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Hashimoto natürlich behandeln

Die ganzheitliche Therapie bei chronischer Schilddrüsenentzündung.

von Claudia Ritter (Autor:in)
144 Seiten

Zusammenfassung

Wer die Diagnose „Hashimoto-Thyreoiditis“ erhält, leidet nicht nur unter einer chronisch entzündeten Schilddrüse. Bis sich Veränderungen an der Schilddrüse zeigen, kann es nämlich längst zu Veränderungen an anderen Organen und Geweben des Körpers gekommen sein.
Eine Therapie sollte deshalb mehr umfassen als die Medikamenteneinnahme.
Die Heilpraktikerin Claudia Ritter zeigt ihren ganzheitlichen
Ansatz auf, der die Schilddrüsentätigkeit reguliert, einer Überlastung der Leber entgegenwirkt und die Nierentätigkeit ankurbelt.
Zudem stellt er die Darmgesundheit als wichtigsten Motor des Immunsystems in den Mittelpunkt. Die Autorin erklärt Ursache, Symptome und Diagnose und zeigt, wie man mit ganzheitlichen Mitteln wie Ernährung, Vitalstoffen und Anti-Stress-Strategien die Erkrankung in den Griff bekommen kann.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


VORWORT

Lieber Leser, liebe Leserin,

wenn Sie die Diagnose „Hashimoto-Thyreoiditis“ erhalten haben, dann leiden Sie keineswegs nur unter einer chronisch entzündeten Schilddrüse. In diesem Ratgeber stelle ich ein ganzheitliches Therapiekonzept vor und beleuchte die Hintergründe dieser Erkrankung, die nach Meinung vieler Therapeuten – jedoch nicht nach meiner – obendrein noch als unheilbar gilt. Denn so viel ist sicher: Bis ein Schaustück bühnenreif ist, hat der größte Teil hinter der Bühne stattgefunden. Da wurden viele Male kleine Sequenzen geprobt und wieder verworfen. Das große Theater mit all den schillernden Farben und zahlreichen Tonsequenzen kommt erst zum Schluss. Und so dürfen Sie sich auch die Hashimoto- Erkrankung und generell das Schauspiel bei Autoimmunerkrankungen vorstellen: Bis sich Veränderungen an der Schilddrüse zeigen, kam es längst an anderen Organen und Geweben des Körpers zu Veränderungen, die jedoch oft nicht wahrgenommen oder auch falsch interpretiert werden.

Dieses Buch erhebt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit. Dafür ist das Thema Hashimoto und Autoimmunerkrankungen viel zu umfassend und längst noch nicht im Detail erforscht. Doch möchte ich Ihnen nützliche Tipps an die Hand geben, um

Ihre Beschwerden dauerhaft zu lindern,

die Schilddrüsentätigkeit natürlich zu regulieren, denn die Gabe von L-Thyroxin reicht oft nicht aus, wird häufig nicht vertragen und ist längst nicht die einzig sinnvolle Therapie,

die Ernährung zu optimieren,

eine überlastete Leber zu regenerieren wie auch die Nierentätigkeit anzukurbeln,

den Darm von Giftstoffen zu befreien, eine Fehlbesiedlung zu erkennen und alleine oder mithilfe eines Therapeuten zu behandeln und

zu verstehen, dass für einen Heilungsprozess auch das Betrachten weiterer Ebenen als nur der körperlichen erforderlich ist.

Letztendlich geht es für Sie darum, zu erkennen, wo die individuellen „Baustellen“ liegen, wo Ihre Ressourcen sind und welcher Behandlungsweg für Sie der richtige ist. Gerade bei Autoimmunerkrankungen driften die Therapieansätze der Schulmedizin und naturheilkundliche Therapieoptionen weit auseinander. Ich vertrete einen naturheilkundlichen und ganzheitlichen Ansatz, der zugegebenermaßen etwas Disziplin, Geduld und auch Aufwand erfordert, jedoch eine dauerhafte Lösung vieler Beschwerden herbeiführen kann. Die Beurteilung, was „richtig“ oder „falsch“ ist, steht weder mir noch anderen zu. Entscheidend ist, wie es Ihnen unter der Therapie geht. Ich wünsche Ihnen, dass Sie aus meinen zahlreichen Anregungen jene herauspicken, von denen Sie profitieren. Viel Erfolg!

Ihre

HASHIMOTO – DAS SOLLTEN SIE WISSEN

Hashimoto – von einigen Betroffenen auch liebevoll Hashi genannt – ist das Chamäleon unter den Autoimmunerkrankungen. Sie erfahren Wichtiges über seine Ursachen, die von genetischen Einflüssen über Medikamente bis hin zu äußeren Einwirkungen wie Giftstoffen reichen können. Darüber hinaus werden die vielfältigen Ausprägungen eines Hashimoto von körperlichen bis hin zu psychischen Symptomen sowie Begleiterkrankungen geschildert. Sie erfahren, wie die Schilddrüse aufgebaut ist und wie sie arbeitet. Ein Überblick über die Verfahren der Schulmedizin, Hashimoto zu diagnostizieren und zu therapieren sowie darüber, wie Sie Ihre Schilddrüsenwerte richtig lesen, rundet das Kapitel ab.

Hashimoto verstehen

Viele Krankheiten tragen ihren Namen nach ihrem Entdecker. So auch die chronisch-entzündliche Schilddrüsenerkrankung mit dem ungewöhnlichen Namen Hashimoto-Thyreoiditis – Thyreoiditis bedeutet Schilddrüsenentzündung. Hashimoto ist eine chronisch-entzündliche Autoimmunerkrankung der Schilddrüse.

Die Anfänge

Hakaru Hashimoto stammte aus einer japanischen Medizinerdynastie und wurde 1881 in der japanischen Stadt Iga geboren. Nach dem Studium arbeitete er als Assistenzart an der chirurgischen Klinik der Universität Kyushu. Dort gab es seinerzeit viele Patienten mit einer vergrößerten Schilddrüse, denen, wie damals üblich (und leider auch noch heute manchmal praktiziert), die Schilddrüse ganz oder teilweise entfernt wurde. Hashimoto untersuchte das entfernte Gewebe und fand ungewöhnlich viele entzündliche Gewebsveränderungen, Fibrosen (durch Bindegewebe ersetztes Funktionsgewebe), lymphozytäre Einschlüsse und Ansammlungen körpereigener Abwehrzellen.

Hashimoto selbst nannte seine Entdeckung „lymphomatose Struma“. Seine Entdeckung veröffentlichte er 1912 in einer deutschen Medizinzeitschrift, jedoch geriet der Artikel, wohl wegen der Kriegswirren des Ersten Weltkriegs, in Vergessenheit. Erst in den 1930er Jahren etablierte sich die neu entdeckte Krankheit allmählich in den Medizinbüchern, man ordnete sie jedoch als seltene Kuriosität ein, bis Mitte der 1950er Jahre etwa zeitgleich zwei Forscherteams Autoantikörper im Serum von Hashimoto- Betroffenen nachwiesen: Eine neue Autoimmunerkrankung war entdeckt.

Eine Volkskrankheit?

Was in den 1930er Jahren noch als medizinische Kuriosität bezeichnet wurde, hat sich heutzutage zu einer neuen Volkskrankheit entwickelt. Jährlich erhalten mehrere zehntausend Menschen in Deutschland die Erstdiagnose Hashimoto. Frauen erkranken etwa zehnmal häufiger als Männer. Wenngleich die Erkrankung in jedem Alter auftreten kann, sind die kritischen Zeiten für die Erstmanifestation bei Frauen die Pubertät, Schwangerschaft und Wechseljahre – also Zeiten, in denen eine hormonelle Umstellung stattfindet. Gleichwohl spielen auch noch andere innere wie auch äußere Faktoren eine bedeutende Rolle für die Manifestation der Erkrankung (dazu gleich mehr).

Hashimoto wird auch als das Chamäleon unter den Autoimmunerkrankungen bezeichnet. Die Symptome können sich ändern und wie die Laborwerte verwirren. So gibt es Betroffene, die ständig müde, abgeschlagen und unkonzentriert sind, über trockene Haut und Haarausfall berichten, unkontrolliert an Gewicht zunehmen, vermindert fruchtbar sind oder eine vergrößerte oder verkleinerte Schilddrüse haben. Die Laborwerte können sich binnen eines Tages zwischen einer Unter- und Überfunktion der Schilddrüse hin- und herbewegen. Kein Wunder also, dass sich Betroffene nicht in ihrer Mitte fühlen und manchmal in die psychosomatische Ecke gestellt werden.

Viele Menschen wissen lange Zeit nicht, dass sie betroffen sind. Denn eine Hashimoto-Thyreoiditis entwickelt sich meist schleichend und ist lange Zeit kaum wahrnehmbar. So ist es auch nicht verwunderlich, dass viele Menschen nichts von ihrer Erkrankung wissen. Die Krankheit ist entgegen der landläufigen Meinung alles andere als unheilbar: Auch eine bereits geschädigte Schilddrüse ist zur Heilung imstande. Bei vielen Betroffenen zeigen sich nach einem Heilungsprozess eine Normalisierung der Schilddrüsenfunktion, im Ultraschall normales Schilddrüsengewebe sowie negative TPO-Antikörper im Blutbild.

Die Ursachen

Die Frage nach dem Warum wird sich früher oder später jeder Betroffene einmal stellen. Ganz offiziell heißt es sinngemäß, „die Ursachen sind nicht in Gänze bekannt“. Aus vielen Berichten aus der Praxis weiß man aber, dass Hashimoto dann auftritt, wenn ohnehin schon einiges aus dem Lot geraten ist. Ganz pauschal lässt sich sagen, dass eine autoimmun verursachte Schilddrüsenentzündung wie jede andere Autoimmunerkrankung auch eine Form der Überforderung darstellt: Einflüsse körperlicher, geistiger und seelischer Art kommen dafür infrage. Letztendlich müssen die „Baustellen“ für jeden Betroffenen individuell herausgefiltert werden. Auch wenn einige Wissenschaftler oder Massenmedien uns glauben machen wollen, dass nur eine Ursache zu einer Folge führt, sind es nach meiner Erfahrung mehrere ursächliche „Puzzlesteine“, die das Krankheitsbild Hashimoto ergeben.

Oft braucht es professionellen Rat und eine ausführliche Anamnese, um dem Kern des Übels auf die Spur zu kommen. Der „Bauchtyp“ wird höchst wahrscheinlich Probleme im Darm haben, bestimmte Berufsgruppen haben oft eine hohe Toxinbelastung (Friseure, Landwirte, Maler und Lackierer stehen an der Spitze dieser Berufe), bei anderen flattern schnell die Nerven, und auch die Gene spielen eine Rolle. Die folgenden Abschnitte zeigen häufige Ursachen und „Mittäter“ auf und sind vermutlich nicht vollständig. Deshalb ist es wichtig, Buch zu führen, um zwei Fragen zu klären:

Wodurch geht es mir besser?

Wodurch geht es mir schlechter?

Gene und ein fehlgeleitetes Immunsystem

Viele Wissenschaftler sind der Meinung, dass die Entstehung der Hashimoto-Thyreoiditis durch genetische Einflüsse bestimmt wird, denn das Erkrankungsrisiko liegt erheblich höher, wenn die Krankheit in der nahen Verwandtschaft (Eltern, Geschwister) vorkommt. Wissenschaftler haben bereits einige schilddrüsenspezifische und immunregulatorische Gene (HLA-DR5, CTLA-4, CD40, TSHR) identifiziert, die zu einer Hashimoto-Erkrankung führen können. Die genetische Veranlagung kommt meist dann erst zum Tragen, wenn mehrere Belastungsfaktoren auftreten. Dann ist die Schilddrüse sozusagen die Achillesferse, so wie es in Diabetikerfamilien die Bauchspeicheldrüse ist.

Bei etwa 80 Prozent aller Hashimoto-Betroffenen ist die Balance zwischen TH1- und TH2-Helferzellen (eine Gruppe von Lymphozyten, also Abwehrzellen des Immunsystems) zugunsten der TH1-Zellen verschoben, ein Phänomen, das sich auch bei anderen Autoimmunerkrankungen, etwa bei Multipler Sklerose oder Schuppenflechte, zeigt. Das bedeutet jedoch auch, dass etwa 20 Prozent eine TH2-Dominanz haben, was für die weitere naturheilkundliche Behandlung von Bedeutung ist.

Die Bestimmung ist über Laborparameter (Interferon-Gamma und Interleukin-4/IL-4) möglich. Während beispielsweise Sonnenhutpräparate bei einer TH1-Dominanz zu einer Verschlechterung der Symptome führen können, bessern sie sich in der Regel bei einer TH2-Dominanz. Auffällig ist zudem, dass Hashimoto- Betroffene oft auch an zusätzlichen Autoimmunerkrankungen leiden, häufig Zöliakie, einer Autoimmungastritis oder auch Diabetes mellitus Typ 1.

Während Wissenschaftler weltweit daran forschen, weitere Gene zu identifizieren, bin ich der Meinung, dass Sie zwischenzeitlich Ihr Immunsystem mit natürlichen Substanzen stabilisieren können. Biologische Systeme funktionieren sehr komplex. Und vor allem gibt es in einem so differenziert aufgebauten biologischen System wie dem unseren unglaublich viele Ersatzkreisläufe und Reparaturmechanismen, die im Detail noch niemand so genau kennt. Vermutlich gibt es die bad genes, damit aber nicht noch bad luck dazukommt, können Sie selbst einen Beitrag leisten.

Hormonelle Faktoren

Da acht bis neun von zehn Hashimoto-Erkrankten Frauen sind, müssen die Geschlechtshormone auch irgendwie eine Rolle spielen. Einige Fachleute sprechen bei Hashimoto gar von einer „weiblichen Erkrankung“. Gerade in Phasen hormoneller Umstellung wie Pubertät, Schwangerschaft (führt zu einer Verschiebung von TH1- zur TH2-Dominanz), Stillzeit oder den Wechseljahren kommt es häufiger zu einer Erstmanifestation. Wenngleich es sich hier um ganz natürliche Prozesse handelt, bilden diese Lebensphasen eine zusätzliche Belastung, die das Fass zum Überlaufen bringen kann.

Gleich vorweg: Sehr häufig liegt bei Frauen mit Hashimoto ein Ungleichgewicht zwischen Progesteron und Östrogenen (siehe Seite 42) vor, wobei in fast allen Fällen deutlich zu wenig Progesteron gebildet wird. Da alle Hormondrüsen wie Zahnräder miteinander verbunden sind, gilt es, auch immer einen Blick auf weitere Drüsen zu werfen, beispielsweise auf die Nebennieren. Sie sind quasi unsere „Stressorgane“, und nicht selten zeigen sich auch hier Veränderungen von Cortisol und DHEA, den bedeutenden Hormonen der Nebennierenrinde.

Vor allem dann, wenn sich die ersten Pfunde auf den Hüften zeigen, sollte auch die Funktion der Bauchspeicheldrüse überprüft werden. Es muss noch kein manifester Diabetes vorliegen, jedoch sind Vorstufen davon häufiger. Der Nüchtern-Glukosewert beträgt dann zwischen 100 und 125 mg/dl. Zu den Standarduntersuchungen gehört in meiner Praxis deshalb neben der Erfassung der Schilddrüsenwerte auch die Bestimmung von Cortisol, DHEA, HbA1c, Progesteron und Östrogenen.

Eingriffe am lymphatischen System

Das lymphatische System übernimmt wichtige Funktionen im Immunsystem. Es umfasst lymphatische Organe wie Lymphknoten, die Milz, das lymphatische Gewebe im Magen-Darm-Trakt (Peyer-Plaques, Blinddarm) und im Rachen (Rachen-, Zungenund Gaumenmandeln) sowie die Thymusdrüse. Die Zellen des lymphatischen Systems heißen Lymphozyten – und davon gibt es wieder verschiedene Gruppen (siehe ab Seite 15). Sie können über Blut und Lymphbahnen den ganzen Körper durchwandern und Krankheitserreger erkennen und beseitigen. Das lymphatische System besteht also aus einem komplexen Verbund von Zellen, Geweben und auch Regulationsmechanismen. Durch Operationen, die Entfernung von Milz, Blinddarm oder Rachenmandeln werden das gesamte lymphatische System und das Immunsystem geschwächt und ein Auftreten chronischer Erkrankungen und Autoimmunprozessen begünstigt.

Infekte

Eine Vielzahl bakterieller und viraler Infektionen kann der letzte Tropfen sein, der das Fass zum Überlaufen bringt. Nicht nur, weil Infektionen das Immunsystem schwächen, sondern auch deshalb, weil einige Erregerbestandteile bestimmten körpereigenen Strukturen derart ähneln (das Phänomen wird als Mimikry-Modell oder molekulare Mimikry bezeichnet), dass sie infolgedessen vermutlich eine Autoimmunreaktion auslösen können. Das durch Streptokokken ausgelöste rheumatische Fieber mit einer Schädigung der Herzklappen oder des Herzmuskels ist ein Beispiel dafür. Bestandteile der bakteriellen Zellwand von Streptococcus pyogenes haben Ähnlichkeit mit der Zellwand menschlicher Herzklappen. Das kann in einigen Fällen dazu führen, dass das Immunsystem die Bakterien mit den körpereigenen Herzklappen „verwechselt“ und dann körpereigene Strukturen angreift.

Inwieweit bestimmte Erreger eine Hashimoto-Thyreoiditis auslösen, wird noch diskutiert. Doch sind viele Betroffene auch mit dem Epstein-Barr-Virus infiziert, dem Erreger des Pfeifferschen Drüsenfiebers. Diese Viren befallen gerne die Lymphe, und bei manchen Infizierten will die Erkrankung einfach nicht ausheilen, da die antiviralen Medikamente bei latenten, also ohne ausgeprägte Symptome verlaufenden Formen nicht greifen. Naturheilkundliche Maßnahmen wie das Anheben des Vitamin-DSpiegels (siehe Seite 91), die Stärkung der Nebennieren (siehe Seite 130) oder auch der Genuss von Knochenbrühe (siehe Seite 127) können bei viralen Erkrankungen sehr hilfreich sein.

Weitere Infekte, die nicht immer gut ausheilen und „still vor sich hin schmurgeln“, sind akute und chronische Infekte im Kiefer- und Zahnbereich sowie den Nebenhöhlen. Zum Verständnis: Alle Toxine, die sich im Kopfbereich befinden, müssen über die Lymphbahnen an der Schilddrüse vorbei; somit wird das Organ schnell überlastet.

Die echte Grippe (Influenzaviren), Kinderkrankheiten wie Mumps (Mumpsvirus), Röteln (Rubella virus), Ringelröteln (Parvoviren), eine durch Zecken ausgelöste Borrelien- oder Babesien- Infektion oder eine durch Kratz- und Bisswunden infizierter Katzen ausgelöste Bartonellen-Infektion kommen auch infrage. Weitere häufige gefundene Erreger bei Hashimoto-Betroffenen sind Helicobacter pylori (kann zu Magen-Schleimhaut-Entzündungen führen), Coxsackie-Viren (führen häufiger zu asymptomatischen Infekten) und Hepatitis-C-Viren (lösen eine chronische Leberentzündung aus). In der Praxis stelle auch ich immer wieder fest, dass Menschen mit Autoimmunerkrankungen häufiger Parasiten im Darm oder eine Überwucherung mit Hefepilzen (Candida- Arten) oder Schimmelpilzen haben als andere.

Impfungen

Noch bis vor wenigen Jahren galten Impfungen vor Krankheiten als Segen der modernen Medizin. Kritiker hingegen warnen vor nicht kalkulierbaren Nebenwirkungen. Insgesamt wird die Impfthematik sowohl bei Befürwortern als auch Gegnern sehr emotional geführt und ist von gegenseitigen Vorwürfen geprägt. Die Frage, ob durch Impfungen Autoimmunerkrankungen ausgelöst werden oder sich verschlimmern können, ist jedoch berechtigt, denn schließlich enthalten viele Impfstoffe schädliche Zusatzstoffe oder Wirkverstärker wie Formaldehyd, die Quecksilberverbindung Thiomersal oder Aluminiumverbindungen.

Die Frage nach dem Für und Wider kann nicht pauschal beantwortet werden. Es gibt Studien, die darauf hinweisen, dass Impfungen Autoimmunprozesse auslösen oder verschlimmern können, und andere, die nahelegen, dass Impfungen Autoimmunreaktionen verhindern oder gar abschwächen. Grundsätzlich gilt es, Nutzen und Risiko einer Impfung gegeneinander abzuwägen. Denn feststeht: Impfstoffe können wie alle Medikamente auch Nebenwirkungen verursachen.

Medikamente

Eine Reihe von Medikamenten greift in den Schilddrüsenstoffwechsel ein und begünstigt oder verschlechtert das Krankheitsgeschehen.

Die Anti-Baby-Pille

Da mir in der Praxis immer wieder der sorglose Umgang mit der Pille zur Empfängnisverhütung begegnet, möchte ich darauf etwas genauer eingehen. Die synthetisch hergestellten Hormone unterdrücken die körpereigene Östrogen- und Progesteronbildung. Grundsätzlich begünstigen Östrogene die Krankheitsentstehung von Hashimoto, Progesteron hingegen wirkt hemmend. Um die Östrogene der Pille im Körper stabil zu halten, wird eine Ethylgruppe zugefügt. Diese wird viel langsamer abgebaut als die körpereigenen Hormone. Gleichzeitig wird die Leber stark mit den synthetischen Hormonen belastet, und oftmals hat diese infolgedessen Schwierigkeiten, die körpereigenen Hormone abzubauen.

Frauen mit Hashimoto sollten über alternative Verhütungsmethoden nachdenken.

Ich rate Frauen, die die Pille oder andere hormonelle Verhütungsmethoden nehmen, diese abzusetzen und auf alternative Verhütungsmethoden zu setzen. Bei einer Erkrankung wie Hashimoto – also einer Dysbalance im hormonellen System – ist die Gabe von Medikamenten, die das natürliche Hormonsystem weiter aus der Balance bringen, nicht sinnvoll.

Es ist auch wichtig zu wissen, dass die Gestagene in der Pille kein natürliches Progesteron sind. Sie sind synthetisch hergestellte Gelbkörperhormone und Bestandteil von Minipillen oder Kombipillen. Ihre Hauptaufgabe: Sie verhindern ein Eindringen von Samenzellen in die Gebärmutter. Sie besetzen nur die gleichen Hormonrezeptoren, was zur Folge hat, dass natürliche Progesterongaben kaum noch wirken.

Ich arbeite in der Praxis sehr gerne mit bioidentischem Progesteron, da dies ein mächtiger natürlicher Entzündungshemmer ist und viele Frauen mit Hashimoto davon profitieren. Nur sind hier die Grenzen der Selbstmedikation erreicht. Ohne Laborbefund greife auch ich nicht in das sensible hormonelle System ein. Denn schon kleinste Mengen im Pikogrammbereich – wir sprechen hier von einem Billionstel Gramm – führen zu Verschiebungen in diesem hochsensiblen System.

Es kommt hinzu, dass die Pille das Risiko der Entstehung von Blutgerinnseln und Schlaganfällen erhöht, sie plündert Vitalstoffe, darunter Zink, Folsäure, die Vitamine B6 und B12 wie auch die Aminosäure Tyrosin, die für den Aufbau von Schilddrüsenhormonen gebraucht wird (siehe Seite 100). Sie verändert die normale Darmflora (siehe Seite 31), und wegen der hormonell ausgelösten Pseudoschwangerschaft kommt es zu einer immunologischen Verschiebung von TH1 zu TH2.

Amiodaron wurde ursprünglich zur Behandlung von Angina pectoris eingeführt und wird heute hauptsächlich als Antiarrhythmikum (zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen) verwendet. Durch das Medikament können sowohl eine Schilddrüsenunter- wie auch -überfunktion entstehen.

Antidepressiva begünstigen oftmals eine Schilddrüsenunterfunktion und greifen zudem häufiger in den Serotoninstoffwechsel ein. Jedoch sind gerade Menschen mit Hashimoto häufiger von depressiven Verstimmungen geplagt. Pflanzliche Mittel wie Johanniskraut (siehe Seite 135) können bei leichteren Beschwerden eine Alternative sein.

Antazida, aluminiumhaltige Mittel zur Neutralisierung der Magensäure bei Sodbrennen (Wirkstoff Natriumhydrogencarbonat, Calciumcarbonat, Magnesiumcarbonat), können die Wirkung von L-Thyroxin abschwächen.

Antidiabetika: Die Wirksamkeit von blutzuckersenkenden Medikamenten wie Metformin kann durch die Einnahme des Schilddrüsenhormons L-Thyroxin vermindert werden. Diabetiker sollten bei der Einnahme von T4 regelmäßig den Blutzuckerspiegel messen und gegebenenfalls ihren Diabetologen informieren.

Betablocker (Betarezeptorenblocker) sind Medikamente, die bei Bluthochdruck und Herzrhythmusstörungen verordnet werden. Sie stören die Umwandlung des Schilddrüsenhormons T4 in T3, wodurch erstmals Unterfunktionssymptome auftreten können oder sich eine bereits vorhandene Schilddrüsenunterfunktion verstärken kann.

Kortison (Glucocorticoide) und anhaltender Stress (fördert die vermehrte Ausschüttung des körpereigenen Cortisols) können die Wirkung von L-Thyroxin vermindern (siehe auch Seite 61).

Interferone: Sowohl Interferon-Alpha als auch Interferon-Beta sind Bestandteil der Behandlung verschiedener anderer Erkrankungen wie Hepatitis C (Interferon-alpha) oder Multiple Sklerose (Interferon-beta). Dadurch kann eine Hashimoto-Thyreoiditis ausgelöst werden oder sich verschlechtern.

Lithium wird bei der Behandlung von depressiven Störungen eingesetzt. Es hemmt den Transport von Jod innerhalb der Schilddrüse. Das führt letztendlich dazu, dass auch die Freisetzung der Schilddrüsenhormone T4 und T3 beeinträchtigt wird.

Pflanzliche Arzneimittel mit immunstimulierender Wirkung, z. B. Sonnenhut (Echinacea), Taigawurzel (Eleutherococcus senticosus) oder auch Wasserdost (Eupatorium perfolatium), sind potente Heilpflanzen, die jedoch bei einem Autoimmungeschehen wie Hashimoto das Immunsystem zu stark aktvieren können.

Protonenpumpenhemmer wie Omeprazol oder Pantoprazol gehören zu den häufig verordneten Medikamenten bei Sodbrennen oder Magengeschwüren (siehe auch Antazida). Sie sollten erst drei bis vier Stunden nach der Einnahme von L-Thyroxin eingenommen werden (siehe auch Seite 61).

Statine sind Mittel zur Senkung erhöhter Cholesterinwerte. Einige Präparate können die Aufnahme von L-Thyroxin hemmen. Befragen Sie dazu Ihren behandelnden Arzt (siehe auch Seite 61).

Nahrungsmittelbestandteile

Natürliche wie auch synthetisch hergestellte Nahrungsbestandteile können individuell verschieden das Krankheitsgeschehen negativ beeinflussen.

Gluten ist ein Speicherprotein im Getreide und wird auch als Klebereiweiß bezeichnet. Es hält den Teig zusammen und verbessert die Backqualität. Schon kleinste Spuren von Gluten führen bei Zöliakie-Betroffenen zu Beschwerden. Hashimoto-Betroffene haben in der Regel eine Glutenunverträglichkeit (siehe Seite 124), das heißt, sie tolerieren nur kleine Mengen an Getreide. Weizen, Gerste, Roggen, Dinkel und Grünkern, Emmer und Einkorn sollten deshalb gemieden werden. Denn Gluten steht unter Verdacht, eine Autoimmunreaktion gegen das Schilddrüsengewebe auszulösen und auch im weiteren Krankheitsverlauf negative Auswirkungen auf das Ausmaß der Schilddrüsenentzündung zu haben. Zudem ist Gluten oft die Ursache für nicht therapierbare Gewichtszunahmen.

Aspartam (E951), ein Süßungsmittel, das oftmals Softgetränken wie Cola light zugesetzt wird, zerfällt nach der Nahrungsaufnahme wieder in seine Bestandteile (Asparaginsäure, Methanol). Diskutiert werden neurologische Schäden wie auch hormonelle Einflüsse.

Azofarbstoffe (E102, E110, E122, E123, E124, E129, E151, E154, E155, E180) zum Färben von Lebensmitteln lassen Süßwaren wie beispielsweise Gummibärchen farbig leuchten und können sich nachteilig auf die Konzentration auswirken.

Glutamat (E621), ein Geschmacksverstärker, der zu den umstrittenen Zusatzstoffen zählt, ist in fast allen Fertigbrühen und Würzmitteln vorhanden. Er verleiht Fertiggerichten, Tütensuppen, Soßenpulver oder Flips und Chips einen intensiven Geschmack. Unter anderem steht Glutamat im Verdacht, Nervenzellen zu schädigen.

Verdickungsmittel (E410, E412, E413, E414, E415, E417) begünstigen möglicherweise allergieähnliche Symptome und sind damit auch bei einem Autoimmungeschehen nicht förderlich.

Toxine aus Nahrung und Umwelt

Belastungen in unserer Umwelt mit unterschiedlichsten Schadstoffen sind keinem Lebewesen, insbesondere aber Menschen mit einem Autoimmungeschehen nicht zuträglich. Wenngleich wie immer die Dosis das Gift macht, rate ich generell dazu, Giftstoffe soweit als möglich zu meiden. Teilweise ist das schwierig, denn sie sind in der Luft, im Wasser, in der Kleidung, in Baustoffen oder in unserer Nahrung vorhanden.

Acrylamid: Der chemische Stoff entsteht bei hohen Temperaturen von über 175 °C beim Braten, Frittieren oder Backen von stärkeund eiweißhaltigen Lebensmitteln. Acrylamid steht im Verdacht, krebserregend zu sein, und soll unter anderem Tumore der Schilddrüse begünstigen.

Alkohol: Viele Hashimoto-Erkrankte stellen eine Alkoholunverträglichkeit fest. Oftmals ist durch eine durchlässige Darmwand die Leber belastet (siehe Seite 123); doch auch jeder Tropfen Alkohol muss von der Leber entgiftet werden. Geschieht dies nicht ausreichend, kommt es nach dem Genuss von Alkohol zu Müdigkeit, Kopfschmerzen und Unwohlsein.

Aluminium: Das Leichtmetall steht im Verdacht, Krebserkrankungen und Alzheimer zu begünstigen. Es ist in Deodorants enthalten und dient als Wirkverstärker von Impfstoffen, findet sich jedoch auch in Konservendosen oder aluminiumhaltigem Kochgeschirr.

Antibiotika in Lebensmitteln: In der industriellen Tierhaltung werden jährlich tonnenweise Antibiotika verfüttert. Dadurch entstehen häufig multiresistente Keime, die sich auch in der menschlichen Darmflora ansiedeln können. Ein Ungleichgewicht von nützlichen und schädlichen Darmbewohnern ist bei fast allen Erkrankten mit einem Autoimmungeschehen nachweisbar. Vor allem Breitband-Antibiotika sind problematisch, da sie keinen Unterschied zwischen krankheitsverursachenden Bakterien und Darmsymbionten machen.

Flammschutzmittel wie PBDE (polybromierte Diphenylether): Sie kommen in Teppichen, Vorhängen oder Matratzen, aber auch elektrischen Geräten vor, um sie schwer entflammbar zu machen. Bromierte Flammschutzmittel sind schwer abbaubar, reichern sich in Lebewesen und der Muttermilch an, können die Nerven schädigen und sind möglicherweise krebserregend.

Fluorid: Dieser Stoff ist bei Zahnärzten sehr beliebt, denn er verhindert die Kariesbildung. Problematisch ist Fluorid deshalb, weil es sich um eine toxische Substanz handelt, die zudem mit Jod um die Bindungsstellen der Rezeptoren der Schilddrüse konkurriert. Eine Schilddrüsenunterfunktion kann die Folge sein oder eine bereits bestehende Unterfunktion sich verschlechtern. Fluorid in der Zahnpasta ist das kleinere Problem, denn Zahnpasta wird nicht geschluckt. Anders sieht es bei den Produkten aus, die in den Körperkreislauflauf gelangen. Schwarztee hat von Natur aus einen hohen Fluoridgehalt. Haushaltssalz wie auch einigen Arzneimitteln oder Nahrungsergänzungsmitteln wird oft Fluorid zugesetzt. Beachten Sie deshalb die Inhaltsangaben und Beipackzettel.

Formaldehyd in Spanplatten, Fertigparkett, Lacken, Farben oder auch Tabak: Der Stoff gilt allgemein als gesundheitsschädlich, er kann die Schleimhäute reizen und Krebserkrankungen auslösen. Vollholzmöbel, echtes Parkett und biologische Farben und Lacke und hier eine gute Alternative.

Fremdeiweiß im Säuglingsalter: Wenngleich Hashimoto keine Erkrankung im Kleinkindalter ist, können auch hier schon die Weichen für die weitere Entwicklung gestellt werden. Fremdeiweiße in Muttermilchersatzprodukten stören nach neuesten Erkenntnissen die Entwicklung des Immunsystems von Babys. Egal welche Ersatzprodukte – und seien sie noch so hypoallergen –: Die Qualität einer Muttermilch können sie nie erreichen.

Parabene: Sie werden von der Industrie als kostengünstige Konservierungsstoffe Kosmetikprodukten (Cremes, Zahnpasten, Duschgels, Shampoos), aber auch einigen Medikamenten zugesetzt. Viele Studien zeigen eine gesundheitsschädliche Wirkung auf das weibliche Hormonsystem. Parabene reichern sich im Körper an, können die Fortpflanzung beeinträchtigen und werden mit der Entstehung von Brustkrebs in Verbindung gebracht. Pflanzliche Produkte ohne synthetische Zusätze, Duftstoffe oder Farben sind generell eine gute Alternative zu synthetisch hergestellten Produkten.

Pestizide (Herbizide, Insektizide, Fungizide): Gerade in landwirtschaftlichen Gebieten finden sich vermehrt Pestizide in der Luft, im Boden und in den Gewässern. Besonders Unkraut- und Insektenvernichtungsmittel wie Glyphosat und Pyrethroide scheinen sich auf das Hormonsystem schädigend auszuwirken. Pestizidrückstände kommen in Nahrungsmitteln (Obst, Gemüse, Getreide), die in industrieller Intensivlandwirtschaft angebaut werden, häufig vor. In der ökologischen Landwirtschaft dürfen sie nicht eingesetzt werden.

PCB (polychlorierte Biphenyle): Die giftigen Chlorverbindungen sind fatalerweise geruchslos und wurden bereits 2001 weltweit verboten, finden sich jedoch bis heute in vielen Gewässern, im Boden und in der Atmosphäre. Sie wurden in Transformatoren, in Hydraulikflüssigkeiten, als Weichmacher in Lacken, Dichtungsmassen, Isoliermitteln und Kunststoffen verwendet. PCB ist ein Zellgift, das die Leber schädigt, das Erbgut wie auch das zentrale Nervensystem und das Immunsystem nachteilig beeinflusst, eine hormonähnliche Wirkung hat und demnach auch die Schilddrüsenfunktion schädigt.

Rauchen: Durch das Rauchen kommt es nicht nur zu Organ- und Gefäßschädigungen, auch die Schilddrüse leidet darunter, da die erhöhte Thiozyanatkonzentration die Jodaufnahme der Schilddrüse behindert.

Schwermetalle: Blei findet sich in alten Wasserleitungsrohren oder gelangt durch Abgase in den Boden und in die Nahrungskette. Kadmium gelangt durch Müllverbrennungsanlagen in die Umwelt, Quecksilberverbindungen finden sich in Impfstoffen und Zahnfüllungen aus Amalgam. Auch fetter Fisch (Thunfisch, Lachs, Sardellen) kann eine Schwermetallquelle sein. Schwermetalle können die Schilddrüsenfunktion stören. Die dringend empfohlene Entfernung von Amalgamfüllungen sollte nur ein ganzheitlich arbeitender Zahnarzt durchführen.

Xenoöstrogene: Dieser Überbegriff umfasst mehrere Stoffe, die nicht im Körper selbst gebildet werden, sich jedoch an körpereigene Rezeptoren binden und die Wirkung natürlicher Hormone verändern. Dazu zählen:

Phthalate, die als Weichmacher kosmetischen Produkten (Sonnencremes, Haarsprays, Parfums, Nagellacken), Bodenbelägen (PVC), Textilien (Duschvorhänge), Kinderspielzeug oder Lebensmittelverpackungen zugesetzt werden. Sie sind chemisch nicht fest gebunden und gelangen durch Abrieb, Auswaschung und Ausgasung in die Umwelt und damit in den Körper.

Der Weichmacher Bisphenol A ist Ausgangsstoff für Plastikstoffe und wird bei der Herstellung von Trinkflaschen, Lebensmittelboxen oder auch Thermopapier (Kassenbons) gebraucht. Gesundheitsschädigungen wie hormonelle Dysbalancen werden diskutiert.

Bei Männern können Weichmacher zu einer Verschlechterung der Spermienqualität führen, Frauen zeigen unter dem Einfluss von Weichmachern die typischen Wirkungen einer Östrogendominanz.

Vitalstoffmangel

Auf dieses Thema gehe ich im Abschnitt „Vitalstoffe“ (siehe Seite 79) genauer ein. Der Vollständigkeit halber führe ich die Stoffe hier stichpunktartig auf.

Vitamin B, insbesondere B12-Mangel: Die einzelnen B-Vitamine unterstützen sich gegenseitig, weshalb die Einnahme eines Komplexes sinnvoll ist.

Vitamin C: Kann gut mit Eisen kombiniert werden und begünstigt die Aufnahme von Eisen im Körper.

Vitamin D: Wirkt antientzündlich und reguliert das Immunsystem. Jedoch besteht bei Hashimoto häufiger eine Fehlfunktion der Vitamin-D-Rezeptoren.

Eisen: Chronische Entzündungen bedingen generell einen erhöhten Eisenverbrauch.

Jod: Ein Balanceakt: Sowohl zu viel als auch zu wenig Jod bringt die Schilddrüse aus dem Gleichgewicht.

Magnesium: Ein verlangsamter Stoffwechsel führt dazu, dass auch Magnesium nicht ausreichend aufgenommen wird.

Omega-3-Fettsäuren: Wirken sich wegen ihrer entzündungshemmenden Eigenschaften generell günstig bei Autoimmunprozessen aus.

Selen: Das Spurenelement gehört zu den Antioxidantien, sogenannten Radikalfängern, wirkt entzündungshemmend und wird bei der Umwandlung von T4 zu T3 gebraucht.

Zink: Vor allem bei Infekthäufigkeit und einem „löchrigen Darm“ können sich Zinkgaben positiv auswirken.

Gestörte Darmflora

Störungen der mikrobiologischen Darmflora mit Schädigung der Darmwand (siehe Seite 123) sind ein Therapieschwerpunkt ganzheitlicher Therapiekonzepte. Denn der Darm ist Sitz des Immunsystems und spielt eine entscheidende Rolle bei der Entstehung von Autoimmunerkrankungen. Durch den engen Zusammenhang zwischen Darmflora und der Ausprägung von Autoimmunerkrankungen bessern sich diese in der Regel nach einer mikrobiologischen Therapie.

Seelische und soziale Einflüsse

Traumata, der Tod eines nahen Menschen oder eines geliebten Tieres, eine schwierige Kindheit, Liebesentzug, Mobbing, tiefe Kränkungen, Beziehungsprobleme, Trennung vom Partner und ganz allgemein Dauerstress sind Faktoren, die eine Autoimmunerkrankung forcieren können. Negative Gefühle wie Angst und Ärger können die Abwehrkräfte und damit das Immunsystem schwächen. Nicht wenige Betroffene berichten von belastenden Lebenssituationen oder gar von einem Zustand der Ausweglosigkeit vor dem Ausbruch der Erkrankung.

Dauerhafter Stress ist ein Faktor, der sich an den hormonproduzierenden Drüsen, genauer gesagt an den Nebennieren, messen lässt. Zunächst produziert die Nebenniere erhöhte Cortisolund DHEA-Werte. Bei einer Erschöpfung wie Burn-out sinken die beiden Werte unter den Normbereich, und vor allem Cortisol ist dann in einigen Fällen kaum noch nachweisbar. Zur Diagnostik überforderter oder ermüdeter Nebennieren ist ein Speicheltest sinnvoll, den Sie bei einem Heilpraktiker oder im Selbsttest (siehe Seite 130) durchführen können. Die Auswertung sollten Sie jedoch mit einem Therapeuten besprechen.

Hashimoto-Symptome: Die vielen Gesichter der Erkrankung

Weil Hashimoto so viele Gesichter hat und sich langsam und schleichend entwickelt, dauert es bis zur Diagnose manchmal viele Jahre. Und das sind keine Einzelfälle! Zudem gibt es individuelle Verläufe und Symptome, die an einigen Tagen stärker zum Vorschein kommen, wieder abklingen und erneut auftreten können. Die nachfolgende Liste ist nicht vollständig, gibt Ihnen aber einen guten Überblick über die häufigsten Beschwerden.

Beschwerden trotz Normwerten

Schilddrüsenwerte im Normalbereich bedeuten nicht automatisch, dass es Ihnen auch gut geht oder Sie gesund sind. Vor allem zu Beginn der Hashimoto-Erkrankung kann der Körper noch kompensieren. Dann sind die Hormonwerte oft noch im Normbereich oder es zeigt sich bereits eine Erhöhung des TSH-Wertes (siehe Seite 51), damit ein normaler Schilddrüsenspiegel aufrechterhalten werden kann. Es können jedoch schon Symptome einer Unterfunktion (Hypothyreose) bestehen. Dieser Zustand wird als subklinische Hypothyreose bezeichnet. In dieser Phase ist die Unterstützung mit Hormonglobuli (siehe Seite 106) und Vitalstoffen besonders effektiv.

Körperliche Beschwerden

Hals- und Rachenbeschwerden

Nicht jede Schilddrüsenentzündung muss mit Beschwerden im Hals verbunden sein. Bei vielen Hashimoto-Betroffenen ist der Verlauf sogar schmerzfrei. Anhaltende leichte Halsschmerzen, ein Kloßgefühl im Hals bis hin zu Schluckbeschwerden, Rötungen im Rachenraum oder auch eine Rötung der Haut im Halsbereich können Anzeichen der Hashimoto-Thyreoiditis sein oder auch nur im Fall eines Schubes auftreten.

Anhaltende Müdigkeit und Erschöpfung

Müdigkeit und eine übermäßig schnelle Erschöpfung sind typische Symptome einer Hashimoto-Thyreoiditis. Vitalstoffmangel, ein durch die Schilddrüsenunterfunktion verlangsamter Stoffwechsel und eine Nebennierenschwäche machen schlapp und müde und lassen Betroffene schneller frieren, weil generell im Körper ein Energiemangel vorherrscht.

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Die unterschiedlichen Symptome der Hashimoto-Thyreoiditis

Ungewollte Gewichtszunahme

Früher hieß es bei Übergewicht: „Man hat’s an den Drüsen.“ Im Fall von Hashimoto ist das wirklich so. Neben vermehrtem Haarausfall ist die ungewollte Gewichtszunahme der häufigste Grund, warum Hashimoto-Betroffene meine Praxis aufsuchen. Aussagen wie „Ich muss Essen nur ansehen und nehme zu“ höre ich immer wieder – es kommt also ohne Änderung der Ernährungsgewohnheiten zur Gewichtszunahme. Bei Frauen in den Wechseljahren wird die Gewichtszunahme häufig auf die Hormonumstellung der Geschlechtshormone geschoben. Doch kann auch eine Unterfunktion der Schilddrüse den Stoffwechsel verlangsamen und den Grundumsatz um etwa fünf, in seltenen Fällen um bis zu zehn Prozent reduzieren. So entstehen pro Jahr mehrere Kilogramm mehr auf der Waage.

Verstopfung

Wenn Sie bei Hashimoto in eine deutliche Schilddrüsen-Unterfunktion rutschen, dann ist Verstopfung eines der am meisten genannten Symptome. Der reduzierte Stoffwechsel setzt die Darmtätigkeit herab, weshalb der Stuhl deutlich langsamer vorwärtstransportiert wird. Dadurch kann sich eine erhebliche Verstopfung entwickeln. Die Stauung wird nicht nur als sehr unangenehm empfunden, es verbleiben auch Giftstoffe im Körper, die eine zusätzliche Belastung darstellen.

Wassereinlagerungen

Schwellungen durch Wassereinlagerungen, sogenannte Ödeme, zeigen sich vor allem im Gesicht, an den Augenlidern und den Extremitäten. Die Wassereinlagerungen können mehrere Kilogramm betragen und sind das Resultat einer Schilddrüsenunterfunktion mit verminderter Lymphleistung (bedingt durch eine verminderte Spannung der glatten Muskulatur der Gefäße) oder auch einer Fehlbesiedelung im Darm. Einige krank machende Darmkeime scheiden Toxine aus, die leicht eine löchrige Darmwand passieren können. Wenn der Körper sie nur ungenügend ausscheiden kann, versucht er sie mit Wasser zu „verdünnen“.

Schlafstörungen

Während es in Zeiten einer Überfunktion vermehrt zu Ein- wie auch Durchschlafstörungen kommen kann, überwiegt in Zeiten einer Unterfunktion ein vermehrtes Schlafbedürfnis. Nicht selten berichten Betroffene davon, dass sie zehn und mehr Stunden Schlaf täglich brauchen. Generell fühlen sich Menschen mit einer Schilddrüsenunterfunktion schnell erschöpft und müde und sie schlafen auch schnell ein, werden jedoch auch bald wieder wach, da die Schlaftiefe nicht erreicht wird.

Haarausfall

Haarausfall kann vor allem für Frauen ziemlich belastend sein. Funktionsstörungen der Schilddrüse, der Geschlechtshormone sowie fehlende Vitalstoffe oder chronische Vergiftungen kommen neben genetischen Ursachen für Haarausfall infrage. Eine Überfunktion der Schilddrüse kann sich durch dünne, feine und brüchige Haare äußern. Da die Haare früher in die Ruhephase wechseln, erreichen sie auch nur eine geringe Länge. Bei einer Unterfunktion der Schilddrüse wirken die Haare matt, stumpf, trocken und brüchig. Nach und nach dünnen die Haare aus, die Haardichte nimmt ab. Auch Augenbrauen, die am äußeren Rand lichter werden oder verschwinden, sind ein typisches Zeichen einer Schilddrüsenunterfunktion.

Nagelveränderungen

Brüchige Finger- und Fußnägel und auffallende Längs- und Querfurchen können ihren Ursprung in einer Schilddrüsenunterfunktion haben. Weiße Flecken auf den Nägeln deuten auf einen Zinkmangel hin, und verschwindende Nagelmonde sind typisch für eine Unterfunktion der Schilddrüse.

Konzentrations- und Wortfindungsstörungen, Brain Fog

Autor

  • Claudia Ritter (Autor:in)

Claudia Ritter ist Heilpraktikerin, Dozentin sowie Mitglied der Kommission E, einer wissenschaftlichen Sachverständigenkommission für pflanzliche Arzneimittel. Zudem ist sie Autorin mehrerer naturheilkundlicher Bücher. Schwerpunkte ihrer Praxis sind neben hormonell bedingten Erkrankungen die zahlreichen Autoimmunerkrankungen. Die Hashimoto- Thyreoiditis nimmt dabei einen bedeutenden Platz ein. Für humboldt schrieb sie bereits „Natürlich durch die Wechseljahre“.
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Titel: Hashimoto natürlich behandeln