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Das Hanf- und CBD-Gesundheitskochbuch

Heilsames Kochen mit der Cannabis-Pflanze und Cannabidiol (CBD). Mit Anleitung: CBD-Speiseöle herstellen und anwenden

von Sebastian Vigl (Autor:in) Nico Schack (Autor:in) Anne Brünnert (Autor:in)
136 Seiten

Zusammenfassung

Die moderne Forschung und eine weltweit engagierte Bewegung ho-len eines der bekanntesten Heil- und Lebensmittel zurück aus der Ver-gessenheit. Die Autoren verfolgen dieses Comeback als Pflanzenheil-kundler, Gastronom und Köchin und Food-Bloggerin. In ihrem Buch erklären sie, wie die Heilpflanze Hanf und Wirkstoffe wie CBD (Canna-bidiol) gesundheitlich genutzt werden können. Sie zeigen, wie man CBD-haltiges Speiseöl selbst herstellen, welche kreativen und schmackhaften Gerichte man mit Hanf kochen und wie man die Hanf-pflanze als Heil- und Lebensmittel anwenden kann.Auswahl der Rezepte: Beerensmoothie mit Hanf | Hanf-Pancakes | Omas Käsekuchen mit Hanf | Sommersalat mit Hanf-Parmesan-Chips | Hanf-Risotto mit Pilzen | Lachs auf Hanf mit Ofenkartoffeln | Kokos-CBD-Schichtdessert.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


VORWORT

Liebe Leserin, lieber Leser,

wahrscheinlich haben Sie schon manches über den Hanfwirkstoff Cannabidiol (CBD) gelesen und wahrscheinlich klang einiges davon vielversprechend. Vielleicht haben Sie sich gefragt, ob CBD auch Ihnen nutzen könnte und wie Sie es anwenden sollten. Wir, die Autoren dieses Buches, beschäftigen uns seit einigen Jahren mit den verschiedenen Wirkungen von Hanf und seinen Inhaltsstoffen wie CBD. Unterschiedliche berufliche Hintergründe und Interessen brachten uns mit der Hanfpflanze in Kontakt, wir haben uns ihr als Pflanzenheilkundler, als Gastronom und als begeisterte Köchin und Food-Bloggerin genähert.

Seit vielen Generationen wird Hanf als Lebens- und Heilmittel genutzt, durch die moderne Forschung verfügen wir heute über eine genaue Vorstellung darüber, wie diese Heilpflanze wirkt. Wir können nachvollziehen, wie ihre Inhaltsstoffe beschaffen sind und auf welche körperlichen Prozesse sie einwirken. Dieses Wissen erlaubt es uns, Hanfwirkstoffe wie CBD nicht nur effektiv und gut verträglich einzusetzen, es eröffnet uns auch Wege, die Wirkung von CBD zu optimieren.

In diesem Buch zeigen wir Ihnen, wie Sie Cannabidiol für Ihre Gesundheit nutzen und die Wirkung von CBD verstärken können. Dabei spielen neben diversen Hanflebensmitteln wie Hanföl oder Hanfmehl auch Empfehlungen für einen Lebensstil eine Rolle, denn damit können Sie das sogenannte Endocannabinoid-System stärken, über das CBD seine Wirkung entfaltet.

Sebastian Vigl ist Heilpraktiker in Berlin, als Heilpflanzenkundiger ist sein therapeutischer Schwerpunkt der Einsatz von Arzneipflanzen und deren Inhaltsstoffen. Daher verfolgt er mit großem Interesse die moderne Arzneipflanzenforschung, die zu mancher Wiederentdeckung vergessener Heilpflanzen führt. Hanf ist hierfür ein gutes Beispiel: Aktuelle Studien erlauben den zielgerichteten Einsatz von Cannabis und seiner Wirkstoffe wie CBD. Zusammen mit seiner Praxiskollegin Anne Wanitschek hat Sebastian Vigl bereits das Buch „Cannabis und Cannabidiol (CBD) richtig anwenden“ veröffentlicht, das mittlerweile in einer zweiten, aktualisierten Auflage erhältlich ist. In dem vorliegenden Buch ist er für das erste Kapitel zuständig, in dem er Ihnen die wichtigsten theoretischen Grundlagen näherbringt, die Sie für das heilsame Kochen mit CBD und Hanf wissen sollten.

Im praktischen Teil des Buches bekommen Sie viele Inspirationen, wie Sie CBD und auch andere Hanfprodukte mit wenig Aufwand in Ihre tägliche Ernährung integrieren können. Zentrale Bedeutung hat dabei unser CBD-Speiseöl, das Sie ganz einfach selbst herstellen können und das für die Rezepte verwendet wird. Diese vielfältigen Rezepte stammen von Nico Schack und Anne Brünnert. Nico Schack gründete 2019 das Café Canna – Berlins erstes Hanf-Café –, um dazu beizutragen, das Image der Pflanze wieder ins rechte Licht zu rücken. Anne Brünnert ist eigentlich Beraterin für Social Media und Webauftritte – steht aber auch gerne mal in der Backstube des Café Canna. Mittlerweile produziert das Team vom Café Canna in enger Zusammenarbeit mit Hanfbauern aus der Region hochwertige Hanf- und CBD-Produkte in seiner Manufaktur.

Wir wünschen Ihnen eine angenehme Lektüre und viel Freude beim Kochen mit Hanf und CBD!

Sebastian Vigl, Nico Schack und Anne Brünnert

 

P.S. Mit dem Gutschein-Code: „Kochbuch“ bekommen Sie
10 Prozent Rabatt auf Ihre erste Bestellung im Onlineshop
des Café Canna:
www.cafecanna.de

DIE GESUNDHEITLICHEN WIRKUNGEN VON HANFLEBENSMITTELN UND CANNABIDIOL (CBD)

„Eure Nahrungsmittel sollen eure Heilmittel und eure Heilmittel sollen eure Nahrungsmittel sein“, lautet ein Spruch des altgriechischen Arztes Hippokrates. Es ist nicht belegt, ob er das wirklich gesagt hat, woran jedoch niemand zweifelt, ist die Sinnhaftigkeit der Aussage. Mit unserer täglichen Ernährung legen wir den Grundstein für Gesundheit und Genesung. Ein wichtiges Heilmittel, das wir zum Nahrungsmittel machen können, ist die Hanfpflanze. Ihre Inhaltsstoffe wie CBD nähren und stärken entscheidende körperliche und geistige Prozesse, wovon sowohl Gesunde als auch Menschen mit Erkrankungen oder chronischen Beschwerden profitieren können.

Körper und Geist ganzheitlich unterstützen mit dem Endocannabinoid-System

In den letzten Jahrzehnten haben wir durch die Cannabis-Forschung nicht nur viel über die alte Heil- und Nutzpflanze Hanf erfahren. Wir haben auch einiges Neues über uns gelernt. Wussten Sie zum Beispiel, dass Sie gerade cannabisähnliche Stoffe in Ihrem Körper produzieren? Diese sind essenziell für Ihre Gesundheit und ein wichtiger Aspekt, damit wir die Heilkraft von Cannabiswirkstoffen wie CBD verstehen.

Auf der Suche nach einer neuen Medizin

Vieles, was die klassische Schulmedizin und selbst die Naturheilkunde heute anbieten, erlaubt oft nur ein oberflächliches „Herumdoktern“ an den Beschwerden. Bei Schmerzen können wir die für die Schmerzübertragung zuständigen Botenstoffe und Enzyme medikamentös blockieren. Wir können die Produktion von Magensäure hemmen, Entzündungen drosseln und Fieber senken. Dies kann Erleichterung verschaffen und Krankheitsverläufe bessern oder verlangsamen, doch ist es meist nicht mehr als das Glätten der Oberfläche, tiefer liegende Körpervorgänge bleiben unberücksichtigt und werden bisweilen sogar gestört. Wir behandeln unseren Körper und unsere Seele oft so, als würden wir einem schreienden Baby ständig nur den Schnuller reichen, ohne nachzusehen, ob es vielleicht wichtige Bedürfnisse hat, auf die wir eingehen sollten. Hauptsache, es ist ruhig. Viele Medikamente und Naturheilmittel werden der Komplexität von seelischen und körperlichen Abläufen nicht gerecht.

Daher sind Wissenschaftler*innen immer auf der Suche nach neuen ganzheitlichen Wirkstoffen. Diese sollen das Krankheitsgeschehen in seiner ganzen Komplexität erfassen und dadurch eine umfassende Heilung ermöglichen, bei der nicht nur der Körper, sondern auch die Seele gesundet. Um solch ganzheitliche Wirkstoffe zu finden, durchforsten sie entlegene Winkel der Erde nach unbekannten Heilmitteln und experimentieren mit neuen chemischen Verbindungen. Immer öfter endet ihre Suche nach einem neuen ganzheitlichen Heilmittel mit der Wiederentdeckung einer alten Medizin, mit der Wiederbelebung von alten Heilmethoden, die die Menschheit jahrhundertelang genutzt haben. Zu diesen Heilmethoden mit einer langen und erfolgreichen Tradition zählen zum Beispiel die Meditation, das Heilfasten oder die Pflanzenheilkunde.

Heilpflanzen zählen zu den ältesten Heilmitteln dieses Planeten. Noch lange bevor die Menschen sie für ihre Zwecke einsetzten, fraßen Tiere instinktiv spezielle Pflanzen, um sich zu kurieren. Wir vermuten heute, dass die Menschen seit mindestens 50.000 Jahren von Heilpflanzen Gebrauch machen, darauf lassen Grabbeigaben schließen, die bei einer Ausgrabung im heutigen Irak zum Vorschein kamen. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass Menschen schon länger Heilpflanzen bewusst konsumierten. 99 Prozent ihrer Geschichte verbrachten die Menschen jagend und sammelnd, die Kenntnis der Pflanzenwelt war von entscheidender Bedeutung für ihr Überleben.

Als die Menschen sesshaft wurden, lernten sie die Pflanzen, die in ihren Siedlungen wuchsen, kennen und nutzen. Viele dieser Pflanzen fühlen sich bis heute in unserer unmittelbaren Nachbarschaft wohl, und so erstaunt es nicht, dass wir inmitten unserer Städte, auf Autobahnraststätten oder Spielplätzen eine unglaublich hohe Anzahl von Heilpflanzen finden. Auch rund um Ihr Haus würden Sie wahrscheinlich eine ganze Apotheke vorfinden. Wer sich damit näher beschäftigen will, dem sei das Buch „Gesund mit heimischen Heilpflanzen“ empfohlen, das Sebastian Vigl und Anne Wanitschek geschrieben haben. Darin sind zehn Heilpflanzen porträtiert, die überall in Mitteleuropa wachsen.

Auch in anderen Teilen der Erde lässt sich dieses Phänomen beobachten: Der Mensch lernte Pflanzen zu nutzen, die in seiner unmittelbaren Umgebung wuchsen. Einer der wohl bedeutendsten Begegnungen zwischen Mensch und Pflanze fand wahrscheinlich im heutigen Kasachstan statt: Von dort aus soll sich – meist mithilfe des Menschen – die Hanfpflanze ausgebreitet haben, die heute zu unseren wichtigsten Heilpflanzen zählt.

Der Mensch und die Hanfpflanze – eine turbulente Beziehung

Vielen Lokalnachrichten ist es immer wieder eine Meldung wert, wenn die Polizei eine illegale Cannabis-Anpflanzung entdeckt. Manchmal sind dies größere Plantagen in stillgelegten Fabrikhallen, Kellern oder auf Dachböden, manchmal sind es auch nur ein bis zwei Pflanzen auf einem Balkon oder in einem Garten. Cannabis-Anbau ist verboten, selbst für den Anbau von THC-armen Nutzhanf braucht man in Deutschland eine Sondergenehmigung.

Das war nicht immer so, es gab sogar Zeiten, in denen es verboten war, kein Cannabis anzupflanzen! Das galt zum Beispiel im England des 18. Jahrhunderts, wo ein Gesetz den Anbau von Hanf all denen vorschrieb, die die englische Staatsbürgerschaft erwerben wollten. Wer sich weigerte, hatte mit empfindlichen Geldstrafen zu rechnen. Zur gleichen Zeit konnte man im amerikanischen Virginia sogar ins Gefängnis kommen, wenn man sich weigerte, Hanf anzupflanzen. Diese strengen Vorschriften hatten gute Gründe, die Hanfpflanze war ein äußerst wertvoller Lieferant für verschiedene Wirtschaftszweige. Die robuste Hanffaser war zum Beispiel für die Herstellung von Tauen für die Schifffahrt notwendig und ein wichtiger Rohstoff der Textilindustrie. Bis ins frühe 19. Jahrhundert war es in Nordamerika sogar möglich, seine Steuern mit Cannabis zu bezahlen.

Hanf war zu Beginn der Neuzeit ein so begehrter Rohstoff, dass dies zu zwischenstaatlichen Konflikten führte, für die wiederum mehr Hanf benötigt wurde, denn die Fasern waren auch beim Ausrüsten von Armeen und der Flotte von Bedeutung. In dem amerikanischen Schiff U.S.S. Constitution wurden im frühen 19. Jahrhundert über 50 Tonnen Hanf gebraucht, das meiste davon für das insgesamt sieben Kilometer lange Tauwerk. Selbst im zweiten Weltkrieg spielte Hanf noch eine entscheidende Rolle, in den letzten vier Kriegsjahren produzierten amerikanische Bauern über 40.000 Tonnen Hanffasern für Kriegszwecke.

George Bush senior, der spätere Präsident der USA, verdankte diesen Hanffasern sein Leben, als er als junger Pilot im Zweiten Weltkrieg bei einem Einsatz notwassern musste: Sein Fallschirm bestand aus Hanffasern, und das Schiff, das ihn rettete, hätte ihn ohne Hanffasern wohl nicht rechtzeitig erreicht. Das konnte je-doch nicht verhindern, dass er später als CIA-Direktor und US-Präsident der Pflanze selbst den Kampf ansagte.

Hanf war nicht nur eine wichtige landwirtschaftliche Nutzpflanze, er hat auch eine lange Geschichte als Heil- und Rauschmittel. Als Heilmittel erlebte Cannabis in Europa und Nordamerika im 19. Jahrhundert seine Blütezeit, die Apotheken boten standardisierte Cannabismedikamente und meist auch eigene Cannabisrezepturen an. Zwischen 1850 und 1900 waren rund die Hälfte aller verkauften Arzneimittel cannabishaltige Medikamente, die unter anderem bei Schmerzen, Epilepsie, Migräne, Asthma und Rheuma eingesetzt wurden. Das wäre womöglich bis heute so geblieben, wenn es der Forschung gelungen wäre, die Hauptwirkstoffe von Cannabis zu isolieren. Doch erst 1963 entdeckte eine israelische Forschergruppe das Wirkprinzip von Cannabis, seine Anwendung war mittlerweile in den meisten Ländern der Erde verboten. Ab den 1930er-Jahren kam es zur weltweiten Illegalisierung der Hanfpflanze, viele Regierung sagten dem Cannabiskonsum und -anbau den Kampf an und machten damit auch die medizinische Nutzung schwierig.

In den letzten Jahren hat sich die Haltung zu Cannabis deutlich verändert. Laut einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey sprachen sich 2019 42 Prozent der Deutschen für eine Legalisierung von Cannabis aus. Auch der Bund Deutscher Kriminalbeamter fordert ein Ende des Cannabis-Verbots.

Die Debatte um die mögliche Entkriminalisierung von Cannabis hat dem Image der Hanfpflanze gutgetan. Es wird viel mehr über den möglichen Nutzen der Hanfpflanze statt über die möglichen Risiken diskutiert. Viele Menschen entdecken die vielseitige Anwendbarkeit und Wirkung ihrer Hauptwirkstoffe, der sogenannten Cannabinoide. Es gibt kaum einen essenziellen körperlichen Prozess, auf den sie nicht günstig einwirken können, zudem beeinflussen sie unsere seelische Gesundheit und können damit zu Recht zu den ganzheitlichen Heilmitteln gezählt werden. Dies gilt auch für den Wirkstoff Cannabidiol (CBD), dem wir uns in diesem Buch widmen. Um seine umfassende Wirkung zu verstehen, schauen wir uns das Endocannabinoid-System etwas genauer an.

Das Endocannabinoid-System: Wir produzieren cannabisähnliche Wirkstoffe

Wenn Sie mit anderen zusammenleben, kennen Sie das vielleicht: Sie halten die Wohnung in Ordnung, räumen auf, wischen Staub, waschen ab, und die Menschen in Ihrem Haushalt scheinen das nicht zu merken. Was Sie leisten, fällt erst auf, wenn Sie es einmal nicht mehr machen. In unserem Körper verhält es sich ganz ähnlich. Dort gibt es ein System aus Rezeptoren und Botenstoffen, das unzählige wichtige Prozesse in unserem Körper steuert, und lange war niemandem aufgefallen, was dieses System leistet. Erst vor 30 Jahren begannen Forschungsteams, schrittweise das endogene Cannabinoid-System zu entdecken. Sein Namensgeber sind die Cannabinoide, die Hauptwirkstoffe der Cannabispflanze, der Begriff „endogen“ steht für Prozesse, die im Körper stattfinden. Nach und nach zeigte sich, dass wir selbst cannabisähnliche Wirkstoffe produzieren, die sogenannten Endocannabinoide. Diese sind den Cannabiswirkstoffen nicht nur strukturell ähnlich, sie haben auch vergleichbare Wirkungen.

Die Cannabinoid-Rezeptoren.

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Cannabinoid-Rezeptoren sind die Aktionspunkte des Endocannabinoid-Systems. Sie sitzen im Gehirn und in den Nervenzellen und stimulieren verschiedene Botenstoffe, die sich dann auf den Schlaf, auf Schmerzen, auf das Gehirn und das allgemeine Wohlbefinden auswirken können.

Endocannabinoide sorgen dafür, dass unterschiedliche Vorgänge in unserem Körper nicht chaotisch ablaufen und sich gegenseitig stören, sondern harmonisch aufeinander abgestimmt sind. Endocannabinoide steuern Endzündungsvorgänge und die Arbeit des Immunsystems, sie regulieren Schlaf, Schmerzen, Gedächtnis, Krebsabwehr und Stressantwort und haben einen wesentlichen Einfluss darauf, wie wir uns fühlen. Wenn wir ausreichend Endocannabinoide produzieren, schützt uns das vor Depressionen, krankhaften Ängsten und anderen psychischen Belastungen wie Stress und Erkrankungen.

Was ist jedoch, wenn wir nicht ausreichend Endocannabinoide bilden? Wenn Botenstoffe in unserem Körper fehlen, geht dies meist mit Erkrankungen oder zumindest Beschwerden einher.

Zum Beispiel spielt ein Mangel an Serotonin bei Depressionen eine Rolle, und Dopaminmangel bei Morbus Parkinson. Wenn nicht genügend Schilddrüsenhormone gebildet werden, wirkt sich dies auf verschiedenste Organe, das Nervensystem und die Psyche aus, die Hormone müssen von außen zugeführt werden. Bei der Erforschung des Endocannabinoid-Systems zeigte sich, dass wir auch auf Endocannabinoide nicht verzichten können. Die Liste von Erkrankungen und Beschwerden, an denen das Endocannabinoid-System wesentlich beteiligt ist, wird immer länger. Und bei einem großen Teil davon wird das Endocannabi-noid-System zunehmend in der Therapie berücksichtigt. Dies betrifft schwere Erkrankungen wie Krebs, Multiple Sklerose oder Epilepsie, aber auch alltägliche Beschwerden wie Stress, Schlafprobleme, Müdigkeit oder depressive Verstimmung.

Erkrankungen, bei denen das Endocannabinoid-System zunehmend in der Therapie berücksichtigt wird

Neurologische Erkrankungen Multiple Sklerose, Alzheimer, Morbus Parkinson, Restless-Legs-Syndrom, Epilepsie, Autismus, ADHS
Psychische Erkrankungen Depressionen, Schizophrenie, Angsterkrankungen, Suchterkrankungen, Posttraumatische Belastungsstörung, Schlafstörungen
Stoffwechselerkrankungen Adipositas, Diabetes
Hauterkrankungen Schuppenflechte, Neurodermitis, Akne
Schmerzen Fibromyalgie, Reizdarm, Migräne, Endometriose, Regelschmerzen, Tumorschmerzen
Entzündliche Erkrankungen Arthritis, chronisch entzündliche Darmerkrankungen
Krebserkrankungen Alle häufigen Krebserkrankungen

Wirkstoffe aus der Cannabispflanze können das Endocannabinoid-System bei diesen Erkrankungen unterstützen, weshalb der therapeutische Einsatz von Cannabinoiden wie CBD zunehmend an Bedeutung gewinnt. Cannabiswirkstoffe verstärken die harmonisierende Wirkung des Endocannabinoid-Systems, was Beschwerden lindern oder zur Genesung führen kann. Sie wirken dabei ganzheitlich, das heißt, sie fördern die Gesundheit auf verschiedenen Ebenen. Menschen mit Rheuma können zum Beispiel nicht nur von der entzündungshemmenden und schmerzstillenden, sondern auch von der stimmungsaufhellenden, schlaffördernden oder angstlösenden Wirkung von Cannabinoiden profitieren.

Nicht nur für Menschen mit manifesten Erkrankungen sollte das Endocannabinoid-System von Interesse sein. Unsere Endocannabinoide machen uns leistungsstark, stressresistent und ausgeglichen. Ein starkes Endocannabinoid-System ist gerade in unserem hektischen Alltag von Vorteil. Es kann uns dabei helfen, unsere Energien auf Wesentliches zu fokussieren und bei Stress oder sonstiger Belastung unsere Balance und gute Laune nicht zu verlieren. Es lässt uns besser zur Ruhe kommen und weniger unter Schmerzen, Ängsten oder Stimmungsschwankungen leiden.

Zusammenfassung

Wenn Sie Ihren Körper ganzheitlich unterstützen wollen, ist es hilfreich, seine Funktionsweise zu verstehen. Dann können Sie sich jede Menge Arbeit und auch Geld sparen. Sie brauchen dann nicht für jedes einzelne Organ und für all die verschiedenen Prozesse im zentralen Nervensystem, die für unsere Gesundheit verantwortlich sind, eine eigene Maßnahme. Wenn Sie wissen, was diese verschiedenen Abläufe in Ihrem Körper koordiniert, können Sie dort zielgerichtet ansetzen.

Das Endocannabinoid-System liefert einen wichtigen Ansatzpunkt für eine ganzheitliche Unterstützung unseres Körpers. Es reguliert zentrale psychische, geistige und körperliche Prozesse, die für unsere Gesundheit und Genesung essenziell sind. Wenn Sie auf das Endocannabinoid-System einwirken, greifen Sie nicht störend in komplexe Körperprozesse ein, Sie können Ihren Körper vielmehr bei der Regulation der Abläufe unterstützen.

Der natürliche Wirkstoff Cannabidiol (CBD)

In diesem Buch zeigen wir Ihnen verschiedene Möglichkeiten, wie Sie Ihr Endocannabinoid-System stärken können. Allen voran mit Cannabidiol (CBD), einem besonderen Wirkstoff aus der Hanfpflanze.

Das Comeback der Hanfpflanze

Wahrscheinlich haben Sie schon von CBD gehört, diesem Stoff, der in den letzten Jahren in der Öffentlichkeit und in der Forschung für viel Aufsehen gesorgt hat. Das lag nicht nur an seinen potenziellen Heilwirkungen, sondern auch an seinem Ursprung. Hanf hatte lange Zeit keinen besonders guten Ruf, er galt als gefährliches Rauschmittel, das es zu bekämpfen galt. Seine Kriminalisierung hat auch seiner Anwendung als Nutz- und Heilpflanze geschadet. Die Stigmatisierung der Pflanze ließ in den letzten Jahren nach, Handel, Industrie, Landwirtschaft und Medizin entdecken sie als wertvolle Ressource. Dies ermöglichte vor allem die Erkenntnis, dass nur ein spezieller Stoff aus Cannabis, das sogenannte Tetrahydrocannabinol (THC), über Rauschwirkung verfügt. Alle anderen Komponenten der Pflanze können problemlos verwendet und verzehrt werden, ohne dass dabei eine berauschende oder schädigende Wirkung zu erwarten ist. Diese Erkenntnis führte zur Züchtung THC-armer Hanfsorten, die auch als Nutzhanf oder Industriehanf bezeichnet werden. Nutzhanf ist sozusagen eine „entschärfte“ Version von Cannabis, laut deutschen Gesetzen darf er nicht mehr als 0,2 Prozent THC enthalten. Für eine Anwendung als Rauschmittel ist er dadurch wertlos, dies gilt jedoch nicht für seine Verwendung als Lebens- und Heilmittel.

Für die Verwendung als Nutz- und Nahrungspflanze werden THC-arme Hanfsorten angebaut.

In Deutschland darf Nutzhanf seit 1996 wieder angebaut werden, ein Teil davon wird für die Herstellung von CBD-haltigen Produkten verwendet. Nutzhanfsorten sind zwar THC-arm, enthalten dafür aber alle anderen Wirkstoffe des Hanfs, so auch das CBD.

CBD unterstützt das Endocannabinoid-System

Wie wir bereits gesehen haben, gehen viele Erkrankungen und Beschwerden mit einer Dysbalance des Endocannabinoid-Systems einher. Über eine Regulierung des Endocannabinoid-Systems kann wiederum Heilung oder Linderung ermöglicht werden. Bisherige Forschungen zeigen, dass die regelmäßige Einnahme von CBD das Endocannabinoid-System bei der Wahrung der Homöostase unterstützt. Die Homöostase beschreibt einen Zustand, bei dem unsere Körperfunktionen im Gleichgewicht sind und optimal zusammenarbeiten. Ein gutes Beispiel ist unser zentrales Nervensystem, dort sorgt das Endocannabinoid-System für ein ausbalanciertes Zusammenspiel unterschiedlicher Botenstoffe und greift regulierend ein, wenn zum Beispiel ein Botenstoff nicht ausreichend oder im Überschuss vorhanden ist.

CBD hat über seine Interaktion mit unserem Endocannabinoid-System verschiedene Effekte. Es hebt die Stimmung, fördert Schlaf und Erholung, hemmt Entzündungen und Krebswachstum, löst Ängste und wirkt krampflösend bei epileptischen Anfällen. Laut den Forschungen des Amerikaners Ethan Russo kann CBD zudem hilfreich sein, wenn wir nicht ausreichend Endocannabinoide bilden. Zu den wichtigsten Endocannabinoiden zählen die Stoffe Anandamid und 2-Arachidonylglycerol. Besonders interessant für uns ist das Anandamid.

CBD kann helfen, wenn wichtige Endocannabinoide nicht ausreichend gebildet werden.

Die Bezeichnung Anandamid ist vom Wort „ananda“ inspiriert, das aus dem Sanskrit stammt und Glück, Ekstase und Freude bedeutet. Der Name ist gut gewählt, denn schließlich ist Anandamid mit für unser Wohlbefinden verantwortlich. Die Wirkung von Anandamid lässt sich gut an den wenigen Menschen aufzeigen, die aufgrund einer genetischen Mutation sehr hohe Anandamidwerte haben. Die Betroffenen zeigen keine Angst, sind euphorisch, sehr widerstandsfähig gegenüber Stress und spüren wenig Schmerz. Besonders der letzte Umstand führt bei ihnen zu vielen Verletzungen im Alltag, die aufgrund des hohen Anandamidspiegels jedoch schneller heilen.

Ein Zuviel an Anandamid kann also Probleme machen, ein Mangel jedoch auch. Bilden wir zu wenig von diesem Botenstoff, leidet darunter unser Immunsystem und vor allem unser Seelenleben. Wir fühlen uns bedrückt, ängstlich, freudlos, gestresst und niedergeschlagen. Der Schlaf kann darunter leiden und auch unsere Fähigkeit, uns Dinge zu merken. Laut Ethan Russo spielt ein Endocannabinoid-Mangel bei vielen schmerzhaften Erkrankungen und Beschwerden wie Fibromyalgie, Migräne, Reizdarm und Regelschmerzen eine Rolle. Wenn Endocannabinoide wie Anandamid fehlen, geht dies laut Russos Forschungen mit einer gesteigerten Schmerzempfindlichkeit einher. Beim Reizdarm kann Anandamid zum Beispiel die Sensibilität von sogenannten Capsaicin-Rezeptoren im Darm senken. Eine 2020 publizierte Studie zeigte den stimmungsaufhellenden und angstösenden Effekt von Endocannabinoiden bei Frauen mit Fibromyalgie, sie konnten ihre Anandamidwerte durch körperliches Training verbessern. Die Aktivierung von Anandamid durch körperliche Bewegung zeigt sich auch beim sogenannten Runner’s High, für das der Wirkstoff mitverantwortlich ist. Ein Grund mehr, auf regelmäßige körperliche Bewegung zu achten.

Für die Synthese von Anandamid und allen anderen Endocannabinoiden benötigt der Körper bestimmte Fettsäuren, die wir über die Nahrung aufnehmen. Leider ist Anandamid relativ kurzlebig. Nachdem es gebildet wurde, bleibt es nur kurze Zeit im Gewebe und wird dann durch das Enzym Fettsäureamidhydrolase (FAAH) abgebaut. Hier kommt CBD ist Spiel: Es blockiert FAAH und sorgt damit dafür, dass der wertvolle Botenstoff Anandamid länger wirken kann. Dies kann sich deutlich auf unser Seelenleben auswirken, wie zum Beispiel eine Studie mit schizophrenen Menschen zeigt, die CBD einnahmen. In der Folge verbesserten sich deutlich ihre Anandamidwerte im zentralen Nervensystem, was mit einer Abnahme von Ängstlichkeit und Nie-dergeschlagenheit und einem harmonischeren Seelenleben einherging.

Es ist also sinnvoll, CBD zusammen mit hochwertigen Fetten aufzunehmen. Dies ist zum Beispiel gewährleistet, wenn CBD in die tägliche Ernährung integriert wird, worauf wir uns in diesem Buch konzentrieren.

Die Wirkung von CBD auf andere Körpersysteme

CBD wirkt nicht nur auf das Endocannabinoid-System, auch andere körperliche Mechanismen können durch den Stoff reguliert werden. Die Pharmakologie nennt CBD einen promiskuitiven Stoff, das heißt, er kann an verschiedene Rezeptoren binden. So interagiert das Cannabinoid zum Beispiel auch mit drei Rezeptoren des Serotoninsystems. Der als „Glückshormon“ bekannte Botenstoff Serotonin reguliert im zentralen Nervensystem unser Wohlbefinden, unseren Schlaf und unsere Lernfähigkeit. CBD kann diese Wirkungen unterstützen.

CBD reguliert „Glückshormone“ wie Serotonin, Dopamin und Endorphine.

Die Rezeptoren unseres Opioidsystems reagieren ebenfalls auf CBD. Das Opioidsystem und seine Botenstoffe, die Endorphine und Endomorphine, dienen der Schmerzabwehr, fördern die Motivation und regulieren den Körper unter Belastungen. CBD scheint sie bei diesen Aufgaben zu unterstützen.

Seine lindernde Wirkung bei Suchterkrankungen lässt sich unter anderem dadurch erklären, dass CBD auch an Dopamin-Rezeptoren bindet. Eine Störung des Dopaminspiegels ist nämlich für einen Teil der Entzugssymptome verantwortlich. Dopamin steigert unseren Antrieb, fördert unsere Motivation und sorgt dafür, dass wir zufrieden sind. Diese Eigenschaften scheint CBD zu unterstützen.

Daneben interagiert CBD mit diversen Proteinen in unserem Körper, die die Aktivität von Genen regulieren. Es wird vermutet, dass CBD über diesen Mechanismus unter anderem den Fettstoffwechsel günstig beeinflussen kann.

Eine 2018 veröffentlichte deutsche Studie lässt vermuten, dass CBD insgesamt die Funktion des frontalen Vorderlappens unseres Gehirns fördert, der unter anderem für Motivation, Emotion und Wahrnehmung zuständig ist. Dieser Effekt könnte bei verschiedenen Erkrankungen hilfreich sein, so zum Beispiel bei Morbus Parkinson, Depressionen, Psychosen oder Suchterkrankungen. Die Wirkung von CBD auf den frontalen Vorderlappen könnte auch bei Verhaltensauffälligkeiten wirksam sein, wie einzelne Studien vermuten lassen. Eine Untersuchung zeigte, dass die Interaktion von CBD mit den Serotonin-Rezeptoren aggressives Verhalten dämpfen kann. Bei einer 2020 publizierten Pilotstudie mit geistig behinderten Kindern und Jugendlichen verbesserte CBD Verhaltensauffälligkeiten wie Reizbarkeit, Aggression, Selbstverletzung und Schreien.

Das Endocannabinoid-System besteht aus einer Gruppe von Botenstoffen (Endocannabinoiden), den dazugehörigen Rezeptoren und den Enzymen, die sie produzieren und abbauen. Endocannabinoide beeinflussen eine Vielzahl physiologischer Abläufe, wie beispielsweise Appetit, Schmerzen, Entzündungen, Steuerung der Muskulatur, Stoffwechsel und Gedächtnis. Ist dieses komplexe System im Ungleichgewicht, kann es zu Störungen im Körper kommen.

Die Therapie mit CBD

Aufgrund der vielen verschiedenen positiven Wirkungen von CBD auf unseren Körper liegt es nahe, dass der Hanfwirkstoff als mögliches Therapeutikum für verschiedene Erkrankungen und Beschwerden diskutiert wird. Dazu zählen verschiedene Epilepsieformen, auch solche, bei denen herkömmliche Medikamente nicht wirken. Ein CBD-basiertes Epilepsiemedikament (Epidiolex) steht kurz vor der Zulassung. Auch bei verschiedenen psychischen Erkrankungen wie Schizophrenie, Angststörungen, Psychosen, Depressionen oder Posttraumatischen Belastungsstörungen könnte CBD bald Bestandteil der regulären Therapie sein. Klinische Studien zeigen, dass CBD bei Autismus, Cannabissucht, Nikotinsucht und Morbus Parkinson ebenfalls eine Option sein könnte. In Kombination mit THC wird CBD – zum Beispiel in Form des Cannabismedikamentes Sativex oder durch Inhalieren von Cannabisblüten – bereits effektiv bei Multipler Sklerose, Tumorschmerzen oder Nervenschmerzen eingesetzt.

Cannabinoide wie CBD werden immer häufiger in Therapiekonzepte integriert.

Der therapeutische Einsatz mit Cannabiswirkstoffen ist weltweit auf dem Vormarsch. In Deutschland hat hierfür das 2017 in Kraft getretene Gesetz „Cannabis als Medizin“ den Weg geebnet. Seitdem können Cannabinoide von ärztlicher Seite verordnet werden, die Kosten tragen in vielen Fällen die Krankenkassen. CBD wird meist in Verbindung mit THC verschrieben, kann aber auch alleine verordnet werden. Für diesen Fall stellen Apotheken die „Ölige Cannabidiol-Lösung“ gemäß der Vorschrift NRF 22.10 her.

Ohne Rezept erhältlich sind in Deutschland und vielen anderen EU-Staaten CBD-haltige Produkte aus Hanf wie CBD-Öle oder CBD-haltige Nutzhanftees, sie werden unter anderem als Nahrungsergänzungsmittel angeboten. Nahrungsergänzungsmittel sollen – wie der Name schon sagt – unsere Nahrung ergänzen. Wir sehen sie meist als Produkt, das wir vor oder zu oder nach einer Mahlzeit einnehmen. Das produziert jedes Jahr nicht nur eine große Menge Verpackungsmüll, sondern verursacht auch hohe Kosten, denn die meisten Nahrungsergänzungsmittel sind nicht billig. Eine günstigere und wirkungsvolle Methode ist es, Stoffe, die die Nahrung ergänzen sollen, direkt in diese zu integrieren. So empfehlen wir das auch in diesem Buch – wir lassen CBD Teil unserer täglichen Ernährung werden. Damit folgen wir einer wichtigen Maxime der Naturheilkunde, nach der die Stärkung der eigenen Selbstheilungskräfte bei Tisch beginnt.

Zusammenfassung

„Zurück zur Natur!“ Teile der medizinischen Forschung scheinen diesem Slogan zu folgen. Sie entdecken alte Heilmittel neu, und wissenschaftliche Studien erlauben es, die Wirkung und Effizienz dieser Heilmittel zu verstehen.

Ein gutes Beispiel für diesen Trend ist die etwas in Vergessenheit geratene Heilpflanze Hanf. Aktuelle Studien zeigen, dass sie bei vielen Erkrankungen und Beschwerden hilfreich sein könnte. Das liegt an den darin enthaltenen vielseitig einsetzbaren Cannabinoiden, zu denen auch der nicht psychoaktive Wirkstoff CBD (Cannabidiol) gehört. CBD wird vor allem aufgrund seiner stimmungsaufhellenden, antipsychotischen, antitumoralen, schlaffördernden, entspannenden, angstlösenden und entzündungshemmenden Wirkungen geschätzt. Es greift nicht störend in komplexe Körperabläufe ein, sondern unterstützt unseren Körper, sich selbst zu regulieren und zu heilen.

CBD in die Ernährung integrieren

Wenn wir unserem Körper Medikamente oder pflanzliche Wirkstoffe zuführen wollen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Sie können direkt in die Blutbahn injiziert oder auf die Haut aufgetragen und von ihr aufgenommen werden. Die Haut befindet sich im ständigen Stoffaustausch, scheidet Stoffe aus und lässt andere in unseren Körper passieren. Noch durchlässiger sind die Schleimhäute, insbesondere jene des Verdauungstraktes. Ihre Durchlässigkeit ist für uns essenziell, sie garantiert, dass wir Nährstoffe aufnehmen können und bietet uns andererseits eine gute Option für die Aufnahme von Wirkstoffen. Daher werden die meisten Medikamente und Naturheilmittel oral eingenommen, ihre Inhaltsstoffe gelangen in den Verdauungstrakt und werden dort resorbiert, also in den Blutkreislauf überführt. Die Resorption gelingt am besten, wenn die Verdauungsschleimhaut gut durchblutet ist, was besonders während und nach einer Mahlzeit der Fall ist. Dies gilt auch für CBD. Es ist sinnvoll, den Wirkstoff zum oder unmittelbar nach dem Essen einzunehmen.

Mahlzeiten mit CBD-haltigem Öl anreichern

Was liegt also näher, als CBD direkt in die Ernährung zu integrieren? Eine einfache Variante wäre zum Beispiel die Zugabe von frei verkäuflichen CBD-Ölen zu den Gerichten. Sobald Ihr Essen auf dem Teller liegt, geben Sie einfach die vom Hersteller empfohlene Dosis darauf. Dagegen ist nichts zu sagen, wir haben jedoch einen anderen Vorschlag: In diesem Buch stellen wir Ihnen eine Methode vor, wie Sie selbst ein CBD-haltiges Öl herstellen, mit dem Sie Ihre Speisen – zum Beispiel die Rezepte in unserem Rezeptteil – zubereiten. Das hat den Vorteil, dass Sie das Öl individuell auf Ihre Konstitution anpassen können, und es ist auch noch preiswerter als die Anwendung von CBD-Ölen aus dem Laden.

Dieses selbst hergestellte Öl nennen wir CBD-Speiseöl. Die genaue Bezeichnung ist wichtig, denn es gibt viele ölige Hanfprodukte, wie die folgende Tabelle veranschaulicht.

Verschiedene ölige Produkte aus der Hanfpflanze

BEZEICHNUNG BESCHREIBUNG THC GEHALT VERWENDUNG
Hanföl (oder Hanfsamenöl) Aus Hanfsamen hergestelltes fettes Öl, enthält fast keine Cannabinoide. THC-frei In der Küche – für kalte Gerichte
Ätherisches Hanföl Aus Hanfblüten und -blättern durch Destillation gewonnenes ätherisches Öl THC-frei Für die Aromatherapie
CBD-Öl Bezeichnung für im Handel üblichen in Öl gelösten CBD-haltigen Extrakte; meist mittels CO2-Extraktionsverfahren aus Nutzhanf hergestellt Erlaubt sind THC-Gehalte bis 0,2 Prozent Als Nahrungsergänzungsmittel
CBD-Speiseöl Unsere Bezeichnung für das Öl, das Sie mit unserem Grundrezept aus Nutzhanf herstellen Niedriger THC-Gehalt von unter 0,2 Prozent Für die Zubereitung der Rezepte in diesem Buch
Haschisch-Öl (oder Haschöl, THC-Öl) Öliger Extrakt aus dem Harz von Cannabis Reich an THC Als Rausch- oder Arzneimittel

Über die Wirksamkeit von niedrig dosiertem CBD

Bei den meisten klinischen Studien mit CBD kommen sehr hohe Dosierungen zum Einsatz, meist mehrere Hundert Milligramm pro Tag. Diese Studien gelten als Argument dafür, dass CBD nur in diesen hohen Dosierungen wirksam ist. Das wären schlechte Neuigkeiten für uns, denn solch hohe Dosierungen sind sehr kostspielig und gehen bisweilen mit Nebenwirkungen wie Müdigkeit einher. Es gibt jedoch gute Gründe anzunehmen, dass bereits sehr viel niedrigere Mengen CBD unsere Gesundheit entscheidend beeinflussen.

Praktische Erfahrung

Die Dosierungsempfehlungen für frei verkäufliche CBD-Produkte wie CBD-Öle – und auch für unser CBD-Speiseöl – orientieren sich oft an einer Tagesdosis zwischen 10 und 20 Milligramm CBD, sind also relativ niedrig. Trotzdem werden CBD-Produkte immer beliebter. Grund dafür sind die vielen positiven Erfahrungen von Therapeut*innen und Anwender*innen.

Studien mit niedriger Dosierung

Studien, bei denen eine sehr niedrige CBD-Dosierung verwendet wurde, sind selten, aber es gibt sie. Dazu zählt zum Beispiel eine Publikation aus dem Jahre 2013 von der Forschungsgruppe von Ravi Das. Bei deren Untersuchungen zeigten bereits 32 Milligramm CBD deutlich angstlösende Wirkungen.

Für eine 2018 veröffentlichte Studie wertete der Arzt Julian Kenyon und zusammen mit Kolleg*innen von der Universität London die Fälle von 119 Menschen mit Krebserkrankungen aus, die CBD einnahmen – meist 20 Milligramm pro Tag. Bei 92 Prozent der Testpersonen zeigte sich eine Beeinflussung des Krebswachstums durch die CBD-Gabe.

Eine im Frühjahr 2020 veröffentlichte Auswertung des Cannabis-Spezialisten Graham Gulbransen zeigt, dass von den ersten 400 Menschen in Neuseeland, die CBD angewendet haben, viele Tagesdosen von 40 Milligramm CBD einnahmen.

Optimierung der Aufnahme durch Fettsäuren

CBD und andere Cannabinoide sind fettlöslich. Wie wichtig diese Tatsache ist, zeigte eine Ende 2018 publizierte Studie. Ein Teil der Testpersonen hatte CBD nach einem fetthaltigen Frühstück, der andere Teil hatte CBD auf nüchternem Magen zu sich genommen. Die Studie ergab, dass die gleichzeitige Einnahme von Fetten die Aufnahme von CBD um ein Vierfaches steigern kann. Wenn wir diese Erkenntnis berücksichtigen, können wir zum Beispiel mit einer Dosis von 20 Milligramm die Wirkung erzielen, die einer Einnahme von 80 Milligramm auf nüchternem Magen entspräche.

Eine ähnliche Studie wurde im Februar 2020 publiziert. Bei dieser nahm die erste Gruppe der Testpersonen das CBD-Medikament Epidiolex nach einem fetthaltigen Essen ein, die zweite Gruppe mit einer fettarmen Mahlzeit, die dritte mit Milch, die vierte mit Alkohol und die fünfte auf nüchternen Magen. Das Ergebnis: Nach dem fetthaltigen Essen war der Blutspiegel von CBD fünfmal höher, bei einem fettärmeren Essen immerhin noch viermal höher als bei der Einnahme auf nüchternen Magen. Die Testpersonen, die Vollmilch zu sich nahmen, hatten dreimal so hohe, jene mit einem alkoholischen Getränk doppelt so hohe CBD-Werte im Blut wie die nüchterne Gruppe.

Fettsäuren erleichtern den Übertritt von CBD vom Darm ins Körperinnere, unter anderem indem sie die Ausschüttung von Gallensäuren fördern. Diese ermöglichen uns die Aufnahme von fettlöslichen Nahrungsbestandteilen. Unser CBD-Speiseöl sorgt dafür, dass Sie CBD stets mit einer nennenswerten Menge Fettsäuren einnehmen, die zudem die Bildung von Endocannabinoiden unterstützen.

Entourage-Effekt

Heilpflanzen sind komplexe Heilmittel und für die pharmakologische Forschung eine echte Herausforderung. Diese betrachtet deren Hauptwirkstoffe – auch wir tun das mit diesem Buch: Wir widmen uns vor allem dem Cannabinoid CBD. Doch Heilpflanzen sind keine isolierten Einzelstoffe, sondern komplexe Stoffgemische, Cannabis weist mehr als 100 potenzielle Wirkstoffe aus. Diese wirken im Verbund und unterstützen sich oft gegenseitig in ihrer Wirkung, dieses Phänomen wird als Entourage-Effekt beschrieben. Eindrücklich zeigt ihn die Forschung zum Cannabis-Medikament Sativex, deren Hauptwirkstoffe CBD und THC sind. Daneben enthält es aber auch alle anderen Wirkstoffe des Hanfs, und diese verstärken die Wirkung von CBD und THC in Studien deutlich.

Der Entourage-Effekt kann auch niedrigen CBD-Dosierungen zu mehr Wirkung verhelfen. Dafür ist es wichtig, dass wir CBD im Verbund mit den anderen Inhaltsstoffen des Hanfs einnehmen. Bei unserem CBD-Speiseöl ist das berücksichtigt, bei diesem gehen neben dem CBD auch alle anderen Wirkstoffe des Nutzhanfs ins Öl über.

Mit dem Entourage-Effekt lässt sich auch beeinflussen, welche der vielen Wirkungen von CBD gesteigert werden soll. Ab Seite 44 beschreiben wir, wie Sie mithilfe des Entourage-Effektes das CBD-Speiseöl individuell auf Ihre Bedürfnisse abstimmen können. Noch ausführlicher widmet sich das Buch „Cannabis und Cannabidiol (CBD) richtig anwenden“ diesem Thema.

Zusammenfassung

Forschungen zeigen, dass wir CBD besonders gut aufnehmen, wenn wir es zu oder nach einer Mahlzeit einnehmen. Nahrungsbestandteile wie Fettsäuren fördern seine Aufnahme und damit auch seine Wirksamkeit in unserem Körper. Was liegt also näher, als CBD direkt Teil unserer täglichen Gerichte werden zu lassen? Dafür eignet sich unser CBD-Speiseöl, mit dem Sie Ihre Speisen mit Cannabidiol anreichern können.

Nahrungsmittel aus der Hanfpflanze

Kaum eine zweite Pflanze ist so vielseitig verwendbar wie die Cannabispflanze. Sie kann nicht nur als Rauschmittel oder Medikament eingesetzt werden, aus ihr lassen sich auch Baumaterialen wie Dämmstoffe und moderne Werkstoffe gewinnen, und ihre Fasern dienen der Herstellung von Papier und Textilien. Hanffasern gelten als besonders langlebig, sie sind der Grund, warum zum Beispiel die amerikanische Unabhängigkeitserklärung von 1776 oder die Gutenberg-Bibel von 1455 noch sehr gut erhalten sind. Ihre Strapazierfähigkeit beweisen Hanffasern auch in der Textilindustrie: Hanfkleidung bietet den Komfort von Baumwolle, ist aber deutlich reißfester und belastbarer.

Hanf ist vielseitig verwendbar: als Medizin, als Lebensmittel, für die Bauindustrie und Textil- und Papierherstellung.

Wer auf seinen Feldern Hanf anbaut, hat wenig Arbeit, denn die Pflanze stellt wenig Ansprüche, ist widerstandsfähig und kann unerwünschte Pflanzen durch rasches Wachstum gut verdrängen. Der Hanfanbau produziert auch wenig Abfall – von einer Hanfpflanze kann fast alles verwendet werden. Besonders als Lebensmittel gewinnt die Pflanze an Bedeutung, und das mit gutem Grund. Keine andere Nahrungspflanze bietet einen solch reichhaltigen Mix an Fettsäuren und Aminosäuren, der uns nicht nur gesund ernährt, sondern auch unser Endocannabinoid-System und damit die Wirkung von CBD fördern kann.

Hanföl

Hanföl wird aus Hanfsamen gewonnen, die aus bis zu 35 Prozent Fetten bestehen. Davon sind wiederum fast 85 Prozent ungesättigte Fettsäuren, die für unsere Gesundheit eine wichtige Rolle spielen. Die wichtigste Fettsäure des Hanföls ist die zweifach ungesättigte Fettsäure Linolsäure. Sie zählt zu den Omega-6-Fettsäuren und kann regulierend auf Entzündungsvorgänge und die Hautfeuchtigkeit einwirken. Daneben unterstützt sie das Endocannabinoid-System, da wir aus ihr den Botenstoff Anandamid bilden.

Ebenfalls interessant ist das Vorkommen von (Alpha-)Linolensäure im Hanföl. Linolensäure gehört zur Gruppe der Omega-3-Fettsäuren und ist wie die Linolsäure ein essenzieller Nährstoff, das heißt, wir müssen ihn mit der Nahrung aufnehmen. Dank seines hohen Gehalts an Linolensäure hat Hanföl im Vergleich zu vielen anderen pflanzlichen Speiseölen ein besonders gutes Verhältnis von Omega-6- zu Omega-3-Fettsäuren. Dies wirkt sich positiv auf Entzündungsprozesse und die Tätigkeit des Endocannabinoid-Systems aus. Studien zeigen zudem, dass eine Ernährungsweise, die reich an Linolensäuren ist, die Produktion der Endocannabinoide Anandamid und 2-Arachidonylglycerol fördert. Daneben bildet unser Körper aus Linolensäure die wertvollen Omega-3-Fettsäuren Docosahexaensäure (DHA) und Eicosapentaensäure (EPA). Diese wiederum sind die Grundbausteine für eine Reihe weitere Endocannabinoide, die unter anderem Entzündung, Schmerz und Wohlbefinden beeinflussen. Unser Wohlbefinden können DHA und EPA auch über die Botenstoffe Serotonin und Dopamin positiv beeinflussen.

Die Fettsäuren Linolsäure und Linolensäure sind essenziell, wir müssen sie durch die Nahrung aufnehmen.

Eine Besonderheit ist der im Vergleich zu anderen Speiseölen hohe Gehalt an Gamma-Linolensäure im Hanföl, eine eher seltene Omega-6-Fettsäure. Sie wirkt sich unter anderem positiv auf den Hautstoffwechsel aus, was zum Beispiel bei einer 2005 veröffentlichten finnischen Studie zum Tragen kam. Bei dieser Studie konnte die tägliche Einnahme von Hanföl die Beschwerden von Menschen mit Neurodermitis lindern. Gamma-Linolensäure fördert bei Frauen zudem die Bildung von Prostaglandin, was sich positiv bei Wechseljahresbeschwerden und Menstruationsschmerzen auswirken kann.

In Hanföl findet sich auch die Omega-9-Fettsäure Ölsäure, die unser Körper auch selbst bilden kann. Ölsäure reguliert den Cholesterinspiegel und fördert unter anderem die Gesundheit des Kreislaufsystems und des Gehirns. Einen Teil der Ölsäure wandelt unser Körper in Ölsäureamid um, das an Cannabinoid-Rezeptoren binden und damit die Funktion des Endocannabinoid-Systems unterstützen kann.

Der Anteil der Fettsäuren in Hanföl

FETTSÄURE GEHALT
Linolsäure 50 %
Linolensäure 25 %
Gamma-Linolensäure 5 %
Ölsäure 10 %

Neben den Fettsäuren finden wir im Hanföl noch Chlorophyll, das für den grünen Schimmer verantwortlich ist, und Carotinoide wie Betacarotin, die dem Öl seine charakteristische braun-goldene Farbe verleihen. Entgegen früherer Behauptungen ist Hanföl nicht komplett cannabinoidfrei. Die Hauptwirkstoffe des Hanfs finden sich im Hanfsamenöl zwar nur in Spuren, wie eine 2019 veröffentlichte italienische Studie zeigte. Deren Autoren gehen aber davon aus, dass selbst diese geringen Mengen zu den positiven Effekten des Hanföls beitragen dürften.

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783842629820
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2021 (März)
Schlagworte
Cannabinoide Heilpflanzen Naturheilkunde CBD Rezepte Cannabis Hanfpflanze

Autoren

  • Sebastian Vigl (Autor:in)

  • Nico Schack (Autor:in)

  • Anne Brünnert (Autor:in)

Sebastian Vigl ist Heilpraktiker und auf den Einsatz von Arzneipflanzen und deren Inhaltsstoffen spezialisiert. Auf seinem Blog www.naturheilkundekrebs.de veröffentlicht er Beiträge zu den therapeutischen Einsatzmöglichkeiten von CBD und Hanf. Nico Schack gründete 2019 das Café Canna, Berlins erstes HanfCafé. Sein Ziel ist es, die ernährungsphysiologischen Vorteile der Pflanze aufzuzeigen und diese wieder in unseren Speiseplan zu integrieren. Anne Brünnert ist Beraterin für Social Media und Webauftritte – unter anderem für das Café Canna. Hier steht sie auch gerne mal in der Backstube. Viele der Rezepte aus dem Café teilt sie auf ihrem Blog „Doughlife". Autorenwebsite: https://ihre-heilpraktiker.berlin/
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Titel: Das Hanf- und CBD-Gesundheitskochbuch