht wieder in die Mitte bringen. In frühen Zeiten verscheuchte man mit Beifuß Dämonen und die Melancholie, heute depressive Verstimmungen, Nervosität und Schlaflosigkeit. Auch hier greift das aktivierende Wirkprinzip der Pflanze. Gestaute Emotionen und psychische Blockaden kommen wieder in Fluss. Sollten Sie zu den Frauen gehören, die darüber hinaus unter ständig kalten Füßen leiden oder nach langen Fußmärschen zu geschwollenen Beinen neigen, dann kann ein Fußbad mit Beifußkraut Abhilfe schaffen. Vermutlich hat die Pflanze deswegen ihren deutschen Namen erhalten, weil sie müde Füße belebt und die Blutzirkulation verbessert.

Sammeltipps: Falls Sie als Kräutersammlerin den Beifuß auf Anhieb nicht erkennen: Seine Blätter sind oben dunkelgrün und auf der Unterseite grau oder weiß filzig, die Stängel meist rostrot. Verwechseln kann man den Beifuß in erster Linie mit dem Wermutkraut, dessen Blätter allerdings auch auf der Oberseite weiß filzig sind. Der Geschmack der Beifußblätter ist herb würzig und bitter, jedoch nicht so ausgeprägt bitter wie jener des Wermuts. Eher unscheinbar ist beim Beifuß der gelbbraune Blütenstand mit den winzig kleinen Einzelblüten, die ähren- oder traubenförmig angeordnet sind. Die Blütezeit ist recht spät und dauert von Juli bis Oktober. Ernten Sie das Kraut dort, wo Sie wenige Schadstoffe vermuten, vorzugsweise vor der Blütezeit, denn dann ist das Allergiepotenzial geringer.

Zubereitungen mit Beifuß für Frauen bei

Gestagen- und Östrogenmangel

Beckenbodenschwäche

Harnwegs- und Vaginalinfekten

schwacher oder ausbleibender Menstruation

geschwollenen Beinen, kalten Füßen

gestauten Emotionen und Antriebslosigkeit

Gut zu wissen

Beifuß ist ein aktivierendes Kraut, das Ihr eingeschlafenes Hormonsystem wieder zum Erwachen bringen kann. Deshalb bezeichnen es einige auch als Hypophysenaktivator.

Allgemeine Hinweise

Bedenken Sie bitte vor der Anwendung einer Teekur oder gar der regelmäßigen Einnahme der noch stärker wirkenden Tinktur, dass Beifußanwendungen nur für jene Frauen von Vorteil sind, deren Menstruation bereits ausgeblieben oder generell schwach ist. Bei starken Monatsblutungen sind Beifußanwendungen für Sie keine Option, denn die ohnehin schon starken Blutungen würden sich dann noch verstärken. Vielleicht hilft Ihnen als Merkhilfe dieser kurze Satz: „Beifuß bringt alles in Fluss.“ Er regt den Kreislauf, die Lebertätigkeit, die Hypophyse und die Keimdrüsen an, aktiviert so die Entgiftungswege und die Ausleitung über Stuhl und Schweiß und verstärkt die Menstruation.

Falls Sie zu den Allergikerinnen gehören, müssen Sie ebenfalls vorsichtig mit Beifußanwendungen sein, denn die Pollen haben Allergiepotenzial. Möchten Sie Beifuß für Selbstanwendungen in der Natur ernten, sollten sie ihn auch vor der Blüte ernten, um das Allergiepotenzial erheblich zu senken. Wichtig: Für Frauen mit starker Regelblutung, während der Schwangerschaft und bei Bluthochdruck sind Beifußanwendungen tabu. In alten Zeiten hat man Beifuß verwendet, um eine stockende Geburt voranzutreiben und mit anderen Zutaten gemischt, um eine Schwangerschaft vorzeitig zu beenden.

Bewährte Rezepturen

Beifußtee: die Hypophyse aktivieren

Trocknen Sie die frisch geschnittenen oberirdischen Teile mit den Triebspitzen. Für eine Tasse Tee 1 TL getrocknetes Kraut mit einer Tasse siedendem Wasser übergießen, 8–10 Minuten zugedeckt ziehen lassen, ehe Sie den Tee abseihen. Maximal drei Tassen pro Tag ist hier die richtige Dosierung.

Beifußtinktur bei chronischen Harnwegsinfekten oder schwachem Beckenboden

Sie benötigen für ein kleines Fläschchen: 10 g getrocknetes oder 20 g frisches, leicht angewelktes Beifußkraut und 100 ml 40-prozentigen Weinbrand. Beides in einem ausgekochten Schraubglas ansetzen, den Ansatz zwei Wochen stehen lassen. Abseihen und in eine dunkle Tropfflasche umfüllen, beschriften und mit Datum versehen. Die Tinktur sollte nach zwölf Monaten aufgebraucht sein.

Als Standarddosis gelten zwischen 10–20 Tropfen gelöst in etwas Wasser. Diese Medizin jedoch nicht mehr als dreimal täglich anwenden.

Beifußölauszug zur Einreibung

Der Ölauszug ist hilfreich bei geschwollenen Beinen, kalten Füßen, spärlicher Menstruation und Bauchkrämpfen: Eine Handvoll grob zerkleinertes Beifußkraut in ein Schraubglas geben. Mit neutralem Öl übergießen (z. B. Mandel-, Sonnenblumen- oder Distelöl), sodass alles Kraut bedeckt ist. Das Glas gut zwei Wochen an einen warmen Platz in die Sonne stellen, danach den Ansatz durch einen Filter gießen. Das Öl auf die Handflächen verteilen und damit die Beine oder in kreisenden Bewegungen den Unterbauch einreiben.

Wärmendes Fußbad mit Beifußkraut

Sie brauchen: 1 Handvoll getrocknetes Beifußkraut. Mit 2 l siedendem Wasser aufgießen und das Kraut zugedeckt 10 Minuten ziehen lassen. Dann abseihen und auf Körpertemperatur abkühlen lassen. Nun den starken Sud in eine Fußwanne schütten und mit angenehm warmem Wasser auffüllen. Genießen Sie die belebenden und wärmenden Eigenschaften des Beifußkrautes. Die aktivierenden Kräfte können übrigens auch bei Antriebslosigkeit gute Dienste tun.

Energetisierende Beifußräucherung

Wenn große Veränderungen im Leben anstehen, füllen Sie in ein feuerfestes Rauchgefäß feinen Sand. Eine Kohletablette zum Glühen bringen, bis diese einen weißgrauen Ascheüberzug bekommt. Erst dann getrocknetes und zerkleinertes Beifußkraut auf die Räucherkohle legen. Als Menge genügt das, was zwischen zwei Fingerspitzen passt. Den entspannenden und reinigenden Duft im Raum verteilen lassen und zuletzt gründlich lüften, damit die alte Energie den Raum verlassen kann.

Brennnessel – Urtica dioica: die brennend Heiße

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„Wer eine Nessel werden will, fängt beizeiten an zu brennen“, weiß der Volksmund. Für einige ist die Brennnessel das Unkraut schlechthin. Ihr Name Urtica stammt vom lateinischen urere, übersetzt brennen. Doch wer genauer hinschaut, wird feststellen, dass sie eine der vielseitigsten nutzbaren Heilpflanzen überhaupt ist, die bereits in der Antike geschätzt wurde. Jedenfalls kennt sie so ziemlich jeder, denn wer einmal ein Brennnesselblatt berührt hat, wird mit den feinen Brennhaaren in Kontakt gekommen sein, die die Haut reizen. Sie stimuliert und aktiviert, belebt und erweckt zum Leben – damit sind die wesentlichen Eigenschaften der Brennnessel schon beschrieben, die feuchte und nährstoffreiche Böden liebt und im Frühling zu den ersten Pflanzen gehört, die sich stolz Richtung Sonne recken und auch wucherartig vermehren.

Brennnesselzubereitungen wecken die Lebensgeister und die Lust.

Kaum eine andere Pflanze ist auch geeigneter, um die menschlichen Lebensgeister wieder zu erwecken, wenn der Organismus beginnt, seine Funktionen buchstäblich herunterzufahren. Dabei ist es einerlei, ob dies durch Toxine wie Umweltgifte, eine unausgewogene Ernährung, Bewegungsmangel, Stress oder Alterungsprozesse ausgelöst wurde, denn Zubereitungen aus der Nessel sind eine vitaminreiche und vitalisierende Speise. Spitzenköche bereiten aus den Blättern Nocken, Risotto, Tartes und viele andere Köstlichkeiten zu. Fast alle Großmütter kennen noch den Brennnesselspinat, ein schnelles grünes Gemüsegericht, das mit Pfeffer, Salz und Muskat abgeschmeckt wird.

Die Inhaltsstoffe: Die Brennnessel ist besonders reich an wertvollen Mineralien wie blutbildendem Eisen. Dazu kommen entspannendes Magnesium, harntreibendes Kalium, stabilisierende Kieselsäure (Silizium) und Kalzium, zudem Provitamin A, Vitamin C und E sowie der Pflanzenstoff Chlorophyll, der eine ähnliche molekulare Struktur wie unser roter Blutfarbstoff Hämoglobin hat. Weitere Pflanzenstoffe in der Brennnessel sind etwa Cumarine, biogene Amine, Enzyme, Flavonoide und etwas Sitosterol. Brennnesselzubereitungen treiben den Harn, reinigen, erfrischen und halten jung.

Alte Schriften berichten da von eher befremdlichen Ritualen – peitschten sich die Menschen doch mit Brennnesselruten auf der nackten Haut, um den Blutfluss anzuregen und die Liebesglut anzuheizen. Weise Frauen versorgten ihre Männer mit ausreichend Brennnesselsamen, damit die Potenz erhalten blieb. Zudem war die Brennnessel bei den alten Germanen Donar geweiht, dem Donnergott und Herrscher über die Fruchtbarkeit und Potenz. Nun, was dem Mann so guttut, hilft auch der Frau. Fühlen Sie sich zum Beispiel erschöpft und ausgelaugt? Dann ist ein regelmäßiges Gericht mit Brennnesselkraut vielleicht die richtige Speise für Sie. Außerdem enthält die Brennnessel Wirkstoffe, mit deren Hilfe Sexualhormone freigesetzt werden, wovon auch die Libido profitiert.

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783842629370
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2020 (September)
Schlagworte
Lebenskrise Hormone Hitzewallung Hormonumstellung Heilpraxis

Autor

  • Claudia Ritter (Autor:in)

Claudia Ritter ist Heilpraktikerin, ganzheitliche Ernährungsberaterin, Dozentin und Autorin mehrerer Heilpflanzenbücher. Sie hat eine Naturheilpraxis in Schwandorf in der Oberpfalz. Schwerpunkte ihrer Praxis sind Autoimmunerkrankungen sowie hormonelle Störungen und somit auch Wechseljahresbeschwerden. Bei ihren zahlreichen Therapieoptionen sind fast immer auch Anwendungen aus dem Bereich der Pflanzenheilkunde beteiligt.
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Titel: Natürlich durch die Wechseljahre